Gesundheitsgespräch. Echt weiblich Frauen, Sex und Gesundheit. Sendedatum:

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1 Gesundheitsgespräch Echt weiblich Frauen, Sex und Gesundheit Sendedatum: Expertin: Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Gynäkologin an der Frauenklinik der Ludwig- Maximilians-Universität München, Hormon- und Kinderwunschzentrum Autorin: Justina Schreiber Weibliche Lust ist kein Tabu mehr. Zumindest theoretisch. In der Praxis verhindern Scham oder Minderwertigkeitskomplexe oft klärende Gespräche. Aber Frauen sollten ihr ureigenes Thema nicht anderen überlassen. Jahrhundertelang äußerten sich Männer über die weibliche Lust. Sie verteufelten das Begehren der Frau. Oder projizierten eigene Wünsche und Ängste. Die Frauenbewegung eroberte das Terrain zurück. Denn über den eigenen Körper Bescheid zu wissen, reduziert Ohnmachtsgefühle. Es gilt: nur die Frauen selbst können letztlich über ihre sexuellen Freuden und Probleme sprechen. Dem Text liegt ein Interview mit Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Gynäkologin an der Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Hormon- und Kinderwunschzentrum, zugrunde. Seite 1

2 Weibliche (Un-)Lust - Was ist (noch) normal? Ein erfülltes Sexualleben macht zufrieden. Aber es ergibt sich kaum von allein. Es braucht Zeit, Geduld und (Selbst-)Liebe. Körperliches und seelisches Wohlbefinden hängen eng zusammen. Auch und vor allem beim Spaß im Bett. Denn guter Sex beginnt im Kopf, und zwar mit den eigenen Phantasien und Wünschen. Deshalb ist es wichtig, dass sich Frauen selbst kennen und schätzen (lernen). Laut wissenschaftlichen Studien besteht bei 30 Prozent der Frauen ein Risiko, eine sexuelle Störung zu entwickeln. Allerdings glauben weit mehr Frauen, bereits an sexuellen Problemen zu leiden. Bei den Männern ist die Rate noch höher. Herrscht tatsächlich so viel Frust in den Betten? Eine sexuelle Störung zu definieren, ist nämlich gar nicht so einfach. Anzeichen einer sexuellen Störung: Libidoverlust, also keine Lust auf Sex keine Lubrikation, also keine Befeuchtung der Scheide bei Erregung Schwierigkeit, die Erregung aufrecht zu erhalten Unfähigkeit, zum Orgasmus zu kommen Schmerzen beim Verkehr Aber Geschlechtsverkehr kann z. B. auch ohne Orgasmus Freude machen. Und wer ein Gleitgel parat hält, muss nicht gleich frustriert aufgeben. Letztlich hängt es vom individuellen Empfinden jeder Frau ab, ob sie sich beeinträchtigt fühlt oder nicht. "Prinzipiell ist eine sexuelle Störung nur dann vorhanden, wenn die Frau selbst sagt, dass sie unter Beeinträchtigungen leidet. Es muss also jede für sich selbst entscheiden, ob sie das Gefühl hat, dass sie ein Problem hat." Dr. med. Lisa- Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Sex soll Spaß machen Ohne Spaß an der Freude ist Sex nur eine halbe Sache. Das gilt übrigens auch für Masturbation. Schuldgefühle sind hier fehl am Platz. Wer sich selbst stimuliert, tut sich etwas Gutes auch wenn ein Partner fehlt. Der Sexualtrieb dient nicht nur der Fortpflanzung. Er stärkt Beziehungen. So lässt etwa das Interesse an einem Seitensprung nach, wenn sich Frau und Mann (oder Frau und Frau) miteinander wohlfühlen. Denn bei erfülltem Geschlechtsleben kommt es zur regelmäßigen Ausschüttung des "Kuschelhormons" Oxytocin. "Das heißt, wenn ich mit meinem Partner, meiner Partnerin, häufig intensive Momente oder Orgasmen habe, dann sorgt das vermehrt ausgeschüttete service@bayern2.de; Seite 2

3 Hormon Oxytocin dafür, dass ich mich ihm oder ihr mehr zugeneigt fühle. Meine Beziehung, mein Bindungsgefühl, und damit die Partnerschaft werden dadurch gestärkt." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig- Maximilians-Universität München Umgekehrt beeinflusst ein unbefriedigendes Sexualleben meist auch die Qualität der Partnerschaft. Es geht zu Lasten der Beziehung, wenn über die misslingende körperliche Kommunikation nicht gesprochen werden kann. Sex nach einer Geburt Es dauert eine Weile, bis sich nach einer Geburt die Gebärmutter zurückentwickelt hat. Auch kann die Scheide trockener sein als sonst. Narben nach einem Kaiserschnitt, Dammriss oder einer Zangengeburt verursachen vielleicht Schmerzen. Und das Baby verlangt der jungen Mutter einiges ab. Das Paar muss sich erst in die neue Situation einfinden. Hinzu mag die Sorge kommen, gleich wieder schwanger zu werden. Denn das Stillen bildet keinen hundertprozentigen Verhütungsschutz. Gemeinsame Vor- und Fürsorge ist also gefragt. Und vor allem Geduld! Libido im Alter Es ist normal, dass die Lust im Laufe des Lebens nachlässt. Mit dem Älterwerden ändert sich die Zusammensetzung der Hormone. Der Östrogenspiegel sinkt. Die Schleimhaut der Scheide wird dünner und verletzlicher, die Scheide insgesamt trockener. In stabilen Partnerschaften führen die körperlichen Veränderungen nicht zwangsläufig zu Problemen im Bett. Östrogenhaltige Scheidenzäpfchen, Gleitgel oder auch mehr Zeit und Zärtlichkeit können Abhilfe schaffen. Auf jeden Fall sollte das Paar Probleme gemeinsam angehen und lösen. Ältere Menschen, die neue Beziehungen beginnen, erleben oft ein Aufflammen sexueller Gefühle. In längeren Paarbeziehungen dagegen kann die Lust durch Gewohnheit einschlafen. Aber wenn es doch zum Beischlaf kommt, ist die Orgasmus-Rate hoch: "Nicht wissenschaftlich ausgedrückt: Man kennt sich gut, man weiß, was der Partner mag und 'welche Knöpfe' man drücken muss, um z.b. einen Orgasmus zu erreichen. Das kann trotz anfänglicher Lustlosigkeit zu einem erfüllten Sexualleben führen." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig- Maximilians-Universität München Seite 3

