Der Voorburger Schildkröpfer

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5 Der Voorburger Schildkröpfer Christine und Karlheinz Raab aus Pfungstadt Deutschland Viele von ihnen dürften etwas über die Geschichte des Voorburger Schildkröpfers oder einen seiner führenden aktuellen Züchter wissen - oder auch nicht, deshalb möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen einen kurzen Bericht über die Zuchtgeschichte zu geben und einen Namen vorzustellen, der in Deutschland gleichzeitig mit den Voorburgern auf Grund ihrer Erfolge auf dem höchsten Niveau nicht nur als Meisterzüchter sondern nach meiner Überzeugung als moderne Pioniere genannt wird, Herrn und Frau Karlheinz Raab. Es war 1977 auf der Hannover Jungtierschau, als ich das erste Mal Karlheinz traf. Zu der Zeit war er ein neuer und kommender Züchter von roten Voorburgern. Mit meiner begrenzten Deutschkenntnis und seiner begrenzten Englischkenntnis begann eine Freundschaft, und als ein geschätzter Freund verfolgte ich seinen Fortschritt immer mit sehr großem Interesse. Trauriger weise wurde bei Karlheinz in dem relativ frühen Alter von 53 Jahren und nach einem im Banksektor verbrachten Berufsleben eine ernsthafte Krankheit diagnostiziert, die eine frühzeitige Rente erforderlich machte. Jeden Tag Tauben Pflichten wahrzunehmen, wie das Sauber machen, Vorbereiten, Putzen, Beringen der Jungvögel und Waschen der Vögel für die Ausstellungen, war richtig schwierig geworden und das Hobby in der gleichen Weise fortzusetzen war nahezu unmöglich. Glücklicherweise war Hilfe zur Hand mit Karlheinz reizender Frau Christine, die in die Bresche sprang. Seit 1998 war Christine der Motor hinter dem sehr erfolgreichen Duo. Der Voorburger Der Voorburger Schildkröpfer ist ein relativer Neuling in der Kröpfer- Familie. Er wurde in Holland von dem weltweit bekannten renommierten Tauben Künstler, Geflügelpreisrichter und Autor D.S.Th, Van Gink erzüchtet. Sein idealistisches Vorhaben, einen weißen Kröpfer mit Schildzeichnung zu erzüchten, dessen Größe zwischen Norwich und einem Brünner lag, begann 1929 und wurde als Rasse in Holland auf der N.B.S anerkannt. Leider wurde die Weiterentwicklung mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges gestoppt, aber nachdem die Kampfhandlungen beendet waren, begann Theodore Van Gink tatsächlich wieder und im Jahr 1947 wurde der Nationale Voorburger Schildkröpfer Club gegründet. In der Zeitspanne von den 1950ern bis 1970ern ging das Schicksal der Zucht in deren Heimatland auf und ab mit nur wenigen ernsthaften Züchtern, die bemüht waren, weiterzuentwickeln und den Typ zu verbessern. Folglich war die Entwicklung der Zucht bezüglich Fortschritt in der Tat langsam wurde der Voorburger in Deutschland eingeführt und kurz danach 1971 bei der Ratisbona Schau in Regensburg wurde der Deutsche Voorburger Schildkröpfer Club gegründet. Nicht überraschend hat der Voorburger seit seiner Einführung in Deutschland viele Freunde gewonnen und nun nach den letzten zwanzig oder so Jahren können sich die HSS mit Meldezahlen von durchschnittlich zwischen 400 und 600 ausgestellten Tieren rühmen. Treffen mit einem Pionier unserer Tage Herrn Karlheinz Raab Karlheinz ist 68 Jahre alt, lebt in Pfungstadt in Hessen, Deutschland. Verheiratet ist er mit Christine seit 1973 und beide haben zwei Söhne. Karlheinz war die meiste Zeit seines Lebens mit Tauben verbunden. Sein Cousin Erhard Raab war ein berühmter Züchter von Brünner Kröpfern,

6 zufälligerweise stellte Erhard in Gemeinschaft mit seiner Frau Eva aus und sie gewannen 1970 den Großen Deutschen Brünner Preis mit dem weißen Farbenschlag. Karlheinz Vater züchtete Schlesische Weißplatten Kröpfer in seinem sehr großen Garten nur zum Zwecke sie mit Vergnügen im Freiflug zu sehen. Zweifellos wurde hier bereits sehr früh der Samen für den späteren Kröpfer- Experten gelegt. Als Karlheinz 14 Jahre alt war, gab ihm sein Vater ein Paar Ausstellungstiere Rote Steiger Kröpfer. Seine ersten Schauergebnisse waren tatsächlich eher sehr deprimierend. Nach dieser ersten Enttäuschung besuchte er seinen Cousin, den berühmten Brünner- Experten Erhard, der ihm alles über das Verhalten der Kröpfer beibrachte: wie man sie trainierte und schaufertig machte. Dieser frühe Fehler war