HfG Offenbach Fachbereich Produktgestaltung Sommersemester Hausarbeit zum Seminar Kultur und Technik III Prof. Dr.

Transkript

1 NEURO-ENHANCEMENT DER MENSCH UND DER FORTSCHRITT HfG Offenbach Fachbereich Produktgestaltung Sommersemester 2009 Hausarbeit zum Seminar Kultur und Technik III Prof. Dr. Martina Heßler Barbara Ott Mat.nr. 1257

2 INHALT 1. Einleitung 3 2. Definition 4 3. Neuro-Enhancement-Präparate (NEPs) 5 4. Neuro-Enhancement bereits Alltag? Im Leistungssport In der Freizeit Im Beruf 9 5. Die Leistungsgesellschaft Gefahren für die Gesellschaft Suchtgefahr Gesundheitliche Schäden Persönlichkeitsänderung Zwangverhalten Ellenbogengesellschaft Ungleichgewicht Medikamentenmissbrauch Fazit 14 Quellenangabe

3 1. EINLEITUNG Höher-schneller-weiter! Dieses Motto gilt nicht mehr nur den Olympischen Spielen. Der Mensch hat schon immer nach Möglichkeiten gesucht, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Würden wir einfach in den Tag hinein leben wollen, ohne was zu bewegen, dann bräuchten wir keine Wissenschaftler, keine Forschung, keine Designer, keine IQ- Tests und kein Notensystem. Letztere sind dazu da, um unsere kognitive Leistung vergleichbar zu halten. Wie beim Leistungssport das Maßband oder die Stoppuhr. Bei Filmen wie James Bond warten wir gespannt auf die neusten technischen Features, die Bond von Q zugewiesen bekommt. Der Radar, den Bond 1964 in Goldfinger verwendete 1, ist heute bekannt als Navigationssystem. Julius von Voß schrieb schon 1810 in dem Science-Fiction-Roman über die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts und davon dass die Perfektion des Menschen auf fast allen Gebieten vorangetrieben werden würde. Er schreibt von exakten Wissenschaften und Schädelkunde, die zur allgemeinen Veredlung des Menschen beiträgt. Königsdisziplin ist die weit fortgeschrittene Chemie und mit ihr die "Arzneikunst". Er schreibt allerdings auch von der vorangetriebenen Technik, wie etwa Geschosse, die weiter reichen, Reiseziele, die schneller erreicht werden, Häuser mit gigantischen Ausmaßen und Erfindungen, wie die "Waagen" für die "Strahlen der Lichtmaterie", welche sehr an die heute bekannte Spektralanalyse erinnert. 2 Wir träumen also nicht nur davon, wir geben auch Alles, um diese Träume Realität werden zu lassen. Doch zu welchem Preis? Bei den Olympischen Spielen wird schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts gedopt 3, um bessere Leistungen zu erbringen und nun sieht es danach aus, als könnten wir bald auch unser Gehirn auf mehr Leistung trimmen. Doch woran liegt dieser Drang? Im Sport sind die Menschen an Grenzen gestoßen und Doping war ein Mittel diese zu überwinden. Lässt sich dieses Phänomen auf die Arbeitswelt übertragen? Liegt es am Ende an der immer schneller werdenden Technik, die uns eigentlich den Alltag erleichtern soll, dass wir das Bedürfnis verspüren unsere Leistungsgrenzen zu erweitern? Zu Beginn dieser Arbeit wird näher auf den Begriff Neuro-Enhancement, seine Definition und die Bedeutung eingegangen und es werden einige Zahlen und Fakten genannt. Im Anschluss wird untersucht, wie etabliert Neuro-Enhancement in unserer Gesellschaft schon ist, bevor eine mögliche Ursache für dieses Verhalten diskutiert wird. Abschließend werden die eventuellen Gefahren genannt und begründet. 1 Vgl. [Stand: ] 2 Vgl. von Voß, Julius: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Eine Utopie der Goethe-Zeit. In: Materialien und Untersuchungen zur Utopie und Phantastik, Neu herausgegeben und kommentiert von Ulrich Blode, Oberhaid, Utopica Verlag, Bd. 4, 2008, (Originalausgabe: Berlin, 1810) S.25 f 3 Vgl. Runde, Jörg. Doping bei Olympia: Von Jensen bis Johnson. URL: [Stand: ] 3

