Meteorologische Entwicklung. Niedrigwasser-Berichtsperiode Mit Niedrigwasser in den Sommer
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- Samuel Klein
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1 Niedrigwasser-Berichtsperiode Mit Niedrigwasser in den Sommer Niedrigwasser der Elbe, Stadtstrecke Dresden (Bild: P. Walther, LfULG Sachsen) Gewissermaßen als Fortsetzung der Niedrigwasserphase, die von August 2016 an über rund ein halbes Jahr in den deutschen Stromgebieten herrschte, erreichen nun auch die aktuellen Pegelstände wieder kritische Marken. Betroffen sind vor allem Elbe, Havel/Spree und Weser. Die weiteren Aussichten sprechen für eine Stagnation bzw. einen leichtes Absinken der Wasserstände und Abflüsse der Bundeswasserstraßen in den kommenden Tagen. Ohne durchgreifende Änderung hin zu niederschlagsreicherer Witterung zeichnet sich deutschlandweit für den Sommer eine außergewöhnliche Verringerung des Wasserdargebots in den Oberflächengewässern ab. Meteorologische Entwicklung Bereits das Vorjahr war ab dem Juli 2016 relativ trocken. Diese Niederschlagsarmut setzte sich auch mit Beginn des hydrologischen Jahres 2017 (d.h. seit November 2016) bis zum heutigen Berichtstermin fort. Dabei waren viele Monate auch sonnenscheinreich und überdurchschnittlich warm (Ausnahmen: Nov sowie Jan. und Apr. 2017). Nachstehend eine Kurzcharakteristik des Witterungsgeschehens in den zurückliegenden Monaten: Im November 2016 zeigte das Deutschlandwetter noch ein breites Wetterspektrum von einem winterlichen Witterungsabschnitt mit Kälte sowie einer Schneedecke in den Hochlagen und Teilen des Norddeutschen Flachlands, die Mitte November mit 1
2 gebietsweise gefrierenden Niederschlägen beendet wurde. Eine Strömung aus südlichen Richtungen brachte, neben Tauwetter und milden Temperaturen, auch eine Reihe von Tiefdruckgebieten. Diese trafen, teils mit Sturmböen, vor allem die Westhälfte, bevor die nächste Kältewelle mit viel Sonnenschein den Monat beendete. Insgesamt fiel der November überwiegend zu kühl und zu trocken aus. Hochdruckgebiete bestimmten dann wieder den Witterungscharakter im Dezember und sorgten für einen sonnigen und trockenen sowie zu milden Monat. Im Januar dominierten wie schon im Vormonat Hochdruckgebiete den Witterungscharakter über Mitteleuropa, die von Tiefs und ihren Ausläufern unterbrochen wurden. Diese brachten neben Orkanböen und einer Sturmflut an der Nordseeküste auch reichlich Schnee und gefrierenden Regen mit sich. Unter Hochdruckeinfluss kühlte die Luft in den langen, windschwachen Winternächten über den Schneeflächen stark ab und bei anhaltendem Frost bildete sich Eis auf Seen und Flüssen. So fiel der Januar deutlich zu kalt und überwiegend zu trocken aus. Die Sonnenscheindauer lag fast überall über dem Durchschnitt. Der Februar 2017 war dann wiederum zu warm und zu trocken, wobei vielerorts eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer registriert wurde. Im März traten Witterungsabschnitte mit Sturm, Dauerniederschlag und Tauwetter auf, die sich mit Phasen unter Hochdruckeinfluss abwechselten. Insbesondere in der letzten Märzwoche sorgten diese für reichlich Sonne und hohe Temperaturen, so dass der Monat als wärmster März seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 verbucht wurde. Niederschlagsbezogen fiel er eher zu trocken, jedoch im Osten überwiegend zu feucht aus. Die Sonnenscheindauer lag fast überall über dem Durchschnitt. Im April folgte dann eine Rückkehr des Winters. Nach einem trockenen Beginn stellte sich das Wetter zur Monatsmitte um. Es floss Kaltluft nach Deutschland und örtlich traten starke Nachtfröste auf. Zudem brachten Tiefdruckgebiete Niederschlag, der in höheren Lagen auch als Schnee fiel. So war der Monat in der Bilanz verbreitet zu kalt, mit Ausnahme des Südwestens und der Küste sonnenscheinarm und insgesamt wiederum zu trocken. Der Mai begann, von Polarlufteinbrüchen und Nachtfrösten geprägt und gebietsweise verregnet. In der zweiten Maihälfte sorgten Strömungen aus westlichen und südlichen Richtungen für sommerliche Temperaturen. In zeitweise schwül-warmen Luftmassen entwickelten sich wiederholt heftige Gewitter, örtlich von Starkregen, Hagel und Sturmböen begleitet. So fiel der Monat überall zu warm und überwiegend zu trocken aus. Die mittlere Sonnenscheindauer wurde im Norden meist unter-, nach Süden hin zunehmend überschritten. Auch der Juni war bisher 1 bis 3 C wärmer als das vieljährige Mittel. Obwohl bei einer zumeist sommerlichen wechselhaften und feuchten Witterung an vielen Orten teils heftige Gewitter mit Starkniederschlägen auftraten, ist er bis dato auch zu trocken. 2
