Lehrgang Chinesische Arzneien Materia Medica Einführung ein Ausbildungskurs der Sacam

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1 Lehrgang Chinesische Arzneien Materia Medica Einführung ein Ausbildungskurs der Sacam Dr. med. Adrien Berthoud, Wetzikon ZH Postfach Zürich Tel Fax

2 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Chinesisch für Kräuterärzte - wie sag ich meinem Kräutlein Namen die auf eine Farben hinweisen Namen die auf einen Geschmack hinweisen Namen die auf einen Pflanzen- oder Körperteil hinweisen Namen die auf die Herkunft hinweisen Namen die auf die Art der Vorbehandlung hinweisen 4 2. Geschichte der Chinesischen Arzneitherapie uuur-alte Tradition 5 3. Qualifikation der Arzneimittel das coole Netzwerk dahinter Temperaturverhalten Geschmack Wirkrichtung Meridianbezug Meldearzneien Wirkung Indikationen Therapeutische Prinzipien Biao Ben - Therapie mit System Die Acht Therapeutischen Verfahren Ba Fa alles zu seiner Zeit Schwitzen Auswerfen Abführen Ableiten Harmonisieren Erwärmen Kühlen Ergänzen Die Materia Medica und die acht therapeutischen Verfahren Übersichtstabelle Dosierung mit wenig viel erreichen - ist die hohe Kunst Vorbehandlung der Rohdrogen Arzneien in der Schwangerschaft was den Foetus beruhigt oder vertreibt Kontraindikationen Kombinationen und Inkompatibilitäten was sich liebt, streitet sich Toxizität Vier Komponenten einer Rezeptur Kaiser, Minister, Ass und Bote Praxis der Arzneitherapie Kräuter, Granulate, Konzentrate, Salben Bücher Empfehlungen nicht nur für Leseratten Arzneigruppen die letzte Seite bringt dir Übersicht 30 Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

3 1. Chinesisch für Kräuterärzte - wie sag ich meinem Kräutlein Die chinesische Kräutertherapie ist nicht nur eine weitere Behandlungstechnik, die neben Akupunktur, Fünf-Elemente-Ernährung und Qi-Gong auf der Physiologie und Pathophysiologie der Traditionellen chinesischen Medizin aufbaut. Sie ist eine wunderbare, hocheffiziente Möglichkeit den modernen, hektischen Menschen mit wenig Zeitaufwand und viel Freiheit biomedizinisch zu versorgen. Akute Zustände können oft auch schnell behandelt werden. Bei chronischen Mangelzuständen unterstützen die aufbauenden Qi-, Blut-, Yin- oder Yang-Tonika, wie kaum ein pharmakologisches Medikament der Schulmedizin. Durch diese Erweiterung der Therapiemöglichkeiten eröffnen sich speziell dem Schulmediziner mit TCM-Ausbildung ungeahnte ergänzende, eben komplementäre, Therapiemöglichkeiten. Vor allem für Grundversorger lohnt es sich deshalb in der Bevölkerung beliebten sanften natürlichen Kräutertherapen zu erlernen. Das Eingangstor bildet die wohlstrukturierte Materia Medica, bei der alle Kräuter in 18 verschiedene Wirkgruppen eingeteilt sind. Anfangs ist es wichtig sich die chinesischen und lateinischen Namen (evt. auch die deutschen) zu merken und diese gleichzeitig mit der Gruppeneinteilung, der Temperaturwirkung und 2-3 Wirkungen der Arznei zu memorisieren. Damit wir die Namen der chinesischen Arzneien aussprechen und uns die Namen in chinesischer Pinyin-Schrift merken können, lohnt es sich zum besseren Verständnis die Übersetzung einiger chinesischer Wörter und Basisbegriffe zu erlernen und schon können wir ein wenig chinesisch kommunizieren oder uns besser in Büchern zurecht finden Namen die auf eine Farbe hinweisen Bai Weiss Bai Shao Yao Weisse Pfingstrose Paeonia alba Radix Hei Schwarz Hei Dou Schwarze Bohne Glycine Max Semen Hong Chi Zhu Zi Rot Hellrot Dunkelrot Purpur Hong Hua Chi Shao Zhu Sha Zi Cao Gen Rote Blüte/Blume Rote Pfingstrose Dunkel roter Sand Purpurkraut Wurzel Carthami Flos Paeonia rubra Radix Cinnabaris Lithospermi Radix Huang Gelb Da Huang Grosse Gelbe Rhei Radix et Rhiz. Qing Blau-grün Qing Pi Blau-grüne Schale Citrus reti.virid.peric Lu [lü] Grün Lu Dou Grüne Bohnen Phaseoli radiati S. Jin Gold Jin Yin Hua Gold-Silber-Blüte Lonicera Flos Yin Silber Yin Guo Ye Silber Frucht Blatt Folium Ginkgo Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

4 1.2. Namen die auf einen Geschmack hinweisen Xiang Wohlriechend Mu Xiang Wohlriechendes Holz Aucklandia Radix Gan Süss Gan Cao Süsses Kraut (=Süssholz) Glycyrrhizae Radix Ku Bitter Ku Shen Gen Bitter Kraut Wurzel Sophorae flavesc. R. Suan Sauer Suan Zao Ren Sauer Dattel Samen Zizyphi Spinosae S. Xin Scharf Xin Yi Hua Scharfe Magnolienblüte Magnolia Flos Dan Geschmacklos Dan Zhu Ye Geschmackloses Bambusblatt Lophateri Herba 1.3. Namen die auf Pflanzenteile hinweisen Cao Kraut Herba CheQianCao Plantaginis Herba,Spitzwegerichblatt Dou Ren Zi Bohne Stein/Samen Samen Semen Semen Semen Lu Dou Xing Ren Lian Zi Phaseoli Semen Armeniacae S,,Aprikosensteinmandel Nelumbinis Semen, Lotussamen Gen Wurzel Radix Ban Lan Gen Isatis Radix, Färberwurzel Geng Teng Zweig/Halm Ranke/Rebe Caulis Caulis Su Geng RenDonTeng Perillazweig Lonicera Caulis, Geissblatt Gua Frucht Fructus Mu Gua Chaenomelis F., Papayafr. Hua Blüte/Blume Flos Hong Hua Carthami Flos, Safflower Pi Pi Pi Rinde äussere Haut Schale/Haut Cortex Exocarpium Pericarpium He Huan Pi Dong Gua Pi Chen Pi Albizia Cortex Benincasae Exocarp. Winter-Melone Citri reti.pericarpium, Orangenschale Ye Blatt Folium Sang Ye Morus Folium, Maulbeer-Blatt Zhi Zweig fein Ramulus Gui Zhi Cinnamomi Ramulus, Zimtzweig 1.4. Namen die auf die geographische Herkunft hinweisen Pinyin Deutsch Beispiel Lateinischer Name Yun Aus der Provinz Yunnan Yun lian = huang lian Coptis Rhizoma Yunnan-Qualität Bei Norden, aus Nordchina Bei sha shen Glehniae Radix Nan Süden, aus Südchina Nan sha shen Adenophorae Radix Guang Aus Provinz Guangdong=Kanton Guang fang ji Aristolochiae Fangji Radix Guan Nordost, aus Nordostchina Guan mu tong Aristolochiae Manshuriensis Rdx Chuan Aus Sichuan Chuan bei mu Fritillaria Cirrhosae Bulbus Zhe Aus Zhejiang Zhe bei mu Fritillariae Thunbergi Bulbus 1.5. Namen die auf die Art der Vorbehandlung hinweisen Pinyin Deutsch Beispiel Lateinischer Name Shu Gar, gekocht Shu di huang Rehmanniae Radix praeparata Sheng Roh, frisch Sheng di huang Rehmanniae Radix (crudus) Chao Geröstet Chao bai zhu Atractylodes macrocephalea Rhizoma praeparata Zhi vorbehandelt Zhi gan cao Glycyrrhizae Radix mele tostae (in Honig geröstet) Xian Frisch Xian di huang Rehmanniae Radix viridens Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

