CLEVER - spielend intelligent einkaufen
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- Viktoria Eberhardt
- vor 6 Jahren
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1 CLEVER - spielend intelligent einkaufen Hintergrundinformationen zu den Bewertungskriterien im CLEVER Als Basis für die Produktbewertung dienen die Angaben zu Herkunft, Inhaltsstoffen und Zertifizierungen auf den Verpackungen. Die Bewertung erfolgt anhand von sechs Kriterien: 1. Klimafreundlichkeit 2. Verschmutzung von Boden und Wasser 3. Ressourcenverbrauch 4. Biodiversität 5. Soziale Verantwortung gegenüber Mensch und Tier 6. Lebensgrundlage und Gesundheit der lokalen Bevölkerung
2 Nachhaltigkeit Eine Welt in Balance Der Begriff Nachhaltigkeit ist in politischen Diskussionen zu einem Gummiwort geworden, das je nach Interessenslage gerne unterschiedlich gebraucht wird. Hier meint Nachhaltigkeit eine Welt in Balance, also ein Gleichgewicht zwischen Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft. Dabei ist die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und einer intakten Umwelt für die nächsten Generationen zentral. Wir dürfen heute also nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Für den täglichen Konsum bedeutet das, dass die Herstellung und Entsorgung der Produkte umweltgerecht und sozial verträglich sein sollte. Wir als Konsumenten haben die Wahl und die Macht etwas zu bewirken: Denn produziert werden diejenigen Produkte, die gekauft werden. Damit hat der Konsument eine Verantwortung gegenüber der Umwelt, den Mitmenschen und zukünftigen Generationen. Wer sich an die folgenden Tipps für einen nachhaltigen Konsum hält, ist auf gutem Weg: Kriterien für den nachhaltigen Einkauf Im Rahmen der Ausstellung CLEVER von Biovision werden Produkte aufgrund von sechs Kriterien bewertet. Je besser das Produkt in allen Bereichen abschneidet, desto nachhaltiger ist die Wahl: Klimafreundlichkeit: Wie hoch ist der Ausstoss an klimaschädlichen Gasen (CO 2, Methan, Lachgas), der im gesamten Prozess zwischen Anbau und Verkauf entsteht? Verschmutzung von Boden und Wasser: Welche Verschmutzung von Wasser und Boden wird verursacht während Anbau, Verkauf und Entsorgung? Ressourcenverbrauch: Wie hoch ist der Verbrauch von Rohstoffen und Wasser während Anbau, Verkauf und Entsorgung? Biodiversität: Wie gross ist der Verlust an Lebensraum? Entsteht neuer Lebensraum (Naturschutzprojekte, Öko-Labels)? Soziale Verantwortung: Gelten faire Handelsbedingungen für alle Beteiligten (Fairtrade)? Stammt das Produkt aus einem Land mit guten bzw. schlechten Arbeitsbedingungen (z.b. Kinderarbeit, Ausbeutung, etc.)? Wie werden die Tiere gehalten (bei tierischen Produkten)? Lebensgrundlage und Gesundheit der lokalen Bevölkerung: Enthält das Produkt Stoffe bzw. werden Stoffe während der Produktion verwendet, deren An- bzw. Abbau die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung bedrohen (z.b. Soja, Palmöl, Metalle)? Hintergrund zum Kriterium Klimafreundlichkeit Die Durchschnittstemperatur der Erde steigt kontinuierlich an. Hauptgrund für diese Erwärmung ist der Mensch, der durch seine Aktivitäten Treibhausgase anreichert. Mit einem Anteil von fast einem Drittel an den globalen Treibhausgasemissionen ist die Landwirtschaft an der Klimaveränderung ursächlich beteiligt (IPCC, 2007). Dabei geht mit 44% der grösste Anteil der Treibhausgasmissionen auf das Konto der tierischen Produkte (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier), pflanzliche Nahrungsmittel liegen bei nur 8%. Klimawirksame Gase (v.a. Kohlendioxid CO 2, Methan CH 4, Lachgas N 2 O) entstehen: - durch den Energieverbrauch bei Transport, Produktion, Lagerung und Konservierung von Produkten. - bei der Abholzung von Regenwäldern zur Schaffung von Weiden und Ackerland. Dabei wird CO 2 freigesetzt und die Wälder stehen nicht mehr als CO 2 -Speicher zur Verfügung. - bei der Produktion von tierischen Produkten durch den Transport von Futtermitteln aus Übersee (Mais, Soja) und während der Verdauung bei Wiederkäuern* (Methan, 25x schädlicher als CO 2 ). Zum Beispiel ist 1kg industriell produziertes Rindfleisch genauso klimaschädlich wie eine Autofahrt von 250km. - durch den Einsatz von Düngemitteln entsteht Lachgas, das bezüglich der Klimaveränderung x schädlicher ist als CO 2. Folgen der Klimaveränderung sind hierzulande beispielsweise ein Anstieg der Schneegrenze im Winter, verstärkte Gletscherschmelze oder häufigere und stärkere Hochwasserereignisse und Murgänge. In Afrika müssen die Menschen bereits heute unter den Folgen des Klimawandels leiden, obwohl sie kaum Schuld an den Ursachen tragen: Sintflutartige 2
