Schule der Gegenwart. Schwerpunkt 1 BERUFSORIENTIERUNG. Trainieren für die Zukunft
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- Cornelius Küchler
- vor 8 Jahren
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1 Schwerpunkt 1 BERUFSORIENTIERUNG Trainieren für die Zukunft 81
2 150 Jahre Gutenbergschule Eltville Das Berufsorientierungsseminar der Gutenbergschule Eine Konferenz im Schuljahr 1994/95 mit Leitern der Fachschaften Arbeitslehre, Deutsch, Kunst und Naturwissenschaften entwickelte eine Ideensammlung zur Optimierung der vielfältigen Lehrplanbausteine in unterschiedlchen Fächern und Jahrgängen ab der Jahrgangsstufe 8. Der am weitestgehende Vorschlag war die Bündelung aller Inhalte der Fächer, die mit Arbeitswelt, Berufsorientierung und Arbeitsplatzsuche in Verbindung zu bringen waren. Nach Absprachen mit dem Staatlichen Schulamt und den betroffenen Fachschaften entwickelten wir ein inhaltliches und organisatorisches Konzept für zunächst zwei Klassen des Jahrgangs 9. Nach der Genehmigung der Schulgremien und der Zustimmung der Aufsichtsbehörde startete dieses Vorhaben erstmalig zu Beginn des Schuljahres 1996/97 mit gutem Erfolg. Seither trägt unser Kind den Namen Berufsorientierungsseminar und der gesamte Jahrgang 9 nimmt teil. Zur Unterstützung der schulischen Berufswahlvorbereitung und um Schülerinnen und Schülern eine Vorstellung davon zu vermitteln, was im Berufsleben auf sie zukommt, hat die Gutenbergschule in Eltville seit 1995 ein Netz von außerschulischen Beratern um die Schule Hans-Peter Mayer und Dieter Fentz aufgebaut. Die wichtigsten Säulen sind langjährige Partner im Berufsorientierungsseminar dabei der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Wiesbaden-Rheingau, die Kreishandwerkerschaft, die Industrie- und Handelskammer in Wiesbaden, die Agentur für Arbeit in Wiesbaden, die Tanzschule Haas in Eltville, NASPA, AOK, Barmer und mehr als 130 Betriebe, Behörden und Ämter, Praxen und Krankenhäuser. Gerade die sehr enge Zusammenarbeit und stetige Abstimmung bei der Entwicklung der Struktur und Mitarbeit bei der Durchführung der Seminare mit dem damaligen Geschäftsführer des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft des Arbeitgeberverbandes Hessen Chemie, Herrn Hans-Peter Mayer, brachten für uns unschätzbare Hilfen. Kooperationspartner des Berufsorientierungsseminars Berufsorientierende sowie berufsfindende Zielsetzungen und wesentliche Inhalte des Unterrichts in allen Schulformen können nach meiner Ansicht heute nur in der Zusammenarbeit mit diesen Kooperationspartnern (außerschulischen Unterstützern) realitätsbezogen vermittelt werden. Gerade diese Absprachen schaffen praxisorientierte Gestaltungsräume für die einzelnen Schulen und eröffnen Möglichkeiten, eigene Schulprofile bei der Berufswahlvorbereitung der Jugendlichen zu entwickeln. Das Berufsorientierungsseminar soll Schlüsselqualifikationen, also grundlegende Einsichten, Einstellungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die den Jugendlichen die Gestaltung ihrer individuellen Berufswahl und damit auch ein Stück zukünftiger Lebensqualität ermöglichen. 82
3 Zielsetzungen für Seminarteilnehmer und Kooperationspartner Die inhaltliche Abstimmung der Zielstellungen für unser Seminar erfolgt zwischen den Kooperationspartnern derart, dass in etwa den Anforderungen des Gegenstandsbereichs Berufsorientierung und -findung der schulischen Lehrpläne und der betrieblichen Ausbildungsrichtlinien entsprochen werden kann. Dabei ist dringend zu berücksichtigen, dass die Jugendlichen noch suchende Unentschlossene in diesem Seminar sind - sich in der Berufswelt also erst orientieren wollen und müssen - bevor sie dann nach sich anschließenden Betriebspraktika erste Entscheidungen treffen können, damit zum Schulende eine möglichst treffsichere Ausbildungsplatzwahl vorgenommen werden kann. Ein informationskräftiges Netzwerk zur Berufsfindung entsteht und hebt die oft noch praktizierte Vereinzelung und Verzettelung in mannigfaltige Kleinveranstaltungen auf. Schule kann heute nur sinnvoll und zielfördernd die angehenden Auszubildenden vorbereiten, wenn sie alle Ressourcen nutzt, die ihr im regionalen Umfeld zur Verfügung stehen. Alle Zielvorstellungen und Bausteine des Seminars sind deshalb nicht zufällig auf die Vielfältigkeit der Berufswahlmöglichkeiten vorwiegend in der Region ausgerichtet. Damit wollen wir auch erreichen, dass die immer gegebenen Alternativberufe nicht sofort ausgeblendet werden und somit auch die leidigen Aussagen unserer Abgänger, die einen Ausbildungsplatz suchen - Ich habe schon unzählige Bewerbungen, ohne Erfolg, geschrieben - minimiert werden. Das mehrtägige Berufsorientierungsseminar bündelt ideal Trainingseinheiten mit Hilfestellungen zum Erwerb von Berufswahlfähigkeiten und Bausteinen zur Verbesserung und