5 2. Geschichte der Chinesischen Arzneitherapie 2100 v. Chr. Xia-Dynastie v.chr v. Chr. Shang-Dynastie v.chr. Xia + Shang-Dynastie: Medizin und Heilung wir dominiert durch Vorfahrenkulte und Opferrituale. Hauptkrankheitsursache war Unzufriedenheit der Vorfahren. Hauptdiagnoseform war von Opferritualen abgeleitet. Die Haupttherapie bestand aus Dankbarkeitsritualen gegenüber den Vorfahren. Die früheste Schrift über Kräutertherapie datiert zurück auf 2000 v. Chr v. Chr. Zhou-Dynastie v.chr. 770 v. Chr. Frühlings- und Herbstperiode v.chr. In diesen zwei Perioden wird die Medizin dominiert durch Schamanismus und Dämonologie. Hauptdiagnoseform von Opferritualen abgeleitet. Haupttherapie war die Geisteraustreibung. Allerdings tauchten am Ende dieser Periode die Haupttheorien der TCM auf und Akupunktur und Kräutermedizin kamen in Gebrauch. Viele schriftliche Zeugnisse über Kräuterverschreibungen wurden auf Knochen und Bambusstreifen festgehalten, auch Fallstudien und Informationen über Toxizität von Kräutern. 476 v. Chr. Streitende Reiche v.chr. All Haupttheorien der CM entstehen i dieser Perioode: Yin-Yang, 5 Elemente, 5 Farben, 5 Geschmäcker und das System vieler weiterer Entsprechungen. Qi, Pulsdiagnose, die Meridiane, Akupunkturpunkte. Die Rolle des Schamanen und des Arztes wurden getrennt. Die 6 Philosophischen Schulen entstanden: - Dao Schule - Yin-Yang-Schule (oder Naturalisten Schule) - Konfuzius Schule - Taoisten Schule - Legalisten Schule - Schule der Namen Der Gebrauch von Kräutern war immer noch empirisch, die Yin-Yang- und 5- Elemente-Theorie entwickelt aber bei der Kräutertherapie noch nicht angewendet. Huang Di Nei Jing Der Innere Klassiker des Gelben Kaisers Jh v. Chr. - Su Wen, Simple Questions, Einfache Fragen - Ling Shu, Spiritual Axis Das älteste Hauptwerk der TCM, Autoren unbekannt theoretische und philosophische Grundlagen, aber nur wenig Bezug zur Arzneitherapie (28 Substanzen, 12 Rezepturen). 221 v. Chr. Qin-Dynastie v.chr. 207 v. Chr. Han-Dynastie 207 v.chr. 220 n.chr. Shen Nong Ben Cao Jing Die Materia Medica des Gestaltenden Landmanns 1.Jh v.chr. 2.Jh n.chr der legendäre, göttliche Landmann, Shen Nong (Autor unbekannt) Die erste echte Pharmakopoe der TCM mit 365 AM 3 Kategorien: Obere Kategorie mit Himmel korrespondierend. AM, die das Leben nähren. Ungiftig auch bei längerer Einnahme. Machen den Körper leicht, mehren das Qi, verlängern das Leben. - Mittlere Kategorie korrespondiert mit dem Menschen. AM, die das Wesen, also die Konstitution nähren. Sie sind individuell, also nicht von jedem Menschen gleich anzuwenden. Sie heilen zum Teil Krankheiten und supplementieren tw. Leere. - Untere Kategorie korrespondiert mit der Erde. AM, die manifeste Krankhei ten heilen. Sie sind oft toxisch und dürfen nur kurzfristig angewendet werden. Sie beseitigen pathogene Hitze oder Kälte und brechen Akkumulationen, Massen oder Knoten, auf. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

6 200 n. Chr. Nanjing Klassiker der Schwierigkeiten beschreibt A.radialis Puls Shang Han Za Bing Lun Abhandlung über schädigende Kälte und verschiedene Krankheiten von Zhang Zhong-Jing n.chr. - Shang Han Lun, Abhandlung über Schädigende Kälte - Jin Gui Yao Lüe, Übersicht (der Rezepte) des goldenen Schrankes. Er stellte die Diagnosestellung nach den 6 Stadien bei Eindringen von pathogener Kälte auf, und beschrieb auch viele Rezepturen die Hitzekrankheiten behandeln. Insgesamt sind es über 300 Rezepturen, die bis heute eine entscheidende Rolle spielen in der TCM und in der Kampo-Medizin Japans. Zhang- Zhong-Jing beschrieb 22 Pulsbilder und war auch der erste, der die Diagnose direkt mit einer Rezeptur verband. 220 n. Chr. Periode der drei Reiche n. Chr. Mai Jing Puls Klassiker von Wang Shu-He 24 Pulsbilder Jin-Dynastie 420 n. Chr. Nördliche und südliche Dynastien 581 n. Chr. Sui-Dynastie 618 n. Chr. Tang-Dynastie Der Buddhismus verbreitet sich in China und beeinflusst die chinesische Medizin. Es entstehen Schulen für chinesische Medizin und eine staatliche medizinische Universität. Die Kräutermedizin wird systematisiert. Die erste vom Staat subventionierte Pharmakopöe entsteht (die erste westliche Pharmakopöe entsteht in Nürnberg 1546). Xin Xiu Ben Cao Neue revidierte Materia Medica 650 n. Chr. Von Su Jing 850 Arzneien, erstmals mit Illustrationen Qian Jin Yao Fang Wichtige Rezepte, die tausend Goldstücke wert sind ca. 660 n. Chr. von Sun Si-Miao ( ) beschreibt bereits über 860 Arzneien und 232, teils heute noch wichtige Rezepturen. Es geht um Fieberkrankheiten, Gynäkologie und Pädiatrie, sowie Gesundheitsinformationen über Hygiene, Atemübungen, Diät und regulierte sexuelle Aktivität. Er diagnostizierte korrekt die Struma, setzte sie in Bezug zum Leben in den Bergen (ohne Iod) und behandelte sie mit Algen, Seegras (Kun Bu, Hai Zao) und Schafsschilddrüsen. 900 n. Chr. Erfindung des Buchdruckes im Reich der Mitte 907 n. Chr. Fünf Dynastien 960 n. Chr. Liao-Dynastie Song-Dynastie Hochblütezeit der TCM => beginnender Niedergang 1125 n. Chr. Jin - Dynastie Yuan-Dynastie Zhang Yuan-Su - Yi Xue Qi Yuan, Ursprünge der Medizin, Zhen Zhu Nang, Beutel kostbarer Perlen (1180) Zhang Yuan Su verbindet erstmals das empirische Wissen der Kräuter mit der systematischen Beziehung von Yin-Yang, 5 Elemente und 8 Prinzipien, inkl. Meridianbezug der AM. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

