Die Einsatzflottille 1

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1 Die Einsatzflottille 1 - von Oktober 2015 bis September

2 Impressum Anschrift: Stab Einsatzflottille 1, Schweriner Straße 17a, Kiel Telefon: , Redaktion: Fregattenkapitän Joachim Gaulke, Kapitänleutnant Markus Allner, Kapitänleutnant Jennifer Roch, Stabsbootsmann Kay Brüning, Stabsbootsmann Ralf Denguth Herausgeber: Lothar Fölbach Medienservice, Heimeranstraße 6, München Telefon: , Telefax: , 1. Auflage, 2016 Danksagung: Unser Dank gilt allen Soldaten, aktiven und ehemaligen Flottillenangehörigen, die Textbeiträge verfasst oder Fotos zur Verfügung gestellt haben. Wir danken allen Inserenten, die mit ihren Anzeigen die Herstellung dieses Jahrbuches ermöglicht haben. 2

3 Inhalt 5 Grußwort des Kommandeurs 6 Chronik der Einsatzflottille 1 10 Die Einsatzflottille 1-10 Jahre Kompetenz für küstennahe Operationen bis Jahre 1. Korvettengeschwader 22 Die Korvette K130 in der Intensivnutzung 26 Die Korvette Erfurt im Einsatz ATALANTA 31 Schleuserbekämpfung im Mittelmeer 34 Der Aufklärungsverbund HAM und MUWOSt 38 Grüner Aal First of class: Das Minenjagdboot Weilheim bei der Operation SOPHIA 48 Das neue Unterstützungsgeschwader 54 Tender Werra erneut bei EUNAVFOR MED Operation SOPHIA 58 Estnischer Kommandeur für SNMCMG 1 auf Tender Elbe 66 Die Außerdienststellung des 7. Schnellbootgeschwaders 73 Vier Wochen SQX 71/16 76 Die Bundeswehr denkt wieder amphibisch" 82 Premiere für das Seebataillon bei Cold Response Premiere bei RIMPAC 92 Die Sanitätsgruppe des Kommando Spezialkräfte der Marine 96 Das Spezialoperationen Bootsteam 104 Kieler Woche erstmals unter Federführung der Einsatzflottille Eine Seefahrt mit dem Mehrzwecklandungsboot Lachs 116 Der Marinestützpunkt Eckernförde - Infrastruktur im Wandel der Zeit 122 Force Enabler im Grundbetrieb 126 Kiel Conference: Internationale Experten diskutieren über maritime Sicherheit 3

4 Grußwort des Kommandeurs der Einsatzflottille 1 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser unseres Jahrbuchs 2016! Auch zum 10. Geburtstag der Einsatzflottille 1 möchten wir Ihnen interessante Einblicke in unsere tägliche Arbeit, in Einsätze und Übungen sowie andere ausgewählte Höhepunkte ermöglichen. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre! Die Bekämpfung von Schleusern und die Seenotrettung von Flüchtlingen im Rahmen des Einsatzes EUNAVFOR MED SOPHIA haben unser Land und die Marine in den letzten Monaten intensiv beschäftigt. Mit diesem Jahrbuch können Sie diese Ereignisse und Erfahrungen aus den weiteren Einsätzen der Marine im vergangenen Jahr unmittelbar und authentisch aus Sicht der beteiligten Soldatinnen und Soldaten erneut erleben. Rechtzeitig zum 10-jährigen Bestehen wurden mit der Aufstellung des Unterstützungsgeschwaders und den Außerdienststellungen des 5. Minensuchgeschwaders und des 7. Schnellbootgeschwaders die Strukturveränderungen abgeschlossen. Das System Hohlstablenkboot 352 hat im 3. Minensuchgeschwader seine neue Heimat gefunden und die Tender wurden im Unterstützungsgeschwader zusammengeführt. Trauriger war der Abschied von unseren Schnellbooten. Tausende Männer und Frauen haben in den vergangenen Jahren und bis zum letzten Tage mit niemals nachlassender, außergewöhnlicher Motivation, Einsatzbereitschaft und auch Leidensfähigkeit ihren Auftrag an Bord erfüllt. Dieser typische Mindset der Schnellbootfahrer und die typische Art, Herausforderungen anzugehen, haben weiterhin ihren Platz in unserer Flottille. Dass sich die Korvetten bereits in der Intensivnutzung befinden und erstmals 17 Monate ohne Unterbrechung und mit mehrfachem Besatzungswechsel erfolgreich im Einsatzgebiet operieren konnten, verdeutlicht, dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind. Ich möchte mich bei allen Angehörigen der Einsatzflottille 1 und ganz besonders bei den ehemaligen Besatzungen des 5. Minensuchgeschwaders und des 7. Schnellbootgeschwaders für Ihr großes Maß an Motivation und Tatkraft bedanken. BRAVO ZULU! Für alle Leistungen und Erfolge der Einsatzflottille 1 in den vergangenen 10 Jahren war auch immer der Rückhalt unserer Familien und Freunde von besonderer Bedeutung. Für Ihre bisherige Unterstützung danke ich Ihnen daher ganz herzlich und hoffe, dass Sie den Soldatinnen und Soldaten sowie allen Mitarbeitern unserer Flottille weiterhin gewogen bleiben. Gemeinsam bleiben wir auf Kurs! Darüber hinaus danke ich allen Autoren und Fotografen, die sich auch in diesem Jahr für unser Jahrbuch engagiert haben. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien für das Jahr 2017 Gesundheit und Zufriedenheit, Gottes Segen sowie Glück und Erfolg bei allen Dingen, die Sie anpacken! Jan C. Kaack Flottillenadmiral 4

5 Chronik Einsatzflottille bis Datum Ereignis Verlegung Schlepper Langeness und Ölauffangschiff Bottsand im Rahmen eines Pilotprojektes (Schlepperpoolbildung) von Warnemünde nach Kiel Team J der Bordeinsatzkompanie unterstützt die Fregatte Schleswig-Holstein beim Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Einlaufen Tender Werra" nach dem Einsatz EUNAVFOR MED "SOPHIA" Beginn des Einsatzes UNIFIL für die Besatzung S73 Hermelin auf dem Schnellboot S80 Hyäne Rückkehr der Besatzung S80 Hyäne aus dem Einsatz UNIFIL Team J der Bordeinsatzkompanie unterstützt das Minenjagdboot Weilheim beim Einsatz EUNAV- FOR MED SOPHIA Unterstellung Minenjagdboot Weilheim mit Besatzung Bravo dem Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Übergabe der Hohlstablenkboote Pegnitz" und Siegburg" vom 5. Minensuchgeschwader an das 3. Minensuchgeschwader (Unterstellungswechsel zum ) Außerdienststellung der Schnellboote S72 Puma und S79 Wiesel Außerdienststellung Hohlstablenkboote Auerbach/Oberpfalz" Minenjagdboote Herten und Überherrn werden aus der Fahrbereitschaft genommen Auslaufen Korvette Ludwigshafen am Rhein mit Besatzung Echo und Team G der Bordeinsatzkompanie zum Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Der II. Zug der Küsteneinsatzkompanie übernimmt die Überwachung des Abstützungspunktes Limassol im Rahmen der VN Mission UNIFIL Auslaufen Tender Donau zur Teilnahme an der SNMCMG Besuch der Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel bei der Einsatzflottille Unterstellungswechsel der SNMCMG 1 von Commander Peter A. J. Bergen Henegouven (RNLN) an Fregattenkapitän Martin Schwarz Unterzeichnung des Letter of Intent durch die Verteidigungsministerin Frau Dr. Ursula von der Leyen und der niederländischen Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschart zum Aufbau der Deutsch-Niederländischen Kooperation zwischen dem Seebataillon und der Korps Mariniers Rückkehr des Minenjagdbootes Weilheim mit Besatzung Bravo nach Teilnahme an der SNMCMG 2 und am Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Auslaufen Minenjagdboot Dillingen mit Besatzung Foxtrot zur Teilnahme an der SNMCMG Niederländisches Joint Support Ship Karel Doormann führt Übungen und erste deutsch-niederländische Fähigkeitsdarstellung mit Seebataillon in der Hansestadt Rostock durch Team A der Bordeinsatzkompanie unterstützt Fregatte Bayern bei der Operation ATALANTA am Horn von Afrika. 5

6 Datum Ereignis Team I der Bordeinsatzkompanie unterstützt die Korvette Erfurt bei der Passage durch das Rote Meer und den Suez Kanal bei der Verlegung von ATALANTA nach UNIFIL Der Kommandeur der Einsatzflottille 1, Flottillenadmiral Jan C. Kaack, übernimmt als Commander Task Force 465 das Kommando über die Operation ATALANTA. Sein Flaggschiff ist die Fregatte Bayern Geburtstag Mehrzwecklandungsboot Lachs Team K der Bordeinsatzkompanie unterstützt den Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main beim Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Auslaufen U34 zur Teilnahme am Manöver Joint Warrior Einlaufen Korvette Ludwigshafen am Rhein mit Besatzung Echo nach Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Auslaufen Korvette Oldenburg mit Besatzung Bravo zur Teilnahme an Missile Firing Exercise (MFE) Andoya Auslaufen der Hohlstablenkboote Siegburg, Pegnitz und Minentauchereinsatzboot Rottweil zur Teilnahme am SQUADEX des3. Minensuchgeschwaders Rückkehr des Schnellbootes S80 Hyäne aus Einsatz UNIFIL Girls Day Einlaufen Korvette Oldenburg mit Besatzung Bravo nach Teilnahme an Missile Firing Exercise (MFE) Andoya Einlaufen U34 nach Teilnahme am Manöver Joint Warrior Teilnahme von Feldnachrichtenkräften an der Operation MINUSMA in Mali Der IV. Zug der Küsteneinsatzkompanie übernimmt bei UNIFIL die Überwachung des Abstützungspunktes Limassol Im Rahmen des neuen Personalkonzeptes wird die Aufstellung einer II. Bordeinsatzkompanie sowie Schaffung einer gemeinsamen deutsch-niederländischen Militärischen Seeverlegefähigkeit mit 250 neuen Dienstposten entschieden Auslaufen Korvette Braunschweig mit Besatzung Alpha zur Teilnahme am Einsatz UNIFIL Auslaufen der Schnellboote S73 Hermelin, S75 Zobel, S76 Frettchen und S 80 Hyäne sowie Tender Elbe zur Teilnahme am Manöver BALTOPS und an der Kieler Woche Tag der Bundeswehr im Marinestützpunkt Warnemünde und Einlaufen Korvette Erfurt mit Besatzung Delta nach Teilnahme an den Einsätzen UNIFIL und ATALANTA Kommandowechsel 1. Korvettengeschwader von Fregattenkapitän Nicolas Liche an Fregattenkapitän Dr. Sascha Zarthe Rückkehr Minenjagdboot Dillingen mit Besatzung Foxtrot nach Teilnahme an der SNMCMG Kieler Woche mit Open-Ship, Kutterregatta und Camp Marine NAVY RUN Kiel Auslaufen Tender Werra" zur Teilnahme am Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA sowie auslaufen U34 zur Teilnahme am Manöver Dynamic Mongoose und auslaufen Minenjagdboot Datteln mit Besatzung Echo zur Teilnahme am Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA. 6

7 Datum Ereignis Unterstellungswechsel des ständigen NATO-Einsatzverbandes SNMCMG 1 im Marinestützpunkt Kiel von Fregattenkapitän Martin Schwarz (DEU) an Commander Johan-Elias Seljamaa (Estonian Navy) Team I der Bordeinsatzkompanie unterstützt den Betriebsstofftanker Spessart bei der Operation ATALANTA Geschwaderabschlussfahrt der Einheiten S73 Hermelin, S75 Zobel, S76 Frettchen, S80 Hyäne, Tender Elbe und Donau Jubiläumsveranstaltung 10 Jahre 1. Korvettengeschwader Übernahme des 33. DEU EinsKtgt UNIFIL durch Kommandeur 3.MGschw, Fregattenkapitän Axel Schrader Außerdienststellung der Minenjagdboote Herten und Überherrn Teile Team K der Bordeinsatzkompanie unterstützten das Minenjagdboot Datteln beim Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Die letzten vier Schnellboote des 7. Schnellbootgeschwaders, S73 Hermelin, S75 Zobel, S76 Frettchen, S 80 Hyäne, gehen aus der Fahrbereitschaft Einlaufen U34 nach Teilnahme am Manöver Dynamic Mongoose Auslaufen Tender Elbe zur Teilnahme an der SNMCMG Geburtstag Mehrzwecklandungsboot Schlei Tag der Marine in Eckernförde Auslaufen Minenjagdboot Fulda mit Besatzung Charlie zur Teilnahme an der SNMCMG Tag des offenen Stützpunktes in Eckernförde Tage der offenen Tür im Rahmen der Hanse Sail Auslaufen Korvette Ludwigshafen am Rhein zur Teilnahme an der SNMG Der I. Zug der Küsteneinsatzkompanie übernimmt die Überwachung des Abstützungspunktes Limassol im Rahmen des Einsatzes UNIFIL Team H der Bordeinsatzkompanie unterstützt die Fregatte Mecklenburg-Vorpommern beim Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA Jubiläumsfeier 10 Jahre 1. Korvettengeschwader Kommandowechsel Marinestützpunktkommando Kiel von Fregattenkapitän Michael Eichhorn an Fregattenkapitän Alexander Koch Kommandowechsel Kommando Spezialkräfte der Marine von Fregattenkapitän Jörg Buddenbohm an Fregattenkapitän Henrik Riechert Außerdienststellung 5. Minensuchgeschwader und Indienststellung Unterstützungsgeschwader Kommandowechsel Marinestützpunktkommando Warnemünde von Fregattenkapitän Lorenz Finke an Fregattenkapitän Arne Tüchsen Kommandowechsel Seebataillon von Fregattenkapitän Arne Krüger an Fregattenkapitän Axel Meißel Rückkehr Minenjagdboot Datteln mit Besatzung Echo nach Teilnahme am Einsatz EUNAVFOR MED SOPHIA. 7

8 Die Einsatzflottille 1 10 Jahre Kompetenz für küstennahe Operationen Auf einem kleinen Schlauchboot mit Außenbordmotor, das seine besten Zeiten lange hinter sich hat und für etwa 10 Personen konstruiert wurde, finden wir 150 Kinder, Frauen und Männer. Gestapelt, würde man in Deutschland dazu sagen, berichtet ein Soldat des Seebataillons aus Eckernförde über EUNAVFOR MED Operation SOPHIA einen Einsatz zur Verhinderung des illegalen Menschenschmuggels im Mittelmeer. Wir fahren mit unserem Speedboot bei sommerlichen Temperaturen und in schwerer Schutzausrüstung zu dem in Seenot geratenen Flüchtlingstransport und wissen nicht, was uns erwartet. Waffen, Drogen, Tote, alles ist möglich und jedes Mal gibt es wieder dieses mulmige Gefühl. Sie werden mehrere Stunden benötigen, um jeden einzelnen zu retten und an Bord des Tenders Werra, einem Versorgungsschiff aus Kiel, zu bringen. Pausen gibt es keine jede Sekunde zählt! Einen weiteren Tag wird es dauern, bis alle Flüchtlinge im Hafen abgesetzt werden. Zur gleichen Zeit, in der ersten Jahreshälfte 2016, bauen Soldatinnen und Soldaten in Schleswig Holstein in den Flüchtlingsunterkünften Betten auf und helfen bei der Registrierung der Neuankömmlinge. Oberstabsbootsmann Schmidt aus Kiel berichtet dazu: Es war jeder verfügbare Soldat im Einsatz, ob junger Gefreiter oder erfahrener Stabsoffizier. Tausende Betten mussten zusammengebaut werden. Und wer schon mal ein IKEA-Bett 8

9 selbst zusammengebaut hat, kann sich vorstellen, wie es ist, das mehrere Tage und Wochen hintereinander zu machen. Die Anleitung brauchte niemand mehr. Oberstabsbootsmann Schmidt ist, wie die Retter im Mittelmeereinsatz, Soldat der Einsatzflottille 1, ein im Jahr 2006 aufgestellter maritimer Großverband und das Fähigkeitskommando für küstennahe Operationen der Deutschen Marine. Neben der in Kiel beheimateten Führung umfasst diese Flottille Korvetten, Uboote, Minenabwehreinheiten, Versorger, Flottendienstboote, das Kommando Spezialkräfte Marine und das Seebataillon sowie die Marinestützpunkte Kiel, Eckernförde und Warnemünde. Von Kiel aus steuern wir die 4500 Frauen und Männer unserer Flottille. Man kann sich vorstellen, dass das bei den vielen Waffensystemen gar nicht so einfach ist. Zudem hat jede Soldatin, jeder Soldat unglaublich vielfältige Qualifikationen und Stärken, aber auch Wünsche. Das macht die Personalführung sehr spannend, erläutert Oberstabsbootsmann Schmidt seine Aufgabe als Wachtmeister der Einsatzflottille 1 und Angehöriger der Personalabteilung. Leider fehlt uns an einigen Stellen auch Personal. Bei den Spezialisten in den technischen Verwendungen freuen wir uns besonders über neue Bewerber! 9

10 Vielfalt für den Einsatz Das Fähigkeitsprofil der Einsatzflottille 1 Der Kommandeur dieser Flottille, Flottillenadmiral Jan C. Kaack, ist immer wieder aufs Neue beeindruckt: Wenn ich sehe, mit welchem Engagement die Frauen und Männer unserer Einsatzflottille 1 sich jeden Tag den neuen Herausforderungen stellen und ihren Dienst für die Bundesrepublik Deutschland leisten, dann macht mich das stolz! Mit der Neuausrichtung der Bundeswehr hat sich auch das Gesicht der Einsatzflottille 1 verändert. Mit zwei neu gegründeten Verbänden wurden 2014 die grünen Kräfte der Marine in Eckernförde neu aufgestellt: Im Seebataillon sind unter anderem die Komponenten Force Protection, Boarding, Kampfmittelbeseitigung, Minentaucher und Feldnachrichtenkräfte zusammengefasst worden. Neben den Shades of Grey, wie Admiral Kaack liebevoll seine Schiffe und Boote nennt, sind nahezu in allen Einsätzen der Bundeswehr Soldaten der Einsatzflottille 1 vertreten. Häufig sind das kleine Teams oder Einzelpersonen aus dem Seebataillon, die aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten und der hohen Mobilität natürlich eine besondere Einsatzrelevanz für heutige und künftige Operationen aufweisen. Die landgebundenen Kräfte mit hochspezialisierten Fähigkeiten werden im maritimen Umfeld sowohl an Bord als auch für den Schutz von Hafenanlagen und Liegeplätzen eingesetzt. Der zweite grüne Verband in Eckernförde ist das Kommando Spezialkräfte Marine, welches in der neuen Struktur ausschließlich aus Kampfschwimmern und direkt zugeordnetem Unterstützungspersonal besteht. So können sich die Spezialisten auf ihre Hauptaufgaben konzentrieren. Und die haben es wirklich in sich, berichtet Admiral Kaack und ergänzt: Die Männer sind unglaublich durchtrainiert und psychisch jederzeit vorbereitet für Einsätze wie Spezialaufklärung oder direkte Einsätze, beispielsweise Boardingoperationen unter Bedrohung. Auch die Veränderungen der Flotte sind tiefgreifend. Die Einsatzflottille 1 hat im Jahr 2016 die letzten Schnellboote außer Dienst gestellt. Flottillenadmiral Kaack erklärt dazu: Das tut uns Marinesoldaten im Herzen weh. Die Schnellboote waren die Arbeitstiere, die ursprünglich für die Ostsee konzipiert wurden, jedoch in den letzten Jahren auch vielfältige Einsatzaufgaben in wärmeren Gewässern hervorragend gemeistert haben. Bei dem Blick auf die bereits zur Verfügung stehenden fünf Korvetten K130 ist sich der Kommandeur der Einsatzflottille 1 jedoch sicher, dass man für die Zukunft gut aufgestellt ist: Unsere hochmodernen Korvetten können neben ihrer Fähigkeit zur weltweiten Überwasserseekriegsführung präzise gegen Ziele an Land wirken und sind daher in besonderem Maße geeignet, streitkräftegemeinsame und multinationale Operationen in Küstennähe von See aus zu unterstützen. Dies haben sie bereits eindrucksvoll in den verschiedenen Einsätzen der Marine unter Beweis gestellt. Die Korvette Erfurt beispielsweise ist im Juni dieses Jahres nach 17 Monaten im Einsatz zurückgegehrt. 10

11 Das Prinzip der Intensivnutzung in Verbindung mit dem Mehrbesatzungskonzept funktioniert und verbessert unsere Handlungsfähigkeit. Damit diese intensive und herausfordernde Belastung überhaupt möglich war, wurde die Besatzung in diesem Zeitraum viermal ausgetauscht und regelmäßig durch Techniker aus der Heimat unterstützt. Das ist keine leichte Aufgabe! Eine Korvette ist kein Mietwagen, den sie innerhalb weniger Minuten übergeben können. Diese Prozesse verlaufen standardisiert. Qualitätsschwankungen dürfen wir uns dabei nicht erlauben. Die meisten Besuchsanfragen innerhalb der Einsatzflottille 1 gehen an das 1. Ubootgeschwader in Eckernförde. Uboote hatten schon immer einen besonderen Reiz. Da unsere Uboote der Klasse 212A zu den weltweit modernsten konventionellen Ubooten gehören, ist das Interesse natürlich umso größer, so Kaack. Die sechs Uboote mit außenluftunabhängigem Brennstoffzellenantrieb können mehrere Wochen getaucht operieren und zur Bekämpfung von Seezielen sowie zur Aufklärung eingesetzt werden. Darüber hinaus können sie auch verdeckte Operationen unterstützen, z.b. durch das Absetzen von Kampfschwimmern. Die Uboote sind ein echter Exportschlager und stellen die weltweit führende Ingenieurs- und Handwerksleistung im konventionellen Ubootbau unter Beweis. Zudem verdeutlichen die vielen internationalen Teilnehmer in den Lehrgängen am Ausbildungszentrum Uboote das hohe Niveau in unserer Ausbildung, so der Kommandeur der Flottille. Die im 1. Ubootgeschwader beheimateten Flottendienstboote gehören unverändert zum Bestand der Flottille. Sie tragen mit ihren Aufklärungsfahrten maßgeblich zum Lagebild, zur Nachrichtengewinnung und zur Auftragserfüllung der Bundeswehr bei. Bei den Minenabwehreinheiten macht sich ebenfalls die neue Struktur bemerkbar: Bis Ende 2015 wurde die Zahl der Boote auf zehn reduziert und im 3. Minensuchgeschwader zusammengefasst. Das Fähigkeitsprofil zur Bekämpfung aller Arten von Seeminen und zum Minenlegen bleibt jedoch erhalten. Das 5. Minensuchgeschwader beheimatete seitdem keine Minenabwehreinheit mehr und wurde schließlich am 27. September 2016 in das Unterstützungsgeschwader überführt. Hier wurden die Versorgungseinheiten der Einsatzflottille 1 unter einer Führung zusammengefasst. Unsere Tender wurden früher oft in Frage gestellt. Die letzten Jahre haben jedoch gezeigt, wie wichtig diese Einheiten als Allzweckwaffen sind. Wir können neben Versorgungsaufgaben auch Führungsstäbe für NATO- Verbände einschiffen. Und seit Oktober 2016 wissen wir auch, dass ein Tender 844 Flüchtlinge gleichzeitig an Bord nehmen und versorgen kann, berichtet Flottillenadmiral Kaack und ergänzt: Unser Fähigkeitsspektrum ist in jedem unserer Verbände unglaublich breit. Die Einsatzflottille 1 vereinigt diese verschiedenartigen Waffensysteme mit den unterschiedlichsten Spezialisierungen ihrer Soldaten und Mitarbeiter unter einem Dach. Als Kommandeur muss ich mich täglich auf eine entsprechende Vielfalt von Aufgaben und Herausforderungen einstellen. Flottillenadmiral Kaack kann hierbei in seiner Funktion als Director des Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COE CSW) auf ein internationales maritimes Kompetenzzentrum der NATO zurückgreifen, welches sich unter einem Dach mit dem Stab der Einsatzflottille 1 in Kiel befindet. Hierdurch steht mir eine einzigartige Fachexpertise bereit. 11

12 Vielfalt im Einsatz Die Einsatzflottille 1 in den Einsätzen der Bundeswehr Wir tragen seit zehn Jahren entscheidend zur Auftragserfüllung der Marine und der Bundeswehr bei, stellt der Kommandeur bei einem Blick auf die Übersicht der Einsatzbeteiligungen seiner Flottille fest und erklärt, dass der UNIFIL-Einsatz im Mittelmeer sowie die mehrmonatige Besetzung der NATO Einsatzverbände mit Minenabwehreinheiten inzwischen zur jährlichen Routine gehören. Bereits im September 2006 wurde die Einsatzflottille 1 mit der Führung des deutschen maritimen Anteils des UNIFIL-Einsatzes zur Überwachung des Seegebietes vor der libanesischen Küste beauftragt. Ein weiteres Einsatzgebiet liegt am Horn von Afrika, wo Schiffe, Boote und Soldaten des Seebataillons und des Kommandos Spezialkräfte Marine für den Schutz von Handelsschiffen gegen Piraten im Rahmen der EU- Operation ATALANTA eingesetzt werden. Flottillenadmiral Kaack hat im Jahr 2016 die Führung des internationalen Verbandes für sechs Monate übernommen. Im Anschluss an diese Zeit wurde aufgrund der hinzugekommenen Einsatzverpflichtungen beschlossen, vorerst keine seegehende Einheit der Marine für diesen Einsatz mehr abzustellen. Auch für den Einsatz in Afghanistan (Resolute Support Mission) stellt die Einsatzflottille 1 im Jahr 2016 Kräfte bereit, wie beispielsweise Spezialisten für Kampfmittelbeseitigung und Infanterie für die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte. Soldaten der Flottille sind weiterhin auf dem Balkan, in Mali und in der Westsahara aktiv. Dass wir vor einem Jahr über die Weihnachtsfeiertage eine Mineneinheit, die zuvor bereits sechs Monate einem NATO-Verband angehörte, im Einsatz EUNAV- FOR MED SOPHIA einsetzen mussten, zeigt, dass wir viel zu tun haben, so Kaack. Aber unsere Soldatinnen und Soldaten sind unglaublich professionell und jedes gerettete Menschenleben ist eine Belohnung für ihren Einsatz! Vielfalt in der Zusammenarbeit Internationale Kooperation als Chance für die Zukunft Am 22. Juni 2016 wurde in Kiel das Kommando über die Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) in estnische Hand gegeben. Als Führungsplattform und Flaggschiff steht dem Kommandeur, Kaptenleitnant Seljamaa, bis zum Ende des Jahres der deutsche Tender Elbe zur Verfügung. Sein Stab wird von einem niederländischen Chef des Stabes geführt und besteht aus estnischen, deutschen und belgischen 12

13 Marinesoldaten. Zum Verband gehören britische, dänische, norwegische, estnische, lettische, litauische, niederländische und deutsche Einheiten. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Potentiale der internationalen Kooperation bereits intensiv im Einsatz genutzt werden, erläutert Fregattenkapitän Scheffler, der Beauftragte für internationale Kooperation der Einsatzflottille 1: Viele verbündete Marinen haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen - Engpässe, ob personell oder materiell, gibt es überall. Doch gemeinsam können wir die Einsatzverpflichtungen erfolgreich erfüllen. Zur Steigerung der Qualität dieser Auftragserfüllung werden die Kooperationsmaßnahmen mit verschiedenen Partnern gefördert, gefestigt und weiterentwickelt. Hierfür muss auch gemeinsam geübt werden. Im Juni dieses Jahres war zum Beispiel das Seebataillon im Rahmen des NATO Manövers Baltops eingebettet in eine finnisch-schwedische amphibische Task Group und hat hierbei von dem niederländischen Docklandungsschiff aus operiert. Solche Kooperationen wie mit dem Korps Mariniers der niederländischen Marine unter Nutzung der Docklandungsschiffe Johan de Witt und Rotterdam sind langfristig geplant, zukunftsorientiert ausgerichtet und verdeutlichen, dass die europäischen Streitkräfte weiter zusammenwachsen. Ein weiteres Kooperationsfeld ergibt sich aus der Umsetzung der Vorgaben der Baltic Commanders Conference, einem neuen Forum der Marinebefehlshaber der Ostseeanrainer (minus Russland, plus Norwegen). Derzeit wird die direkte Kooperation auf Geschwaderebene intensiv vorangetrieben, um Verfahren zu harmonisieren, Übungsmöglichkeiten zu verbessern und letztendlich die Fähigkeiten zu bündeln. Die Einsatzflottille 1 ist zu ihrem 10. Geburtstag hierfür gut vorbereitet. Die zur Verfügung stehenden Systeme und das Fähigkeitsspektrum sind einzigartig und nicht zuletzt durch die Motivation der Frauen und Männer besonders leistungsstark. Dadurch ist diese vielfältige Flottille in der Lage, einen wichtigen Beitrag zur maritimen Sicherheit unseres Landes zu leisten. Autor: Kapitänleutnant Markus Allner Zentralbüro Einsatzflottille 1 13

