-Erfahrungsbericht - Universidad de Guadalajara Centro Universitario de Ciencias Sociales y Humanidades Guadalajara, Jalisco

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1 -Erfahrungsbericht - Universidad de Guadalajara Centro Universitario de Ciencias Sociales y Humanidades Guadalajara, Jalisco August Mai 2012 Franziska Strobach mail.com Universität Stuttgart Sozialwissenschaften 1

2 Zugegeben: Guadalajara war nicht meine erste Wahl. Im Endeffekt jedoch bin ich unglaublich froh fast ein Jahr in dieser Stadt verbracht zu haben und die Lebensart der "Tapatíos" näher kennenlernen konnte. Was die Vorbereitung auf den Aufenthalt betrifft, so würde ich jedem raten, sich bereits vor dem Abflug ein mexikanisches Studentenvisum über die Botschaft zu besorgen. Zwar kann man auch erst einmal als Tourist einreisen und sich später um ein Visum kümmern, allerdings ist dies viel aufwendiger und zeitraubender und die mexikanische Bürokratie ist nicht immer leicht zu durchschauen. Hat man sein Visum bereits vorher sind die weiteren Schritte jedoch relativ übersichtlich. Um ein Zimmer muss man sich nicht unbedingt im Voraus kümmern, denn die Wohnungssuche in Mexiko ist eher einfach. Ich war die ersten Tage in einem Hostel (zu empfehlen sind Hospedarte oder Hostel Galerías) und habe von da aus nach einem Zimmer gesucht. Am besten schreibt man sich bei CompartoDepa ein- da gibt es regelmäßig viele Angebote, die man kostenlos lesen kann. Wenn einem dann eine Wohnung gefällt, sollte man sich relativ schnell entscheiden, denn in Mexiko gibt es keine Fristen, oder Vorstellungsgespräche wie in Deutschland: Wem das Zimmer gefällt, der bekommt es. Ich habe drei Tage für die Wohnungssuche gebraucht und bin einen Tag nach der WG- Besichtigung eingezogen. Eher weniger zu empfehlen sind WGs, die von Austauschorganisationen wie Intégrate, Mexperience o.ä. angeboten werden. Hier kann man sich sicher sein, dass man hauptsächlich mit anderen Ausländern zusammenwohnen und sehr wenig spanisch sprechen wird. Außerdem sind diese Häuser für ihren Standard oft teurer als normal - sie kosten meist zwischen und Pesos- während man sonst schon ab Peso ein möbliertes Zimmer bekommen kann. Auch was die Wohngegend angeht, gibt es in Guadalajara eher weniger Einschränkungen. Gegenden wie Providencia und Chapultepec gehören eher zu den teureren und allgemeinhin sichereren Gegenden, aber auch im Zentrum und Umgebung kann man sehr gut wohnen und dort ist es - entgegen aller Klischees- auch nicht unsicherer und gefährlicher. Wichtig ist auf die Entfernung zur Uni zu achten. Die CUCSH - die Fakultät für Sozialwissenschaften- ist mit der U- Bahn relativ einfach und schnell zu erreichen, andere Zentren wie die CUCEA sind weiter außerhalb und somit auch schlechter angebunden. Buslinien kann mich sich auf der Seite rutasgdl.com anschauen. Diese stimmen zwar nicht immer hundertprozentig, geben aber meistens zumindest die Richtung und die grobe Route an- was in dem eher unübersichtigem Bus- Wirrwarrs Guadalajaras schon eine echte Hilfe 2

3 ist. Im Endeffekt kann man sich jedoch nie ganz sicher sein, ob der Busfahrer die theoretisch vorgegebene Route auch wirklich einhält, oder vielleicht gerade zum nächsten Tacostand unterwegs ist... Das mexikanische Hochschulsystem ist sehr verschult. Vorlesungen existieren so gut wie gar nicht, das komplette Lehrangebot wird in Form von Seminaren umgesetzt. Somit muss man sich auf einige Hausaufgaben, Referate und Essays gefasst machen. Auch die Tatsache, dass eine normale Unterrichtsstunde drei anstatt anderthalb Stunden dauert und regelmäßig die Anwesenheit überprüft wird, ist für viele Studenten Anfangs ein kleiner Schock. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass viele Dozenten sehr kulant sind, was Abwesenheiten durch Reisen von Austauschstudenten angeht. Oft ist es besser man spricht vorher mit dem Dozenten - diese sind dann normalerweise sehr begeistert und fragen interessiert nach den Reiseplänen- anstatt einfach zu schwänzen und sich dadurch eine Fehlstunde einzuhandeln. Wer vor Ort an einem Spanischkurs interessiert ist, dem würde ich empfehlen das Angebot von Gareth Bennet, dem Koordinator für ausländische Studenten anzunehmen: seine Frau Yolanda gibt Spanischunterricht an Studenten, der, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, wirklich effizient und auch hinsichtlich des Preises im Vergleich zu andern Angeboten top ist. Am Anfang jedes Semesters werden in einer Einführungsveranstaltung Informationen über den Ablauf und die Einschreibung zum Spanischkurs bekannt gegeben. Ein wichtiges Thema, was automatisch aufkommt wenn man von Mexiko spricht ist die Sicherheit. Guadalajara gehört zu den sichereren Städten Mexikos. Allerdings sollte man trotz allem einige grundlegende Dinge beachten, wie zum Beispiel wichtige Dokumente zu Hause lassen, nicht mit zu viel Bargeld unterwegs sein und vor allem Nachts immer ein Taxi nehmen, anstatt nach Hause zu laufen! Taxis in Guadalajara sind grundsätzlich sicher und es ist- trotz vieler Gerüchte- komplett ungefährlich ein Taxi auf der Straße anzuhalten. Illegale Taxis wie sie in Mexiko Stadt vorkommen, gibt es in Guadalajara (noch) nicht. Was die Gewalt hinsichtlich des aktuellen Drogenkrieges angeht, so ist Guadalajara bis jetzt relativ verschont geblieben, da dieser sich immer noch hauptsächlich auf den Norden, und einige Gebiete im Süden Mexikos konzentriert. Vor allem vor dem Reisen ist es meiner Meinung nach wichtig sich über die aktuelle Lage vor Ort zu informieren und als unsicher geltende Städte und Regionen zu vermeiden. 3