7 Li Dong-Yuan - Pi Wei Lun, Abhandlung über Milz und Magen Yong Yao Fa Jiang Ergänzungen der im Beutel voller Perlen ausgelassenen Eigenschaften der Arzneien. Begründer der organbezogenen Therapie, der überragende Systematiker Einteilung aller AM nach Yin- und Yang-Anteil. Schüler von Zhang, Begründer der Bu Tu Pai Stärkung der Erde Schule Zhu Dan-Xi Begründer der Schule zur Stützung des Yin ( Yin-Fire, B. Flaws) 1368 n. Chr. Ming-Dynastie Bin Hu Mai Lakeside Master s Study of th.pulse 27 Pulsbilder Ben Cao Gang Mu Enyklopädie der Materia Medica in 52 Bänden 16. Jh. von Li Shi-Zhen ( ) Die Krönung der pharmakologisch-pharmazeutischen Literatur (Porkert). Li Shi-Zhen arbeitete über 30 Jahre an diesem Werk und soll mehr als 800 Werke und 592 frühere Autoren zitiert haben Arzneien, davon 374 neu aufgenommen, Rezepturen - Kapitel über Grundlagen der Arzneitherapie, über Pathologie und Krankheitsbilder. - Kräuter: Erklärung des Namens (Beinamen), Erklärung zum Sammeln, Wachstum-, Blütezeit. Unterscheidung von ähnlichen Drogen, Korrektur von Fehlern in früheren Pharmakopöen. Geschmack, Natur, Toxizität, Indikationen im Vergleich mit früheren Schriften und eigene Kommentare. -> Ergibt einen hervorragenden Überblick über die historische Entwicklung der AM-Indikationen. LiShiZhen liess in seinem Werk auch Widersprüchliches nebeneinander stehen und benutze sowohl die schamanischen Elemente, wie auch die neue Systematik. Er beschreibt die Verbindung von Süssigkeit und Zahnzerfall und erklärt die Bleivergiftung Yi Zhong Bi Du Essential Readings in Medicine 28 Pulsbilder Wen Yi Lun Diskussion über epidemische Hitze 1642 Autor: Wu You Ke Erstellt die Theorie der Wäme-Krankheiten, welche sich in 3 Punkten von den Shang Han Krankheiten unterscheiden: - Ursache ist ein sehr starker und infektiöser perverser pathogener Faktor. - Der pathogene Faktor dringt über Nase und Mund in den Körper ein. - Die Haupttherapie basiert auf zerstreuen und auswerfen durch kühle AM n. Chr. Qing-Dynastie Wen Bing Lun Shi Re Tiao Bian Diskussion über Wärme Krankheiten Ye Tian-Shi ( ) Begründer der Wen-Bing-Theorie Dieser Text ist der kompleteste und genaueste Text über Diagnose und Behandlung von Wärme Krankheiten. Die 4 Ebenen-Theorie (Wie Qi Ying-Blut) wird erstmals eingeführt. (zuerst durch seine Schüler publiziert: Wen Re Lun) Analyse über Feuchte Hitze Autor: Xue Xue (=Xue Sheng-Bai) gilt ebenfalls als ein Vater der Wen-Bing-Theorie Wen Bing Tiao Bian Analyse über fieberhafte Erkrankungen Autor: Wu Tang ( ) Er entwickelte die Wen-Bing-Theorie weiter und führte die Musteridentifikation gemäss der drei Erwärmer ein und erfand die berühmten YinQiaoSan Tabl. ab 1840 Einführung der westlichen Medizin und Niedergang der chines. Medizin Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

8 Wang An (. -..) Quintessenz der Materia Medica Hervorragende Pharmakopöe, die durch Übersichtlichkeit und Prägnanz besticht. Ordnung der AM in Gruppen: Kräuter, Baumdrogen, Früchte, Getreide, Gemüse, Mineralien etc. Untergruppen ähnlicher Wirkungen (noch keine Einteilung in verschiedene Klassen). Kräutername gefolgt von plakativem Kurzbeschrieb, Natur, Geschmack, usw. in kleinen Schriftzeichen, dann illustratives Material (Legenden, Fallgeschichten, Erläuterungen aus klassischen Werken und eigene Erfahrungen) Republik China seit 1912 (seit 1949 nur noch in Taiwan) 1930 wurde die erste offizielle Pharmakopöe publiziert heute Volksrepublik China 1977 Zhong Yao Da Ci Dian ist eine monumentale Materia Medica von 5767 Arzneien. 3. Qualifikation der Arzneimittel das coole Netzwerk dahinter Das Ziel einer Behandlung mit chinesischen Arzneimitteln (AM) ist die Harmonisierung von Yin Yang Ungleichgewichten, das Füllen von Leere-Mustern, das Entlasten von Fülle- Mustern, den Körper von pathogenen Faktoren zu befreien und damit den freien Fluss von Qi, Blut und Körperflüssigkeiten in optimaler Art und Menge zu gewährleisten. Für die Verwendung von Arzneien ist es notwendig, dass die Beschreibung ihrer Natur mit dem theoretischen und diagnostischen Gerüst des Medizinsystems kongruent ist. Mit Natur meint man die immanenten Eigenschaften eines Mittels, die sich nach der Einnahme im Körper als heisse oder kalte, warme oder kühle Phänomene bemerkbar machen. (A. Kalg) Die Natur der Arzneien wird deshalb traditionellerweise entsprechend den theoretischen Grundlagen der TCM qualifiziert und nach diesen Qualitäten geordnet. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind an den chinesischen Arzneien Forschungen nach westlichen Gesichtspunkten durchgeführt worden, welche vor allem Beiträge zur Toxizität geliefert haben. Ein chinesisches Arzneimittel wird wie folgt kategorisiert: Temperaturverhalten Geschmack Wirkrichtung Meridianbezug Zusätzliche Aussagen: Wirkung Indikationen Kombinationen Toxizität Kontraindikationen Dosisangaben Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

9 3.1. Temperaturverhalten xing Das Temperaturverhalten ist die aller wichtigste, grundlegendste Aussage über ein AM, nämlich, ob es im Körper wärmend, kühlend oder neutral wirkt. Krankheit bedeutet entweder einen Überschuss an pathologischem Qi und/oder eine Schwächung des regulären, gesunden Qi. Die pathogenen Faktoren ihrerseits werden beispielsweise auch als Hitze-Qi oder Kälte-Qi charakterisiert, also auch als Hitzekrankheit oder Kältekrankheit bezeichnet. Die Natur entspricht einer Yang-Qualität, sie wird deshalb auch als das Qi des AM bezeichnet. Bei der Behandlung macht man sich das Qi des Arzneimittels zunutze, um das entgleiste Qi im Körper wieder zu ordnen. Wärmende Arzneien verdrängen Kälte und unterstützen die aktiven Energien, kühlende Arzneien dämpfen Hitze und leiten Feuer ab. Hitze-Krankheiten müssen gekühlt werden, Kälte-Krankheiten müssen gewärmt werden. (Huang Di Nei Jing) In der chinesischen Medizin sprechen wir von den vier Temperaturen (si xing) oder genauer noch von den den neun Abstufungen: sehr heiss heiss warm leicht warm neutral kühl leicht kalt kalt sehr kalt da re re wen wei wen ping liang wei han han da han Die Natur eines Arzneimittels wird als stabil angesehen. Seine Wirkung im Körper hängt aber immer auch von der Konstitution des Körpers ab. Beispiel: Ein Mann der an leerer Hitze leidet, während ein exogenes Wind-Kälte-Pathogen in seine Oberfläche eindringt, muss vorsichtiger mit Oberfläche öffnenden, warmen Kräutern behandelt werden, als ein 20-jähriger gesunder Mann mit Wind-Kälte-Grippe. Beim an leerer Hitze Leidenden könnten die gleichen Kräuter zu stark wärmen oder zu stark austrocknen. (siehe auch Kapitel Ben Biao = Wurzel - Zweige einer Krankheit Kapitel 4, Seite ) 3.2. Geschmack wei Im Gegensatz zum Temperaturverhalten kann ein Arzneimittel verschiedene Geschmacksrichtungen haben. Im Vergleich zum Temperaturverhalten entspricht der Geschmack einer Yin-Qualität. Folgende Geschmacksrichtungen werden unterschieden: sauer suan Holz bitter ku Feuer süss tian Erde scharf xin Metall salzig xian Wasser neutral dan Erde Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

