Alles im Fluss, ein neuer Lebensabschnitt beginnt...
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- Rolf Fertig
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1 Alles im Fluss, ein neuer Lebensabschnitt beginnt... so hieß es, wie schon im Sommerinfo erwähnt, zum Abschluss des letzten Schuljahres für Marvin Willhauck. Marvin besuchte 22 Jahre das Korczak-Haus und war eigentlich aus unserer Einrichtung gar nicht weg zu denken. Inzwischen wissen wir, dass Marvin sich gut in der Nachfolgeeinrichtung der FuB (Förder- und Betreuungsgruppe) der Caritas in der Uffhauserstraße eingewöhnt hat. Er gehörte zu den Schülern, denen abzuspüren war, 22 Jahre im gleichen Haus sind genug. Dies gilt nicht für alle, oder vielleicht doch? Wir, als Lehrerinnen und Lehrer, können nur zu einem gewissen Grad wirklich einschätzen, welche Bedürfnisse unsere Kinder haben. Fakt ist, den meisten tut ein Wechsel in eine andere Einrichtung nach so vielen Jahren einfach gut. Leben ist Bewegung und immer im Fluss und soll kein Stillstand bedeuten. Es gilt neue Wege zu ebnen, immer im Hinblick darauf, was tut dem jeweiligen Schüler oder der jeweiligen Schülerin gut. Das kann nicht von heute auf morgen entschieden werden, sondern braucht Raum und Zeit, erfordert objektive Auseinandersetzung und sollte schon geraume Zeit vorab geplant und bedacht werden. Aus diesem Grund stellen wir uns nicht erst im letzten Schuljahr folgende Fragen: Was ist der nächste Schritt? Wo ist der Ort, die Stelle, an der sich der/ die Schüler/in auch über die Schulzeit hinaus wertgeschätzt und angenommen fühlt. Dies erfordert von uns als Lehrerinnen und Lehrern, unseren Schülern auch etwas zuzutrauen. Nicht immer danach zu fragen, was für den/die Schüler/in zu viel ist, sondern auch mutig neue Dinge anzugehen. Es geht nicht darum, unsere Kinder irgendwo auf dem freien Arbeitsmarkt zu vermitteln, mit einer Assistenz an der Seite - nein! Es geht darum unseren Kindern, den nächsten Schritt in die Zukunft zu sichern. Dies kann nur in Absprache mit den Eltern, mit dem/der jeweiligen Schüler/in und gegebenenfalls mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Wohnheim gelingen. Aus der Erfahrung durch viele Hospitationen mit unseren Kindern in verschiedenen nachschulischen Einrichtungen spürte ich auch jeweils die Neugier und die Offenheit ihrerseits für das zunächst Ungewohnte aber spannende Neue. Unsere Kinder wachsen, wie jeder andere Jugendliche/Erwachsene über die Schulzeit hinaus. Für viele bieten sich danach nochmals andere Entwicklungsmöglichkeiten, neue Kontakte zu Gleichaltrigen und Betreuern. Lernen wieder andere Tagesabläufe kennen und sind nicht mehr Schülerinnen und Schüler, sondern Beschäftigte. Somit sind sie spätestens zu diesem Zeitpunkt keine Kinder mehr, sondern junge Erwachsene denen man auf Augenhöhe begegnet. Die FuB haben sich in den vergangenen Jahren zu Einrichtungen entwickelt, die einen hohen Qualitätsstandard haben, die darauf bedacht sind für die Beschäftigten immer wieder neue Felder und Perspektiven zu öffnen. Natürlich haben sie keinen Personalschlüssel 1:1, wir ja auch nur bedingt, aber sie haben, die ihnen anvertrauten Menschen im Blick. Es ist anders, aber wer von uns wollte schon, sein ganzes Leben in die Schule gehen? Marvin ganz sicher nicht, er fühlt sich in der Uffhauserstraße wohl, ist in einer sehr gemischten Gruppe gelandet und bei unserer letzten Begegnung am Schulfest sowie
2 bei der Veranstaltung in der Reihe inklusive Konzerte Drei bekannte Musikerinnen spielen Kompositionen von Komponistinnen Unerhört! machte er einen zufriedenen Eindruck. Auf Nachfrage, wie es ihm in der Fördergruppe gehe, strahlte er übers ganze Gesicht. Natürlich gab es für Marvin eine rauschende Abschiedsparty am vorletzten Schultag vor den Sommerferien. Passend zu unserem Jahresthema: Alles im Fluss-der Rhein! Die Aula war besetzt viele waren gekommen, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde und Bekannte, Mitschüler/innen und ehemalige Mitschüler/innen. Innerhalb von 22 Jahren hat man eben einen großen Bekanntenkreis. Cornelia Rüthlein (Schulleiterin) übergab Marvin sein Abschlusszeugnis sowie zwei dicke Fotoordner, die etwas von seiner Zeit im Korczak-Haus widerspiegelten. Ein Dankeschön auch von seinen Lehrerinnen und Lehrer, eine neue Tasche musste her, denn für seine zukünftige Arbeitsstelle in der FuB war die alte nicht mehr so geeignet. Dank Ingo Busch, kam schon gleich eine super Stimmung in die Aula, er unterhielt uns mit Oldies, die alle kannten.
