2.9 Methodische Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung für die Schule und im Unterricht

Transkript

1 Durchblick-Filme Bundesverband Jugend und Film e.v. Das DVD-Label des BJF Ostbahnhofstr Frankfurt am Main Tel Durchblick 6+ Die Gänsemagd Sibylle Tafel Deutschland min. 2.9 Methodische Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung für die Schule und im Unterricht Der Märchenfilm Die Gänsemagd kann ab der ersten Klasse eingesetzt werden. Neben dem Einsatz in einer Klasse könnte auch die ganze Schule den Film gemeinsam in einer Schulfilmveranstaltung im örtlichen Kino oder in der eigenen Aula bzw. Turnhalle sehen. Je nach Alter der Kinder können die Methoden zur Vor- und Nachbereitung des Films dann variiert werden. Die folgenden Unterrichtsvorschläge basieren auf einem Dreierschritt: 1. Die Schüler/innen sollen sich mit dem Märchen bekannt machen. 2. Die Schüler/innen sollen sich mit dem Märchenfilm auseinandersetzen. 3. Die Kinder sollen kreativ tätig werden. Die Vorbereitung auf den Film kann je nach Unterrichtsschwerpunkt auch eine intensive Textarbeit mit dem Märchen beinhalten. Auch dazu sind Vorschläge beschrieben. Vorschläge zur Vorbereitung 1. Das Märchen erraten Idee 1: Fantasiereise ins Märchenland: In meditativer Form wird eine Märchenatmosphäre aufgebaut. Durch Verdunkeln des Klassenzimmers, einführende Worte der Lehrerin bzw. des Lehrers, Vorstellen von Märchenutensilien (z. B. Rute, Gänsefeder, weißes Taschentuch mit drei roten Punkten ) oder Einspielen einer passenden Musik. In der Fantasiereise besuchen die Kinder das Schloss der Königin, den Wald oder das Schloss des Prinzen. Als Einstieg in die Fantasiereise können langsam zwei Verse vorgelesen werden: Drei Tropfen Blut, ein sprechendes Tier, eine bösartige Magd, wo sind wir nur hier? Schließe die Augen, dann wirst du s sehn, wenn wir nun zusammen ins Märchenland geh n Sind alle Kinder wieder zurück, kann sich über das Erlebte ausgetauscht werden. Wie sieht das Märchenland aus? Was und wen haben die Kinder dort gesehen? Wie sieht das Schloss aus, das die Kinder gesehen haben? Wer ist ihnen auf ihrer Reise noch begegnet? Welches Märchen haben wir wohl besucht? 1

2 Idee 2: Briefe aus dem Märchenland: Den Kindern werden einige selbst entworfene Briefe aus dem Märchenland vorgelesen. Die Kinder müssen erraten, um welche Märchenfigur es sich jeweils handelt. Zuletzt wird der Brief über die Prinzessin vorgelesen. Beispiel: Prinzessin/Gänsemagd Liebe Schüler, schöne Grüße aus dem Märchenland. Zurzeit geht es mir gar nicht so gut. Ich musste ganz allein von zu Hause weg gehen. Nur eine Bekannte hat mich begleitet. Leider ist sie aber gar nicht so nett, wie meine Mutter gedacht hat. Sie wollte schon immer so sein wie ich. Als ich dann ins Wasser gefallen bin, hat sie mir zwar geholfen, aber ich musste ihr versprechen, dass sie so sein darf wie ich. Und ich darf nichts sagen, denn ich habe es ihr versprochen. Was soll ich nur tun? Bis dahin wünsche ich euch alles Gute. Eure??? 2. Das Märchen gemeinsam lesen Nach der Einstimmung kann ein Gespräch über das Märchen folgen, das die Schüler wahrscheinlich nur bruchstückhaft in Erinnerung haben. Können sie das Märchen nacherzählen? An was erinnern sie sich? Anschließend wird das Märchen gemeinsam gelesen. Danach können die Kinder die Hauptfiguren oder die für sie wichtigen Momente der Geschichte in einem Bild gestalten. Hier ist sicherlich die Frage spannend, was im Film anders sein könnte. 3. Märchenmerkmale Gemeinsam werden die typischen Merkmale von Märchen erarbeitet. Die Kinder sollen nun das Märchen daraufhin untersuchen (Arbeitsblatt: Märchenmerkmale). Welche Merkmale sind darin enthalten? 4. Fehlende Geschichten Im Märchen erfährt man nicht viel über die Zofe oder über die Königin. Warum ist sie so böse? Warum kann die Königin ihre Tochter nicht selbst zum Schloss bringen? An dieser Stelle können die Kinder eine Vorgeschichte zum Märchen erfinden, die diese Lücken füllt. Rezeption des Films Das Vorführen des Films sollte zu einer anderen Art von Kinoerlebnis werden, z. B. mit Basteln und Verteilen von Eintrittskarten oder Gestalten eines Filmplakats (siehe: Vorschläge für die außerschulische Arbeit). 2