4 2. DEFINITION Der Begriff Neuro-Enhancement setzt sich zusammen aus Neurologie - der Lehre von den Erkrankungen des menschlichen Nervensystems 4 - und Enhancement, was aus dem Englischen stammt und soviel bedeutet wie Steigerung oder Verbesserung. Neuro- Enhancement (NE), medial auch unter dem Schlagwort Hirndoping geläufig, wird von verschiedenen Autoren auf unterschiedliche Weise definiert. Manche zählen zu diesem Begriff auch die Prophylaxe vor neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen und Andere fassen unter NE sogar jegliche Form der Gedächtnisoptimierung, wie beispielsweise Kaffee, Gedächtnistraining oder Meditation. 5 Ich teile, was die Definition angeht, die Meinung einiger Experten, die Neuro-Enhancement folgendermaßen erklären: [ ]nur Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit oder psychischen Befindlichkeit, mit denen keine therapeutischen oder präventiven Absichten verfolgt werden und die pharmakologische oder neurotechnische Mittel nutzen. 6 Neurotechnische Mittel, wie beispielsweise Hirnschrittmacher oder Gedächtnischips klammere ich aus, weil diese keine Medikamente darstellen, sondern eher Bauteile. Auch eine Brille oder Einlagen in Schuhen zähle ich nicht als NE, da es zum einen auch Bauteile sind und keine Präparate und es sich hierbei nicht um eine Verbesserung über das Normale hinaus handelt, sondern um Maßnahmen, die den Einzelnen auf einen gesellschaftlichen Standart heben sollen. Kaffee und Vitamintabletten kann man zwar zu Präparaten zählen, sind aber schon so in der Gesellschaftsstruktur etabliert, dass ich diese ebenfalls nicht als Neuro-Enhancement-Präparate (NEPs) werte. Außerdem sind dies keine Medikamente, die ursprünglich zur Heilung von Krankheiten entwickelt wurden. NE setzt also dann ein, wenn ein Medikament nicht zur Heilung eingenommen wird, sondern um eine Verbesserung über das Normal hinaus zu erreichen. Doch wer definiert Normal? Ist es die Diagnose eines Mediziners, der Jemanden mit einem Rezept dazu legitimiert ein bestimmtes Medikament einzunehmen? "Was ist noch Behandlung, was ist schon Leistungssteigerung? Diese Entscheidung ist porös geworden" 7 4 Vgl. URL: 1.html [Stand: ] 5 Vgl. Galert, Thorsten / Bublitz, Christopf / Heuser, Isabella / Merkel, Reinhard / Repantis, Dimitris / Schöne-Seifert Bettina / Talbot, Davinia: Neuro-Enhancement. Das optimierte Gehirn. In: Gehirn&Geist, Stuttgart, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbh 11_2009, S Ebd. S Zitiert nach: Grabar, Edda. Technology Review. Ein Chip mehr Gedächtnis. URL: [Stand: ] 4

5 3. NEURO-ENHANCEMENT-PRÄPARATE (NEPS) NEPs sind pharmazeutische Präparate, die zu Behandlung von Krankheiten entwickelt wurden und scheinbar auch eine positive Wirkung auf gesunde Menschen haben. Dank des großen neurowissenschaftlichen Erkenntniszuwachses der letzten Jahre sind etliche Ansätze zum Verständnis und zur Behandlung von krankhaften Befunden wie Gedächtnisschwund, Aufmerksamkeitsstörungen, Depressionen oder Narkolepsie (Schlafsucht) entwickelt worden. Die pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Interventionen, die hier wirksam Abhilfe schaffen können, eignen sich zum Teil zugleich auch als Enhancement-Methoden - eben bei Gesunden. 8 Medikamente gegen Alzheimer-Demenz (Aricept ), Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADS (Ritalin ), gegen Depressionen (z.b. Fluxil ) oder gegen Narkolepsie (Modafinil ) 9 werden außerhalb ihres Indikationsbereichs angewendet. Manche dieser Präparate sind frei käuflich, doch die Meisten müssen verschrieben werden. Doch ist Prüfungsstress bereits als eine psychische Krankheit einzustufen oder eher als Lampenfieber, wie es Carl Friedrich Gethmann, Direktor der Europäischen Akademie, nennt? 10 Die Unterschiede zwischen Krankheit und Gesundheit beginnt unter dem Einfluss der leistungsorientierten Gesellschaft zu schwinden. [ ] Wer hat das zu entscheiden? Das heilungsorientierte Handeln von Ärzten ist unter den Möglichkeiten fragwürdig geworden 11 Dazu kommt noch, dass ihre Wirkung umstritten ist. Teilweise fehlen Langzeitstudien und in den meisten Fällen kam es lediglich zu einer Fehleinschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit, mit der einzigen Ausnahme des Wachmachers Modafinil 12 das schon nicht mehr nur an Narkolepsie-Patienten verschrieben wird wurde es in den USA für Schichtarbeiter freigegeben. 13 Zwischenzeitlich wird mehr Modafinil verkauft, als sämtliche Narkoleptiker verbrauchen könnten. 14 Und dabei hat Koffein nachgewiesen die gleiche Wirkung! In Tests hat man herausgefunden, dass 6 Tassen Kaffee oder 400 mg Modafinil denselben Wach-Effekt haben Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia: Einleitung. In: Neuro-Enhancement. Ethik vor neuen Herausforderungen, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina / Ach, Johann S. / Opolka, Uwe / Talbot, Davinia, Paderborn, Mentis 2009, S Vgl. Ebd. 10 Vgl. Grabar. Ein Chip mehr Gedächtnis. URL: html [Stand: ] 11 Ebd. 12 Vgl. Galert / Bublitz / Heuser / Merkel / Repantis / Schöne-Seifert / Talbot: Neuro-Enhancement. In: Gehirn&Geist, S Vgl. Hall, Stephen S.: Pfiffiger per Pille ein Wunschtraum? In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd.16, Paderborn, Mentis 2009, S Vgl. Ebd. 15 Vgl. Ebd. S

