Von Acolon bis Zweigeltrebe

Transkript

1 Von Acolon bis Zweigeltrebe Ein (kleiner) Überblick über die Rebsorten im Anbaugebiet Saale und Unstrut An Saale und Unstrut wachsen zahlreiche Rebsorten. Aber wie viele eigentlich? Und welche? Wir haben mal versucht, alle zusammen zu tragen. Und hoffen auf Vollständigkeit. Acolon. Die Neuzüchtung aus Blaufränkisch und Dornfelder wird derzeit an Saale und Unstrut im Weingut Zahn angebaut. Aber auch bei Hanke in Jessen wird er seit einigen Jahren gefüllt. Andre. Die Tschechische Züchtung aus Blaufränkisch x St. Laurent kam Mitte der Achtziger ins Gebiet. Winzervereinigung, Landesweingut und der Winzerhof Gussek pflegen ihn. Auxerrois. Diese Burgundersorte ist eine natürliche Kreuzung aus Pinot x Weißer Heunisch und sie hat derzeit nur das Weingut Seeliger im Anbau. Und bietet ihn in einem Cuvee mit Chardonnay an. Bacchus. Weitverbreitete Kreuzung aus Silvaner x Riesling mit Müller-Thurgau die in zahlreichen Gütern als Bukett-Sorte von trocken bis lieblich gepflegt wird. Bianca. Weiße Kreuzung aus Villard Blanc x Bouvier. Wurde im Landesweingut im Versuchsanbau gepflanzt. Birstaler. Neuzüchtung aus Seyval Blanc x Bacchus, die aus der Schweiz stammt und vorwiegend als Tafeltraube genutzt wird. Das Landesweingut betreibt auch für diese Sorte einen Versuchsanbau. Cabernet Blanc. Wird derzeit nur im Jenaer Weingut Kirsch angebaut. Er ist eine Neuzüchtung aus Cabernet Sauvignon mit Resitenzpartnern und eine weiße Sorte. Cabernet Dorio. Ein Neuzüchtung aus Cabernet Sauvignon und Dornfelder. Wird im Weingut Böhme, Gleina im Cuvee T&M mit dem Cabernet Dorsa vermählt. Cabernet Dorsa. Neuzüchtung aus den gleichen Eltern wie C. Dorio. Außer bei Böhmes (s. o.) wird er im Weingut Frölich-Hake zu einem sehr leckeren Solisten verarbeitet. Cabernet Mitos. Noch eine Neuzüchtung. Hier waren Cabernet Sauvignon und Blaufränkisch (Lemberger) die Eltern. Wurde zuerst vom Weingut Kirmann in Westerhausen gepflanzt und ins Barrique gelegt. Sehr gelungenes Experiment. Seit 2008 bietet auch das Weingut Seeliger einen Mitos an.

2 Cabertin. Eine pilzresistente Nachwendezüchtung aus Cabernet Sauvignon und nicht näher benannten Resistenzpartnern. Wird derzeit nur im Thüringer Weingut Bad Sulza von Andreas Clauß und im Weingut Kirsch angebaut und als jahrgangsübergreifendes Cuvee angeboten. Chardonnay. Die klassische Burgundersorte, die den Chablis berühmt gemacht hat und weltweit zu den Top-Sorten zählt. Wird vom Weingut Seeliger mit Auxerrois kombiniert angeboten. Domina. Kreuzung aus Portugieser x Spätburgunder. Paart Ertrag des Portugiesers mit Kraft und Tannin des Spätburgunders. Im Weingut Thürkind sind die ersten Versuche erfolgreich verlaufen. Dornfelder. Einst als Farbtraube gepflanzte Kreuzung aus Helfensteiner x Heroldrebe, um schwachfarbigen Sorten in schlechten Jahren auf die Beine zu helfen. Als Modesorte bis vor kurzen groß im Kommen. Wird häufig zu beliebiger Massenware verarbeitet. Bringt im Gebiet durchaus interessante Ergebnisse. Dunkelfelder. Eigentlich wie der Dornfelder als Traube zur Aufhübschung blasser Rotweine gedacht, bringt er bei pfleglicher Behandlung erstaunliche Tropfen, die den Dornfelder toppen. Er ist eine Kreuzung aus Portugieser x Färbertraube. Das Weingut Rollsdorfer Mühle und das Weingut Lützkendorf haben sich ihr angenommen. Barrique geeignet. Elbling. Gilt als älteste Weinsorte Europas. Er wird in der Winzervereinigung und im Weingut Rollsdorfer Mühle gepflegt. Faber. Kreuzung aus Weißburgunder x Müller-Thurgau. Der größte Frevel der letzten Jahre war die nahezu komplette Rodung dieser Bukett-Rebsorte. Bringt der Winzervereinigung noch immer Titel. Im Herzoglichen Weinberg stehen die letzten Stöcke des Gebietes. Frühburgunder. Mutation des Spätburgunders, die ob ihrer sicheren Reife ideal ins Gebiet passt. Gemerkt haben das bislang das Weingut Rollsdorfer Mühle und das von Frank Böhme in Kirchscheidungen. Grauburgunder. Gilt als Mutation aus dem Spätburgunder. Als Pinot Grigio findet er den Weg in zahlreiche Trend-Kehlen. In der Regel in dürftiger Qualität. In Frankreich als Pinot Gris selten besser. In der lieblichen Version kann er auch mal Ruländer heißen. Richtig gut in deutschen Landen. In zahlreichen Gütern des Gebietes verbreitet. Einer der besten bei Frölich-Hake. Gutedel. Als Brot- und Butter-Sorte verkannt. Ist schon vor 5000 Jahren in Ägypten bekannt. Kann ganz erstaunliche Qualitäten im Gebiet erreichen. Als roter und weißer bekannt. Wird in einigen Gütern kultiviert.

