Regionalkonferenz Mittelhessen zur Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie
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- Nelly Schulze
- vor 6 Jahren
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1 Regionalkonferenz Mittelhessen zur Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie Aus der Arbeit des Verbandes Hessischer Fischer e.v. zur Erhaltung / Förderung der Artenvielfalt Kurzbericht von: Winfried Klein Vorsitzender der IG-LAHN e.v. Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Verband Hessischer Fischer e.v.
2 Aufgabenbereiche: Aquatischer Lebensraum / Ufer / Aue Im o.g. Aufgabenbereich leben ca. 70% aller heimischen Tierarten Besonders gefährdet sind die im Wasser lebenden Arten, da sie auf Gedeih und Verderb an den Wasserkörper gebunden sind und bei Gefahr nicht flüchten können. Aus diesem Grund war die Artenvielfalt in den Gewässern in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts infolge von Einleitungen / Giftstoffen minimal, ja katastrophal! BMFT-Projekt ( Lahnprojekt ) stellte fest: Alle Anzeigen wegen Gewässerverunreinigungen / Einleitungen kamen aus der Fischerei!
3 Was macht die hessische Fischerei? Mitarbeit in allen Gremien als gesetzlich anerkannter Naturschutzverband Stellungnahmen zu Eingriffen, Renaturierungsmaßnahmen, Wasserbaumaßnahmen Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, Herstellung der Durchgängigkeit, Förderung der Wasserflora, Herstellung/Erhaltung der guten Wasserqualität Eigene Projekte und Maßnahmen zur Wiederherstellung des ehemaligen Artenspektrums in den Gewässern in Zusammenarbeit mit Behörden Durchsetzung der flussabwärts gerichteten Durchgängigkeit an Wasserkraftanlagen unter Beachtung des Tierschutzes entsprechend Hess. Fischereigesetz, Bundestierschutzgesetz und GG Art. 20a, EU-Aalschutz-VO u. EU-Aalmanagementplan (Allein in der Lahn werden jährlich bis zu 30 t Aale in WKA getötet!) Biomanipulation in Stillgewässern zwecks Sicherung der Wasserqualität und vieles andere mehr.
4 Konkrete Beispiele zur Förderung der Biodiversität Lachswiederansiedlung Lachse gab es früher in allen Rhein- und Main-Nebengewässern in Massen! Wir wollen erreichen, dass diese wertvollen Fische sich hier wieder vermehren und schließlich ohne dauernde Förderung und Unterstützung sich halten können. Konkrete Projekte: Lahn: Gesamte Kartierung des Lahngebietes, Erfassung der Wehre mit Vorschlägen zur Herstellung der Durchgängigkeit, Renaturierung und Durchgängigkeit der Weil fertig, Dill teilweise. Lachs- Zucht- und Hälterstation in Aumenau, Fang von adulten Lachsen in Lahnstein, Vermehrung in Aumenau, Besatz in Weil, Dill u. Mühlbach bei Nassau (RLP). Bisher 108 elektrisch gefangene, adulte Rückkehrer aus dem Nordatlantik in die Lahn Weitere Besatzgewässer: Kinzig, Wisper(Lachse), Nidda (Meerforellen-Besatz) Die Wiederansiedlung der Lachse ist auf alle Rhein-Nebengewässer auszudehnen! Die Durchgängigkeit wie in WRRL bis 2015 umzusetzen!
5 Wiederansiedlung weiterer verschollener oder seltener Fische Nase: nach Fischsterben der 50er Jahre in allen Gewässern Hessens ausgestorben! Durch Nachzucht und Besatz autochthoner Nasen aus der Nister(Rheinsystem) in den Jahren 1995/96/97 ist die Nase heute wieder der Leitfisch in der Lahn und hat bereits Nebengewässer wieder erobert! Nase Elritze Schneider Elritze: Wiederansiedlung in der Weil und Dill geglückt (aus Nister) Schneider:Noch sehr kleiner Bestand in der Weil (aus Nister) (- wurde aber bei Monitoring der neuen Fischaufstiegsanlage Nassau in der Lahn nachgewiesen!)