6 4. NEURO-ENHANCEMENT BEREITS ALLTAG? Es gibt zwar einige anekdotische Berichte über die gezielte Anwendung von Medikamenten zur reinen Steigerung der geistigen Leistung, doch kaum zuverlässige Daten, was sicher nicht zuletzt mit dem Graubereich der vermeintlich Kranken zu tun hat, die diese Medikamente verschrieben bekommen. Eine Umfrage der Fachzeitschrift Nature ergab jedoch, dass bereits ein Fünftel Medikamente zur kognitiven Leistungssteigerung verwenden. Besonders die Benutzung von Ritalin, Modafinil und Betablocker wurde abgefragt Menschen aus 60 Ländern beteiligten sich an der Umfrage und 60 Prozent davon, waren unter 35 Jahre alt. 16 Vergleichbare Studien für Deutschland oder Europa existieren noch nicht, allerdings gaben bei einer Umfrage der DAK zum Thema Doping am Arbeitsplatz fünf Prozent der 3000 befragten Arbeitnehmer an, dass sie Substanzen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit oder des Wohlbefindens einnehmen. 17 Brendan Maher, der Autor des Nature-Artikels, weist darauf hin, dass die Einnahme von Medikamenten zur kognitiven Leistungssteigerung in Zukunft ähnlich zunehmen wird wie die Schönheitschirurgie, wenn die bioethischen und psychologischen Bedenken überwunden worden sind. Das Internet wird hauptsächlich zur Verbreitung beitragen. Ein Drittel der Medikamente, die zu nichtmedizinischen Zwecken von den Befragten gekauft wurden, hatten diese im Internet erworben. 80 Prozent waren dafür, gesunden Erwachsenen den Zugang zu leistungssteigernden Medikamenten zu gewähren, 69 Prozent gaben an, dass sie bei der Anwendung leichte Nebenwirkungen in Kauf nehmen würden. Zwei Drittel kennen Kollegen, die solche Medikamente einnehmen. 18 Bei einer Online-Umfrage der Zeitschrift Gehirn&Geist antworteten von 169 Befragten auf die Frage: Würden Sie IQ-Dopingmittel einnehmen, wenn keine Nebenwirkungen zu befürchten sind und sie legal erhältlich wären? lediglich 27 Prozent mit Nein. 19 In Amerika zählt, dass man sich das, was man hat auch verdienen muss 20 und trotzdem wird gerade dort mit NEPs nachgeholfen. Vor allem Jugendliche scheinen davon betroffen zu sein: [ ]Ritalin sei als Lernhilfe so verbreitet, dass die Schüler gelegentlich mit einem Pulverrand um die Nasenlöcher herumliefen, wenn sie das Mittel geschnupft hätten. 21 Es ist vorhersehbar, dass die erbrachten Leistungen sei es die Gehalterhöhung, der gewonnene Kampf um den Chefsessel oder die gute Note in Mathe nicht als erarbeitete, 16 Vgl. Maher, Brendan. Poll results: look who's doping. URL: [Stand: ] 17 Vgl. Kordt, Martin. DAK Gesundheitsreport Schwerpunktthema Doping am Arbeitsplatz. S. 39. URL: [Stand: ] 18 Vgl. Maher. Poll results: look who's doping. URL: [Stand: ] 19 Zitiert nach: Schleim, Stephan. Brainlogs. Mehrheit für IQ-Doping. URL: [Stand: ] 20 Caplan, Arthur L.: Ist besser das Beste? In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd. 16, Paderborn: Mentis 2009, S Vgl. Hall: Pfiffiger per Pille ein Wunschtraum? In: Enhancement. S

7 sondern als geschenkte Leistung betrachtet werden, was sich negativ auf den gesunden Konkurrenzkampf auswirken könnte. Die Mittel gehören zur Definition der Handlung, und wenn man sie verändert, verändert dies die Handlung selbst und kann sie entwerten. 22 Man kennt diesen Effekt, mit den Folgen von Mobbing und Unterstellungen, aus dem Leistungssport und trotzdem wird gedopt. Vielleicht liegt es an den Namen der Präparate, die nun mal nicht Speed, Ecstasy oder LSC heißen und illegale Drogen sind, sondern Ritalin, Modafinil oder Fluxil und Mittel zur Heilung und Linderung von Krankheiten sind. Noch nicht so leicht erhältlich wie Aspirin, aber sie klingen so harmlos wie dieses. Wenn etwas einem kranken Menschen gut tut, warum soll es dann einem Gesunden schaden? Wie alltäglich Enhancement allgemein schon ist, erkennt man bei einer näheren Betrachtung dessen, was bereits betrieben wird und daran, dass es scheinbar Keinem als dieses auffällt. 4.1 IM LEISTUNGSSPORT Wenn man die Nachrichten nach einem sportlichen Ereignis verfolgt, hat man leicht das Gefühl, jeder Sportler dopt und es handelt sich um pures Glück, ob man dabei erwischt wird oder eben nicht wie beim Falschparken. So werden den Einen die Medaillen wieder abgenommen 23 und Andere stellen sich selber, obwohl man sie nicht erwischt hat. 24 Schlechtes Gewissen oder ein Aberkennen der anerkannten Leistung? Mitmachen werden Sie nicht mehr. Von den Kameraden als Verräter verachtet, von der Gesellschaft als Betrüger gesehen, ist Ihre Karriere erstmal auf Eis gelegt. Doch warum wird dann gedopt, wenn man sich so eine Last auflädt und weiß, dass es falsch und unehrlich ist? Es machen zu viele und noch dazu unentdeckt. Verraten werden sie nicht, dazu muss man ja erstmal etwas beweisen können. Der einfachere Weg scheint es zu sein, es selber zu tun. Erweist sich die Menschen-Verbesserung in Form von Doping in jeglichem Spitzensport womöglich als systemimmanent, und ist Dopingfreiheit des Sports sowieso keine Norm mehr, die bei Leistungssportlern akzeptiert ist? 25 Wie soll ein Normal noch gut genug sein? Wir lieben doch die Schlagzeilen, wenn mal wieder ein Weltrekord gebrochen wurde. Da genügt aber auch kein Standardtraining mehr und auch das Höhentraining scheint zu wenig Nutzen zu erfüllen, um die Sportler über ihre psychische und physische Leistungsfähigkeit hinaus zu katapultieren. Nun sind andere Könner gefragt: die Chemiker sind die Weltrekordler in der Disziplin immer neue Präparate zu entwickeln, die am Besten nicht nachweisbar sind. 22 Brock, Dan W. Enhancement menschlicher Fähigkeiten: Anmerkung für Gesetzgeber. In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd.16, Paderborn, Mentis 2009, S Vgl. Sportmedizinische Newsletter. URL: [Stand: ] 24 Vgl. Doping im Sport. Selbst Obama ist geschockt. URL: [Stand: ] 25 Zitiert nach: Eberbach, Wolfram H.: Enhancement im Alltag, In: Die Verbesserung des Menschen. Tatsächliche und rechtliche Aspekte der wunscherfüllenden Medizin, Hg. von Wienke, Albrecht / Eberbach, Wolfram H. / Kramer, Hans-Jürgen / Janke, Kathrin, Berlin Heidelberg: Springer 2009, S

