Schwingende Ordnung Interims Audimax
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- Damian Weiß
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1 7 Architektur Schwingende Ordnung Interims Audimax Temporärer Hörsaal der TU München am Forschungsstandort Garching Der Umstand des doppelten Abiturientenjahrganges zum Wintersemester 2010/11 und die damit verbundene höhere Anzahl der Studierenden, begründete die Notwendigkeit zusätzlicher Vorlesungsräume auf dem Campus Garching der Technischen Universität München. Für die Realisierung des auf eine Nutzungsdauer von sechs Jahren ausgelegten temporären Projektes standen etwa 60% der regulär veranschlagten Kosten im Hochschulbau zur Verfügung. Zudem war ein sehr knapper Planungs- und Ausführungszeitraum von April 2010 bis zum Beginn des Wintersemesters im Oktober 2011 vorgegeben. Das neue Hörsaalgebäude ist in zentraler Lage auf dem Campus der TUM positioniert, er wird südlich vom Fakultätsbau der Informatik und Mathematik und nördlich von einem Institutsbau der Medizintechnik flankiert und ist von der nahegelegenen U-Bahnstation schnell zu Fuß zu erreichen. Der sehr weitläufige bestehende Vorplatz bekommt einen neuen Baustein. Autor: Maximilian Rimmel, Deubzer König + Rimmel Architekten GmbH Bauliche Idee Das begrenzte Budget und die gewünschte kurze Bauzeit waren Ursache für die gewählte Skelettbauweise als Holzkonstruktion. Auch erschien diese Bauweise als angemessene Konstruktion, um den temporären Charakter des Gebäudes wiederzugeben. Der fast quadratische Kubus (28x30m) nimmt zwei aneinander gereihte Hörsäle mit 479 und 288 Plätzen auf. Diese sind durch eine zweischalige Wand getrennt, die als ebenerdige, barrierefreie Erschließung für Studenten und Referenten dient. Unter dem Gestühl befinden sich Technik-, Neben- und Lagerräume sowie ein kleines erdgeschossiges Foyer. Dies ermöglicht ein Erreichen der gewünschten Personenanzahl bei minimaler baulicher Kubatur. Die Haupterschließung erfolgt über zwei Zugangstreppen vom Foyer aus. Über einen breiten Flur können die beiden Hörsäle im ersten Obergeschoss betreten werden. An die großzügig geöffnete Eingangsfassade an der Ostseite schließen sich drei fast geschlossene Außenwände an. Die zweischalige mittlere Raumschicht öffnet die Westfassade mittig zum Garten. Der Podiumsbereich der Hörsäle erstreckt sich von Süd nach Nord als Enfilade durch beide Hörsäle und ermöglicht für die Nutzer auch einen räumlichen Bezug nach außen mit Tageslicht. Die gewählte Holzkonstruktion basiert auf einem Grundraster von 62,5 cm. Das Konstruktionsraster des primären Skelettbaus aus Brettschichtholz in Fichte wurde auf 2,50 m festgelegt, die Ausfachung erfolgte mit Holzrahmenelementen. Das Dachtragwerk besteht aus 85 cm hohen Fichtenholzleimbindern, Aussteifungen und Wandverkleidungen wurden mit OSB-Platten ausgeführt. Das Gestühl wurde aus Massivholzelementen errichtet, welche auf Leimbindern lagern. Die OSB-Beplankung im Innenraum sowie die Brettschichtholz-Konstruktion sollte, wo immer möglich, sichtbar bleiben auf zusätzliche Oberflächenvergütungen
2 5 m 5 m Architektur 3/2012 Ansicht Ost Ansicht Süd Schnitt längs 5 m Schnitt quer 5 m Grundriss Erdgeschoss Grundriss Obergeschoss wurde verzichtet. Der ursprüngliche Eindruck der Materialien sollte erhalten bleiben und den Interimscharakter verdeutlichen. Brandschutz Die gewählte Holzbauweise für eine Versammlungsstätte stellt eine Besonderheit im Hochschulbau dar. Dies bedingt naturgemäß hohe Anforderungen an den Brandschutz. Im Innenraum lässt sich sehr gut nachverfolgen, wo explizit Brandschutzmaßnahmen gefordert werden. Das Foyer als Rettungs- und Fluchtweg, die Bereiche unter dem Gestühl sowie der Brandabschnitt im Erschließungsflur zwischen den Hörsälen mussten durch den Einsatz von