6 Karausche: derzeit Initialbesatz in Teichen zwecks Vermehrung. Aus diesem sich bildenden Bestand dann Besatz in anderen Gewässern zur Wiederansiedlung Bitterling: Jahrelanger Initialbesatz in diversen Teichen und Seen mit gutem Muschelbestand (Bitterling benötigt Muscheln für Vermehrung). Bitterling erobert derzeit durch Besatz aus Teichen/Seen viele langsam fließende Fließgewässer, so auch derzeit die Lahn, wo sich schon ein guter Bestand entwickelt hat. Äsche: Äsche wurde in fast allen geeigneten Gewässern wieder angesiedelt, hat allerdings oft noch mangels geeigneter Struktur/Morphologie Probleme mit Fortpflanzung und ist leichte Beute des Kormorans. Karausche Bitterling mit Muschel Äschenmilchner
7 Edelkrebs (Flusskrebs)-Projekt Großes Problem bei heimischem Edelkrebs und Steinkrebs! Gewässer sind voll von amerikanischen Signalkrebsen und Kamberkrebsen, die Träger der Krebspest sind. Kommen Edelkrebse damit in Berührung, sind sie nach einer Woche tot! Lahn-, Weschnitz-(Odenwald) und Ahrgebiet (Taunus) wurden kompl. kartiert. In Ahr u. Weschnitz wurden 2 Vorkommen von Steinkrebsen (sehr selten) gefunden. Versuch der Fischerei: Signal-und Kamberkrebse zu fangen und aus Gewässern zu entfernen, um dann Edelkrebse einzubürgern. Fischerei hat viele hessische Gewässer kartiert und gefundene Edelkrebse genetisch untersuchen (intensive Zusammenarbeit mit Uni Landau) lassen. In den Oberläufen der Gewässer gibt es noch autochthone Krebse! Zwei Generationen autochthone Edelkrebse wurden bereits in einer Krebszucht bei Schotten vermehrt und in mehrere krebsfreie Stillgewässer zwecks eigenständiger Vermehrung ausgesetzt. Ab 2015 steht der erste Nachwuchs für Besatzzwecke für ganz Hessen zur Verfügung. Hier ist noch viel Arbeit zu leisten! Steinkrebsprojekt derzeit an der Weschnitz weitere sind geplant! Jungkrebs aus Nachzucht adulter Edelkrebs
8 Die Verbreitung der dekapoden Krebse im hessischen Lahneinzugsgebiet - Abschlussbericht 2014 Ergebnisse: Die Verbreitung der dekapoden Krebse im hessischen Lahneinzugsgebiet Dipl. Biol. Christoph Dümpelmann Gewässertypen: Fließgewässer Abgrabungsgewässer Teiche/Weiher Talsperren/RRBs
9 Muschel-Wiederansiedlung Flussperlmuscheln und Bachmuscheln gab es früher massenhaft in allen Fließgewässern sie wurden sogar an Schweine verfüttert! Gewässerverschmutzungen haben sie weitgehend ausgerottet! Wichtige Bedeutung: Eine Perlmuschel od. Bachmuschel filtriert pro Tag bis zu 600 l Wasser! Vermehrung: Weibl. Muscheln stoßen Glochidien (eine Art Larvenstadium) in das Wasser aus. Männliche Muschel geben dann Sperma zum gleichen Zeitpunkt in das Gewässer ab. Die Glochidien (ca. bis zu je Muschel) werden so befruchtet und von Fischen mit dem Atemwasser aufgenommen, wobei sie sich beim Durchgang in den Kiemen der Fische fest Klammern und parasitieren (Perlmuschel bis ¾ Jahr, Bachmuschel 3 Wochen). Danach lassen sie sich nach Methamorphose auf den Gewässerboden als fertige Jungmuschel abfallen. Während der Parasitierung wurden sie von Fischen im Bach/Fluss nach oben getragen und verbreitet. Flussperlmuschel ist in Hessen ausgestorben Bachmuschel ist nur noch als kleines Vorkommen im Vogelsberg vorhanden. Hier werden von 3 bis 4 Muscheln die Glochidien gewonnen, um in Aumenau Elritzen zu infizieren. In der Lachszucht in Aumenau infizieren wir seit 7 Jahren Elritzen mit Glochidien, die dann in der Weil und in der Usa wieder ausgesetzt werden, wo dann später die Muschellarven abfallen. Im Muschelprojekt gibt es gute Zusammenarbeit mit Luxemburg Hëllef fir d Natur in Heinerscheid an der oberen Our, von deren Erfahrung wir profitieren!