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15 2006 bis Jahre 1. Korvettengeschwader Angefangen mit den ersten konzeptionellen Überlegungen zur Einführung einer Korvette in die Deutsche Marine in den 70 er Jahren, kam es im Mai 1995 zum Erlass des Taktischen Konzeptes K130. Im Aufgabenschwerpunkt lagen die Landes- und Bündnisverteidigung sowie die Mitwirkung an der internationalen Krisenbewältigung. Von ursprünglich 15 geplanten Einheiten in zwei Losen wurde letztendlich der Bau von fünf Korvetten K130 mit Billigung der Beschaffung durch das Parlament im Dezember 2001 an die ARGE K130 in Auftrag gegeben. Am 26. Juni 2006 ist in einem feierlichen Akt das 1. Korvettengeschwader (1. KGschw) in Dienst gestellt worden. Als erster Kommandeur wurde Fregattenkapitän Johannes Schmidt-Thomée im Marinestützpunkt Warnemünde begrüßt. Aktuell umfasst das 1. KGschw fünf Korvetten. Der Tender Donau gehörte anfangs ebenfalls zum Geschwader, bis das Boot am 01. Oktober 2012 an das 7. Schnellbootgeschwader übergeben wurde. Einheit Taufe Indienststellung F-260 BRAUNSCHWEIG F-261 MAGDEBURG F-262 ERFURT F-263 OLDENBURG F-264 LUDWIGSHAFEN AM RHEIN

16 Die Ludwigshafen am Rhein in Recife in Brasilien Der Weg vom Beschaffungsauftrag 2001 bis zur Indienststellung der letzten Korvette am 21. März 2013 war ungewöhnlich lang und steinig. Es galt, konstruktiv bedingte Hürden in vielen Bereichen zu überwinden, um diese neu eingeführte Schiffsklasse zu einem einsatzfähigen Waffensystem zu formen. Die Zeiträume bis zur Indienststellung der jeweiligen Einheit waren durch lang andauernde Werftaufenthalte und unzählige Erprobungsfahrten geprägt. Jedoch gab es auch in diesen Phasen für die Schiffe und deren Besatzungen einige Seereisen und Erlebnisse, die das Marineherz haben höher schlagen lassen. Zu nennen sind hier in erster Linie die erste Warmwassererprobung im Roten Meer im Rahmen des Manövers MARE APERTO auf der Korvette Braunschweig im Sommer 2008, der Ansprengversuch der Korvette Braunschweig im Oktober 2008, die Atlantiküberquerung zur zweiten Warmwassererprobung im Januar 2013 durch die Korvette Ludwigshafen am Rhein (mit nur einem Bunkerstopp nach Passieren des Englischen Kanals) nach Recife in Brasilien sowie die Teilnahme der Korvetten Braunschweig und Oldenburg am Einsatzund Ausbildungsverband im Februar Nachdem die Schiffe und Besatzungen ihre Einsatzreife erlangt hatten, rückten zunehmend die ersten Einsätze sowie einsatzgleichen Verpflichtungen in den Fokus des Geschwaders. Den Anfang machte die Korvette Magdeburg, die im vierten Quartal 2012 am Einsatz United Nations Interim Forces in Lebanon (UNIFIL) die Einsatzfähigkeit der Korvetten nachweisen konnte. Ebenfalls zeigte die Korvette Magdeburg durch ihre erfolgreiche Teilnahme an der Standing Nato Maritime Group 1 (SNMG1) im Jahre 2014, dass eine Korvette auch in diesem fordernden NATO-Verband erfolgreich eingesetzt werden kann. 16

17 Wurden die Korvetten anfangs unter vorgehaltener Hand doch weitestgehend unterschätzt, so war es gerade diese Schiffsklasse, die als bisheriges Novum in der Deut-schen Marine mit einer fast 17 Monate dauernden einsatzbedingten Abwesenheit vom Heimathafen unterstrich, dass die Bauweise der Korvette in Kombination mit dem Konzept des Besatzungstausches dafür geeignet ist, ihre Aufträge auch in fernen Einsatzgebieten dauerhaft und durchhaltefähig zu erfüllen. In diesem Zeitraum nahm die Korvette Erfurt am Einsatz UNIFIL und zwischenzeitlich am Einsatz European Union Naval Force (EUNAVOR) Somalia Operation ATALANTA teil. Obwohl konzeptionell nicht für diese Art von Einsatz vorgesehen, konnte auch diese Herausforderung von dem Schiff und den Besatzungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten erfolgreich durchgeführt werden. Die Teilnahme der Korvette Ludwigshafen am Rhein am Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA im Frühjahr 2016, bei dem 523 Flüchtlingen das Leben gerettet wurde, demonstrierte erneut die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten einer Korvette sowie den Ideenreichtum und das Engagement der Besatzung bei der Durchführung dieses anspruchsvollen Auftrages. Erfolgreicher Ansprengversuch Die rasch zunehmenden Teilnahmen der Korvetten an mandatierten Einsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen, Manövern der NATO oder Übungen im internationalen Rahmen förderte in den letzten drei Jahren sowohl ein intensives Interesse als auch eine positive Wahrnehmung von Politik und Wirtschaft. Beleg der ansteigenden Beachtung für die Tätigkeiten der Marine, insbesondere aber auch für die des 1. KGschw, sind zahlreiche Besuche. So waren unter anderem die Verteidigungsministerin, Parlamentarische Staatssekretäre und hochrangige Wirtschaftsdelegationen auf den Einheiten des Geschwaders zu Besuch. Den Höhepunkt bildete jedoch zweifellos der Besuch der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 19. Januar 2016 auf der Korvette Braunschweig. Bei diesem Besuch konnte sie sich davon überzeugen, dass die Soldaten sehr gut ausgebildet und hochmotiviert sind. Zum Ende des Besuches verabschiedete sie sich mit den Worten: Für mich war das ein Moment und auch eine Möglichkeit danke zu sagen, für die Arbeit der Beschäftigten der Marine, aber auch der Soldatinnen und Soldaten. Die Bundeskanzlerin besucht das 1. Korvettengeschwader Ein NH-90 landet auf der Korvette 17

18 Neben den fordernden Einsätzen und Ausbildungsverpflichtungen werden im Geschwader aber auch Aktivitäten mit karitativem Zweck durchgeführt. So unterstützt das Geschwader jährlich Sammlungen für die Kriegsgräberfürsorge und betreibt während des Weihnachtsmarktes in Rostock gemeinsam mit dem 7. Schnellbootgeschwader und dem Marinestützpunktkommando Warnemünde für vier Wochen traditionell einen Glühweinstand, dessen Erlöse ausnahmslos für den guten Zweck (z.b. an die Stiftung für bedürftige Kinder Hanse-Tour-Sonnenschein ) gestiftet wurden. Auch die Besatzungen engagieren sich über ihre Patenstädte oder in Eigenregie für zahlreiche soziale Projekte. Beispielhaft sei hier nur die tatkräftige Unterstützung der Besatzung Echo bei Reparaturmaßnahmen der Kinderfördertagesstätte für behinderte Kinder Gänseblümchen im Mai 2016 erwähnt. Das 1. KGschw hat es trotz diverser Schwierigkeiten in den Anfangsjahren geschafft, sich zu einem einsatzfähigen Verband zu entwickeln, der in Zukunft gewiss aufgrund seines breiten Einsatzspektrums als Stütze der Marine und als Instrument der Politik zur Bewältigung der internationalen Krisen agieren wird. Glühwein für einen guten Zweck Kindergarten Gänseblümchen 18

19 Die Erfolge der letzten Jahre gaben Anlass genug, das erste Jahrzehnt seit Bestehen mit einer feierlichen Musterung und einer geselligen Abendveranstaltung am 14. September 2016 zu einem würdigen Abschluss zu bringen. Autor: KptLt Udo Gärtner, Leiter Lagezimmer Stab 1. Korvettengeschwader Übersicht See-/Einsatztage K

20 Die Korvette K130 in der Intensivnutzung 17 Monate, eine Einheit, vier Besatzungen unter diesem Motto stand die erste Intensivnutzungsphase einer Korvette K130 unter Einsatzbedingungen. Doch bevor die Erfurt im Januar 2015 in den UNIFIL-Einsatz auslaufen konnte, galt es zunächst die richtigen Besatzungen auf die entsprechenden Plattformen zu verteilen. Aus diesem Grund fand im Dezember 2014 der erste Ringtausch im 1. Korvettengeschwader unter Beteiligung von drei Besatzungen mit ihren jeweiligen Plattformen statt. Innerhalb von nur einer Woche tauschten fast 180 Besatzungsangehörige ihre Plattformen. Dabei wurde das gesamte Material der Korvetten übergeben. In einem bis dahin beispiellosen Kraftakt konnten somit die geplanten Vorhaben realisiert werden. Am 19. Januar 2015 hieß es dann Leinen los auf der Korvette Erfurt. Nach zweiwöchiger Fahrt kam die Besatzung Echo im Hafen von Limassol an. In einer kurzen Hafenphase übernahm die Erfurt die operativen Geschäfte von der Korvette Braunschweig. Nach wenigen Tagen lief die Erfurt am 01.Februar 2015 zu ihrem ersten Seetörn in der Area of Maritime Operations (AMO) aus. In den nächsten Wochen und Monaten bestand das Tagesgeschäft der Erfurt aus der Seeraumüberwachung und Ausbildungsunterstützung der Libanesischen Marine. Parallel dazu und während der kurzen Hafenaufenthalte mussten mit Unterstützung der Systemunterstützungsgruppe (SUG) alle Maßnahmen der Materialerhaltung und Instandsetzung durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund der langen Stehzeit der Plattform im Einsatzgebiet von über einem Jahr kam diesem Aspekt eine wesentliche Relevanz zum Erhalt der Einsatzfähigkeit zu. 20

21 So leistete die Besatzung Echo ihren Beitrag zum UNI- FIL-Einsatz und wurde im Juni 2015 von der Besatzung Bravo abgelöst. Dieser Besatzungswechsel im Einsatzgebiet stellte ebenfalls ein Novum für das 1. Korvettengeschwader dar. Hier wurden zwei Plattformen zwischen zwei Besatzungen zeitgleich in mehreren tausend Kilometern Entfernung getauscht. Erschwerend kam noch die Einweisung in das operative Geschäft für die Besatzung Bravo durch die Besatzung Echo hinzu. Auch die Instandsetzungslage der Einsatzkorvette Erfurt musste lückenlos übergeben werden. Der erfolgreiche Abschluss dieses umfangreichen Vorhabens stellt einmal mehr eine große Leistung aller Beteiligten dar. So konnte die Besatzung Bravo ihrerseits am 05. Juni 2015 ihren Einsatz aufnehmen und die Besatzung ECHO verlegte nach über vier Monaten zurück nach Deutschland. Beinahe zur selben Zeit wurde in Deutschland die Entscheidung getroffen, dass sich die Fregatte Schleswig-Holstein an der Operation SOPHIA beteiligen sollte. Dies hatte zur Folge, dass die Korvette Erfurt aus dem UNIFIL-Einsatz abgezogen wurde und den Einsatz ATA- LANTA übernahm. In diesem Zusammenhang wurde die Maintenancephase der Besatzung Bravo genutzt, um die Erfurt für den neuen Einsatz vorzubereiten. Alle noch anstehenden Prüfungen wurden ebenso durchgeführt wie die Anpassung der Einsatzsoftware und die Instandsetzung aller Defekte. Mit Unterstützung der SUG konnte auch die Vorbereitung auf einen Einsatz während eines Einsatzes erfolgreich erledigt werden und die Erfurt trat am 10. August 2015 ihren Transit durch den Suez Kanal nach Djibouti an. In der gleichen Zeit verlegte auch die SUG nach Djibouti, um auch dort der Einsatzkorvette den bestmöglichen Support liefern zu können. Am 15. August 2015 nahm die Erfurt den Einsatz ATALANTA auf. Auch die Teilnahme einer Korvette an diesem Einsatz stellte eine Neuheit dar. In einem ganz anderen Seegebiet nahm die Erfurt nun an einem Einsatz mit völlig anderen Aufgaben teil. Auch Djibouti war als logistischer Abstützpunkt für die Korvette eine neue Herausforderung. Konnten Ersatzteile innerhalb der EU noch sehr kurzfristig verschickt werden, so führten die Behörden Djiboutis in vielen Situationen zu einer Verschleppung des Erhalts von Ersatzteilen und auch der Aufenthalt von einigen Monteuren diverser Firmen verlief nicht ohne Probleme. 21

22 Einlaufen in Limassol Die Besatzung Bravo passte sich diesen neuen Bedingungen an und bereitete parallel dazu den nächsten Besatzungswechsel an die Besatzung Charlie vor. Hier wurden erneut zwei Plattformen durch zwei Besatzungen übergeben, sodass die nächste Besatzung ihren Einsatz am 04. Oktober 2015 an Bord der Erfurt antreten konnte. Die zehn Monate im Einsatz und in den entsprechenden Seegebieten forderten mittlerweile ihren Tribut, sodass die Erfurt deutliche Gebrauchsspuren trug und die Besatzung umso intensiver für die Instandhaltung gefordert war. So zeichnete sich jeder Hafenaufenthalt durch umfangreiche Arbeiten aus und die Belastbarkeit der Besatzungen wurde auf eine harte Probe gestellt. Ferner stand an allen Motoren der Erfurt in der nächsten Maintenancephase eine große Wartungsstufe durch die Fachfirma an. Allerdings sah sich die Firma terminlich dazu nicht in der Lage. In dieser schwierigen Situation sprang die SUG des 1. Korvettengeschwaders ein. Sie stellte ein zwanzigköpfiges Team aus erfahrenen Schiffstechnikern zusammen, um die dringend notwendige Wartung über die Weihnachtsfeiertage 2015 in Dubai erfolgreich zu erledigen. Auch hier wurde Neuland betreten. Nach dieser außerordentlichen Leistung konnte die Erfurt im Jahr 2016 ihren Auftrag im Golf von Aden wieder aufnehmen. Für die Besatzung Charlie hieß es nun, bereits den nächsten Besatzungswechsel vorzubereiten. So kam Anfang Februar der erste Teil der Besatzung Delta in Djibouti an. Auch dieses Vorhaben war mit Komplikationen verbunden: die Behörden in Djibouti konnten den Liegeplatz nicht für den gesamten Zeitraum zur Verfügung stellen und so musste ein Teil der Übergabe auf Reede erfolgen. Auch diese Hürde wurde erfolgreich umschifft und die Besatzung Delta konnte ihren Einsatz am 06. Februar 2016 beginnen. Für die Besatzung Delta folgte schon die Vorbereitung auf den 22

23 Einlaufen in Djibouti Kontingentwechsel, die Übergabe an die Fregatte Bayern und die Rückverlegung in den UNIFIL-Einsatz. Parallel dazu führte die Erfurt weiterhin ihren Auftrag der Sicherung der Schiffe des World-Food-Programme durch. So trat die Erfurt am 21. März nach erfolgreicher Übergabe den Transit zurück nach Zypern an, um hier am 26. März einzulaufen und die Mission UNIFIL von den Schnellbooten erneut zu übernehmen. Im Anschluss nahm die Besatzung Delta die Aufgaben vor der Küste des Libanon nach über siebenmonatigen Intermezzo wieder auf. In der Folge ging es bereits um die Planung des baldigen Rücktransits nach Deutschland. So wurde auch durch die Besatzung Delta noch einmal alles daran gesetzt, den Klarstand der Erfurt hochzuhalten und den Auftrag bis zum 29. Mai 2016 erfolgreich zu gestalten. Dann erfolgte die Übergabe an die Braunschweig und die Erfurt machte sich auf den langen Heimweg nach Rostock. Schließlich lief die Erfurt nach 508 Tagen Abwesenheit pünktlich zum Tag der Bundeswehr in den Heimathafen, den Marinestützpunkt Hohe Düne, ein. Die Korvette Erfurt hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Intensivnutzung mit Korvetten möglich ist. Hier sei jedoch ausdrücklich auf das sehr hohe Engagement und die Belastbarkeit sowohl der vier Besatzungen als auch der SUG des 1. Korvettengeschwaders hingewiesen, ohne das dieses Vorhaben nicht so erfolgreich verlaufen wäre. Autor: Kapitänleutnant Mathias Adrian, Leiter Systemunterstützungsgruppe 1. Korvettengeschwader 23

24 Die Korvette Erfurt im Einsatz ATALANTA Als am 19. Januar 2015 die Korvette Erfurt aus dem Marinestützpunkt Hohe Düne in den Einsatz auslief, war ihr Ziel das östliche Mittelmeer. Der Auftrag: Teilnahme am Einsatz UNIFIL vor der Küste des Libanons. Hier sollte die Erfurt als erstes Schiff der Klasse im Rahmen der Intensivnutzung für knapp 18 Monate verbleiben. Die Besatzung Echo machte den Anfang. Ein Besatzungstausch sollte jeweils im Abstand von vier Monaten erfolgen. Nachdem die Besatzung Bravo im Juni 2015 die erste Crew abgelöst hatte, fiel jedoch die Entscheidung für die Teilnahme einer Korvette an der ATALANTA-Mission. Die Erfurt verlegte daraufhin im August 2015 nach Djibouti, um am Horn von Afrika ihren neuen Auftrag wahrzunehmen: - Schutz von Schiffen der World-Food-Programme (WFP), AMISOM und sonstiger gefährdeter Schiffe, Abschreckung und Bekämpfung der Piraterie, - Sicherstellen der ungehinderten Nutzung von Seeraum und Seeverbindungswegen im Küstengebiet vor Somalia und im Golf von Aden, - Unterstützung anderer EU-Akteure und Missionen, - Überwachung von Fischereiaktivitäten. 24

25 Für diese neue Herausforderung musste zusätzliches Personal eingeschifft werden. Eine vollständige Bordfacharztgruppe, die im Normalfall neben dem Schiffsarzt einen Anästhesisten, einen Chirurgen sowie einen Zahnarzt umfasst, konnte aufgrund der begrenzten Kojenkapazitäten nicht eingesetzt werden. Auch die infrastrukturellen Voraussetzungen des Schiffslazaretts auf K130 sind für chirurgische Eingriffe im Sinne einer Role 2 nicht vorgesehen. Um die notfallmedizinische Versorgung dennoch sicherstellen zu können, wurde die Geschwaderärztin sowie ein Weiterbildungsassistent für Notfallmedizin und Anästhesie eingeschifft. In Verbindung mit den im Verband vorhandenen Hubschraubern sowie Luftfahrzeugen des in Djibouti stationierten US- Camps Le Monnier sollte im Ernstfall die Rettungskette aufrechterhalten werden. Neben einem Sprachmittler wurde die 56 Frauen und Männer starke Besatzung um einen Rechtsberater erweitert, dessen Hauptaufgabe in der Beratung des Kontingentführers bestand. Die Führung des Kontingents erfolgte zunächst durch den Kommandeur des deutschen P3-C-Detachements in Djibouti, Fregattenkapitän Bodo Ahlers. Mit Einsetzen des Wintermonsuns und dem Abzug der Marinefliegerkomponente aus dem Einsatzgebiet übernahmen die Kommandanten der Erfurt, Korvettenkapitän Kaspar (Besatzung Bravo ), Korvettenkapitän Schmidt (Besatzung Charlie ) und Fregattenkapitän Klitzsch (Besatzung Delta ) die Aufgaben des CTG Dies stellte die Besatzungen der Erfurt vor die neue Herausforderung, von See aus das deutsche Einsatzkontingent, bestehend aus dem Verbindungskommando USNAV- CENT in Bahrein, der Deutschen Verbindungs- und Unterstützungsgruppe (DVUG) in Djibouti, der in Djibouti stationierten Einsatzgruppe der Systemunterstützungsgruppe (SUG) des 1. Korvettengeschwaders sowie der Einsatzkorvette, zu führen. 25

26 Ausbildung an Bord Wenngleich in der Vergangenheit der deutsche Beitrag seegehender Einheiten an der Operation ATALANTA aus Fregatten und Einsatzgruppenversorgern bestand, konnte die nun eingesetzte Korvette ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Einsatzaufgaben der Korvette bestanden vornehmlich aus folgenden Tasks, die in den nächsten Absätzen erläutert werden: - Baseline Counter Piracy (BCP), Escort Operations, Identification Surveillance Reconnaissance (ISR) und Local Maritime Capacity Building (LMCB). Im Rahmen von BCP galt es, gemeinsam mit italienischen, spanischen und niederländischen Einheiten des Verbandes der ATALANTA-Mission, im Einsatzgebiet Präsenz zu zeigen. Die Erfurt patrouillierte hierzu im Golf von Aden und überwachte den Schiffsverkehr entlang des International Recommended Transit Corridor (IRTC) sowie bekannte Schifffahrtsrouten zwischen somalischen Hafenstädten und dem Jemen. Handelsschiffe wurden nach einem vorgeschrieben Hailing- Verfahren nach Ladung, Besatzung sowie Maßnahmen zur Piraterieabwehr befragt. Die gesammelten Informationen wurden an den Force Commander übermittelt. Die Anzahl der Notrufe ziviler Schiffe, die einen bevorstehenden Piraterieangriff befürchteten, blieb sehr überschaubar. Die mutmaßlichen Angriffe einzelner Skiffs wurden in keinem der Fälle bestätigt und konnten schließlich auf Fischereiaktivitäten beim Thunfischfang zurückgeführt werden. Zur Bekämpfung der Mangelernährung in Somalia führen die Vereinten Nationen Lebensmitteltransporte über See durch. Diese Schiffe des World Food Programme (WFP) gilt es bei ATALANTA zu eskortieren, um das sichere Erreichen des Zielhafens sicherzustellen. Eines dieser Schiffe war die Eleni K. Die Erfurt eskortierte sie zunächst vom Bab al Mandeb, der Meerenge zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden, bis in den Hafen der somalischen Stadt Berbera. Nach dem Löschen der Ladung wurde diese Escort Operation fortgeführt und die Eleni K bis an die Grenze der jemenitischen Hoheitsgewässer vor Aden begleitet. Die meiste Zeit im Einsatzgebiet führte die Erfurt ISR- Aufgaben durch. Primär wurden bekannte und vermutlich ehemalige Piratencamps entlang der Küstenlinie Somalias von See aus aufgeklärt. Aufgrund ihres geringen Tiefgangs von 4,60 m operierte die Korvette bis zu 5 kbl vor der landschaftlich schönen Küste Puntlands und Somalilands und erstellte Fotos, die Aktivitäten am Strand befindlicher Menschen und Boote zeigten sowie Fahrzeuge und Kommunikationsanlagen. Der deutsche Seefernaufklärer P3-C ORION lieferte zum Teil parallel dazu Luftaufnahmen, die anschließend gemeinsam ausgewertet wurden. Für diese Überwachungsaufgabe wäre eine eigens für die Korvette vorgesehene Drohne überaus wertvoll gewesen, um die Aufklärungsergebnisse zu verbessern. Ebenso wertvoll wie für die Überwachung von Camps an Land wäre ein Einsatz einer solchen Drohne für die Un- 26

27 tersuchung von Fischereifahrzeugen vor einer Kontaktaufnahme gewesen. Von einem Friendly Approach, dem Anbordgehen eines Teams der Besatzung auf eine fremde Dhow auf Einladung deren Kapitäns, wurde daher aus Absicherungsgründen, aufgrund einer nicht vorhandenen Boardingkomponente, Abstand genommen. Dennoch konnte aus gesicherter Entfernung Kontakt mit Hilfe des Long Range Acoustic Device (LRAD) zu den Fischern aufgenommen und diese hinsichtlich ihrer Nationalität und Herkunft sowie ihrer Kenntnis möglicher Piraterieaktivitäten befragt werden. Ein wesentlicher und sichtbarer Bestandteil des Einsatzes bestand in der Durchführung sogenannter LMCB. Sowohl im Hafen von Djibouti als auch in See vor Berbera bildete die Besatzung der Erfurt Mitglieder der Küstenwache Djiboutis sowie Puntlands aus. Hierzu wurden theoretische und praktische Übungen in Brandabwehr, Sanitätsdienst sowie Search and Rescue (SAR) absolviert. Nach Übergabe der Kontingentführung an die Fregatte Bayern im April 2016 verlegte die Erfurt wieder ins Mittelmeer, um dort das Schnellboot S80 Hyäne bei UNIFIL abzulösen. Rückblickend auf den ersten ATALANTA-Einsatz einer Korvette lässt sich festhalten, dass, trotz der nicht abgebildeten organischen Luftfahrzeug- und Boarding- Komponente, die an die Korvette gestellten Aufgaben jederzeit erfüllt werden konnten. Die kleine Besatzung stellte eindrucksvoll unter Beweis, auch über längere Seetörns von zehn bis elf Tagen durchhaltefähig zu sein. Limitierender Faktor war vornehmlich der Proviant, der bei dem ursprünglich für sieben Seetage ausgelegten Schiff irgendwann zur Neige ging. Nach 48 Stunden im Hafen, die für Instandsetzungen mit Hilfe der SUG, für Nachversorgung, Ausbildung sowie die Regeneration der Besatzung genutzt wurden, ging es wieder raus. Zwei Besatzungswechsel im Einsatzgebiet ermöglichten eine Intensivnutzung des Schiffes, das ohne nennenswerte technische Ausfälle einen guten technischen Klarstand halten konnte. Wenngleich die Piraterie im Golf von Aden sowie an der Ostküste Afrikas in den letzten Jahren erfreulich stark zurückgegangen ist und schließlich keinerlei Überfälle auf Handelsschiffe mehr registriert wurden, so absolvierten die drei Besatzungen bei ATALANTA einen fordernden und abwechslungsreichen Einsatz sowie einen sichtbaren Beitrag Deutschlands zur Sicherheitspolitik der Europäischen Union. Autor: Korvettenkapitän Robert Schmidt Kommandant Besatzung Charlie Fotoaufklärung 27

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29 Schleuserbekämpfung im Mittelmeer Die Korvette Ludwigshafen am Rhein im Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA Zahlreiche Menschen versuchen täglich vor Krieg und Elend in ihrem Land zu fliehen. Sie brechen dabei nicht zuletzt zu einer riskanten Reise über den Seeweg von Nordafrika nach Europa auf. Meist stark überladene und seeuntaugliche Schlauchboote werden ins Mittelmeer verbracht. Viele der hilfesuchenden Flüchtlinge haben dabei ihr Leben verloren. Hinter den gefährlichen Überfahrten stecken oft Schleuserbanden, die aus der Angst und Verzweiflung der Flüchtlinge Profit herausschlagen und sie auf eine Reise mit ungewissem Ausgang schicken. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Missstand zu beenden. Aus diesem Grund beteiligt sich die Deutsche Marine seit Oktober 2015 im Mittelmeer an den Maßnahmen gegen die Schleuser. 29

