Hochwasserschutz Braubach
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- Robert Hertz
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1 Hochwasserschutz Braubach Die Stadt Braubach liegt am nördlichen Eingang zum Mittelrheintal und blickt auf eine lange Siedlungsgeschichte zurück. Ihr unverwechselbares Bild wird vom Kegelberg der Marksburg und von den drei Schornsteinen der Blei- und Silberhütte geprägt. Das Städtchen unterscheidet sich von den vielen anderen Wein- und Fremdenverkehrsorten des Mittelrheines durch seine uralte Gruben- und Hüttengeschichte. Die historische Altstadt von Braubach drängte sich eng an die Hänge des Marksburgberges und in die engen Seitentäler des Großbaches, des Dachsenhäuser Baches und des Mühlbaches. Der Siedlungsraum war begrenzt und kostbar, zumal die Blei- und Silberhütte als Motor der Stadtentwicklung einen großen Anteil der zur Verfügung stehenden Flächen beanspruchte. Die Altstadt war seit jeher vom Hochwasser des Rheins betroffen. Der Rhein als wichtiger Verkehrsweg für Massengüter wurde insbesondere durch die Blei- und Silberhütte bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts genutzt und das Rheinvorland für Lager- und Umschlagflächen wesentlich umgestaltet. Aber auch der Bau der Eisenbahn um 1859 stellte einen heute noch sichtbaren massiven Eingriff in die Flusslandschaft dar. Vor der Stadt zwischen Rhein und Bebauung als hochwasserfreier Verkehrsweg auf einem hohen Damm angelegt, dominiert er das Stadtbild entscheidend. Als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Siedlungsflächen in den Seitentälern knapp wurden entstanden erste Siedlungen in den Überflutungsbereichen, die bis dahin nur als Gartenland genutzt wurden. Die bevorzugte Wohnlage und eine angepasste Bauweise wogen die Nachteile, die durch Hochwasser entstanden wieder auf. Die industrielle Nutzung des Rheinvorlandes ist in Braubach mittlerweile aufgegeben worden. Der Fremdenverkehr steht im Vordergrund und so hat sich die Gestaltung des Rheinvorlandes ein weiteres Mal verändert. Der Bereich dient nun vorwiegend der Erholung.
2 Bild 1 Durch die Enge des Mittelrheintales ist der Raum für infrastrukturelle Nutzungen nur begrenzt verfügbar. Den notwendigen Raum für Verkehrswege und Industrie gewann man durch die Auffüllung des Vorlandes. Altstadt: Schutzziel HQ 5 Erste Überlegungen durch Schutzeinrichtungen die Hochwassersituation der Altstadt zu verbessern, gehen in das Jahr 1975 zurück. Zunächst sollte nur der 1857 errichtete Bahndamm genutzt werden, da er optisch bereits als Wall zwischen der Ortslage und dem Rhein in Erscheinung trat. Ein erster Bauabschnitt wurde in den Jahren 1986 bis 1988 verwirklicht. Neben einem kombinierten Hochwasser- und Schmutzwasserpumpwerk wurde eine druckdichte Verrohrung des Großbaches hergestellt, der in einem Bruchsteingewölbe durch die Hauptstraße zum Rhein verlief. Darüber hinaus sind die im Bahndamm vorhandenen Durchfahrten und Durchgänge mit mobilen Dammbalken ausgerüstet worden. Das Schutzziel entsprach einem Abflussereignis mit einer Wiederkehrhäufigkeit von fünf Jahren und war durch die nur bedingte Belastbarkeit des Bahndammes vorgegeben. Zeitgleich mit dieser Maßnahme wurde der schienengleiche Bahnübergang der Hauptzufahrt in die Stadt, durch eine Unterführung der Gleise (Troglösung) ersetzt.
