WHISKY-WALK: Wandern mit Geschmäckle

Transkript

1 1 von :33 WHISKY-WALK: Wandern mit Geschmäckle Owen liegt nicht in den schottischen Highlands, sondern auf der Schwäbischen Alb doch gebrannt wird auch hier. Beim Whisky-Walk kann man Landschaft und Schnaps kosten. von Oliver Keppler 27. Oktober :01 Uhr 9 Kommentare schließen PDF Speichern Mailen Drucken Twitter Facebook Google +

2 2 von :33 Schwäbischer Whisky aus der Bellerhof-Brennerei Oliver Keppler Der Whisky schmeckt nach Schokolade, irgendwie aber auch pfeffrig, süß und salzig zugleich. "Hauptsache, er schmeckt", sagt die Whisky-Botschafterin. Sie ist es gewohnt, dass ihre Begleiter anfangs nur schwer einordnen können, was sie da trinken. "Dafür braucht es Zeit." Aber die ist knapp an diesem Nachmittag. Etwa eine

3 3 von :33 halbe Stunde dauert die Verkostung in der Brennerei Gruel-Tecker im alten Stadtkern von Owen, dann herrscht schon wieder Aufbruchsstimmung. "Noch schnell einen einschenken", sagt einer der Gäste, "die nächsten Stunden wird s nix geben". Tatsächlich werden an diesem Tag neun verschiedene Whiskysorten verkostet, die aber muss man sich erst einmal erlaufen: Der Whisky-Walk führt über 4,5 Kilometer durch die Schwäbische Alb zu drei Destillen. Seit 2012 gibt es die Touren, von Anfang an waren alle ausgebucht, sagt Angela Weis, die sich die Schwäbische Whisky-Botschafterin nennt und die Wanderungen führt. Die 30-Jährige hat ihre Gäste am Bahnhof von Owen abgeholt. Es sind 20 Teilnehmer an diesem Tag, die fast alle aus der näheren Umgebung kommen, größtenteils Männer jenseits der 50, einige werden von ihrer Ehefrau begleitet. Nur ein einziges jüngeres Paar ist dabei, das sich mit langen Haaren und schwarzen Ozzy-Osbourne-T-Shirts auch optisch vom Rest der Gruppe unterscheidet. Die wenigsten hier sind große Whisky-Liebhaber oder gar Experten, ihnen geht es um den Genuss und den Spaziergang: "Nur drinnen sitzen und Whiskytrinken wäre uns zu langweilig gewesen", sagt Harald Koepke, der mit zwei Freunden gekommen

4 4 von :33 ist. "Das Wandern gehört dazu." ANFAHRT Vom Stuttgarter Hauptbahnhof fährt die S1 bis zur Endstation Kirchheim (Teck) in etwa einer Stunde. Dort in den Bus 177 oder in die Regionalbahn umsteigen, die beide in etwa 15 Minuten bis zum Bahnhof Owen (Teck) fahren. W HISKY- WALK Die Teilnahme am Whisky Walk kostet 110 Euro. Die Wanderung ist leicht zu meistern. Dauer der Veranstaltung etwa sechs Stunden. Anfragen und Buchungen: info@whisky-walk.de Die Whisky-Botschafterin verteilt Umhängetaschen, in denen sich alles befindet, was ein Whisky-Wanderer benötigt: Stift und Schreibblock, um sich Degustationsnotizen zu machen. Eine Flasche Mineralwasser, um den Gaumen von allzu scharfen Aromen zu befreien. Und ein kleines Whisky-Glas mit Henkel. Dazu serviert Angela Weis Daten: 163 verzeichnete Whisky-Brenner gebe es in Deutschland, sagt sie. "Das sind mehr als in Schottland!" Allein in Baden-Württemberg gehen geschätzte 50 Produzenten ihrem Handwerk nach. Und in Owen, diesem verschlafenen Städtchen mit gerade einmal Einwohnern, haben gleich drei Whisky-Brenner ihren Sitz. Sie werden an diesem Tag besucht. Es sind die Destillerie Gruel-Tecker, die Bellerhof-Brennerei und der Berghof Rabel.

5 5 von :33 Hergestellt wird so ein schwäbischer Whisky wie jeder andere auch: Er besteht aus Getreide und Wasser, muss mindestens zweimal destilliert werden und drei Jahre oder länger in Eichenfässern lagern. Ohne diese Reifezeit wäre es ein ganz normaler Doppelkorn. Erst die alten Bourbon-, Cognac- und Sherryfässer geben dem Whisky seine Farbe und seinen Geschmack. Owen Dass der Ortsname schottisch klingt ist purer Zufall, passt aber wunderbar ins Marketingkonzept. Auch die besondere Aussprache betont Angela Weis: "Auen sagen die Schlauen, Owen nur die Doofen." "Auen" also. Es liegt idyllisch im Lautertal, direkt am Albtrauf: einer steilen Kante, die das Albvorland von der Schwäbischen Alb trennt. Vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus dauert die Fahrt in Richtung Süden mit S-Bahn und Bus eine knappe Stunde. Das Auto lässt man besser zu Hause. Die Tradition des Brennens ist in Owen uralt, an vielen Häusern stehen Schilder, die Kirschwasser anpreisen, Marillen- und Birnenbrände. 31 Destillen verarbeiten das, was auf den umliegenden Streuobstwiesen wächst. Zwar hat das wenig mit Whisky zu tun, aber ohne die Tradition des Obstbrandes in dieser Region wäre Christian

6 6 von :33 Gruel wohl kaum auf die Idee gekommen, Äpfel und Birnen gegen Getreide zu tauschen war er der erste, der Whisky produzierte. Das Lebenswasser aus dem Ländle war geboren. QUELLE ZEIT ONLINE