ausschlaggebend für den späteren Erfolg und diese erste schlechte Erfahrung wiederholte sich niemals wieder. Nach der Arbeit mit den Steiger Kröpfern wendete sich Karlheinz Aufmerksamkeit den Englischen Zwergkröpfern in schwarz geherzt aus der Zucht des renommierten George Ott zu. Die Zucht musste jedoch hinten angestellt werden, als Karlheinz in seinen späten Jugendjahren zum Militärdienst eingezogen wurde. Gemäß seiner Berufung waren Tauben und Hühner nach Beendigung des Militärdienstes jedoch wieder hoch auf der Tagesordnung. Den Anfang machten schwarze Zwerg- Wyandotten, mit denen bis 1976 viele Preise gewonnen wurden. Brünner in weiß und schwarz geherzt kamen später zu den Zwergkröpfern dazu. Warum die Voorburger? 1974 erschien ein Artikel in dem Deutschen Geflügelmagazin, der Geflügel- Börse, der die Geschichte und die Entwicklung der Voorburger Schildkröpfer beschrieb. Im Vergleich zu Zwergkröpfern oder Brünnern erschien Karlheinz diese Rasse ein robusterer Typ bezüglich der Zucht zu sein. Er knüpfte Kontakt mit Van Ginks Frau, der deutschstämmigen Geflügelrichterin Frau Van Gink- Porschen, zu der er nach Holland reiste. Von diesem Treffen brachte er einige Paare Rote zusammen mit einigen Tauben von Theo Bey aus Haarlem und dem belgischen Züchter Meindert Hauber mit. Die Qualität der Tauben war jedoch nicht so gut und etwas von dem idealen Standardbild entfernt, folglich war definitiv ein wenig züchterischer Einfallsreichtum nötig. Karlheinz experimentierte mit Brünner- und Zwergkröpfer- Kreuzungen und einige der besten Kreuzungsprodukte waren zwei einfarbig weiße. Diese waren ausgezeichnet in den Schenkeln, schlankem Körper und hatten insgesamt super Figuren. In Karlheinz Augen waren sie einfach ideal für eine direkte Einkreuzung in die neuen roten Voorburger. Aus dieser ersten Kreuzung wurden nur Tauben mit den erwünschten Vorzügen benutzt und in der F3 Generation war der Typ bezüglich Figur, Kropf, Länge der Beine insgesamt dramatisch verbessert. So sehr, dass er 1977 das erste Blaue Band bei der Junggeflügelschau in Hannover gewann. Im folgenden Jahr gewann er den besten Preis in Rot bei der Niederländischen Voorburger Club Schau in Born. Die Zuchtbasis der Roten bestand jährlich aus etwa zwölf Paaren mit nur wenigen Neuzugängen, eben nur wenn Karlheinz das Gefühl hatte, es sei nötig. Diese rote Dynastie errang vom Anfang an bis 1996 viele Deutsche Meister Titel und viele wundervolle Erfolge. Fehler während der Zeit? Nun, alle Champions machen etwas falsch! 1981 bei der VDT Schau in Frankfurt war es Pflicht, 50% der gemeldeten Tiere verkäuflich zu melden. Karlheinz wollte keine der ausgestellten Tiere verkaufen da sie mehr an Zuchtwert versprachen, als man für Geld erhalten konnte. Deshalb kalkulierte er, dass niemand eine Taube kaufen würde, wenn er 1000 DM für jedes dieser Tiere ansetzen würde. Nun, ich bin sicher, dass ihr raten könnt, was passierte: jede der 3 einzelnen Tauben mit dem Preisschild von

7 1000 DM wurde von zwei Konkurrenten ohne Zögern gekauft. Eine Fehleinschätzung, die nicht mehr wiederholt werden sollte! Die Familie der Roten wurde 1996 zwischen verschiedenen Freunden verteilt. Karlheinz war zu dieser Zeit Preisrichter von Kröpfern, Huhn- und Formentauben. Er begann mit der Zucht von Luchstauben in Blau und Gelbgeschuppt, die auf Lokaler und Nationaler Ebene mit gutem Erfolg ausgestellt wurden. Der hauptsächliche Grund, mit den Luchstauben zu arbeiten, lag allein in den Lernzwecken für das Richteramt. Wie alle Kröpferzüchter realisieren, gibt es immer ein wundervolles harmonisches Verhältnis zwischen Züchter und Kröpfer und nach einem kurzen Ausflug mit den Luchsen, waren die Voorburger mit der Ankunft von drei Paar fahlen wieder im Garten zurück. Diese drei Paare, die mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl miteinander verpaart wurden, kamen von drei unterschiedlichen Züchtern. Die besten Jungtiere waren in Christines Worten: die Gelbfahlen, die das Ergebnis eines Spaß- Experiments waren. In den folgenden Jahren meldete sich die Zuchtgemeinschaft wieder an die Spitze zurück und gewann viele der besten Preise bei den Sonderschauen und Deutsche Meister Titel bei VDT Schauen. Im Jahr 2002 suchte sich Karlheinz eine neue und