3 Regen und Hochwasser vor allem aber schreckliche Dürren nehmen zu, was die oft sehr harten Lebensbedingungen afrikanischer Bauernfamilien zusätzlich verschlimmert. Weltweit steigen die Meeresspiegel an, wodurch sehr grosse, bevölkerungsreiche Küstengebiete überflutet werden (z.b. Bangladesch) und wichtige Biotope wie Korallenriffe oder Mangroven existenziell gefährdet sind. Die Vielzahl der Konsequenzen der Klimaveränderung ist kaum abschätzbar. *Der Einfluss von Rindern, Ziegen und Schafen auf das Klima muss bei nachhaltiger und artgerechter Weidehaltung allerdings differenziert betrachtet werden. So trägt die Weidehaltung zur Erhaltung riesiger Graslandschaften weltweit bei, welche wiederum viel CO 2 binden. Zudem ist die (biologische) Gross- und Kleinviehhaltung im Schweizer Berggebiet wichtig zur Erhaltung der Artenvielfalt (Erhaltung von artenreichen Alpweiden). Hintergrund zum Kriterium Verschmutzung von Boden und Wasser Auf dem Weg von der Herstellung bis zur Entsorgung eines Produktes können Boden und Wasser stark beeinträchtigt werden. Vor allem bei der Produktion landwirtschaftlicher Produkte sind die Umweltwirkungen auf den Boden sowie die Wasserverschmutzung zentral: Intensive, konventionelle Landwirtschaft wird durch Massenproduktion und Spezialisierung erreicht, dies erfordert einen beträchtlichen Einsatz von Dünger und Pestiziden. Abflüsse aus Feldern und Weiden führen dazu, dass grosse Mengen an Phosphor und Stickstoff durch den Boden in das Grundwasser gelangen und zu einer Verschmutzung führen. Produkte aus biologischer Landwirtschaft stammen hingegen aus ökologisch kontrolliertem Anbau, der ohne den Einsatz von chemischen Pestiziden oder Kunstdünger auskommt und die natürlichen Kreisläufe berücksichtigt. Zahlreiche Produkte des täglichen Gebrauchs (Seifen, Deos, Shampoos, Wasch- und Geschirrspülmittel, Handys) enthalten umweltschädliche Inhaltsstoffe, welche bei der Anwendung in den Wasserkreislauf gelangen. Teilweise sind sie schwer abbaubar oder reichern sich in der Umwelt an. Beim Kauf dieser Produkte gilt es auf die biologische Abbaubarkeit und die Inhaltsstoffe (keine Duftstoffe, Phosphate, Farbzusätze, Füllstoffe, Erdölsubstanzen, Bleichmittel, optische Aufheller, giftige Chemikalien) zu achten. Hintergrund zum Kriterium Ressourcenverbrauch Im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelproduktion ist der hohe Wasserverbrauch ein wichtiges Thema. Rund zwei Drittel des weltweiten Wasserverbrauchs entfällt heute auf die Landwirtschaft, wobei rund 15% des kultivierten Landes bewässert werden. Neue Pflanzensorten sind zwar widerstandsfähiger, brauchen aber auch viel mehr Wasser. Die Ressource Wasser wird immer knapper und durch den Klimawandel werden Niederschläge stets unberechenbarer. Natürlich spielt das Produktionsland dabei eine Rolle: Oftmals werden Rohstoffe in Ländern oder Regionen angebaut, die ohnehin schon unter Wasserknappheit leiden. Neben einer Verschlechterung der Lebensbedingungen für Mensch und Tier birgt der Wasserstress auch die Gefahr von Konflikten. Die Fleischproduktion erfordert nicht nur eine grosse Menge an Wasser, sondern auch eine andauernd steigende Menge an Ackerflächen, die zum Anbau von Futtermitteln genutzt werden. Von den t Soja, welches die Schweiz jährlich importiert, werden 80% als Viehfutter verwendet. Die importierte Soja stammt grösstenteils aus Südamerika, wo die Felder der Sojaproduktion immer tiefer in den