4 Eine kurze Bemerkung zum Reisen: Für mich war es am Anfang etwas kompliziert mich in den Angeboten der verschiedenen Buslinien zurechtzufinden. Grundsätzlich kann man jedoch mit Primera Plus und Omnibus de México in die meisten größten Städte fahren. Informationen zu Fahrplänen und Kosten findet man auf den entsprechenden Internetseiten. Ein anderes, auch immer wieder aufkommendes Thema, ist das Essen. Obwohl einem oft abgeraten wird an Straßenständen zu essen, habe ich damit nie negative Erfahrungen gemacht- im Gegenteil. In Guadalajara gibt es grob geschätzt aller 10 Meter einen Tacostand. Diese nicht zu nutzen, wäre ein Stück mexikanische Kultur abweisen. Trotzdem sollte man natürlich aufpassen- vor allem bei Hot-Dog Ständen auf der Straße- und immer darauf achten, wie gut der jeweilige Stand besucht ist. Auch beim Einkaufen auf Märkten gibt es grundsätzlich keine Bedenken. Oft ist hier die Qualität sogar noch besser, als in Supermärkten wie Wallmart oder Soriana. Was Freizeit- und Weggehmöglichkeiten in Guadalajara angeht, so wird man sich sicherlich nicht langweilen. Guadalajara bietet einige Museen, wie den Ex-Convento del Carmen oder das Intituto Cabañas. Rund um das Zentrum und die Colonia Americana gibt es unzählige Bars, Cafés und Clubs. Darüber hinaus kommen regelmäßig bekannte Bands (erst vor kurzem haben "The Rapture" ein Gratiskonzert gegeben) oder Djs nach Guadalajara. Kurz gesagt: wenn man möchte, kann man in Guadalajara täglich weggehen- weshalb wir die Stadt auch manchmal das "Berlin Mexikos" genannt haben. Insgesamt schätze ich meinen Aufenthalt in Guadalajara sehr positiv ein. Meiner Ansicht nach sollte man den akademischen Aspekt nicht in den Vordergrund des Auslandsaufenthaltes stellen, da dass Niveau der Veranstaltungen generell niedriger ist als in Deutschland und man mit einem eher schulähnlichen Universitätssystem konfrontiert wird. Trotzdem habe ich in meiner Zeit in Guadalajara sehr viel gelernt, meine Spanischkenntnisse verbessert, viele interessante Menschen kennengelernt und einige sehr gute mexikanische Freunde gefunden, von denen mich einige hoffentlich bald in Deutschland besuchen werden. Mexiko hat mich außerdem um unglaublich viele Erfahrungen reicher gemacht: Wenn ich mir jetzt Fotos von "damals" anschaue, ist es mir immer noch unbegreiflich, wie viel man in so kurzer Zeit erleben kann. Eines gilt es jedoch zu beachten: Auch wenn Guadalajara sich selbst gern als Wiege Mexikos bezeichnet- aus Jalisco stammt der Tequila und die Mariachis- so ist die Stadt an sich eher europäisch. Es gibt große Einkaufsmalls und Supermärkte, eine U- Bahn und sehr viele Bars, 4

5 Cafés und Clubs in denen man ausschließlich europäische Musik hört. Das traditionelle Mexiko, wie man es in Orten wir Oaxaca geboten bekommt und das einige vielleicht erwarten, wird man in Guadalajara weniger finden. Wer sich jedoch für das moderne und im Umbruch befindende Mexiko interessiert, für den ist Guadalajara die perfekte Stadt und einen längeren Aufenthalt in Mexiko kann ich jedem nur empfehlen! 5