8 4.2 IN DER FREIZEIT Muskeln soweit das Auge reicht. Die Kampagnen der Fitnessstudios sind voll mit starken Männern, die Muskelberge mit sich herumtragen. McFit eine bekannte Fitness-Kette in Deutschland, kürt monatlich ein Mitglied des Monats (MdM). Dieses wird dann in seiner Alltagsumgebung fotografiert und ist dann der Feuerwehrmann Mr. Burns oder Fräulein Hüttengaudi 26 und erfüllt alle Klischees. Das da DOVE mit Ihrer Werbung mit Molligen nur kurz mithalten konnte war absehbar, schnell sind die Hingucker wieder der gut gebaute Bauarbeiter aus der Coca Cola Werbung und die strafen Beine des Modells der Anti-Cellulitecreme, die diese ohnehin noch nie nötig hatte. Muskeln sind ein Zeichen für einen gesunden Körper und einen Menschen, der es sich finanziell und auch zeitlich leisten kann auf seine Fitness und Ernährung zu achten. Sixpack gegen Waschbärbauch. Das gebärfreudige Becken passt schon lang in keine Hose mehr von H&M. In den Fitnessstudios gehören Eiweißshakes, Powerriegel und Energiedrinks zum Standardprogramm im der Vitaminbar. Wem das zu wenig bringt, der verschafft sich stärkere Präparate. Laut einer Umfrage in deutschen Fitnessstudios gaben zwanzig Prozent der Männer zu zwischen vier und acht Prozent der Frauen zu, Arzneimittel der Doping-Verbotsliste einzunehmen. Das fängt an bei Wachstumshormonen und Entwässerungstabletten und geht bis hin zu Anabolika. 27 Wir sehen also nicht nur zu, wie Enhancement betrieben wird, viele betreiben es auch selber. Das die Hemmschwelle zum Neuro-Enhancement da sinkt ist nachvollziehbar. Die eine Pille gleicht der Anderen und die Nebenwirkungen sind ähnlich. Eine Grippeimpfung erscheint gefährlicher. Angesichts der gedopten Freizeitsportler, eine Zahl im sechsstelligen Bereich, ist die Hemmung den Körper durch Medikamente zu pushen sehr gering. 28 Auch was die Leistung unseres Körpers beim geplanten Abendprogramm angeht greift so manch Einer auf Chemie zurück. Gehandelt werden diese Präparate als illegale Drogen unter Namen wie Ecstasy, Kokain oder LSD und uns wird schon in der Grundschule beigebracht, wie schädlich diese Stoffe sind und das es gesellschaftlich nicht angesehen ist, wenn man zu solchen Substanzen greift. Hört es sich nicht viel besser an, dass man sich abends eine Dosis Ritalin genommen hat, um wach zu werden? Noch dazu weil das Medikament vom kleinen Bruder ist und dem ja schließlich auch nicht schadet. 26 Vgl. URL: [Stand: ] 27 Vgl. Eberbach: Enhancement im Alltag, In: Die Verbesserung des Menschen. S Vgl. Ebd. 8