30 In Seenot geratene Personen auf einem seeuntüchtigen Schlauchboot.. Unter der Flagge der Mission EUNAVFOR MED (European Union Naval Force Mediterranean) haben die Einheiten zusätzlich den wesentlichen Auftrag, bei Entdeckung von Menschen in Seenot Rettungsmaßnahmen einzuleiten. Diese Einsatzaufgabe musste zusätzlich zu den bereits bestehenden Einsätzen der Marine innerhalb kürzester Zeit übernommen werden. Als im Deutschen Bundestag darüber hinaus die Beteiligung Deutschlands an der Bekämpfung der Terrororganisation Islamischer Staat beschlossen wurde, hatte dies zur Folge, dass die Fregatte Augsburg das Operationsgebiet von EUNAVFOR MED verließ und zwischenzeitlich durch das Minenjagdboot Datteln ersetzt wurde. Um eine längerfristige Stehzeit im Einsatzgebiet gewährleisten zu können, wurde schließlich die Korvette Ludwigshafen am Rhein in das Seegebiet zwischen der italienischen und libyschen Küste geschickt. Die Besatzung Echo hatte im Jahr 2015 eine hohe Einsatzbelastung - knapp 230 Tage verbrachte sie mit der Korvette Ludwigshafen am Rhein auf See. In dieser Zeit wurden der Einsatz UNIFIL und mehrere internationale und nationale Übungen bis November des Jahres absolviert. Daher kam der Befehl zur Teilnahme an der Operation SOPHIA Anfang Januar 2016 für die Besatzung überraschend. Gerade zu Hause wieder eingelebt, führte diese Entscheidung zu angeregter Betriebsamkeit in allen Abschnitten. Besonders herausfordernd war die Tatsache, dass erstmals die Einsatzteilnahme durch eine Korvette bevorstand. Die Erfahrungen in der Schleuserbekämpfung und einer umfangreichen Seenotrettung waren sehr gering. Die Besatzung begann deshalb frühzeitig, sich mit den Vorgängereinheiten auszutauschen und Erfahrungen auszuwerten. Da es für die Korvetten... und auf dem Flugdeck keinerlei Befehlswerk oder Standardprozeduren gab, wurden bestehende Ausführungen aus anderen Geschwadern geprüft und an den Auftrag und die Fähigkeiten der Korvette angepasst. Logistische Anforderungen mussten schnellstmöglich abgewickelt werden, um die Versorgung der Besatzung und der in Seenot geratenen Personen hinreichend gewährleisten zu können. Währenddessen wurde allen Besatzungsmitgliedern angeraten, die verfügbare Zeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen effektiv für die Familie und die Einsatzvorbereitung zu nutzen. Welche Herausforderungen tatsächlich auf Schiff und Besatzung zukamen, zeigte sich erst im Einsatzgebiet. Die vorangegangenen Einheiten schlossen Phase 1 der Operation ab das Sammeln von Informationen über die Schleusernetzwerke. Der Hauptauftrag der Korvette war infolgedessen Phase 2 die Schleuserbekämpfung. Die teilnehmenden Einheiten der Operation SOPHIA wurden ermächtigt, verdächtige Schiffe anzuhalten und zu durchsuchen. Wenn sich der Verdacht des Menschenschmuggels bestätigte, durften diese Schiffe beschlagnahmt oder umgeleitet werden. Am 11. Januar 2016 war es dann soweit. Für die Korvette Ludwigshafen am Rhein hieß es Leinen los!. Der Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main stieß als Flaggschiff aus Wilhelmshaven hinzu. Kurze Zeit später, am 19. Januar 2016, erreichte die Korvette das Einsatzgebiet. Bereits 17 Tage nach Auslaufen aus dem Heimatstützpunkt Rostock, am 28. Januar 2016, rettete die Ludwigshafen am Rhein erstmals 121 in Seenot geratene Menschen. 30

31 Medal Parade auf dem Flugdeck Am frühen Morgen befand sich die Korvette auf dem Weg zu einer Position rund 75 Kilometer nordwestlich von Tripoli, um einen Notruf eines Schlauchbootes zu untersuchen. Die 107 Männer und 14 Frauen, darunter eine Schwangere, wurden durch das Speedboot aus dem hoffnungslos überfüllten Schlauchboot abgeborgen und an Bord gebracht. Nach der Identifizierung und Aufnahme der personenbezogenen Daten wurden die Männer und Frauen medizinisch durch das eingeschiffte Ärztepersonal untersucht. Anschließend wurden sie auf das Flugdeck gebracht. Während der nervenaufreibenden Zeit bis zur Übergabe an die italienische Fregatte Alesio erhielten die Personen warme Kleidung und Essen von der Besatzung. Nach Beendigung der Rettungsmaßnahmen wurde das seeuntaugliche Schlauchboot als Schifffahrtshindernis eingestuft und versenkt. Dieses Verfahren wurde in der dreimonatigen Einsatzzeit mehrfach wiederholt und ausgebaut. Das tatsächliche Vorgehen gegen die Schleusernetzwerke zeigte unterschiedliche Auswirkungen. Einerseits wuchs am Beginn von Operation SOPHIA die Unsicherheit unter den Schleusern und sie bewegten sich ausschließlich innerhalb der Grenze der 12- Seemeilen-Zone. Am 09. Juli 2016 aber wagten sich Mithelfer der Schleuser, getarnt in Fischerbooten, in Gebiete außerhalb der Territorialgewässer Libyens. Bei dieser Handlung setzte der Tender Werra in Zusammenarbeit mit weiteren Einheiten des Einsatzes EUNAV- FOR MED diese fest und übergab sie anschließend den italienischen Behörden. Bemerkenswert ist, dass die Schleuser den Schlauchbooten nur so viel Kraftstoff und Wasser mit an Bord gaben, dass sie kurz nach Passieren Schleusernetzwerk getarnt als Fischer der 12- Seemeilen-Grenze gerettet werden mussten. Mit jedem weiteren Seenotfall intensivierte sich das Zusammenspiel der Besatzung. Von den Soldaten wurde trotz alledem viel abverlangt. Der Dienstbetrieb an Bord basiert auf dem Kleinbesatzungskonzept. Der personelle Mangel an Bord, der sich durch die Einschiffung von Personal zur Sicherung und medizinischen Versorgung im Einsatz ergab, brachte zunehmend Einschränkungen mit sich. Die Dezimierung der Stammbesatzung führte infolgedessen zu einer höheren Belastung jedes einzelnen Soldaten an Bord. Die im Rahmen des Einsatzes durchgeführten Seenotrettungen wurden dennoch mit Bravour gemeistert. In der Einsatzzeit im Operationsgebiet rettete die Korvette Ludwigshafen am Rhein insgesamt 523 Personen aus der Seenot. Das hervorragende Engagement und die Motivation der Besatzung wurden am 25. April 2016 durch die Verleihung der Einsatzmedaille in Bronze gewürdigt. Für die Besatzung Echo war die Teilnahme an der EU- Mission EUNAVFOR MED eine neue Herausforderung, die trotz des enormen Aufwandes an Vorbereitungen mit übertreffender Motivation gemeistert wurde. Autor: Oberleutnant zur See Paulina Janischewski Decksoffizier Besatzung Echo auf der Korvette Ludwigshafen am Rhein 31

32 Der Aufklärungsverbund HAM und MUWOSt Es sollte nicht überraschen, wenn sich dem einen oder anderen Leser dieses Jahrbuchs zunächst erst einmal die Frage aufdrängt, wofür die Abkürzungen HAM und MUWOSt eigentlich stehen und was sich hinter der Begrifflichkeit des Aufklärungsverbunds zwischen beiden Dienststellen verbirgt. In diesem Falle steht HAM als Abkürzung für Hydroakustisches Analysezentrum der Marine und das Akronym MUWOSt steht für Marineunterwasserortungsstelle. Der eigentliche Aufklärungsverbund und seine Bedeutung für die Marine wird im folgenden Abschnitt detailliert dargestellt werden. HAM und MUWOSt im Verbund Das HAM in Eckernförde und die MUWOSt in Marienleuchte auf Fehmarn sind Teileinheiten des 1. Ubootgeschwaders und bilden zusammen das landgebundene und sinnbildliche Rückgrat des Aufklärungsverbunds der hydroakustischen Aufklärung (engl. ACINT = Acoustic Intelligence) der Marine und verfügen damit auftragsbedingt über ein Alleinstellungsmerkmal, das in der Bundeswehr insgesamt kein zweites Mal abgebildet ist. Innerhalb des Verbunds stellt die MUWOSt den Sensor dar. Ihr Auftrag beinhaltet das Erfassen, Melden und Aufzeichnen sämtlicher hydroakustischen Aus- und Abstrahlungen aller, den Fehmarn Belt passierenden Fahrzeuge. Hierfür ist die MUWOSt originär mit stationärer Unterwasseraufklärungssensorik ausgestattet. Für die Erstellung eines kompletten Lagebilds wird die Sensorik durch Radarund optronische Sensoren ergänzt. Erst dieses Lagebild stellt in Verbindung mit den regelmäßig aufgezeichneten hydroakustischen Daten die Basis für die weitere Auswertung und Analyse in Zuständigkeit des HAM dar. Nach einer Voranalyse durch das Erfasserpersonal in der MUWOSt, das sich im Schichtbetrieb befindet, werden die Daten zeitnah an das HAM übersandt. Dort erfolgt durch die Fachgruppe Sensoreinsatz/Taktik eine anlassbezogene, weiterführende taktische Vorauswertung in Hinblick auf die sich anschließende Technische Analyse. Die Ergebnisse der Technischen Analyse werden im Anschluss an ihre Konsolidierung und Validierung wiederum in verschiedene Produkte (z.b. Datenbanken) umgesetzt und den Einheiten der Marine zur Verfügung gestellt. 32

33 Die erstellten Produkte bilden die wesentlichen Grundlagen für die Erstellung und Bewertung des jeweiligen Unterwasserlagebilds bis hin zur Bedrohungsanalyse durch die Schiffsführungsteams an Bord. Gleichzeitig wird durch regelmäßigen Informationsaustausch und Feedback zwischen dem HAM als fachlich weisungsbefugter Stelle und der MUWOSt sichergestellt, dass der gemeinsame Auftrag einer kontinuierlichen Überprüfung mit dem Ziel der Ergebnisoptimierung unterliegt. Dieser Schritt ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn die normale Erfassung durch einzelfallbezogene, zielgerichtete Aufklärungseinsätze ergänzt wird. Wenngleich das HAM grundsätzlich eine auf den ersten Blick nicht mobile Landdienststelle darstellt, verfügt es über einen mobilen Anteil, der bei o.a. Gelegenheiten vor Ort in See und in direktem Zusammenwirken mit der MUWOSt zum Einsatz kommt. Die der Fachgruppe Sensoreinsatz/Taktik des HAM zugehörigen ACINT- Meister versehen ihren Dienst im Rahmen von Standardaufklärungseinsätzen an Bord von Flottendienstbooten. Die Vor- und Nachbereitung dieser Einsätze erfolgen im HAM. Bei den oben erwähnten zielgerichteten Einsätzen in Zusammenarbeit mit der MUWOSt kann neben den Flottendienstbooten auch jede andere seegehende Einheit eingesetzt werden. Der Einsatz der mitgeführten mobilen Sensorik (Sonobojen) erfolgt dann komplementär zur stationären Sensorik der MUWOSt in direkter Zusammenarbeit. Die Erfassungen der Sonobojen können dabei entweder durch die verbringende Einheit selbst oder mit Unterstützung der MUWOSt aufgezeichnet werden. Anschließend fließen diese Aufzeichnungen in den bereits o.a. Auswerte- und Analysezyklus ein. Der Aufklärungsverbund ACINT Weiterhin vervollständigen mobil-, see- und luftgestützte Sensorträgerplattformen den Aufklärungsverbund ACINT zu einem Gesamtverbund und tragen letztendlich die Hauptlast der Erfassung in der hydroakustischen Aufklärung. Dieses sind im Schwerpunkt die Flottendienstboote und Uboote des 1. Ubootgeschwaders sowie die Seefernaufklärer P3C Orion des Marinefliegergeschwaders 3 Graf Zeppelin in Nordholz. Grundsätzlich können temporär aber auch nahezu alle anderen, seegehenden Einheiten der Marine als Sensorträgerplattformen in der sogenannten ACINT-Rolle eingesetzt werden. Dafür werden die letztgenannten Einheiten mit Aufklärungssensorik und Aufzeichnungstechnik in Form einer quasi Kofferlösung ausgestattet. Die Bedienung dieser mobilen 33

34 Marineunterwasserortungsstelle Sensorik erfolgt hierzu entweder durch die ACINT- Meister des HAM oder nach Einweisung durch Personal des Bereichs Sensoreinsatz/Taktik durch das Sonarpersonal der Einheit selbst. Sachstand und Ausblick Die gesamte derzeit noch in großen Anteilen analoge Sensorik inklusive der Erfassungsarbeitsplätze der MUWOSt hat das Ende ihrer Nutzungsdauer absehbar erreicht und bedarf der umfänglichen Erneuerung. Der Beschaffungsprozess hierfür ist eingeleitet. Der Beginn der Maßnahme scheint für das Jahr 2018 möglich, bedarf allerdings noch der finalen Genehmigung. Nach Durchführung der Maßnahme wird die MUWOSt deutlich leistungsfähiger und für künftige Anforderungen optimiert aufgestellt sein. Für das HAM gab es im Zeitraum seit Juni 2015 zwei Ereignisse von wesentlicher Bedeutung. So wurde die gesamte Auswerte- und Analyseausstattung (HAM III) sowie die Dokumentationshardware aus der Nutzung genommen. Gründe hierfür waren die mittlerweile sehr eingeschränkte Nutzbarkeit und der Grad der technischen Verfügbarkeit, die eine aufwandsgerechte und valide Auswertung und Analyse sowie deren nachhaltige Dokumentation auch unter dem Gesichtspunkt der relevanten IT-Sicherheitsvorschriften nicht mehr zuließen. Nach einer sechsmonatigen Durststrecke erfolgte Anfang Januar 2016 dann die Inbetriebnahme der Auswerte- und Analyseausstattung HAM III (regeneriert) durch das BAAINBw. Die Regeneration bezog sich dabei ausschließlich auf die Anpassung der Hardware auf leistungsstarke Rechner- und Servertechnik sowie Arbeits- 34

35 platzumgebungen, die nach zeitgemäßen, ergonomischen Gesichtspunkten eingerichtet wurden. Vergleichbar mit der Einsatzprüfung von Waffensystemen mit dem Ziel der Erklärung der Einsatzreife ergab sich durch die (Wieder-)Inbetriebnahme für das Personal der Fachgruppe Technische Analyse seitdem als zeitgleich durchzuführende Hauptaufgabe neben der eigentlichen und definitiv sehr anspruchsvollen Analysetätigkeit die Herausforderung, eine Stufe der Einsatzfähigkeit auf vergleichbarer Augenhöhe des Vorgängersystems zu erreichen. Die lange Stehzeit auf Dienstposten und die damit einhergehende Erfahrung und Systemkenntnis des Analysepersonals hat sich in der zurückliegenden Phase dabei mehr als bewährt. Mit Abstellung der vorhandenen Restpunkte bei der Inbetriebnahme des HAM III (reg.) und dem anstehenden Zulauf sowie der Implementierung weiterer Auswerteund Dokumentationshardware wird das HAM in naher Zukunft somit seine Aufgabe als das Zentrum der hydroakustischen Analyse der Marine wieder vollumfänglich wahrnehmen können. Autor: Fregattenkapitän Jörg Müller Leiter HAM, 1.Ubootgeschwader 35

36 Grüner Aal 2016 FOX this is LION, PUMA 4. Dieser kryptisch wirkende Funkspruch leitet die scharfe Phase des Schussanlaufes auf der Brücke des Tender Mains ein. Der Verbandsführer FKpt Johst, Kdr des 1. Ubootgeschwader, gibt mit diesem Spruch Schusserlaubnis. Der Main durchgleitet die norwegische See in dieser fast taghellen, norwegischen Sommernacht. Etwa 5 Seemeilen entfernt feuert U34 einen Schwergewichtstorpedo DM2 A4 auf die norwegische Fregatte Fridtjof Nansen ab. Ab jetzt liegt der Ablauf komplett in der Hand der Besatzung FOXTROT, die den Torpedo mittels Lichtwellenleiter auf das Ziel lenkt. Nach 20 Minuten beginnt die Fridtjof Nansen mit schnellen Kursmanövern und stößt Täuschkörper aus. An Bord des Tenders wird jetzt gespannt auf die weiteren Meldungen gewartet. Die Torpedobergebesatzung macht sich an Oberdeck klar. Für sie und die Crew beginnt in Kürze der Hauptteil der Arbeit, das Auffinden und Bergen des Torpedos. Dieses Szenario ist Teil des binationalen Manövers Grüner Aal 2016, welches vom bis zum in der Norwegischen See vor Bergen unter Beteiligung der Norwegischen und Deutschen Marine stattfand. 36

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38 Das Torpedoschiessen Grüner Aal verbindet das Norwegische und Deutsche Ubootgeschwader schon seit mehreren Dekaden. Durch den Einsatz des gleichen Schwergewichtstorpedos DM2A3 und der guten Bedingungen vor Bergen war diese Serie ein fester Bestandteil der Gefechtsausbildung und der Norwegisch- Deutschen Ubootkooperation. Nach dem Wegfall der Klasse 206A ist diese Kooperation etwas eingeschlafen. Im Jahr 2015 begann die Revitalisierung dieser Zusammenarbeit, die mit einem Austauschprogramm unterlegt wurde und in der gemeinsamen Planung von Grüner Aal 2016 gipfelte. Diese neue Serie ist als ein Norwegisch-Deutsches Torpedoschiessen ausgeplant, das darüber hinaus als 2. Anteil als Übungsfeld für moderne ASW (Anti Submarine Warfare) Taktiken sowie als 3. Anteil für experimentelle Verfahren genutzt wird. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der bi-statischen Sensorik im Flachwasser, der Integration eines Ubootes in einen dreidimensionalen ASW Verband sowie der gemeinsamen Auswertung und Taktikentwicklung. Ziel ist neben den beiden Führungsnationen, auch die anderen Nationen in der Conventional Submarine Cooperation, namentlich Italien, Holland, Polen und Portugal, mittelfristig einzubinden. Für Grüner Aal 2016 standen von der Norwegischen Marine das Uboot Utsira, die Fregatte Fridtjof Nansen, das Torpedobergeboot Olav Trygvasson sowie zwei Offiziere im gemischten Task-Group-Stab und drei Soldaten in der gemeinsamen Auswertezelle zur Verfügung. Die Deutsche Marine stellte das Uboot U34 mit der Besatzung FOXTROT, sowie die Ubootunterstützungseinheit Main, die den eingeschifften Stab beherbergte und als Torpedobergeeinheit fungierte, das Mehrzweckboot Helmsand, welches in der ersten Woche als LFTAS (Low Frequency Active Towed Array Sonar) Träger, und in der zweiten Woche als Kommunikationserprobungsträger eingesetzt wurde sowie das Mehrzweckboot Breitgrund. Das ASW Team für die Mehrzweckboote, die sonst ausschließlich für Erprobungen und nicht zur Ubootjagd eingesetzt werden, wurde durch Bediener der Einsatzflottille 2 aus Wilhelmshaven sowie der Wehrtechnischen Dienststelle 71 aus Eckernförde bereitgestellt. Durch die Integration des LFTAS und eines Containers mit Bedieneinheit und Kommunikationsanbindung via JChat sowie Link wurde aus der Helmsand eine Mini- Fregatte, die dem Verband ein weitreichendes Unterwasserlagebild zur Verfügung stellen sollte. Für die zweite Woche wurde die Helmsand als Plattform zur Erprobung von digitaler Unterwasserkommunikation umgerüstet. Das kleine Mehrzweckboot Mittelgrund diente in mehreren Rollen als Torpedobergeeinheit, Relay- und Zielschiff sowie für Material- und Personaltransport. Für den ASW (Anti Submarine Warfare) Anteil stellte das Marinefliegerkommando einen Seefernaufklärer P3C- ORION. Doch damit nicht genug: Neben den seegehenden Einheiten waren an Land eine logistische Torpedounterstützungseinheit (Systemunterstützungsgruppe des 1. UGschw, Marinearsenal und Torpedoklarmachstation Laboe) sowie eine norwegisch-deutsche Auswertezelle eingesetzt. Das Hauptziel dieser zweiwöchigen Übung war die Zertifizierung der beiden Ubootbesatzungen im Waffeneinsatz gegen Uboote, Einzel- und Mehrfachziele. Die Schussanläufe wurden nachts durchgeführt, während tagsüber der ASW Anteil, Auswertung und Torpedobeladungen stattfanden. Hier lag der Schwerpunkt auf der Verbesserung der experimentellen bistatischen Sensorik an Bord von U34 im Flachwasser sowie das Zusammenspiel von Überwassereinheiten, Luftfahrzeugen und Ubooten in der U-Jagd. Das Übungsgebiet vor Bergen ist aufgrund der Wassertiefe, der hydrographischen Bedingungen und des geringen Verkehrsaufkommens dafür gut geeignet. Hinzu kommt der große Vorteil bei schlechtem Wetter, alternativ im Fjord schießen zu können. Diese in Europa einmalige Gelegenheit bietet nicht nur die Chance, keinen Anlauf ausfallen lassen zu müssen, sondern stellt alle Beteiligten aufgrund der Topographie und der damit verbundenen Dynamik vor Herausforderungen, besonders in der OPZ-Organisation. Da sowohl die Planung als auch die Durchführung binational geschehen sollte, wurde ein deutsch-norwegischer Stab gebildet. Dies sollte sich im späteren Verlauf, insbesondere bei vielen kurzfristigen Änderungen und Anpassungen, als besonders vorteilhaft erweisen. Ergänzt wurde das Team durch einen italienischen Beobachter. Besonderes Augenmerk wurde auf die Einrichtung einer gemeinsamen Auswertezelle gelegt, um über die durchgeführten Schüsse, Torpedoabwehrmaßnahmen und ASW Verfahren einen umfassenden Erkenntnisgewinn zu erzielen und eine gemeinsame Verfahrens- und Taktikentwicklung voran zu treiben. 38

39 Uboot klar zur Torpedo-Übernahme Denn ohne Auswertung, ob die getroffenen Maßnahmen auch erfolgreich gewesen sind, bringt das reine Üben die Besatzungen viel weniger voran. Die Anlage der Torpedoschussanläufe erwies sich als sehr ambitioniert. Neben den vorgeschriebenen Einzelschüssen wurden Angriffe auf Aktivsonarträger, Schüsse im Fjord, Überwinden von Torpedogegenmaßnahmen und Mehrfachschüsse geplant und durchgeführt. Darüber hinaus wurden Uboot-Uboot Angriffe durchgeführt, in denen nicht nur Gegenmaßnahmen erprobt, sondern auch Gegenangriffe gestartet wurden. Erst dieses taktisch wie auch organisatorisch anspruchsvolle Programm führte zu einem deutlichen Erkenntnisgewinn in den Bereichen Verfahren, technische Zuverlässigkeit und Ausbildung sowie Übungsplanung und Durchführung. Zusammenfassend lässt sich für den 1. Anteil, den Torpedoschiessabschnitt, aufgrund der gemachten Erfahrungen und erlebten Herausforderungen festhalten, dass es sowohl quantitativ als auch qualitativ keine Abstriche bei diesen Übungen geben sollte. Nur durch die möglichst realistische Abbildung von Gefechtsszenarien ist es möglich, taktische Verfahren, die Ausrüstung und die Besatzung auf die Probe zu stellen und die eigene Organisation zu verbessern. Der 2. Anteil von Grüner Aal 2016, die ASW, gestaltete sich insbesondere aufgrund der hohen Anzahl an unterschiedlichen, um sowohl Detektion als auch Abstimmung und Koordination im dreidimensionalen ASW Verband zu trainieren. Einhellige Meinung aller Beteiligten war, dass der ASW- Anteil ein großer Gewinn für das Manöver, als auch für die teilnehmenden Nationen ist. Der dritte und experimentelle Anteil, bei dem die bi-statische Detektion im Flachwasser sowie der Aufbau eines digitalen Unterwassernetzwerkes und die Bereitstellung eines integrierten Unterwasserlagebildes abgebildet wurden, wird ebenfalls als Erfolg bewertet. Insbesondere die Einbindung der Zusammenarbeit von militärischen und zivilen Dienststellen (Wehrtechnische Dienststelle 71 und Norwegian Defence Research Establishment) in ein militärisches Manöver stellte einen besonderen Aspekt dar, der als durchaus gelungen bezeichnet werden kann. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Übung aufgrund des hohen taktischen Levels und der erfolgreichen Kooperation insgesamt als Erfolg gewertet werden kann. Die norwegische Marine hat sich erneut als ein äußerst professioneller Partner erwiesen. Die Serie Grüner Aal wird, nicht zuletzt unter Vertiefung der Kooperation mit dem Norwegischen Ubootgeschwader die nächsten Jahre fortgesetzt werden. Es gilt weiterhin den Schwerpunkt auf die Zertifizierung von Ubootbesatzungen und der Weiterentwicklung von Angriffsverfahren und Torpedoabwehrmaßnahmen zu legen. Wann immer möglich sollte darüber hinaus jede Gelegenheit genutzt werden, um Synergieeffekte zu erzeugen und die moderne ASW weiterzuentwickeln. Autor: Korvettenkapitän Kai Oliver Nickelsdorf 39

40 Es sollte ein Einsatz mit gewohnt erlernten Routinen werden. Als das Minenjagdboot Weilheim mit der Minenjagdboot 332 Besatzung Bravo am 14. August 2015 den Marinestützpunkt Kiel verließ, war die 40-köpfige Besatzung gut vorbereitet und motiviert, um sich im Mittelmeer unter dem Kommando von Korvettenkapitän Felix Uhlemann am ständigen Seeminenabwehrverband der NATO (Standing NATO Mine Countermeasures Group 2 kurz: SNMCMG2) zu beteiligen. Gemeinsam sollte der Verband unter türkischer Führung die hohe Leistungsbereitschaft der NATO darstellen, gemeinsame Übungen durchführen und Routinen etablieren. Die Kooperation im Verband verlief für alle Beteiligten zur vollen Zufriedenheit. Ein besonderes Highlight stellte dabei das Manöver TRIDENT JUNCTURE 2015 dar, das am 28. September 2015 begann und das größte NATO-Manöver seit 2002 war. Mit Streitkräften zu Land, See und in der Luft beteiligten sich rund Soldaten aus 30 Nationen. Für die Besatzung Bravo begann das Manöver in der LIVEX-Phase im Oktober gemeinsam mit dem Minentauchereinsatzboot Bad Rappenau, das seinerseits mit der SNMCMG1 an TRI- DENT JUNCTURE 2015 teilnahm. Kollektive Schnittstellen erkennend und sich ergänzend, schafften beide Einheiten vereint, gelegte Übungsminen zu identifizie- 40

41 First of class: Das Minenjagdboot Weilheim bei der Operation SOPHIA ren und in den spezifischen Fähigkeiten der beiden Einheiten entsprechend zu bergen. Das durchweg professionelle Auftreten der beiden Besatzungen brachte im Manöverrahmen den Marinesoldaten viel Anerkennung und Lob für den deutschen Verbund der Minenabwehrkräfte ein. Anschließend fuhr die Besatzung Bravo weiter in Richtung Griechenland. Dort sollte zum Ende des Einsatzes noch das Seeminenabwehrmanöver ARIADNE durchgeführt werden. In Patras wurden alle Verbandsmitglieder gebrieft, Übungsminen wurden im Seegebiet vor Patras versenkt und den Einheiten wurden Boxen für den Lagebildaufbau und die individuelle Einsetzbarkeit zugeteilt. Nach dem Manöver sollte ein letzter Hafenaufenthalt in Patras anstehen, in dessen Rahmen der Abschied von den Mitgliedern des Verbandes erfolgen sollte, bevor der Heimtransit nach Kiel anstand, um pünktlich zum Weihnachtsfest zurück in Deutschland zu sein. Die Stimmung war dementsprechend beschwingt und fröhlich, das Boot voller Geschenke für die Liebsten und lediglich 21 Tage zeigten die selbstgebastelten Kalender der Besatzungsangehörigen bis zum geplanten Einlaufen in Kiel. 41