10 Zwar werden die Geschmäcker den Wandlungsphasen zugeordnet, aber sie implizieren nicht einen direkten Bezug des AM zum entsprechenden Element. Der Meridianbezug wird in einer weiteren Qualifikation festgelegt (siehe unten). Den einzelnen Geschmacksichtungen werden folgende Wirkungen zugeordnet: Yang scharf entfaltend, lösend, das Qi bewegend süss neutral sauer bitter regulierend, ausgleichend, stützend den Flüssigkeitshaushalt regulierend, diuretisch zusammenziehend, aufrauhend, adstringierend trocknend, klärend, dämpfend Yin salzig erweichend, befeuchtend, laxierend Es gibt noch 2 weitere Begriffe, welche weniger einen Geschmack beschreiben, sondern e- her einer Wirkung entsprechen: aromatisch xiang adstringierend se bezieht sich vor allem auf die Fähigkeit, Trübes (Nässe, Schleim) zu durchdringen und Funktionen zu wecken, nämlich - die Verdauungsfunktion der Milz oder - die kognitiven Funktionen des Shen (Geist, spirit) oder - der Sinnesorgane zusammenziehend, bezieht sich auf die Fähigkeit, einem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen. Adstringierend ist die gleiche Wirkung, wie wenn wir eine Zitrone im Mund hätten Wirkrichtung Die Wirkrichtung ergibt sich durch den kombinierten Effekt von Temperatur und Geschmack einer Arznei. Das Folgende ist eine gegenüber Bensky und Porkert vereinfachte Zusammenfassung: Emporhebende AM Bsp. wichtiger AM: bewegen nach oben und nach aussen, induzieren Schweiss zerstreuen Kälte, treiben Wind aus, heben Qi und Yang an Chaihu, Bupleuri Radix Shengma, Cimicifugae Rhizoma Gegen, Pueraria Radix Lianqiao, Forsythiae Fructus Chuanxiong, Chuanxiong Rhizoma Huangqi, Astragali Radix Absenkende AM wichtige AM: bewegen nach unten und innen, ordnen die Qi-Bewegung (rebellierendes Qi, Kontravektionen), beruhigen Keuchen, binden aufsteigendes Yang Pinelliae T., Banxia, Amomi Fr., Sharen Magnoliae Cort., Houpo Raphani S., Laifuzi Evodiae Fr., Wuzhuyu Caryophylli Fl., Dingxiang Peucedani R., Qianhu Meliae Fr., Chuanlianzi Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

11 Persicae S., Taoren Achyranthis, Huai NiuXi Cyathula, Chuan NiuXi Citrus fresh, Zhishi sowie die meisten Arzneien der - Gruppe 6 (Schleim umwandelnde, Husten stillende AM) - Gruppe 16 (Wind ausleitende, Spasmen lösende AM) Grundsätzlich werden Blüten und spezifisch leichte Substanzen als emporhebend qualifiziert, wohingegen Früchte und spezifisch schwere Arzneien, wie Mineralien absenkend wirken Meridianbezug gui jing Diese Qualifikation geht auf Zhang Yuan-Su zurück, der im 12. Jh. die Verbindung zwischen Arzneimittel (AM) und pathologischen Zuständen in Meridian resp. Organ herstellte. Jedem AM sind ein oder mehrere Meridianbezüge - und damit auch Organbezüge - zugeordnet. Bsp. 03A Da Huang (Rhei Radix et Rhizoma) Rabarberwurzelstock 3-12g bitter, kalt Herz Leber Magen Dickdarm Klärt Hitze und führt Ansammlungen ab, laxierend Klärt Hitze, transformiert Schleim und fördert Diurese Klärt Hitze im Blut Klärt Hitze und reduziert Feuertoxine Aktiviert das Blut und zerstreut Blutstase Bote für Dickdarm Man kann lange darüber diskutieren, ob das Arzneimittel seine Wirkung zuerst im Meridian oder zuerst im Organ entfaltet. Entscheidend ist, dass wir unter einem Organ ein funktionelles Gefüge, mit sowohl inneren Funktionen, wie auch verschiedenen äusseren Funktionen, die Energiebahnen verstehen Meldearzneien (Botenarzneien) Die Eigenschaft einer Arznei, ihre Wirkung speziell in einem spezifischen Meridian-Organ- System zu entfalten, wurde später ergänzt mit der Vorstellung, dass ein AM die Wirkung einer ganzen Rezeptur zu einem Meridian resp. Organ resp. Körperzone hinführen kann. Hier einige Beispiele: Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

12 Hand Shao Yin Herz Coptidis Rh., Huanglian Asari R., Xixin Hand Tai Yang Dünndarm Ligustici sin. R., Gaoben Phellodendri Cort., Huangbai Fuss Shao Yin Niere Cinnamomi Cort., Rougui Anemarrhenae Rh., Zhimu Fuss Tai Yang Blase Notopterygii Rh., Qiang-huo (oben, Nacken) Angelica pubescentis R., Du-huo (Wirbelsäule) Eucommia C., Duzhong [Gummibaum] (Wirbelsäule) Hand Tai Yin Lunge Platycodi R., Jiegeng (Kehle) Allii Bulbus, Xiebai Hand Yang Ming Dickdarm Angelicae dah. R., Baizhi Cimicifugae Rh., Shengma (Gesicht) Nase, NNH Angelicae dah. R., Baizhi Magnolia Flos, Xinyihua Xanthium Fr., Cangerzi Fuss Tai Yin Milz Atractylodis Rh., Cangzhu Puerariae R., Gegen Fuss Yang Ming Magen Cimicifugae Rh., Shengma Gypsum fibrosum, Shigao Hand Jue Yin Pericard Bupleuri R., Chaihu Moutan Cort., Mudanpi Fuss Shao Yang Gallenblase Bupleuri R., Chaihu Citri reticulatae viride Per., Qingpi Fuss Jue Yin Leber Evodiae Fr., Wuzhuyu Chuanxiong Rh., Chuanxiong Bupleuri R., Chaihu Augen Chrysanthemi Flos, Juhua Morus Folium, SangYe Tribuli Fr., Bai-Ji-Li Cassiae S., Juemingzi Hand Shao Yang San Jiao Forsythiae Fr., Lianqiao Bupleuri R., Chaihu Oberer Jiao Lycii Cort. rad., Digupi Mittlerer Jiao Citri reticulatae viride Per., Qingpi Unterer Jiao Aconiti R. lateralis praep., Fuzi 3.6. Wirkung Das Konzept der Arzneiwirkung hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus einer Kombination von Empirie, Medizintheorie und den AM-Qualitäten Temperatur und Geschmack heraus entwickelt (und immer weiterentwickelt). Die Wirkung ist selbstverständlich die wichtigste Aussage über das AM, denn erst hier wird ersichtlich, was das Mittel kann und bei welchen Diagnosen es eingesetzt werden kann. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

