Gicht. Das Zipperlein der Wohlstandsgesellschaft

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1 Das Zipperlein der Wohlstandsgesellschaft

2 M00-M25 Arthropathien Klassifizierung Gicht ICD-10 M05-M14 Entzündliche Polyarthropathien M10 Gicht M10.0 Idiopathische Gicht M10.1 Bleigicht M10.2 Arzneimittelinduzierte Gicht M10.3 Gicht durch Nierenfunktionsstörung M10.4 Sonstige sekundäre Gicht M10.9 Gicht, nicht näher bezeichnet RANA Pharma Solutions 2

3 Ursache der Gicht Dem Krankheitsbild der Gicht liegt ein erhöhter Harnsäurespiegel zugrunde, wodurch sich Harnsäurekristalle bilden und in den Gelenken zu erheblichen Schmerzen führen können. Mögliche Ursachen für einen erhöhten Harnsäurespiegel: - Nierenfunktionsstörung mit verminderter renaler Ausscheidung - Induzierung durch Arzneimittel, Nahrungsmittel oder Alkohol - Störung des Purinstoffwechsels, z.b. Lesch-Nyhan-Syndrom RANA Pharma Solutions 3

4 Circulus vitiosus Wird die Löslichkeitsgrenze von Harnsäure überschritten, fallen Kristalle aus, die von Leukozyten phagozytiert werden. Dabei entstehende Stoffwechselprodukte lösen Schmerzen und entzündliche Reaktionen aus. Des Weiteren fällt der ph-wert im Gewebe ab, wodurch weitere Harnsäurekristalle ausfallen und der Teufelskreis beginnt. RANA Pharma Solutions 4

5 Symptome Akute Gicht Bei einem akuten Gichtanfall treten starke Schmerzen einhergehend mit Schwellungen und Erwärmung in den Gelenken auf. Unbehandelt halten die Symptome üblicherweise drei Tage an. Chronische Gicht Mit Fortschreiten der Krankheit kann es zu Defekten in den Gelenken kommen. Mögliche Begleiterscheinungen sind zunehmende Schmerzen, Harnsäurekristallablagerungen in den Gelenken und Nierensteine. RANA Pharma Solutions 5

6 Diagnostik Meist eindeutige Klinik (Plötzlicher Beginn, häufig in der Nacht, sehr starke Schmerzen in den Gelenken, Fieber und/oder Schüttelfrost, bei den ersten Gichtanfällen ist meist nur ein Gelenk betroffen, Lokalisation häufig am Grosszehen- oder Daumengrundgelenk, Sprunggelenk, Kniegelenk, Fingergelenke) Gelenksonographie Gelenkpunktion mit Mikroskopie auf Kristalle Anstieg der Harnsäure auf > 6,5 mg/dl im Blutserum, wobei allerdings trotz normaler Serum-Harnsäurewerte ein Gichtanfall vorliegen kann. RANA Pharma Solutions 6

7 Behandlungsansätze Akute Gicht Kälte und Ruhigstellung des Gelenks Vermehrte Flüssigkeitszufuhr und Alkalisierung des Harns NSAR / Coxibe Glukokortikosteroide Colchicin Chronische Gicht Diätetische Massnahmen (u.a. purinfreie Kost) Medikamentöse Senkung des Harnsäurespiegles durch Erhöhung der Harnsäureausscheidung (Urikosurika) und/oder Reduzierung der Harnsäurebildung (Urikostatika) RANA Pharma Solutions 7

8 Colchicin Colchicin ist ein toxisches Alkaloid in Herbstzeitlosen. Bei der Mitose von Zellen kann Colchicin an freie Mikrotubuli binden, womit die Ausbildung des Spindelapparats unterbleibt und die Zellteilung gestört ist. Bei der Gicht kann Colchicin die Phagozytoseaktivität der Leukozyten senken und dadurch den für Gicht typischen Teufelskreis beenden. Colchicin wird des öfteren von Ärzten verschrieben, wenn Entzündungshemmer wie NSAR oder Glukokortikoide bei der Behandlung des akuten Gichtanfalls versagen. RANA Pharma Solutions 8

