GEOWIRTSCHAFTLICHE WAFFE UND FOLGEN IHRER ANWENDUNG

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1 Leonid Saiko 72 GEOWIRTSCHAFTLICHE WAFFE UND FOLGEN IHRER ANWENDUNG Energieressourcen und ihre Bewertung in und außerhalb von Belarus sind zurzeit zu einem wichtigen Thema geworden. Wie können Tarife für Gas und Preise für Erdöl werden? Noch wichtiger sind Exportgebühren oder Transittarife für das Umpumpen von Erdöl. Die Situation wurde von vielen Publizisten und Wirtschaftswissenschaftlern eingeschätzt. Das ist wunderbar und gibt unserem wirtschaftlichen Organismus Adrenalin. Daneben wird sich das Land in den kommenden Monaten schnell an die neuen äußeren Schocks anpassen müssen. Man darf über die Nutzung einer geowirtschaftlichen Waffe im 21. Jahrhundert sprechen. Das ist interessant und gleichzeitig gefährlich und unvermeidlich. Andererseits stößt man durch die letzten Ereignisse auf die Herausforderungen der neuen Zeit, der neuen Weltwirtschaft und des Ressourcendilemmas sowie der Bildung einer integrativen europäischen und internationalen Energiewirtschaft. Wie betrifft das nun uns in unserem eigenen Land, wenn wir über keine reichen Erdöl- und Gasvorkommen verfügen? Was muss in der Strategie der Entwicklung unseres Landes berücksichtigt werden? Wir werden die Situation in diesem Licht betrachten. Export als Akzelerator und geowirtschafliche Falle Beginnen wir damit, dass sich in den letzten Jahren die geowirtschaftlichen Koordinaten des Landes immer veränderten. Das war für viele kaum bemerkbar. So begann 2004 unser aktiver Feldzug in den Westen. Das war unerwartet und aus diesem Grund interessant für uns und für unsere Nachbarn. Das Wesentliche bei der Sache war, dass der Umsatz von Erdölprodukten stieg. Das trug zur Entwicklung einer neuen Geowirtschaft von Belarus bei. Es schien, dass wir 2005 die höchsten Exporte in westliche Länder erreicht haben, die Erfolge waren erstaunlich stieg unser ganzer Warenexport um 29 %. Das ist wunderbar, aber bemerkenswert ist auch der gewachsene Export von Waren in die EU, der sich um 47 % erhöht hat. Wenn jemand sagt, dass wir in Europa nicht willkommen sind, so sieht es anders aus. Die Waren finden reißenden Absatz, besonders Erdölprodukte. Andere Waren können sie schon längst selbst produzieren. Benzin und Dieselöl wurden zum belarussischen Know-

2 Leonid Saiko: Geowirtschaftliche Waffe und Folgen ihrer Anwendung how beim Durchbruch auf die Märkte der EU. Das hat aber seine Besonderheiten. Die Verkaufsschemas werden von russischen und anderen Erdöllieferanten ausgearbeitet und umgesetzt, Erdölprodukte fließen in die Offshore-Zonen und durch Häfen der EU-Länder. Die EU selbst wurde zu einer Umschlagsstelle für belarussische Erdölprodukte, die in die ganze Welt gehen. Es entstehen auch neue Paradoxe. So hat sich der Umfang des Exports belarussischer Waren in die USA fast verdoppelt. Diese Warenströme sind nach ihrem Umfang größer als die Exporte nach Litauen und Lettland, die traditionelle Partner von Belarus waren. Neue Warenströme und Geschäfte auf Außenmärkten stimmen überhaupt nicht mit politischen Realien und der Außenpolitik der EU-Staaten und der USA überein. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Belarus und westlichen Ländern wächst und verstärkt sich. Die Entwicklung der geowirtschaftlichen Situation zeichnet sich durch ihren eigenartigen paradoxen Charakter aus. Wer hätte denken können, dass sich die Exporte in die USA im Jahr 2006 verdoppeln werden. Unter besonderen politischen Bedingungen werden wir einige Zahlen vergleichen. Es stellt sich heraus, dass die Exporte belarussischer Waren in die USA jene nach Kasachstan um 1,7-mal übersteigen. Heißt das, dass die Wichtigkeit der USA für Belarus 1,7-mal höher ist, als die von Kasachstan? Natürlich, bei Exporten. Welche Bedeutung kommt dann den GUS-Ländern und den Verhandlungen über eine engere Integration der Staaten des europäischen Ostens zu? Das, was mit Vektoren unserer geowirtschaftlichen Entwicklung geschieht, wird aus dem Bild 1 gut ersichtlich. Bild 1: Geowirtschaftliche Segmentierung des belarussischen Exports im Jahr

