Die Kirche und ihre Einheit aus protestantischer Sicht
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- Hede Kappel
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1 Die Kirche und ihre Einheit aus protestantischer Sicht Die Leuenberger Konkordie und ihre Bedeutung für die (innerprotestantische) Ökumene
2 0. Zur Themenstellung Strittig ist nicht die Einheit der Kirche als Ziel der Ökumene, sondern: Wie stellen wir uns die Einheit der Kirche vor? Die Einheit (im dreieinigen Gott gründend) liegt allem kirchlichen und ökumenischen Bemühen voraus: Ökumene kann die Einheit nicht machen. Sichtbare Einheit, versöhnte Verschiedenheit bedeuten in unterschiedlichen konfessionellen Kontexten Unterschiedliches Einheitsmodell der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) früher Leuenberger Kirchengemeinschaft
3 1. Der lange Weg nach Leuenberg 1973 Leuenberger Konkordie (vorher keine offizielle innerevangelische Abendmahlsgemeinschaft) Entstehung der Leuenberger Kirchengemeinschaft (lutherische, reformierte und unierte, aber auch frühreformatorische Kirchen heute u.a. auch Methodisten); seit 2003: Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) Überwindung einer 400-jährigen innerevangelischen Spaltung
4 2. Rekapitulation - a. Die ekklesialen Bruchlinien im 16. Jahrhundert Lateinische Kirche Römisch-Katholische Kirche (Trient 1545 ff) Reformatorische Kirchen und Bewegungen Lutherische Reformierte Linker Kirche Kirche Flügel b. Die Unionen des 19. Jahrhunderts (lutherisch reformiert uniert): Unionen von oben
5 3. Die Leuenberger Konkordie a. zur Vorgeschichte - Entwicklungen im 20. Jahrhundert Ökumenische Bewegung Kirchenkampf (1934 Barmer Theol. Erklärung) Arnoldshainer Abendmahlsthesen (1957) Leuenberger Konkordie (1973)
6 b. Was ist eine 'Konkordie'? Konkordie von 'concordia' (Eintracht) bestimmte Form kirchlichen Bekenntnisses: in einer grundlegenden Glaubensfrage erzielen die Konfliktparteien einen Konsens oder eine ausreichende Konvergenz und überwinden die Trennung Wittenberger Konkordie (konnte den Bruch zwischen Lutheranern und Reformierten nicht mehr verhindern) 1578 Konkordienformel (nur innerlutherisch wirksam)
7 Im März 1973 wurde im Tagungshaus auf dem Leuenberg bei Basel der endgültige Text der "Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa" (Leuenberger Konkordie) erarbeitet. c. Das Grunddiktum der Leuenberger Konkordie (LK 1, 2, 37) Das Gemeinsame Verständnis des Evangeliums (= Rechtfertigung) Erklärung von Kirchengemeinschaft trotz weiter bestehender Verschiedenheit des Bekenntnisstandes (neu!)
8 Was bedeutet Gemeinsames Verständnis des Evangeliums? Confessio Augustana 7 (1530) Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen Ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Denn das genügt ( satis est ) zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden, Und es ist nicht zur wahren Einheit der christlichen Kirche nötig, das überall die gleichen, von Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden... Leuenberger Konkordie 2 (1973) Die Kirche ist allein auf Jesus Christus gegründet, der sie durch die Zuwendung seines Heils in der Verkündigung und in den Sakramenten sammelt und sendet. Nach reformatorischer Einsicht ist darum zur wahren Einheit der Kirche die Übereinstimmung in der rechten Lehre des Evangeliums und in der rechten Verwaltung der Sakramente notwendig und ausreichend.
9 Die Leuenberger Konkordie Präambel Erklärung von Kirchengemeinschaft, gemeinsame Grundlagen I. 3-5 Auf dem Weg zur geänderte Perspektive und gewandeltes Gemeinschaft Verhältnis der Konfessionen seit dem 16. Jh. II Das gemeinsame = grundlegender Konsens in der Rechtferti- Verständnis des gungslehre und ihren ekkl. Konsequenzen Evangeliums (6-12); sein Ausdruck in Verkündigung, Taufe und Abendmahl (13-16) III Die Übereinstimmung ange- Klassische innerreformatorische Lehrstreite sichts der Lehrverurteilungen (auch) aufgrund unterschiedlicher philos. der Reformationszeit Prämissen hermeneutisches Problem; Erkenntnisse ntl. Exegese zum Ab.-Streit
10 Beispiel Realpräsenz Christi im Hl. Abendmahl (LK 15 u. 18) Hoc est corpus meus (über die Bedeutung stritten Luther u. Zwingli 1529 in Marburg) Ntl. Exegese im 20. Jh.: Abendmahl als Gemeinschafts- und eschatologisches Freudenmahl statt Fixierung auf Elemente; Rekurrieren auf aramäischen Ur-Text: Das ist mein Leib - grch. Σωµα, hebr. gwf - meint die ganze Person Christi Das ist mein Leib - hebr./aram. היה statt lat. esse - היה lässt die klassisch-lutherische als auch die reformiert-calvinsche Deutung von Realpräsenz zu Notwendiger Grundkonsens zur Frage der Realpräsenz Christi im Abendmahl: Zustimmung zum Dass der Präsenz Christi, nicht zur Frage nach dem genauen Wie
11 Beispiel Realpräsenz Christi im Hl. Abendmahl (LK 15 und 18) Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahin gegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. (diese Formulierung findet sich ähnlich schon in der 'Wittenberger Konkordie von 1536) der auferstandene Jesus Christus in seinem Leib und Blut durch sein verheißendes Wort... mit Brot und Wein. Die Naturen in Christo werden unterschieden (wichtig für ref.), aber nicht getrennt (wichtig für luth.) Accedit verbum ad elementum et fit sacramentum.. - Abendmahl als Ausdruck des Evangeliums von der Rechtf. mit Brot.. : Gegenwart Christi im Ab. nicht ohne Elemente ( das musste die ref. Seite zugestehen), aber ohne (zu starke) Fixierung auf die Elemente nicht in, mit und unter ( dies die luth.)