9 Colchicin (2) Bei Abweichungen vom üblichen Dosierungsschema sind leicht Intoxikationen möglich, weswegen man ein Augenmerk auf erste Anzeichen richten sollte. Vor allem das Auftreten von Diarrhoe ist ein möglicher Hinweis für eine Überdosierung. Des Weiteren ist Vorsicht geboten bei der Anwendung von Colchicin bei Patienten mit Niereninsuffizienz. Ferner muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. RANA Pharma Solutions 9

10 Colchicin Geringe therapeutische Breite Übliche Einzeldosis: mg Maximale Tagesdosis: 8 mg Maximale Gesamtdosis pro Anfall: 12 mg Schweiz: Kein Präparat zugelassen Deutschland: Colchicum-Dispert RANA Pharma Solutions 10

11 Urikosurika Urikosurika fördern die Ausscheidung von Harnsäure, indem die tubuläre Reabsorption von Harnsäure gehemmt wird. Dadurch sinken die Serumharnsäure-Werte und es folgt eine Mobilisierung von Urat-Depots im Gewebe. Zur Vermeidung einer Kristallisation der vermehrt über die Niere ausgeschiedenen Harnsäure, muss dem Körper reichlich Flüssigkeit zugeführt werden und bei Therapiebeginn muss der Harn neutralisiert werden zwecks Verbesserung der Löslichkeit der Harnsäure. Beispiele: Benzbromaron, Probenecid RANA Pharma Solutions 11

12 Benzbromaron Aufgrund einer Häufung von Meldungen im Zusammenhang mit Lebertoxizität sind Präparate mit dem Wirkstoff Benzbromaron seit dem in der Schweiz nicht mehr im Handel. In Deutschland ist derzeit das Produkt Benzbromaron AL 100 im Handel. RANA Pharma Solutions 12

13 Probenecid Anfangsdosis für 1 Woche: 2 x 250 mg/d Erhaltungsdosis: 2 x 500 mg/d RANA Pharma Solutions 13

14 Urikostatika Einflussnahme auf den Abbauweg von: Hypoxanthin > Xanthin > Harnsäure Hemmung des Enzyms Xanthinoxidase, wodurch die Oxidation von Hypoxanthin in Xanthin und von Xanthin in Harnsäure vermindert wird. Dadurch nimmt die Konzentration an leichter löslichem Hypoxanthin und Xanthin zu, wodurch die de novo-synthese von Purinen durch einen Feedback-Mechanismus abnimmt. Beispiele: Allopurinol RANA Pharma Solutions 14

15 Allopurinol Anfangsdosis: 100 mg/d Dosissteigerung in zweiwöchigem Abstand bis Serumharnsäure 5 mg/dl Übliche Erhaltungsdosis 300 mg/d bis zu 900 mg/d in schweren Fällen Gehört zur Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO RANA Pharma Solutions 15

16 Quellen und weiterführende Literatur Sutaria S, Katbamna R, Underwood M. Effectiveness of interventions for the treatment of acute and prevention of recurrent gout--a systematic review. Rheumatology. 2006; Apr 21; Epub ahead of print. Conaghan PG et al, Risks and benefits of drugs used in the management and prevention of gout., Drug Saf Oct;11(4):252-8 DIMDI, ICD-10, Arzneimittelwirkungen: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie, E. Mutschler, Wissenschaftliche Verlagsges. (April 2008), ISBN-10: X PharmaJournal 07/2011, Zoom pharmadigest, Colchicin, p.17 Rote Liste, Fachinformation Benzbromaron AL 100 Schweizerisches Arzneimittelkompendium, Fachinformation Zyloric (Stand der Information 05/2009) & Santuril (Stand der Information 05/2010) Swissmedic Journal 03/2003, Marktrückzug von Desuric, p. 192 RANA Pharma Solutions 16