Gestalterische Kompetenz zeigen

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1 Gestaltung im Alltag Blumen Gaab Gestalterische Kompetenz zeigen Attraktive Warenpräsentation auf 3500 m² Trotz einer Verkaufsfläche von 3500 m² kommt Blumen Gaab in Landau nicht in Versuchung, sich auf Preiskämpfe ein zulassen. Vielmehr werden Qualität, Gestaltung und Dienstleistungen großgeschrieben. In einem so großen Betrieb kann zwar nicht jede Pflanze eine Sonderbehandlung erfahren, doch ist überall die gestalterische Hand von Floristmeister Christian Gaab zu spüren. Text: Edith Strupf Fotos:

2 Das markante Blumengeschäft aus den 1970er-Jahren soll über kurz oder lang einem Neubau und Parkplätzen weichen. Wie die neue Fassade aussehen wird, das ist bereits an der Gestaltung des hinteren, modernen Betriebsteils erkennbar, der 2006 eröffnet wurde. Weiter nach hinten schließen sich 1000 m² Produktionsfläche an (Neubau 2001). Obwohl der Betrieb nicht an einer Hauptverkehrsstraße liegt, wird das Schaufenster meist wöchentlich oder spätestens alle zwei Wochen umgestaltet und als Visiten karte genutzt. Damit die Passanten möglichst schnell erkennen können, was präsentiert wird, setzt Chris tian Gaab auf das Abtrennen des Schaufensters und gestalterisch auf klare Formen und eindeutige Aussagen. Die Werkstücke werden einzeln präsentiert wie Schmuckstücke. Vom Durchblick in den Laden hält Gaab wenig: Man fährt vorbei und weiß kurz danach nicht mehr, was man gesehen hat. Christian Gaab ist der kreative Kopf der Familie. Er hat bei Gregor Lersch gearbeitet und bei Nicole von Boletzky an der Neuen Schweizer Floristenfachschule sein e Meisterprüfung absolviert. Er sorgt dafür, dass Gestaltung nicht nur im Blumengeschäft sichtbar ist. Auch im hinteren Betriebsteil werden floristische, zum Teil sehr aufwendig gearbeitete Werkstücke ausgestellt. Wir brauchen Blickpunkte und besondere Floristik, das gehört einfach dazu, sagt Christian Gaab. Und für die Floristen bedeuten solche Arbeiten Motivation und Spaß. florieren!

3 Der Betrieb Blumen Gaab Blumen Gaab wurde 1936 von Josef Gaab, dem Großvater des jetzigen Betriebsleiters gegründet. Schwerpunkte waren Gemüsejungpflanzen übernahmen die jetzigen Inhaber Gerhard und Ursula Gaab den Betrieb. Sie bauten ihn zu einer modernen Einzelhandelsgärtnerei um. Mit von der Partie sind die beiden Söhne. Die Zuständigkeiten in der Familie sind klar geregelt. Gerhard Gaab leitet das Gesamtunternehmen und ist für den Pflanzeneinkauf zuständig. Ursula Gaab ist für das Kaufmännische und das floristische Tagesgeschäft verantwortlich. Der ältere Sohn Alexander kümmert sich um die Produktion und überwacht den technischen Part, und Christian Gaab ist Ansprechpartner für Floristik, Innenraumbegrünung und alle gestalterischen Fragen. Zurzeit sind zwölf Mitarbeiter bei Blumen Gaab beschäftigt, davon sechs Floristinnen, drei Gärtner und drei Auszubildende. Die Kaufkraft ist nicht schlecht, wir können uns nicht beschweren, aber natürlich backen wir kleinere Brötchen als die Kollegen in Zürich, sagt Christian Gaab, der in regem Austausch mit den Mitschülern seiner Meisterklasse steht. Blumen Gaab ist in Landau-Queichheim in Rheinland-Pfalz ansässig. Landau zählt Einwohner, die Gegend ist vom Weinbau geprägt. Die Konkurrenz ist mächtig, überall können sich Verbraucher billig mit Blumen und Pflanzen eindecken, die Baumarktkette Hornbach hat gar ihren Hauptsitz im benachbarten Bornheim. Unbeeindruckt davon hat die Familie Gaab die Verkaufsfläche ihrer Einzelhandelsgärtnerei auf insgesamt 3500 m² ausgebaut. Allerdings ist klar: Hier wird nicht die Preis-, sondern die Qualitätsschiene gefahren. Blumen Gaab gelingt es auffallend, Qualität auch sichtbar zu machen mit großen und besonderen Pflanzen, mit einer hochwertigen Warenpräsentation, Anwendungsbeispielen und floralen Objekten. Und dadurch, dass auch günstige Ware im Angebot ist. Jeder soll etwas finden, ist nur ein Argument für diese Vorgehensweise. Noch schwerer wiegt, dass damit Qualitätsunterschiede deutlich gemacht werden können. Die Kunden wollen nicht immer das Billige, aber sehen nicht ein, das Vielfache zu bezahlen, wenn sie den Unterschied nicht erkennen, so die Erfahrung im Betrieb. Zu erklären, wie die Preisunterschiede zustande kommen, gehöre zur kompetenten Beratung, sonst sagen die Leute, beim Gaab kostet das 17,50, woanders 4. Da könne man doch nicht tatenlos zuschauen. Gesamtkonzept muss erkennbar sein Was die Positionierung auf dem Markt betrifft, formuliert Christian Gaab den Anspruch so: Das Gesamtkonzept und die gestalterische Richtung müssen erkennbar sein. Erkennbar jedenfalls ist, dass Grundsätze wie Gestalten heißt ordnen oder Höhen und Tiefen in der Warenpräsentation ja, aber kein Durcheinander beherzigt werden. Der Floristmeister gibt die Linie vor und schaut konsequent danach, dass sie eingehalten wird. Auch bei Ausstellungen wird vorher festgelegt, was florieren!