3 Hölder. Züchtung aus Riesling x Ruländer (Grauburgunder), die nur noch von der Winzervereinigung gepflegt wird. Bringt in guten Jahren exzellente Tropfen. Als Eiswein 2005 ein Hit. Johanniter. Komplizierte Neuzüchtung aus Riesling, Ruländer (Grauburgunder), Gutedel und Seyre-Villard. Einige wenige Stöcke stehen in Bad Sulza. Kerner. Der Hilfsriesling ist eine Neuzüchtung aus Trollinger x Riesling, der in schlechten Jahren den Riesling ersetzen sollte, weil er eher reift und weniger anspruchsvoll ist. Im Gebiet angekommen und zu tollen Resultaten fähig, wenn er im Ertrag reduziert wird. Weit verbreitet. Kernling. Wilde Mutation des Kerners. Wird hauptsächlich im Weingut Wölbling gepflegt. Und das sehr erfolgreich. Lemberger. Oberhalb der Rebschule steht eine ansehnliche Fläche. Separat ausgebaut wird er in der Winzervereinigung seit einigen Jahren nicht mehr. Blaufränkisch nennt man sie in Österreich, wo sie deutlich körperreicher wird. Merlot. Internationale Top-Sorte, die nur in Sprengseln vorhanden ist. Das Weingut Hoffmann baut ihn in Höhnstedt auf 4000 qm versuchsweise an. Für 2010 wird der erste (Jungfern-)Wein erwartet. Mitschurinski. Wird in manchen Weingütern für Federweißen als Hauswein gepflegt. Hat in der umfänglichen Elternschaft interessanter Weise den seltenen Muskat-Trollinger. Morio Muskat. Eine Kreuzung aus Silvaner und Gelber Muskateller. Wurde lange fälschlicherweise als Kind von Silvaner und Weißburgunder gehalten, weil der Züchter, Herr Peter Morio, dies so angegeben hatte. Vorhanden u. a. beim Weingut Deckert und bei Schramm/Senk in Beyernaumburg. Müller-Thurgau. Die Massensorte des Gebietes. Kann Super-Weine bringen. Beispiele dafür gibt es massenhaft. Aber auch Durchschnitt. Kreuzung aus Madeleine Royal x Silvaner. Muskateller. Zu Unrecht seltene Sorte. Andreas Klauß hat in Bad Sulza ein Herz und ein Händchen für diese Sorte. Neronet. Tschechische Rebsorte mit der seltenen Eigenschaft, roten Saft zu haben. Zu den Eltern gehören St- Laurent x Blauer Portugieser sowie Alicante Bouschet x Cabernet Sauvignon. Steht vereinzelt noch in manchem Garten, wie bei Andre Gussek. Orion. Eine weiße Neuzüchtung aus Optima x Villard Blanc. Versuchsanbau im Landesweingut.