13 Einige Beispiele: - die Oberfläche öffnen - die Leitbahnen durchgängig machen - Hitze klären - das Innere wärmen - Feuchtigkeit trocknen - Schleim umwandeln - Stagnationen lösen - das Qi absenken - das Qi kräftigen - das Yin nähren - usw. Ein einzelnes AM hat meist mehrere Wirkungen, welche unterschiedlich ausgeprägt sind, und somit auch die AM innerhalb einer AM-Gruppe unterscheidet Indikationen Klinische Symptome, in denen die Wirkung eines Arzneimittels zur Geltung kommen kann: Beispiel: Es gibt verschiedene warme, scharfe, die Oberfläche öffnende Arzneien mit Bezug zum Blasenmeridian. Sie alle können eingesetzt werden gegen oberflächliche Wind-Kälte Störungen, also grippale Infekte. Das eine wirkt schmerzstillend im Nacken und Rücken (Notopterygii Rhiz., Qianghuo) das andere lindert Schmerzen im Schädeldach (Ligustici sinensis R., Gaoben) das dritte hat eine deutlich diuretische Wirkung (Ephedrae H., Mahuang). 4. Therapeutische Prinzipien Biao Ben - Therapie mit System Damit eine Behandlung möglichst erfolgreich verläuft, ist es notwendig, sich darüber klar zu werden, wie die Symptome eines Patienten zusammenhängen. Wir nennen das die Differenzierung nach Biao (Zweig, Manifestation) und Ben (Wurzel, root). Je nach Betrachtungsebene haben Biao und Ben unterschiedliche Bedeutung: Wurzel (Ben) Stärke des Aufrechten Qi (zheng qi, Orthopathie) Krankheits-Aetiologie ursprüngliche Störung innerer Anteil der Krankheit Zweig (Biao) Stärke des Pathogenen Qi (xie qi, Heteropathie) Symptome sekundäre Komplikationen äusserer Anteil der Krankheit Die Gesundung entspricht einerseits der Wiederherstellung der Kraft des Aufrechten Qi, anderseits der Elimination eines allfällig eingedrungenen Pathogenen Qi. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

14 Cave: Jede Bekämpfung eines schädigenden Agens bewirkt immer auch eine energetische Schwächung des Organismus. Vor dem Hintergrund von Biao und Ben haben sich aus diesen Überlegungen heraus folgende therapeutischen Prinzipien etabliert: bei akuten Krankheiten behandle man den Zweig, Biao (z.b. akute Blutungen, Erbrechen, akuter Infekt) bei chronischen Krankheiten behandle man die Wurzel, Ben (z.b. Oedeme bei Yang-Schwäche) die Stützung des Aufrechten Qi ist wichtiger als die Bekämpfung des Pathogenen Qi die Behandlung des Alten ist wichtiger als jene des Neuen die Behandlung des Inneren ist wichtiger als jene des Äusseren die Behandlung der Agentien ist wichtiger als jene der Symptome Die Wurzel, Ben, hat also grundsätzlich Vorrang vor dem Zweig, Biao, ausser bei Akutsituationen. 5. Die Acht Therapeutischen Verfahren Ba Fa Erstmals im 18. Jh ausformuliert durch Cheng Zhong-Ling (Yi Xue Xin Wu, Erkenntnisse der Medizin). Die Prinzipien sind allerdings bereits im Shang Han Lun ersichtlich. Von diesen acht Verfahren bewirken 4 eine Ausleitung, das heisst eine Entlastung des Organismus von pathogenen Faktoren, bzw. störenden Einflüssen: o Schwitzen o Erbrechen und Auswerfen o Abführen o Ausleiten Beachte: Allerdings bedeutet jeder Säfteverlust, wie schwitzen, erbrechen, Diarrhöe, starke Diurese und zu starke Menstruation gleichzeitig eine Schwächung des Körpers. Je schwächer die körperliche Konstitution, desto weniger können wir einen Qi, Yang-, Yin- oder Blutverlust in Kauf nehmen, wenn wir auf diese Art pathogene Faktoren aus dem Körper eliminieren. Die übrigen 4 Verfahren haben eine ausgleichende oder stützende Wirkung: Harmonisieren Erwärmen Kühlen Kräftigen Beachte: Zuerst sollten pathogene Faktoren und Störfaktoren, wie z.b. Feuchtigkeit oder Schleim ausgeleitet werden, bevor der Körper gestärkt wird. Bei einem Mangelmuster kann allerdings gleichzeitig das Qi, Yang-, Yin- oder Blut gestützt werden Schwitzen Han Fa Vorgang: Hervorrufen von Schweiss durch Stimulierung und Zerstreuung des Lungen-Qi, sowie Regulation und Erleichterung der Interaktion zwischen Wei-Qi und Ying-Qi, sodass sich die Poren öffnen. Dadurch können pathologische Einflüsse in den oberflächlichen Schichten des Körpers durch Schwitzen herausgelöst werden. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

15 Wenn die Krankheit sich in der Haut befindet, so setze man Schwitzen ein, um sie auszuleiten. (Nei Jing Su Wen) Indikationen: Strategien: Kombinationen: Beachte: - äussere Füllezustände (Wind-Kälte, Wind-Hitze) - Masern und ähnliche Exantheme - akute Oedeme oberhalb der Taille - Frühstadien von Wind-Feuchte mit Schmerzen und Schwellungen - durch Wind verursachte juckende Hautkrankheiten - Krankheiten, welche sich ihren Weg von innen her nach aussen bahnen - wärmend die Oberfläche öffnen - kühlend die Oberfläche öffnen - die Oberfläche öffnen und das Qi kräftigen - die Oberfläche öffnen und das Yang wärmen - die Oberfläche öffnen und das Yin nähren - die Oberfläche öffnen und Flüssigkeiten ausleiten - die Oberfläche öffnen und das Innere kühlen Schwitzen selbst ist nicht das Ziel der Behandlung. Es soll lediglich als Zeichen dienen, dass die Poren geöffnet sind, dass Ying und Wei wieder harmonieren und die pathologischen Einflüsse zerstreut sind. Dieses Verfahren muss bei geschwächten Patienten durch Kräftigung (Bu Fa, Tonisierung, tonification) ergänzt werden. Vorsicht: - bei bestehender Yin- oder Yang-Schwäche - im Sommer 5.2. Auswerfen Tu Fa Vorgang: Linderung von hochakuten Zuständen, so dass Schleim, stagnierende Nahrung oder Gifte, welche in Hals, Brust oder Magen stecken, durch den Mund ausgeworfen werden können (Abhusten aus dem Oberen Jiao, Erbrechen aus dem Mittleren Jiao) Wenn sich die Störung oben befindet, so führe sie nach oben und aussen. (Nei Jing Su Wen) Indikation: Beachte: - Schleim im Hals mit Erstickungsgefühl - Schleimansammlung in der Brust mit Dyspnoe - Verdauungsstillstand - nach Einnahme von giftigen Substanzen Hier handelt es sich um eine drastische Massnahme zum Auswerfen von substantiellen pathologischen Störungen aus dem Körper. Dieses Verfahren kann leicht das Magen-Qi schädigen, und darf deshalb nur in akuten Situationen bei kräftigen Individuen eingesetzt werden. Dieses Verfahren wird selten angewendet. KI - nach langer Krankheit, bei alten schwachen Patienten - nach Blut- und Säfteverlust Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

16 - vor und nach der Geburt, bei starker Menstruation - Dyspnoe bei Lungenschwäche, Asthma 5.3. Abführen Xia Fa Vorgang: Anregung der Darmentleerung und Nachuntenführen von substantiel pathologischen Einflüssen und Schlacken. Wenn sich die Krankheit unten befindet, so leite man sie nach unten aus, wenn die Mitte voll ist, so leite man innerlich ab. (Nei Jing Su Wen) Indikation: Strategien: Kombinationen: Beachte: Vorsicht: - Obstipation - eingetrocknete Faeces - Hitze-Ansammlung - Kälte-Ansammlung - Wasser-Stauung - Blutstase - Hitze-Ansammlung purgieren - das Yang wärmen und Ansammlungen ausleiten - den Darm befeuchten und den Stuhlgang regulieren - überschüssiges Wasser ausleiten - gleichzeitig purgieren und tonisieren - das Blut bewegen und nach unten ausleiten auch hier handelt es sich im Prinzip um eine drastische Massnahme. bei Schwäche, Schwangerschaft, Menstruation und postpartal 5.4. Ableiten, zerstreuen Xiao Fa Vorgang: Durch sanfte, anhaltende Einwirkung werden Stagnationen von Qi, Stasen von Xue und Ansammlungen von Feuchtigkeit und Schleim abgeleitet. Im Gegensatz zum Auswerfen und zum Abführen läuft dieser Vorgang ohne auffällige Steigerung der stofflichen Ausscheidungen ab. Zerstreue was eingestaut ist. (Nei Jing Su Wen) Indikation: Strategien: - Qi-Stagnation - Blutstase - Nahrungsstagnation - Feuchtigkeit - Schleim - Parasiten - Abszesse - Qi-Stagnation lösen, - Qi-Bewegung glätten, absenken, normalisieren - Blutstase bewegen, auflösen, zerschlagen, aufbrechen - Nahrungsstagnation aufheben - Feuchtigkeit ausleiten, trocknen - Schleim umwandeln, ausleiten Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