4 Sexuelle Probleme der Frau - Körperliche Ursachen der Unlust Wird die Lust zur Unlust und die Unlust zur Belastung, finden Frauen Rat in einer gynäkologischen Praxis. Sexuelle Störungen können vielfältige Ursachen haben. Zunächst müssen körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Wenn die gynäkologischen Ultraschall- und Tastuntersuchungen oder die Anamnese keinen Befund oder Verdacht ergeben, liegen psychische Ursachen nahe. Bei einer Endometriose wächst gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter, das heißt: z.b. an Blase, Darm, Eierstöcken, Bauchfell, Gebärmutter oder sogar im Gehirn. Dies kann zu "funktionellen Störungen" führen, also zu Störungen, die auf der veränderten oder beeinträchtigten Anatomie beruhen. Meist klagen die betroffenen Frauen über Schmerzen im Unterleib, insbesondere während der Menstruation, über Zyklusstörungen und in der Folge auch über Libidostörungen. Auch Myome, meist gutartige Tumoren der Gebärmutter, können sich auf das Lustempfinden auswirken - allerdings oft weniger aus körperlichen Gründen, sondern vielmehr, weil das Wissen um die Erkrankung die Frau seelisch beeinträchtigt. "Es kommt natürlich darauf an, wo das Myom liegt und wie groß es ist. Es gibt schon Fälle, in denen die Frauen es beim Geschlechtsverkehr bemerken, aber im Großen und Ganzen machen Myome nicht typischerweise Probleme beim Sex. Extreme Fälle schließe ich hier aus. Das Problem ist oft im Kopf der Frau." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians- Universität München Schmerzen bei der Penetration Bereitet die Penetration einer Frau Schmerzen, gibt es mehrere mögliche Ursachen: neben akuten Infektionen können Gewebe-Verwachsungen nach Operationen und Geburten für unangenehme Empfindungen sorgen. Aber auch unwillkürliche Muskelverkrampfungen im Beckenboden oder das so genannte Vulva-Vestibulitis-Syndrom (hypersensible Nerven im Scheideneingang) spielen manchmal eine Rolle wobei es sich hier auch um psychosomatische Reaktionen handeln kann. "Wenn der Genitalbereich zum Beispiel bei einer schwierigen Geburt verletzt wurde, kann es sein, dass die Verletzungen lange nicht richtig heilen oder dass sich weitere Operationen anschließen müssen. Nervenverläufe sind dann zwangsläufig längere Zeit durchtrennt. Sie können zwar wieder aufeinander zuwachsen, aber es kann auch ein schmerzhaftes Empfinden oder einfach ein service@bayern2.de; Seite 4

5 "anderes" Empfinden im Vergleich zu vor der Geburt zurückbleiben." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Frauen, die an Diabetes, Bluthochdruck oder Herzkreislaufproblemen leiden, können Probleme haben, einen Orgasmus zu erlangen. Ursache ist hier die mangelhafte Durchblutung im Genitalbereich. Starker Nikotinkonsum verengt ebenfalls die Gefäße. In der Folge sind Klitoris und Scheide weniger erregbar. Bei Multipler Sklerose sind die Nervenbahnen beeinträchtigt. Nicht mehr alle Impulse aus dem sensiblen Genitalbereich erreichen das zentrale Nervensystem. Zyklusschwankungen und sexuelle Lust Die meisten Frauen, die nicht hormonell verhüten, erleben während des Zyklus emotionale Schwankungen, da die Hormonspiegel im Blut durch ein komplexes Zusammenspiel steigen bzw. fallen. Das Lustgefühl unterliegt deshalb ebenfalls natürlichen Schwankungen. Besonders auffällig ist das prämenstruelle Syndrom (PMS) in den Tagen, bevor die Regelblutung einsetzt: "Manche Frauen haben regelrechte Heißhunger-Attacken. Und es macht nicht unbedingt ein supererotisches Körpergefühl, wenn man gerade eine Tüte Chips in sich reingestopft hat. Dazu kommen sehr häufig Brustziehen und Unterbauchschmerzen. Die Stimmung ist niedergeschlagen. Bei manchen Frauen zeigen sich typische Symptome einer ausgewachsenen Depression: Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Lustlosigkeit." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Weibliche Libidostörungen Seelische Ursachen der Unlust Wenn Kopf oder Herz nicht mitspielen, funktioniert auch der Sex nicht gut. Der Körper ist keine Maschine. Was wie eine Binsenweisheit klingt, wird oft verdrängt: Alles, was Frauen belastet, wirkt sich auch auf ihr Intimleben aus. Denn meist sind es keine körperlichen Erkrankungen, sondern seelische Probleme, die zu sexuellen Störungen führen. Das Lustempfinden hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Jede Frau reagiert anders. Aber es gibt ein paar Punkte, von denen man weiß, dass sie übrigens auch die männliche Libido negativ beeinflussen: Partnerschaftliche Spannungen und Konflikte Stress im Beruf Seite 5