9 4.3 IM BERUF Nicht nur van Gogh benebelte seinen Geist mit Drogen, auch gegenwärtig kann man in der Boulevard Presse von Stars lesen, die den Drogen verfallen sind, weil sie den psychischen Druck nicht aushalten, der täglich auf ihnen lastet oder weil sie ihrer Kreativität nachhelfen wollten, aus Angst nicht schnell genug ein neues Album produzieren zu können. Alkohol und Tabletten, LSD und Kokain sind häufig genannte Alltagsdrogen in der Musikszene. 29 Doch auch der Normale Bürger hat Möglichkeiten seine Leistung zu pushen. Seit Red Bull boomt der beflügelnde Markt der Energiedrinks. Eine Mischung aus Taurin und Koffein verspricht sofort mehr Leistung. 30 Vitamintabletten gibt es in großer Auswahl in jedem Drogeriemarkt und Guaranakaugummis kennt man schon seit Jahren. Das ist alles nicht mehr genug, sondern gehört den alltäglichen Genussmitteln an. Was tun, wenn man nicht mehr hinterherkommt in der Schule? Wenn die Prüfungen zu viel Druck mit sich bringen? Wenn einem kein pfiffiger Slogan für den neuen Werbespott einfallen will? Wenn in einem Jahr der Chefsessel frei wird und noch drei andere Kandidaten wetteifern auf diesen Platz? Hierzu Isabella Heuser, Psychiaterin an der Charité in Berlin: Es ist sinnvoll, den Begriff Doping über den Sport hinaus auf das gesellschaftliche und berufliche Leben auszuweiten [ ] Gerade im Studium und in Berufen, die vom geistigen Kapital leben, ist der Wettbewerb hart. Da ist der Anreiz groß, mit Substanzen die eigenen Fähigkeiten zu unterstützen 31 Mittlerweile gibt es Medikamente für fast alle Herausforderungen des Alltags. Medikamente, die entwickelt wurden, um kranken Menschen zu helfen und teilweise von ihren Entwicklern selber eingenommen werden, um deren eigene Leistung zu verbessern. 32 Auch die Führungselite der Industrienationen macht nicht Halt vor der Anwendung dieser leistungsteigernden Mitteln, auch hier kursieren Medikamente wie Ritalin, Vigil und Fluctin. 33 Ein Dopingverbot für den Schul- und Berufsalltag gibt es noch nicht und ist sicherlich auch schwer durchzuführen. (vgl. Gethmann Seite 5) Noch gibt es nur eine Hand voll Präparate, die sich dazu eignen die kognitive Leistung zu verbessern. Dies wird sich aber sicher ändern, sobald sich diese Mittel zur Effizienzsteigerung erstmal etabliert haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis neben den Vitamintabletten Präparate hängen, die länger wach halten, zehn Prozent mehr Leistung bringen oder die Multitaskingfähigkeit erhöhen. 29 Vgl. Die Stars und die Drogen. URL: Drogen_bid_18948.html [Stand: ] 30 Vgl. Alford, C. / Cox, H. / Wescott, R. The effects of red bull energy drink on human performance and mood. URL: Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum [Stand: ] 31 Zitiert nach: Farin, Tom und Parth, Christian. Hirndoping. Leistung mit Substanz. URL: ~ATpl~Ecommon~Scontent.html [Stand: ] 32 Vgl. Maher. Poll results: look who's doping. URL: [Stand: ] 33 Vgl. Eberbach: Enhancement im Alltag, In: Die Verbesserung des Menschen. S. 6. 9

10 5. DIE LEISTUNGSGESELLSCHAFT Wenn man sich mal unsere Gesellschaft näher ansieht, dann wird man feststellen, dass es sich überall um Leistung und Geschwindigkeit dreht. Unsere Technik macht es vor: nur der schnellste Rechner ist der Beste und wenn das Hochfahren von Windows mal etwas länger dauert als erwartet, gilt das Betriebsystem als veraltet und man ärgert sich. Das Internet muss einen Hi-Speed Datentransfer garantieren, damit wir schnell an Informationen kommen die Zeit in der wir Recherchen mühsam in Bibliotheken betrieben ist passé, zumindest die Vorarbeit wird heute am Rechner gemacht. Kommt die S-Bahn zwei Minuten zu spät, dann kann man ein verärgertes Raunen der wartenden Menge wahrnehmen was für ein Zeitverlust! Wenn wir in den Urlaub fliegen, dann geht es darum möglichst schnell da zu sein, schnell viel zu erleben und auch das Essen und der Service müssen sofort parat sein, wenn man dies verlangt, um keine Zeit zu verlieren. Deutschland sucht den Superstar, das Supertalent, Popstar, Dschungelcamp und wie die ganzen neuen Sendungen heißen, drehen sich nur darum, wer der Beste ist und am längsten mit dem Psychodruck klarkommt. Schon von Klein auf werden wir darauf getrimmt, dass nur das Beste gerade gut genug ist. Dieser Leistungsdruck nimmt nicht ab, er wird mit zunehmendem Alter höher. Zum einen, weil man es vielleicht wirklich zu etwas gebracht hat und nun versucht den Ansprüchen gerecht zu bleiben und sich sogar noch weiter nach oben zu kämpfen und zum Anderen, weil im Alter die Leistungsfähigkeit abnimmt und man trotzdem immer up to date bleiben muss, um nicht noch vor der Rente, die in immer weitere Ferne rückt, arbeitslos zu werden. Wen wundert es noch, dass die Bereitschaft zum Brain-Doping zunimmt, angesichts des Leistungsdrucks, der von unserer Technik scheinbar auf uns selber übergeschwappt ist. Wir können einfach irgendwann nicht noch schneller werden, im Gegensatz zu unseren Maschinen und mit denen müssen wir Schritt halten, um nicht ausgetauscht zu werden. Im aktuellen DAK-Gesundheitsreport von 2009 ist Doping am Arbeitsplatz ein bedeutender Schwerpunkt, als Begründung wird unter anderem Folgendes aufgeführt: Die Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft stellt neue Anforderungen an Arbeitnehmer: Arbeit wird, nicht zuletzt aufgrund von Internet und sich rasch entwickelnder Informations- und Kommunikationstechnologien, zunehmend orts- und zeitflexibel sowie lösungs- und projektorientierter. So wie sich der Zugang zu Informationen vergrößert und Wahlmöglichkeiten sich ständig erweitern, unterliegen Arbeitnehmer zugleich auch wachsenden Anforderungen wie dem Umgang mit Unsicherheit, Wettbewerb und Termindruck 34. Schnelle Auffassungsgabe, gutes Erinnerungsvermögen, lebhafte Kreativität, Aufmerksamkeit, Ausdauer und Stressresistenz. Das sind die Standards, die Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern an kognitiver Leistung fordern. Durch unsere Hi-Tech-Welt zählt weniger das Fingerspitzengefühl und die Muskelkraft sondern mehr was man im Köpfchen hat und was man nicht im Kopf hat, das gibt einem die Pille. Schlauer, schneller, effektiver sein als die Kollegen und das ggf. mit Hilfsmitteln Vgl. Kordt. DAK Gesundheitsreport S. 37. URL: [Stand: ] 35 Vgl. Ebd. 10

