Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der St. Petersburg State University of Economics (UNECON)

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1 Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der St. Petersburg State University of Economics (UNECON) Name: Dominik Bichlmeier Semester: Wintersemester 2016/2017 (September Januar) Programm: Fakultätspartnerschaft Studiengang: TUM-BWL, M.Sc. Bewerbungsphase Weil mein Interesse an Russland schon immer sehr hoch war und ich auch durch einen Sprachkurs weiter motiviert wurde, das Land zu besuchen, habe ich mich für ein Auslandssemester in Russland entschieden. Obwohl viele meiner Freunde meinen Enthusiasmus nicht verstehen konnten, habe ich mich dann für die UNECON in St. Petersburg entschieden. Bis zum Antritt meines Auslandssemesters erreichte ich das Sprachlevel A2.1 über die Sprachkurse der TUM. Die Bewerbung muss schon recht früh eingereicht werden (in meinem Fall ein knappes Jahr vor Antritt). Jedoch sind die einzureichenden Unterlagen recht übersichtlich: - Lebenslauf - Notenauszug - Online Bewerbungsformular - Nachweis über Englisch- und Russischkenntnisse Für den Englischnachweis reicht der DAAD-Test, den man recht unkompliziert in den Computerräumen der TUM machen kann. Als Russischnachweis reicht eine Teilnahmebestätigung eines Russischkurses an der TUM. Nach Erhalt der Zusage für das Auslandssemester werden dann die weiteren Schritte von den Koordinatoren übermittelt. Vorbereitung Visum: Für das Visum benötigt man einige Unterlagen, wie den Nachweis über eine Auslandskrankenversicherung, ein Passbild und natürlich die Einladung der UNECON (es muss das Original vorgelegt werden). Die Kosten für das Visum belaufen sich auf ca Auf folgender Seite ist alles genauer aufgelistet. WICHTIG: Man erhält vorerst nur ein normales Visum, welches lediglich 3 Monate gültig ist. In Russland erhält man dann sein Multi-Entry-Visum. Dieses kostet noch einmal ca. 30.

2 Man sollte ganz genau prüfen, ob das Visum fehlerhaft ist. Damit kann man sich einige Zeit und Ärger mit russischen Beamten sparen. (Tipp: Das Visum über das VHS-Zentrum einreichen, da hier noch einmal die eigenen Angaben überprüft werden) Auch das Multi-Entry-Visum sollte man später mit anderen Austauschstudenten abgleichen. Anreise: Es gibt jeden Tag einen Flug von München nach St. Petersburg, der eigentlich immer recht günstig ist (ab ca. 150 ). In meinem Fall wurde ich von einem Buddy vom Flughafen abgeholt und man fährt meist mit Taxi zur Universität. Das ist erst einmal sehr praktisch, da der Flughafen doch etwas außerhalb liegt und eher umständlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Gleich nach Ankunft hat man uns auch das Wichtigste rund um die Universität gezeigt (z.b. Supermärkte). Sonstiges: Nach meiner Ansicht ist es sehr empfehlenswert Russisch zumindest ein wenig zu beherrschen. Zwar sind auch einige Austauschstudenten dabei, die keine Sprachkenntnisse haben, diese sind dann aber öfter auf Übersetzer angewiesen. Viele Russen sprechen nämlich nur schlecht oder gar nicht Englisch. Falls man schon im Voraus weiß, dass man nicht im Dorm schlafen möchte, kann man sich über Airbnb oder über die Facebookgruppe Roommate and Flatfinder SPB recht günstige Wohnungen suchen. Praktisch: Durch die von der UNECON eingerichtete FB-Gruppe kann man sich gut mit den anderen Studenten über deren Vorbereitungen austauschen. Studium Vor Semesterbeginn muss man schon ein Learning Agreement ausfüllen, welches aber immer wieder aktualisiert werden kann. Mit Fr. Helfers vom International Office der TUM kann man dann abklären, welche Kurse zum Beispiel für das wirtschaftswissenschaftliche Wahlfach angerechnet werden können. Man muss mindestens 21 ECTS belegen und obwohl der Russischkurs keine Pflicht für Masterstudenten ist, kann ich diesen nur wärmstens empfehlen. Mit 12 Wochenstunden ist dieser sehr zeitintensiv aber der Lernfortschritt ist enorm. Ich war zum Beispiel in einem fortgeschrittenen Kurs mit Finnen und Bulgaren. Der Fokus des Sprachkurses lag viel auf Grammatik, Hör- und Leseverständnis, sowie eigenem Sprechen. Unter dem Semester wird man dann zweimal geprüft, woraus dann die Endnote gebildet wird. Die Arten der Prüfungen variieren aber von Lehrer zu Lehrer. Es werden auch teilweise sehr interessante Wirtschaftskurse angeboten, die vom Lernaufwand überschaubar sind. Durch die Anwesenheitspflicht kann es trotzdem recht stressige Wochen geben. Nachteilig ist, dass die Kurstermine teilweise recht kurzfristig angesetzt werden, was in meinem Fall eine längerfristige Reiseplanung fast unmöglich machte. Zum Lernen gibt es leider keine speziellen Räume in der Universität. In den etlichen Cafés oder Anti-Cafés der Stadt findet sich aber immer ein Platz. Auch in den Sitzecken oder Küchen der Dormitories kann man sich für Präsentationen, etc. treffen. Die Art der Leistungserhebung kann in den einzelnen Kursen stark variieren (schriftliche oder mündliche Prüfungen, Mitarbeit, Hausarbeiten, Präsentationen). In manchen Kursen (z.b. bei Prof. Kostin) wurde für meinen Geschmack mit Hausarbeit, Prüfung und Präsentation teilweise etwas zu viel verlangt (Im Hinblick auf lediglich 3 ECTS).