6 Psychiatrische Erkrankungen und deren Medikation (etwa Antidepressiva) Wenn die Frau schwanger ist Wenn Kleinkinder die Nachtruhe stören Ein unerfüllter Kinderwunsch "Wenn der sexuelle Akt nur noch der Fortpflanzung dient und auf Abruf dann Geschlechtsverkehr stattfinden muss, dann bringt das natürlich auch eine Beeinträchtigung des Lustempfindens mit sich." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Ein neues Problem: Körperbildstörungen Das Problem nimmt eklatant zu. Die in Fernsehsendungen wie "Germany s next Topmodel" verbreiteten Bilder perfekter menschlicher Körper wirken sich auf die Selbstwahrnehmung aus. Heute sind viele vor allem jüngere Frauen (und Männer) mit dem eigenen Aussehen übertrieben unzufrieden. "Es ist Wahnsinn, wie früh heutzutage junge Mädchen anfangen, sich mit Anderen immer wieder abzugleichen. Nicht wenige bekommen psychische Probleme, weil sie das Gefühl haben, unzulänglich auszusehen." Dr. med. Lisa- Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Auch das Lustempfinden leidet, wenn eine Frau von der Sorge geplagt ist, nicht gut genug auszusehen. Oder zu dick zu sein. Oder nicht alle Spielarten der körperlichen Liebe zu beherrschen. Die Angst, "ihm" nicht zu genügen, führt zwangsläufig dazu, sich selbst beim Sex nicht auszuleben. "Selbstliebe und Selbstwert spielen dann keine Rolle mehr. Wichtiger ist es, dem Bild zu entsprechen, das von vielen Medien tagtäglich und von klein auf vermittelt wird." Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig- Maximilians-Universität München Perfektionismus Moderne Frauen sollen heute alles sein: erfolgreiche Businessfrauen, liebevolle Mütter und Familienmanagerinnen, verruchte Liebhaberinnen. Es fällt ihnen schwer, keine überhöhten Ansprüche an sich selbst zu stellen und sich trotz persönlicher Mängel und Schwächen zu akzeptieren. Aber wer ständig die Bestätigung von außen braucht und sucht, empfindet sich schnell als unzulänglich. Und Paarbeziehungen leiden, wenn einer der Partner oder beide seelisch allzu bedürftig sind. service@bayern2.de; Seite 6

7 Intimchirurgie Früher waren es Brustvergrößerungen. Heute ist es die Schamlippenkorrektur oder die ominöse und teure G-Punkt-Unterspritzung. Dr. Lisa-Maria Wallwiener erlebt in der gynäkologischen Ambulanz der Universitätsklinik München immer häufiger, dass junge Frauen eine intimchirurgische Operation in Betracht ziehen. Sie wollen sich körperlich optimieren, um ihre Chancen auf dem "Fleischmarkt" zu erhöhen. "Hier erwächst uns ein völlig neues Problemfeld. Es ist unverkennbar der Einfluss der Medien, der hier wirksam wird. Gerade die jungen Frauen sagen z. B. beiläufig nach einer gynäkologischen Untersuchung: ich habe gelesen oder ich habe im Fernsehen gesehen, dass das und das möglich ist. Was meinen Sie, Sie haben doch sicher auch bemerkt, dass das bei mir nicht schön ist, können Sie das nicht operieren?" Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians- Universität München Hormonelle Verhütung - Die Pille als Libidokiller? Verhütungsmittel wie die Pille sind praktisch. Aber sie verändern den natürlichen Hormonhaushalt. 70 bis 80 Prozent der Mädchen ab 14 Jahre schlucken heute die Pille, ob sie einen Freund haben oder nicht. Von der Einnahme versprechen sie sich nicht nur schönere Haut und Haare. Man fühlt sich auch "in", wenn man sie nimmt. So stehen junge Frauen meist ihre gesamte sexuelle Entwicklung unter künstlichem hormonellem Einfluss. "20 Jahre hindurch nehmen sie die Pille, und dann kommt irgendwann der Kinderwunsch. Dann setzen sie mit 34 Jahren zum ersten Mal die Pille ab und dann hört man als Gynäkologin in der Praxis, dass die Frauen sagen: Ist ja Wahnsinn, was ich jetzt für eine Lust empfinden kann! Das hätte ich nie gedacht, dass es diesen Teil von mir gibt!" Dr. med. Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Aber es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass die Pille grundsätzlich an weiblichen Libidostörungen schuld ist. Allenfalls lässt sich wissenschaftlich belegen, dass Frauen, die hormonell verhüten, ein höheres Risiko haben, an sexuellen Dysfunktionen zu leiden als Frauen, die mechanisch oder gar nicht verhüten. service@bayern2.de; Seite 7

8 Die Pille als Freibrief für den Mann Die sexuelle Befreiung der Frau verdankte sich auch der Pille. Nun konnte jede Frau selbst entscheiden, ob sie schwanger werden wollte oder nicht. Heute hat sich das Blatt gewendet. Frauen, die die Pille nehmen, fühlen sich von den Männern in puncto Verhütung oft alleine gelassen. Wer ist verantwortlich, wenn sie trotz Pille ungewollt schwanger werden? Ausschließlich sie selbst. Diese meist unausgesprochene Problemlage kann das sexuelle Erleben in der Beziehung belasten. Kondome dagegen lassen sich in das Liebesspiel einbauen. Auch die natürliche Familienplanung (kurz "NFP" genannt), ermöglicht dem Paar, sich gemeinsam um die Verhütung zu kümmern. Wenn die Frau ihre fruchtbaren Tage hat, muss der Mann eben Rücksicht nehmen und etwa auf Barrieremethoden zurückgreifen. Frust im Bett - Was hilft Frauen? Ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Partner ist das A und O. Manchmal ist er allerdings Teil des Problems. Unlustgefühle sind zunächst kein Anzeichen für eine Krankheit. Wenn Frauen aber darunter zu leiden beginnen, können sie Stress verursachen und Beziehungen belasten. Vieles reguliert sich auch von selbst. Manchmal braucht es allerdings professionelle Hilfe. Frauenzeitschriften sind voller Tipps für "mehr Spaß im Bett". Vom Date mit dem eigenen Mann bis zum Candle Light Dinner daheim reicht die Palette. Auch ein Glas Champagner schadet nicht: "Ja, klar, das kann man probieren, aber wenn man wirklich eine tiefliegende Störung hat, dann muss man das vernünftig angehen und gemeinsam mit der Sexualtherapeutin der Sache auf den Grund gehen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann notwendig und hilfreich sein." Dr. med Lisa-Maria Wallwiener, Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Bei quälenden sexuellen Problemen empfiehlt sich nach einer Basisdiagnostik bei der Frauenärztin der Besuch einer Sexualmedizinerin. Hier gibt es Tipps, Handlungsempfehlungen und vor allem auch therapeutische Hilfe. Viagra für Frauen? Viagra und ähnliche Medikamente sind in Deutschland für Frauen nicht zugelassen. Obwohl belegt ist, dass Erregungs- wie auch Orgasmusstörungen maßgeblich auf eine mangelhafte Durchblutung der weiblichen Schwellkörper zurückzuführen ist, gibt es hier noch kein entsprechendes Präparat. In der Pharmaindustrie laufen jedoch Studien. service@bayern2.de; Seite 8

