Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka,
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- Laura Junge
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1 Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka, anlässlich der Verleihung der Alexander von Humboldt- Forschungsprofessuren am 8. Mai 2014 in Berlin Es gilt das gesprochene Wort!
2 1 Anrede Als Alexander von Humboldt 1802 mit seinen Reisegefährten in Ecuador zur Besteigung des Chimborazo aufbrach, galt der 6268 Meter hohe Vulkan als der höchste der Welt. Die Beschreibung dieses Aufstiegs blieb über Jahrhunderte erhalten, ist weltberühmt und heute ein wichtiges Zeugnis für Humboldts Forschereifer. Alexander von Humboldt verfolgte sein Ziel mit Mut und mit Neugierde. Er wollte Unbekanntes entdecken und scheute dabei keine Herausforderung. Wie wenig ist am Ende der Bahn daran gelegen, was wir erlebten, und wie unendlich viel, was daraus hervorging, schrieb er einmal. Er war zutiefst davon überzeugt, dass das Reisen zum langfristigen Erkenntnisgewinn beiträgt. Sein Urteil gilt heute immer noch: Die Welt kennen zu lernen, manchmal auch hohe Berge zu besteigen oder eben im übertragenen Sinne große Herausforderungen anzugehen, bringt uns alle voran. Die Alexander von Humboldt-Professoren, die wir heute ehren werden, folgen diesem Appell Alexander von Humboldts in bester Weise. Denn auch sie suchen neue Orte und suchen sich Herausforderungen, um Fortschritte in Wissenschaft und Forschung zu erzielen. Ihnen, liebe Alexander von Humboldt-Professoren, darf ich ganz herzlich gratulieren und ich wünsche Ihnen für diesen neuen Lebensabschnitt hier in Deutschland, dass Sie sich wohl fühlen; viel Erfolg und alles Gute für Sie und für Ihre Familien. Wir freuen uns, dass Sie sich für den Forschungsstandort Deutschland entschieden haben, um hier Ihre wissenschaftliche Arbeit fortzusetzen. Und ich hoffe, dass die Erwartungen, die Sie mit dieser Professur und mit dem Ortswechsel verbinden, sich erfüllen. Das Klima für Forschung und Entwicklung in Deutschland ist sehr gut. Es soll und wird, wenn es nach uns geht, auch so gut bleiben. Ich nenne nur einen Indikator: Das 3-Prozent-Ziel. Es besagt, dass drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. Wir haben es 2012 zum ersten Mal in Deutschland erreicht. Zu zwei Dritteln haben wir es dank privater Investitionen erzielt, aber auch hohe öffentliche Investitionen haben dazu beigetragen. Es gibt wenige Länder auf der Welt, die prozentual mehr ausgeben, Japan und Korea beispielsweise. Die USA, Großbritannien und Frankreich liegen hinter uns. Wir wollen diesen Zustand natürlich beibehalten und uns zukünftig nach Möglichkeit noch verbessern. Im Koalitionsvertrag ist deshalb festgelegt, dass wir das 3- Prozent-Ziel weiter halten wollen. Damit ist klar, wie viele Milliarden aus dem Etat für FuE nötig sind.
3 2 Wenn ich sage, das Klima für Forschung und Entwicklung in Deutschland ist gut, dann sind in diesem Zusammenhang nicht nur die zur Verfügung stehenden Summen wichtig. Wichtig ist auch Verlässlichkeit. Im Pakt für Forschung und Innovation haben wir den außeruniversitären Forschungseinrichtungen Sicherheit hinsichtlich der finanziellen Grundlagen gegeben. Die Investitionen lohnen sich: Der Status, den wir heute erreicht haben, ist darauf zurückzuführen, dass wir Wissenschaft, Forschung und Innovation Priorität einräumen. Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch durch finanzielle Mittel und die geschaffenen Rahmenbedingungen gezeigt, wie wichtig uns Bildung und Forschung sind. Neben dem Pakt für Forschung und Innovation gehören die Möglichkeiten der Exzellenzinitiative, aber auch der Ausbau der Mobilitätsförderung zu diesen Rahmenbedingungen, mit denen wir die Wissenschaft und Forschung unterstützen. Den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und den Hochschulen möchte ich an dieser Stelle auch zu den Alexander-von-Humboldt-Professuren gratulieren. Denn sie haben in ihren Gesamtkonzepten erfolgreich dargelegt, warum sie ihre jeweiligen Humboldt- Professoren zu sich holen möchten, was sie ihnen bieten können und wie sie sich in ihre Forschung integrieren. Diese Konzepte sind Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit der Humboldt-Professoren. Ich danke weiterhin den Mitgliedern der Auswahlkommission, dass es Ihnen gelungen ist, sechs Spitzenforscher für Deutschland zu gewinnen. Und mein besonderer Dank gilt natürlich der Alexander von Humboldt-Stiftung mit ihren vielen engagierten Mitarbeitern und insbesondere ihrem