Das Mädchen mit einem Wunsch

Transkript

1 Das Mädchen mit einem Wunsch (erfunden und gezeichnet von den Kindern der Geschichten-Werkstatt der Valentin-Senger-Schule, Jan, Florian C., Florian Sch., Jonas, Marie, Carmen, Sarah, Luisa, Johanna und Emilia) Mitten im Dschungel, auf einem der höchsten Bäume, versteckt zwischen den Blättern und nur für sehr aufmerksame Beobachter sichtbar, gibt es ein Baumhaus. Es hat eine schöne, große Terrasse auf der man frühstücken kann, oder einfach nur in der Sonne liegen und träumen. Ihr wollt sicher wissen, wer in diesem Baumhaus wohnt. Es sind Luise und ihr jüngerer Bruder Ben. Die beiden leben im Dschungel zusammen mit ihren Freunden, dem Baby-Jaguar Migo und einem jungen Elefanten namens Bimbo. Natürlich wohnt Bimbo nicht im Baumhaus oder habt ihr schon einmal einen Elefanten gesehen, der auf Bäume klettert? Er versucht nur immer seinen Rüssel nach oben zu strecken um über das Geländer der Terrasse zu kommen und etwas vom Frühstück der Geschwister zu stiebitzen, aber das Geländer ist viel zu weit oben. Was die beiden frühstücken? Naja was man im Dschungel eben so frühstückt: Gebratenen Fisch und gegrillte Ameisen. Das klingt einfach, aber dahinter steckt ganz schön viel Arbeit. Das Baumhaus von Luise und Ben steht zwar in der Nähe eines Flusses, aber in diesem Fluss gibt es nur Piranhas und deswegen müssen Luise und Ben die Frühstücksfische von weit her holen. Aus einem unterirdischen See. Man gelangt dort über einen langen Tunnel hin, der steil nach unten führt. Allerdings ist der Boden des Tunnels voller Minen. Wenn man sie berührt, explodieren sie. Deshalb haben Luise und Ben an die Decke des Tunnels eine Seilbahn gebaut. Aus einer Liane, einer Seilwinde und einem selbst geflochtenen Korb. Wenn Luise, die sich meistens um die Frühstücksfische kümmert, zum Angeln will, bläst sie in ihr Horn und dann kommt Bimbo. Seine Aufgabe ist es, am Eingang des Tunnels zu warten. Luise fährt mit der Korb-Seilbahn zum See hinunter und wenn sie genug Fische hat, bläst sie wieder in ihr Horn und Bimbo dreht mit seinem Rüssel die Seilwinde mit der Liane und zieht Luise mit dem Korb und den Fischen durch den Tunnel zurück nach oben. In der Zwischenzeit hat Ben schon Feuer gemacht, eine Menge Ameisen gesammelt, in Honig gewälzt und gegrillt.

2 Mmmmmh! Was für ein leckeres Frühstück, freut sich Ben Ja! Die Ameisen sind dir heute besonders gut gelungen, Ben, stimmt Luise ihrem Bruder zu. Und die Fische, die du gefangen hast, sind hervorragend. Aber warum isst du denn so wenig? Schmeckt's dir nicht?, fragt Ben seine Schwester besorgt. Doch, antwortet Luise, aber ich muss immer daran denken, wie traurig es ist, dass wir nicht mit den Tieren reden können. Aber Bimbo versteht dich doch! tröstet sie Ben Er versteht, dass ich möchte, dass er kommt und den Korb hochzieht, weil wir das immer wieder geübt haben, aber ich kann nicht so mit ihm reden, wie mit dir. Über meine Gedanken, meine Träume, meine Gefühle... Deine Wünsche! ergänzt Ben. Ja! erwidert Luise. Und mein größter Wunsch ist es nun einmal, mit den Tieren reden zu können. Da geht ein Leuchten über Bens Gesicht. Er hat eine Idee: Erinnerst du dich an die Geschichte, die uns Großvater erzählt hat? Von dem Schatz im See? Ja! antwortet Luise. Du meinst die Geschichte von der Zaubernuss.! Großvater hat gesagt, der Schatz ist eine Zaubernuss und wer sie findet, hat einen Wunsch frei. Genau. Und deshalb lass uns die Zaubernuss suchen! ruft Ben Und Luise bläst in ihr Horn und ruft Bimbo und gemeinsam mit dem kleinen Baby-Jaguar machen sie sich auf den Weg zum Tunnel-Eingang. Diesmal fahren auch Ben und Migo in der Korb-Seilbahn mit hinunter zum Ufer des Sees. Im Gepäck haben sie eine weitere Liane und drei große Kokosnüsse. Bimbo bleibt am Eingang des Tunnels zurück, um die drei wieder hoch zu ziehen, wenn Luise in das Signalhorn bläst.