9 Pille & Co. - Verhütung für jedes Lebensalter Expertin: Helga Schwarz, Ärztin und Beraterin bei pro familia, München Autorin: Justina Schreiber Sex macht Spaß, kann aber auch zu (ungewolltem) Nachwuchs führen. Bis zur Menopause der Frau ist Verhütung deshalb ein großes Thema. Wie lässt sich die Befruchtung einer Eizelle durch eine Samenzelle verhindern? Es gibt verschiedenen Methoden. Zu einer Befruchtung und Schwangerschaft kann es kommen, wenn Samenzellen in die Scheide der Frau gelangen und durch die Gebärmutter in die Eileiter wandern. Spermien können dort drei bis fünf Tage überleben, um auf eine reife Eizelle zu warten. Die Eizelle, die größte Zelle im menschlichen Körper, hat nur eine sehr begrenzte Lebensdauer. Sie ist auf ihrem Weg vom Eierstock in die Gebärmutter für etwa 24 Stunden befruchtungsfähig. Dem Text liegt ein Interview mit der Ärztin Helga Schwarz, Beraterin bei pro familia, zugrunde. service@bayern2.de; Seite 9

10 Wie und warum verhüten? Verantwortungsvoller Sex Ohne gründliche Information läuft nichts. Dann ist Sex ohne Reue möglich. Heterosexueller Geschlechtsverkehr kann zur Schwangerschaft der Frau führen. Wer keinen Nachwuchs zeugen will, sollte sich Gedanken über die Verhütung machen. Männer wie Frauen, Mädchen wie Jungen, informieren sich also bestenfalls vorher über die verschiedenen Methoden. Verantwortlich sind beide Partner. Informationsquellen Eine erste Aufklärung sollte durch Eltern und Schulen erfolgen. Vor allem junge Männer tun sich oft schwer im Umgang mit dem Thema Verhütung. Es wäre wünschenswert, dass der junge Mann die junge Frau fragt, ob sie verhütet, und nicht selbstverständlich voraussetzt, dass sie die Pille nimmt. Helga Schwarz, pro familia Weitergehende Informationen gibt es bei Schwangerschaftsberatungsstellen oder Gesundheitsämtern: Einrichtungen wie pro familia bieten die Möglichkeit, anonym über Mailkontakt Antworten zu bekommen. Auch lassen sich im Internet fundierte Informationen finden; zum Beispiel für junge Männer, die nicht wissen, welche Kondomgröße für sie passt. Die erste Anlaufstelle für junge Mädchen ist gewöhnlich die gynäkologische Praxis. "Vor allem junge Frauen bekommen vom Frauenarzt ihre ersten Informationen über Verhütung und dann häufig die Pille verschrieben. Erst wenn sie mit irgendetwas nicht zufrieden sind oder keine hormonelle Verhütung mehr wollen, sind die Beratungsstellen gefragt. Helga Schwarz, pro familia Kriterien Folgende Kriterien sind bei der Wahl des passenden Verhütungsmittels hilfreich: Wie sicher ist die Methode? Der sogenannte Pearl-Index gibt darüber Auskunft. So liegt er beim Kondom zwischen 2 und 20. Das heißt, zwei bis zwanzig von hundert Frauen werden innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger, wenn sie mit Kondom verhüten. Die große Schwankungsbreite erklärt sich durch Anwendungsfehler. Bei korrekter Verwendung liegt der Pearl-Index eines Kondoms bei 2. service@bayern2.de; Seite 10

11 Welche Gesundheitsrisiken sind mit der Verhütungsmethode verbunden? Übergewichtige Raucherinnen z. B. sollten die Pille wegen Thrombosegefahr meiden. Wie reversibel ist die Methode? Hier geht es um die Nachwirkungen nach Absetzen des jeweiligen Verhütungsmittels. Frauen, die sich z. B. die Dreimonatsspritze nicht mehr geben lassen, tun sich schwer, bald schwanger zu werden. Wird dauerhafter Schutz oder Verhütung nur in der jeweiligen Situation gewünscht? Jede Frau, jedes Paar setzt andere Prioritäten. Deshalb muss Verhütung immer individuell besprochen und entschieden werden. Professionelle Berater helfen, eventuelle Gesundheitsrisiken abzuschätzen. Wenn es z. B. familiäre Belastungen wie Blutungsstörungen gibt, sollten Frauen nicht hormonell verhüten. Auch Frauen über 40 empfehle ich nicht die Pille oder Ähnliches, außer sie haben starke Blutungen. Denn in dieser Altersgruppe ist die Fruchtbarkeit bereits deutlich reduziert, ein Diaphragma wäre die ideale Verhütung. Helga Schwarz, pro familia Kosten Verhütungsmittel, die nicht individuell angepasst werden müssen und für die keine gesonderte ärztliche Beratung notwendig ist, sind rezeptfrei. Sie werden nicht von der Krankenkasse bezahlt: z.b. Kondome, Schaumtabletten, Cremes. Hormonelle Verhütungsmittel gibt es nur auf Rezept: z.b. Pille, Minipille, Hormonspirale, Dreimonatsspritze, Hormonimplantat, Vaginalring, Verhütungspflaster. Ausnahme: Die Pille danach gibt es seit März 2015 rezeptfrei in der Apotheke. Bei Mädchen, die gesetzlich versichert sind, übernimmt die Krankenkasse bis zum vollendeten 20. Lebensjahr die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel. Nach Vollendung des 18. Lebensjahres müssen die Frauen aber die Rezeptgebühr selbst zahlen. Ab dem 20. Geburtstag fallen auch die Kosten für das Verhütungsmittel an es sei denn, es ist Teil einer Krankenbehandlung und die Empfängnisverhütung aus medizinischer Indikation geboten. Manche Sozialämter und pro familia helfen Bafög-Empfängerinnen und Frauen mit geringem Einkommen bei der Finanzierung von Verhütungsmitteln. Fragen Sie nach! Seite 11

