Funktionen und Folgen
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- Krista Kerner
- vor 6 Jahren
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1 Alkohol und Nikotin im Jugendalter: Funktionen und Folgen PD DR. KARINA WEICHOLD PROFESSUR FÜR PSYCHOLOGIE (LIFE SPAN PERSPECTIVES) FRIEDRICH-SCHILLER-UNIVERSITÄT JENA BONN,
2 Jugendalter
3 Endlose Gegenwart. Hans Aichinger, 2015
4 Unruhe. Hans Aichinger, 2015
5 Pflicht. Hans Aichinger, 2013
6 Das Problem mit der Willensfreiheit II. Hans Aichinger, 2015
7 Sonnenfinsternis. Hans Aichinger, 2015
8 Jugend Normativer Übergang Kumulation von biologischen, psychologischen und sozialen Veränderungen
9 Pubertät als erster großer Meilenstein des Jugendalters Typische Veränderungen der Körpersilhouette bei männlichen und weiblichen Jugendlichen (Tanner, 1972)
10 Dreher & Dreher, 1985 Alterstypische Herausforderungen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters Anpassung an den sich verändernden Körper (Pubertät) Identitätsentwicklung Aufbau von Freundschaften Aufnahme intimer Beziehungen Individuation von den Eltern Lebensgestaltung Eigenes Wertesystem entwickeln 10
11 Gehirn Synaptic pruning Anstieg im Anteil weißer Substanz Reduktion des inhibitorischen Serotoninsystems Relativer Anstieg des Einflusses von Dopamin Schnellere und effizientere Informationsverarbeitung Fortgeschrittene Denkprozesse Hang zu risikoreichem Verhalten Impulsivität Sensationslust
12 Umstrukturierung des Gehirns als Thema des gesamten Jugendalters bis hin zum Beginn des Erwachsenenalters Späte Fähigkeit zur kognitiven Kontrolle Auf der Abbildung ist die Veränderung des Gehirns in der Zeit vom 5. bis zum 20. Lebensjahr zu sehen. Die noch stark vernetzten Bereiche sind rot dargestellt und die Bereiche in denen die Umstrukturierung bereits abgeschlossen ist, sind blau. Der präfrontale Cortex reift relativ spät (Planen von Handlungen, Motivation und moralisches Denken).
13 Jugend Veränderungsprozesse Attacke auf das Passungsgefüge zwischen Person und Umwelt Unsicherheit, Stress, ggf. Entstehung von Problemverhaltensweisen
14 Alterstypische Verläufe, Beispiel 40 Anteil regelmäßiger Raucher, nach Mikrozensus D Anteil SU / N
15 Alterstypische Verläufe Anteil regelmäßiger Raucher, nach Mikrozensus D Erklärung des Abfalls Erklärung des Anstiegs Anteil SU / N
16 Entwicklungsmodelle UM ALLGEMEIN ANSTIEGE IM PROBLEMVERHALTEN BEI JUGENDLICHEN ZU ERKLÄREN (STEINBERG ET AL., 2016)
17 Präfrontaler Kortex Regulation neuer Emotionen/ Zielerreichung durch Gerüst von Außen nimmt ab Selbstregulation durch persönliche Kompetenz oder selbstgetaltete Kontexte soll zunehmen Pubertät Früh Mitte Spät Jugendalter
18 Präfrontaler Kortex Regulation neuer Emotionen/ Zielerreichung durch Gerüst von Außen nimmt ab Selbstregulation durch persönliche Kompetenz oder selbstgetaltete Kontexte soll zunehmen Pubertät Selbstregulation= Ausmaß, in dem Personen ihr eigenes Verhalten beeinflussen, modifizieren und kontrollieren können Früh Mitte Spät Jugendalter
19 Präfrontaler Kortex Regulation neuer Emotionen/ Zielerreichung durch Gerüst von Außen nimmt ab Selbstregulation durch persönliche Kompetenz oder selbstgetaltete Kontexte soll zunehmen Pubertät Besonders hoher Unterstützungsbedarf auch im Sinne von Prävention und Intervention Früh Mitte Spät Jugendalter