42 Die Einheiten SNMCMG2 in See Am 02. Dezember 2016 im Übungsgebiet wurde plötzlich nach nur 48 Stunden Minenjagd geankert und zur Kommandantenmusterung befohlen. Da den terroristischen Anschlägen von Paris am 13. November 2015 die deutsche Zusage folgte, Frankreich im Kampf gegen den IS zu unterstützen, wurde die Fregatte Augsburg zum Schutz des französischen Flugzeugträgers Charles de Gaulle abgestellt. Das sorgte für eine Vakanz eines zweiten Flaggenstockes im Mittelmehr bei EUNAVFOR MED Operation SOPHIA. Noch am gleichen Abend führte der neue Auftrag die Besatzung nach Augusta. Schwer fielen die Anrufe bei den Liebsten zu Hause. Doch mit viel Verständnis und Unterstützung aus der Heimat schaffte es die Besatzung neu und hoch motiviert die zusätzlichen Belastungen zu schultern. Weg von dem nichtmandatierten Einsatz im NATO-Rahmen, hin zu einem mandatierten Einsatz im EU-Rahmen, traf die Weilheim im sizilianischen Augusta auf den Einsatzgruppenversorger (EGV) Berlin. Mit der professionellen und engagierten Unterstützung der erfahrenen Besatzung aus dem Trossgeschwader gelang es, innerhalb von nur zwei Tagen, die Besatzung in den neuen und für ein deutsches Minenjagdboot erstmaligen Auftrag einzuweisen, die Kommunikationsmedien zu verlegen und Proviant zu übernehmen. Doch auch äußerlich machte die Weilheim eine Metamorphose durch. Denn in einer Nacht- und Nebelaktion wurde alles, was für die neue Mission nicht mehr benötigt wurde, in Gitterboxen auf der Berlin eingestaut. Stattdessen erhielt die Bootsbesatzung Kleidung, Verpflegung und Decken für die Versorgung etwaiger in Not geratener Personen (INGP) in See. Die Ablaufbühne für Übungsminen wich Dixi- Toiletten, die auf dem Achterdeck installiert und mit von der Besatzung mit viel Raffinesse selbstgebauten Spülungen versehen wurden. Das ganze Boot stellte sich innerhalb kürzester Zeit auf den neuen Auftrag um. Da die WEILHEIM das erste deutsche Minenjagdboot in diesem Einsatz war, bedurfte es der Erfahrung und Verfahren anderer Einheiten sowie der eigenen Kreativität, um für einen Seenotfall ausreichend gewappnet zu sein. Die so mit Unterstützung durch die Besatzung des EGV Berlin verfasste standardisierte Handlungsanweisung (standing operating procedures kurz: SOP) beinhaltete u.a. die Einschiffung von zwei Feldjägern, einem Schiffsarzt, einem Sprachmittler und drei Boardingsoldaten. 42

43 Nach einem arbeitsreichen Wochenende in Augusta lief das Minenjagdboot Weilheim schließlich in Richtung des Einsatzgebietes aus. Dort angekommen, wurde das erstellte Konzept zum ersten Mal mit Besatzungsangehörigen des EGV Berlin erprobt. So ließen sich Soldatinnen und Soldaten der Berlin in einer Rettungsinsel aussetzen und wurden als simulierte INGP an Bord der Weilheim gebracht und dort umsorgt. Das alles geschah unter den wachsamen Augen des Kontingentführers Fregattenkapitän Marcel Rosenbohm, dem Kommandanten des EGV Berlin. Die Übung verlief für alle Seiten sehr zufriedenstellend und offenbarte, wie schnell sich die Besatzung Bravo in ihre neue Lage eingefunden hatte. Die Weilheim im Verband Hiobs-Botschaft, Weihnachten und den Jahreswechsel nicht im Kreise der Liebesten daheim verbringen zu können, erkannten die Soldatinnen und Soldaten den neuen Auftrag als einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit in Europa an und waren stolz darauf, dabei mithelfen zu können. Als die Weilheim am 07. Februar 2016 endlich wieder im Marinestützpunkt Kiel einlief, hatte die Besatzung 178 Tage fernab der Heimat verbracht und dabei knapp Seemeilen zurückgelegt. Ihrem neuen Auftrag dem Lagebildaufbau im Rahmen der Bekämpfung der Schleuserkriminalität entsprechend blieb das Minenjagdboot Weilheim noch bis Ende Januar im Mittelmeer, um sich dann auf den lang ersehnten Heimweg zu machen. Der Kommandant zeigte sich vom Auftreten seiner Besatzung über den gesamten Einsatzzeitraum schwer beeindruckt und ausnahmslos begeistert: Trotz der Autor: Oberleutnant zur See Caroline Wegener III WO Minenjagdboot Weilheim 43

44 Das neue Unterstützungsgeschwader Tradition und Wandel Schlagworte, die für die Bundeswehr allgemein, im Besonderen aber für die Deutsche Marine gelten. Nirgendwo lässt sich das derzeit besser verdeutlichen als an der Umstrukturierung des 5. Minensuchgeschwaders zum Unterstützungsgeschwader. Die Herkunft das alte 5. Minensuchgeschwader Die Geschichte des Geschwaders lässt sich bis zum zurückdatieren. An diesem Tag befahl Vizeadmiral Oskar Ruge seine Aufstellung, woraufhin es am 01. Oktober desselben Jahres in Neustadt/ Holstein offiziell in Dienst gestellt wurde und 1967 als erster Verband in den Marinestützpunkt Olpenitz an der Schlei- Mündung verlegte. Nach Abschluss der Gründungsphase 1963 verfügte das Geschwader über 12 schnelle Minensuchboote der Klasse 341 (Schütze-Klasse) sowie den Tender Mosel der Klasse 402, eine leichte Modifikation der Klasse 401. Diese ersten Versorger der Bootsgeschwader sollten, wie heute auch, die logistische Unterstützung sicherstellen und im Bedarfsfall als Führungsplattform für einen eingeschifften Stab dienen. Aufgrund des damaligen Einsatzprofils an der Grenze zwischen Ost und West, waren die Tender darüber hinaus robust bewaffnet und eingeschränkt zur Ubootjagd befähigt. 44

45 Die Tender der Klasse 404 Nach mehr als 25 Jahren Dienstzeit und im Zuge der auch im Ostseebereich wirkenden Entspannungspolitik begann ab Mitte der 80er Jahre ein Waffensystemwechsel. Neben der Modernisierung von Minensuchund Minenjagdbooten wurde im Juli 1993 unter Beibehaltung des Namens eine neue Tender Klasse 404 (Elbe-Klasse) in Dienst gestellt. Die Einführung der Elbe-Klasse stellte einen Paradigmenwechsel für die Marine dar. Sie waren nicht, wie ihre Vorgänger als Kriegsschiffe konzipiert, sondern nach Handelsschiffstandard gebaut, was den Fokus eindeutig auf die logistische Unterstützung verschob. Schon bei der Planung war die Aufnahme von 24 international genormten Containern vorgesehen und mündete in der hohen Flexibilität der Einheiten. Je nach Auftrag war so eine Umrüstung innerhalb kürzester Zeit realisierbar. Gleichzeitig waren sie bereits von Beginn an als Führungsplattform zur Einschiffung eines Stabes vorgesehen und daher mit großen Kapazitätsreserven. Mit Ende des Ost-West-Konflikts und der seit den 1990er Jahren zunehmenden Hinwendung zur Teilnahme an Auslandseinsätzen im internationalen Rahmen kam es zu einer Reihe von Veränderungen und Umstrukturierungen, in deren Verlauf das 5. Minensuchgeschwader Einheiten 45

46 Tender Mosel mit Containern der Systemunterstützungsgruppe des aufgelösten 1. Minensuchgeschwaders erhielt und auch Einheiten an das 3. Minensuchgeschwader abgab. Ferner verließ das Geschwader im Jahr 2006 seinen bisherigen Stützpunkt in Olpenitz und verlegte im Zuge der Strukturreform in den Marinestützpunkt Kiel. Während seines bisherigen Bestehens stellte der Verband immer wieder seine Professionalität, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft unter Beweis: Sei es im Rahmen der Teilnahme an den Ständigen Minenabwehrverbänden der NATO oder unter scharfen Bedingungen während der Operation Südflanke Im Zeitraum August 1990 bis Februar 1991 unter Führung seines damaligen Kommandeurs (und heutigen Vizeadmiral a.d.), Fregattenkapitän Wolfgang Nolting. Somit war das Geschwader von Beginn an bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr mit dabei. Doch keine der bisherigen Änderungen war so umfassend, wie der Plan zur Neuausrichtung der Einsatzflottille 1 und die damit verbundenen Folgen für das 5. Minensuchgeschwader. 46

47 Der Weg zum Unterstützungsgeschwader Die Teilnahme an Auslandseinsätzen hat insbesondere in der letzten Dekade an Bedeutung gewonnen und steht im Fokus der Auftragserfüllung eines jeden Geschwaders oder Verbandes der Marine. Damit einhergehend hat sich das Einsatzspektrum erweitert und verändert. Um den damit verbunden gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, wurde 2011 eine Reorganisation der Flottille beschlossen, mit zum Teil gravierenden Veränderungen der Geschwader. Demzufolge besteht die Einsatzflottille 1 heute aus dem 1. Korvettengeschwader, dem 1. Ubootgeschwader, dem 3. Minensuchgeschwader sowie den Landverbänden Seebataillon und KSM. Unter einem neuen Wappen wurde am 27. September 2016 noch ein weiterer, gänzlich neuer Verband aufgestellt: Das Unterstützungsgeschwader, gebildet aus den Versorgungseinheiten sowohl des 5. Minensuch- als auch des 7. Schnellbootgeschwaders. 47

48 Tender Donau im Manöver Um den Schulterschluss auch sichtbar nach außen zu tragen, wurden die Insignien beider Geschwader in einem neuen, markanten Erkennungssymbol vereint und lassen so die Tradition beider Geschwader weiterbestehen. Im Hinblick auf die künftigen Aufgaben und Herausforderungen bei maritimen Operationen ermöglicht dies die Konzentration aller Tender Klasse 404 und dessen Führung aus einer Hand. Konsequent werden dann auch die gemachten Erfahrungen zentral erfasst und ausgewertet. Schließlich ist ein Tender ein vielseitiges Waffensystem und bietet zahlreiche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, gerade mit Blick auf das Potenzial zur Aufnahme containerisierter Fähigkeiten. Einzig der Tender Main verbleibt als spezialisierte Einheit beim 1. Ubootgeschwader in Eckernförde, wird aber weiterhin von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren und auch außerhalb dieser Rolle eingesetzt werden, so z.b. bei EU NAV- FOR MED Operation SOPHIA. Erste Meilensteine und Schritte in die Zukunft Trotz dieser Konzentration werden Tender auch künftig als Unterstützungs- und Logistikplattfomen mit Bootsverbänden national wie auch international zusammenarbeiten. Darüber hinaus wurde und wird ihr Aufgabenfeld aber deutlich ausgeweitet. Für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen im unteren Intensitätsbereich scheinen Tender geradezu prädestiniert. Beispielhaft ist dafür einerseits die Teilnahme am EU-geführten Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA, in welchem Tender als Einzelfahrer zum Lagebildaufbau, zur Schlepperbekämpfung und zur Seenotrettung mit beachtlichem Erfolg eingesetzt werden. Andererseits haben sich die Tender im Laufe der Jahre einen exzellenten Ruf bei der Führung der ständigen Minenabwehrverbände der NATO erworben und sind, aufgrund ihrer im internationalen Vergleich kaum noch vorhandenen Fähigkeiten, sehr gefragte Einheiten. So haben 2015 und 2016 jeweils ein niederländischer, estnischer und deutscher Kommandeur die SNMCMG 1 von Bord eines deutschen Tenders geführt und damit die Eignung als eigenständige Führungsplattform für multinationale Bootsverbände unterstrichen. 48

49 An den Auftrag angepasst Die Gestalt des Unterstützungsgeschwaders Damit das Bereitstellen einsatzfähiger Logistik- und Führungsplattformen im nationalen und internationalen Rahmen reibungslos verläuft, hat das Unterstützungsgeschwader eine an die anderen Geschwader der Einsatzflottille 1 angelehnte Stabsstruktur erhalten. Auf den Einheiten gibt es weiterhin ein klassisches Besatzungskonzept also kein Mehrbesatzungsmodell oder zusätzliche Werftgruppen. Auch die Systemunterstützungstruppe ist im Vergleich zu anderen Verbänden anders organisiert und kleiner ausgestaltet, da die Besatzungsstruktur eines Tenders wesentlich autarker aufgestellt ist. Ihre Hauptaufgabe findet die Systemunterstützungstruppe vor allem in der planerischen und organisatorischen Tätigkeit rund um die Instandhaltung und Materialbewirtschaftung. Die eigentlichen Arbeiten im Rahmen der Instandsetzung und Materialerhaltung obliegen, je nach Komplexität, den Besatzungen oder Marinearsenalen. Am 23. Juni 2016 nahm die Werra 627 Flüchtlinge an Bord Eine weitere Besonderheit für die zukünftige Stabsstruktur ergibt sich aus der Dislozierung des Verbandes. Während die Tender Rhein, Werra und Mosel in Kiel beheimatet sind, verbleiben Donau und Elbe in Rostock. Diese Einheiten wahrzunehmen, wird Aufgabe eines abgesetzten Stabselementes, welches sowohl für die administrative Führung vor Ort als auch für eine von Kiel weitgehend unabhängige Materialbewirtschaftung verantwortlich ist. Somit wird das neue Unterstützungsgeschwader auch in der Fläche präsent sein. Ausblick Die Tender der Klasse 404 haben in den vergangenen 20 Jahren einen grundlegenden Wandel von einer reinen Versorgungseinheit und Stabsarche für Bootsgeschwader hin zu einer im multinationalen Rahmen einsetzbaren Führungsplattform, die mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut werden kann, durchlaufen. Mit dem Unterstützungsgeschwader bündelt die Deutsche Marine die Expertise im Bereich Logistik- und Führungsplattformen für Bootsverbände. Das in vielen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen bewährte Schweizer Taschenmesser Tender 404 wird aus einer Hand geführt, zertifiziert und weiterentwickelt. Das Unterstützungsgeschwader wird damit auf kommende Aufträge gut vorbereitet sein. Autor: Oberleutnant zur See Martin Miereck 49

50 Tender Werra erneut bei EUNAVFOR MED Operation SOPHIA Am 24. Oktober 2015 lief der Tender Werra nach fünf Monaten im Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA wieder im Heimathafen Kiel ein. Zu diesem Zeitpunkt war bereits abzusehen, dass wir bereits acht Monate später, im Juni 2016, erneut in diesen Einsatz verlegen werden. Nach einer kurzen, aber intensiven Einsatzvorbereitung machte sich der Tender Werra zusammen mit dem Minenjagdboot Datteln am 20. Juni 2016 auf den Weg nach Sizilien, um dort den Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main abzulösen und somit das 4. Einsatzkontingent EUNAVFOR MED Operation SOPHIA zu übernehmen. Hierzu wurde eigens ein Kontingentführer mitsamt zugehörigem Stab auf Tender Werra eingeschifft. Bereits vor dem Auslaufen in Kiel war auf politischer Ebene beschlossen worden, den Einsatz auszuweiten, sodass parallel zur Übernahme der Kontingentführung ebenfalls die Planungen zur Erweiterung der Phase 2 beginnen konnten. Den Schwerpunkt dieser Phase stellt die Durchsetzung des Waffenembargos sowie die Ausbildung der libyschen Küstenwache dar, welche vermehrt in den Fokus rückten sollte. 50

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52 Nichtsdestotrotz befanden sich die Einheiten vor der libyschen Küste weiterhin in der Situation, dass die Seenotrettung einen wesentlichen Teil des Einsatzes darstellte. Zwar wurde der Schwerpunkt auch auf den Lagebildaufbau gelegt, sobald sich jedoch die Situation ankündigte, dass erneut Migranten das Festland verlassen hatten, wurden die Flüchtlingsboote priorisiert. Schließlich ist es oberstes Gebot für jeden Seemann, Trotz der vielen verschiedenen Einheiten im Einsatzgebiet konnte auch in diesem Jahr nicht verhindert werden, dass Migranten im Mittelmeer ertranken oder anderweitig ums Leben kamen. Beide deutsche Einheiten des 4. Einsatzkontingentes kamen damit direkt, im Rahmen von eigenen Rettungsmaßnahmen oder indirekt, aufgrund täglicher Meldungen, in Berührung. Diese täglichen Meldungen zeigen jedoch nur einen Teil der Todesopfer im Mittelmeer auf, da davon auszugehen ist, dass die Zahl der Todesopfer, die vor dem Eintreffen der Aufklärung mit Unterstützung aus der Luft Menschen, die in Seenot geraten sind, zu helfen. In Zusammenarbeit mit Fahrzeugen verschiedener NGOs (Non-Governmental Organizations), FRONTEX und OMS (Operation Mare Sicuro) gelang es, die Flüchtlingsboote zu lokalisieren und die Migranten an Bord der Einheiten zu bringen. Jeder Akteur stellte hierbei die Hilfe bereit, die er im Stande war zu leisten, seien es Rettungsschwimmwesten, Rettungsinseln oder die Speedboote, um die Migranten an Bord zu verbringen. Oftmals wurde auch in Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen und Operationen die Rettung der Migranten koordiniert. Verantwortlich hierfür ist das IMRCC (Italian Maritime Rescue Coordination Centre) in Rom, welches die Einheiten auf die Seenotfälle verteilt und eng mit den Stäben der Operationen OMS, FRON- TEX und natürlich EUNAVFOR MED zusammenarbeitet. In den Nächten verlagerten sich die zivilen und militärischen Schiffe wieder in Richtung Norden, um Distanz zwischen den libyschen Hoheitsgewässern und den Einheiten herzustellen, was hauptsächlich eine Selbstverständlichkeit der Seenotrettung vermeiden sollte. Besonders seitdem ein Boot einer NGO angegriffen und durchsucht worden ist, konnte auch bei den zivilen Organisationen ein gesteigertes Sicherheitsbewusstsein beobachtet werden. Rettung aus Seenot rettenden Schiffe ihr Leben verlieren, deutlich höher ist. Ca. 90% der Migranten sind Nichtschwimmer und können sich ohne Rettungsschwimmweste nicht über Wasser halten. Sobald einige von ihnen von den instabilen Schlauchbooten herunterrutschen oder sogar ganze Holzboote kentern, ist es für viele Migranten fast unmöglich, zu dem Boot zurückzukehren. Neben den bedrückenden Momenten, denen die Besatzungen in diesem Einsatz ausgesetzt waren, gab es immer wieder Situationen, die für viele Soldaten besonders in Erinnerung bleiben dürften. Vor allem die Geburt des kleinen Jungen Ikpomosa an Bord des Tenders Werra war für die Besatzung ein eindrucksvolles Erlebnis. Neben der Seenotrettung stand vor allem die Aufklärung und Lagebilderstellung im Fokus des Auftrages. So wurden Schiffe im küstennahen Bereich vor der lybischen Küste geplottet und die Intentionen dieser Schiffe im Rahmen eines Hailing abgefragt. Dabei wurden die Schiffe gezielt angesprochen und Informationen über Ladung, Zielhafen und Herkunft abgefordert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden letztlich zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität und zukünftig auch zur Durchsetzung des Waffenembargos verwendet, da sich die Operation SOPHIA weiterhin in einem Wandlungsprozess befindet. Die Vorbereitungen zur Durchsetzung des 52

53 Waffenembargos und der Ausbildung libyscher Kräfte wurden finalisiert. Hierfür wurden in den vergangenen Monaten Pläne ausgearbeitet und Übungen der Einheiten durchgeführt. Der Tender Werra konnte in diesem Rahmen in Zusammenarbeit mit dem seit Beginn des Einsatzes eingeschifften finnischen Boardingteam sowohl ein Compliant Boarding, als auch ein Opposed Boarding erfolgreich durchführen. Nach der Entbindung an Bord der Werra Nicht nur in Übungen, sondern auch in dem Einsatz an sich fanden mehrere Boardings statt. In der Regel handelte es sich hierbei um so genannte Friendly Approaches. Im Vordergrund eines solchen Boardings standen in diesem Einsatz das Zeigen von Präsenz und die Gewinnung von Erkenntnissen durch einfache Gespräche, die mit den Fischern geführt werden. Als die Werra Ende Juni in den Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA integriert worden ist, waren im Bewusstsein vieler Besatzungsmitglieder die Bilder des letzten Jahres noch sehr präsent. Bereits im ersten Seetörn wurde allerdings vielen klar, dass in der Vorgehensweise der Schleuser einige Änderungen stattgefunden haben müssen. Viele Migrantenboote kamen auf sehr engem Raum aus den Territorialgewässern heraus und wurden von den Einheiten nacheinander in Sichtweite gerettet. Diese geographisch beengte Situation wurde noch verstärkt durch libysche Fischer, die sich in einer Vielzahl in unmittelbarer Reichweite der Rettungen aufhielten. Viele Flüchtlingsboote wurden nach der Anbordnahme der Flüchtlinge von den militärischen Einheiten als Seefahrtshindernisse eingestuft und zerstört. Die zivilen Hilfsorganisationen hingegen ließen einige Boote zurück. Falls es den Fischern gelang, ein Flüchtlingsboot nach Libyen zurück zu schleppen, kauften die Schleuser diese bereitwillig ab. Auf diese Art und Weise konnten einfache libysche Fischer mit nur einem Boot mehrere Tausend US-Dollar an nur einem Tag verdienen. Die Friendly Approaches bei den Fischern im Umfeld der Seenotrettungen dienten deshalb vor allem dem Aufzeigen von Präsenz und der Abschreckung. Der Tender Werra konnte als erste Einheit des Einsatzes ein erfolgreiches Boarding durchführen und ein kleines Boot beschlagnahmen, da es erstmals gelang, eine lückenlose Beweissicherung vorzuweisen. Die dazugehörige Besatzung wurde an Bord genommen und in Sizilien den Behörden übergeben. Diesen Erfolg konnte die Operation vor allem durch die hervorragende Zusammenarbeit der verschiedenen Assets realisieren. Nicht nur der Tender Werra, sondern auch die britische Einheit HMS Enterprise sowie verschiedene Aufklärungsflugzeuge und Helikopter waren an diesem Einsatz vor Ort maßgeblich beteiligt. Der Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA steht auch nach über einem Jahr noch immer stark im medialen Interesse. Bereits zu Beginn des Einsatzes nahm der Tender Werra Journalisten an Bord. Vor Ort konnten sich diese ein umfassendes Bild über die Situation machen. Auch während der Hafenaufenthalte besuchten Vertreter verschiedener Medien und Institutionen die Einheiten. In diesem Jahr bekam der Tender Werra beispielsweise Besuch von Herrn Dr. Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland. Die Soldaten erfuhren nicht nur eine große Wertschätzung aus der Heimat, sondern bekamen auch die Gelegenheit in die politischen Strukturen und Denkweisen Einblicke zu erhalten. Der Einsatz EUNAVFOR MED Operation SOPHIA ist im Gegensatz zu den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr deutlich vielschichtiger geworden. Während im 1. Einsatzkontingent der Schwerpunkt auf dem Lagebild, der Seenotrettung und der Etablierung von Meldewegen lag, befanden wir uns dieses Jahr in gefestigten Strukturen und haben das Einsatzspektrum deutlich erweitert. Es stehen mehr Schiffe zur Verfügung, um in der Seenotrettung zu agieren. Für die militärischen Einheiten bedeutet dies, dass der Fokus auf Aufklärungs- und Boardingoperationen gelegt werden konnte. Auch die Force Protection während der Seenotrettung ist für die zivilen Akteure in den Vordergrund gerückt. Nichtsdestotrotz stehen die Einheiten selbstverständlich jederzeit für in Seenot geratene Personen bereit. Autor: Oberleutnant zur See Sandra Bötte 53

54 Estnischer Kommandeur für SNMCMG 1 auf Tender Elbe Tender Klasse 404 international gefragt Der Blick aus der Brücke lässt jeden, der am heutigen Morgen auf die Brücke tritt, kurz erstarren und verwundert aus dem Fenster blicken: Direkt voraus eine Felswand, die sich mehrere hundert Meter gerade aus dem Wasser hebt. Der Wachoffizier steht ruhig und gelassen hinter dem Rudergänger, der Navigationsmeister hinter der elektronischen Seekarte. Beide prüfen den nächsten Kurs. Die Ausgucks stehen in den Nocken und keiner auf der Brücke erweckt den Eindruck, als wenn die Felswand direkt voraus eine große Gefahr darstellen würde. Niemand auf der Brücke strahlt irgendeine Form von Hektik aus, die in solch einer Situation zu erwarten wäre. Es ist das Bild, welches seit Wochen Alltag für die Besatzung von Tender Elbe und dem eingeschifften internationalen Stab ist. 54

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56 Rückblick Am 22. Juni 2016 wurde in Kiel das Kommando über die Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) in estnische Hand gegeben. Somit wird der Verband bestehend aus britischen, dänischen, deutschen, estnischen, lettischen, litauischen, niederländischen und norwegischen Einheiten erstmals seit seiner Gründung von einem estnischen Kommandeur, Kaptenleitnant (Fregattenkapitän) Johan-Elias Seljamaa, geführt. Dieser hatte bereits im Jahr 2008 als Kommandant des etnischen Minenjägers Admiral Cowan erstmalig eine estnische Einheit im Rahmen der SNMCMG 1 ins Mittelmeer geführt. Als Führungsplattform und Flaggschiff steht dem Kommandeur vom 22. Juni 2016 bis zum Ende des Jahres Tender Elbe zur Verfügung. Unterstützt wird er von einem niederländischen Chef des Stabes, dem dauerhaft ein internationaler Stab, bestehend aus estnischen, deutschen und belgischen Marinesoldaten, zuarbeitet. Die SNMCMG 1 Die SNMCMG 1 ist einer von vier ständigen NATO-Verbänden, die einen Teil der schnellen NATO Reaction Force (NRF) darstellen. Sie nimmt, wenn sie durch die NATO nicht als Eingreifgruppe aktiviert wird, an zahlreichen Manövern, zusammen mit NATO- und nicht NATO- Einheiten, in der Nord- und Ostsee sowie im Atlantik teil. Zusammen mit der SNMCMG 2, deren Einsatzgebiet überwiegend der Mittelmeerraum ist, bilden beide Gruppen die Fähigkeit zur Seeminenkriegführung der NATO ab. Weitere Verbände der NRF sind die SNMG 1 (Standing NATO Maritime Group), die vorrangig im Nordatlantik und in der Nordsee operieren und die SNMG 2, die im Mittelmeer eingesetzt wird. Beide Verbände bestehen hauptsächlich aus Zerstörern, Kreuzern und Fregatten. Alle vier ständigen NATO-Verbände überwachen und sichern die Seewege in den zugeteilten Gebieten und sorgen durch ihre ständige Präsenz für mehr Sicherheit auf den Weltmeeren und sind in Konfliktsituationen jederzeit einsetzbar. Nach dem Zusammentreffen in Kiel startete die Force im 2. Halbjahr 2016 in den hohen Norden nach Nordnorwegen. Zu Beginn bestand die SNMCMG 1 aus dem deutschen Tender Elbe sowie den Minenlegern Sakala (Estland) und Skalvis (Litauen). Im Skagerrak schloss sich der Minenjäger Imanta (Lettland) an. Für das Befahren der norwegischen Hoheitsgewässer wurde der internationale Stab durch norwegische Verbindungsoffiziere sowie einem deutschen Meteorologen und einer deutschen Ozeanografin ergänzt. Die ersten Tage des Zusammentreffens, die CET-FIT (Combat Enhancement Training Force Integration Training) waren geprägt von zahlreichen Übungen, die den Ausbildungsstand sowie das Zusammenwirken der einzelnen Besatzungen geprüft haben und den Trainingsbedarf für die Zukunft ermittelten. Ein besonderer Höhepunkt für alle Einheiten auf dem Weg in Richtung Norden war die Fahrt durch die Schärenlandschaft an der norwegischen Küste, die Durchfahrt durch den Geirangerfjord und die Durchführung der Polartaufe nach der Überquerung des nördlichen Polarkreises. Ziel und Auftrag dieser Force war es aber nicht, den Besatzungen die Regionen zu zeigen, die sonst nur Reisende auf den Hurtigruten erleben, sondern das Aufspüren von Weltkriegsmunition. Durch das Legen von Übungsminen konnten im Anschluss die Systeme der Einheiten in der neuen und fordernden Umgebung getestet werden. Vor allem die steil abfallenden Felswände, auch unter Wasser, und der felsige Untergrund stellten eine Herausforderung für die Systeme und Bediener an der Sonarkonsole dar. Das klare Wasser dagegen sorgte für Sichtweiten unter Wasser, die keiner der teilnehmenden Einheiten aus der Ostsee gewohnt war. Eine Herausforderung für alle Einheiten stellte das Thema Kommunikation und Führungsfähigkeit dar. Die hohen Felswände zu beiden Seiten speziell in Richtung Süden sorgten dafür, dass Fernschreiben nur bedingt über Satellit versendet und empfangen werden konnten. Gelöst wurde dies durch das Versenden der Fernschreiben über das alte und bewährte Ship-Ship-Verfahren. So war es auch für den Tender eine neue Erfahrung, Ankerplätze auszuwählen, die erstens eine gute Abdeckung vor dem Wind, zweitens eine nicht zu große Wassertiefe und drittens die Kommunikation gewährleisten. Letzteres hat sich mitunter durch die geografischen Gegebenheiten Norwegens als besonders schwierig erwiesen. Historic Ordnance Disposal Operation in Norwegen Nach einem Besuch in Hammerfest, einer der nördlichsten Städte Europas, schloss sich der Minenjäger Måløy (Norwegen) der SNMCMG 1 an. Für die nun aus vier Minensuchern und dem Tender Elbe bestehende Force startete das erste über drei Wochen andauernde Manöver, die Historic Ordnance Disposal Operation (HOD Ops). Unterstützt wurden die Einheiten zusätzlich durch die Minensucher Hinnøy (Norwegen) und Otra (Norwegen). Hier konnten sowohl die Minensucher als auch der Tender seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Der Stab nutze die Führungsplattform Tender und koordinierte die Räumgebiete für die teilnehmenden Einheiten. 56