Tropenwald und artenreiche Savannen vorstossen. Auch für die Produktion anderer Produkte steigt der Flächenbedarf stetig an. Damit verbunden sind zum Beispiel Rodungen von wertvollen Wäldern oder die Vertreibung der lokalen Bevölkerung zur Gewinnung von Ackerland. Ein weiteres Thema ist die Verpackung, die ebenfalls Rohstoffe (Erdöl, Holz, Metalle, etc.) verbraucht. Sie macht auf die gesamte Ökobilanz eines Produktes nur wenig aus, trotzdem sollte wo immer möglich auf aufwändige oder unnötige Verpackungen verzichtet werden. Hintergrund zum Kriterium Biodiversität Die gestiegene Nachfrage nach landwirtschaftlichen Gütern fördert eine intensive Anbauweise. Die Nutzungsintensität auf diesen Flächen ist sehr hoch und gefährdet die biologische Vielfalt. In der intensiven Landwirtschaft sind hohe Erträge ein sehr wichtiges Ziel. Es entstehen Monokulturen mit Pflanzen, die schnell wachsen, dafür aber mehr Dünger brauchen. Durch das rasche Wachstum werden sie anfälliger auf Krankheiten und müssen daher mit 3
4 Pflanzenschutzmitteln geschützt werden. Dies hat eine zunehmende Belastung der Böden und des Wassers zur Folge sowie eine schwindende Vielfalt in der natürlichen Tier- und Pflanzenwelt. Biologisch bewirtschaftete Böden weisen eine höhere Artenvielfalt auf, was wissenschaftlich belegt ist. Die Nachfrage nach Palmöl, das in der Nahrungsmittelindustrie, der chemischen Industrie und der Kosmetikindustrie genutzt wird, ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Um der Nachfrage gerecht zu werden, werden jedes Jahr riesige Flächen Regenwald gerodet und in Palmölplantagen umgewandelt. Diese ständige Ausdehnung der Plantagen zerstört die Regenwälder in den Hauptexportländern Indonesien und Malaysia, was wiederum Orang-Utans, Elefanten und anderen Wildtieren gefährdet. Nicht viel anders sieht es bei der Ausdehnung von Sojafeldern aus. Dies geschieht ebenfalls zum grössten Teil auf Kosten von natürlichen Lebensräumen (Wälder und Savannen). Steigender Wohlstand führt zu einem veränderten Konsumverhalten. Der Fischkonsum steigt wie auch der Konsum von Fleisch enorm an. Derzeit werden in der Schweiz pro Kopf jährlich 8,5kg Fisch und Meeresfrüchte konsumiert, drei Viertel davon sind Meeresfische. Der wachsende Fischkonsum ist für die Meere kritisch, oft wird mehr gefischt, als die Populationen verkraften können. Gemäss der Welternährungsorganisation (FAO) sind derzeit 80% der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt oder bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Im Gegensatz dazu entstehen bei einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktion auch neue Lebensräume. So sind zum Beispiel Hochstamm-Obstbäume, extensiv genutzte Weiden oder sogenannte ökologische Ausgleichsflächen wertvolle Lebensräume. Hintergrund zum Kriterium Soziale Verantwortung In den Industrieländern entwickelte sich eine sogenannte Konsumgesellschaft, die sich nach dem Gesetz immer mehr und immer billiger verhält. Dies führt zu einem wachsenden Druck nicht nur auf die Natur, sondern auch auf die Arbeitskräfte. Das Phänomen gilt nicht nur für Lebensmittel, sondern allgemein für Konsumgüter. Viele Produkte unseres Alltags wie z.b. Kaffee, Bananen und Kakao werden nicht in der Schweiz angebaut und produziert, sondern meist aus ärmeren Ländern importiert. Hinter diesen Produkten stehen Bäuerinnen und Bauern sowie Hersteller, die häufig unfair behandelt werden. Die Kleinbäuerinnen und -bauern in südlichen Ländern haben es schwer, da die Preise im globalen Markt für ihre Produkte stark schwanken und meist sehr tief sind. Zudem sind die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen und die Entlöhnung ihrer Arbeit oft sehr schlecht. Produkte aus fairem Handel garantieren den Produzentinnen und Produzenten langfristige und direkte Handelsverträge, kostendeckende Preise, Mindestlöhne sowie einen Geldbeitrag für Gemeinschaftsprojekte wie Schulräume oder Begegnungszentren. Zudem müssen arbeitsrechtliche und ökologische Standards eingehalten werden. Entscheidend bei der