3 9 Architektur
4 Architektur 10 3/2012 Gipsfaserplatten in F30 Qualität ausgebildet werden. In den Hörsälen selbst ist im Brandfall eine schnelle Flucht direkt nach außen oder über das ostseitige Foyer möglich, die kompakte Gebäudeform unterstützt die möglichst kurzen Wege. Fassade Als Fassadenmaterial selbst wurde eine engjährige sägeraue Rhombusschalung in Fichtenholz gewählt. Da das Gebäude nach vier Himmelsrichtungen ausgerichtet ist, wäre keine homogene Bewitterung des Baukörpers zu erwarten gewesen. Um dieser unterschiedlichen Patinierung des Holzes entgegen zu wirken, wurde eine schwarze Lasur für die Beschichtung der Fassade verwendet. Das Raster des Skelettbaus ermöglicht ein einfaches Versetzen der vertikalen Unterkonstruktion um ein
5 11 Architektur
6 Architektur 12 3/2012 Attikabohle Polymerbitumenbahn Kiesschüttung Polymerbitumenbahn Wärmedämmung Voranstrich OSB-Platte Holzrahmen BSH Dachträger BSH Fichtenlatten Rhombus Kerto Furniersperrholzplatten KVH Fichte diffusionsoffene Winddichtung KVH Fichte DWD Holzfaserplatte Wärmedämmung OSB-Platte Estrich, beschichtet Trennfolie Trittschalldämmung Wärmedämmung Dichtungsfolie Bodenplatte Stahlbeton Filterschicht Kies Fundament Stahlbeton Fertigteil Eckansicht Vertikalschnitt 1 m KERTO Furniersperrholzplatten KVH Fichte Stütze BSH Fichte Fichtenlatten Rhombus diffusionsoffene Winddichtung DWD Holzfaserplatten mineralische Wärmedämmung OSB-Platte Grundriss Grundriss
7 13 Architektur Modul. Die Fassadenlatten konnten durch die Länge von 5 m und einem passend gewähltem Querschnittsmaß, unter linearem Druck montiert, sprich als ein elastisches Material verwendet werden, welches durch die Sperrholzunterkonstruktion über einen Hoch-, Mittel- und Tiefpunkt geführt wird. Es entsteht das Bild einer gewellten Fassade, die durch das Licht modelliert wird. Der Blick auf die Fassade eröffnet einen ungewöhnlichen Eindruck: je nach Lichteinfall wird die schimmernde Fassade modelliert, wie ein Schachbrettmuster oder mit diagonalen Streifschatten eine schwingende Ordnung zeichnet sich ab. Projektdaten Interims Audimax TUM Campus Garching PROJEKTNAME: Interims Audimax ADRESSE: Campus Garching Boltzmannstr Garching (bei München) Deutschland BAUHERR: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vertreten durch Staatliches Bauamt München II PROJEKTSTEUERUNG: IMP Ingenieure GmbH Erzgiessereistr München, Deutschland Tel: +49 (0 89) Fax: +49 (0 89) info@imp-ingenieure.de ARCHITEKT: Deubzer König + Rimmel Architekten GmbH Gabelsbergerstr München, Deutschland Tel: +49 (089) Fax: +49 (089) post@deubzerkoenig-rimmel.de FIRMEN: Haustechnik: Ingenieurbüro Roman Albrecht GmbH, Kammlach Statik, Brandschutz: Bauart Konstruktions GmbH, München Akustik: Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel Konstruktiver Holzbau u. Ausbau: Holzbau Merkle GmbH, Bissingen u. Teck Technische Gebäudeausstattung: Lausser GmbH, Pilgramsberg Landschaftsbau: GeFo Bau GmbH, Johanniskirchen Erschließung: Fa. Rieder, Bayerbach FLÄCHEN: Grundfläche: 30m x 28,5m 855 m 2 Brutto Geschossfläche: 1010 m 2 Hauptnutzfläche: 780 m 2 Brutto Rauminhalt: 8500 m 2 ZEITLINIE: 2010 (erste Skizzen) Baubeginn 11/2010 Fertigstellung (Eröffnung)
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