4 rubrik Der Neubau aus dem Jahr 2006 ist in ein 550 m² großes Warmhaus und ein 950 m² großes Kalthaus aufgeteilt. Mit hohen Regal möbeln und Themen inseln gelingt es, die Fläche zu gliedern und ein Gefühl von Wohnlichkeit zu vermitteln. Das Prinzip, gestalterische Elemente einzubauen, zieht sich durch den ganzen Betrieb. Gleichzeitig wird Wert auf praktische Lösungen gelegt, denn bei dieser Fläche muss ein Teil der Pflanzen und Gefäße einfach schmucklos und ohne Arbeitsaufwand präsentiert werden. In der Warenpräsentation wird gereiht und gruppiert. Das schafft Ruhe und Aufmerksamkeit zugleich. Bei den Pflanzen, ob groß oder klein, sind Ideen zu entdecken, die ganz ohne Schnickschnack eine individuelle Note verleihen (und das Wachstum nicht beeinträchtigen). Pflanzen und Accessoires können auch einzeln gekauft werde n. Selbstbedienung ist selbstverständlich. florieren!

5 rubrik Den hinteren Eingang markiert eine Sichtbetonwand mit elegantem Signet. Das Logo wiederholt sich in Abwandlungen im Inneren. Das Warmhaus ist Aushängeschild für die Innenraumbegrünung. Hier werden Beispiele für Wohnen mit Pflanzen gezeigt, das regt das Vorstellungsvermögen der Kunden an. Mit einer Präsentation auf einer kleinen Fläche im Blumengeschäft funktioniert das nicht. Für seine Meisterprüfung gestaltete Christian Gaab einen imposanten Stand. Jetzt steht er im Verkaufsgewächshaus, in der Nähe der Kasse, und dient als Bühne für ungewöhnliche Floristik und besondere Pflanzen. Im Kalthaus werden Pflanzen zweckmäßig auf Tischen mit automatischer Bewässerung präsentiert, Töpfe stehen auf Paletten oder einfachen Regalen. Auf Dekorationsbeispiele und einen wohnlichen Rahmen wird aber auch in diesem Bereich nicht verzichtet. Christian Gaab präsentiert an verschiedenen Stellen des Unternehmens Flächengestalt ungen. An einer Wand im Blumengeschäft beispielsweise hängt ein Bild, auf dem Holz zu Quadraten geschichtet ist.

6 gemacht wird. Wenn jeder macht, was er will, herrscht hinterher ein Durcheinander. Gaab sagt selbst, dass sein Stil strenger und klarer geworden ist, seit er bei Gregor Lersch gearbeitet und die Meisterschule von Nicole von Boletzky besucht hat. Der ganze Auftritt vermittelt Modernität und Hochwertigkeit. Die Kunden merken die Veränderung. Sie gefällt vielleicht nicht allen, aber wir erreichen neue Kunden, die Qualität schätzen und auch bereit sind, dafür zu bezahlen. Es ist allerdin gs gar nicht so einfach, die Warenpräsentation attraktiv zu halten, besonders bei einer so großen Fläche. Wenn man im Blumengeschäft fertig ist, geht es im Warmhaus weiter. Eine Floristin ist ohnehin meistens hinten bei den Pflanzen. Pflanzen gekonnt zusammenstellen, ist das Wichtigste, sagt Gaab. Zur angenehmen Atmosphäre im Ge- wächshaus tragen wohnlich eingerichtete Bereiche ganz erheblich bei. Sie sollen den Kunden vermitteln, wie Pflanzen und Gefäße in einem Wohnumfeld aussehen. Tatsächlich ist es gelungen, das Geschäftsfeld Innenraumbegrünung zu stärken. Das wirkt sich auf den Tätigkeitsbereich von Christian Gaab aus. Immer häufiger ist er bei Kunden, denn für die ist es schwierig, im Verkaufsraum zu entscheiden, was in ihrer Wohnung am besten aussieht. Bei großen Pflanzen schauen wir uns die Situation auf jeden Fall vor Ort an. Eine Pflanze und das Gefäß dazu sind wie ein Möbelstück, auch von den Kosten, das muss passen. Nach Gaabs Erfahrung freuen sich die Kunden über Vorschläge und willigen schnell ein, wenn sie plausibel und logisch erklärt werden. Sie sind bereit, Geld auszugeben, wenn die Qualität stimmt. Das gilt für alle Bereiche. Blumengeschäft soll umgebaut werden Noch nicht zufrieden ist die Familie Gaab mit dem Blumengeschäft und dem angrenzenden alten Gewächshaus, das nach hinten in den neuen Betriebsteil führt. Das Geschäft ist 35 Jahre alt und hat viele Winkel, die nicht so recht zur Großzügigkeit des restlichen Unternehmens passen. Auch die Kundenführung und die Arbeitsabläufe könnten dann optimiert werden. Der Bindebereich beispielsweise soll ins Geschäft verlagert werden. Das würde auch die Transparenz und Kommunikation mit den Kunden verbessern. Christian Gaab stellt sich einen Showroom vor, in dem die gestalterische Kompetenz noch besser als jetzt demonstriert werden kann. Der neue Betriebsteil jedenfalls ist Vorbild und gibt die Richtung vor. n florieren!