Fairtrade-Produktion ist eine ständige Weiterentwicklung und Verbesserung durch Kontrollen, denn manchmal können Arbeitsbedingungen, Absatzmärkte oder eine genossenschaftliche Organisation nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Trotzdem ist es wichtig, dass die Produzenten bereits unter dem Fairtrade-Label produzieren und somit von den Vorteilen profitieren können. Mit dem Kauf von Produkten aus fairem Handel verbessern Sie so nicht nur die Lebensumstände der Produzentinnen und Produzenten vor Ort, sondern leisten auch einen Beitrag an die Umwelt, da Armut und Hunger die Bevölkerung oft zu umweltschädigenden Aktivitäten oder Produktionsmethoden zwingen. Zur sozialen Verantwortung gehört auch die Art der Tierhaltung. Als Massentierhaltung wird die konzentrierte Haltung von vor allem Geflügel, Rindern und Schweinen in grosser Zahl auf viel zu engem Raum bezeichnet. Um den immer stärker anwachsenden Verzehr von Fleisch, Eiern und Milchprodukten unserer Gesellschaft zu decken, hat diese keinesfalls artgerechte Tierhaltung in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Hier wäre ein Trend in Richtung artgerechter und vor allem nachhaltiger Produktion sehr wichtig. Hintergrund zum Kriterium Lebensgrundlage und Gesundheit der lokalen Bevölkerung Weltweit werden immer mehr Produkte in Monokultur auf Grossplantagen angebaut, was einen hohen Einsatz an Dünger und Pflanzenschutzmittel erfordert. Diese häufig eingesetzten Mittel vergiften Böden, das Grundwasser und schädigen die Gesundheit der Beschäftigten und der lokalen Bevölkerung. Das Resultat einer solchen Produktionspolitik sind verwüstete Landschaften mit zerstörten Lebensgrundlagen. 4
5 In vielen Ländern führt der Anbau von landwirtschaftlichen Produkten oder der Abbau von Metallen nicht nur zur Zerstörung wertvoller Lebensräume, sondern auch zu Menschenrechts- und Landrechtsverletzungen und zur Vertreibung von Menschen. Konzerne eignen sich oftmals grosse Landstriche an, wodurch Kleinbauern ihre Land und damit ihre Lebensgrundlage verlieren. Globaler Markt Nicht nur mit den tiefen Preisen, welche wir für importierte Konsumgüter bezahlen, sondern auch mit den subventionierten Exporten von Schweizer Produkten machen wir den Produzentinnen und Produzenten in armen Ländern das Leben schwer! Die Milchproduktion in der Schweiz zum Beispiel wird stark vom Staat subventioniert. Folglich wird ein Überschuss an Milch produziert, welche als Pulver- oder Kondensmilch zu Dumpingpreisen auf die Märkte in Entwicklungsländern gelangt. Die billige Milch und weitere europäische Produkte (z.b. Hühnerfleisch, Tomaten) konkurrieren dort die einheimische Produktion. Europäische Milch kostet teilweise auf einem westafrikanischen Markt nur noch 2/3 des Preises der lokal produzierten Milch! Transparenz: Erster Schritt zu nachhaltigem Konsum Rohstoffe werden meist von Zwischenhändler zu Zwischenhändler weiterverkauft. Bemüht sich eine Produktionsfirma nicht, die Rohstoffe bis zu Ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, kann sie die Augen vor Umweltbelastungen durch die Produktion oder vor sozialen Missständen in den Zulieferfirmen verschliessen. Nur mit vollständiger Transparenz ist es möglich, Produkte ökologisch und sozialverträglich zu produzieren. Wenn Konsumentinnen und Konsumenten die notwendigen Angaben auf den Produkten nicht finden, können sie keinen nachhaltigen Einkaufsentscheid fällen. Label-Zertifizierungen übernehmen die Aufgabe, ganze Produktionsprozesse zu durchleuchten und bieten den Konsumentinnen und Konsumenten wichtige Informationen auf einen Blick. Die 5 goldenen Einkaufstipps Wer sich an diese fünf goldenen Entscheidungstipps hält, ist auf gutem Weg zum umweltgerechten und sozialen Einkauf: 1. Weniger ist mehr! Kaufen Sie, was Sie wirklich brauchen. 2. Essen Sie regelmässig vegetarisch. 3. Kaufen Sie saisonal und regional ein. 4. Wählen Sie Produkte mit nachhaltigen Labeln wie Bio oder Fairtrade. 5. Meiden Sie Produkte mit Palmöl. 5
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