12 Mechanische Verhütungsmittel - Alternativen zu Hormonen Verhütung bedeutet: Samen- und Ei-Zellen werden daran gehindert, sich zu vereinigen. Bei der mechanischen Verhütung wird eine Barriere zwischen Ejakulat und Gebärmutter errichtet. Schon in früheren Zeiten benutzte man dafür Kondome oder Diaphragmen aus Tierdärmen oder Fischhaut. Coitus interruptus Nicht zu empfehlen ist der Coitus interruptus. Hier wird vor dem Orgasmus des Mannes der Geschlechtsverkehr unterbrochen. Er gilt als höchst unsicher. Der Pearlindex liegt bei 27. Das heißt: 27 von 100 Frauen, die ein Jahr lang so verhütet haben, werden trotzdem schwanger. Kondome Das Kondom dagegen hat einen Pearl-Index von 2; allerdings nur bei absolut korrekter Handhabung. Also besser vorher üben! Die Sicherheit hängt beim Kondom extrem von der Handhabung ab: dass es die richtige Größe hat, dass der Mann es richtig anwenden kann, dass - falls irgendein Problem auftritt -, man an Nachverhütung denkt, also an die Pille danach etwa. Grundsätzlich muss man bei mechanischer Verhütung immer eine Notfalllösung parat haben. Helga Schwarz, pro familia Kondome für Frauen Es gibt auch Frauenkondome. Sie sind teurer als Männerkondome und werden nur selten benutzt. Das Flüstertüte genannte Verhütungsmittel besteht aus einer Kunststoffhülle mit flexiblen Ringen an jedem Ende. Es kann bereits vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt werden. Ein Ring soll zwischen Schambein und hinterem Scheidegewölbe zu liegen kommen. Er schirmt den Muttermund ab. Der andere Ring verankert das Kondom außerhalb des Scheideneingangs über den großen Schamlippen. Die Handhabung erfordert Geschick. Schutz vor Geschlechtskrankheiten Männer- wie Frauen-Kondome sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Ihr großer Vorteil: weil sie verhindern, dass Spermien in die Scheide gelangen, verringern sie als einziges Verhütungsmittel auch das Risiko, sich beim Sex mit Geschlechtskrankheiten oder einer HIV-Infektion anzustecken. Diaphragma Das Diaphragma ist eine biegsame Kappe. Richtig eingesetzt, bedeckt es den Muttermund (Portio). Aber zusätzlich muss ein Verhütungsgel genutzt werden. service@bayern2.de; Seite 12

13 Dieses hemmt die Spermien, denen es gelingt, die Barriere zu passieren, in ihrer Beweglichkeit. Sie können dann nur noch ca. vier Stunden überleben. Deshalb darf das Diaphragma nach dem Geschlechtsverkehr auch frühestens sechs Stunden später entfernt werden. Zwei Diaphragmen auf dem Markt Das "Caya Diaphragma" hat eine Einheitsgröße. Es besteht aus Silikon und kann in der Apotheke ohne Rezept gekauft werden. Nach Erfahrung von Helga Schwarz von pro familia empfiehlt es sich, den Sitz überprüfen zu lassen, um sicher zu gehen, dass das Diaphragma gegebenenfalls nicht vor, sondern hinter dem Muttermund zu liegen kommt. Das "Wide-Seal-Diaphragma" besteht aus einer mit Silikon überzogenen kuppelartigen Spiral- oder Flachfeder. Es wird in neun verschiedenen Größen angeboten und muss individuell vom Arzt, bei pro familia oder in Frauengesundheitszentren angepasst werden. Beim Diaphragma liegt der Pearl-Index wie beim Kondom zwischen 2 und 20. Ähnlich wie ein Diaphragma funktioniert die Portiokappe FemCap. Sie wird über den Muttermund gestülpt und saugt sich dort fest. Die FemCap kann im Gegensatz zum Diaphragma 48 Stunden liegen bleiben. Mechanische Verhütung dauerhaft Spiralen, Perlenbälle oder Ketten aus Kupfer sind mechanische Verhütungsmittel, die einmal vom Arzt eingesetzt bis zu fünf Jahre im Körper der Frau bleiben können. Es handelt sich um mit Kupferdraht umwickelte Kunststoffteilchen, je nachdem in Spiral-, Ball- oder Kettenform. Die Spirale wird während der letzten Tage der Regelblutung in die Gebärmutter eingelegt. Das Kupfer hemmt die Samenzellen in ihrer Beweglichkeit, während der 2,5 bis 3,5 Zentimeter kleine Fremdkörper die Gebärmutterschleimhaut reizt und verändert. Deshalb kann sich eine eventuell befruchtete Eizelle nur noch schwer einnisten. Allerdings verstärkt sich die Regelblutung. Frauen mit von Haus aus heftiger Menstruation und Regelschmerzen sollten andere Verhütungsmittel wählen. Dasselbe gilt für die Goldspirale, deren Y-förmiger Plastikstab mit einem Kupferdraht umwickelt ist, dessen Kern aus reinem Gold besteht. Ihre Liegedauer beträgt sieben Jahre. Der Pearl-Index für alle Arten von Kupfer-Spiralen, -Bällen und - Ketten liegt unter 1. Eine kleine Warnung: Die Infektionsgefahr ist in den ersten sechs Wochen nach Legen erhöht. Deshalb sollte man anfangs zusätzlich ein Kondom benutzen, um das Eintreten von Keimen zu verhindern. Denn der Muttermund muss geweitet werden, um service@bayern2.de; Seite 13

