VL Gehirn,... Sprache II
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- Björn Kraus
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Prozesse beim Verstehen und der Produktion von Sprache greifen auf folgendes zurück: 1) Information über lautliche Struktur (Phonologie), 2) Information über Bedeutung von und zwischen Wörtern (Semantik) 3) Information über grammatikalische Regeln (Syntax). Im Bereich des Sprachverstehens geschieht dies innerhalb von ca. 1/2s. Verschiedene Modelle: 1) alle Informationen interagieren zu jeder Zeit während des Verstehens. 2) erst lautliche Verarbeitung; dann werden syntaktische & semantische Information parallel verarbeitet 3) Serielles Modell: erst lautliche Verarbeitung; dann syntaktische Analyse, semantische Information wird anschließend verarbeitet Serielles Modell der Sprachverarbeitung 1
2 Normale Sätze (enthalten syntaktische Struktur, signalisiert durch Funktionswörter und Beugungen & semantische Information, signalisiert durch Inhaltswörter). Die hungrige Katze jagt die flinke Maus. Sinnleere Sätze (enthalten syntaktische Struktur, signalisiert durch Funktionswörter und Beugungen, aber keine semantische Information, da die lnhaltswörter durch Pseudowörter ersetzt werden). Das mumpfige Fölöfel fänget das apoldige Trekon. Listen von realen Wörtern (enthalten keine syntaktische Information, aber semantische Information). Der Koch stumm Kater Geschwindigkeit doch Ehre. Listen von Pseudowörtern (enthalten weder syntaktische noch semantische Information). Der Norp Bruch Orlout Kinker Deftei Glauch Leigerei. normale Sätze sinnleere Sätze Aktivierung in der linken Hirnhälfte für verschiedene Satzbedingungen Liste von realen Wörtern Liste von Pseudowörtern 2
3 Subprozesse, die an der Sprachverarbeitung beteiligt sind: lautliche Dekodierung, Worterkennung, grammatikalische Strukturierung, Zuweisung von thematischen Rollen (wer tut was wem) Interpretation alle Prozesse sind normalerweise in ca. 5oo Millisekunden ablaufen. Die lautliche Dekodierung, (Erkennen einzelner Sprachlaute) ist bereits nach ca.1oo Millisekunden abgeschlossen. Serielles Modell der Sprachverarbeitung 3
4 [[Der Mann] [[begrüßt] [die Frau]]] (1) Der König wurde ermordet. (Korrekt) (2) Der Honig wurde ermordet. (Semantisch inkorrekt) (3) Der König wurde im ermordet. (Syntaktisch inkorrekt, da die Präposition >im< notwendigerweise ein Nomen als nächstes Wort fordert, z.b.: Der König wurde im Schloss ermordet) Hirnpotential bei semantischer Verletzung korrekt: Der König wurde ermordet N400 inkorrekt: Der Honig wurde ermordet sek 4
5 Hirnpotential bei syntaktischer Verletzung ELAN korrekt: Der König wurde ermordet inkorrekt: Der König wurde im ermordet Elektrode Links-anterior Elektrode Parietal-zentral Syntaktisch nicht bevorzugte Sätze: z.b.: Den Hund streichelte Klaus sek P600 Zusammenfassung: Die syntax-bedingte frühe Negativierung (ELAN) scheint sehr schnelle, automatische Prozesse der anfänglichen Strukturbildung darzustellen, die für eine erste Phase der Sprachverarbeitung stehen. Die zweite Phase ist durch semantische Prozesse gekennzeichnet (N400). In einer dritten Phase werden syntaktische Struktur und semantische Information miteinander abgeglichen. Ist dies nicht problemlos möglich, kommt es zu Prozessen der Neuanalyse (P600 Welle). 5
6 direkte Voraussage: N400-Welle nicht vorhanden, wenn syntaktische Verarbeitungsprozesse noch nicht automatisiert sind z.b. beim Erwerb einer Fremdsprache Die Hirnreaktionen unterscheiden sich deutlich von denen bei Personen, deren Muttersprache Deutsch war. Bei Fremdsprachlern ist ähnlich wie bei Muttersprachlern eine N400 als Antwort auf semantische Inkorrektheit messbar. Aber syntaktische Inkorrektheit erzeugt nur eine P600, keine ELAN. Dies legt nahe, daß syntaktische Verarbeitungsprozesse bei Sprachlernern noch nicht automatisiert sind. Nichtwort (z.b. Deftei ) gegen Kette von gegen Nichtwort gegen gleichlanges 6
7 Der Doktor betritt den Raum. Sie geht gleich zum Patienten. Was ist im EEG messbar? eine ELAN? eine N400? eine P600? 7
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