3 Vorschläge zur Nachbereitung des Films Die Filmgeschichte aufarbeiten Der Märchenfilm kann in allen Grundschulklassen im Unterricht mit Hilfe der Szenenfotos nacherzählt und vertieft werden. Da sich der Film an einigen Stellen durchaus von seiner Vorlage unterscheidet, kann diese Aufgabe auch gestellt werden, wenn das Märchen vorher schon behandelt wurde. Dafür empfiehlt es sich, die Klassen in kleinere Gruppen von etwa vier bis fünf Kindern aufzuteilen, wobei es für die jüngeren Kinder sicher von Vorteil wäre, wenn zwei Lehrer pro Klasse als Ansprechpartner zur Verfügung stünden. Die Bilder lassen sich inhaltlich in folgende Gruppen aufteilen. Gruppe 1: Bild 1 6 Gruppe 2: Bild 7 12 Gruppe 3: Bild Gruppe 4: Bild Gruppe 5: Bild In den einzelnen Gruppen müssen zunächst die Bilder in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Die jüngeren Kinder können das Nacherzählen der Bilder zum Beispiel mit einem Kassettenrecorder oder einem Diktiergerät aufnehmen, während die älteren Kinder kleine Texte zu den Bildern ihrer Gruppe festhalten können. Die Gruppenarbeiten werden dann wie in einem Filmstreifen zusammengesetzt und z. B. an die Wand gehängt oder auf eine lange Tapetenbahn geklebt. Erweiterte Variante Mit älteren Kindern, ab der 3. Jahrgangsstufe kann in diesem Zusammenhang zusätzlich der filmsprachliche Aspekt der Einstellungsgrößen behandelt werden. Dazu kann bereits vor der Filmvorführung eine Unterrichtseinheit zu diesem Thema durchgeführt und der Begriff der Kameraeinstellung ganz praktisch eingeführt werden (siehe Infobogen: Einstellungsgrößen). Anschließend wird das Augenmerk auf die Bilder gelenkt. Nach dem Film und in der Arbeit mit den Szenenbildern wird der Aspekt der Einstellungsgrößen wieder aufgegriffen. Als letzter Punkt bei jedem Bild werden Fragen zu den Einstellungsgrößen gestellt. Welche Einstellungsgröße hat das Bild? Warum hat sich der Regisseur für diese Einstellungsgröße entschieden? Was wollte er damit ausdrücken? Weitere Methoden, den Inhalt des Films zu erschließen, wie das Filmquiz oder das Filmgespräch, sind in den Vorschlägen für die außerschulische Arbeit ausführlich beschrieben. Märchen und Film (ab Klasse 1) Nach dem Film ist die Frage spannend, was in der Verfilmung anders ist als es in der literarischen Vorlage war. Für diesen Vergleich muss das Märchen natürlich im Vorfeld behandelt worden sein. Haben die Kinder Figuren wiedererkannt? Haben sie sich die Prinzessin, die Zofe und den Prinzen so vorgestellt? Gibt es Figuren, die es im Märchenbuch nicht gibt? Was ist im Film anders? Was hat den Kindern besser gefallen, der Märchentext oder der Film? Warum? 3

4 Was hat den Kindern im Film besonders gut gefallen? Was gefällt ihnen im Märchen besser? Film Literaturvergleich (ab 3. Klasse) Fragen zu den Märchenmerkmalen: Welche typischen Märchenmerkmale könnt ihr im Film erkennen? Enthält der Film alle Merkmale, die im Text vorkommen? Fehlt vielleicht das eine oder andere Merkmal (z. B. Namenlosigkeit der Figuren, Eingangs- und Ausgangsformel)? Warum haben die Filmemacher das Merkmal weggelassen? Zusätzliche Fragen zum Handlungsablauf: Welche Unterschiede zum Märchentext sind euch aufgefallen? Gibt es Geschichten, die es im Text nicht gibt? Erzähl die Geschichten. Wie beginnt der Märchentext? Wie beginnt der Film? Warum kann die alte Königin ihre Tochter nicht begleiten? Was passiert im Märchen alles auf dem Weg zum Prinzen? Was passiert alles im Film? Exemplarisch kann der Anfang des Märchens (Kapitel 1 und 2) genauer untersucht werden. Zunächst sollen die Kinder die Textstelle im Märchen heraussuchen und vorlesen. Nun erzählen die Kinder den Anfang des Märchens in eigenen Worten nach und schreiben ihre Sätze auf rote Kärtchen. Diese werden der Reihe nach angeordnet. Anschließend wird die Filmszene angeschaut. Je nach Fragestellung kann der Ausschnitt mehrfach gezeigt werden. Die Kinder sollen genau beobachten, was im Film anders ist. Auch hier wird nun die Handlung in einfachen Sätzen nacherzählt, auf blaue Kärtchen geschrieben und in Reihenfolge gebracht. Wie viele rote und blaue Kärtchen haben die Kinder geschrieben? Welche Geschichte ist länger? Gibt es blaue Kärtchen, die mit den roten übereinstimmen? Den Kindern soll auf diese Weise verdeutlicht werden, dass die grundsätzliche Handlung dieselbe ist, im Film aber einige Veränderungen und Erweiterungen vorgenommen wurden. Alternativ kann das Arbeitsblatt Text-Film-Vergleich verwendet werden. Nun kann mit den Kindern darüber gesprochen werden, wieso das die Filmemacher gemacht haben. Kreative und produktive Arbeit mit dem Märchen Nachdem sich die Kinder mit Inhalt und Form des Märchenfilms auseinandergesetzt haben, sollte sich nun eine kreative und produktive Phase anschließen. Die Kinder können nun in die Fußstapfen der Filmemacher treten und selber das Märchen verändern oder modernisieren. So kann ein anderer Schluss, eine Fortsetzung oder sogar ein eigenes Märchen erfunden werden. 4