schwierigere Herausforderung in Form des schwarzen Farbenschlags. Die Tauben wurden von seinem Freund Hans Roderer aus Plossberg bezogen. Nicht überraschend, seit 2003 bis in die Gegenwart, repräsentiert die Zucht der Schwarzen die absolute Spitze. Viele der Vögel wurden nach Kanada, USA, Schottland, England und in viele andere Länder in Europa verkauft. Gelegen in dem großen Garten sind die Taubenschläge schön und kompakt, jede Einheit ungefähr 2.5 x 2.5 Quadratmeter mit einem großen offenen Fenster, das die Zufuhr von viel frischer Luft erlaubt. Maximum sind 18 Zuchtboxen mit weiterem Platz um ein Jungtauben Team von bis zu 100 Jungtieren zu beherbergen. Die Volieren sind ca. 6 Meter tief mit einzelnen Sitzplätzen und schließen an jedes Taubenhaus an. Und heute Das Zuchtteam für 2013 besteht aus 10 Paar Schwarzen, 7 Paaren für Experimente in gelbgesäumt, rotgesäumt, blau gehämmert und einer einzelnen weißen Brünner Täubin von dem hessischen Spitzenzüchter Günther Weiher. Alle Vögel erhalten routinemäßig die PMV Impfung und vier Wochen vor dem zusammenpaaren eine Paratyphus- Impfung. Wetterabhängig werden alle Vögel gegen Ende Januar angepaart und die Zucht wird ausnahmslos gegen Ende Juni beendet. Während der Zuchtsaison wird eine gute All- round- Futtermischung benutzt und danach eine feinkörnige Mischung ohne Milo oder Mais. Diese sollten vermieden werden, um den erforderlichen hellen Augenrand zu erhalten. Joghurt wird ebenso benutzt und ein Produkt von der Deutschen Firma Töllner namens Per Naturam, das ein Kolostrum basiertes Extrakt von hohem Nutzen ist, Bierhefe, Apfelessig, Gemüse sind jede Woche regelmäßige Ergänzungen. Guter Grit und Pickstein ist während des gesamten Jahres verfügbar und üblicherweise zweimal pro Woche ein Bad. Auswahl mit den erfahrenen Augen Dieser Prozess beginnt mit dem Absetzen der Tiere und wird während der Sommermonate fortgesetzt. Nach Beendigung der Zuchtsaison werden die Paare getrennt und das intensive Training mit den voraussichtlichen Schaukandidaten beginnt. Karlheinz hat eine besondere Gabe mit den Täubern zu arbeiten, um sie für die Ausstellung zu präsentieren. Im Voorburger- Charakter ist eine Fülle an Temperament, und bei den Täubern ist ein besonderes Ausmaß an Fingerspitzengefühl beim Training anzuwenden. Das ist eine weitere von Karlheinz Fähigkeiten, die ihn von seinen

8 Konkurrenten absetzt. Dies ist in Kurz der Hauptschlüssel für den zukünftigen Erfolg auf Ausstellungen und entscheidend im Zuchtschlag. Das Hauptproblem bei den Schwarzen ist korrekte Zeichnung, die Farbe muss immer beobachtet werden. Das Schwarz sollte intensiv, glänzend und mit einem guten Grünglanz sein. Der richtige Typ ist am wichtigsten anzusehen, sie müssen das richtige Körperverhältnis haben, z.b. 3/5 Vorderlänge und 2/5 Hinterlänge. Dürfen nicht breit zwischen den Schultern sein, bei einer guten aufrechten Haltung, gute Federqualität mit schmalen Flügelschildern die den Körper und den Bauch sehen lassen. Karlheinz und Christine streben immer danach, den Typ zu verfeinern und die geforderte Figur zu verbessern, kein Stein wird nicht umgedreht bei der Suche nach dem, was sie vom Rest trennt. Die Zuchtgemeinschaft gewann im Lauf der Jahre 135 mal V, 320 mal HV, 10 mal Deutscher Meister, 4 mal Europäischer Meister, 5 Europa Champions, 3 Bundessieger Medaillen und 6 mal bester Aussteller bei der Hauptsonderschau. Die unvergesslichsten Siege für die Zuchtgemeinschaft waren 1987 bei der VDT Schau in Köln mit dem Erringen von 3xV und 3xHV und damit dem besten Ausstellungsergebnis der Schau Nationale in Frankfurt mit 1xV und 5xHV, mit dem Erringen der Silbernen Staatsmedaille für das beste Ausstellungsergebnis der Schau und 2011 bei der 1. Europaschau der Voorburger Schildkröpfer in Ibbenbüren Bestes Ergebnis auf 6 Tiere in der schwierigen Farbe Schwarz (Europamedaille) und gleichzeitig mit sämtlichen Farbenschlägen 1. Vereinsmeister des SV. An Karlheinz und Christine Von Euren vielen Freunden überall auf der Welt wünschen wir Euch beiden gute Gesundheit und weiterhin viel Vergnügen und Erfolg mit dieser wundervollen Zucht und danken Euch beiden für Eure Freundschaft und für das Teilen von einigem Expertenwissen Eurer Züchtererkenntnisse. Nick Dawyd- Nottingham