11 6. GEFAHREN FÜR DIE GESELLSCHAFT UND ETHISCHE EINWÄNDE Ist NE unmoralisch? Grundsätzlich spricht nichts dagegen, den Einzelnen oder eine Mehrheit zu mehr Leistung zu dopen, oder doch? Hier gibt es einige Gesichtspunkte, die im Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten die Moral entscheiden. Es macht beispielsweise einen Unterschied, ob man ein Medikament freiwillig oder nicht wissend nimmt oder ob man sogar dazu gezwungen wird. Eine Einnahme ist auch akzeptiert, wenn ein Arzt etwas verschrieben hat oder wenn man Beschwerden hat, die man dadurch lindern möchte. 36 Auch der eigene Umgang mit dem Medikament ist ein Punkt. Nimmt man etwas nur vorübergehend oder schon sehr lange. Dies würde dann auf ein Suchtverhalten deuten und das ist in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen. Allerdings steht im Grundgesetz, dass jeder Mensch für sich selber verantwortlich ist und über seinen Körper und seine Psyche entscheiden darf, solange er nicht das Recht Anderer verletzt und dadurch die Gesellschaft gefährdet. 37 Eine Gefahr geht sicher nicht von einem Einzelnen aus, der NEPs zu sich nimmt und wenn, dann gefährdet er eher sich selber, als die Gesellschaft. Dies könnte jedoch dann der Fall werden, wenn mehrere Mitglieder einer Gesellschaft NE regelmäßig betreiben, womit auch schon zwei Faktoren genannt wären. Die Intensität, die Masse und andere Faktoren können NE, wie jedes andere Suchverhalten, zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden lassen. 6.1 SUCHTGEFAHR Nicht alle Präparate, die zu den NEPs zählen machen körperlich abhängig und natürlich können Pillen abgesetzt werden, doch wer zahlt das und wie verhält es sich mit der psychischen Abhängigkeit. Bei einigen NEPs ist deren Wirkung noch nicht nachgewiesen und doch wird bei den Probanten eine Leistungssteigerung festgestellt 38 Plazeboeffekt? Diese psychische Abhängigkeit sollte nicht unterschätzt werden. Wenn Leistung in Verbindung mit einem Medikament gebracht wird, so könnten Versagensängste mögliche Folgen eines Entzuges sein und wenn man die anerkannten Krankheiten unserer Gesellschaft betrachtet wie beispielsweise Internet- und Handysucht 39 dann würde die Sucht nach NEPs nur zu gut ins Bild passen. Sucht ist eine Krankheit und muss behandelt werden, was wiederum Geld kostet und dann nicht unbedingt nur das Problem eines Einzelnen darstellt. Auch wenn nicht Jeder davon abhängig werden muss, so gilt doch, dass man es nicht herausfordern sollte und zudem nicht, wenn Substanzen nicht als ungefährlich einzustufen sind. 36 Vgl. Galert/ Bublitz/ Heuser / Merkel / Repantis / Schöne-Seifert / Talbot: Neuro-Enhancement. In: Gehirn&Geist, S Vgl. URL: [Stand: ] 38 Vgl. Galert/ Bublitz/ Heuser / Merkel / Repantis / Schöne-Seifert / Talbot: Neuro-Enhancement. In: Gehirn&Geist, S Vgl. Internetsucht Computerspielsucht. URL: [Stand: ] 11