5 Vorschlag 1: Das Märchen weitererzählen Wie könnte es weitergehen? Wo trägt das Fass Magdalena wohl hin? Kann sie ein neues Leben beginnen? Wie geht es mit Elisabeth und Leopold weiter? Gemeinsam oder in Gruppen wird die neue Geschichte ausgesponnen und in Stichpunkten festgehalten. Die Geschichten können dann im Rollkino gemalt oder in szenischem Spiel umgesetzt werden. Rollkino: Die Fortsetzung wird in wichtige Stationen aufgeteilt, zu denen die Kinder Bilder malen. Auf einer Tapetenbahn werden dann die Szenen in der richtigen Reihenfolge aufgeklebt. Am Anfang und Ende der Bahn befestigt man je einen Holzstab, an denen sich das Kino aufrollen lässt. Zwei Kinder halten die Holzstäbe und rollen nach und nach die Szenen auf. Andere Kinder erzählen dazu, evtl. mit Klangillustration im Hintergrund. Szenisches Spiel: Prägnante Szenen der Fortsetzungsgeschichte werden als szenisches Spiel vorgeführt. Besonders schön ist es, wenn Kostüme, Requisiten und eine kleine Märchenbühne (z. B. eine Schnur mit zwei Vorhängen rechts und links) zur Verfügung stehen. Vorschlag 2: Eine ganz besondere Märchenstunde Der Film hat das Märchen an einigen Stellen verändert. Neue Figuren wurden erfunden und andere hervorgehoben. Wie wäre es denn, einmal ein eigenes Märchen zu erfinden? In einer Märchenstunde der besonderen Art erhalten die Kinder Gelegenheit dazu. Zuvor stellen die Kinder gemeinsam Märchenkarten her. Zunächst wird besprochen, welche besonderen Gegenstände, Personen oder Tiere in dem gesehenen Märchen vorgekommen sind. Dann wird weiter überlegt, welche magischen Orte, Personen oder Tiere den Kindern aus anderen Märchen einfallen. Jedes Kind fertigt eine Märchenkarte an, in dem es drei Begriffe aufmalt oder aufschreibt. Die Märchenkarten werden in einer Märchentruhe gesammelt. Nun nehmen alle auf einer großen Decke oder einem Stück Stoff Platz. Alle müssen bequem und möglichst nicht zu weit von einander entfernt sitzen. Gerade das Beisammensein ist wichtig. Die Spielleiterin/ der Spielleiter nimmt nun die Truhe und kündigt eine ganz besondere Märchenstunde an. Jedes Kind zieht eine Märchenkarte, schaut sich diese genau an behält sie aber noch für sich. Auch die Spielleiterin/ der Spielleiter zieht eine Karte und beginnt eine Geschichte zu erzählen in der alle drei Begriffe verwendet werden. Die Kinder führen nach einander die Erzählung weiter, wobei immer die drei Begriffe auf den Kärtchen einbezogen werden müssen. Am Ende sollte auf einen gelungenen Abschluss des Märchens geachtet werden. Während die Kinder erzählen, sollte sich die Spielleiterin/ der Spielleiter die Geschichte in Stichpunkten notieren, um sie später noch einmal zu erzählen. Besonders gute Abschnitte können in einem Rollenspiel umgesetzt werden. Die Ideen können in Bildergeschichten, Erzählkino, eigenen Texten, Hörspielen oder Spielszenen umgesetzt werden. Anregungen für den kreativen Umgang mit dem Märchen sind unter Methoden zum Einsatz im Kinderkino sowie unter Märchenhafte Spielideen und den Projektvorschlägen zu finden. 5