14 die Spirale, die Kette oder den Perlenball einzulegen. Helga Schwarz, pro familia Die Pille - das häufigste Verhütungsmittel Die Pille ist das am häufigsten verwendete hormonelle Verhütungsmittel. Die Pille besteht aus einer Kombination künstlich hergestellter Östrogene und Gestagene. Sie beeinflusst den weiblichen Menstruationszyklus. Der Eisprung wird unterdrückt. Die Gebärmutterschleimhaut verändert sich. Spermien kommen schlechter vorwärts und ein zufällig doch befruchtetes Ei tut sich beim Einnisten schwer. Tägliche Einnahme wichtig! Rein methodisch hat die Pille einen Pearlindex von 0,3 bis 0,8; von der Gebrauchssicherheit her aber nur von 2. Das heißt, 2 von 100 Frauen, die ein Jahr die Pille einnehmen, werden trotzdem schwanger. Und zwar, weil die tägliche Einnahme der Pille öfter mal vergessen wird. Frauen denken nicht immer daran, dass sie eine weitere Tablette einnehmen müssen, wenn sie in den ersten 3 Stunden nach Einnahme ihrer Pille Durchfall oder Erbrechen bekommen haben. Oder sie bekommen Medikamente verschrieben und geben nicht an, dass sie die Pille einnehmen, so dass es zu Wechselwirkungen kommt. Helga Schwarz, pro familia Arten der Pille Es gibt verschiedene Kombinationspräparate: Die Einphasenpille enthält täglich die gleiche Menge Östrogen und Gestagen. Sie wird 21 Tage eingenommen, danach folgt eine Einnahmepause von sieben Tagen, in der eine Blutung einsetzt. Seit einigen Jahren gibt es ein Präparat mit einem 24 und vier - Rhythmus; nach der Einnahme von 24 hormonhaltigen Pillen erfolgt die Einnahme von vier hormonfreien Pillen. Genau vorgeschrieben ist auch die Einnahme der Zwei- oder Dreiphasenpille, die unterschiedliche Östrogen- und Gestagen- Zusammensetzungen im Verlauf eines Zyklus hat. Minipille Die Minipille enthält nur das Hormon Gestagen. Sie schützt weniger gut vor Schwangerschaft als die anderen Pillenpräparate, weil sie zwar die Gebärmutterschleimhaut verändert, aber nicht zuverlässig den Eisprung service@bayern2.de; Seite 14

15 hemmt. Es schränkt ihre Wirkung zusätzlich ein, wenn sie nicht jeden Tag pünktlich zur gleichen Uhrzeit eingenommen wird. Mittlerweile gibt es eine neue Minipille, die das niedrig dosierte Gestagen Desogestrel enthält. Sie kann, wie auch die Kombinationspräparate aus Östrogenen und Gestagenen, noch innerhalb von zwölf Stunden nachträglich eingenommen werden. Da sie wie die Pille den Eisprung unterdrückt, hat sie eine höhere Verhütungssicherheit als die Minipille. "Diese Methode ist besonders für stillende Mütter geeignet, da die Pille östrogenfrei ist und damit die Muttermilch nicht beeinflusst wird. Helga Schwarz, pro familia Die Pille für den Mann? Immer wieder ist auch von der "Pille für den Mann" zu hören. Tatsächlich ist noch kein anwendungsreifes Produkt auf dem Markt. Hormonelle Alternativen zur Pille - Spirale, Pflaster und andere Verhütungsmittel Nicht täglich an die Einnahme einer Pille denken müssen und trotzdem hormonell verhüten: Es gibt Alternativen zur Verhütung. Eine praktische Möglichkeit hormoneller Verhütung bieten Depots, die entweder die Frau selbst oder der Arzt appliziert. Es handelt sich um Spiralen, Implantate, Spritzen, Ringe und Pflaster, die Hormone absondern. Sie entsprechen in Wirkweise und Risiken der Pille beziehungsweise der Mini-Pille. Wie die Pille: Präparate mit Östrogen- und Gestagen-Kombination Der Vaginalring besteht aus einem Kunststoffring, den sich die Frau selbst einführt. Er ist beim Sex meist nicht zu spüren und hemmt wie die Pille den Eisprung. Der Vaginalring bleibt für drei Wochen in der Scheide. Das Verhütungspflaster ist ebenfalls leicht selbst zu handhaben. Es wird am ersten Tag der Menstruation auf eine saubere, trockene Hautstelle (nicht im Brustbereich) geklebt und muss wöchentlich gewechselt werden. Pro Zyklus braucht man drei Pflaster, dann folgt wie bei der Pille und dem Vaginal-Ring eine Pause von sieben Tagen, in denen eine Art Regelblutung einsetzt. Wenn die Hormone über die Haut ins Blut gelangen, ist die Belastung der Leber deutlich geringer ist als bei Verhütungsmitteln, die oral eingenommen werden. Der Pearl-Index von Verhütungspflaster und Vaginalring entspricht dem der Pille; er liegt bei 0,3 bis 0,8. service@bayern2.de; Seite 15