17 - Parasiten abtöten - Abszesse auflösen Kombinationen: Beachte: KI: - Ansammlungen auflösen und purgieren - Gleichzeitig ausleiten und kräftigen Die Zerstreuung ist eines der am häufigsten angewendeten Verfahren, und die eingesetzten Mittel entwickeln ihre Wirkung erst allmählich. Trotzdem darf das Verfahren bei gleichzeitig bestehender Leere nur in Kombination mit der Kräftigung eingesetzt werden. - Aufgetriebenheit bei Qi-Schwäche - Nahrungsstagnation bei Milz-Schwäche - Schleim bei Milz- oder Nieren-Leere - Amenorrhoe bei Blut-Leere 5.5. Harmonisieren He Fa Vorgang: Indikation: Strategien: Kombinationen: Beachte: KI: harmonisiert und reguliert die Funktionen, stellt die Ordnung in den Schichten, in einzelnen Organen oder zwischen mehreren Organen wieder her. - Shao-Yang-Störungen (halb Innen, halb Aussen) - Qi-Stagnation - Depression - Dysmenorrhoe - Schmerzhafter Durchfall, der nicht erleichtert - malariaartige Störungen - Harmonisierung des Shao Yang - Harmonisierung von Milz und Leber - Regulation von Magen und Darm - harmonisieren und lösen - harmonisieren und purgieren Die Harmonisierung ist fast immer anwendbar und wird im praktischen Alltag auch sehr oft eingesetzt. akute Krankheit der Oberfläche, da sonst das Geschehen in die Tiefe verlagert wird Erwärmen Wen Fa Vorgang: Durch Erwärmung des Innern und / oder der Leitbahnen werden Kälte-Störungen eliminiert und kompensiert, und so die Funktionen des Yang Qi wiederhergestellt. Die Erwärmung ist bevorzugt auf die Mitte gerichtet. Kälte-Störungen behandelt man mit Wärme. (Nei Jing Su Wen) Indikation: - Kälte in den Kanälen - Kälte attackiert das Mittlere Jiao - Kälte bei Yang-Leere Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

18 Strategien: Kombinationen: Beachte: KI: - die Leitbahnen erwärmen und Kälte zerschlagen - die Mitte wärmen und Kälte zerstreuen - das Yang kräftigen und beleben - das Yang wärmen und Ansammlungen ausleiten - wärmen und kalten Schleim umwandeln - wärmen und Wasser und Feuchtigkeit umwandeln Bei Kälte-Störungen besteht meist ein gewisses Ausmass an Yang-Leere, weshalb dieses Verfahren oft mit dem ergänzenden Verfahren der kombiniert wird. - Fülle-Hitze - Leere-Hitze mit Blut im Auswurf, in Stuhl und Urin - Yin-Leere mit rotem ZK, trockenem Hals 5.7. Kühlen Qing Fa Vorgang: Durch Kühlung werden Hitze und Feuer und damit assoziierte Gifte geklärt und abgeleitet. Dieses Verfahren ist vor allem auch wichtig, wenn durch die Hitze das Yin und die Säfte geschmälert werden. Hitze-Störungen behandelt man mit Kälte. (Nei Jing Su Wen) Indikation: Strategien: Kombinationen: Beachte: KI: - Innere Hitze - Organ-Hitze - Hitze klären aus dem Qi Fen - Hitze klären aus Ying Fen und Xue Fen - Hitze klären und Gifte ausleiten - Hitze klären aus den Organen - Hitze klären und Flüssigkeiten nähren - Hitze klären und das Qi stützen - Hitze klären und das Yin anreichern Kühlung ist immer auch ein Angriff auf das Yang Qi. - bei konstitutioneller Schwäche mit Durchfallneigung - Kälte in Milz und Magen - nach extremer physischer Anstrengung - bei falscher Hitze 5.8. Ergänzen Nähren, Kräftigen, Tonisieren Bu Fa Vorgang: Durch die Anwendung von kräftigenden, anreichernden, nährenden, auffüllenden Arzneien werden geschwächte oder erschöpfte Energieformen oder Organe gestützt und wieder aufgebaut, und so ihre Funktionsfähigkeit wiederhergestellt. Was geschädigt ist muss man aufbauen, was geschwächt ist muss man kräftigen. (Nei Jing Su Wen) Indikation: Strategien: - Qi-, Xue-, Yang- oder Yin-Schwäche - Schwäche eine Organes - das Qi kräftigen, stärken Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

19 - das Blut nähren - das Yang kräftigen, stärken - das Yin nähren, befeuchten, anreichern Kombinationen: Beachte: KI: - Qi, Blut, Yang und / oder Yin stärken und die Oberfläche öffnen - tonisieren und purgieren - das Yin nähren und Trockenheit befeuchten - das Qi kräftigen und das Blut bewegen Jede Arzneiwirkung setzt eine funktionierende und vermittelnde Verdauungsinstanz voraus. Besonders wichtig ist dies bei der Energiezufuhr, wo oft fette Arzneien eingesetzt werden. Deshalb müssen hier Milz und Magen speziell berücksichtigt werden. mächtige Fülle-Zustände. Diese müssen auf jeden Fall zusätzlich durch andere Verfahren behandelt werden Die Materia Medica und die acht therapeutischen Verfahren Die 8 Therapeutischen Verfahren stellen im Prinzip auch das Gerüst dar für die Einteilung der Arzneimittel (AM). Im klinischen Alltag hat sich aber eine weitere Differenzierung etabliert, da vor allem das Verfahren der Zerstreuung und Ableitung (Xiao Fa, reducing) auf mehrere ganz verschiedene Situationen angewendet wird wie Feuchtigkeit, Schleim, Qi-Stagnation, Blutstase, Nahrungsstagnation und andere. Deshalb entspricht die Unterteilung in die einzelnen Arzneigruppen nicht mehr genau diesen ursprünglichen acht Verfahren. Die meisten Pharmakopöen weichen bei der Reihenfolge der Unterteilung ein wenig voneinander ab; zum Teil werden sogar einzelne Mittel unterschiedlichen Gruppen zugeordnet, je nachdem, welche ihrer Wirkung die Autoren in den Vordergrund schieben. So gibt es in der Klinischen Pharmakopoe von M. Porkert eine Gruppe II von brechreizstillenden AM. Deren Mittel finden sich bei Bensky in ganz verschiedenen Gruppen wieder, nämlich bei den Schleim-umwandelnden, den Geist-beruhigenden und den Blut-stillenden. Solche Differenzen werden dann verständlich, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass jedes AM ein Individuum darstellt, welches aus praktisch-klinischen Gründen in das Schema einer Pharmakopoe gepresst wird. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