57 Der Tender konnte als CSP (Coastal Supply Point) zwischen den unterschiedlichen Gebieten errichtet werden und stand zu jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung, um die Einheiten mit Kraftstoff, Frischwasser oder Proviant zu versorgen bzw. sie durch die Abnahme von verbrauchten Gütern zu unterstützen. Lagen die Räumgebiete zu disloziert, war es für den Kommandanten der Elbe und seine Besatzung kein Problem, mitten in der Nacht Anker auf zu gehen und die Distanz zum Räumgebiet zu verringern, um dann mit der Nachversorgung der Einheiten zu beginnen. So konnte die vorhandene Zeit zum Minensuchen so effizient wie möglich genutzt werden. Zusätzlich war es möglich, die Minensucher auf dem Transit von einem Gebiet in das Nächste mit Kraftstoff zu versorgen. Gesucht wurden während HOD Ops Minen, die im Zweiten Weltkrieg von den Briten, Deutschen, Norwegern und der Sowjetunion in der Region um Hammerfest, Tromsø und in den Lofoten gelegt wurden. Als Grundlage für die Gebietszuweisung dienten dem Stab Informationen aus dem Norwegian Mine Warfare Data Center, das Informationen über alle gelegten, gefundenen und noch vermuteten Altlasten und Minensperren in den norwegischen Hoheitsgewässer sammelt und ebenfalls während des Manövers eine Außenstelle mit zwei Stabsoffizieren auf Tender Elbe errichtete. In dem gesamten Gebiet der norwegischen Hoheitsgewässer wurden im Zweiten Weltkrieg alleine durch die Kriegsmarine mehr als Minen gelegt, von denen bis heute gefunden worden sind. Sie verminte das Gebiet, um die Seewege zwischen Narvik und dem Deutschen Reich zu kontrollieren. Auf dem Seeweg wurde von Narvik aus der für die Waffenindustrie und den Krieg benötigte Rohstoff Eisen aus der Kiruna Mine nach Emden und andere deutsche Seehäfen transportiert. Die norwegische Regierung befahl selbst die Ausbringung von ca Minen, bevor das Territorium durch das Deutsche Reich eingenommen wurde. Zusätzlich brachten die Briten durch Schiffe, Uboote und mit Flugzeugen sehr erfolgreich Minensperren aus 1. Bis heute liegt keine absolute Zahl über noch vorhandene Minen in der Region vor. Während der dreiwöchigen Operationen konnte die SNMCMG1 über 20 Minen- und zahlreiche Bombenfunde aus dem Zweiten Weltkrieg vorweisen. Acht Minen bzw. Bomben machten Einheiten der SNMCMG1 unschädlich. In der gesamten Zeit wurden weitere 450 verdächtige Objekte entdeckt und identifiziert. Alle nicht zerstörten oder geborgenen Objekte wurden markiert und die Position an die norwegischen Behörden übergeben. So konnte die SNMCMG1 während des Manövers HOD Ops die Seefahrt, den Fischfang und die Bedrohung durch Minen und gefährliche Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg noch sicherer machen. Auch kuriose Objekte fanden die Minensucher, wie z. B. einen alten VW Bus vor Hammerfest in einer Wassertiefe von 244 m. Zum Ende des Manövers sagte Kommandeur Kaptenleitnant Seljamaa über die Operation in den norwegischen Gewässern: It was a unique opportunity to hunt for mines in the high north. We found over 20 mines and contributed to the safety in Norwegian waters. Das nächste anstehende Manöver für die SNMCMG1 war das multinationale Manöver Northern Coasts (NOCO 16). Nach einem Hafenaufenthalt in Kopenhagen schlossen sich die Minensucher Narcis (Belgien), Grimsby (Großbritanien), Willemstad (Niederlande) und die beiden deutschen Hohlstablenkboote Pegnitz und Siegburg mit jeweils zwei Seehund-Drohnen an. Dänemark beteiligte sich in der aus den Einheiten der SNMCMG 1 bestehenden Task Unit mit zwei Drohnen, die sowohl bemannt als auch unbemannt gesteuert werden können. Das benötigte Personal, Material und die Operationszentrale für die Steuerung und Überwachung der Drohnen konnte innerhalb kürzester Zeit in drei Containern auf Tender Elbe verstaut werden. Das Personal für die Steuerung und Überwachung der Drohnen, die Taucher und Mechaniker konnten auf den zur Verfügung stehenden freien Kojen unterkommen. Somit wurde die Einschiffung der kompletten Komponente Mine Countermeasures Denmark innerhalb weniger Stunden vorgenommen und die Führungsplattform Tender erhielt eine komplett neue Funktionalität. 1 Alleine durch die von britischen Flugzeugen gelegten Minensperren wurden mehr als 47 Schiffe beschädigt, 33 Schiffe davon sind gesunken. Zusätzlich wurde das Gebiet nach Abzug der Deutschen Wehrmacht durch die ehemalige Sowjetunion vermint. Über die genauen Orte und die Anzahl der gelegten Minen gibt es keine Aufzeichnungen. Es ist nur bekannt, dass viele kleine Minenfelder mit wenigen Minen durch U-Boote im Norden von Norwegen gelegt wurden. Ziel von der sowjetischen Regierung war es durch die wenigen kleinen Minensperren die Region für die deutsche Schifffahrt so unsicher zu machen, dass eine Passage nicht versucht wird. 57

58 Am 5. September 2016 lief der gesamte Verband aus Kopenhagen aus. Kommandeur Kaptenleitnant Seljamaa und sein Stab befehligten jetzt elf Einheiten und sechs Drohnen vom Führungsschiff Tender Elbe aus. Speziell in diesem Manöver galt es für den Verband, die Auftragserfüllung, das Suchen und Beseitigen von Minen, unter ständiger latenter asymmetrischer- und Luftbedrohung durchzuführen. Schnell wurde festgestellt, dass auch hier, wie schon in Norwegen, Kommunikation das entscheidende Stichwort ist. Nun waren aber nicht die Berge das Problem, die die Signale abgeschirmt haben, sondern vielmehr die in der heutigen Zeit ungewöhnliche Größe des Verbandes und die Informationsverteilung. Die estnische Führung des Stabes konnte dieses Problem aber schnell beseitigen. Der Tender Elbe und die Minensucher operierten in den zugewiesenen Gebieten der Mecklenburger Bucht. Die gesamte Bucht wurde zu einer Mine Danger Area erklärt. Nun war es Aufgabe des Stabes, die Minensucher und den Tender so anzuweisen, dass sie ihren Auftrag, die Minensuche, durchführen konnten ohne dabei die drohende Gefahr durch Angriffe von Flugzeugen und die asymmetrische Bedrohung durch Angriffe von Speedbooten des Gegners außer Acht zu lassen. Durch ein regelmäßiges Absenden von Situation Reports durch den Stab waren sich alle Teilnehmer der Bedrohungen bewusst und hatten klare Handlungsanweisungen. Auch Tender Elbe hatte die Aufgabe, die zwei dänischen, teilweise unbemannten, Drohnen im Operationsgebiet zu überwachen. Gegen sich nähernde feindliche Fahrzeuge wurden vom Tender aus Warnungen gesprochen. Erfolgte auf die Warnungen keine Reaktion, wurde die Sicherheit der Drohnen aus der Ferne mit Waffengewalt durchgesetzt bzw. der Angreifer durch ein entsendetes eigenes bewaffnetes Speedboot abgefangen und zum Kurswechsel gezwungen. So konnten die in der CET-FIT Phase erworbenen Fertigkeiten und Fähigkeiten während des Manövers NOCO 2016 auf internationaler Ebene erweitert und vertieft werden. Fazit Die für die Einsatzunterstützung von Kampfbootgeschwadern für eine Einsatzdauer von bis zu 14 Tagen ohne Nachversorgung konzipierten Tender sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet: - Kojenkapazität zur Einschiffung von bis zu 40 zusätzlichen Soldaten (Stab, Unterstützungskräfte o.ä.), - Fernmeldeausstattung zur schiffsinternen, -externen und sonstigen Kommunikation, - ein operatives Lagezimmer zur Führung eines Verbands, - fünf Laderäume mit Fördereinrichtungen für die Lagerung unterschiedlicher Munition bzw. Ausrüstung, - Kraftstoffversorgungsfähigkeit achteraus und seitlich, Frischwasserlagerung in Seitentanks und Vorschiff sowie Abwasseraufnahmekapazität in Seitentanks, - Stellplätze für bis zu 27 Standardcontainer zur unterschiedlichen Nutzung neben schiffseigenen Lasten (Lagerung von Einzel- und Mengenverbrauchsgütern, Proviant u.a.), - ein Schiffslazarett inklusive Bettenstation zur Einschiffung eines Arztes, - ein Flugdeck für Bordhubschrauberbetrieb. Darüber hinaus ist ein für den Betrieb als Ladekran in ruhigen Gewässern eingebauter Bordkran vorhanden. 58

59 Im Jahr 2016 lagerten der Stab und die beteiligten Einheiten auf dem Tender Elbe Trocken- und Tiefkühlproviant in Kühl- und Tiefkühlcontainern auf dem Oberdeck ein. Zusätzlich wurden in Teilen der Stauung Unterwasserdrohnen und das dazugehörige Ersatzmaterial gelagert. Die Containerstellplätze wurden mit Bürocontainern und Computercontainern belegt, um weitere Arbeitsplätze und Briefingräume zu erhalten sowie die NATO-Serverfarm aufzunehmen. Das dänische Minensuchteam installierte in den Containern die Operationszentrale ihrer ferngesteuerten Drohnen und eine Taucherdruckkammer. Ebenso wurden in zweiter Lage Stellplätze für die Festrumpfschlauchboote Boomeranger geschaffen, um bei Taucharbeiten und beim Personentransfer zu unterstützen. Mit den fünf Tendern Elbe, Mosel, Rhein, Werra und Donau der Klasse 404 und der Uboot-Unterstützungseinheit Main besitzt die Marine eine große Anzahl an Schiffen, die durch Ihren Platz, Kojenkapazität und Ausstattung gute Voraussetzungen mitbringen, um als Versorgungs-, Unterstützungs- und Führungsplattform zu dienen. In den Einsätzen der SNMCMG 1, SNMCMG 2, UNIFIL, EU NAVFOR MED Operation SOPHIA und bei internationalen und nationalen Manövern haben die Tender der Klasse 404 in der Vergangenheit stets bewiesen, dass sie ein gern eingesetztes Mittel sind, um eine Führungsplattform in einem internationalen Einsatz darzustellen. Ob dieser Stab nun aus deutschen Marinesoldaten oder einem internationalen Team besteht, spielt keine Rolle. Die Marine war, ist und wird auch in Zukunft mit den Tendern der Klasse 404 sehr gut aufgestellt sein, um internationale Stäbe aufzunehmen und als Führungsplattform zu fungieren. Autor: Oberleutnant zur See Stefan Ladewich Fernmeldeoffizier auf Tender Elbe 59

60 Sonnenuntergang vor Fehrmarn 60

61 Die Außerdienststellung des 7. Schnellbootgeschwaders Das Ende einer Ära Emotionslos, kurz und knapp könnte man das Kapitel Schnellbootgeschichte der Deutschen Marine, wie folgt schriftstellerisch beenden: am 16. November 2016, vormittags, auf den Tag genau 22 Jahre nach Verlegung der damaligen Schnellbootflottille nach Warnemünde, werden auf der Hohen Düne vier Schnellboote der Klasse 143A außer Dienst gestellt und da es sich um die letzten vier Boote des Geschwaders handelt, das 7. Schnellbootgeschwader gleich mit. Klappe, Vorhang, Schluss. Dies würde jedoch einerseits den vorgegebenen Rahmenbedingungen dieses Artikels nicht gerecht werden, denn nicht umsonst sieht der Laufende Befehl der Flottille 17/2016 Jahrbuch 2016 der Einsatzflottille 1 einen mindestens dreiseitigen Artikel, mit zusätzlich möglichst hochauflösenden Bildern vor. Andererseits schmerzt es einem jeden Schnellbootfahrerherz, 55 Jahre der großen und kleinen, positiven wie auch negativen Erlebnisse in einem schriftlichen Formalakt abzuspeisen, obgleich auch der Umfang des folgenden Artikels keine allumfassende Darstellung dieses prägenden Waffensystems und dieser enorm vielseitigen Zeitspanne zu geben vermag. Dann also doch mit Emotion. 61

62 Schnellboot S72 Puma auf Dockschiff Mit dem 7. Schnellbootgeschwader wird in diesem Jahr das letzte von vormals insgesamt fünf Schnellbootgeschwadern seinen Dienst in und für die Deutsche Marine einstellen. Mit der Außerdienststellung der letzten vier Boote der GEPARD-Klasse endet die Epoche der Flugkörperschnellboote und damit nicht nur die Zeit eines Waffensystems, sondern auch eine Fähigkeit, welche diese Deutsche Marine über einen jahrzehntelangen Zeitraum durchaus prägte. Dieses Waffensystem hat nach seinem Dasein als früherer kalter Krieger im Ostseeraum bis zum Schluss einen großen Teil der Einsatzbelastung der Marine getragen. Und mit diesem Waffensystem die darauf dienstleistenden Männer und Frauen. Am 01. April 1961 wurde das 7.Schnellbootgeschwader in Kiel als letztes der zu diesem Zeitpunkt vier aktiven Schnellbootgeschwader der Bundesmarine aufgestellt. Zwei Jahre dauerte es bis die dazugehörigen Schnellboote der Klasse 142 in Dienst gestellt wurden. Zwischen 1982 und 1984 ersetzten die Flugkörperschnellboote der Klasse 143A die Boote. Eine Zäsur bedeutete sicher auch die Verlegung des Geschwaders zum in den heutigen Marinestützpunkt Warnemünde. Der damaligen Schnellbootflottille und dem 2. Schnellbootgeschwader folgend, verließen die Einheiten des 7. Schnellbootgeschwaders am ihren Heimathafen Kiel in Richtung Rostock. Das Ende des kalten Krieges zeigte sich für die Schnellboote aber nicht nur in der Verlegung in ein neues Bundesland, sondern am gravierendsten im geänderten Einsatzspektrum. Angefangen mit der Avisierung von sechs Booten plus eines Tenders für SHARP GUARD im Jahr 1995, wirkten sich die Terroranschläge in New York und Washington vom 11. September 2001 nachhaltig auf das Sicherheitsverständnis aller Nato-Bündnispartner aus. Auch die Deutsche Marine und insbesondere die Schnellbootflottille blieben davon nicht unberührt. Nachdem die Bundesregierung, gestützt durch entsprechende Beschlüsse des Deutschen Bundestages, ihre Beteiligung am Kampf gegen den internationalen Terror zugesagt hatte, liefen gleichzeitig Vorbereitungen für einen mandatierten Einsatz an. Im Januar des darauf folgenden Jahres wurden fünf Schnellboote des 2. und 7. Schnellbootgeschwaders auf Dockschiffen (CONDOCK) von Wilhelmshaven in den somalischen Hafen Djibouti verbracht. Gestützt auf die dorthin verlegten Tender Donau und Main agierten die Boote im internationalen Verband und kontrollierten die Seewege am Horn von Afrika. 62

63 Im Oktober 2003 verlagerte sich das Einsatzgebiet der Schnellboote westwärts. Drei Boote und der Tender MAIN nahmen an der Operation STROG (Strait of Gibraltar) teil, um den internationalen Schiffsverkehr gegen terroristische Angriffe zu schützen. Den deutschen Einheiten diente als Ausgangsbasis der Hafen von Cadiz, von wo aus in der Regel zwei Boote im Rotationsprinzip für Begleitschutzaufträge eingesetzt wurden, um im Rahmen der Task Group STROG Konvois durch die Straße von Gibraltar zu geleiten. Nach der Stellung von drei Einsatzkontingenten durch die Schnellboote der Klassen 143 und 143A sowie die Tender der Klasse 404, endete der Einsatz in der Meerenge Mitte des Jahres Mit Ende der Teilnahme an STROG begann die Vorbereitung für eine erneute Entsendung von Schnellbooten an das Horn von Afrika. Mitten in der fast abgeschlossenen materiellen und personellen Vorbereitung kam der Befehl zum Einsatz vor dem Libanon als Folge des deutschen Engagements im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah. Seit 2006 bildeten die Boote in regelmäßigen Abständen den deutschen maritimen Anteil von UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) vor der Küste des Libanon und führten Seeraumüberwachung und Informationsgewinnung in Kooperation mit den libanesischen Behörden durch. Geschwaderfahrt Aufgrund des Einsatzes am Horn von Afrika, der Teilnahme an der Operation STROG und letztlich der seit 2006 andauernden regelmäßigen Abstellung für UNIFIL, konnte man sich als Schnellbootfahrer nicht über zu wenig Abwechslung beklagen. Wie wenig diese Einsätze hydrographisch mit dem Seegebiet zu tun haben, für die die Boote seinerzeit konzipiert und gebaut wurden, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Was aber macht Schnellbootfahren besonders? Seefahrt in seiner reinsten Form, so oder so ähnlich lautet die häufigste Antwort von Besatzungsangehörigen von Schnellbooten, wenn sie danach gefragt werden. Es ist laut, Abgase liegen in der Luft und der Platz ist begrenzt. Gegessen wird für den Großteil der Besatzung im Stehen. Für die 36 Männer und Frauen stehen auf einer Bootslänge von 58 Metern drei Toiletten und eine Dusche zur Verfügung. Die Kojen der Mannschaftsdienstgrade befinden sich im Vorschiff des Schnellbootes, können aber aus Sicherheitsgründen nicht während des Fahrtbetriebs benutzt werden, weshalb das Prinzip der warmen Koje wie man es von den Ubooten kennt, eher die Regel als die Ausnahme ist. 63

64 Doch gerade diese Bedingungen sind es, die das Gemeinschaftsgefüge und die Kameradschaft stärken. Die familiäre Atmosphäre und insbesondere die Kameradschaft an Bord sowie das große Zugehörigkeitsgefühl im gesamten 7. Schnellbootgeschwader führte dazu, dass die meisten der Soldaten mit niemandem ihren Arbeitsplatz getauscht hätten. Rücksichtnahme und gegenseitiges Unterstützen sind für die Soldaten reine Selbstverständlichkeit. Den Gegensatz zur Enge unter Deck findet man an Deck eines Schnellbootes, nämlich auf der, in der heutigen Marine einzigartigen, freien Brücke. Ob Sonnenschein, Sturm oder Schnee, die Brückenbesatzungen waren stets den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Was zum einen für das Brückenpersonal durch äußere Einflüsse fordernd und anstrengend ist, hat aber einen klaren Vorteil - die Übersicht. Diese trägt zur schnellen Entscheidungsfindung sowohl in navigatorischer, als auch operativ-taktischer Hinsicht bei. Generell sind es die kurzen Verbindungswege sowie klare und einfache hierarchische Strukturen, welche die Schnellboote im Vergleich mit anderen, größeren Einheiten auf nationaler und internationaler Ebene, als besonders handlungsfähig und mobil erscheinen lassen. All diese Umstände lassen sich vereinfacht sicher auch als charakterbildend bezeichnen. Nach Meinung der Verfasser wohlgemerkt im positiven Sinne. Geht damit tatsächlich eine Ära zu Ende, der profanen Definition folgend ein Zeitalter, welches von einer Person oder Sache geprägt wurde? Um es kurz zu machen; Sicherlich wird am 17. November 2016 die Sonne wie gewohnt aufgehen, im Übrigen dieselbe Sonne, die dem Schnellbootfahrer niemals untergeht. Aber nichtsdestotrotz wird die Welt der Deutschen Marine eine andere sein. Und zum Ende ein kurzes Zitat, mit dem wir in letzter Zeit des Öfteren konfrontiert werden: ihr fehlt jetzt schon. Autoren: Fregattenkapitän Thomas Mansfeld Oberleutnant zur See Denny Wöhler 64

65 Entbehrungen am Arbeitsplatz 65

66 S73 Hermelin 66

67 Vier Wochen SQX 71/16 Außerdienststellung fühlt sich doch eigentlich anders an! Die Schnellboote der Deutschen Marine: Viele Jahrzehnte waren sie ein unverzichtbarer Teil der deutschen Flotte. Dieses Jahr wird alles anders. Die letzten vier Schnellboote gehen im November außer Dienst und mit ihnen wird das 7. Schnellbootgeschwader zu einem Teil der Vergangenheit. Ein ruhmreicher Teil wohlgemerkt: Geachtet, bewundert und berühmt berüchtigt. Ein letztes SQUADEX, ein letztes Mal im Geschwaderrahmen zur See fahren. Wo früher zehn Boote ihre Antriebsdiesel starteten und das PS starke Grollen weit über das Kasernengelände hinaus zu hören war, sind es nun ein Tender und die zwei Flugkörperschnellboote S73 Hermelin und S76 Frettchen, die sich klar machen zum Ablegen. S80 Hyäne befindet sich noch im UNIFIL-Einsatz und S75 Zobel kommt anderen nationalen Verpflichtungen nach. Für über vier Wochen verlassen die Boote an einem SQUADEX-typischen Regentag ihren Heimatstützpunkt Warnemünde und verlegen Richtung Norden. Als Häfen sind Oslo, Göteborg und Kopenhagen zur Repräsentation im Ausland geplant. Ebenso dienen die Hafenaufenthalte der Regeneration der Besatzungen. Schließlich wird den Booten und ihren Männern und Frauen in der nächsten Zeit alles abverlangt. Von der Morgendämmerung bis tief in die Nacht hinein stehen verschiedene seemännische und operative Manöver und Übungen auf dem Programm. Damit gewährleistet das 7. Schnellbootgeschwader nicht nur die Inübunghaltung, sondern auch die fortwährende Einsatzfähigkeit aller Soldaten. 67

68 Insbesondere die beiden Flugkörperschnellboote der Gepard-Klasse stellen auch nach über 30 Jahren ihre einzigartige sowie beeindruckende Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit unter Beweis, getreu des Mottos: Trotz Sturm und Schnee, in schwerer See, die Boote fahren, Allez Allez! Die nahende Außerdienststellung ist nach dem Verlassen des Heimatstützpunktes aber erst einmal beinahe vergessen. Für Wehmut bleibt keine Zeit. Beanspruchen doch die geplanten Übungen die volle Aufmerksamkeit der Männer und Frauen an Bord des Tenders und der beiden Boote. Seemännische Manöver, wie die Übergabe eines Postbeutels, das Längsseitsgehen in Fahrt, am treibenden Boot oder vor Anker sowie Back-zu-Back- Manöver, bei niedrigen Temperaturen, Regen und sogar Schnee fordern die Besatzungen körperlich und geistig auf hohem Niveau. Wo Seemannschaft Zusammenarbeit erfordert, sind während einer Überwasserseekriegsübung das taktische und operative Können der einzelnen Boote gefragt. Aus Freunden werden Feinde. Zumindest für den Zeitraum der Übung. Dann kommt es zum Kräftemessen zwischen den Booten. Wer die bessere Taktik hat und erst zum Schluss entdeckt wird, gewinnt. So oder so ähnlich kann man eine beliebte SURFEX-Übung, den Swedish Tenniscourt, beschreiben, bei dem die Boote von ihren Startpositionen schnellstmöglich die Mittellinie erreichen müssen, ohne durch den Gegner bekämpft zu werden. Neben der Bedrohung durch gegnerische seegehende Einheiten werden in Luftabwehrübungen die Bedrohung durch Flugzeuge oder anfliegende Flugkörper geübt. Dabei gilt es, die für den Auftrag wertvollste Einheit zu schützen und Angriffe abzuwehren. Im Ernstfall gehört zu einer erfolgreichen Bekämpfung gegnerischer Überwasser- und Luftkontakte auch der scharfe Einsatz der bordeigenen Waffen. Insbesondere der Einsatz des 76mm Bordgeschützes wird regelmäßig geübt. Dafür müssen die Einheiten jedes Jahr diverse Schießübungen absolvieren und so ihre Einsatzfähigkeit unter Beweis stellen. Gleichzeitig dient der scharfe Schuss mit der Bordkanone OTO MELARA 76mm der Ausbildung der Besatzung und der Überprüfung der Einsatzbereitschaft des Geschützes. Aber auch einsatznahe Szenarien, wie die Verteidigung des eigenen Nahbereichs werden trainiert. Eine heutzutage nur noch sehr selten durchgeführte Übung ist der Schuss vor den Bug. Dabei wird gezielt möglichst dicht vor den Bug der gegnerischen Einheit geschossen, um somit eine unmissverständliche letzte Warnung abzugeben, bevor sich diese weiter nähert. Auch kurz vor dem Ende ihrer Dienstzeit absolvierten beide Schnellboote ihre Schießaufgaben mit Bravour und sehr guten Ergebnissen. 68

69 Neben Seemannschaft und taktisch operativen Übungen werden die navigatorisch anspruchsvollen Routen für sogenannte Navigationsbelehrungsfahrten genutzt. Die Wachoffiziere müssen in Zusammenarbeit mit dem Navigationsabschnitt und dem Brückenpersonal beweisen, dass sie das Boot auch in engen Gewässern sicher navigieren und manövrieren können. Einst vor dem Hintergrund des Kalten Krieges insbesondere für den Einsatz im küstennahen Bereich und den sich anschließenden inneren Gewässern der Ostsee konzipiert, bewiesen alle Einheiten in den Fjorden und Schären rund um Langesund ihr Können. Bei bestem Wetter konnten die Männer und Frauen an Bord die beeindruckende und einmalige Landschaft der Fjorde und Schären genießen. In den engsten Passagen standen den knapp acht Meter breiten Booten dabei nur acht Meter sicheres Wasser an beiden Seiten zum Manövrieren zur Verfügung. Wann immer der Serialplan es vorsieht oder zulässt, wird die Zeit für die bordinterne Ausbildung der Besatzung im inneren Gefecht genutzt. Brand- und Leckabwehr erfordern vollen Einsatz und energisches Handeln jedes Einzelnen an Bord. Die geringe Besatzungsstärke erlaubt keine Ausfälle und erfordert absolute Aufmerksamkeit und Konzentration. Vom Schiffstechnikoffizier, der die gesamte Schadensabwehr leitet, über die Fahrmaaten bis hin zum Rondengänger muss jeder seine Aufgaben kennen. Mit jeder Übung werden die Handgriffe routinierter und jedes Besatzungsmitglied trägt so zur Sicherheit an Bord bei. Nach vier Wochen endet das SQUADEX, wie es begann. Mit Wehmut und trüben Blicken. Die ein oder andere Träne mag kaum noch zurück gehalten werden, sind die Männer und Frauen doch nach wie vor stolz darauf, zu dem kleinen Kreis der Schnellbootfahrer zu gehören. Ein letztes Mal kehren Schnellboote von der halbjährlichen Geschwaderübung zurück. Ein letztes Mal SQUADEX. Die Außerdienststellung naht mit großen Schritten und immer öfter hört man Ein letztes Mal!. Und doch hat dieses letzte SQUADEX gezeigt, aus welchem Holz die Boote und ihre Besatzungen geschnitzt sind. Trotz des nahen Endes und des vergleichsweise hohen Alters sind die Flugkörperschnellboote der GEPARD-Klasse und ihre Besatzungen noch immer einsatz- und leistungsbereit. Außerdienststellung fühlt sich doch eigentlich anders an. Autor: Korvettenkapitän Andre Thimm 69