10 Bachmuschelprojekt der IG-LAHN (+ Unterstützung des Usa-Bachmuschel-Projekts Infizierung Elritzen in Aumenau)
11 Bachmuschel Wiederansiedlung Weil Dill - Usa Fang von Elritzen durch Lachswarte Elritzen Ausgewachsene Bachmuschel Glochidien Lockende Bachmuschel
12 Schifffahrt auf kleinen gestauten Flüssen Probleme durch dauernden Hub und Sunkz.B. in (mehrfach) gestauten Flüssen und Auswirkungen auf Fauna und Flora in den Stauhaltungen: Entwidmung von nicht genutzten Bundeswasserstraßen und naturnaher Rückbau! Ohne Worte: Grafik: Dipl. Biol. Dr. Pavel Vrana, Prag
13 Weitere ständige Aufgaben der Fischerei - Kontrolle Wasserqualität Messungen Bewertungen - Verfolgung -Förderung u. Kontrolle Wasserpflanzen Fischartenschutz - Libellenschutz -Erneuter Rückgang der Wasserpflanzen 2014 Beobachtung - Ursachenermittlung - HLUG - Kontrolle Einleitungen Landwirtschaft Pestizide Uferstreifen - Kolmatierung - Kontrolle Wasserkraftanlagen Schwallbetrieb Fischschäden - Dokumentation - Kontrolle der Gewässer, erkennen v. Schädigungen durch Mitgliedsvereine, Fischereiaufseher - Hege der stehenden und fließenden Gewässer durch Hegegemeinschaften, Hegepläne - Ausbildung von Gewässerwarten (derzeit mehr als 800 in 358 Mitgliedsvereinen) - Kreisfischereiberater als ehrenamtlich u. fachlich qualifizierte Mitarbeiter in den unteren Fischereibehörden - Mitarbeit in Beiräten - Beteiligung an Planungsvorhaben - Schutz des aquatischen Lebensraumes und permanente Überwachung durch Vereinsorgane Hauptanliegen der Fischerei: Neben artenreichen, guten Fischbeständen, die permanente Sicherung der guten Wasserqualität und der vielfältigen Gewässerstruktur! Die daraus resultierende hohe Artenvielfalt und insbesondere eine artenreiche Benthosfaunaist für den Bestand aller Bewohner des aquatischen Lebensraumes insbes. für Fische - von überragender Bedeutung. Davon profitieren unmittelbar auch viele terrestrische Arten wie z.b. der Eisvogel und die Wasseramsel! Es gilt: Die Vielfalt der Arten ist direkt abhängig von der Vielfalt der Gewässerstruktur!
14 Verband Hessischer Fischer e.v. mit Mitgliedern in 358 Mitgliedsvereinen, und mehr als 800 gut ausgebildeten Gewässerwarten, Naturschutzbeauftragten in den Landkreisen, Fischereiberatern in den Landkreisen, und Hegegemeinschaften (Körpersch. des öff. Rechts), ist die Naturschutzarbeit zusammen mit vielen lokalen Interessengemeinschaften, Gewässergruppen vor Ort gut und flächendeckend organsiert. In guter Unterstützung und Zusammenarbeit mit den Fischereibehörden in Hessen werden Projekte zur Schaffung und Erhaltung intakter Gewässer teils in eigener Regie oder an beauftragte Biologen/Gutachterbüros vergeben und umgesetzt. Unser Dank gilt allen Fischereibehörden in Hessen, die einen Teil der finanziellen Mittel hierfür bereitstellen und uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen!
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