20 5.10. Übersichtstabelle Die 8 Therapeutischen Verfahren und die zentralen Arzneimittel-Qualifikationen Verfahren Gruppe Temperatur Geschmack Organbezug Schwitzen Han Fa Auswerfen Tu Fa Kühlung Qing Fa Abführen Xia Fa 01 warm - kalt scharf, süss Lunge, Leber Kalt scharf, bitter Magen, Lunge, Leber 02 neutral - kalt bitter, süss Herz, Lunge, Leber, Magen 03 kalt heiss bitter, scharf Dickdarm, Milz, Magen Ableitung Xiao Fa - Diurese 04 neutral - kalt süss, bitter, neutral Alle - Wind/Feucht. 05 warm - kalt scharf, bitter Leber, Niere - Schleim 06 heiss - kalt scharf, bitter, süss Lunge - Feuchtigkeit 07 warm - neutral scharf Milz, Magen - Nahr gsstagn. 08 neutral - warm süss, scharf Milz, Magen - Qi-Stagnation 09 warm - kühl scharf, bitter Leber, MiMa, Lunge - Xue-Stase 10 warm - kühl scharf, bitter Leber, Herz, Milz - Parasiten 17 warm - kalt scharf, bitter, süss MiMa, Leber, Dida Erwärmen Wen Fa 11 heiss - warm scharf Milz, Magen, Niere Ergänzung Bu Fa - Qi 12 A neutral - warm süss Milz, Lunge - Xue 12 B warm - kalt süss Leber, Herz, Niere - Yang 12 C heiss - neutral süss, scharf, salzig Niere, Leber - Yin 12 D neutral - kalt süss Lu, Niere, Leber, Magen 6. Dosierung Zur Beschreibung jeder Arznei gehören Angaben zur Tagesdosis. Diese werden traditionellerweise in Qian, in neuerer Zeit aber auch in China in Gramm angegeben: 1 Qian (früher Ch ien) = 3,125 Gramm (ke), im Alltag wird mit 3,0 Gramm gerechnet Angeführt wird eine Mindest- und eine Höchstmenge, welche einer Tagesration entsprechen. In einer akuten Situation wird man sich eher der Höchstmenge annähern, und kann diese unter Umständen sogar überschreiten. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

21 Bei chronischen Störungen wird man sich aber mit Vorteil an die Mindestangaben halten. Gerade bei westlichen Patienten entfalten die AM oft schon bei tiefen Dosierungen ihre volle Wirkung. Ebenso wird man eine Rezeptur mit stark wirksamen oder toxischen Mitteln initial tief dosieren und erst entsprechend der Wirkung die Dosis erhöhen. Beachte: Mit den Chinesischen Rezepturen verhält es sich wie beim Autofahren: Eine Tempoerhöhung (Dosissteigerung) ist erst dann sinnvoll, wenn man auf dem richtigen Weg ist (die Rezeptur stimmt). Eine hohe Dosierung macht eine falsche Rezeptur nicht besser. Dosierung nach Alter bis 1/12 J 5% 1/12 bis 6/12 J 10% 6/12 bis 1 J 20% 1 bis 2 J 25% 2 bis 4 J 30% 4 bis 6 J 40% 6 bis 9 J 50% 9 bis 14 J 60% 14 bis 18 J 80% 18 bis 60J 100% über 60 J 80% 7. Vorbehandlung der Rohdrogen pao zi 1. Reinigung Auslese Waschen Einweichen Schneiden Trocknen (Gefahr: Schimmelbildung) 2. eigentliche Vorbehandlungen Vereinfachung der Verarbeitung Verstärkung der Wirkung (Extrahierbarkeit, Verfügbarkeit) Verminderung der Toxizität Veränderung von Eigenschaften Verbesserung des Geschmacks Rösten: verbessert die Extrahierbarkeit, verstärkt die wärmende Wirkung Brennen: erleichtert die Pulverisation von Mineralien Verkohlen: verstärkt blutungstillende Wirkung Dämpfen: verändert Wirkung oder wirkt entgiftend Vorkochen mit anderen Substanzen: Wein verbessert Qi und Blut bewegende Wirkung Essig verstärkt Wirkung in der Leber Salzwasser verbessert Wirkung in den Nieren Ingwer-Presssaft verstärkt die wärmende Wirkung Honig verbessert befeuchtende Wirkung Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

22 8. Arzneien in der Schwangerschaft (nach Porkert und Hempen / Fischer) In der Schwangerschaft dürfen folgende AM nicht angewendet werden, da sie entweder eine toxische Wirkung auf den Foetus haben oder da sie zu stark bewegend oder ableitend wirken, und so einen Abort induzieren können. Die in Klammern gesetzten AM müssen in der Schwangerschaft vorsichtig verwendet werden. AM-Gruppe Arzneimittel 01.A Oberfläche öffnende, warme AM Asari H., Xixin Cinnamomi Ram., Guizhi (Ephedrae H., Mahuang) (Magnoliae Fl., Xinyihua) 01.B Oberfläche öffnende, kühle AM (Bupleuri R., Chaihu) Cicadae Periostracum, Chantui (Cimicifugae Rhiz., Shengma) Equiseti H., Muzei 02.A Hitze klärende, Feuer ableitende AM (Cassiae S., Juemingzi) Gypsum fibrosum, Shigao (Lophateri H., Danzhuye) Trichosanthis R., Tianhuafen 02.B Hitze klärende, Blut kühlende AM (Imperatae Rhiz. Baimaogen) Moutan Cort., Mudanpi (Rehmanniae R., Shengdihuang) 02.C Feuchte Hitze klärende AM (Coptidis Rhiz., Huanglian) 02.D Hitze klärende, Gifte reinigende AM Belamcandae Rhiz., Shegan Hedyotidis seu Oldenlandiae H., Baihuasheshecao) Portulacae oleraceae H., Machixian Scutellariae H., Banzhilian 02.E Hitze klärende, Sommerhitze klärende AM 03. abführende AM (Cannabis S., Huomaren) Lepidii S., Tinglizi Natrii Sulfas, Mangxiao Rhei Rhiz., Dahuang 04. Wasser bewegende, Feuchtig- (Abutili S., Dongkuizi) keit durchdringende AM (Coicis S., Yiyiren) Clematidis Armandii Caul., Mutong Dianthi H., Qumai Plantaginis S., Cheqianzi (Talcum, Huashi) (Tetrapanacis Medulla, Tongcao) 05. Wind-Feuchtigkeit ausleitende AM (Gentianae macrophyllae R., Qinjiao) (Xanthii Fr., Cangerzi) 06. Schleim umwandelnde, Husten Arisaematis Rhiz., Tiannanxing und Asthma erleichternde AM (Farfarae Fl., Kuandonghua) Gleditsiae Fr., Zaojiao Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

23 (Pinelliae Rhiz., Banxia) Typhonii Rhiz., Baifuzi 07. Aromatische, Feuchtigkeit (Magnoliae Cort., Houpo) umwandelnde AM 08. Nahrungsstagnation lösende AM Massa fermentata, Shenqu 09. Qi regulierende AM (Allii macrostemonis Bulbus, Xiebai) (Arecae Peric., Dafupi) (Aurantii Fr., Zhiqiao) (Aurantii immaturi Fr., Zhishi) Cyperi Rhiz., Xiangfu Liquidambaris Fr., Lulutong 10.A Blutungstillende AM (Notoginseng R., Sanqi) (Rubiae R., Qiancaogen) Typhae Pollen, Puhuang 10.B Blut bewegende AM Achyranthis bident., Huainiuxi Campsitis Fl., Lingxiaohua Carthami Fl., Honghua Chuanxiong Rhiz., Chuanxiong Corydalis Rhiz., Yanhusuo Curcumae longae Rhiz., Jianghuang Curcumae R., Yujin Curcumae (Zedoariae) Rhiz., Ezhu Cyathulae R., Chuanniuxi Eupolyphaga, Dibiechong Gleditsiae Spina, Zaojiaoci Hirudo, Shuizhi Leonuri H., Yimucao Lycopi H., Zelan Olibanum Gummi, Ruxiang Myrrha, Moyao Persica S., Taoren (Pheretima, Dilong) Salviae milt. R., Danshen Sparganii Rhiz., Sanleng Spatholobi Caul., Jixueteng Trogopteri Faeces, Wulingzhi Vaccariae S., Wangbuliuxing Verbenae H., Mabiancao 11. das Innere wärmende AM (Aconiti R. lateralis praep, Fuzi) Aconiti Kusnezofii R., Caowu (Alpiniae officinari Rhiz., Gaoliangjiang) (Cinnamomi Cort., Rougui) Evodiae Fr., Wuzhuyu (Foeniculi Fr., Xiaohuixiang) (Zingiberis Rhiz., Ganjiang) 12.A Qi stärkende AM (Codonopsitis R., Dangshen) (Glycyrrhizae R., Gancao) 12.B Blut nährende AM Angelica sinensis R., Danggui Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