70 Die Bundeswehr denkt wieder amphibisch" Premiere bei BALTOPS Die Bundeswehr plant eine neue Spezialtruppe für Einsätze an fernen Küsten. Der Generalinspekteur will nach einem Bericht des Nachrichten-Magazins DER SPIEGEL ein Regiment Marine-Infanterie mit rund 1000 Soldaten aufstellen, ähnlich den Ledernacken" der US-Marines. Der Elite-Einheit werden auch die in Eckernförde stationierten Kampfschwimmer und Minentaucher angehören. Für den Transport der Truppe soll die Marine zwei große Landungsschiffe nach dem Vorbild der niederländischen "Rotterdam" anschaffen. Sie werden Hubschrauber tragen und als schwimmende Kommandozentrale und Lazarett dienen - etwa bei der Befreiung von Touristen aus der Hand von Geiselnehmern. Dieser Artikel aus DER SPIEGEL von 2001 zeigt: Die Bundeswehr dachte schon vor 15 Jahren darüber nach, eine amphibische Befähigung wiederzuerlangen u.a. mit dem Ziel, eigene Staatsbürger aus dem Ausland sicher auf dem Seeweg evakuieren zu können. Der damalige Generalinspekteur war der Luftwaffengeneral Harald Kujat. Amphibische Premiere bei BALTOPS 2016 Zeitsprung: Über 6000 Soldaten nehmen an dem größten Manöver in der Ostsee teil. Die NATO demonstriert Stärke und Geschlossenheit im Ostseeraum und trainiert die Zusammenarbeit. Ein Schwerpunkt sind amphibische Landungsoperationen. Neben zahlreichen Schiffen und Booten der Deutschen Marine nehmen erstmals ein verstärkter Zug der Küsteneinsatzkompanie und ein Stabselement des Seebataillons an der Übung teil. Sie sind eingebettet in eine finnisch-schwedische amphibische Task Group. Die Marineinfanteristen operieren von dem niederländischen Docklandungsschiff Johan de Witt" aus. 70

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72 Für die 50 Seesoldaten aus Eckernförde und auch für die Deutsche Marine ist das Manöver eine bedeutsame Premiere, denn erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges nehmen deutsche Marineinfanteristen wieder an amphibischen Operationen teil, gehen nach vier Landungsübungen in Skandinavien und im Baltikum sogar bei der Abschlussübung in Polen als erste und damit als Speerspitze" an den Strand. Die Bundeswehr denkt wieder amphibisch", sagt Fregattenkapitän Arne Krüger, Kommandeur des Seebataillons. Nicht ohne Grund, denn 80 Prozent der Weltbevölkerung leben im Bereich der Küsten. Über den Seeweg könne man schnell Staatsbürger aus Häfen oder von Stränden aus Krisenregionen evakuieren oder auch humanitäre Hilfe leisten. Wir reden hier also nicht von offensiven Großlandungen wie aus amerikanischen Kriegsfilmen", betont der Kommandeur. Exkurs: Beispiel Jemen 2015 Gerade das Beispiel Jemen hätte im April 2015 die Notwendigkeit amphibischer Fähigkeiten erneut aufgezeigt, erläutert Krüger. Damals galt es, deutsche Staatsbürger aus dem Bürgerkriegsland zu retten. China und Indien hatten ihre Staatsbürger bereits mit Schiffen und Flugzeugen abgeholt. Das Seebataillon und das Fallschirmjägerregiment 31 aus Seedorf wurden zwar in Bereitschaft versetzt, ein deutscher Marineverband stand im Indischen Ozean schon bereit, aber letztlich wurden die deutschen Bürger mittels ziviler Flugzeuge aus Sanaa ausgeflogen. Eine Erkenntnis aus der sogenannten "Operation Albatros" sei später u.a. gewesen, dass kleine, wendige, schnelle und schwer bewaffnete Kampfboote benötigt werden, mit denen auch geschützt in Häfen oder an Stränden angelandet werden kann, um Staatsbürger schnell und unter Bedrohung abzuholen. Anders als viele andere Nationen in Europa verfügt die Deutsche Marine noch nicht über derartige Boote. Man hätte deshalb gegebenenfalls mit, für das Szenario untauglichen, Schlauchbooten in jemenitische Häfen einlaufen müssen - nicht ganz ohne Risiko für die deutschen Seesoldaten. Wir konnten mithalten!" Wir konnten bei BALTOPS mit den anderen Marineinfanteriekräften sehr gut mithalten, galten schnell als the German Marines" berichtet Oberleutnant zur See Klemens K. nicht ganz ohne Stolz. Der Zugführer hatte sich mit dem sogenannten MilEvac-Zug (Evakuierungszug) der Küsteneinsatzkompanie mehrere Monate auf die Übung vorbereitet. Seine Männer, die normalerweise für weltweite Evakuierungsoperationen in Bereitschaft sind, übten die Zusammenarbeit mit den anderen Kompanien des Seebataillons und mit Hubschraubern. Sie trainierten drillmäßig Anlandungen mit kleineren Schlauchbooten und das Sichern von Häfen und Stränden, quasi als Vorhut. Motto: "Vom Land zum Meer - Vom Meer zum Land" Gemäß ihres Mottos Vom Land zum Meer - Vom Meer zum Land" sind die Eckernförder Marineinfanteristen bereits heute schon in gewisser Weise amphibische Spezialisten". Die Minentaucher können Strände und Häfen nach Kampfmitteln absuchen, die Küsteneinsatzkompanie kann mit ihren Kräften Häfen oder Strände infanteristisch sichern, die Aufklärungskompanie kann mit ihren Unterwasser- und Flugdrohnen Küstenabschnitte absuchen und Scharfschützen zur Aufklärung der Strände und des maritimen Hinterlandes einsetzen. Die Soldaten der Bordeinsatzkompanie können sich aus Hubschraubern abseilen, Kleinboote fahren und Schiffe gegen terroristische Angriffe schützen. Das spezialisierte Seebataillon mit seinen 800 Soldaten trägt daher nicht ohne Grund den Spitznamen Multitool - also das Mehrzweckwerkzeug der Marine. 72

73 Seebataillon wächst auf Gemäß der Trendwende Personal" wird das Seebataillon in Kürze auf rund 1000 Soldaten anwachsen. Mit 180 Soldaten soll eine zweite Bordeinsatzkompanie aufgestellt werden. In dieser Zahl enthalten sind auch Soldaten für zwei Bootszüge. Die Soldaten sollen später, abgestützt u.a. auf die Fregatte F125, in küstennahen Gewässern auch amphibisch operieren. Dazu kommen weitere Soldaten, die eine Art Strandmeisterzug" bilden werden und den Strand aufklären, erkunden und vorbereiten können. Diese Experten hat es bis zur Außerdienststellung der Amphibischen Gruppe im Jahre 1993 schon einmal in der Marine gegeben. "Wir bringen unsere Heereskameraden dann sicher an Bord der Marineschiffe, laden sie sicher am Strand ab und nehmen sie dann nach erfüllter Mission wieder auf, alles andere ist deren Aufgabe", sagt Krüger. Die Nische Operationen in küstennahen Gewässern gehört uns, den Kampfschwimmern und der Marine", ergänzt er. Führungspersonal mit amphibischer Erfahrung Nicht nur die Truppen beim Seebataillon sind auf Stand, auch beim Führungspersonal sieht es mittlerweile gut aus, da die Deutsche Marine seit über zehn Jahren gezielt Offiziere der Marineinfanterie amphibisch in Spanien ausbildet. Jeweils drei Jahre durchlaufen junge Kapitänleutnante zunächst den profunden spanischen Lehrgang für expeditionelle und amphibische Operationen und arbeiten danach im spanischen Amphibikeinsatzstab in Rota. Weitere Offiziere und Portepeeunteroffiziere werden regelmäßig in den USA und Großbritannien ausgebildet. Sogar die Offizierausbildung der US- Marines wurde von Offizieren des Seebataillons absolviert. Ab Herbst 2016 beginnt ein Austauschprogramm mit den Royal Marines. Ein deutscher Portepeeunteroffizier wird in Plymouth sämtliche Verfahren amphibischer Operationen erlernen und zwei Jahre lang in der Bootsgruppe der 1. Assault Group der Royal Marines dienen. Gleichzeitig wird ein Royal Marine als stellvertretender Zugführer in der Küsteneinsatzkompanie seine Erfahrungen an die Kompanie weitergeben. Angestrebt wird zudem ein niederländischer Austauschoffizier vom Korps Mariniers. Ausgebildete Bootsbesatzung Bootsbesatzungen des Seebataillons sind zudem in den vergangenen Jahren in den USA und in Schweden für den Kampf mit Kleinbooten ausgebildet worden. Aus diesem Grund konnten die deutschen Marineinfanteristen bei BALTOPS auch ein von unseren schwedischen Partnern zur Verfügung gestelltes CB 90 - Kampfboot eigenverantwortlich fahren. Die entsprechenden Führerscheine hatten sie bereits erworben. Diese knapp 16 Meter langen und nur gut 20 Tonnen schweren Boote sind sehr leicht, kompakt und flach gebaut. Durch den geringen Tiefgang von lediglich 80 cm sind sie ideal für Einsätze in unmittelbarer Küstennähe geeignet. Zwei Wasserstrahlantriebe in Verbindung mit zwei je 480 kw starken Dieselmotoren ermöglichen eine Geschwindigkeit von etwa 40 Knoten bei gleichzeitig hoher Manövrierfähigkeit. Mit zwei Schiffsführern und einem Maschinisten kann eine bis zu 21 Personen starke Amphibienkampfeinheit mitsamt voller Ausrüstung transportiert werden. Die Bewaffnung umfasst drei schwere Maschinengewehre und eine Granatmaschinenwaffe, kann aber auch z.b. um taktische Flugkörper ergänzt werden. Ein unbewaffnetes Boot dieses Typs wurde in Deutschland bereits anlässlich des Besuchs von US- Präsident Bush im Jahr 2006 und des G8-Gipfels 2007 vor Heiligendamm von der Polizei eingesetzt. 73

74 CB 90 im Rumpf eines niederländischen Docklandungsschiffes Fazit: Fähigkeitszugewinn durch amphibische Kleinboote Wenn wir solche oder vergleichbare Boote bekämen wie sie in Finnland, Schweden und Dänemark seit Jahren erfolgreich militärisch eingesetzt werden, hätten wir als Bundeswehr einen schnellen und beachtlichen Fähigkeitszugewinn", sagt Krüger. Man könne dann amphibisch stärker wirken, eigene Staatsbürger in einer rein nationalen Operation geschützt und schnell evakuieren, aber auch gemeinsam mit anderen Nationen operieren, so Krüger. Sein Fazit: Wir könnten dann von den niederländischen Landungsschiffen aus sehr gut operieren und uns effektiv in eine Partnerschaft auf Augenhöhe einbringen. Daran haben auch unsere Kameraden in den Niederlanden großes Interesse." Autor: Fregattenkapitän Arne Krüger 74

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76 Premiere für das Seebataillon bei Cold Response 16 Gelebte deutsch-niederländische Marinekooperation Unbemerkt im Schutz der Nacht haben zwei große Docklandungsschiffe ihre Positionen im weitläufigen Namsenfjord in Norwegen bezogen: Die niederländische Johan de Witt, mit Marineinfanteristen des britisch-niederländischen Landungsverbandes an Bord, und weiter nördlich die USS Fort McHenry, auf der 250 US Marines mit 14 amphibischen Landungspanzern auf das Signal zum Angriff warten. Zwei unterschiedliche Orte sind für die Anlandung vorgesehen. Die kleine Bucht bei Gullvika, nordwestlich Namsos, ist die Landungszone der Briten und Niederländer. Die US Marines hingegen werden rund zehn Kilometer nördlich ihres Angriffsziels in Ramsvika anlanden. Die Anlandeübung ist Teil der Großübung COLD RESPONSE Diese norwegische Übung wird für die Partner des Partnership for Peace Programms und alle NATO Partner durchgeführt. Insgesamt kamen 14 Nationen mit rund Soldaten zusammen, um unter arktischen Bedingungen ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Im Rahmen der deutsch-niederländischen Kooperation beteiligte sich das Seebataillon erstmalig mit Soldaten an den Operationen der niederländischen Joint and Combined Amphibious Task Group (ATG). Anlandung mit niederländischem Landungsboot 76

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78 Anlandung der Korps Mariniers bei Dunkelheit Nach der Einschiffung der Soldaten des Seebataillons auf HNLMS LPD Johan de Witt in Den Helder verlegten die niederländischen Anteile der ATG nach Norwegen, um dort Soldaten des Korps Mariniers und des 45 Commando Royal Marines, welche sich im Winterkampftraining befanden, aufzunehmen. Weiter wurde die ATG durch die USS Fort Mc Henry und die dort an Bord eingeschifften US Marines des 2nd Assault Amphibian Battalion mit ihren Amphibious Assault Vehicles vervollständigt. Planung und Rehearsal von amphibischen Operationen Während des Transits nach Norwegen war der Einsatzstab der niederländischen Marine intensiv mit der Ausplanung der amphibischen Landungsmanöver beschäftigt. Hier kamen auch die Soldaten des Seebataillons zum Einsatz. Mit den durch internationale Verwendungen und Ausbildungen erworbenen Kenntnissen wurden die Spezialisten des Seebataillons in der amphibischen Planungszelle auftragsorientiert eingesetzt. Insgesamt bestand die Planungszelle aus verschiedenen Spezialisten für amphibische Operationen. Diese wiederum kamen aus bis zu sieben Nationen. Nach der Aufnahme der Marineinfanteristen verlegte die ATG weiter in den Süden von Norwegen, um vor der malerischen Kulisse von Trondheim das Rehearsal also das Vorüben der eigentlichen Landung durchzuführen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des amphibischen Planungsprozesses, da hier die letzten Optimierungen in den Abläufen der Anlandung vorgenommen werden können. Außerdem wird das Vertrauen der Marineinfanteristen in die Planung der anstehenden realen Landung gestärkt. Dieses Rehearsal wurde zum großen Teil unter Beteiligung der Soldaten des Seebataillons geplant und war aus Sicht der Truppe und des Stabes ein Erfolg. Spätestens jetzt wussten die niederländischen Partner, dass sie sich auf die Fähigkeiten der Spezialisten des Seebataillons verlassen können. Amphibische Operationen - als ein kurzer und effektiver Einsatz an Land Nach dem erfolgreichen Rehearsal verlegte die ATG direkt in die Amphibious Operation Area (AOA), um bei Dunkelheit weitestgehend unentdeckt in die Fjorde von Namsos vorzudringen. Zum Schutz der ATG wurde ein norwegischer Verband bereitgestellt, welcher mit seinen Fregatten und Schnellbooten immer an der Seite der 78

79 Docklandungsschiff Johan de Witt ATG war. Im Morgengrauen begann dann die amphibische Landung an dem designierten Strand Red Beach. Dort trafen die Marineinfanteristen, der Übungsleitung sei Dank, auf unerwartet starken Wiederstand. Doch die vorangegangene Planung hatte auch diesen Fall berücksichtigt, sodass ohne große Verzögerungen sofort am alternativen Strand die Anlandung fortgesetzt werden konnte. Im geplanten Zeitfenster konnten nahezu alle Marineinfanteristen wie geplant mit den Hubschraubern oder den Landungsbooten in ihre Landungszonen verbracht werden. Der Auftrag, wichtige Infrastruktur im maritimen Hinterland zu sichern, wurde erfolgreich ausgeführt. Somit konnten die Landstreitkräfte ohne Verzögerung an der für die Operation wichtigen Stadt Namsos vorbeistoßen, um den Gegner weiter nach Nordosten zu drücken. Nachdem der Gegner weit entfernt von Namsos war, wurden die Marineinfanteristen abgezogen und wieder mit Landungsbooten eingeschifft. Zukunftsorientiert und zielführend Cold Response 2016 hat gezeigt, dass das Seebataillon gemeinsam mit dem Korps Mariniers der niederländischen Marine, unter Nutzung der Docklandungsschiffe Johan de Witt und Rotterdam, eine sich ergänzende und zukunftsorientierte Kooperation eingegangen ist. Sicher müssen beide Seiten noch die eine oder andere Fähigkeit weiterentwickeln, doch in Zeiten, in denen europäische Streitkräfte weiter zusammenwachsen, ist diese Kooperation zielführend und ein Gewinn für beide Marinen. Das Thema Amphibik ist in der verbreiteten Wahrnehmung noch oftmals mit Szenarien wie der Landung in der Normandie verbunden. Die internationalen Partner haben für sich verstanden, dass dies nicht die Zukunft ist. Die Amphibik der Zukunft ist eher ein Mittel, um weltweit schnell auf die Sicherheitsbedürfnisse der NATO sowohl bei militärischen wie auch bei humanitären Einsätzen und Naturkatastrophen reagieren zu können. Autor: Kapitänleutnant Staffelt Chef der Aufklärungskompanie des Seebataillons 79

80 Mitternacht. Die Heckklappe, das sogenannte Sterngate, der gewaltigen, fast 200 m langen USS Pearl Harbor senkt sich langsam ab. Die See schlägt über das Welldeck und fast lautlos gleiten drei schwarze Schlauchboote, bemannt mit australischen, japanischen und deutschen Minentauchern, in den Pazifik. Sie setzen östlichen Kurs und ihre Silhouetten verschwinden fast augenblicklich in der sternklaren Nacht. Es ist Premiere bei RIMPAC Seesoldaten im Pazifik schwer vorstellbar, welch beschwerlichen Auftrag sie in den kommenden fünf Stunden ausführen werden. Sie werden auf sich allein gestellt, für den Feind unerkannt, mögliche Unterwasserhindernisse und Seeminen im Flachwasserbereich vor der sieben Seemeilen entfernten Küste Südkaliforniens lokalisieren, identifizieren und simuliert zur Sprengung vorbereiten. 80

81 Boomeranger mit Blick auf USS Pearl Harbor 81

82 SMA Boomeranger wird durch die Heckklappe der USS Pearl Harbor aufgenommen Premiere bei RIMPAC Dieser dargestellte Minentauchereinsatz ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Großmanöver Rim of the Pacific 2016 RIMPAC 16, in dem zum ersten Mal auch deutsche Kräfte aktiv eingebunden waren. RIMPAC gilt als das größte Marinemanöver weltweit und wird alle zwei Jahre von der United States Pacific Fleet durchgeführt. In diesem Jahr fand vom 30. Juni bis 4. August im Seegebiet um die Hawaiianischen Inseln und vor dem südlichen Kalifornien die nun 25. Iteration dieser Großübung statt. Insgesamt nahmen hier 26 Nationen mit 45 Schiffen, fünf Uboote, mehr als 200 Flugzeugen sowie Soldatinnen und Soldaten teil. Für die Einsatzkräfte des Seebataillons war es somit eine Premiere in zweifacher Hinsicht. Zum einen nahmen sie als erstes deutsches Kontingent an diesem Großmanöver teil und zum anderen absolvierten sie in der über 50- jährigen Geschichte des Minentaucherdienstes zum ersten Mal einen Taucheinsatz im Pazifik. Als eigenständiges Task Element hatte das gemischte Autonomous Underwater Vehicle (AUV)- / Minentaucher-Einsatzteam des Seebataillons den Auftrag innerhalb einer Advance Force (Vorauskräfte zur Vorbereitung einer amphibischen Landungsoperation) MCM-Einsätze in der VSW- Zone (Very Shallow Water-Zone, WT < 10 m) durchzuführen. Bevor es jedoch soweit war, wurden bereits über zwei Monate vor Manöverbeginn umfangreiche Vorbereitungen im Heimatstandort Eckernförde vorangetrieben und fünf Container mit dem Missionspaket des Einsatzteams auf den Seetransport geschickt. Dieses beinhaltete u.a. zwei Speedboote SMA Boomeranger C-650, Stealth- und LAR VII-Kreislauftauchgeräte, zwei UW- Drohnen AUV REMUS 100 samt Auswerteausstattung und die tauchmedizinischen Notfallausstattung. Am 27. Juni war es schließlich soweit und das 15-köpfige Einsatzteam des Seebataillons, bestehend aus einem Drohnentrupp der Aufklärungskompanie, einem Tauchermedi- 82

83 Tauchplatz an Bord USS Pearl Harbor zinischen Assistenten der Sanitäts-Einsatzgruppe Seebataillon sowie neun Soldaten und zwei Offizieren der Minentaucherkompanie, verlegte zur Naval Base San Diego, USA. Vor Ort schiffte das Team auf dem Docklandungsschiff LSD-52 USS Pearl Harbor ein, welches zugleich logistische und operative Basis als auch das neue Zuhause für die kommenden fünf Wochen darstellte. Nachdem sich das Team an Bord eingerichtet und den Tauchplatz aufgerüstet hatte, wurden im Hafen die Zusammenarbeit und die Sicherheitsprozeduren mit den ebenfalls eingeschifften japanischen und australischen Minentauchern sowie der Bordbesatzung umfassend geübt und überprüft. Das Einsatzteam erwartete während der Hafenphase zudem noch ein ganz besonderes Highlight: Die Feierlichkeiten und das Feuerwerk zum 4th of July, dem US-amerikanischen Independence Day, welche das Team gemeinsam an der Promenade der San Diego Harbor Bay beging. Auslaufen zur Vorübung Mit dem ersten Auslaufen am 7. Juli begann schließlich in der Bucht von San Diego die eigentliche CET/FIT- Phase, also die Eingewöhnungsphase. Das deutsche Einsatzteam war der australische geführten Commander Task Group (CTG) unterstellt, dessen MCM/Clearance Diving Einsatzstab ebenfalls auf der USS Pearl Harbor eingeschifft war. Der Auftrag Advance Force MCM operations ISO Amphibious Force scheme of manoeuver war klar definiert. Die Task Group sollte als Teil einer Advance Force MCM-Operationen mit Schwerpunkt in der VSW-Zone betreiben. Hierdurch sollte der Freedom of Navigation und die Sicherheit in Bezug auf eine mögliche Bedrohung durch Kampfmittel oder Unterwasserhindernisse für die nachfolgenden amphibischen Kräfte sichergestellt werden. Zugleich sollten Informationen über die Anlandungsgebiete, wie z.b. der Strandgradient, gewonnen werden. 83

84 Deutsche und australische Minentaucher Im Rahmen des Force Integration Trainings mussten die Einsatzteams daher unterschiedlichste Serials durchlaufen, die neben der Bekämpfung von Seeminen im Flachwasserbereich auch Tieftauchübungen gegen Ankertauminen und Flachwasserabsprünge aus einem US Navy CH-53 Sea Stallion Hubschrauber zur Treibminenabwehr umfassten. Als besonders leistungsstarkes Einsatzmittel hat sich erneut die REMUS-Drohne bewiesen. Durch die gewonnenen Sonardaten konnten die AUV-Operateure eine Vielzahl von möglichen Minenkontakten (MILCOs) generieren. Scharfe Übung In der Taktik-Phase verlegte die Task Group zu der ca. 80 nm vorgelagerten Insel San Clemete Island. Entsprechend dem übergreifenden Szenario hatte die radikale Gruppierung DRACO hier eine Ölraffinerie besetzt, welche durch amphibische Kräfte entsetzt werden sollte. Um ihre Position zu sichern warf DRACO in den Zufahrten zu der Insel Seeminen unterschiedlichen Typs. Von den DRACO-Kämpfern ging zudem land- als auch seeseitig eine zunehmend ansteigende asymmetrische Bedrohung aus. Die Minentauchereinsätze in Küstennähe wurden daher, um die Gefahr der optischen Aufklärung und der feindlichen Waffenwirkung zu minimieren, in die Nacht- und frühen Morgenstunden verlegt. Die Tauchteams der Advance Force erkundeten fünf mögliche Anlandungszonen und lokalisierten und identifizierten eine Vielzahl von Seeminen. Ein besonderer Trumpf war das speziell für diesen Manöverabschnitt eingeschiffte US Marine Mammal System, MMS Mk7. Hierbei handelte es sich um speziell trainierte Delfine, die auch schwer zu lokalisierende, z.b. versandete Minen, aufspüren können. Entsprechend der Abstimmung mit der Amphibious Force wurden vor der eigentlichen amphibischen Landung alle relevanten Minen simuliert unschädlich gemacht und die vorbereitete Anlandungszone an den Commander Amphibious Task Force (CATF) übergeben. 84

85 Boomeranger vor US Navy Sea Stalion Erkenntnisse Abschließend betrachtet war die Manöverteilnahme für das Deutsche Einsatzteam äußerst lehr- und erkenntnisreich, was nicht zuletzt den realistischen Übungsbedingungen geschuldet war. Gleichzeitig war es hoch interessant mit den für den Bereich Advance Force MCM hochspezialisierten und hochprofessionellen australischen Minentauchern zusammen zu arbeiten, hierbei neue Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Der Auftrag Avance Force MCM ist insbesondere in Hinblick auf die deutsch-niederländische Zusammenarbeit und die weitergehende Ausrichtung des Seebataillons zur Amphibik für den Minentaucherdienst von zukunftsweisender Bedeutung. Es wurde während des Manövers festgestellt, dass die deutschen Minentaucher noch nicht alle hochspezialisierten Anforderungen an diesen Auftrag erfüllen. Daher bedarf es nun umfangreicher Nachbesserungen von Verfahren und Material, um insbesondere der Forderung nach einer verdeckten, also unerkannten, Kampfmittelerkundung im strandnahen Flachwasserbereich gerecht zu werden. Hier müssen jetzt richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden, damit sich die Minentaucherkräfte nahtlos in den Aufklärungs- und Wirkverbund des Seebataillons einfügen und ihren Anteil zur Ausprägung der Fähigkeit Amphibik beitragen können. Autor: Kapitänleutnant Dennis Leukert Chef Minentaucherkompanie 85

86 Die Sanitätsgruppe des Kommando Spezialkräfte der Marine Die Soldaten der Sanitätsgruppe (SanGrp) des Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM) in Eckernförde gehören als aufbauorganisatorische Sanitätskräfte zu den Unterstützungskräften der Kampfschwimmer. Das KSM stellt seine eigenen Sanitäter vor große Herausforderungen: in ihrem ureigenen Auftrag der sanitätsdienstlichen Versorgung unterstützen sie die Kampfschwimmer zur Erfüllung ihrer Aufgabe in Übung und Einsatz direkt vor Ort. Sanitätsdienstliche Versorgung Ein Bürojob? Fehlanzeige! Als Spezialkräfte der Marine werden Kampfschwimmer in Einsatzverfahren zu Land, in der Luft und natürlich im und unter Wasser ausgebildet. Um eine maximale Leistungsfähigkeit zu gewährleisten, werden sie bei allen Ausbildungs- und Übungsabschnitten von ihren Sanitätern begleitet, u.a. bei Luftlandeeinsatzverfahren (Fallschirmsprungdienst, fast-roping) und der Schieß- und Klimazonenausbildung. Besonders die Kampfschwimmerschüler werden während ihrer geistig und körperlich höchst fordernden Ausbildung intensiv begleitet, denn Verletzungen und Überlastungssyndrome bleiben bei diesem Leistungsniveau nicht aus. Doch ganz ist das Büro nicht zu vernachlässigen. Jede Übung und jeden Einsatz gilt es genau zu planen. Zudem müssen medizinische Informationen über das Einsatzgebiet gesammelt und ausgewertet werden. Tauchmedizin Nasswerden erwünscht Eine Aufgabe der SanGrp KSM ist die tauchmedizinische Betreuung der Kampfschwimmer und Kampfschwimmerschüler. Doch bevor den Sanitätern Taucher zur Betreuung anvertraut werden, müssen sie sich selber unter Wasser beweisen. Die Ärzte des KSM werden zu Taucherärzten, Notfall- und Einsatzsanitäter zu tauchmedizinischen Assistenten bzw. Taucherarztgehilfen ausgebildet. 86