3 Abb.1: Abweichung der monatlichen Niederschlagshöhen vom vieljährigen Mittel 1981/2010 für die Flächenmittel der deutschen Stromgebietsanteile von Ems, Weser, Elbe, Rhein und Donau im Zeitraum Nov bis Mai 2017 (Datenquelle: Deutscher Wetterdienst) Die Reihe der überwiegend trockenen Monate in der Rückschau seit Beginn des hydrologischen Jahres 2017 prägt auch die nachstehende Grafik: In Abbildung 1 sind die Flächenmittel der monatlichen Niederschlagsanomalien (=Abweichungen vom Mittel) für die deutschen Stromgebietsanteile dargestellt. Demnach fallen (mit Ausnahme des Donaugebietes) in sämtlichen betrachteten Einzugsgebieten die Niederschlagssummen in allen betrachteten Monaten im Vergleich zum vieljährigen Mittel der Jahre 1981/2010 deutlich unterdurchschnittlich aus. Am niederschlagsärmsten zeigte sich der Monat Dezember 2016, in den übrigen Monaten wurden oft nur 50 bis 90% der Normalwerte erreicht. Von allen Flussgebieten gab es im Elbeeinzugsgebiet, über alle sieben Monate des bisherigen hydrologischen Jahres gemittelt, mit ca. 52% des Üblichen relativ gesehen die geringsten Niederschläge. Die hydrologische Lage in Deutschland In der Pegelkarte (Abb. 2) verweisen orange Markierungen auf Stationen mit besonders niedrigen Wasserständen. Besonders auffällig sind räumliche Massierungen von Stationen mit niedrigen Wasserständen an den Bundeswasserstraßen Weser, Elbe und Havel-Spree-Gebiet, während an Oder, Donau, Ems und Rhein noch vergleichsweise günstige Bedingungen herrschen. Das Zustandekommen dieser Situation erklärt sich (vor dem Hintergrund geringer Ausgleichskapazitäten aus den aktuell geringen Boden- und Grundwasservorräten angesichts der trockenen Monate des laufenden Jahres und des Vorjahres) durch hohe Verdunstungsraten und gleichzeitig geringe Niederschläge der letzten Wochen. Die geringen Ausgleichskapazitäten lassen im Übrigen bereits jetzt für die Sommermonate eine deutliche Verschärfung der Niedrigwasserlage erwarten, sollten die trockenen Witterungsverhältnisse sich nicht ändern und ergiebige, großflächige Niederschläge einsetzen. 3
4 Abb. 2: Pegelkarte für Deutschland am 20. Juni 2017 Quelle: WSV/PEGELONLINE An staugeregelten Gewässern, z.b. im Havel-Spree-Gebiet, können Abflussdefizite zur Verbesserung der nautischen Verhältnisse durch die Wehrsteuerung ausgeglichen werden. Anders bei freifließenden Gewässern, wie aktuell der Elbe oder Teilen der Weser: Hier sieht sich die Schifffahrt mit Frachtbeschränkungen konfrontiert, um den Tiefgang der Schiffe an die verfügbaren verringerten Fahrrinnentiefen anzupassen. Eine Orientierung in diesem Zusammenhang stellen einschlägige Niedrigwassermarken (GlW, RNW) dar. Abbildung 3 zeigt anhand repräsentativer Pegel an Bundeswasserstraßen: Diese nautisch relevanten Niedrigwassermarken sind an Elbe, Weser und Donau bereits unterschritten oder zumindest in Reichweite. Am Rhein sowie (hier nicht dargestellt) den Bundeswasserstraßen Ems und Oder sind die Verhältnisse noch günstiger und es bestehen allenfalls geringe Schifffahrtsbehinderungen. Abb. 3: Ganglinie der täglichen Wasserstände (W) an repräsentativen Bundeswasserstraßenpegeln (Magdeburg/Elbe, Vlotho/Weser, Hofkirchen/Donau, Maxau/(Ober-)Rhein sowie Ruhrort /(Nieder-)Rhein) vor dem Hintergrund der Unterschreitung der jeweiligen schifffahrtsrelevanten GlW- bzw. RNW-Schwellenwerte (Stand ) 4
5 Im Elbegebiet gab es, wie gezeigt, in den letzten Monaten deutschlandweit die relativ gesehen geringsten Niederschläge. Angesichts dessen verzeichnete man an der oberen Elbe bei Dresden im Zeitraum seit November nur sehr seltene, kurze Perioden, an denen die vieljährigen Abflussmittel überschritten wurden. Dabei blieb das Wasserdargebot seit November 2016 (s. Abb. 4) zumeist unter den tagesbezogenen Vergleichswerten (gelb). Abb. 4: Pegel Dresden/Elbe: Abfluss-Ganglinie/Tageswerte des Jahres 2016/17 (Tageswerte des Abflusses (tq) rot, Stand ) vor dem Hintergrund des mittleren Jahresabflusses (MQ), mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) und der täglich gemittelten Abflusswerte der Periode An der Weser begann die aktuelle Niedrigphase im Grunde bereits im Mai 2016 und hält bis heute an; die vieljährigen Vergleichswerte (vgl. gelbe Ganglinie in Abb. 5) sind mit ganz kleinen Unterbrechungen sogar schon seit dem April 2016 (hier nicht dargestellt) teils erheblich unterschritten. Abb. 5: Pegel Vlotho / Weser: Abfluss-Ganglinie/Tageswerte des Jahres 2016/17 (Tageswerte des Abflusses (tq) rot, Stand ) vor dem Hintergrund des mittleren Jahresabflusses (MQ), mittleren Niedrigwasserabflusses (MNQ) und der täglich gemittelten Abflusswerte der Periode
