Tinnitus-Retraining als Kompaktkur

Transkript

1 Tinnitus-Retraining als Kompaktkur Ein Angebot des Soleparks Bad Salzelmen

2 Ambulantes Tinnitus-Retraining Ursachen, Diagnostik und Therapie des Tinnitus

3 Was ist Tinnitus? Tinnitus (lat. tinnire-klingen) ist ein ohne äußeren akustischen Reiz mit Bedeutung verbundener Ton in der Hörwahrnehmung. Er kann ausschließlich durch Fehlsteuerungen (subjektiv), oder durch körpereigene Prozesse (objektiv) ausgelöst werden.

4 Wie häufig ist Tinnitus? In den USA haben 30% der Bevölkerung mindestens zeitweise Erfahrung m. Tinnitus In Deutschland haben 10% der Bevölkerung Ohrgeräusche (Tendenz steigend), davon 70% chronisch. 1% ( ) der Deutschen hat einen behandlungspflichtigen chronischen Tinnitus.

5 Tinnitus-eine unendliche Geschichte

6 Das Ohr, ein Werk Gottes schrieb ein alter Anatom ehrfürchtig unter seine Skizzen (Psalm 95), die er für seine Studenten angefertigt hatte. Wir können die Ohren nicht wie die Augen schließen und sind allen Umweltgeräuschen ständig ausgesetzt. Denken wir an Menschen, die keine Hände haben, sie können sich nicht die Ohren verschließen. In China wurden mit Lärm sogar Todesurteile vollzogen. Unser Hörorgan ist viereinhalb Monate nach der Empfängnis fertig ausgebildet. Es hat seine endgültige Größe erreicht. Alles an uns wächst weiter - nur das Innenohr hat seine endgültige Größe erreicht. Aber wir hören schon viel früher. Hören bildet in den Monaten, in denen wir Fötus und Embryo sind, die Hauptbeschäftigung unseres Leben.

7 Ohrmuschel Das Ohr Bogengänge Labyrinth Schnecke (Cochlea) mit Corti - Organ Sitz der Haarzellen) Hörnerv Ohrtrompete äußerer Gehörgang Trommelfell Mittelohr m. Gehörknöchelchen

8 Die Theorien Cochlea/Haarzellen Phantom-Schmerz Schmerztheorie Neurophysiologische Theorie Mechanismen der Chronifizierung Erfahrungen/Erlebnisse Teufelskreismodell

9 Der am Tinnitus Leidende

10 Tinnitus ist keine Krankheit! Er ist vielmehr ein lästiges Symptom (wie Schmerz, Fieber etc.), welches keine einheitliche Ursache hat.

11 Tinnitus-Sekundärsymptome Leidensdruck Depression Schlafstörung Leistungsminderung

12 objektiver-subjektiver Tinnitus objektiver Tinnitus subjektiver Tinnitus kann durch geeignete Mittel auch von anderen gehört werden kann nur vom Patienten gehört werden

13 organische Tinnitusursachen cervicale muskuläre Dysbalancen (75%) Kiefergelenksanomalien (30%) Blutdruckunregelmäßigkeiten Mittelohrprobleme (Tubenkatarrh, Loch) Geschwulst des Hörnerven (Akustikusneurinom) Knall- und Lärmschäden der Hörschnecke Multiple Sklerose usw.

14 Tinnitusdiagnostik-eine Auswahl Hörprüfung Sprachhörprüfung Tinnitusbestimmung Unbehaglichkeitsschwelle Gleichgewichtsuntersuchung Tympanometrie Hirnstrommessung (BERA) Otoakustische Emissionen Kiefergelenksunters. Orthopäde (HWS) Neurologe Internist

15 nichtorganische Tinnitusursachen (Dys-) Streß, Reizüberflutung psychische Dysbalancen zentrale Alterungs- und Degenerationsprozeße fehlerhafte neuronale Verschaltungsprozeße elektrophysiolog. Fehlsteuerungen

