Das Gleichnis vom reichen Kornbauern gerade haben wir es schon als Evangeliumstext
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- Uwe Arnold
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1 Predigt zu Lk 12,15-21, Erntedank 2015 St Dionysius-Kirche Steimbke von Pastorin Rebekka Brouwer Der Friede des Herrn sei mit Euch. Das Gleichnis vom reichen Kornbauern gerade haben wir es schon als Evangeliumstext gehört Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sage zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; hab nun Ruhe, iss, trink und habe guten Muts! Liebe Gemeinde, Das ganze Jahr hart gearbeitet, den Boden bestellt, Wind und Wetter getrotzt, mit etwas Glück, aber vor allem auf der Basis der langen Erfahrung zur rechten Zeit die Saat ausgebracht. Aufs Wetter gehofft, gebangt, gewartet und nun endlich endlich bringt die Saat Frucht. Und was für Mengen! Nicht wie im Frühling als erst die Hitze und dann die nasse Kälte und Sturmtief herbe Einbußen mit sich brachten! Endlich wieder ein guter Sommer. Endlich wieder ein ertragreicher Herbst! Eine Hängerladung nach der nächsten fährt auf den Hof. Fülle. Erfolg. Zufriedenheit. Dieses Jahr ist ein gutes Jahr. Alle im Haus merken das. Entspannen sich. Erntedank. Dankbarkeit dafür, dass es keine Unwetter bei der Ernte gab. Das keiner zu Schaden gekommen ist, dass Speicher und Silo gut gefüllt sind. Dass der 1
2 Boden trägt und jenseits aller Milchpreisspekulationen, jenseits aller Supermarkt-Dumping-Preise abends die schwere Erde an den Stiefeln klebt, die Arme fast taub sind von der Arbeit, die Zunge zu müde, um noch große Worte zu finden, und doch vorm inneren Auge noch die Bilder stehen vom wogenden Getreide unter leuchtendem Blau, vom Prasseln des Korns auf den Hänger, von den Kartoffelbergen, die sicher eingeholt worden sind. Gemeinsam haben sie die Erntekrone gebunden gemeinsam den Altar geschmückt mit den Früchten des Feldes den Herbst mit offenen Armen empfangen sie bringen den Alltag, die Arbeit und die Dankbarkeit mit in die Kirche machen ein Stück der Fülle sichtbar, für die, die jeden Tag dafür aufs Feld gegangen sind, für die, die sich schon lange vom eigenen Land trennen mussten, für die, die noch davon träumen, einmal, wenn sie groß sind, einen eigenen Fendt zu fahren und selbst die Kartoffeln aus dem Boden zu holen, für die, die hinter den hochbeladenen Treckern über die Landstraßen zuckeln gemeinsam Danke sagen. Gemeinsam feiern. In dieses Fest hinein dieser Text. Ein Text wie ein Guss kalten Wassers. Du Narr spricht Gott - Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? Mitten ins Fest hinein, in die Freude der Fülle harte Worte, die ein Ende setzen. Worte, die die eigene Bilanz in Frage stellen. Ernüchterung. Der Erfolg wird bestritten. So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. Ernüchterung. Der falsche Text zum Fest? Mitten in die Freude hinein ein Dämpfer, damit der Kopf nicht zu leicht wird? Alles vergebens? Die Arbeit, die Mühen des vergangenen Jahres erscheinen wertlos angesichts dieses Urteils. Der biblische Text widerspricht der eigenen Freude. Er setzt einen kritischen Gegenpunkt zur Ausgelassenheit. Wir hören ihn an Erntedank, sind selbst noch ganz mit Herz und Kopf bei der eigenen Ernte, bei den Sorgen und Hoffnungen der eigenen Familie, wir haben 2
3 die eigene Freude vor Augen, und fühlen uns schnell angegriffen. Wir sehen uns in der Rolle dieses Bauers, der da sein Feld bestellt hat, jetzt die Früchte seiner Arbeit sieht, sich gelassen zurücklehnen will und von Gott, diesem Spaßverderber, so richtig vor den Karren gefahren bekommt Wir sind selbst ganz mit Herz und Kopf noch so bei unserem eigenen Leben, dass wir den Beginn der biblischen Erzählung einfach ausblenden, zu schnell in eine Rolle schlüpfen, weil die äußeren Gegebenheiten, der Bauer als Angesprochener der Erzählung, die eingebrachte Ernte, seine Freude über den Ertrag, eine so große Nähe zu unserem Leben hat, dass unsere Gedanken mit uns davonfliegen und wir uns selbst mit dem harten Urteil gegen diesen Bauern angegriffen fühlen. Also nochmal fünf Schritte