24 12.C Yang stärkende AM (Psoraleae S., Buguzhi) 12.D Yin nährende AM (Lycii Fr., Gouqizi) 13. adstringierende AM (Ginkgo S., Baiguo) (Myristicae S., Roudoukou) 14. den Geist besänftigende Mittel (Albiziae Cort., Hehuanpi) Cinnabaris, Zhusha (Haematitum, Daizheshi) (Polygalae R., Yuanzhi) (Zizyphi spinosae S., Suanzaoren) 15. aromatische, Sinne freimachende AM (Borneolum, Bingpian) Camphora, Zhangnao 16. Wind ausleitende, Spasmus (Gastrodiae Rhiz., Tianma) lösende AM Scolopendra, Wugong Scorpio, Quanxie Tribuli Fr., Jili 17. Mittel gegen Parasiten und Würmer Arecae S., Binglang (Quisqualis Fr., Shijunzi) 18. Mittel zur äusseren Anwendung 9. Kontraindikationen Unter dieser Rubrik werden Hinweise gegeben, welche meist bereits aufgrund des Therapeutischen Verfahrens verständlich sind (siehe dort). Beispiel: Stark zerstreuende AM sollten nicht oder zumindest nur mit flankierenden Massnahmen verschrieben werden, wenn gleichzeitig eine Schwächung oder Erschöpfung besteht. 10. Kombinationen und Inkompatibilitäten Zum Arzneimittelbild gehört auch die eventuell vorhandene spezielle Beziehung zu und Interaktion mit anderen Arzneien. Es werden 7 Möglichkeiten unterschieden, von denen zwei (b und c) einem harmonischen Zusammenwirken entsprechen, was auch in die Rezeptur einfliessen sollte. Weitere zwei (d und e) entsprechen einem korrigierenden Zusammenwirken, womit die toxische Wirkung einer notwendigen Arznei gedämpft, bzw. neutralisiert wird. Die letzten Beziehungen (f und g) sind disharmonisch und sollten in der Rezeptur unbedingt vermieden werden. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

25 a) Dan Xing einzeln gehend, single effect - Ginseng R., Renshen kann bei Qi-Schwäche allein eingesetzt wer den b) Xiang Xu benötigen einander, mutual accentuation Gypsum, Shigao benötigt Anemarrhenae Rh., Zhimu zur Klärung von Hitze und Glut c) Xiang Shi befördern einander, mutual enhancement Astragali R., Huangqi kombiniert mit Poria alba, Fuling hat sich bei Oedemen bewährt d) Xiang Wei fürchten einander, mutual counteraction Zingiberis Rh. vir., Shengjiang mindert die Nebenwirkungen von Pinelliae T., Banxia e) Xiang Sha hemmen einander, mutual killing Zingiberis Rh. viridens, Shengjiang hebt die Toxizität von Pinelliae T., Banxia auf f) Xiang Wu verabscheuen einander, mutual antagonism Mittel, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung neutralisieren, zb: - Cinnamomi Cort., Rougui und Halloysitum rubrum, Chishizhi - Caryophylli Fl., Dingxiang und Curcumae R., Yujin - Ginseng R., Renshen und Trogopteri Faeces., Wulingzhi g) Xiang Fan sind unverträglich ( verkehren sich ), mutual incompatibility die Kombination führt zu unerwünschten Reaktionen, welche die Mittel einzeln nicht haben (18 Arzneien sind bekannt): Glycyrrhizae R., Gancao mit Kansui R., Gansui, Euphorbiae R., Daji, Daphnis Genkwa Fl., Yuanhua, Sargassi Thallus, Haizao Aconiti carmichaeli R., Wutou mit Fritillariae Bulb., Beimu, Trichosanthis Fr., Gualou, Pinelliae T., Banxia Bletillae T., Baiji, Ampelopsitis R., Bailian Veratri nigri, Rh. Lilu mit Ginseng R., Renshen, Glehniae, R. Shashen, Salviae milt. R., Danshen, Sophorae flav. R., Kushen, Asari R., Xixin, Paeoniae albae R., Baishao Problematik Wie werden die AM verstoffwechselt? Interaktionen mit westlichen Arzneien sind möglich (Cytochrom P 450), wie auch das Arzneimittel Hypericum perforatum, Johanniskraut, zeigt. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,

26 11. Toxizität Unter einem giftigen Arzneimittel versteht die TCM primär ein stark wirksames Mittel, das fähig ist, auffallende Funktionsveränderungen hervorzurufen (Porkert). Die toxische Wirkung vieler Arzneien wird durch spezielle Vorbehandlung (langes Vorkochen, Vorkochen in Ingwersaft, Einweichen in Salzlaken, etc.) reduziert oder ganz behoben. Typische Beispiele für toxische AM, welche durch Präparation ungefährlich gemacht werden sind: Aconiti Radix lateralis, Fuzi Arisaematis Rhizoma, Tiannanxing, Pinelliae Rhizoma, Banxia Im Allgemeinen haben die meisten Chinesischen AM aber ein breites therapeutisches Fenster, und Probleme entstehen eher durch falschen Einsatz der AM als durch deren Giftigkeit. Heute obsolete AM der Materia Medica: Aloë vera, Luhui Aristolochia-Gewächse Borax, Pengsha Calomelas, Qingfen Cinnabaris, Zhusha Crotonis S., Badou Daturae Fl., Yangjinhua Euphorbiae R., Jingdaji Euphorbiae S., Qianjinzi Genkwa F., Yuanhua Hyoscyami S., Tianxianzi Kansui R., Gansui Momordicae S., Mubiezi Mylabris, Banmao Papaveris Per., Yingsuqiao Pharbitidis S., Qianniuzi Phytolaccae R., Shanglu Realgar, Xionghuang Rhododendri molles Fl., Naoyanghua Ricini S., Bimazi Strychni S., Maqianzi Allergische Reaktionen sind erstaunlich selten, aber wie bei jeder Pflanzenarznei möglich, und dann sehr schwierig zu eruieren. Herbizide, Pestizide und toxische Pilze Weiter ist zu bedenken, dass die AM heute zumeist angebaut werden, also einen Landwirtschaftszweig darstellen. In China wächst das Bewusstsein erst langsam heran, dass Herbizide und Pestizide auch noch im Endprodukt vorhanden sein können, und dass auch die Lagerung für die Qualität des AM entscheidend sein kann (Aflatoxine, ein karzinogener Pilz). Auch die Schwermetallbelastung ist wie bei Nahrungsmitteln ein ernsthaftes Problem. Beispiele heute im Fokus stehende, toxische Inhaltsstoffe der Arzneien: Anthrachinone, Aristolochiasäuren, Ephedrinalkaloide, Glyzyrrhizin, Pyrrolizidinalkaloide. Aus obigen Gründen müssen die importierten Arzneimittel einer rigorosen Qualitätskontrolle unterzogen werden! Das heisst, dass bei jeder Lieferung (Charge) Stichproben entnommen und getestet werden. Sacam, Dr. med. Adrien Berthoud,