16 Die Theorien zur Chronifizierung Multidimensionales Modell des chronischen Tinnitus sozial zwischenmenschlich sozial - ökonomisch biologisch organisch funktionell chronischer Tinnitus Ätiologische Faktoren Wirkungsfaktoren psychisch emotional kognitiv

17 Tinnitus: Teufelskreise Müssen Wollen Können X Y Persönlichkeit Symptome Z

18 Tinnitus: Problematik Tinnitus-Patient

19 Therapie des Tinnitus akut (max.3 Monate alt): vorrangig Medikamente (Durchblutung, Zellstabilisierung, Schlafförderung, Antidepressiva usw.) chronisch (>3Monate alt): vorrangig psychosomatische Therapie nur in Ausnahmefällen Medikamente

20 Die Umsetzung- Behandlungsmodelle Tinnitus Akuter Tinnitus Chronischer Tinnitus Fragestellung Warum hat der Patient Tinnitus? Wie kommt der Patient mit seinem Tinnitus zurecht? Abklärung Suche nach Ursachen Befundinterpretation Ermittlung des Selbsthilfepotentials Behandlung: Ziel Heilung Optimierte Funktion (management, coping) Schwerpunkt Somatisch Somatopsychosozial Maßnahmen spezifisch, ursächlich vorwiegend passive Haltung des integrativ, Selbsthilfe- und lebensqualitätsbezogen aktive Haltung des Patienten erforderlich Patienten Medikamente (Analgetika) wichtig Analgetika und Tranquilizer eher ungünstig Vorgehen Wenige Ärzte befaßt Multidisziplinäre/professionelle Teamarbeit Arzt-Patienten-Beziehung: Arzt Patient Patienten- Situation Für Erfolg und/oder Mißerfolg der Therapie allein verantwortlicher Experte (Passiver) Empfänger von therapeutischen Maßnahmen und Verhaltensmaßregeln Regression: angewiesen auf Fremdhilfe Träger der Fachkompetenz, mitverantwortlicher Berater aktiv an Konzeptgestaltung beteiligt, kritischer Partner Progression: Selbsthilfe als wichtiges Werkzeug

21 Die Umsetzung- Tinnitus-Bewältigung 1. Phase Die Symptome sind so stark, daß oft kein normales Leben mehr geführt werden kann. Extreme Fixierung auf die Tinnitusempfindungen. Gefühl des Ausgeliefertseins. "Ich habe Angst, verrückt zu werden, mit meinem Leben nicht mehr zurechtzukommen. Ich habe Angst, taub zu werden. 2. Phase Mehrjähriger Bewältigungsprozeß. Aktive Änderung der bisherigen Lebensart und Denkweisen. Der Tinnitus will mir helfen, wieder ich selbst zu werden. Dem Leben mit ihm muß ein neuer Sinn gegeben werden". 3. Phase Akzeptanz. Subjektive Linderung, die als teilweise oder vollständige Heilung empfunden wird: "Ich habe den Tinnitus zwar noch, aber er ist mir keine Last mehr'. Nicht die Dinge an sich beunruhigen die Menschen, sondern Ihre Meinung über die Dinge (Epiktet).

22 Grundsätze der Tinnitustherapie (auch wenn sie nicht gern gehört werden) Jeder Tinnitus kann behandelt werden! -aber nicht geheilt! Wer seinen Tinnitus geheilt bekommen will, kann nur enttäuscht werden. Eigenaktivität vor Therapiekonsum. So viel Behandlung wie nötig, nicht so viel wie möglich.

23 Die Therapie Komplex-Therapie Somato Psycho Sozio Pharmaka Reflextherapie Geräteversorgung Physiotherapie Sport Basisseminare Gesprächstherapie (Einzel und Gruppe) Themenzentrierte Gruppen Entspannungsverfahren Nonverbale/Kreative Methoden Körperorientierte Methoden Imaginative Psychotherapie Spezielle psychotherapeutische Verfahren Biofeedback Information Beratung Seminare Problemorientierte Gruppen Kognitives Training Interdisziplinäre Leistungseinschätzung