3 Die großen Hochwasserereignisse in den Jahren 1988,1993 und 1995 mit ihren gravierenden Folgen haben dem Wunsch nach einem höherem Schutzziel Nachdruck verliehen. Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass ein verbesserter Hochwasserschutz für die gesamte Ortslage grundsätzlich möglich ist. Altstadt: Erweiterter Schutz HQ 65 Der Bahndamm der im Mittel eine Höhe von 3,5 m über Gelände aufweist, entspricht in seiner Bausubstanz dem Ausbaustandard Mitte des 19. Jahrhunderts. In dem 500 m langen Abschnitt, der als Hochwasserschutzeinrichtung zu ertüchtigen war, befinden sich neun Deichscharten, die als Durchfahrten, oder Durchgänge zur Stadt dienen. Zur Ausnutzung der vorhandenen Dammhöhe dies entspricht einem 65-jährigen Abflussereignis - musste durch konstruktive Maßnahmen der Wasserzutritt in den Dammkörper unterbunden werden. Die Böschung ist dazu mit einer 2,5 mm starken Kunststoffdichtungsbahn abgedichtet worden, die Anschluss an eine bis zum Felshorizont reichende Untergrundabdichtung (Einphasenschlitzwand) erhielt. Vor den Deichscharten waren massive Betonbauwerke zur Aufnahme der mobilen Dammbalkenverschlüsse zu errichten Im Bereich des Troges konnten aus statischen Gründen die Trogwände nicht erhöht werden. Auf eine Länge von 160 m ist daher eine rückverankerte Stahlbetonwand bis zum Felshorizont hergestellt worden. Durch eine darüber angeordnete Kombination aus Mauer und mobilen Elementen wird auch hier das Schutzziel erreicht. Bild 2 Trogzufahrt Rheinseite
4 Da die Untergrunddichtung bis zum dichten Felshorizont reicht, konnte auf der Binnenseite auf eine Erweiterung der Entwässerungseinrichtungen verzichtet werden. Anfallendes Wasser kann über die Kanalisation und das bestehende Pumpwerk abgeleitet werden. Den Abschluss der Maßnahme bildete die Oberflächengestaltung des Dammes und des sich anschließenden Vorlandes, die unter ökologischen Gesichtspunkten erfolgte. Die Dammböschung wurde begrünt und bereichert zusammen mit der Parkplatzund Grünflächengestaltung das Stadtbild. Bild 3: Bahndammböschung und Vorlandgestaltung nach Abschluss der Maßnahme Neustadt: Schutzkonzept HQ 65 Wie in der Altstadt bot es sich auch in der Neustadt an, den vorhandenen Damm der B 42, der die Neustadt von Braubach umschließt, als Hochwasserschutzdeich zu ertüchtigen. Diese kostengünstige Lösung wurde insbesondere von der Bevölkerung favorisiert, da dadurch das zwischen der Bebauung und der B 42 liegende Kleingartengelände in den Schutzraum einbezogen worden wäre.
5 Aus wasserwirtschaftlicher Sicht konnte jedoch einem Ausbau des Straßendammes nicht zugestimmt werden, da der Retentionsraumverlust für den Schutz von Gartenflächen nicht hinnehmbar war. Daraufhin wurden verschiedene Schutzvarianten geprüft, um eine wasserwirtschaftlich verträgliche, aber auch ästhetische und kostengünstige Lösung zu finden. Die Trasse des Schutzdeiches wurde aus diesem Gedanken heraus so nah wie nur irgend möglich entlang der zu schützenden Bebauung angeordnet. Den begünstigten Bewohnern wurden Einschränkungen in ihrem Eigentum abverlangt, indem der Deichkörper teilweise auf den Gartenflächen der Hausgrundstücke errichtet wurde. Bild 4: Trasse des Deiches Der ästhetischen Gestaltung des Bauwerkes wurde insofern Rechnung getragen, dass ein gegliederter Querschnitt mit einer Kerndichtung aus einer Stahlbetonwand die Anschluss an eine Einphasendichtwand als Untergrundabdichtung bis zum Felshorizont hat. Die Hochwasserschutzwand wurde beidseitig angeschüttet und landseitig mit einem Deichverteidigungsweg versehen. Der Damm stellt als Gestaltungselement eine Bereicherung des Ortsbildes dar und wird intensiv zur Naherholung genutzt.
6 Abbildung 3 Bild 5: Querschnitt des Deiches Zwischen der Marksburgschule und der Altstadt wird der Hochwasserschutz durch eine Brunnengalerie aus 17 Einzelbrunnen verbunden mit einer Abdichtung der Böschung der B42 sichergestellt. Die Steuerung der Brunnen und der umgebauten Kanalisation erfolgt automatisiert. Die Steuerungsanlage ist in dem unter ökologischen Gesichtspunkten gestalteten Betriebsgebäude am Beginn der Charlottenstraße untergebracht. Insgesamt wurden seit 1988 in Braubach 17 Mio für den Hochwasserschutz investiert. Eine Investition, für die Menschen, die das Weltkulturerbe Mittelrhein mit Leben erfüllen und dem wandelbaren Rhein immer wieder ein neues Gesicht geben. Die Maßnahme wird insgesamt nach dem sog. Mogendorfer Modell finanziert. Bild 6: Deiches mit Mauer und Weg Bild 7: Böschung B 42
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