12 6.2 GESUNDHEITLICHE SCHÄDEN Natürlich trägt man das Risiko einer dauerhaften Schädigung durch die Einnahme von NEPs zunächst selber, sollte man denken. Doch wenn man über den eigenen Tellerrand hinaus blickt, dann hat der Schaden des Einzelnen in unserer demokratischen Gesellschaftsstruktur, wie schon bei der Suchtgefahr beschrieben, ebenfalls eine Folge für die Allgemeinheit. Wohin mit all den suizidalen Menschen mit Gehirnausfällen und Aggressionen, wer zahlt eventuelle Spätfolgen von denen wir noch nichts ahnen, da es noch keine Langzeitstudien gibt? PERSÖNLICHKEITSÄNDERUNG Auch die Persönlichkeit und die Verhaltensweise können sich ändern. Sei es durch einen Entzug und die damit verbundenen Folgen oder durch die Präparate selber. Denn die Substanzen machen glücklich, selbstbewusster oder ehrgeizig. Auf den ersten Blick durchweg positive Eigenschaften, doch worüber identifiziert man sich? Was ist dann noch Persönlichkeit? Glücklich und melancholisch sind nun mal keine Eigenschaften, die in eine Psyche passen. Das bedeutet, dass eine Eigenschaft verloren geht für die Andere. 41 Unterschiedliche Charaktere sind das was eine Gesellschaft ausmacht. Wir stecken schon in Normanzügen und brauchen nicht noch eine Norm-Denke! Es bleibt auch nicht bei der Persönlichkeitsänderung des Einzelnen, sondern wird Auswirkungen auf das allgemeine Denkmuster haben ZWANGVERHALTEN Es gibt Stimmen, die für eine Zugängigkeit zu den NEPs für die breite Masse sprechen. Jeder soll gleichermaßen die Möglichkeit erhalten seine kognitive Leistung zu verbessern. 43 Doch was ist mit denen, die die Einnahme von NEPs ablehnen? Sollte sich NE irgendwann in die Gesellschaft etabliert haben und nachweislich funktionieren, dann ständen die Skeptiker dem Dilemma gegenüber, dass sie sich entweder mit den ungleichen und für sie nachteiligen Wettbewerbsbedingungen abfinden oder aber dem Gruppenzwang erliegen und NE ebenfalls anwenden müssten um die Chancengleichheit wieder herzustellen. 40 Vgl. Hudoletnjak, Ivana. Leserbrief. Neuro-Enhancement-Nebenwirkungen von Psychopharmaka, zu: Das Memorandum. In: Gehirn&Geist, Stuttgart, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft URL: [Stand: ] 41 Vgl. Galert/ Bublitz/ Heuser / Merkel / Repantis / Schöne-Seifert / Talbot: Neuro-Enhancement. In: Gehirn&Geist, S Vgl. Kramer, Peter D. Die Botschaft in der Kapsel. In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne- Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd.16, Paderborn, Mentis 2009, S Vgl. Raabe, Kristin In einem Interview mit Seynsche, Monika. Deutschlandfunk. Freigabe für Brain Doping gefordert. URL: [Stand: ] 12

13 6.5 ELLENBOGENGESELLSCHAFT Wie es im Gesundheitsreport der DAK (siehe Kap. 5) schon beschrieben ist, geht es bei der Anwendung von NEPs darum schlauer, schneller und effektiver zu sein aber vor allem besser zu sein als die Anderen. Es geht nicht wirklich darum sich selber etwas Gutes zu tun, wie bei einem Yogakurs oder wenn man Vitamintabletten schluckt, sondern vorrangig darum die Nase im Wettbewerb vorne zu haben. Das kann zu einem erhöhten Konkurrenzdruck führen in unserer ohnehin schon leistungsorientierten Gesellschaft UNGLEICHGEWICHT Nicht Jeder, der kann will und nicht Jeder der will kann. Was zu einem Ungleichgewicht führt, das man aus dem Leistungssport kennt. Hier ist Doping verboten. Mögliche Folgen könnten sein, dass die Reichen schlauer werden. Nun gibt es die Meinung, dass Privatunterricht oder der Besuch einer exzellenten Schule auch Einfluss auf die Bildung eines Menschen haben 45, allerdings ist der Weg ein anderer und wenn sich ohnehin schon Privilegierte dann auch noch mit NEPs pushen, dann führt das zu einer noch stärkeren Klassenteilung. 6.7 MEDIKAMENTENMISSBRAUCH Da es sich bei den NEPs, um Medikamente handelt, die verschreibungspflichtig sind und entwickelt wurden, um Krankheiten zu lindern, muss man sich die Präparate entweder auf dem Schwarzmarkt besorgen oder vom Arzt verschreiben lassen. Das es Medikamente sind und keine Drogen in dem Sinne, macht es natürlich schwerer einen Missbrauch zu verhindern. Verbieten kann man die Substanzen kaum, da viele Menschen darauf angewiesen sind. Das macht die Beschaffung natürlich leichter. Ein Arzt kann nicht einfach nachweisen, dass keine Konzentrationsstörung oder Depression vorliegt, da es den Patienten nicht im Gesicht ablesbar ist. Sollten NEPs frei zur Verfügung stehen müsste die Einnahme trotzdem unter einer medizinischen Beobachtung stattfinden, um Nebenwirkungen und Folgeschäden zu vermeiden, doch ist es die Rolle des Arztes gesunden Menschen zu mehr Leistung zu verhelfen? 44 Vgl. Galert/ Bublitz/ Heuser / Merkel / Repantis / Schöne-Seifert / Talbot: Neuro-Enhancement. In: Gehirn&Geist, S Vgl. Ebd. S. 8 13