20 Jugend= Phase erhöhtervulnerabilität für Risikoverhalten und Probleme der Emotions- und Verhaltensregulation
21 Konsum von Alkohol und Nikotin FOKUS AUF EIN JUGENDTYPISCHES PROBLEMVERHALTEN
22 Konsumformen und Definitionen Erlernen eines verantwortungsvollen Konsums als eine Entwicklungsaufgabe des Jugendalters Alkohol und Zigaretten zu probieren, gehört zum Erwachsenwerden dazu Gebrauch(Franzkowiak, 1999) Wissen über Wirkungsweise und Folgen von Substanzkonsum (SK) Kritische Einstellung gegenüber SK Verzicht auf härtere Substanzen und in bestimmten Situationen vs. Aspekt psychosozialer Fehlanpassung bzw. Problemverhalten, das es zu verhindern gilt Missbrauch(Newcomb & Bentler, 1989) Abträgliche physiologische / psychologische Effekte Ungenügender Entwicklungsstand Lebensumstände beeinträchtigt Schädigende Folgen für Personen und Sachen aber: zu viel und zu häufig tut Jugendlichen nicht gut 22
23 Conrod & Nicolaou, 2016; Weichold & Blumenthal, im Druck Gehirn und Konsum Alterstypische Veränderungen im Gehirn spezifische Vulnerabilität für die Entstehung von Substanzmissbrauch und Sucht bis ins Erwachsenenalter, z.b.: Spätere Hinweisreize, die zum Konsumende führen würden (wie torkeln) Sensibel gegenüber sozialen Einflussfaktoren, die Konsum begünstigen (social facilitation) Ausgeprägte positive Belohnung als Resultat des Konsums Geringere kognitive Kontrolle
24 Conrod & Nicolaou, 2016; Weichold & Blumenthal, im Druck Gehirn und Konsum Trotzdem entwickeln nicht alle konsumierende Jugendlichen eine Suchtproblematik Weitere Risiko- und Schutzfaktoren in Persönlichkeit und Umwelt bedeutend!
25 Funktionalität und differentielle Lebensspannenperspektive
26 Schulenberg et al., 2000; Silbereisen & Kastner, 1985; Zus. nach Weichold et al., 2008 Weichold & Blumenthal, im Druck Funktionen des Substanzkonsums Entwicklungsaufgaben Mögliche Funktionen des Substanzkonsums(Bsp.) Identität Aufbau von Freundschaften; Aufnahme intimer Beziehungen Individuation von den Eltern Lebensgestaltung eigenes Wertesystem entwickeln Ausdruck persönlichen Stils Erleichterung des Zugangs zu Peergruppen Kontaktaufnahme mit gegengeschlechtlichen Peers Unabhängigkeit von Eltern demonstrieren Spaß haben und Genießen gewollte Normverletzung Katalysatormodell: Unterstützung der Lösung von Entwicklungsaufgaben Entwicklungsprobleme Kompensation von Fehlschlägen Stress- und Gefühlsbewältigung (Notfallreaktion) Überforderungsmodell: Bewältigung von Entwicklungsstress 26
27 Funktionen des Substanzkonsums Multifuktionalität des Konsums Soziale Aspekte stehen im Vordergrund bei der Mehrheit der Jugendlichen Deckt sich mit Angaben zu Konsummotiven von Jugendlichen: Spaß haben Mit anderen in Kontakt kommen Mit Freunden Party machen
28 Moffitt, 1993, 2006; Lynne-Landsman et al., 2010; Weichold & Blumenthal, im Druck Differentielle Verläufe Lücke ( Reifelücke ) zwischen immer früher einsetzender körperlicher Reife vs. später sozialer Verantwortung führt zu pseudoreifem Verhalten Auswachsungseffekte im frühen Erwachsenenalter 80% der Jugendlichen mit Problemverhalten Auf das Jugendalter begrenztes Problemverhalten vs. Lebenslanges Problemverhalten Grundlage sind neurologische Defizite, Persönlichkeitsmerkmale in Interaktion mit einem problematischen Familienumfeld schon in der Kindheit multiple Anpassungsprobleme in verschiedenen Kontexten hohe Kontinuität 20% der Jugendlichen mit Problemverhalten 28