4 Ortega. Inzwischen recht beliebte Neuzüchtung aus Müller-Thurgau x Siegerrebe. Im Weingut Salsitz bei Zeitz hat man sich ihr besonders zugewandt. Palatina. Tafeltraube aus Villard Blanc x Königin der Weingärten, die im Landesweingut im Versuchsanbau steht. Phönix. Auch dies eine Neuzüchtung mit Villard Blanc, die hier mit Bacchus gekreuzt wurde. Hobby-Winzer wie Eberhard Ryssel haben sich ihr angenommen. Pinotin. Eine Kreuzung aus Spätburgunder mit Resistenzpartnern, die nicht näher benannt werden. Sie hat bei Andreas Klauß und im Weingut Kirsch eine Heimat gefunden und dankt es mit leckeren Produkten. Portugieser. Alte Rebsorte, die wahrscheinlich aus Osteuropa stammt und mit Portugal nichts zu tun hat. Solide Rebsorte, die weite Verbreitung gefunden hat. Regent. Wieder eine rote Neuzüchtung mit interessanten Eltern. Diana selbst eine Züchtung aus den weißen Sorten Müller-Thurgau x Silvaner wurde mit Chambourcin gekreuzt. Einst wie der Dornfelder als Farbbringer gedacht, hat er sich zu einem anerkannten selbstständigen Wein entwickelt. Das Weingut Seeliger hat ein sehr leckeres Exemplar gebastelt. Rieslaner. Echte Kreuzung zwischen Riesling x Silvaner. Hat Raik Moh in seinem Bestand, vertreibt ihn ob der kleinen Menge als Landwein. Riesling. Eine der edelsten weißen Sorten. Begründete einst den Weltruhm des deutschen Weines. In Spitzenlagen der Spitzengüter bringt er Spitzenweine. Rivaner. Eigentlich nur ein Synonym für den Müller-Thurgau, um bessere Vermarktungschancen zu haben. Stammt aus einer Zeit, als man noch annahm, der Müller-Thurgau sei eine Kreuzung aus Riesling und Silvaner. Wird im Gebiet nur von Raik Moh und Günther Born so benannt. Ruländer. Synonym für Grauburgunder speziell im süßen Bereich benutzt. An Saale und Unstrut eher seltene Verwendung. Samtrot. Der Samtrot ist eine Mutation des Schwarzriesling, der wiederum eine Mutation des Spätburgunders ist. Daher spricht man auch von einer Rück-Mutation des Spätburgunders. Es gibt sie im Bestand des Weingutes Deckert. Sie wird aber seit den frühen 90ern nicht mehr separat ausgebaut, sondern gemeinsam mit dem Spätburgunder verarbeitet. Saphira. Weiße Rebsorte aus Arnsburger x Seyve-Villard. Wird bislang nur in Werder beim Weinbau Dr. Lindicke angebaut. St. Laurent. Rotes Mitglied der Burgunder-Familie, die wahrscheinlich als Mutation aus dem Spätburgunder entstand. Aktuell größte Pflanzung hat Rene Schwalbe vom

5 Weingut Rollsdorfer Mühle angelegt, die in diesem Jahr mit dem Jungfernwein erstmals im Ertrag steht. Sauvignon Blanc. Die Herkunft ist nicht ganz geklärt. Sie ist aber eine der weltweit wichtigsten Sorten. Andreas Klauß hat erstaunliche Weine bereitet. Auch in Werder bei Lindickes ist das gelungen. Andere Winzer wollen nachziehen. Scheurebe. Eine hoch interessante aromatische Sorte, die leider etwas vernachlässigt wird. Sie ist eine Kreuzung aus einer unbekannten Wildrebe mit dem Riesling. Winzervereinigung, Andreas Klauß in Bad Sulza, Schramm/Senk in Riestedt/Beyernaumburg und Hanke in Jessen widmen sich ihr. Schwarzriesling. Mutation des Spätburgunders. Hanke in Jessen und Seeliger in Beuditz haben sich diesem oft nach Erdbeeren duftenden Roten verschrieben. Silvaner. Gibt es als grünen und roten. Alte Rebsorte, deren Herkunft gern auf dem Balkan gesehen wird. Die Haupt-Sorte Frankens bringt auch hier sehr schöne Weine. Mit dem roten experimentieren das Landesweingut und das Weingut Thürkind. Solaris. Ist eine vor allem für nördliche Breiten (Dänemark, Brandenburg) sinnvolle Neuzüchtung aus Merzling und einer namenlosen Sorte mit der Nr. Gm 6493, von der es in Bad Sulza bei Hobbywinzern einige Stöcke gibt. Spätburgunder. Die klassische Rotweinsorte schlechthin. Ist auch an Saale und Unstrut zu Recht weit verbreitet. Bringt in exponierten Lagen und in guten Jahren hervorragende Weine. Staufer. Weiße Neuzüchtung aus Bacchus und Villard Blanc. Versuchsanbau beim Landesweingut. Traminer. Gibt es als roter, weißer oder Gewürz-Traminer. Sehr aromatischer Wein, dem sogar eine Art Urstammvaterschaft für den Riesling nachgesagt wird. Sehr alte Sorte, die super in unser Gebiet passt. Weißer Heunisch. Auch dem Heunisch wird diese Urelternschaft über Riesling oder Chardonnay nachgesagt. Uralte Sorte, die im Landesweingut wieder kultiviert wird. Weißburgunder. Sehr wichtige Sorte im Gebiet. Passt hervorragend zu den hiesigen Bedingungen. Gilt als Mutation aus dem Grauburgunder. Zweigeltrebe. Rote Sorte aus Blaufränkisch x St. Laurent. Kam Mitte der Achtziger aus Tschechien ins Gebiet. Hat sich hervorragend akklimatisiert und wird in zahlreichen Gütern zu tollen Ergebnissen gebracht. (Quelle: Wolf-Dietrich Balzereit)