14 7. FAZIT Neuro-Enhancement ist kaum aufzuhalten, da die Forschung im neuronalen Bereich noch lang nicht beendet sein werden. Im Gegenteil, noch lindern viele Präparate nur eine Krankheit und der Patient ist über sehr lange Zeit darauf angewiesen. Sollte es irgendwann möglich sein, durch die Einnahme einer einzelnen Pille eine Krankheit zu heilen, so ist es sicher auch möglich mit eben dieser Pille 100 % Leistung, Wachheit, Kreativität und was man sonst noch alles benötigt, um erfolgreich zu sein, zu erlangen. Doch wie misst sich diese Leistung? Verteilt man in Zukunft Noten anhand der Blutproben oder des Urintests? Wir sollten es nicht soweit kommen lassen, denn es ist der erste Schritt in einen Teufelskreis. Ist es nicht schon problematisch genug, dass die gegebene Leistung scheinbar nicht mehr ausreicht? Der Leistungsdruck ist schon hoch genug, wir sollten nicht versuchen dem nachzugeben indem wir uns angleichen. Viel effektiver ist es doch nach der Ursache zu suchen Schlaf ist komerz - ungleichheiten an den schulen Doch woran liegt dieser Drang? Im Sport sind die Menschen an Grenzen gestoßen und Doping war ein Mittel diese zu überwinden. Lässt sich dieses Phänomen auf die Arbeitswelt übertragen? Liegt es am Ende an der immer schneller werdenden Technik, die uns eigentlich den Alltag erleichtern soll, dass wir das Bedürfnis verspüren unsere Leistungsgrenzen zu erweitern? 14

15 QUELLENANGABEN Internet: [Stand: ] Grabar, Edda. Technology Review. Ein Chip mehr Gedächtnis. URL: [Stand: ] Maher, Brendan. Poll results: look who's doping. URL: [Stand: ] Schleim, Stephan. Brainlogs. Mehrheit für IQ-Doping. URL: [Stand: ] Kordt, Martin. DAK Gesundheitsreport Schwerpunktthema Doping am Arbeitsplatz. S. 39. URL: [Stand: ] [Stand: ] Runde, Jörg. Doping bei Olympia: Von Jensen bis Johnson. URL: [Stand: ] Sportmedizinische Newsletter. URL: [Stand: ] Doping im Sport. Selbst Obama ist geschockt. URL: [Stand: ] URL: [Stand: ] Die Stars und die Drogen. URL: [Stand: ] Alford, C. / Cox, H. / Wescott, R. The effects of red bull energy drink on human performance and mood. URL: Entrez.Pubmed. Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum [Stand: ] Farin, Tom und Parth, Christian. Hirndoping. Leistung mit Substanz. URL: B4C56BED2AA816B217307~ATpl~Ecommon~Scontent.html [Stand: ] URL: [Stand: ] Internetsucht Computerspielsucht. URL: [Stand: ] Hudoletnjak, Ivana. Leserbrief. Neuro-Enhancement-Nebenwirkungen von Psychopharmaka, zu: Das Memorandum. In: Gehirn&Geist, Stuttgart, Spektrum der 15

16 Wissenschaft Verlagsgesellschaft URL: [Stand: ] Raabe, Kristin In einem Interview mit Seynsche, Monika. Deutschlandfunk. Freigabe für Brain Doping gefordert. URL: [Stand: ] Lektüre: Brock, Dan W. Enhancement menschlicher Fähigkeiten: Anmerkung für Gesetzgeber. In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd.16, Paderborn, Mentis 2009, S. 59. Caplan, Arthur L.: Ist besser das Beste? In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd. 16, Paderborn: Mentis 2009, S Eberbach, Wolfram H.: Enhancement im Alltag, In: Die Verbesserung des Menschen. Tatsächliche und rechtliche Aspekte der wunscherfüllenden Medizin, Hg. von Wienke, Albrecht / Eberbach, Wolfram H. / Kramer, Hans-Jürgen / Janke, Kathrin, Berlin Heidelberg: Springer 2009, S Galert, Thorsten / Bublitz, Christopf / Heuser, Isabella / Merkel, Reinhard / Repantis, Dimitris / Schöne-Seifert Bettina / Talbot, Davinia: Neuro-Enhancement. Das optimierte Gehirn. In: Gehirn&Geist, Stuttgart, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbh 11_2009, S Hall, Stephen S.: Pfiffiger per Pille ein Wunschtraum? In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd.16, Paderborn, Mentis 2009, S Kramer, Peter D. Die Botschaft in der Kapsel. In: Enhancement. Die ethische Debatte, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia, Bd.16, Paderborn, Mentis 2009, S Schöne-Seifert, Bettina und Talbot, Davinia: Einleitung. In: Neuro-Enhancement. Ethik vor neuen Herausforderungen, Hg. von Schöne-Seifert, Bettina / Ach, Johann S. / Opolka, Uwe / Talbot, Davinia, Paderborn, Mentis 2009, S. 9. Von Voß, Julius: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Eine Utopie der Goethe-Zeit. In: Materialien und Untersuchungen zur Utopie und Phantastik, Neu herausgegeben und kommentiert von Ulrich Blode, Oberhaid, Utopica Verlag, Bd. 4, 2008, (Originalausgabe: Berlin, 1810) S.25 f 16