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Erich Hoch
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3 Weinmuseum Das Museum mit dem Weinberg Das Museum für ein ganz besonderes Getränk Wein ist ein ganz besonderes Getränk. Kaum ein anderes vereint so viel Kult und Mystik, Legenden und Rituale. Und für die Beschreibung von Wein gibt es sogar eine eigene Sprache. Wenn Weinkenner sich über Wein unterhalten, kann sich das für den Laien auch sehr komisch anhören angefangen von der Farbbeschreibung wie hellfarbig, bauernhell oder hochfarbig bis hin zu der Ein Wein kann metallisch, Geschmackscharakterisierung, bei der die spitz oder hart, harmonisch, Rede von einem blumigen, flüchtigen oder aufdringlich oder gefällig, gar zarten Bukett sein kann. Ein Wein kann charakterlos, flach, dünn, aber auch noch metallisch, spitz oder hart, stark, würzig, groß oder edel harmonisch, aufdringlich oder gefällig, charakterlos, flach, dünn, stark, würzig, groß sein. Alles klar? oder edel sein. Alles klar? Für den Laien gibt es eine Vielzahl an Weinseminaren, Weinbüchern und Weinproben, wo er alles wichtige über Jahrgang, Rebsorte, Lage und die richtige Auswahl der passenden Gläser erfahren kann. Wir sehen schon: Wein ist ein äußerst ergiebiges und umfangreiches Thema. Deshalb ist es besonders schön, dass es in Köln auch ein Weinmuseum gibt, das sich im Kölner Wein Depot befindet. Das Kölner Wein Depot ist ein Familienunternehmen, das seit über achtzig Jahren in Köln ansässig ist bezog das Wein Depot das Gebäude neben der Zoobrücke. Hier hat der Besitzer Josef Wittling, selbst studierter Weinbauer, einen Weinberg auf dem Dach des Hauses anlegen lassen und Räume für ein Weinmuseum geschaffen, das sich in der zweiten Etage befindet Ein Weinberg mitten in der Stadt Das Besondere und gleichzeitig Überraschende in diesem Museum ist der Weinberg. Wenn wir oben auf dem schrägen Dach des Hauses in dem Weinberg stehen, mitten in der Stadt, erscheint er uns viel größer, als es von unten den Anschein hat. Wie ein kleines Paradies liegt der Weinberg ruhig, friedlich und einladend da. Zwischen den Rebstöcken wachsen bunte Wiesenblumen, und man könnte für einen Augenblick vermuten, dass zu seinen Füßen die Mosel oder der Rhein fließen und nicht etwa Häuserzeilen, Straßen und Autos sind.

4 Museum_ qxd :40 Uhr Seite 281 Weinberg des Weinmuseums

5 Weinmuseum Weingötter und Weinheilige Heilkraft, Symbol und Ekstase ( i ) Schon lange kennen die Menschen das Geheimnis, wie man aus Trauben Wein machen kann. Legenden erzählen, dass es im antiken Persien bereits um 2000 v. Chr. vorzügliche Weine gegeben haben soll. Griechische Autoren schreiben, dass seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. auch in Griechenland Wein getrunken wurde. Von den Griechen kam der Wein zu den Römern, diese wiederum brachten ihn den Galliern und Germanen. Die Griechen verehrten den Weingott Dionysos, die Römer denselben als Bacchus, und die Christen haben ihre unterschiedlichen Weinheiligen wie den heiligen Rochus, der vor allem im Rheingau sehr verehrt wird. Die einen feierten berauschende, ekstatische Feste zu Ehren des Weingottes, für die anderen ist der Wein ein bedeutendes Symbol während der Messfeier. Hippokrates (um /377 v. Chr.) nannte den Wein Medizin, auch Plutarch (um 46 bis circa 119) und Plinius der Ältere (23/24 79) beschreiben die besondere heilsame Wirkung des gegorenen Traubensafts. In der Bibel steht geschrieben, dass Wunden mit Wein begossen wurden, damit sie besser heilen. Im Mittelalter verabreichten Ärzte ihren Patienten Wein als Heilmittel, und bis heute wird immer wieder die Frage diskutiert, ob das eine Gläschen Wein am Abend eher gesund oder schädlich sei Bei diesem Weinberg handelt es sich übrigens nicht um einen typischen Vertreter seiner Art. Nein, in jeder Reihe wächst eine andere Rebsorte, insgesamt mehr als vierzig verschiedene Sorten, vom Riesling über den Silvaner bis hin zum Cabernet Sauvignon. Außerdem werden verschiedene Anbaumethoden vorgeführt. Dieser Weinberg ist also eine Art Lehr- und Vorführweinberg. Wer nun denkt, dass aus diesen Trauben auch Wein gekeltert wird, der hat sich getäuscht. Denn eine gewisse EU-Richtlinie verbietet die Verarbeitung von Weintrauben zu Wein, wenn mehr als 100 Rebstöcke privat angebaut werden. Wer weniger als 100 Rebstöcke sein Eigen nennt, darf keltern, so viel er Lust hat und solange der Vorrat reicht. Der Weinberg des Museums hat aber über 700 Rebstöcke also gibt es keinen Wein. Es ist schön, dass es heute wieder einen Weinberg mitten in Köln gibt. Ich schreibe deshalb wieder, weil es im Mittelalter innerhalb der Kölner Stadtmauer eine erstaunlich große Anzahl von Weinbergen gab. Damals wurde sehr viel Wein getrunken, weil er einfach sauberer und keimfreier war als das oft verschmutzte Wasser.

6 Alles für einen guten Tropfen Was alles zum Wein dazugehört Was gibt es noch im Weinmuseum zu sehen? In dem großen Ausstellungsraum finden wir Mediastationen, Wandtafeln und Objekte zu allem, was den Weinbau und den Weingenuss betrifft. Da erfahren wir beispielsweise, welche besondere Rolle der Boden spielt, auf dem der Wein wächst, und wie unterschiedlich die Böden in den einzelnen Weingebieten sind. In Schaukästen können wir an echten Bodenproben selbst erkennen, wie verschieden die Erdzusammensetzung von Erd-, Lehmoder Schieferböden ist. Natürlich ist auch die Weinherstellung ein Thema, vom Keltern und Reifenlassen bis hin zum Lagern und Verschließen der Flaschen. Schraubverschluss oder Korken? Das ist hier die Frage! An anderer Stelle werden verschiedene Weingläser gezeigt und erklärt, welche Gläser für welchen Wein geeignet sind. Schließlich dürfen die Weinflaschen selbst in diesem Museum nicht fehlen. Die gibt es in vielen verschiedenen Größen, Formen und Farben zu bestaunen, bis hin zu einer unglaublichen 15-Liter-Weinflasche. Ein besonders schönes Stück ist die römische Spitzamphore aus Ton. Vermutlich wurde in ihr um das Jahr 100 v. Chr. ein köstlicher römischer Wein aufbewahrt. Dann, irgendwann, verschlang sie das Meer. Dort lag sie jahrhundertelang unentdeckt auf dem Meeresboden, bis sie dann glücklicherweise aus dem Meer gefischt wurde, um hier, im Weinmuseum, einen würdigen Aufstellungsplatz zu bekommen. Der Muschelkalk, der die Tonwände bedeckt, zeugt von ihrem langen Meeresschlaf. Römische Spitzamphore, um 100 v. Chr. 283

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