Die soziale Dimension der Biokraftstoffnutzung -
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- Paul Thilo Waldfogel
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1 Die soziale Dimension der Biokraftstoffnutzung - Bedroht die Steigerung des Biospriteinsatzes die Ernährungssouveränität im Süden? Dörte Bernhardt, Germanwatch Mitgliederversammlung des Agrarbündnisses 24. April 2007, Kassel 1
2 Die Sozialen Risiken der zunehmenden Biospritnutzung Ernährungssicherheit Biokraftstoffnachfrage Nahrung versus Sprit Zertifizierung ist keine Lösung für systemische Risiken LDC sollten Öl substituieren Steigende Fleisch- und Futtermittelnachfrage 2
3 Steigende Bedeutung von Biosprit Präsident Bush kündigt in seiner Rede an die Nation (2007) eine Vervielfachung der Nutzung von Biosprit in den USA in den kommenden 10 Jahren an. EU-Energieminister einigen sich im Februar 2007darauf, dass Benzin und Diesel bis zum Jahr 2020 mindestens 10 % Biokraftstoff beigemischt werden müssen. Dieser Trend hat das Potenzial, das Gesicht der Landwirtschaft weltweit zu verändern mit einschneidenden Folgen für Landwirte, Konsumenten, Natur und Ästhetik. 3
4 Quelle: FNR
5 Biokraftstoffmärkte rkte Rasches Wachstum Bioethanol 90 % Weltmarktanteil, Biodiesel Marktführer (Bioethanol: Brasilien 59 %, USA 36%, Biodiesel: EU 95 %) 1. Generation (Bioethanol, Biodiesel) dominiert 2. Generation (Biomass-to-Liquid etc.) keine großtechnische Produktion 5
6 Quelle: Christoph Berg, FO Licht s 6
7 Quelle: Christoph Berg, FO Licht s 7
8 Biokraftstoffproduktion in der EU (2005) Legende: Biodiesel / Ethanol in Tonnen Quelle: Biofuels Barometer
9 Quelle: BMU
10 Biokraftstoffe 1. und 2. Generation Quelle: Shell
11 Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit Konsequenzen des Biospritbooms für die Ernährungssicherheit sind noch nicht wirklich zu ermessen. Wahrscheinlich gibt es positive Effekte für Landwirte, da die Preise für Getreide und Zucker weltweit steigen. Gleichzeitig gibt es auch negative Effekte für Menschen, die von gekauftem Getreide für ihre Ernährung abhängig sind (z.b. Hungeraufstände in mexikanischen Städten). 11
12 Preis und Verfügbarkeit von Getreide Die Frage der Nahrungsmittelkonkurrenz gewinnt vor der sich verändernden Verfügbarkeit von Getreide weltweit erheblich an Brisanz (höchste Getreidepreise seit 10 Jahren und geringste Weltgetreidevorräte seit 25 Jahren). Trotz steigender Nachfrage und Preis nimmt das Angebot nicht zu. Hinweis darauf, dass die Nachfrage- Konkurrenz zwischen Ernährung und Biosprit nur sehr begrenzt durch Produktionserweiterungen aufgefangen werden kann. Die Kaufkraft des Daimler- oder BMW- Fahrers steht hier direkt der des Slumbewohners gegenüber. 12
13 Weltgetreidevorräte te ( ) 13
14 Steigende Nachfrage nach Getreide Gründe sind: Wachsende Bevölkerung und Umstellung auf tierische Lebensmittel: Auch in Entwicklungs- und Schwellenländern wird mehr Fleisch gegessen. Für das Futter unserer Kühe, Hühner und Schweine sind viele Flächen in anderen Ländern belegt (z.b. in Brasilien und Argentinien). Die Abholzungsgeschwindigkeit des Regenwaldes steht in direkter Korrelation zum Sojapreis. Der Einsatz von Schrot, das bei der Produktion von Biodiesel aus Mais oder Soja anfällt, könnte die Situation vorläufig entspannen. 14
15 Einsatz von Gentechnik Es muss damit gerechnet werden, dass der Biosprit das Einfallstor für die Gentechnik wird. Warum? 75 % der Konsumenten sind gegen den Einsatz von Gentechnik bei Lebensmitteln. Wahrscheinlich ist der Widerstand geringer ist, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen nicht auf dem Teller, sondern im Tank landen. Bezüglich der ökologischen Risiken gibt es aber keinen Unterschied. 15
16 Ist Zertifizierung eine Lösung? L Die Zertifizierung oder Standards können bestenfalls Auswüchse in den Griff bekommen. Sie sind grundsätzlich ungeeignet, um die systemischen Effekte auf Ernährungssicherheit und Biodiversität zu beeinflussen, die hauptsächlich über Preiseffekte gesteuert werden, Zertifizierung ist kein Ersatz für internationale Regelungen im Hinblick auf die Dynamik der Biospritnutzung. Es sollte untersucht werden inwieweit das Recht auf Ernährung (FAO) oder Prinzip des Prior informed consent (PIC) systemische Effekte beeinflussen kann. 16
17 LDC s s sollten Biosprit einsetzen Es spricht einiges dafür, dass es für LDC günstiger wäre, für den heimischen Markt Ölersatz zu produzieren als für den Weltmarkt. Durch den gestiegenen Ölpreis überstiegen in einigen Ländern die Ausgaben für den Ölimport die Gelder der Entwicklungszusammenarbeit. Insbesondere Kleinbauern sollten hauptsächlich an der Wertschöpfung beteiligt sein. 17
18 CO 2 -Bilanz Die erste Generation des Biosprits bringt relativ wenig im Kampf gegen den Klimawandel (10 bis 30 %). Wenn die Preiseffekte zu einer verstärkten Rodung des Regenwaldes führen, wird die Gesamt-CO 2 -Bilanz vermutlich sogar negativ. Wenn Biosprit gegen Effizienzsteigerung von Autos ausgespielt wird, so ist das klimapolitisch kontraproduktiv. Wichtig ist, dass ein starker Anreiz gesetzt wird, nicht irgendeinen Biosprit, sondern den mit der besten CO 2 - Bilanz zu nutzen. Durch die bessere Energiebilanz wird meist auch die Flächenbelegungsbilanz verbessert. 18
19 Fazit Es geht nicht darum, Biosprit generell zu verteufeln. Aber es gilt derzeit auf die Bremse zu treten, denn möglicherweise sind die negativen Nebenwirkungen größer als der Nutzen. 19
20 Biokraftstoffe: Quo vadis? 20
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