16 Wie die Mini-Pille: gestagenhaltige Präparate Präparate, die nur Gestagen enthalten verändern die Gebärmutterschleimhaut und machen es den Spermien schwer zur Eizelle zu gelangen. Die Hormonspirale gibt es in verschiedenen Größen. Der T-förmige Kunststoffkörper, der das Hormon in die Gebärmutter abgibt, wird vom Arzt eingesetzt. Er kann, je nach Präparat, drei bis fünf Jahre liegen bleiben. Ihr Pearl-Index ist sehr günstig: 0,3 bis 0,5. Das Hormonimplantat hat nur einen Pearl-Index von 0 bis 0,3. Das fünf Zentimeter lange Verhütungsstäbchen wird vom Arzt an der Innenseite des Oberarms eingepflanzt. Es gibt kontinuierlich kleine Mengen Gestagen ab und schützt für drei Jahre vor ungewollter Schwangerschaft. Die Dreimonatsspritze enthält ein hochdosiertes Gestagen-Depot, das langsam in den Körper abgegeben wird. Ihre Anwendung ist risikoreich: Nach Absetzen der Spritze dauert es häufig länger als ein Jahr, bis die Frauen wieder fruchtbar sind. Der Knochenaufbau wird stark beeinflusst. Bei Langzeitanwendung besteht ein erhöhtes Risiko, im Alter an Osteoporose zu erkranken. Die Frauen nehmen oft stark an Gewicht zu. Die Dreimonatsspritze sollte deshalb nur in begründeten Ausnahmefällen angewendet werden. Hormonelle Verhütungsmittel - Risiken und Nebenwirkungen Hormonelle Verhütungsmittel sind Medikamente. Ihre Einnahme ist mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Bevor Ärzte hormonelle Verhütungsmittel verschreiben, befragen sie die Patientinnen nach ihrem Zyklus, der Familienanamnese und eventuell vorhandenen Risikofaktoren, um das verträglichste Präparat herauszufinden. Trotzdem kann es zu unerwünschten Begleiterscheinungen kommen. Zu Nebenwirkungen zählen: Übelkeit mit Erbrechen, Stimmungsschwankungen, sexuelle Lustlosigkeit, Zwischenblutungen, Spannungsgefühle in den Brüsten und Gewichtszunahme. Thrombose-Gefahr In seltenen Fällen kann die Einnahme der Pille oder ähnlicher Medikamente zu Thrombose in den Beinvenen führen. Schlimmstenfalls kommt es in der Folge dann zu einem Schlaganfall, einer Lungenembolie oder einem Herzinfarkt. Neuere Studien haben gezeigt, dass die Pillen der 3. und 4. Generation im Vergleich zu den Pillen der 2. Generation, die als Gestagen Levonorgestrel enthalten, ein signifikant erhöhtes Thromboserisiko haben. Daher lautet die service@bayern2.de; Seite 16

17 Empfehlung, jungen Frauen, die mit hormoneller Verhütung beginnen, immer eine Pille der 2. Generation zu verschreiben. Rauchen und Verhütung Raucherinnen haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Wenn sie zusätzlich hormonelle Verhütungsmittel anwenden, erhöht sich das Risiko eines Schlaganfalles oder Herzinfarktes. "Frauen ab 35, die rauchen oder andere Risikofaktoren wie Übergewicht haben, sollten wissen, dass die hormonellen Mittel nicht die ideale Verhütungsmethode für sie sind. Bei allen Pillen besteht eine erhöhte Gefahr von Thrombosen oder Embolien. Helga Schwarz, pro familia Kinderwunsch Hormonelle Verhütungsmittel sind weniger reversibel als mechanische. Es dauert eine Weile, bis sich die Wirkstoffe im Körper der Frau abgebaut haben. Deshalb geht ein Kinderwunsch nach Absetzen des Präparates - oft nicht gleich in Erfüllung. "Das Absetzen hormoneller Verhütungsmittel eröffnet nicht automatisch den Weg zu einer gewollten Schwangerschaft. Die größte Wahrscheinlichkeit liegt bei der Pille. Innerhalb eines halben Jahres nach dem Absetzen der Pille wurden die meisten Frauen schwanger. Helga Schwarz, pro familia Natürliche Verhütungsmethoden - Ermittlung der unfruchtbaren Tage Natürliche Verhütung oder natürliche Familienplanung (NFP) macht sich zu Nutze, dass es im weiblichen Zyklus unfruchtbare Tage gibt. Bestimmte Körpersignale geben Informationen über die zyklischen Abläufe im weiblichen Körper. So steigt nach dem Eisprung die Temperatur etwas an. Auch das Scheidensekret ändert sich. Frauen können lernen, sich selbst zu beobachten und Schlüsse zu ziehen. NFP oder die Zwei-Zeichen-Methode Früher empfahl man Frauen, mithilfe eines Menstruationskalenders die unfruchtbaren Tage zu errechnen, nach dem Motto: 14 Tag nach Einsetzen der Periode findet der Eisprung statt. Dies gilt heute als viel zu unsicher. Die Kombination aus zwei Körperzeichen liefert eine wesentlich bessere Vorhersage der unfruchtbaren Tage: service@bayern2.de; Seite 17

18 Zervixschleim Der Zervixschleim ist ein Sekret, das aus dem Gebärmutterhals in die Scheide fließt. Er verändert sich im Laufe des Zyklus. So verflüssigt er sich zu Beginn der fruchtbaren Tage wegen des zunehmenden Östrogenspiegels. Je mehr Schleim fühl- und sichtbar wird, umso wahrscheinlicher ist der Eisprung. Da die Eizelle aber bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig ist, sollte auch noch zwei bis drei Tage nach Nachlassen des Sekrets Vorsicht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr geboten sein. Während der fruchtbaren Tage verändert sich auch die Körpertemperatur. Sie steigt unter dem Einfluss des Progesterons, das nach dem Eisprung freigesetzt wird. Ab dem dritten Tag mit leicht erhöhter Körpertemperatur beginnen die unfruchtbaren Tage. Bis zur nächsten Regelblutung kann eine Frau nun nicht mehr schwanger werden. So funktioniert NFP oder die "Sensiplan"-Methode Die Frau muss jeden Morgen immer zur gleichen Uhrzeit (vor dem Aufstehen) jeweils an der gleichen Stelle (Mund, Scheide oder After) ihre Körpertemperatur messen. Die Temperatur ist in der ersten Zyklushälfte vom Beginn der Monatsblutung bis zum Eisprung etwas niedriger als in der zweiten Zyklushälfte. Nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur leicht. Bis zur nächsten Monatsblutung bleibt sie erhöht. Faustregel: Wenn die Temperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen höher ist als an den sechs vorangegangenen, hat wohl der Eisprung stattgefunden. Ab dem dritten Tag nach dem Eisprung gilt das Ei als nicht mehr befruchtungsfähig. Die Frau muss regelmäßig ihren Zervixschleim prüfen. Zum Zeitpunkt des Eisprungs ist er klebrig und zwischen den Fingern spinnbar. Vorsicht: Die fruchtbaren Tage des Zyklus lassen sich mit dieser Methode erst nachträglich eindeutig bestimmen. Bei Geschlechtsverkehr vor dem Eisprung sind zusätzlich z. B. mechanische Verhütungsmittel zu empfehlen! Die Kombination aus Körper beobachten, Temperatur messen und Kalender führen schafft eine der Pille vergleichbare Verhütungssicherheit. Allerdings nur, wenn in der fruchtbaren Zeit auch wirklich Enthaltsamkeit geübt wird oder auf Barrieremethoden (Kondom oder Diaphragma) zurückgegriffen wird. Hier schummeln die Frauen gerne und sagen: Ach, es wird schon nichts passieren. Und prompt passiert es. Deshalb hat die sogenannte Gebrauchssicherheit der natürlichen Verhütungsmethode nur einen Pearl-Index Seite 18