3 Leben St. Petersburg ist eine wunderschöne Stadt und bietet enorm viele Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten. Ausgesprochen positiv war die Betreuung durch das Buddyprogramm. Während des ganzen Semesters werden immer wieder Aktivitäten und Ausflüge angeboten, die für jeden Geschmack etwas bieten. Zum Beispiel ein Ausflug nach Vyborg, eine Besichtigung der Baltika-Brauerei mit anschließender Verkostung oder gemeinsames Schlittschuhfahren. Die Buddies waren immer sehr hilfsbereit, für alle Fragen offen und konnten immer gute Tipps geben. Kultur Kulturell sind wohl nur wenige Städte weltweit auf einem ähnlich hohen Level. Es gibt unzählige Museen zu besichtigen, ein riesiges Angebot an Theatern und Ähnlichem. Ich kann einen Besuch des Mariinsky Theaters nur empfehlen. Man sollte sich aber frühzeitig um Tickets kümmern, damit man gute Plätze bekommt. Die Eintritte für Museen sind mit dem Studentenausweis auch sehr günstig (im Mittel um die 200 Rubel). Des Weiteren kann ich noch die Aussichtsplattform der St. Isaaks Kathedrale empfehlen, von der man einen wunderbaren Rundumblick auf die Stadt hat. Auch ein Eishockeyspiel ist wirklich einen Besuch wert (teilweise schon ab 500 Rubel). Das Stadion ist sehr leicht mit der orangenen Metrolinie zu erreichen (Station Prospekt Bolschevikov) 1 Sonnenuntergang von der St. Isaaks Kathedrale

4 2 Eishockeyarena Essen und Kosten Es gibt natürlich unzählige Restaurants für sämtliche Anlässe und Geschmäcker. Die Universität hat zwar eine eigene Mensa, diese habe ich aber nie besucht, da die Stimmen etwas gemischt waren. An Wochentagen gibt es in den meisten Restaurants ein verbilligtes Business Lunch oder Rabatte für Studenten. Hier einige Restaurants, die wir öfter besucht haben: - Mickeys and Monkeys (Business Lunch 360 Rubel und beste Essensqualität) - Marketplace (Business Lunch 220 Rubel, Kantinenartig aber trotzdem lecker), 2-mal am Nevskii Prospekt - Marchellis (Business Lunch Rubel, leckere Pizza und Pasta), 2-mal am Nevskii Prospect - Usbeke (Mittagessen jeden Tag sehr günstig und reichhaltig ca. 200 Rubel), in einer Seitenstraße zum DIXI (Supermarkt) an einem lila Schild, Restaurant im Keller. Die Dame kann aber nur Russisch. Sie gibt sich aber auch sehr Mühe falls man kein Russisch spricht und man kann ihr auf Bildern zeigen, was man will. Ich empfehle Samsa und Plov. - Citygrill (Burger als Business Lunch 250 Rubel, die Qualität wurde im Laufe des Semesters schlechter), auf dem Weg von der Universität zur Metrostation Nevskii Prospekt.

5 Abends: Natürlich bietet St. Petersburg, wie jede andere Großstadt etliche Möglichkeiten zur Abendgestaltung. Viele Bars und Nachtclubs am Nevskii-Prospekt, in der Rubensteinerstraße aber auch rund um die Universität bieten nicht nur für richtige Partylöwen etwas. Dormitories Ich habe die Möglichkeit wahrgenommen in den Dormitories der Universität unterzukommen. Diese befinden sich direkt neben der Universität, also direkt im Stadtzentrum. Die Miete ist mit 7500 Rubel (Doppelzimmer im alten Gebäude) extrem günstig (ca Rubel im Einzelzimmer neues Dormitory). Die Zimmer werden zufällig vergeben. Zwar mag das alte Gebäude erst einmal abschrecken, da es noch einen recht speziellen Sovietcharme ausstrahlt, aber für mich war es halb so schlimm. Man teilt sich mit anderen Studenten sowohl Dusche, Toilette als auch Waschmaschine und Küche. Kühlschränke befinden sich in den Zimmern. Falls man etwas Glück mit seinem Zimmernachbarn hat, ist es eigentlich recht gemütlich im alten Gebäude. Wenn etwas kaputt gehen sollte wird es erstaunlicherweise immer sehr schnell repariert. Die Putzfrauen machen täglich sauber und falls man lieb frägt, versorgen sie einen auch mit extra Handtüchern oder Decken. Im Vergleich dazu gibt es im neuen Gebäude (7er Dorm) fast nur Einzelzimmer mit eigenen Bädern. Auch die Küchen sind hier deutlich moderner eingerichtet. Küchenutensilien sind eigentlich vorhanden, aber hier trotzdem einige Dinge, die man sich noch zulegen sollte: - Eigenes Geschirr und Besteck - Eventuell noch 1-2 Handtücher, da man in der Woche nur eines bekommt, welches sehr klein ist - Mehrfachstecker für die Steckdose 3Doppelzimmer 8. Dorm mit Kühlschrank

6 Fazit Es war eine wunderbare Erfahrung, dieses einmalige Land mit all seinen Facetten kennengelernt zu haben. Die Menschen in Russland sind meist überaus freundlich und der Kontakt zu Einheimischen ist immer unkompliziert. Auch wenn man im Dorm lebt und viel Zeit mit anderen Austauschstudenten verbringt, kam der Kontakt zu Russen nie zu kurz, da ich diesen auch gesucht habe. Ich habe viele sehr gute Freundschaften mit Leuten aus der ganzen Welt schließen können. Es ist sehr schade, dass die Zeit so schnell verging und ich würde die Entscheidung nach Russland zu gehen jederzeit wieder treffen.