Stabilisierung der Berufswahlkompetenz von Jugendlichen auf dem Weg in die Berufswelt. Der Vorteil für die Schule liegt darin, dass die vorgeschriebenen Unterrichtsschwerpunkte zur Berufswahlkunde nicht zerstückelt über ein gesamtes Schuljahr verteilt liegen und somit die anderen Lerninhalte der Fächer nicht stetig durch Stundenplanänderungen zu leiden haben. Für die benötigten Ausbildungsbetriebe und Kooperationspartner der Schulen ist die Terminabsprache dann schon sinnvoll, wenn Termine nach der Jahresplanentwicklung für das folgende Schuljahr feststehen. Die vorhandenen regionalen Angebote, Hilfen und Aktionen zur Berufsorientierung unterschiedlicher Anbieter können so besser gebündelt und wirksamer ausgeschöpft werden. 83
4 150 Jahre Gutenbergschule Eltville Deshalb hat die Gutenbergschule gerade dieses Berufsorientierungsseminar entwickelt, das in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Schule und Wirtschaft Wiesbaden/Rheingau- Taunus-Kreis zu einem heute ausgereiften Konzept führte und von vielen Schulen unterschiedlicher Schulformen der Region Wiesbaden/Rheingau Taunus-Kreis und in mehreren Städten hessenweit erfolgreich praktiziert wird. Je nach Standort und Einbindung ins Schulprogramm differieren die Konzepte auch von unserem, wobei die Grundgedanken und Hauptziele meistens beibehalten werden. Diese bis heute erfolgreiche Entwicklung des Berufsorientierungsseminars ist jedes Jahr erneut für das Schulleitungsteam, Klassenführungen und Fachleiter/in Arbeitslehre eine beachtliche organisatorische Herausforderung zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler. Durch jahrelange Arbeit und vielen Gesprächen mit den Adressaten für dieses Seminar habe ich wichtige Einschätzungen zur Erfahrungswelt und dem Engagement der meisten dieser jungen Menschen bekommen, die ich heute nicht missen möchte. Darüber hinaus hat sie mir Kraft und Freude an der täglichen Schularbeit vermittelt. Die Rückmeldungen aus den Schulen bestätigen die positiven Erfahrungen an den Arbeitsplätzen der Ausbildungsbetriebe. Danken möchte ich allen Beteiligten der Schule für die jahrelange gute Zusammenarbeit im Schulleitungsteam bei der Planung, Durchführung und kritischen Würdigung besonders Frau Dagmar Wasmuth, Leiterin der Fachschaft Arbeitslehre und Herrn Bernhard Krüger-Blank, Koordinator zum Arbeitskreis Schule und Wirtschaft. Dieses Konzept nun im fünfzehnten Jahr seit dem ersten vorsichtigen Versuch - hat sich nachweislich bewährt, um unseren Berufsanfängern und denen, die weiterführende Schulen besuchen, einen guten Berufsstart zu sichern. Besonders glücklich bin ich darüber, dass mein Nachfolger, Schulleiter Werner Rogler, dieses Vorhaben weitergeführt hat. 84
5 Das Berufsorientierungsseminar heute Seit nunmehr 14 Jahren gibt es regelmäßig für die Jahrgangsstufe 9 an der Gutenbergrealschule in Eltville die Berufsorientierungswoche (8 Tage), die jeweils nach den Herbstferien durchgeführt wird. Viele verschiedene Elemente tragen zu einer breit angelegten Information der Jugendlichen bei. Kern des Berufsorientierungsseminars sind drei Tage, an denen die Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Betrieben hospitieren. Um zu verdeutlichen, dass in diesen 8 Tagen kein Schulunterricht, sondern eine Berufsorientierung stattfindet, sind in die jeweiligen Hospitationen Eltern eingebunden. Für diese Hospitationen hat die Gutenbergrealschule feste Kooperationspartner, bei denen die Besuche vormittags stattfinden. An den entsprechenden Nachmittagen werden Präsentationen des jeweils Erlebten in der Gesamtgruppe erarbeitet und vorgetragen. Wesentliche Informationen werden somit allen Teil- Gruppen zugänglich. Darüber hinaus stellen Ausbilderinnen und Ausbilder von Bundeswehr, Nassauische Sparkasse und Polizei interessante Ausbildungsgänge vor. In dieser Woche wird ebenso ein Kompetenzfeststellungsverfahren durchgeführt ( KIWI Keiner ist wie ich) durchgeführt. Mit Hilfe dieses Testes erhalten die Jugendlichen eine neutrale Rückmeldung zu ihren eigenen Stärken und Schwächen. Damit verbunden sind auch Tipps für die Berufswahl. Auch ein psychologischer Test der Agentur für Arbeit im Berufsinformationszentrum Wiesbaden findet in dieser Woche statt. Den Schülerinnen und Schüler werden Umgangsformen und Höflichkeitsregeln vorgestellt, die ihnen u. a. bei Vorstellungsgesprächen hilfreich sind. Eines der wichtigssten Module stellt das gezielte Training in Bezug auf die Bewerbungsgesprächssituation dar. Personalverantwortliche aus Betrieben kommen ins Berufsorientierungsseminar und führen fiktive Vorstellungsgespräche mit den Jugendlichen; sie geben konkrete Ratschläge und Tipps zum positiven und verbesserungswürdigen Auftreten. Weitere Informationen zur Orientierung bietet die beigefügte Grafik. 85
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