19 von 2,3. Sexualität ist eben immer auch mit Spontanität und Lust verknüpft. Darin liegt das Risiko dieser Methode. Helga Schwarz, pro familia Verhütungscomputer Es gibt Verhütungscomputer, die Frauen bei der natürlichen Verhütung unterstützen können. Abgesehen davon, dass sie teils mehrere hundert Euro kosten, erhöhen sie die Verhütungssicherheit aber nicht. Im Gegenteil: Wer sich auf Geräte oder Apps verlässt, beobachtet sich selbst möglicherweise weniger genau. Verhütung je nach Situation - In welchem Alter welches Mittel? Frauen können durchschnittlich 35 Jahre lang Kinder bekommen. Für jedes Lebensalter bieten sich andere Verhütungsmittel an. Jung und Single oder verheiratet und Mutter? Die Anforderungen an den Verhütungsschutz ändern sich je nach Alter und Lebenssituation. Viele Frauen wechseln während ihrer reproduktiven Phase mehrfach die Methode. Aber Vorsicht! Gerade beim Übergang von einer Verhütungsform zur nächsten ist das Risiko hoch, ungewollt schwanger zu werden. Verhütung bei jungen Mädchen Jugendliche machen heute immer früher erste sexuelle Erfahrungen. "Safer Sex, also der Schutz vor Geschlechtskrankheiten, ist besonders wichtig. Umfragen zeigen, dass das Kondom als Verhütungsform für das "Erste Mal" ganz oben auf der Liste steht. Später verlangen die meisten jungen Leute nach sichereren Verhütungsmethoden. Meist bekommen Mädchen dann die Pille verschrieben. "Für junge Mädchen ist eine Pille geeignet, die man nicht stundengenau nehmen muss, die zuverlässig ist und wenige Komplikationen wie etwa Zwischenblutungen hat, und die wenig Nebenwirkungen wie z.b. Gewichtszunahme oder Übelkeit zeigt. Helga Schwarz, pro familia Nicht selten nehmen heute junge Mädchen die Pille prophylaktisch oder um ihr Hautbild zu verbessern. Wegen der möglichen Nebenwirkungen des Medikaments ist allerdings davon abzuraten! Verhütung nach der Geburt Während der Stillzeit stellen sich besondere Anforderungen an eine zuverlässige Verhütungsmethode: Sie muss sicher sein, darf jedoch Milchproduktion und Milchqualität nicht beeinflussen. Zwar bremst beim Stillen service@bayern2.de; Seite 19

20 das milchgebende Hormon Prolaktin die Eierstockaktivität. Das reicht für eine sichere Empfängnisverhütung aber nicht aus. "Für stillende Frauen eignen sich Kondome oder Gestagenpillen. Östrogenhaltige Kombipräparate sind nicht zu empfehlen, denn das Östrogen wird mit der Muttermilch an das Baby weitergegeben. Ein Diaphragma, das schon vor der Schwangerschaft benutzt wurde, sollte nach der Geburt überprüft werden. Es dürfte in den ersten 3 Monaten schwierig anzuwenden sein, weil der Beckenboden nach der Geburt noch nicht wieder straff ist. Auch eine Spirale ist nicht zu empfehlen, weil die Gefahr besteht, dass sie die noch weiche Gebärmutterwand perforiert. Helga Schwarz, pro familia Verhütung in der Lebensmitte Ab einem Alter von etwa 40 Jahren nimmt bei Frauen die Fruchtbarkeit ab. Der Zyklus wird kürzer und auch unregelmäßiger. Deshalb bedarf eine natürliche Verhütung noch größerer Disziplin. Denn die Spanne der potentiell fruchtbaren Tage nimmt zu. Allerdings sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, bei Frauen über 40 Jahren drastisch. Besonders Frauen, die Kinder geboren haben, wechseln in dieser Zeit gerne von der Pille zur Spirale. "Bei starken Blutungen ist die Kupferspirale nicht geeignet, weil sie die Blutungen noch verstärken kann. Als gute Alternative bietet sich die Hormonspirale an. Denn sie reduziert die Stärke der Blutung. Aber man kann auch bedenken: Die sexuelle Erfahrenheit der reiferen Frau erleichtert die Anwendung von Barriere-Methoden. Helga Schwarz, pro familia Verhütungsmaßnahmen für den Notfall - Die Pille danach Verantwortungsvoller Sex ist wichtig. Was aber tun, wenn frau die Pille vergessen hat oder das Kondom gerissen ist? Für den Notfall gibt es Hilfe. Die Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke zu erhalten, aber keineswegs für eine regelmäßige Verhütung geeignet. Je früher sie nach ungeschütztem Sex angewendet werden, umso niedriger ist das Risiko, ungewollt schwanger zu werden. Die Pille danach unterdrückt oder verschiebt den Eisprung. Sie ist in zwei Präparaten auf dem Markt: Die Pille danach auf Levonorgestrel-Basis kann bis zu 72 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr eingenommen. Die "Pille danach" auf Ullipristal-Basis ist bis zu 120 Stunden nachher wirksam. service@bayern2.de; Seite 20

21 Die Spirale danach findet selten Verwendung. Bis zu fünf Tage nach dem Beischlaf kann der Arzt das mechanische Verhütungsmittel einlegen. Es verhindert die Einnistung einer befruchteten Eizelle. Die Spirale, die nicht mit der Hormonspirale zu verwechseln ist, darf nicht vor der nächsten Menstruation entfernt werden. Sie kann aber auch als Verhütung für die folgenden 5 Jahre in service@bayern2.de; Seite 21