12 Konvergenzen in Fragen von Christologie und Prädestination Einheit der Person Christi ebenso essentiell wie die Unversehrtheit der Naturen Neuinterpretation von doppelter Prädestination durch Karl Barth ( ): 'Erwählt oder verworfen' sind Attribute, die v.a. auf Gott zutreffen - Gott ist in Jesus Christus sowohl der erwählende Gott als auch der erwählte Mensch
13 Die Leuenberger Konkordie Präambel I. 3-5 Der Weg zur Gemeinschaft II Das gemeinsame Verständnis des Evangeliums III Übereinstimmung angesichts der Lehrverurteilungen der Reformationszeit Kein umfassender Lehrkonsens, sd. Feststellung: verbliebene Differenzen sind nicht kirchentrennend IV Erklärung und Verwirklichung von Kirchengemeinschaft
14 Die theologische Weiterarbeit am Projekt Leuenberg ( To-do-Liste, LK 39): Hermeneutische Fragen im Verständnis von Schrift, Bekenntnis und Kirche Leuenberger Text 14 Verhältnis von Gesetz und Evangelium LeuenbergerText 10 Taufpraxis Leuenberger Texte 2, 9, 12 Amt und Ordination Leuenberger Text 13 Zwei-Reiche-Lehre und Lehre von der Königsherrschaft Jesu Christi (Leuenberger Text 10) Kirche und Gesellschaft Leuenberger Texte 5, 7 (weiteres)
15 4. Das der LK zugrunde liegende Verständnis von Einheit Die Leuenberger Konkordie versteht Einheit als Kirchengemeinschaft auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses des Evangeliums Kirchengemeinschaft meint sowohl Einheit in versöhnter d.h.: Einheit bedarf keiner einheitlichen Verschiedenheit kirchlichen Organisation (Fusion) als auch sichtbare Einheit d.h.: Einheit gewinnt sichtbare Gestalt als Kanzel- u. Abendmahlsgemeinschaft (inkl. ggs. Anerkennung der Ordination) Kirchengemeinschaft (Einheit) in Wort und Sakrament Leitdifferenzierung zwischen Grund (Evangelium) und Gestalt (Ordnung) der Kirche. Die Sozialgestalt der Kirche (und des kirchlichen Amtes) kann vielfältig und unterschiedlich sein (und bleiben), aber diese Sozialgestalt ist nicht gleichgültig, sondern am Evangelium als ihrem Kriterium zu messen!
16 5. Die Bedeutung und Rezeption der Leuenberger Konkordie Reformatorische Einheitsmodelle neben Leuenberg - Porvoo und Meissen Meissener Erkärung (1987/1991) Erklärung weitreichender Kirchengemeinschaft zwischen Church of England und EKD - offene Frage: Apostolische Sukzession im Historischen Bischofsamt - daher noch keine volle Kirchengemeinschaft ( acknowledged but not reconciled ) Porvooer Gemeinsame Feststellung (1993) Erklärung voller Kirchengemeinschaft zwischen der Church of England und den meisten skandinavischen und baltischen lutherischen Kirchen, inkl. Apostolischer Sukzession im Historischen Bischofsamt (bei Bischofsordinationen wirkt wechselseitig mindestens je ein Bischof mit)
17 Wer gehört zur GEKE, wer nicht? Die meisten lutherischen, reformierten und unierten Kirchen Europas, alle EKD-Kirchen vorreformatorische Kirchen (Waldenser, Böhmische Brüder) Methodistische Kirche (seit 10 J.) einige südamerikanische reformatorische Kirchen (mit europ. Wurzeln) Römisch-katholische Kirche (entsendet Beobachter) Orthodoxe Kirchen Anglikanische Kirchengemeinschaft (entsendet Beobachter) die meisten Freikirchen Europäisch- Baptistische Föderation Kooperationsvereinbarung Die meisten skandinavischen und baltischen Lutheraner beteiligte Kirchen
18 6. Aktuelle Entwicklungen Ausblicke - Diskussionen und Perspektiven in der GEKE Ist die LK ein Bekenntnis? - nein, nicht im klass. Sinne; Metaebene LK als Meilenstein innerreformatorischer Einigungsbemühungen Methode des differenzierten Konsenses zunehmende Einsicht: Das bloße Erklären von Kirchengemeinschaft reicht nicht aus, um Einheit im theologischen Sinn zu leben
19 Viel Freude beim Verwenden der Präsentation Stand Juli 2015 (im Blick auf evtl. Aktualisierungen fragen Sie bitte nach) Sie haben noch weitere Fragen? Sie können sich gern an mich wenden
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