3 Bevor Luise ins Wasser springt bindet ihr Ben die Liane um den Bauch. Er schlägt die drei Kokosnüsse auf. Sobald ich unter Wasser bin, fängst du an zu trinken, schärft Luise ihrem Bruder ein. Wenn du alle drei Kokosnüsse ausgetrunken hast und ich noch nicht zurück bin, ziehst du mich an der Liane wieder nach oben! Ben nickt. Luise springt kopfüber ins Wasser und taucht nach unten. Ben nimmt die erste Kokosnuss und fängt an zu trinken. Schon bald kann er seine Schwester nur noch als dunklen Schatten in dem tiefblauen Wasser erkennen und dann ist sie ganz verschwunden. Luise ist eine gute Taucherin, aber der See ist tief. Niemand weiß, wie tief! Sie schwimmt in großen Zügen nach unten. Immer weiter! Immer tiefer! Da! Da unten! Das muss der Schatz sein. Die Zaubernuss, von der der Großvater gesprochen hatte. Sie versucht, die Hand danach auszustrecken, aber da! Ein Ruck! Die Liane ist zu kurz! Luise kann den Schatz nicht erreichen. Aber jetzt umdrehen? So kurz vor dem Ziel? Nein! Luise löst die Liane von ihrem Bauch. Sie hat nur noch ganz wenig Luft in ihren Lungen, aber sie will auf keinen Fall aufgeben. Ben hat inzwischen die zweite Kokosnuss geleert. Von Luise keine Spur. Er setzt die dritte Nuss an die Lippen und trinkt sie in einem Zug leer. Noch immer kein Lebenszeichen von seiner Schwester. Da wird es ihm unheimlich und er zieht die Liane hoch. Aber das geht viel zu leicht. Was ist denn da los? Ben kann einen Schrei des Entsetzens nicht unterdrücken, als er das leere Ende der Liane aus dem Wasser zieht. Wo ist Luise? Was ist passiert? Ben überlegt fieberhaft! Er weiß, dass nicht mehr viel Zeit bleibt und dass Luise da unten bald keine Luft mehr hat. Wie kann er sie retten? Verzweifelt sieht er sich um! Da stupst ihn der kleine Baby- Jaguar an. Nein Migo, ich kann jetzt nicht mit dir spielen! Aber der Jaguar lässt nicht locker. Immer wieder schnappt er nach Bens Hand und versucht, ihn weg zu zerren. Da endlich versteht Ben:

4 Du willst mir etwas zeigen! Migo dreht sich einmal im Kreis, als wollte er sagen: Jetzt komm endlich! Dann läuft er zu einem Felsen hinter dem riesige Bambus-Gräser bis durch die Decke der Höhle wachsen. Wie ein Verrückter beginnt der Jaguar eines der Gräser auszugraben. Damit soll ich nach unten tauchen? - Aber das kann nicht funktionieren. Es sei denn... Migo beginnt laut zu fauchen. Du hast ja Recht! Wir haben keine Zeit zu verlieren! Ich werde es einfach versuchen! Und Ben nimmt das Riesengras in den Mund und taucht seiner Schwester hinterher. Was Ben nicht wusste: Das Riesengras ist kein gewöhnliches Gras, sondern es pumpt Druckluft in seine Lungen, so dass er wie ein Taucher mit einer Sauerstoffflasche bis auf den Grund des Sees schwimmen kann. Da! Da ist Luise. Sie ist schon fast ohnmächtig! Und da ist der Schatz. Sie ist ganz nah dran. Aber der Schatz sitzt fest. Ben schwimmt zu seiner Schwester. Er schiebt ihr das Pressluft-Gras in den Mund. Jetzt atmen sie abwechselnd. Erst zwei Züge sie, dann zwei Züge er. Sie nicken sich zu. Dann versuchen sie gemeinsam die Zaubernuss loszureißen. Hauruck! Hauruck! Hauruck! Wuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuummmmmmmmm! Es tut einen riesigen Schlag. Die Nuss löst sich und löst dabei einen unterirdischen Vulkan aus, der die beiden Geschwister in einer ungeheuren Druckwelle nach oben spült und mit ihnen den ganzen See und alle Fische die darin sind. Die Druckwelle ist so stark, dass sie ein Loch in die Decke der Höhle schlägt, das Wasser schwappt über und fließt geradewegs Richtung Baumhaus, wo es in einer Mulde zum Stehen kommt und einen neuen See bildet, direkt am Fuß des Baumhauses, mit allen Fischen und dem klarsten blauen Wasser, das es gibt. Ganz obenauf schwimmen Luise und Ben und der Baby-Jaguar. Und da ist auch die Zaubernuss. Wollen wir sie teilen? fragt Luise. Ohne dich hätte ich sie ja nie bekommen und ich wäre vielleicht schon tot. Nein, nein iss du sie! antwortet Ben. Ich brauche sie nicht. Und im Übrigen kannst du dich bei Migo bedanken. Er hat mir gesagt, dass man mit dem Riesengras tauchen kann!

5 Er hat es dir gesagt? fragt Luise ungläubig. Aber er kann doch nicht sprechen. Nein, aber wir verstehen uns trotzdem. Und als wollte er Bens Worte bestätigen, fängt Migo an zu schnurren und leckt Ben mit seiner rauen Zunge übers Gesicht. Ich glaube, er will ein zweites Fisch-Frühstück! lacht Luise. Ja, das hat er sich auch verdient. Die drei schwimmen ans Ufer, legen sich in die Sonne und lassen sich von den warmen Strahlen trocknen. Oh je! ruft Luise Was denn? Wir haben Bimbo vergessen! Aber ehe Luise noch ins Horn blasen kann, um auch den treuen Elefanten zum zweiten Frühstück einzuladen, hören sie ihn schon kommen. Und als er seine Freunde sieht, die ihm vom Rand des neu entstandenen Sees zuwinken, trompetet er fröhlich los, taucht seinen Rüssel ins Wasser, nimmt einen riesigen Zug und spritzt sie alle zur Begrüßung noch einmal so richtig pitschepatschenass! ENDE