zurück. Zurückspulen, zurück zum Anfang. Der Text erzählt nicht von jedem Bauern. Genau genommen erzählt er noch nicht einmal von einem Bauern im klassischen Sinn. Er erzählt von einem Landbesitzer. Von einem reichen Menschen, dessen Feld hatte gut getragen. Die Bilder von der Mühe, die sich mit der Ernte bezahlt gemacht hat, vom Lohn für die harte Arbeit, das sind die Bilder unseres eigenen Lebens, die wir in die Leerstellen der Geschichte hineingetragen haben. Kein Wort steht davon da. Wir wissen nicht, ob der Mensch selbst jemals auch nur einen Schritt auf sein Feld gesetzt hat ob er auch nur einmal mit den eigenen Händen die kühle Schwere der Erde gefühlt hat. Mit seiner Geschichte wendet sich Jesus nicht gegen die Bauern, sondern gegen die Habgier denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Banal gesagt: Geld allein macht nicht glücklich. Es ist nicht das Geld, das uns das Leben schenkt. Jesus hält keinen theoretischen Vortrag über die Gefahr, immer mehr haben zu wollen und das Wesentliche dabei völlig aus den Augen zu verlieren, sondern wie ein guter Pädagoge legt er seine Botschaft in eine Erzählung. In eine Erzählung, die so nah an unserem Leben ist, das wir uns leicht in ihr verlieren, sie mit unseren eigenen Vorstellungen überschreiben. Er legt seine Botschaft in die Erzählung von einem, der schon alles hatte, und dem dann mit der nächsten Ernte noch mehr gegeben wird. 3
4 Jesus erzählt von einem, der keine anderen Sorgen hat, als nun diesen Überfluss zu verwalten einen Überfluss, der jedes zuvor gekannte Maß übersteigt. Der dann erst, nach seiner eigenen Wahrnehmung, beruhigt sein kann. Dann kann er sich zurücklegen. Aber was hat sich wirklich geändert? Der Reiche ist reicher geworden. Ihm hat nichts gefehlt und nun hat er noch mehr ihm wird nichts fehlen, was Geld kaufen kann. Aber das war vorher auch schon so. Mehr wollte er. Mehr hat er bekommen. Und jetzt häuft er es an. Als würde man Weihnachtsgeschenke, unausgepackt, ihrem Wert nach katalogisieren und in einem Kellerraum wegschließen, ohne Freude daran, ohne Freude damit zu schenken, einfach nur in der Gewissheit: ich habe einen Schatz. Du Narr! Das Geschenk verliert jeden Wert. Die Ernte, die nicht mehr sättigt, das Korn, das nicht mehr zu Brot wird, sondern nur noch Spekulationsmasse ist, die Obsternte, die hohe Subventionen einbringt, um dann doch einfach als Überproduktion zu verfaulen sie ist verloren. Der Dank bleibt aus. Zu gesichtslos ist das Ergebnis. Zu selbstverständlich wird der Ertrag. Dankbarkeit kann ich für sie nicht zeigen. Das Glück, den ersten selbstgebackenen Apfelkuchen für dieses Jahr auf den Tisch bringen zu können, die längst fällige Rate fürs Haus mit der Kornernte bezahlen zu können, den Erntehelfern ein Erntefest zum Abschluss der Ernte ausrichten zu können, den Hof für die nächste Generation halten zu können, das Glück kann Geld, das nur ein weiterer Betrag ist, nur eine positive Zahlenkollone, nicht aufwiegen. Es hat an sich keinen Wert. Wenn alles, was von mir bleibt, wenn meine Zeit zu Ende ist, Geld ist, dann bleiben nur anonyme Zahlen. So geht es dem, der seine Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. Wer erinnert sich schon daran, wie hoch die Zahlen auf dem Gehaltszettel des Großvaters waren, wieviel Bargeld genau die Großmutter hinterlassen hat? Aber ich erinnere mich genau daran, mit welcher Herzlichkeit mein Großvater lachen konnte, mit welcher Geduld er meinem Bruder das Radfahren beigebracht hat, wie viele Stunden meine Großmutter damit verbracht hat, mir von ihrem Glauben zu erzählen, die biblischen Geschichten für mich mit Leben zu füllen. Ich erinnere mich an ihre Liebe. Dafür bin ich dankbar. 4
5 Das Gleichnis vom reichen Menschen keine Kritik am Ernten, sondern am Umgang mit der Ernte. Ein Bibeltext für Erntedank weil er den Blick darauf wendet, was uns von Gott geschenkt ist und was wir damit tun können. Mit unserer Zeit. Mit unserem Vermögen. Mit unseren Tagen. Danken. Teilen. Nicht verwalten. Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 5
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