3 Energiezukunft von Belarus Die Niederlande und Großbritannien sind wie unter Peter I. zu den wichtigsten Partnern unserer slawischen belarussischen Wirtschaftswelt geworden. Nach Russland sind sie die wichtigsten Abnehmer unserer Produktion, überwiegend des belarussischen Benzins und Dieselöls. Die Lösung besteht noch darin, dass die Kunden diversifiziert sind. Gerade durch diese zwei Länder geht die Produktion der einheimischen Erdölchemie in die ganze Welt. So einen Durchbruch auf den Weltmarkt, anders lässt es sich kaum nennen, hat niemand prognostiziert. Unsere petrolchemische Produktion erschien sozusagen zur rechten Zeit und am rechten Ort. Jetzt wirft das Fragen bei der russischen politischen Führung auf. In der Zukunft können bestimmte Maßnahmen zur Einschränkung der Aktivität von Belarus auf Außenmärkten, genauer gesagt auf Märkten der Erdölprodukte, getroffen werden. So war es Anfang 2007 der Fall. Diese Prognosen des Autors haben sich erfüllt. Die Expertengemeinschaft und die offiziellen Behörden haben keine klare Vorstellung von neuen Gefahren der Entwicklung der Situation. Überlegt wird die Möglichkeit neuer Tarife für Gas, aber der gleichzeitige Einfluss aller negativen Faktoren wird nicht berücksichtigt. Ohne die Formel der wirtschaftlichen Sanktionen der EU wäre ein schwerer Schlag für die nationale Wirtschaft vor allem seitens Russlands möglich. Das wäre eine Marktlösung der Fragen der Regelung von Preisen und Tarifen für Gas und Exportgebühren für das russische Erdöl, was eigentlich geschah und geschichtlich unvermeidlich war. In Wirklichkeit haben diese Fragen nicht nur wirtschaftlichen, sondern wirtschaftlichpolitischen Charakter. So entsteht unsere eigenartige neue Ökonomie geowirtschaftlicher Prozesse werden die wirtschaftlichen Sanktionen Russlands in zwei Richtungen angewandt: 1) Tarife für Gas, 2) Einführung von Zahlungsinstrumenten im Bereich der russischen Exportgebühren für Erdölprodukte, die von belarussischen und russischen Nomenklaturstrukturen verkauft werden. Der zweite Punkt ist wichtiger, aber es ist viel schwieriger für russische Zollbeamte und Kontrolleure, gegen Belarus schlecht vorzugehen. Es ist einfacher, die Erdöllieferungen direkt einzuschränken. Die Quote ist der Umfang des Binnenverbrauchs. Sollte sich eine harte Position durchsetzen, würde das für Alexander Lukaschenko seinen politischen Untergang bedeuten. Moskau hat eine zurückhaltende, aber trotzdem eine schwierige Entscheidung für die nationale Wirtschaft von Belarus getroffen. Es wurden folgende Zollgebühren festgelegt: für den 74

4 Leonid Saiko: Geowirtschaftliche Waffe und Folgen ihrer Anwendung Binnenmarkt (ungefähr 53 Dollar je Tonne Öl) und für den Außenmarkt 180 Dollar für das Ausfuhröl und die Erdölprodukte. Das Abkommen über Erdöl besteht aus sechs Punkten. Sie sind klar und mathematisch deutlich. Das war selten in Dokumenten über die Gründung des Unionsstaates der Fall. Wir müssen Folgendes bestimmen: Sind diese Gefahren katastrophal für das Land? Zweitens: Welche Chancen gibt es für die Entstehung einer neuen wirtschaftlichen Politik, die strategischen Interessen des Landes entsprechen wird? Der Preis für die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Belarus Alles hat auf dem Markt seinen Preis, auch die wirtschaftliche Selbstständigkeit von Belarus. Direkt und indirekt. Über 15 Jahre zielten die Anstrengungen der belarussischen politischen Nomenklatur darauf ab, billige Ressourcen aus Russland zu bekommen. Diese Politik, bei der man die Macht durch Externalien des Nachbarlandes behält, hat zu einem paternalistischen Typ der Bevölkerung und Organisation des wirtschaftlichen und sozialen Lebens geführt. Etwa 10 Jahre seit der Gründung von Belarus 1991 blieb der Preis für diese Außenfinanzierung relativ niedrig 1-1,5 Mrd. Dollar im Jahr, welche die politischen Kreise Russlands ruhig bereitstellten. Belarussische Politiker und Lukaschenko demonstrierten ihrerseits Loyalität gegenüber Russland. Oft wurde das mit echten Gefühlen und politischen Sympathien gemacht, unter Berücksichtigung des Kontextes der gemeinsamen Geschichte, die natürlich vorbei ist, obwohl es Phantomvorstellungen darüber noch bis heute gibt wurde der Preis dafür, dass Belarus im Rahmen der geopolitischen Interessen Russlands bleibt, bedeutend höher. Die Kalkulationen sind unterschiedlich, abhängig vom Regionalpreis für Gas. Man könnte z. B. drei Varianten der Subventionierung von Belarus seitens Russlands betrachten. Man muss betonen, dass diese Kalkulationen eine reale Bedeutung für den 1. Januar 2007 haben. Nach diesem Datum verändern sich natürlich die Bewertungen. Andererseits verändern sich auch die Lieferumfänge hat Belarus nur 11,9 Mio. Tonnen und im Jahr 2005 bereits 19,2 Mio. Tonnen Öl importiert. Das ist bemerkenswert. Gas wurde überwiegend als Brennstoff für den Innenverbrauch gekauft und seine Dynamik ist weniger veränderlich hat Belarus 17,1 und 2005 bereits 20,1 Mrd. m 3 Gas gekauft. Es sei betont, das Gas und Öl nur aus Russland kamen. Die Lieferungen wurden nicht diversifiziert, es gab keinen Hinweis darauf. 75