29 Moffitt, 1993, 2006; Lynne-Landsman et al., 2010; Weichold & Blumenthal, im Druck Differentielle Verläufe Auf das Jugendalter begrenztes Problemverhalten vs. Lebenslanges Problemverhalten Fallstricke // Spätstarter Frühstarter, die Problemverhalten aufgeben Enthaltsame // Abstinente 29
30 Differentielle Verläufe Hinter dem verbreiteten Phänomen des legalen Substanzkonsums bei Jugendlichen stehen verschiedene Entwicklungsverläufe, jeweils verbunden mit unterschiedlichen Voreitern und Prognosen für die Anpassung im Erwachsenenalter Nicht nur schon in der Kindheit Auffällige können Anpassungsprobleme und Sucht im Erwachsenenalter entwickeln
31 Konsequenzen
32 Cservenka & Brumback, 2017 Konsequenzen problematischenkonsums im Jugendalter Kurzfristig Unfälle ungeschützter Sex gesundheitliche Probleme Verengung der Sozialkontakte Veränderungen des Gehirns Eingeschränkte kognitive Kompetenzen 32
33 Cservenka & Brumback, 2017 Geringere Leistungen des Arbeitsgedächtnisses Stärkere und positivere Reaktion auf alkoholbezogene Hinweisreize Entscheidungen werden basierend auf Emotionen und weniger aufgrund rationaler Überlegungen getroffen
34 Konsequenzen problematischen Konsums Langfristig Veränderungen des ZNSsowie fortgeschrittener Denkprozesse Konsequenzen für Timing und Gelingen biographischer Übergänge (z.b. Beruf später, Elternschaft früher, beides verbunden mit geringerem Engagement) juristische Konsequenzen (z.b. Gewalt, Diebstahl) Konsequenzen für die eigenen Kinder (z.b. FAS) Gesundheitliche Folgen 34
35
36 Konsequenzen problematischen Konsums Zusätzlich zu individuellen Konsequenzen: Kosten für Opfer, Familien und Freunde Kosten für die Gesellschaft 36
37 Konsequenzen problematischen Konsums Negative Konsequenzen umso ausgeprägter, je früher mit dem hohen Konsum begonnen wurde und eine Prädisposition für Psychopathologie vorliegt Dem gegenüber: experimenteller Gebrauch im Jugendalter praktisch ohne neg. langfristige Folgen, kann in manchen Fällen (aus Sicht des Jugendlichen) Entwicklung vorantreiben und u.u. mit einer positiven, kompetenten Persönlichkeit assoziiert sein
38 Prävention nur für Hoch-Risiko-Gruppen? Erhöhtes Risiko frühe und gezielte Prävention! Jugendtypische (biologische und soziale begründete) Vulnerabilität gegenüber der Entwicklung von Sucht und Risiko von sog. Fallstricken und Spätstarter-Entwicklungspfaden universelle Präventionsansätze
39 Prävention nur für Hoch-Risiko-Gruppen? In universelle Präventionsansätze auch problematische Gruppen (insbesondere im Schulsetting) auf breiter Ebene (z.b. im Rahmen von Nichtraucherwettbewerben) zu involvieren, ist sinnvoll Optimal im Konvoi weiterer begleitender Präventionsstrategien (Lebenskompetenzenprogramme, gesellschaftliche Maßnehmen etc.), um Jugendliche ganzheitlich zu unterstützen und eine gesunde, positive Entwicklung für sie wahrscheinlicher zu machen
40 Theorienbasiert entwickelte, erfolgreich evaluierte Präventionsprogramme, die auf breiter Ebene implementiert werden, sind rar
41 Happy Birthday!
42 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Melodie. Hans Aichinger, 2015
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