24 Therapie bei chronischem Tinnitus Tinnitusbewältigung statt Tinnitusbeseitigung!

25 Der Weg zur Tinnitusbewältigung

26 Tinnitusbewältigungsstrategien sensibilisieren der Sinnesorgane für andere Reize mobilisieren der Körperwahrnehmung stärken des Selbstbewußtseins Bewältigung von sozialen Konflikten relativieren der Beschwerden Verbessern des Schlafverhaltens Lebensfreude

27 Tinnitus- Theorie Retraining Das Tinnitusmodell von Hazell und Jastreboff Subkortikal Erkennung Filterfunktion Verstärkung Abschwächung Primäres Hörzentrum Wahrnehmung und Bewertung Steuerung Limbisches System Emotionswelt emotionale Reaktionen Innenohr Steuerung Sensor Belästigung

28 Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) Aufklärung Geräteversorgung (Hörgerät oder Noiser) kombiniertinterdisziplinäre Behandlung mit: Psychotherapeut Physiotherapeut Körpertherapeut Audiologe Musik-/ Klangtherapeut

29 Tinnitus-Retraining-Therapie Wissen und Verstehen, Vermindern von Ängsten und Befürchtungen; aktives Umdenken, den Tinnitus nicht als Feind, sondern neutral zu betrachten; Passive Umprogrammierung durch Einsatz von Geräuschgeneratoren (Masker, Noiser) bzw. Hörgeräten, Desensibilisierung der Lärmempfindlichkeit; Geräusch - und Wahrnehmungstraining; Verbesserung des Allgemeinzustandes; aktive Suche nach Verbesserungen des körperlichen, psychischen und sozialen Befindens; Hilfe von außen durch Psycho- und Körpertherapie (jeweils in der Gruppe); ggf. medikamentöse Unterstützung (z.b.schlaf- mittel oder Antidepressiva).

30 Ambulantes Tinnitus-Retraining Das Programm

31 Ziele des Trainings Reduzierung der psychischen Belastung der Patienten durch das Ohrgeräusch Verbesserung des Schlafverhaltens Medikamenteneinnahme reduzieren

32 Kriterien für die Patientenauswahl Tinnitus länger als 6 Monate. Beeinträchtigungen von Erleben /Verhalten. Die subjektive Tinnitusschwere liegt zw. 35 u. 60 Punkten (Gesamtscore im Tinnitus- fragebogen nach GOEBEL u. HILLER). keine psycholog. Kontraindikationen andere kausale Behandlungs- methoden sind ausgeschöpft oder nicht indiziert.

33 Zusammensetzung des Behandlerteams 1 niedergelassener HNO - Arzt 1 Diplompsychologe 1 Qigong - Lehrerin 1Physiotherapeutin 1 Hörgeräteakustikerin 2 Klangtherapeuten

34 HNO-Betreuung medizinische und audiologische Basisdiagnostik, Verlaufsdiagnostik über 3 Untersuchungs- Zeitpunkte, ärztliche Einzelkonsultationen nach Bedarf im Trainingsverlauf Verordnung bzw. Anpassung von Hörgeräten / Noisern medizinische und audiologische Abschluss - Diagnostik.

35 Psychologische Tinnitusbewältigung eine Veränderung der Bewertung der Bedrohlichkeit des Symptoms die Vermittlung der Einstellung, den Tinnitus kontrollieren zu können die Vermittlung behavioraler Coping - Strategien eine Verbesserung des Umgangs mit psychosozialen Stressoren

36 Musik- und Klangtherapie

37 Qigong

38 Physiotherapie

39 sehr zufrieden zufrieden eher zufrieden eher unzufrieden unzufrieden sehr unzufrieden Behandlungsbewertung durch die Patienten (Abschlußbogen) Mit dem Training bin ich zufrieden. 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0

40 Veränderungen im Trainingsverlauf (GOEBEL) Gesamtscore im Goebel-Bogen sinkt in 6 Mona. um 14 Punkte u. bleibt dann konstant signifikante Besserung von emotionaler Belastung, psychischer Belastung, Tinnituspenetranz Schlafverhalten gebessert in Vergleichsgruppe keine Verbesserung der Gesamtscore.