87 Aufwinschen eines Verwundeten mittels Hubschrauber Sea King 87

88 Ausbildung unter erschwerten Bedingungen 88

89 Neben der tauchmedizinischen Ausbildung müssen sie selber mit Pressluft- und Helmtauchgeräten ins kühle Nass der Ostsee steigen. Erst wenn sie auch diesen Abschnitt erfolgreich durchlaufen haben, dürfen sie die verantwortungsvolle und körperlich herausfordernde Aufgabe der Tauchbegleitung an der Seite des Tauchereinsatzleiters übernehmen. Special Operation Medical Support Team (SOMST) Die Special Operation Medical Support Teams (SOMST) der SanGrp dienen der Unterstützung der Kampfschwimmer in Übung und Einsatz. Zentrale Aufgabe des vierköpfigen Teams, bestehend aus einem Arzt, zwei Notfallsanitätern und einem Einsatzsanitäter, ist es, gemeinsam mit den Medics der Kampfschwimmereinsatzteams eine bestmögliche notfallmedizinische Versorgung der Ebene Role 1 zu gewährleisten und auch unter widrigsten Bedingungen die Rettungskette aufrechtzuerhalten. Das SOMST in Ausbildung, Übung und Einsatz Nicht für Jedermann Um die Aufgabe des SOMST zu erfüllen, durchlaufen die Sanitäter eine in der Bundeswehr einmalige Ausbildung. Fachlich wird ihr Fähigkeitsspektrum um die taktische Verwundetenversorgung erweitert. Dafür werden sie durch die zertifizierten TCCC-Instruktoren (Tactical Combat Casualty Care) der SanGrp KSM in taktischer Medizin geschult. Darüber hinaus müssen sie als Drehund Angelpunkt der Rettungskette sowohl an Land, in der Luft als auch im maritimen Umfeld eine qualifizierte Patientenrettung und einen -transport durchführen können. Dies umfasst die Rettung aus schwer zugänglichen Schächten an Bord, über den Landtransport bis hin zum qualifizierten Lufttransport mittels Hubschrauber. Militärisch werden die Soldaten in den Verbringungsarten der Kampfschwimmer (z.b. fast-roping, Tandemsprung) trainiert und erhalten eine grundlegende Fernmelde- und Mobilityausbildung. Im Einsatz ist das SOMST Teil der sanitätsdienstlichen Versorgung der Spezialkräfte der Marine. Im Falle einer Verwundung erfolgt die initiale notfallmedizinische Versorgung durch einen speziell geschulten Kampfschwimmer, dem Team-Medic (CFR-C). Sobald der Auftrag dies zulässt, wird das SOMST an den Verwundeten herangeführt, wodurch die Handlungsfreiheit der Kampfschwimmer wieder hergestellt wird. Neben der qualifizierten notärztlichen Versorgung kommt dem Patienten nun die Fähigkeit des triphibischen Verwundetentransportes zu Gute. Und im Falle einer nur verzögerten Rettungskette kann das SOMST auch eine längerfristige Versorgung des Verwundeten (prologed field care) übernehmen. Eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit, Einsatzbe-reitschaft und die Fähigkeit auch unter schwersten Be-dingungen bei geringem Personal- und Materialansatz Höchstleistungen zu erbringen sind dafür zentrale Eigenschaften des SOMST. Autor: Oberstabsarzt Kevin Schmidt 89

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91 Das Spezialoperationen Bootsteam Dunkelheit liegt über der Ostsee. Die Wolken verdecken den Mond. Das nächste Ufer ist ein ferner schwarzer Streifen am Horizont. Es ist kalt. Zu hören ist nur das leise Rauschen des Wassers und das Schlagen der Wellen gegen die Bootsrümpfe. Hier inmitten der Ostsee liegen drei Boote, sogenannte Rigid Hull Inflatable Boats (RHIBs) des Spezialoperationen Bootsteams (SBT). Das SBT gehört zur Kampfschwimmerkompanie des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) und unterstützt die Kampfschwimmer bei ihren Einsätzen. 91

92 An Bord der RHIBs befinden sich jeweils drei Soldaten des SBT. Jeder mit einer speziellen Aufgabe: Ein Navigator, ein Bootfahrer und ein Bootführer. Der Elementführer führt das Führungsboot. Diese Funktion wird nur von Kampfschwimmern bekleidet. Sie bringen das nötige Wissen mit, um eine reibungslose Zusammenarbeit mit den Kampfschwimmereinsatzteams zu ermöglichen. Die Soldaten warten in der Stille und überwachen die Umgebung mit ihren Nachtsichtgeräten. Der Elementführer Marco T. überwacht den Funk. Bei Nacht ist ein RHIB-Element nahezu unsichtbar, sagt Marco T. Für die Radarerfassung bieten die Boote zu wenig Fläche. Selbst für eine optische Aufklärung müsste man mit Nachtsichtgeräten schon sehr nah an uns heran kommen. Wer nicht weiß, dass wir da sind, hat kaum eine Chance uns aufzuklären, meint der Elementführer. Das Kampfschwimmereinsatzteam meldet sich über Funk. Es hat den Abholpunkt am Ufer erreicht und ist bereit für die Aufnahme durch das SBT. Die Kampfschwimmer werden eine Zielperson mit an Bord bringen. Diese haben sie im Zuge ihres Auftrages an Land in Gewahrsam genommen. Da die Zielperson medizinische Versorgung benötigt, werden Details zum Zustand der verletzten Person übermittelt. So kann sich der Medic, ein Combat First Responder Charlie (CFR-C), entsprechend vorbereiten. 92

93 CFR-C ist eine der möglichen Spezialisierungen, die den Soldaten des SBT im Rahmen ihrer sehr umfangreichen Ausbildung offen stehen. Nach der Schulung an den RHIBs absolvieren die Mitglieder des SBT noch weitere Lehrgänge wie den Einzelkämpferlehrgang, die Ausbildung für das allgemeine Betriebszeugnis für Funker und der Freifallspringerlehrgang. Danach folgt die Spezialisierung. Zusätzlich werden alle Unteroffiziere mit Portepee zum Bootführer ausgebildet. Die leistungsstarken Motoren der RHIBs ermöglichen es dem SBT, aus der sicheren Entfernung heraus mit bis zu 45 Knoten (ca. 83 km/h) sehr schnell vor Ort zu sein. Doch dies würde zu viel Lärm erzeugen. Der Auftrag verlangt ein unbemerktes Verbringen. Unvorsichtige Vorgehensweisen können Leben gefährden. Bei langsamer Fahrt hingegen sind die RHIBs schon nach wenigen Metern nicht mehr zu hören. Während der CFR-C seine Ausrüstung vorbereitet, nähert sich das RHIB-Element in Schleichfahrt dem Abholpunkt am Ufer ungesehen und ungehört. Plötzlich ist ein Funkspruch zu hören. Das Einsatzteam an Land wird von feindlichen Kräften angegriffen. Nun muss alles schnell gehen: Die RHIBs beschleunigen auf die Maximalgeschwindigkeit, während die Waffenbediener an die Bugwaffen gehen. 93

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95 Das mag in der Theorie nicht besonders aufwendig klingen. Bei widrigem Wetter, Dunkelheit und mit der schweren persönlichen Ausrüstung ist es jedoch harte körperliche Arbeit. Die Handhabung damit muss geübt werden und jeder Griff muss sitzen, sonst passieren Fehler, die man sich im Einsatz nicht leisten kann, merkt Marco T. an. Die Boote erreichen den Abholpunkt und vollziehen in Kampfentfernung vor dem Ufer eine Vollbremsung. Nicht einmal zwei Minuten nach Alarmierung durch das Einsatzteam eröffnet das RHIB-Element das Feuer. Hierbei wird besonders deutlich, warum kontinuierliche Übung unverzichtbar ist. Für die Bootsbesatzung ist es, trotz der Nachtsichtgeräte, sehr schwierig die eigenen Kräfte an Land innerhalb von Sekunden identifizieren zu können. Hierzu werden spezielle Verfahren angewendet. Diese müssen von den Soldaten wie im Schlaf beherrscht werden, sonst ist die Gefahr zu groß, dass eigene Teile getroffen werden. Jedes SBT- Mitglied trägt in Ausübung seiner Funktion dazu bei, einen solchen Vorfall zu verhindern. Fahrfehler, Navigationsfehler und Fehler bei der Funkkommunikation können es dem Waffenbediener erschweren, den Überblick zu behalten. Das Kampfschwimmereinsatzteam und die Zielperson können unter Feuerschutz vom RHIB-Element aufgenommen werden. Die Boote verlassen die Uferzone schnellstmöglich. Die Schützen an den Maschinengewehren bekämpfen durchgehend den Feind an der Strandlinie. An Bord beginnt der CFR-C sofort mit der Versorgung des Verletzten. Nach einer halben Stunde Fahrt über die offene See geht es zurück zum eigenen Stützpunkt. Dies ist eines von vielen möglichen Übungsszenarien, welche das Spezialoperationen Bootsteam regelmäßig trainiert. Neben einer hohen körperlichen Belastung, müssen die Soldaten des SBT eine hohe Einsatzbereitschaft, Stressresistenz und viel Mut mitbringen Autor: Hauptbootsmann S. 95

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97 Kampfschwimmer Rigid Hull Inflatable Boat, Zodiac Hurricane 1010 Länge: 10,10 Meter Breite: 3,52 Meter Antrieb: Zwei Motoren je 440 PS Maximalgeschwindigkeit: 45 Knoten Jedes RHIB hat vier Waffenstationen (Bug, Heck, Steu-erbord und Backbord), die entweder mit dem schweren Maschinengewehr (SMG Kaliber 12,7 x 99mm) oder der Granatmaschinenwaffe (40 mm GraMaWa) ausgestattet werden. Der Twin-Jet-Antrieb befähigt das RHIB zu wendigen Manövern. Vollbremsungen aus voller Fahrt (dabei kann das RHIB innerhalb von 3 Bootslängen zum Stehen kommen), Drehungen auf der Stelle und sogar das Seitwärtsfahren sind möglich. Lehrgänge und Befähigungen Fachspezifische Ausbildung Bootfahrer RHIB KS Überleben auf See Boarding- und mitfliegendes Personal SMG 12,7 mm Bedienung und Instandhaltung Fallschirmspringerlehrgang Automatisch Freifallspringer Teil 1 Einzelkämpferlehrgang Teil 1 Spezialgrundausbildung Kraftfahrer BCE Sprachausbildung Englisch Minimum SLP 1111 Funker Mobiler Seefunkdienst GMDSS - GOC Rettungsbootsmann Einsatzersthelfer B Fachspezifische Ausbildung Bootführer RHIB KS für Unteroffiziere mit Portepee Persönliche Ausrüstung Helm Spezialkräfte Nachsichtgerät Mini NSEAS Maritime Schutzweste mit Warbelt von Lindnerhof Schutzbrille Sawfly von Revision Schutzanzug Seewolf von Typhoon 9 mm Pistole P8 Combat von Heckler und Koch 4,6 mm Maschinenpistole MP7 von Heckler und Koch 97

98 Kieler Woche erstmals unter Federführung der Einsatzflottille 1 Das größte Volksfest Nordeuropas, eines der wichtigsten Segel-Events weltweit und ein wichtiges Flottentreffen internationaler Marinen. Mit ganz unterschiedlichen Facetten zieht die Kieler Woche jedes Jahr ein paar Millionen Menschen in ihren Bann. Und die Marine ist im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin. Neu im Jahr 2016: Das Marinekommando hat die Federführung für die Durchführung der Kieler Woche der Einsatzflottille 1 übertragen. Viel Verantwortung für die Organisatoren und die Chance, neue Impulse zu setzen. 98

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100 Jedes Jahr kommen tausende Gäste... Schon lange vor dem offiziellen Beginn der Kieler Woche durch das Einläuten auf dem Rathausmarkt am Samstag startet die wohl organisierte Betriebsamkeit im Marinestützpunkt Tirpitzhafen. Angespannt, aber mit der inneren Ruhe der jahrelangen Erfahrung wartet man im Marinestützpunktkommando, im Kieler Woche Stab und in der Einsatzflottille 1 auf 30 internationale Gastschiffe und -boote aus zwölf Ländern. Diese kommen bereits am Morgen des Freitags und haben sich in der Nacht zuvor in der Förde versammelt, um dann wie an einer Perlenkette aufgereiht nacheinander einzulaufen. Auch ein guter Gastgeber muss sein Image pflegen Wie kann die Deutsche Marine diese wichtigste maritime Großveranstaltung noch intensiver und effektiver für ihre eigene Darstellung und zur Imagepflege nutzen? In Zeiten von schrumpfenden Budgets, einer sehr guten Wirtschaftslage und einer auch dadurch begründeten angespannten Personalsituation in der Marine muss sich die Marine bei ihrer Kommunikation mit der Bevölkerung immer wieder neu aufstellen und überzeugen. Während der Kieler Woche gibt es vielfältige Möglichkeiten, den unterschiedlichsten Zielgruppen die Bedeutung der Marine vor Augen zu führen: Warum ist die Marine so wichtig? Warum ist sie ein attraktiver Arbeitgeber? Was vermag sie mit welcher faszinierenden Technik zu leisten? Zentrale Herausforderung: Mehr machen mit weniger Menschen Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, das bisher hohe Niveau als Gastgeber für internationale Einheiten halten und die geforderte Force Protection für die US Einheiten; alles bei gleichzeitig weniger Personal- und Materialressourcen: Das war der Anspruch, den der Kommandeur an seine Flottille und im Besonderen an den Marinestützpunkt Kiel stellte. Der Senior Officer Present Afloat (SOPA), also der eigentliche Gastgeber der Marine zur Kieler Woche, ist seit Jahren der Kommandeur der Einsatzflottille 1. Zwar kein Novum, aber eine diesjährige Besonderheit: Flottillenadmiral Jan C. Kaack war im Einsatz und somit musste sein Stellvertreter, Kapitän zur See Stephan Haisch, diese Aufgabe noch zusätzlich übernehmen. Um in Zukunft noch besser für diese Großveranstaltung bei der Einsatzflottille 1 und dem Marinestützpunktkommando gerüstet zu sein, setzte man auf eine umfangrei- 100

101 che interne Evaluation. Strukturen, Prozesse, Dienstposten und deren Aufgaben sowie bestehende Kommunikationswege wurden angeführt von einem Experten aus dem Bereich der Prozess-Analyse und -Optimierung auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis lautet: Da ist noch Potenzial für eine effizientere Durchführungs- Organisation, die neben den genannten Herausforderungen noch mehr erreichen kann. Zum ersten Mal: eine chinesische Fregatte zum letzten Mal: die Schnellboote Die willkommene Herausforderungen in diesem Jahr waren die aus 30 internationalen Einheiten aus zwölf Ländern, die angeführt von der USS Mount Whitney in den Marinestützpunkt einliefen. Neben dem ebenso großen Hubschrauberträger HMS Ocean von der Royal Navy beeindruckte die gerade eben erst in Dienst gestellte chinesische Fregatte Ziang Tan Veranstalter wie Besucher. Diese exotische Einheit aus dem Fernen Osten hatte den weitesten Weg nach Kiel und war für alle natürlich besonders interessant. Ein wehmütiges Highlight setzten zudem die letzten vier Schnellboote der Marine. S76 Frettchen, S73 Hermelin, S80 Hyäne und S75 Zobel, die mittlerweile außer Dienst gestellt... und viele interessante internationale Schiffe und Boote. wurden, machten während der Kieler Woche ihre letzten Fahrten und stellten bei den Gästefahrten sich als liebevolle Ostseerocker noch einmal ganz in den Dienst der Öffentlichkeitsarbeit der Marine. Die herausgehobene Bedeutung der Kieler Woche wird auch durch die Anwesenheit von hohen Vertretern der internationalen Politik deutlich: so gaben sich der Secretary of the US Navy, Mabus, und der Second Sealord der Royal Navy, Vizeadmiral Woodcock, sowie der chinesische Botschafter Shi die Ehre. Vom Inspekteur der Marine wurden auch willkommen geheißen der Chief of Navy von Südafrika, Vizeadmiral Hlongwan, und der Befehlshaber der dänischen Marine, Konteradmiral Trojahn. Darüber hinaus nahmen als hochrangige Vertreter der Landesregierung von Schleswig-Holstein, Herr Ministerpräsident Torsten Albig und Herr Innenminister Stefan Studt, sowie von der Stadt Kiel, Herr Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Herr Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, an Empfängen teil beziehungsweise besuchten Gastschiffe. 101

102 Immer ein Besuchermagnet: Die Schiffe und Boote der Deutschen Marine Mit Analyse und Elan Richtung Kieler Woche 2017 Rund Besucher kamen während der traditionellen drei OPEN SHIP Tage in den Marinestützpunkt und stürmten auf die internationalen Einheiten. Gut besucht war zudem das Flaggschiff der Kieler Woche, der Einsatzgruppenversorger Berlin. Hier dockten nun erste Maßnahmen der erweiterten Öffentlichkeitsarbeit an. An fünf Tagen wurde das sogenannte CAMP MARINE aufgebaut und in das Programm integriert. Gezielt eingeladen und von Jugendoffizieren begleitet konnten an fünf Tagen rund 700 Jugendliche aus Schulen und Organisationen sowie Lehrer und andere Multiplikatoren (u.a. Feuerwehr) die Marine live und hautnah erleben: Wie sitzt man in einer Rettungsinsel, wie wirft man eine Bola- Leine? Wie schwierig ist es eigentlich, mit einem Atemschutzgerät auf dem Rücken einen Parcours zu durchlaufen? Hinzu kamen Gespräche mit Soldaten, Bordführungen und Technik-Präsentationen, an denen sich auch andere Teilstreitkräfte der Bundeswehr beteiligten. All das war in kleineren Gruppen intensiv zu erleben, um am Ende mit allen zusammen aus der Feldküche die berühmte Erbsensuppe zu essen. Dieses gut angenommene Konzept soll nun mit weiteren Kommunikationsmaßnahmen ausgebaut und verfeinert werden. 102

103 .Kaum ist die Kieler Woche 2016 Geschichte, da geht die Vorbereitung auf 2017 schon los, denn viele aktive Soldaten der Einsatzflottille 1, hauptsächlich aus dem Marinestützpunktkommando Kiel, planen und organisieren diese Großveranstaltung quasi als Neben- oder Zweitaufgabe zusätzlich zu ihrem eigentlichen Dienstposten. Um die Belastungen abzufedern und externe Fachexpertise mit in die Planungsorganisation zu integrieren, bedient sich die Flottille seit langen Jahren an einem Pool von erfahrenen Reservedienstleistenden. Alle gemeinsam stecken jetzt schon die Köpfe zusammen, wie man im nächsten Jahr dieses wichtige Großereignis für die Marine erfolgreich weiterentwickeln und als guter Gastgeber durchführen kann. Autor: Kapitän zur See Alexander Wald 103

104 Eine Seefahrt mit dem Mehrzwecklandungsboot Lachs 1. Teil: Reise zurück in die Zeit der Anfänge Es ist Dienstagmorgen, der 17. Mai 2016, an Bord des Mehrzwecklandungsbootes Lachs herrscht rege Betriebsamkeit. Nach dem langen Wochenende mit dem Pfingstmontag macht sich die Besatzung daran, das Boot Seeklar zu machen. Ein für Landungsboote eher langes Manöver steht auf dem Plan: Zum 50-jährigen Geburtstag der Landungsboote Lachs und Schlei war ein vierwöchiges SQUADEX (Squadron Exercise) geplant. Da das Mehrzwecklandungsboot Schlei aber auf seine Werftliegezeit wartet, muss das Mehrzwecklandungsboot Lachs die Tour alleine bestreiten. Deshalb wurde aus dem SQUADEX ein ISEX (Individual Ship Exercise). 104

105 Besatzung Lachs beim Sammeln der begehrten Landungssteine 105

106 Um 09:40 Uhr erfolgt die Auslaufmusterung durch den Kommandanten, Hauptbootsmann Hellwig. Er ermahnt die Besatzung noch einmal zur kameradschaftlichen Rücksichtnahme, denn der Platz auf einem Mehrzwecklandungsboot ist begrenzt und bietet den 18 Besatzungsmitgliedern kaum Platz sich in den vier Wochen aus dem Weg zu gehen. Nach der Musterung tritt die Besatzung auf Manöverstation weg das ISEX beginnt endlich! Als erster Hafenaufenthalt ist Borkum geplant, der Hafen in dem die Landungsboote ihre Wurzeln haben. Hier war vor knapp 50 Jahren das 1. Landungsgeschwader beheimatet bis es im März 1977 nach Kiel-Stickenhörn verlegt wurde. Nach dem Auslaufen werden diverse Übungen durchgeführt, wie Mann über Bord und Ruderversager. Am zweiten Tag steht ein Schmankerl auf dem Plan: das Mehrzwecklandungsboot Lachs fährt ein Landemanöver am Strand des Munitionsdepots Jägersberg. Sobald der Kommandant die Rampe freigegeben hat begeben sich die ersten Besatzungsangehörigen an den Strand, um Landungssteine zu sammeln (Landungssteine sind für Landungsbootfahrer so etwas wie für andere Einheiten ein Coin). Danach geht es weiter in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK), wo es selbstverständlich Zeit für die obligatorische Kanalwette gibt. Dazu geht der Navigationsunteroffizier mit einer Mütze durch die Besatzung, welche kleine zusammengefaltete Zettel in den Hut wirft, die mit den Tipps über die Dauer der Fahrt durch den NOK versehen wurden. Gewettet wird um die Ehre. In der Schleuse darf natürlich auch das traditionelle Schleusen-Eis nicht fehlen. Nach der Passage verbringt die Besatzung eine Nacht an den Dalben in Brunsbüttel, um am nächsten Morgen frisch in die Nordsee zu starten. Für den Transit in der Nordsee ist das Wetter der Besatzung hold. Es ist fast zu schön, wie die Ruhe vor dem Sturm und der Sturm soll noch kommen! Die Zeit des Transits wird genutzt, um die in diesem Jahr 50 Jahre alt gewordene Dame hübsch zu machen. Schließlich will die Besatzung auf Borkum ihr 50 Jahre altes Boot präsentieren und zeigen, dass die Landungsboote trotz ihres Alters noch vorbildlich gepflegt sind. Aufgrund des guten Wetters ist zum Abend der Transit abgeschlossen und die Lachs geht vor Borkum vor Anker. Am nächsten Morgen hat der Wind deutlich aufgefrischt. Nachdem der Anker gelichtet ist, geht es durch das enge Fahrwasser in den Hafen von Borkum. Während der Revierfahrt stellt sich bereits ein Ausbildungserfolg der Reise in die Nordsee ein - das Manövrieren in engen Gewässern unter Beeinflussung von Gezeitenströmungen. Das ist eine Erfahrung, die ein Nautiker haben muss. Schon während des Anlegemanövers sammeln sich die ersten interessierten Borkumer am Hafen und beobachten das Schauspiel. Offensichtlich verbreitet sich die Nachricht, dass wieder ein Landungsboot im Hafen von Borkum liegt, wie ein Lauffeuer über die Insel, denn bereits zum Mittag sind die ersten ehemaligen Landungsbootfahrer an der Pier, um das Boot und die Besatzung willkommen zu heißen. Hier zeigt sich auch der Ertrag der Arbeit während des Transits. Es wird bewundert, wie gut das Boot in Schuss ist und dass es sogar besser in Farbe steht als früher. Es entwickeln sich viele interessante Gespräche mit den Ehemaligen, in denen die Besatzung einiges über die frühere Zeit der Landungsboote erfährt. Ein Ehemaliger der Erstbesatzung der Lachs bringt sogar einen Diaprojektor an Bord und zeigt Bilder aus früheren Zeiten. Im Laufe des Wochenendes kommt der Sturm auf, welcher sich mit der Ruhe während des Transits angekündigt hat. Ein Auslaufen am Montag scheint fraglich. Nachdem der Kommandant das Wochenende über die Wettervorhersage mit Sorge beobachtet hatte steht am Sonntagabend fest, ein Auslaufen kommt nicht in Frage. Angekündigt sind Winde aus Nord-Nord Ost mit bis zu 7 Windstärken. Gerade aus nördlichen Richtungen baut sich bei einem solchen Wind eine hohe See auf und es werden bis zu 4 Meter Welle erwartet. Diese Wetterlage macht den Reiseplan, die Insel Helgoland zu besuchen, zunichte. Eine Wetterbesserung ist erst ab Mittwoch in Sicht und so bleibt das Mehrzwecklandungsboot Lachs im geschützten Hafen von Borkum und wettert ab. 106

107 Am Mittwoch hat sich der Wind gelegt und die Wellen sind deutlich abgeflaut. Es herrscht noch circa 0,5-1 Meter Swell, als Zeuge des vorbeigezogenen Sturms. Bereits um 08:00 Uhr Ortszeit verlässt das Boot den Hafen von Borkum, um die vom Navigationsmaat vorberechneten Gezeitenströme des ablaufenden Wassers zu nutzen. Diese spielen dem Plan, die verlorene Zeit wieder etwas aufzuholen, in die Karten. Durch die Gezeitenströme angeschoben erreicht das Mehrzwecklandungsboot Lachs am Abend die Schleuse von Brunsbüttel und verbringt die Nacht wieder an den Dalben in Brunsbüttel der Zeitplan ist, wenn auch leider ohne Hafenaufenthalt auf Helgoland, wieder aufgeholt. Nach Passage des NOK läuft das Boot im Marinestützpunkt Kiel ein, um dort Nachversorgungen durchzuführen und Teile der Besatzung zu tauschen. Für den Autor des ersten Teils endet die Reise ebenfalls dort, denn er übergibt dem Kommandanten des Mehrzwecklandungsboot Schlei seinen Kojenplatz. Autor: Hauptbootsmann Marvin Hirschauer 2. Teil: Ostseetour Freitag, 27. Mai 2016: Das Mehrzwecklandungsboot Lachs liegt nach der NOK Passage am Vortag zur Kraftstoffübernahme im Kieler Tirpitzhafen. Hier wird das Boot zudem mit Verpflegung und Kantinenwaren aufgefüllt. Um 14 Uhr werden die Leinen eingenommen und der zweite Teil des ISEX beginnt. Diesmal geht es in die Ostsee, bei hoffentlich ruhigerem Wetter soll die Besatzung weiter ausgebildet werden. Außerdem steht ein Hafenbesuch in Stralsund an. Nach dem Verlassen der Kieler Förde geht das Boot auf Ostkurs, bis am Abend der Anker vor Fehmarn fällt. Am nächsten Tag wird nach der Passage der Fehmarnsundbrücke ein Handwaffenschießen durchgeführt. Als das ausgebrachte Seeziel nach einer Stunde völlig durchlöchert wieder eingenommen wird, ist der Kommandant zufrieden. Der Transit in Richtung Stralsund wird anschließend zügig wieder aufgenommen, da der Ostwind in den nächsten Tagen deutlich zunehmen soll, was keine guten Vorrausetzungen sind, um wie geplant Rügen zu umrunden. So lautet jetzt das Ziel, schnellstmöglich in den Greifswalder Bodden zu verlegen, wo das Boot gut geschützt ist und die Ausbildung weiter fortgesetzt werden kann. Die Tage in dem landschaftlich sehr schönen Gewässer zwischen Rügen und der Küste Vorpommerns werden nicht langweilig, Übungen der verschiedenen Art werden durchgeführt. Mann über Bord wird genauso geübt wie Feuer im Schiff und Ruderversager. Wie anstrengend es sein kann den Anker von Hand zu hieven, stellt eine besondere Erfahrung für die Besatzung dar, diese Übung hat es in sich! Donnerstag, 2. Juni 2016: In den frühen Morgenstunden wird der Anker gelichtet und der Loste übernommen. Dann geht es 15 Seemeilen durch den wunderschönen Strelasund. Das Panorama der alten Hansestadt Stralsund ist bald hinter den Windungen des Sundes zu erkennen. Nach Passieren der Klappbrücke, welche Touristen nach Rügen bringt, legt das Boot an der Fährbrücke an. Vom 2. bis 5. Juni findet das Stralsunder Hafenfest statt. Neben der Gorch Fock I, die ganzjährig hier liegt, machen zahlreiche Segler an den Liegeplätzen der historischen Hafeninsel fest. Tausende von Besucher strömen in den nächsten Tagen in die Altstadt und natürlich auf das Festgelände am Hafen. Unser Landungsboot liegt mitten im Geschehen und zieht ebenfalls Jung und Alt an. Während des Open Ship sehen sie sich das Boot an und stellen zahlreiche Fragen. Das Wetter ist sommerlich, fast schon tropisch. Die Temperaturen knacken die 30-Grad-Marke. Eine Seewasserkühlung auf dem Ladedeck bringt etwas Abkühlung im Boot. Am 6. Juni macht die Besatzung morgens wieder Seeklar. Die Diesel werden gestartet, endlich geht es wieder auf See! Der Rücktransit gestaltet sich unproblematisch. Noch einmal werden ein Seeziel mit dem MG3 bekämpft, verschiedene Übungen und ein kurzes Touch and Go in Warnemünde durchgeführt, bevor das Mehrzwecklandungsboot Lachs am 9. Juni 2016 wieder im Heimathafen Eckernförde festmacht. Die fast vierwöchige Tour ist beendet, der Kommandant Hauptbootsmann Hellwig zieht eine überaus positive Bilanz. Wieder einmal konnten Besatzung und Boot ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Obwohl die Ladungsboote 50 Jahre auf dem Buckel haben, gehören sie noch nicht zum alten Eisen! Autor: Stabsbootsmann Daniel Kakuk 107