6 Ausblick Den aktuellen Wettervorhersagen des Deutschen Wetterdienstes sowie des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage zufolge ist in den kommenden Tagen mit Ausnahme einzelner, mitunter auch heftiger Schauer und Gewitter überwiegend trockenes Wetter mit sommerlichen Temperaturen zu erwarten. Zum Ende der Woche ist derzeit im Norden von einem moderaten Temperaturrückgang auszugehen, während im Süden die hohen Temperaturen und das Gewitterrisiko voraussichtlich noch bestehen bleiben. Zum Anfang der kommenden Woche werden großräumigere Schauer über Deutschland erwartet. Die Abflüsse und Wasserstände an den Wasserstraßen werden in den kommenden Tagen stagnierende oder weiter eine leicht fallende Tendenz aufweisen. In den staugeregelten Wasserstraßen und Kanälen werden die Wasserstände anthropogen geregelt, so dass dort nicht mit einem deutlichen Wasserstandsrückgang zu rechnen ist. Abbildung 6 zeigt die heutige Wasserstandsvorhersage der BfG für den Donaupegel Hofkirchen, die im Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS veröffentlicht wurde. Derzeit wird davon ausgegangen, dass dort die Wasserstände in den kommenden Tagen weiter um den RNW-Kennwert (Regulierungs-Niedrigwasserstand) schwanken. Die aktuellen Wasserstände und Vorhersagen finden Sie im Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS ( unter Gewässerkundliche Information Wasserstände. Abb. 6: Pegel Hofkirchen / Donau: Wasserstandsvorhersage vom 20. Juni 2017 Abbildung 7 zeigt für den Pegel Kaub/Rhein einen Ausblick über 10 Tage (bis zum 29. Juni). Auf Grund der großen Unsicherheiten können Vorhersagen mit einem solchen Zeithorizont nur sinnvoll in Form einer wahrscheinlichkeitsbasierten (einer sog. probabilistischen) Vorhersage erstellt werden. Der Farbverlauf orientiert sich an der Unterschreitungswahrscheinlichkeit des Wasserstands - je dunkler desto geringer ist die Unterschreitungswahrscheinlichkeit des jeweiligen Wertes. Die Angabe einer Unterschreitungswahrscheinlichkeit von zum Beispiel 80% für einen Wasserstand bedeutet, dass dieser im statistischen Mittel in 8 von 10 Fällen auch tatsächlich unterschritten wird. Bei der gewählten Darstellung ist zu beachten, dass im statistischen Mittel 6
7 noch 5% aller Beobachtungen oberhalb und 5% unterhalb der dargestellten 5%-95% Quantile liegen. In der Grafik werden für den Vorhersagezeitraum bis 5 Tage Momentanwerte des Wasserstands dargestellt. Auf Grund der großen Unsicherheiten mit zunehmender Vorhersagedauer werden ab einer Vorhersagedauer von 6 Tagen lediglich Tagesmittelwerte gezeigt (jeweils 07:00 des aktuellen Tags bis 07:00 des Folgetages). Eine leicht fallende Tendenz der Wasserstände am Pegel Kaub bis zum Anfang kommender Woche ist erkennbar, ohne dass derzeit die Unterschreitung einschlägiger Niedrigwasserkennwerte (z. B. GlW) zu erwarten ist. Abb. 7: Pegel Kaub / Rhein: probabilistische Prognose des Wasserstandsverlaufs vom 19. Juni 2017 über die kommenden 10 Tage Die dargestellte 10-Tages-Vorhersage basiert neben aktuellen Messwerten an 48 Pegeln im Rheineinzugsgebiet und über 900 Wetterstationen auf einer Mehrzahl an Wettervorhersagen (einem sog. Vorhersage-Ensemble). Auf Grundlage dieser umfangreichen Echtzeitdaten werden mit hydrologischen, hydraulischen und statistischen Modellen der die Wasserstände nebst Eintrittswahrscheinlichkeiten am jeweiligen Pegel ermittelt. Mittel- bis langfristige Abschätzungen der Wasserstandsentwicklung sind bei der aktuell noch Gegenstand laufender Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Aktuelle Wasserstände und Vorhersagen finden Sie im Elektronischen Wasserstraßen- Informationsservice ELWIS ( unter Gewässerkundliche Information Wasserstände. 7
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