41 Tinnitus SigMed Therapie

42 Tinnitus SigMed Applikator

43 Tinnitus SigMed Indikation funktionelle Störung der HWS funktionelle Störung der Kiefergelenke Tieftonschwerhörigkeit Tieftontinnitus

44 Therapeut. Gedanke der SigMed Therapie Tinnitus Stress Muskelspannung Ungleichgewicht im Verhältnis Muskelaktivität/Durchblutung u.a. von Innenohr u. Nackenmuskulatur

45 Ergebnisse der Pilotstudie nach Goebel Hiller Scores 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 9,1 9,5 6,5 1,9 0,0 vor SigMed nach SigMed 6 Wochen nachher 3 Monate nachher 6 Monate nachher sehr schwer schwer mittel leicht

46 Häufigkeit in % Ergebnisse der Pilotstudie vor SigMed Therapie Auswertungen nach Goebel Hiller Scores leicht mittel schwer sehr schwer

47 Häufigkeit in % Ergebnisse 6 Monaten nach SigMed Therapie Auswertungen nach Goebel Hiller Scores leicht mittel schwer sehr schwer 0

48 Alternative Therapien Akupunktur Ohrakupunktur Homöopathie Kinesiologie Entspannungsübungen (autogenes Training) Muskelentspannung nach Jacobsen Biofeedback Bioresonanz

49 Psycholog. Tinnitus-Bewältigung 1. Ziele: -Aufklärung über die psychologischen Mechanismen der Tinnitus- Verstärkung und der Tinnitus-Minderung -Veränderung des emotionalen Umgangs mit Tinnitus / Abbau von Angst, Gereiztheit, Bedrücktsein, Sich-Bedroht-Fühlen - Veränderung der Wahrnehmung des Symptoms (Aufmerksamkeitslenkung, Wahrnehmungslenkung) - Vermittlung der Einstellung, den Tinnitus kontrollieren zu können - Veränderung des Umgangs mit Tinnitus förderndem Stress (Stress- Bewältigung, Stress-Abbau)

50 Tinnitus - Bewältigungsmethoden 2.1 Gruppenkonsultationen Information und Aufklärung thematische Gruppengespräche Entspannungsübungen Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeits-Training 2.2 "Hausaufgaben" (täglich), vor allem: Entspannungsübungen (nach CD) Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeits-Training (nach CD und Materialien) Übungen bei Schlafstörungen (nach CD) 2.3 Einzelkonsultationen psychologische Weiterbetreuung entspr. individuellen Schwerpunkten (evtl. auch Kleingruppen-Arbeit)

51 Psychologische Tinnitusbewältigung GRUPPENKONSULTATIONEN EINZELAUSWERTUNG FESTLEGUNG DER INDIVIDUELLEN WEITERBETREUUNG EINZELKONSUL- TATIONEN Evtl. KLEINGRUPPEN- ARBEIT

52 Psychologische Tinnitus - Bewältigung Themen der Gruppenkonsultationen 1. Tinnitus und die Interpretation der Stille 2. Stress und Ohrgeräusche 3. Hinhören oder nicht Hinhören 4. Wahrnehmungstraining 5. Rückzug und Schonung 6. Wie gehe ich mit mir und anderen um? 7. Schlaf und Tinnitus 8. Abschluss und Ausblicke

53 Gruppen-u. Einzelarbeit im ambulanten Tinnitus-Retraining Kleingruppenarbeit (6-9 Teilnehmer) in der psychologischen Tinnitusbewältigung, Zusammenfassung mehrerer Kleingruppen in Infobzw. Aufklärungsveranstaltungen, mittlere Gruppen bei übenden Verfahren (z.b. Körpertherapien, Autogenes Training), ca Pers. u. Einzelarbeit (ärztl. Kons., Geräteversorgung, psycholog. Einzelbetreuung)

54 W. Schirmag, Selbsthilfeverein Verlorene Stille e.v. Tel Kontakte Dr. A. Krause, Gesundheitsamt Magd., Tel , HNO-Praxis Sternstr.21, Tel , vitzthum-hno/

55 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!