108 Mehrzwecklandungsboot Lachs in Stralsund 108

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110 Der Marinestützpunkt Eckernförde Infrastruktur im Wandel der Zeit Mit der Entscheidung die Preußer-Kaserne langfristig abzugeben und die Marineschutzkräfte in der ehemaligen Marinewaffenschule (MWaS), welche zum Marinestützpunkt umgegliedert wurde, unterzubringen, war ein erheblicher Umbruch für die künftig geplante Ausrichtung und eine neue Nutzung der Gebäude erforderlich. Aus der von einer für den Schulbetrieb ausgerichteten Infrastruktur, welche größtenteils Mitte der sechziger Jahre gebaut wurde, galt es nun, optimale Bedingungen für die neuen Nutzer zu realisieren. 110

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112 Neben den fälligen Sanierungen der alten Gebäude, welche seit ihrer Fertigstellung ohne Unterbrechung genutzt wurden und somit einen erheblichen Investitionsstau aufweisen, müssen auch neuere Aspekte berücksichtigt werden. So standen unmittelbar nach der Übernahme durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BlmA) jährlich 2,1 Millionen Euro für den Bereich Bauunterhalt" zur Verfügung, um den auf ca. 23 Millionen Euro angewachsenen Investitionsstau Zug um Zug zu bewältigen. Wenn man im Vergleich hierzu die vorher verfügbaren Haushaltsmittel von ca Euro pro Jahr betrachtet, wird das Ausmaß der Verbesserung deutlich. Der Ende 2008 eingeführte neue Unterkunftsstandard, welcher unter dem Begriff Kaserne 2000 schon einmal existierte und in Gebäude 55 erstmalig im Jahr 1992, noch zu Zeiten der Marinewaffenschule (MWaS), umgesetzt wurde, hat nun eine erneute Revision erfahren und wird seit 2015 als Hotelstandard geplant. der Zeit auch keine neue Feuerwehrwache gebaut werden. Die Planungen für eine neue Feuerwache zogen sich über viele Jahre und wurden schließlich Ende 2014 umgesetzt. Der geplante Einzug musste jedoch von April/Mai 2016 auf das erste Quartal 2017 geschoben werden. Die Ziellinie" ist aber in Sicht und die Vorbereitungen für den Umzug laufen bereits an. Neubau Feuerwehrwache Ein gutes Beispiel für sich verändernde Gebäudenutzungen ist das Gebäude 2 (Borkum). Hier war zu Zeiten der MWaS der Fachbereich Minenabwehr untergebracht. In den Hörsälen und Ausbildungsanlagen wurde die gesamte Ausbildung für die Minenwaffe durchgeführt. Ohne Sanierungsmaßnahmen wurde im Jahr 2003 dort dann die neu aufgestellte Bundeswehr-Feuerwehr als Übergangslösung untergebracht. Der Zustand des Gebäudes nach dem Auszug der Mine und dem Einzug der Feuerwehr war eine besondere Herausforderung, da dieses Gebäude natürlich nicht den Belangen einer Feuerwehrwache entsprach. Jedoch konnte in der Kürze Nach Auszug der Feuerwehr ist für das Erdgeschoss der Einzug der Marinekäfer" und des MUKdo II B 33 vorgesehen. Hierfür muss das Gebäude im Rahmen einer umfangreichen Sanierung jedoch erst noch hergerichtet werden. Diese Maßnahme wiederum hängt mit einem weiteren Gebäude zusammen, woran die Abhängigkeit der Baumaßnahmen untereinander recht deutlich wird. Jede kleinste zeitliche Verzögerung oder auch Bundeswehrinterne Umgliederungen, Personalaufwuchs, die Aufstellung neuer Verbände oder neue Vorgaben bezüglich der Unterbringung, neues Material, neue gesetzliche Auflagen (z.b. Brandschutz, Hygiene), um nur einige Faktoren aufzuführen, lassen Planungen und Zeitachsen schnell wieder obsolet werden. Aber auch das Personalfehl und Umgliederungen außerhalb der Bundeswehr zeichnen sich als ein Störfaktor aus, da die Abhängigkeit von der Bauverwaltung einen entscheidenden Einfluss auf eine zeitgerechte Umsetzung beinhaltet. In Gebäude 6 (Rügen), wo sich damals viele Referenzsysteme der alten Boots-/Schiffsklassen befanden, wurde 2003 die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung (ZAW) als eigenständige Dienststelle etabliert, in welcher aktuell bis zu 200 Zeitsoldaten z.b. als Mechatroniker ausgebildet werden können. 112

113 Das alte Gebäude der Ausbildungsanlage Waffensystem Uboot 206 (206er AWU), Schwarz/Weiß, wie es auch genannt wurde, ist nun die Heimat der Minentaucher. Hier stehen Taucherspinde, Füllstation und dergleichen bereit. Diese veränderte Nutzung lässt sich für viele Bereiche fortführen und gibt einen Anhalt dafür wie komplex die Veränderungen in Eckernförde sind. Aktuell sind hauptsächlich Neubauten in der Umsetzung, da ein Freizug zur Sanierung bestehender Gebäude durch die Vollauslastung der Liegenschaft nicht zu realisieren ist. Trotz dieser Tatsache sind Interimslösungen in Form von Containerkomplexen unabdingbar und fordern Einschränkungen von den jeweils betroffenen Dienststellen. Als erste Bauetappe sind hinter der alten Taucherübungshalle zwei (von drei) Neubauten entstanden (der sogenannte Campus). Die Übergabe dieser Neubauten ist zum Ende dieses Jahres vorgesehen und liegt somit im Zeitplan. Sie hätten zwar früher fertiggestellt werden Das Thema Taucherübungshalle ist leider eine Havarie par excellence. Es fing Ende 2011 alles recht vielversprechend an und endete aufgrund diverser Dichtigkeits- und Statikprobleme vorerst im Mitte 2012 mit einem Baustopp. Ein Beweissicherungsverfahren zog sich bis zum 12. Mai 2015 hin und im Anschluss wurden die Karten neu gemischt. Ein anderes Ingenieurbüro prüft eine Sanierbarkeit und die voraussichtliche Bauzeit. Wann eine Taucherübungshalle wieder zur Verfügung stehen wird, ob saniert oder als Neubau, lässt sicher derzeit nicht seriös einschätzen. Die Dimensionen für die vorgesehenen Baumaßnahmen sind beachtlich. Seit Ende 2008 ist die Summe der Gesamtinvestitionen von ca. 121 Millionen auf mittlerweile 279,5 Millionen Euro angestiegen. Aber das Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht erreicht, da einige Bedarfsforderungen noch erstellt werden müssen und der beschlossene weitere Aufwuchs von ca. 400 Soldatinnen/Soldaten und zivilen Beschäftigten noch unberücksichtigt ist. Ähnlich verhält es sich mit der bisherigen Sanierungsplanung für die Ostmole, welche schon gut 50 Jahre alt ist. Hier liegen Gutachten vor, welche eine Sanierbarkeit der Ostmole quasi ausschließen. Die aktuelle Nutzerforderung lässt deshalb können, aber die gute Baukonjunktur und die daraus folgende Auslastung der Baufirmen haben dieses leider verhindert. Der Bau des dritten Gebäudes wurde auch begonnen und stellt mit 12 Millionen Euro einen Meilenstein für die Kampfschwimmer (KS) dar, da hier viele Bereiche der KS erstmalig unter einem Dach zusammengefast werden. Neubauten SeeBtl und KSM aufgrund der erhöhten Verkehrslasten eigentlich nur einen Neubau zu. Damit nicht genug: Der gesamte Hafenbereich, inklusive der Bestandsgebäude muss in den nächsten 12 Jahren einer Gesamtsanierung unterzogen werden. Alles in allem wird die Gesamtinvestitionssumme für den Stützpunkt Eckernförde durch noch nicht abgebildete Baumaßnahmen (aufgrund der Personalverstärkung für Eckernförde von ca. 500 Personen) weiter steigen. 113

114 Auf der Zeitachse ist derzeit die Fertigstellung aller im Unterbringungsfachinformationssystem (UFIS) abgebildeten Baumaßnahmen (derzeit 63) landseitig für 2024 vorgesehen. Für den Hafenbereich gehen die Planungen von 2026 aus. So ist es nicht verwunderlich, dass der schon länger vorgesehene Zeitpunkt der Schließung der Preußer-Kaserne mehrfach geschoben wurde und nun mit einer voraussichtlichen Nutzungszeit bis 2021 in der Planung steht. Das heißt im Klartext: Schließung nach Fertigstellung sämtlicher landseitigen Infrastruktur im Marinestützpunkt Eckernförde. Voraussetzung für die Schließung ist vor allem die Fertigstellung des Wirtschaftsgebäudes, des Betreuungsgebäudes, des Stabsgebäudes Seebataillon, der Unterkunftsgebäude und des technischen Bereiches, in dem dann bis zu 500 Fahrzeuge ihr zukünftiges zuhause finden sollen. Die Planungen für das neue Wirtschaftsgebäude gehen gut voran und eine fristgerechte Fertigstellung rückt in greifbare Nähe. Der wievielte Planungsansatz das mittlerweile ist, kann kaum nachvollzogen werden, aber es ist auf jeden Fall die mit Abstand älteste Bedarfsforderung in UFIS für den Bereich Schleswig-Holstein; die erste Bedarfsforderung stammte übrigens aus dem Jahr 1979! Wäre uns in 2013 nicht die drohende Schließung der alten Truppenküche hilfreich zur Seite gestanden und die Umsetzung eines Interims aus dem Zeit- und Kostenrahmen gelaufen, könnten wir jetzt vermutlich nicht so optimistisch sein. Die herbeigeführte Ressortverhandlung mit dem Bundesministerium für Finanzen und die Einzelfallentscheidung für den Neubau Wirtschaftsgebäude sowie des neuen Betreuungsgebäudes, haben uns hier erheblich vorangebracht. Dennoch wird die voraussichtliche Fertigstellung der Gebäude erst in 2021 bzw erfolgen. Es kann sogar ein Zukauf von weiteren Flächen erforderlich werden, da der gerade entschiedene Personalaufwuchs möglicherweise nicht auf der vorhandenen Liegenschaftsfläche realisierbar ist. Die Gesamtliegenschaft umfasst derzeit ca. 120 ha landseitig und ca. 70 ha Hafen- bzw. Wasserfläche. Die zwingend erforderliche Anbindung der neuen Gebäude und Interims-Containerlandschaften an die Medien, also an die unterirdischen Bereiche für Strom, Wasser und Fernwärme, ziehen Einschränkungen im täglichen Dienstbetrieb nach sich und werden uns alle noch auf Jahre begleiten. Diese Herkulesaufgabe, alles optimal und fristgerecht aber mit den geringstmöglichen Einschränkungen/ Beeinträchtigungen für den täglichen Dienstbetrieb zu koordinieren und zu realisieren, wird nur dann gelingen, wenn bei allen Einliegern auch die Einsicht über die Notwendigkeit dieser Maßnahmen besteht und eine gewisse Leidensfähigkeit" abgefordert werden kann. Bisher haben die betroffenen Verbände dies getan und so ihren Beitrag geleistet, um auf dem langen Weg zum Ziel harmonisch weiter voranzukommen. Sanierung Gebäude des Hafenkapitäns Als ein weiterer Meilenstein ist die Zusammenlegung der beiden benachbarten Liegenschaften des Marinestützpunktes Eckernförde und der WTD 71 Nord zu sehen. Durch den jetzt erfolgten Zusammenschluss wird ein Teil der Baumaßnahmen überhaupt erst realisierbar, da die Fläche im Stützpunkt hierfür vorher nicht ausgereicht hätte. Autor: Fregattenkapitän Michael Blunk S3, Stellvertreter Kommandeur und Kasernenkommandant MStpKdo Eckernförde 114

115 Force Enabler im Grundbetrieb Fuhrpark und Kfz-Management im Marinestützpunktkommando Warnemünde Einsatzunterstützung als vorrangige Aufgabe der Marinestützpunktkommandos umfasst neben der Sicherstellung des Hafenbetriebes sowie der Ver- und Entsorgung der dort beheimateten Schiffe und Boote weitere umfangreiche Unterstützungsleistungen. Leistungsfähigkeit und Flexibilität sind hierbei maßgeblich abhängig von internen Force Enablern, Bereichen also, die den Einsatz von Streitkräften überhaupt erst ermöglichen, allerdings selten im Fokus der Betrachtung stehen. Dieser Artikel erlaubt einen kurzen Einblick in den stützpunkteigenen Fuhrpark und das Kfz-Management als Force Enabler an der logistischen Schnittstelle See-Land. Umfassende Unterstützung aus einer Hand Als maßgebliche landseitige Unterstützungsleistung obliegt dem Marinestützpunktkommando Warnemünde seit 2015 der Betrieb der örtlichen Kfz-Koordinierungsstelle und damit des Fuhrparkmanagements für den Marinestützpunkt Hohe Düne und alle Einliegerkommandos der Marine. Darüber hinaus ist hier die Fahrbereitschaft sowie Expertise in den Bereichen Kfz- Ausbildung und Transportwesen beheimatet. Obgleich ein kleiner und eher unauffälliger Bereich im allgemeinen Dienstbetrieb, ist das ausschließlich militärische Personal zumindest optisch leicht von den übrigen Soldaten am Tagesdienstanzug flecktarn zu unterscheiden. 115

116 Getreu dem eigenen Motto Logistik verträgt kein Amateure versteht sich der Bereich Fuhrpark / Kfz-Management als zentraler Dienstleister für den gesamten Marinestützpunkt. Die Verbringung von Personen zu Einsätzen, Ausbildungsvorhaben, Tagungen, Fortbildungen oder im Rahmen der truppenärztlichen Versorgung zählt ebenso zum Angebotsspektrum wie die meisten Arten von Materialtransporten inklusive sämtlicher Transporte für seegehende Einheiten am Standort oder von/zu Werften zur Unterstützung von Materialerhaltungsvorhaben. Maßgeblichen Anteil haben die Serviceleistungen dieser Teileinheit außerdem für den Erfolg hiesiger Großveranstaltungen, zu denen neben der jährlich stattfindenden Hanse Sail Rostock auch Tage der offenen Tür oder der Tag der Bundeswehr zählen. Eine enge Einbindung des Kfz-Managements, inklusive der Abstimmung der jeweiligen Anforderungen an den Fuhrpark, ist daher bereits in den Planungsphasen für Vorhaben oder Veranstaltungen unabdingbar. Darüber hinaus pflegt der Bereich Fuhrpark/Kfz-Management innerhalb des Marinestützpunktkommandos Warnemünde eine ebenso gute wie enge Zusammenarbeit mit der örtlichen Umschlaggruppe. Den Leitfragen Wie groß? Wie schwer? Wohin? folgend, gelingt es im Zusammenspiel beider Teileinheiten, nahezu den gesamten Transport- und Umschlagbedarf im Marinestützpunkt eigenständig abzudecken. Insbesondere seegehende Einheiten schätzen hierbei die hohe Flexibilität und Reaktionsfähigkeit durch die unmittelbar vor Ort vorhandenen personellen und materiellen Ressourcen, mittels derer auch häufige und kurzfristige Änderungen von Einsatz- und sonstigen Verpflichtungen umfassend bedient werden können. Personelle und materielle Ressourcen Leiter des Fuhrparks und Kfz-Managements ist ein Unteroffizier mit Portepee, dem neben der Organisation, Überwachung und Steuerung des Einsatzes der Fahrer und Fahrzeuge insbesondere die Kraftfahreraus- und weiterbildung sowie die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Bundeswehrdienstleistungszentrum und dem Bundeswehr Fuhrparkservice obliegt. Ihm zur Seite steht ein Unteroffizier als stellvertretender Leiter der Teileinheit und Fahrtplaner. Der Pool der militärischen Kraftfahrer besteht aktuell aus acht Mannschaftsdienstgraden, die möglichst universell auf alle verfügbaren Fahrzeugtypen qualifiziert und im gesamten Spektrum des Personenund Materialtransportes eingesetzt werden. In der angestrebten Zielstruktur wird diese Anzahl auf lediglich fünf Fahrer reduziert werden. Die korrespondierende, wenn auch der Teileinheit Hafenbetrieb unterstellte, Umschlaggruppe ist ausschließlich zivil mit einem Angestellten als Leiter sowie drei weiteren Angestellten als Bedienern der Flurförderfahrzeuge und Fahrzeugkrane besetzt. Ihr obliegt die Durchführung von Umschlag- und Transportarbeiten in enger Abstimmung mit dem Kfz-Management. 116

117 Eine quantitative Bilanz beider Teileinheiten für das Jahr 2015 resultiert in folgenden Rahmendaten: Einsatztage mit PKW, LKW und Bussen, - 21 Tage Kraneinsatz zum Containerumschlag innerhalb des Stützpunktes, - 40 Tage Kraneinsatz zum Munitionsumschlag innerhalb des Stützpunktes, - und weitere 15 Tage Hafenunterstützungsleistungen außerhalb des Stützpunktes, - bei insgesamt 450 Kran- und 350 Gabelstapler-Betriebsstunden. Der Bereich Fuhrpark/Kfz-Management erstellte Fahraufträge für ca Einzelfahrten und hätte so mit einer Gesamtfahrleistung von ca. 1,13 Mio. km die Erdkugel gute 177-mal umrunden können. Vergleichbare Zahlen sind auch für das Jahr 2016 zu erwarten. Das Marinestützpunktkommando verfügt insgesamt über 37 Kraftfahrzeuge und fünf Anhänger. Neben PKW verschiedener Größe stehen zwei Busse für den Personentransport zur Verfügung. Der Fuhrpark umfasst überdies drei LKW, welche durch das 1. Korvettengeschwader, die Taucher- und die Umschlaggruppe betrieben werden, sowie drei Mobilkräne und vier Gabelstapler für den Materialumschlag. Mit dem für das kommende Jahr zu erwartenden Zulauf des derzeit vakanten mobilen 70 t- Kranes wird der Fuhrpark des Marinestützpunktkommandos Warnemünde komplettiert werden, um fortan den gesamten Umschlagsbedarf der seegehenden Einheiten unmittelbar decken zu können. Erstes Fazit eines zentralen Kfz-Managements für den Stützpunkt Auch wenn die Aufgaben Fuhrpark und Kfz-Management hier grundsätzlich dem Grundbetrieb und damit dem Betrieb der Streitkräfte außerhalb von Einsätzen zuzuordnen sind, haben sie doch direkte Implikationen für jeden Einsatz unserer schwimmenden Einheiten. Ähnlich wie Logistik zumindest zeitweise schlicht als gegeben angenommen wird, ist die Erwartungshaltung gegenüber einem Kfz-Management (zu Recht) von dem Anspruch geprägt, Mobilität stets exakt am benötigten Ort, zur benötigten Zeit und im benötigten Umfang zur Verfügung zu stellen. Diesem Anspruch an einen Force Enabler, insbesondere in der Einsatzvor- und -nachbereitung, hat die Einrichtung eines zentralen Fuhrparks und Kfz-Managements im Marinestützpunktkommando Warnemünde Rechnung getragen. Erste Erfahrungen zeigen, dass insbesondere durch die Anzahl der zentral verfüg- und einsetzbaren Fahrer und Fahrzeuge sowohl die Flexibilität als auch die Reaktionsfähigkeit im Bereich Transport und Mobilität nachhaltig gesteigert werden konnten. Zeitgleich konnten mit der sog. Poolbildung des Fuhrparks im Jahr 2015 die angestrebten Einspareffekte realisiert werden, wobei die Prüfung und Umsetzung haushaltsrechtlicher Vorgaben für den Stützpunktbereich zentral durch das Kfz-Management sichergestellt werden. Die Unterstellung unter ein Kommando ermöglicht zudem kurze interne Wege und engere kollegiale Arbeitsbeziehungen und begünstigt so das Zusammenwirken mit anderen unterstützenden Teileinheiten, allen voran der Umschlaggruppe. Folglich hat die örtliche Zusammenführung aus Sicht des Marinestützpunktkommandos Warnemünde sowohl Leistungsfähigkeit als auch Kundenorientierung des Fuhrparks und Kfz Managements als Force Enabler im Grundbetrieb nachhaltig verbessert und ist daher in einem ersten Fazit ausnehmend positiv zu bewerten. Autoren: Hauptbootsmann Gordon Ziegler Fregattenkapitän Arne Tüchsen 117

118 Kiel Conference: Internationale Experten diskutieren über maritime Sicherheit 100 persönlich eingeladene, internationale Experten aus Wissenschaft, Industrie, Politik und den Streitkräften bei der zweiten Kiel Conference Das konzeptionelle Framework wurde schon im letzten Jahr gesetzt, die Premiere in 2015 war mehr als gelungen. Entsprechend hoch waren die Erwartungshaltungen allerseits an die diesjährige Kiel Conference, die pünktlich zum Mittsommer und auch mitten in der Kieler Woche ihre zweite Ausgabe erlebte. Thematisch konzentrierten sich die aus aller Welt angereisten Experten dieses Mal auf die Arktis. High North: Cool Dispassion or Hot Button Topic? war die ganz bewusst etwas provokant gesetzte und ein wenig vom berühmten Filmtitel High Noon abgeleitete Überschrift. Und tatsächlich wurde über diese in den Fokus geostrategischer Überlegungen gerückte kalte Gegend heiß, leidenschaftlich und mit viel Sachverstand diskutiert. Die Arktis ein wahrlich heißes Thema Aber der Reihe nach: Was hat eine solche Konferenz mit der Einsatzflottille 1 zu tun und warum finden Sie diesen Beitrag hier im Jahrbuch? Die Antwort ist einfach: Einer der beiden Veranstalter ist das Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COE CSW). Es hat seinen Sitz nicht nur im Stabsgebäude der EF 1, sondern deren Kommandeur ist zugleich auch der Director des COE CSW. Darüber hinaus ist das Fachgebiet des COE CSW Operationen in küstennahen Flachgewässern und man arbeitet auf diesem Expertisefeld natürlich eng mit den Fachleuten der Deutschen Marine zusammen, die in der Einsatzflottille 1 und insbesondere deren Stab ihren Dienst versehen. Die Kiel Conference erlebte ihre Premiere im letzten Jahr, doch die ersten konzeptionellen Überlegungen gehen schon auf das Jahr 2014 zurück. Dort begann eine erfolgreiche wie enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den Streitkräften, die nicht nur an der Förde ihresgleichen sucht. Gemeinsam mit dem Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK) hat sich das Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters in einer Kooperation aufgemacht, ein neuartiges Format, die Kiel Conference, zu konzi- 118

119 pieren und auszugestalten. Die englischsprachige Veranstaltung findet, mit Ausnahme der Grußworte und des Eröffnungsvortrags, unter der Chatham House Rule statt, derzufolge der Diskurs frei und ohne Rückbezug auf die teilnehmenden Personen und deren Organisationen erfolgt. Diese Herangehensweise unterstreicht das Selbstverständnis der Kiel Conference als innovative Fachtagung, die bewusst einen offenen Austausch zwischen den Teilnehmern herbeiführen und zugleich opportunes Verhalten verhindern sowie konformistischen Ergebnissen entgegenwirken soll. In diesem Sinne sind auch die Vorträge und Podiumsdebatten konzipiert: Die Referenten und Moderatoren sind ausdrücklich aufgefordert, kreativ zu sein und etwaige Grundüberzeugungen der Konferenzteilnehmer zu hinterfragen. Teilnahme nur auf persönliche Einladung Diese bewusst in den Rahmen der Kieler Woche eingebettete eintägige Veranstaltung richtet nunmehr alljährlich den Fokus auf eine bestimmte maritime Region, um daran aktuelle Herausforderungen an die maritime Sicherheit zu spiegeln. Der Start in 2015 war den Herausforderungen vor der eigenen Haustüre, der Ostsee, gewidmet. Kamen zu dieser Konferenz bereits 80 internationale Teilnehmer, erweiterten die Veranstalter das Feld in diesem Jahr auf 100 Personen. Mehr aber sollen es in Zukunft nicht werden, denn die Kiel Conference lebt von einer gezielten und wohl überlegten Selektion von Experten, die zum jeweiligen Fokus-Thema nach einem vorher austarierten Verteilungsschlüssel aus den Bereichen Politik, Wissenschaft, Industrie und eben den Streitkräften eingeladen werden. Dies schafft ein einzigartiges Forum, bei dem es keine klassischen Konferenzbesucher bzw. reine Zuhörer gibt. Bei einer so überschaubaren Veranstaltung entsteht eine sehr dichte Atmosphäre von Kommunikation und Interaktion zwischen den Experten in den Panels auf der Bühne und dem Auditorium. Ein ganz besonderer Key Note Speaker: Vice Admiral (RN) Clive CC Johnstone, CB CBE, Commander NATO Allied Maritime Command 119

120 Auf den Panels wurde über Maritime Security Challenges in der Arktis diskutiert. So war es auch in diesem Jahr beim Thema High North. Das Programm bestand aus drei moderierten Diskussionsrunden (sog. Panels), an denen jeweils renommierte Experten auf dem Podium saßen. Ein Highlight und gleichzeitig eine Weiterentwicklung aus dem letzten Jahr war die sogenannte Key Note Conversation, bei der alle Panel Leader noch einmal die Ergebnisse ihrer eigenen Diskussionsrunden in diese finale zusammenfassende Diskussion mit einbrachten. Die Arktis war ein äußerst spannendes Thema der diesjährigen Kiel Conference. Zwar wurde deutlich, dass diese Gegend der Welt wohl bisher noch wenig Anlass zur größeren geopolitischen oder geostrategischen Sorge bereitet, aber doch zunehmend in den Fokus der unterschiedlichsten Einflussgrößen gelangt. Auch hierin wird der Geist der Konferenz deutlich: die Veranstalter wollen mit ihrem Expertenforum voraus schauen lassen, frühzeitig problemorientiert diskutieren und zuspitzen sowie mögliche Lösungsansätze bewerten. The Arctic is a really harsh environment. It rewards understanding (...) and cooperation, not confrontation, sagte dann auch der Commander NATO Allied Maritime Command, Vizeadmiral Clive CC Johnstone in seiner Key Note Speach. Er unterstrich nicht zuletzt mit seiner Anwesenheit die Bedeutung der Kiel Conference. Frühzeitig die Themen von morgen adressieren Das taten auch international renommierte Wissenschaftler und Experten in den drei Panels. Dort behandelte man Themen wie Erforschung und Schifffahrt in diesem sehr schwierigen geographischen Umfeld, beschäftigte sich aber auch mit den Aspekten von Sea Power sowie mit politischen/maritimen Sicherheits-Regimen und Rahmenbedingungen hinsichtlich der Arktis. Eine Veranstaltung dieser Art hat in der Kieler Woche gefehlt, das haben uns die vielen positiven Rückmeldungen nach nun zwei Kiel Conference gezeigt, bilanziert der Director des COE CSW, Flottillenadmiral Jan C. Kaack. Daher möchten wir dieses besondere Arbeitsund Diskussionsforum künftig fest im Kalender der Kieler Woche verankern. Ihn unterstützt der Direktor des ISPK: Die Kiel-Conference stellt den Versuch dar, einen sach- und problemorientierten Dialog über aktuelle und absehbare maritime Sicherheitsprobleme herzustellen, stellt Professor Dr. Joachim Krause fest. Geleitet von der Überzeugung, dass der Frieden leider keine Selbstverständlichkeit ist, werden auch militärische Themen bei der Kiel Conference besprochen, ergänzt Krause Frieden ohne Sicherheit ist nicht möglich, kluge und vorausschauende Sicherheitspolitik hingegen ermöglicht die Verhinderung und Eindämmung von Konflikten im 21. Jahrhundert. Dafür ist ein offener Dialog unabdingbar. Viel Lob durch die Konferenzteilnehmer und die durchweg ausgesprochen positive Evaluation sind für ISPK und COE CSW ein zusätzlicher Ansporn, diese fruchtbare Kooperation zwischen der Wissenschaft und den Streitkräften zu vertiefen und weiter auszubauen. Autor: Kapitän zur See Alexander Wald, COE CSW 120

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