3 Genug der großen Worte, denn als Abschlussstufe hatten wir uns ja noch etwas ganz besonderes für unsere Gäste sowie für Marvins Familie ausgedacht. Gemäß unserem Jahresthema Alles im Fluss- der Rhein, sollte es eine kleine Theateraufführung geben. Mit selbstgestalteten Kulissen wurden alle Gäste in das Reich der Rheintöchter und des Zwerges Alberich, der Nibelung, versetzt. Ja unser Rhein, er hat uns begeistert, fasziniert, uns immer wieder auf neue Ideen gebracht. Bis dahin, dass wir uns auf die Spuren der Geschichten, die um ihn herum zusammengetragen wurden, gemacht haben. Viele Geschichte reihen sich um unseren Rhein, so wie diese vom Rheingold: 3 wunderschöne Mädchen hüteten tief unten im Rhein einen Schatz. Das Rheingold!
4 Doch der Schatz birgt ein Geheimnis: Wer aus dem Gold einen Ring schmieden kann, der gewinnt die Macht über die ganze Welt, der bestimmt wie es auf der Welt zugehen soll, aber er darf keinen Menschen lieben. Alberich der Nibelung raubt es ihnen und nutzt die Zauberkräfte um sich maßlose Macht zu verschaffen. Hierzu muss er der Liebe abschwören. ("Nur wer der Minne Macht versagt nur wer der Liebe Lust verjagt nur der erwirbt sich den Zauber zum Reife zu schmieden das Gold"). Gleichzeitig hatten sich die Götter ( Wotan ) eine Burg ( Walhall ) bauen lassen und den Riesen Fasolt und Fafner als Preis die Göttin Freia zur Ehe versprochen welche das Geheimnis der ewigen Jugend hütet.
5 Als die Burg fertiggestellt ist gelingt es die Riesen dazu zu bewegen an Stelle von Freia den Nibelungenschatz als Kaufpreis zu akzeptieren. Durch List gelingt es den Göttern, Alberich den Schatz und den aus dem Rheingold geschmiedeten Ring (der Schlüssel zu Macht und Reichtum) abzunehmen. Untermalt von Musik aus Wagners Rheingold wurde Alberich von den Göttern überlistet. Er verflucht den Ring. Die Götter bezahlen mit dem Schatz und auch dem Ring ihre Burg. Wie es oft so ist, Geld macht nicht glücklich und schon bald geraten die beiden Riesen Fafner und Fasolt in einen Streit, der damit endet, dass Fafner seinen Bruder erschlägt. In unserer Interpretation von Wagners Rheingold wird für den Augenblick alles gut, Freia ist frei, die Sonne strahlt und es nieselt leicht-alles ist in hellem Licht. leuchtender Regenbogen taucht auf Wotan reicht Fricka den Arm um mit ihr über die Regenbogenbrücke zu steigen. Als sie die Brücke betreten hören sie die Rheintöchter klagen: Gebt uns das Gold wieder Walla, weiha, walle die Woge zur Welle Doch die Götter möchten nichts mehr hören und sagen: Der Glanz des Goldes habt ihr nicht mehr, aber dafür glänzen die Götter hier oben in ihrer neuen Burg Walhall! Dann schritten sie lachend über die Regenbogenbrücke und Freia war frei!
6 Es würde zu weit führen alle Details zu schreiben, doch nicht vergessen dürfen wir unsere beiden Musiker, William Cuthbertson, Klavier und Jörg Krause Gesang. Leider haben sich unsere Musiker immer so schön versteckt, dass es kein Foto gab. Das war wirklich Bühnenreif und wir sagen den beiden Dank für Musik und Gesang, die unser Stück umrahmten. Ich hör ein Bächlein rauschen, Im Rhein im heilgen Strome, und zum Schluss Einmal am Rhein. Da das Publikum in den Kampf um das Rheingold mit einbezogen wurde, war das Ganze eine runde Sache, niemand hat gespürt, wie viel da improvisiert wurde und noch in letzter Sekunde abgeändert. Mit Einmal am Rhein endete unser Stück und es wurde geschunkelt und gelacht. Von Abschiedsschmerz in dieser Stunde keine Spur. Doch wir vermissen Marvin, freuen uns aber, dass er sich in seinem neuen Umfeld wohlfühlt. Dank an alle. die uns unterstützt haben, Christine Raif, Gaby Metzger, Annette Spies, Dagmar Hoch, Arno Konopka und Paul Jogoschwa, Cornelia Rüthlein und natürlich, Marvins Gäste. Wir hoffen natürlich, dass wir Marvin noch bei vielen Gelegenheiten hier im Korczak-Haus wiedersehen dürfen. Danke Marvin, für alles, was wir durch dich lernen durften! Susanne Thomas für die WII
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