5 Energiezukunft von Belarus Diese Kalkulationen geben folgendes Bild: Es ist klar, dass es auch andere Kalkulationen gibt, was Putin auch gezeigt hat. Unter Berücksichtigung der Gesamtsumme der Exportgebühren in Höhe von 30 % (dritte Variante) muss man zur Gassubvention, Mio., Mio. für den in Belarus gebliebenen Teil in Form von Exportgebühren in Höhe von 30 % hinzufügen. Das macht Mio. US-Dollar aus. Hinzu kommen andere verborgene Subventionen in Form von Preisen für Militärtechnik, Ersatzteile und andere Komponenten. Es ist klar, dass wir Kampfflugzeuge oder ihre Ersatzteile nie für 35 Mio. US-Dollar kaufen können. Das muss man berücksichtigen. Es gibt auch andere Verrechnungsposten. Aber die Situation von Öl und Gas lässt sich bestimmen und verfolgen. Man muss noch einmal hervorheben, dass die Gesamtausgaben für das russische Gas und Erdöl am wichtigsten sind. Der Kauf und Verkauf des reinen Stroms gehört bis jetzt nicht zur geowirtschaftlichen Waffe Russlands. So kann man sehen, dass die Bestimmung der Subventionssumme von der Höhe des festgesetzten regionalen Tarifs für das russische Gas abhängt. Das bleibt aber subjektiv und wird in der Region nicht besprochen, was davon zeugt, dass Gasabnehmer schwach sind. Wenn es keinen Markt gibt, werden die Preise von Gasprom festgelegt, obwohl sie natürlich mit dem Preis pro Gigakalorie der Energie verglichen werden. Bei der Erhöhung der Ölpreise wachsen Gastarife und steigen die Preise für andere Brennstoffarten. Eine seltene Ausnahme könnten die Sonnen- und Windenergie bilden, aber in diesem Fall wird der Marktpreis ein mittleres Niveau in allen Segmenten des Energiemarktes erreichen. Bilanz: 2007 kann man mit der finanziellen Unterstützung des Kremls in Höhe von bis Mio. US-Dollar jährlich rechnen. 76