Präsidenten, Herrn Professor Schwarz. Die diesjährige Verleihung der Humboldt-Professuren ist für mich mindestens aus zwei Gründen ein herausragender Anlass: Seit vielen Jahren können wir erstens wieder Frauen unter den Preisträgern begrüßen. Ich habe im vergangenen Jahr an dieser Stelle die geringe Zahl an Humboldt-Professorinnen angesprochen. Wir wollen bei der Humboldt-Professur keine Quote erfüllen. Bei exzellenten Spitzenforschern ist dies auch nicht möglich. Aber die Freude, dass wir in diesem Jahr neben vier Preisträgern zwei Preisträgerinnen auszeichnen, ist deshalb umso größer. Um die Anzahl der Professorinnen weiter zu erhöhen, sind auch in Zukunft die Universitätsleitungen, die die Kandidatinnen und Kandidaten nominieren, gefragt. Sie sollten nach herausragenden Forscherinnen suchen, die für die Professur in Frage kämen. Sie sollten auch überlegen und das überlegen wir gemeinsam wie man gute Bedingungen schaffen kann, die weit über die Finanzmittel und die Situation an der Hochschule oder am
4 3 Forschungsort hinausreichen. Das Ziel ist, das ganze Umfeld familienfreundlich zu gestalten und Kriterien zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit einzubeziehen. Diese Angelegenheit betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Zum Zweiten ist diese Preisverleihung etwas Besonderes, weil die ersten Humboldt- Professoren, die 2009 ausgezeichnet wurden, inzwischen die fünfjährige Förderphase überschritten haben. Die sechs Professoren und die eine Professorin arbeiten momentan alle noch in Deutschland. Und darüber freuen wir uns. Denn wir möchten Sie gerne langfristig binden. Deshalb hoffen wir, dass auch Sie sich den Einschätzungen Ihrer Vorgänger anschließen, die in der Regel sehr zufrieden mit den Bedingungen waren, die sie hier vorgefunden haben. Wir möchten Ihnen mit dieser Professur größtmögliche Spielräume für ihre Forschungstätigkeit eröffnen. Und wir laden Sie natürlich ein, unsere Wissenschaftslandschaft durch ihre Erfahrungen zu bereichern. Denn wir wollen den Austausch zwischen Wissenschaftlern verschiedener Staaten weiter ausbauen und ihre Zusammenarbeit fördern. Ein Blick auf die Mobilität des wissenschaftlichen Nachwuchses zeigt, dass wir dabei auf einem guten Weg sind: Wir verzeichnen einen enormen Anstieg der international mobilen Studierenden. In Deutschland verfügt heute ein Drittel der Absolventinnen und Absolventen deutscher Hochschulen über studienbezogene Auslandserfahrungen. Die Entwicklung ist flankiert durch das Auslands-BAföG, durch die Angebote des DAAD, durch all die Instrumente, die wir haben. Wir hatten im vergangenen Wintersemester einen Rekord: In der Rangfolge der beliebtesten Länder stehen wir aus der Sicht ausländischer Studierender an dritter Stelle. Und wir sind das beliebteste nicht-englischsprachige Land. Das bedeutet, dass sich auch hier in den vergangenen Jahren sehr viel bewegt hat. Deutschland ist lange Zeit, und vielleicht mit Recht, gescholten worden, dass es nicht sehr einladend für ausländische Studierende ist. Es war auch unsere eigene Schuld, dass unser Ruf vor Jahren nicht so gut war. Die Entwicklung zeigt, dass sich das geändert hat. Wir sind mittlerweile wesentlich besser, als unser Ruf in dieser Hinsicht immer noch ist. Und für alle, die jetzt nach Deutschland kommen, ist es sehr schön, die neue Atmosphäre zu erleben und Erinnerungen daran mitzunehmen, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren oder in ein anderes Land gehen. Aber auch für diejenigen, die einen Abschluss im Ausland gemacht haben, hat sich etwas verändert. Ein weiterer Aspekt ist die konsequente internationale Vernetzung, die wir jetzt forciert vorantreiben. Wir haben im April 2013 in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz eine
5 4 Strategie für die Internationalisierung der Hochschulen beschlossen, die sehr ehrgeizig, aber realisierbar ist. Wissenschaftlerkarrieren verlaufen heute oft international. Offen für neue Eindrücke und überhaupt für Neues zu sein und die Erfahrungen zu verarbeiten, zeichnet Wissenschaft aus. Jean Paul, ein Schriftsteller und Zeitgenosse Alexander von Humboldts, sagte einmal: Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist. Wir brauchen den Dialog und wir hoffen, dass die Wissenschaftler, die nach Deutschland kommen, diesen Austausch mit ihrem breiten Erfahrungshorizont bereichern. Deshalb freuen wir uns, dass Sie zu uns nach Deutschland gereist sind. Und das wollen wir jetzt alle gemeinsam feiern. Vielen Dank.
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