6 Leonid Saiko: Geowirtschaftliche Waffe und Folgen ihrer Anwendung Wenn man das bildlich ausdrückt, sind die Bedingungen mit denen für die Ukraine (wenn man den gemischten Charakter des Geschäfts berücksichtigt) oder für ein durchschnittliches osteuropäisches Land 1 vergleichbar. Was geschah in der belarussischen Wirtschaft 2006 im Segment der Gas- und Erdölströme des Exports und Imports? Der Gasimport betrug in 9 Monaten 15 Mrd. m 3, was bei der Hochrechnung einen Wert von 20 Mrd. m 3 ergibt. Das übersteigt den Umfang des 2005 gekauften Gases um 4,9 %. Das ist ein normaler Wert beim Wachstum des BIP um 9,7 % oder sagen wir, ein annehmbarer Wert für eine rationale Wirtschaft unabhängig von ihrer institutionellen Form. Der Import des reinen Erdöls im Jahr 2006 sah folgenderweise aus. In 9 Monaten wurden 16,3 Mio. Tonnen Öl importiert, natürlich ohne die Entrichtung der Exportgebühren an das russische Finanzministerium. Die Finanzfachleute aus Belarus machten das in den letzten Jahren nicht. Im Ergebnis können in Russland 21,7 Mio. Tonnen Erdöl im Jahr gekauft werden. Die Abmachungen waren für Belarus günstig und der Umfang der Ankäufe nahm um 16 % zu. Das geschah trotz der wesentlich angestiegenen Preise für Rohöl, genauer gesagt dank so einem Wachstum. Die Ausgaben von Belarus für die Bezahlung der Gasrechnung werden sich auf (20 x 46,6) 932 Mio. US-Dollar belaufen. In Wirklichkeit betragen sie weniger, denn es wird die Bezahlung des Gastransits nach Europa durch Belarus berücksichtigt. Die auszuzahlende Summe für Erdöl beim Kauf von Öl in Russland für 275 US-Dollar je Tonne liegt bei (21,7 x 275) Mio. US-Dollar. Die Gesamtsumme für alle diese Ressourcen im Jahr 2006 beläuft sich auf Mio. US-Dollar, was offenbar das günstigste Geschäft für das Land in seiner Geschichte sein soll. Die Situation entwickelt sich und wir sind auf die Gefahr der Einführung neuer Gastarife gestoßen. Von 230 oder sogar 300 bis 100 US-Dollar nach dem Modell Was bedeutet das für die Wirtschaft des Landes? Die Gefahr durch die neuen Gastarife. Die Tarife liegen jetzt bei 100 US-Dollar. Ist das viel oder wenig? Es ist doppelt so viel wie es früher war, aber das lässt sich noch ertragen. Das ist noch auszuhalten und die Unternehmen sowjetischen Typs werden sich an die neuen Ressourcen- und Energiebedingungen schneller anpassen müssen. Hier ist die Bewertung von Möglichkeiten der nationalen Wirtschaft. Bei einem BIP von 30 Mrd. Dollar pro Jahr blieben die Gesamteinkäufe von Haushalten im Jahr 2006 bei 12 Mrd. US-Dollar. Das sind die 1 Das ist eine ziemlich amorphe Definition und wirtschaftlich nicht produktive Charakteristik dieses Wertes. 77

7 Energiezukunft von Belarus Endkonsumausgaben der Bevölkerung. Nehmen wir an, dass die Summe der gesamten Konsum- und Investitionsausgaben Y = C + I = 20 Mrd. Dollar ausmacht. Die Werte werden nach den Ergebnissen des Jahresberichtes präzisiert. Aber 20 Mio. ist eine reale Summe. Wir berücksichtigen nicht die kumulativen Prozesse, die sich bei einer laienhaften wirtschaftlichen Politik entwickeln können. Das kann im Fall einer Panik oder psychologischen Stresses bei Policymakers passieren, wenn die Eskalation negativer Schritte der Regierung und der Reaktionen von Wirtschaftssubjekten beginnt. Neue Tarife für Gas werden die Innenpolitik im Bereich der Wirtschaft infolge der Notwendigkeit einer zusätzlichen Entnahme von Geld in Höhe von ungefähr 1 Mrd. Dollar grundsätzlich nicht ändern. Es ist einfacher, die neuen Tarife zwischen bestimmten Branchen zu verteilen und die Geldströme für die Bezahlung neuer Gasverträge zu leiten. Gas wird nach den Tarifen verteilt, die die Lobbymöglichkeiten dieser oder jener korporativer Gruppen widerspiegeln Welche Wirkung wird so eine Gefahr haben? Was kann entnommen werden? Von der Gesamtsumme der Ausgaben in Höhe von 20 Mrd. kann man 1 Mrd. Dollar aus den Konsumausgaben oder den Investitionsausgaben entnehmen. Genauer gesagt, diesen Geldströmen eine andere Richtung geben, falls die Preise für Gas höher werden. Ist es viel oder wenig? Für die Verbraucher, die sich bereits an die jährliche Steigerung ihrer Einkäufe um % gewöhnt haben? Bei dem bestehenden Algorithmus der Einkommenssteigerung um 20 % wird der Zuwachs 14,4 Mrd. Dollar von 12 Mrd. der Ausgaben für den Warenkauf im Jahr 2007 ausmachen. Dies ist nur bei einer professionellen Arbeit der Regierung, einer effektiven Liberalisierung des eigenen Marktes und einer effektiven Exportstrategie möglich. Die Investitionsströme im Jahr 2007 können sich von 7 Mrd. Dollar bei derselben Dynamik nicht weniger als auf 9 Mrd. Dollar erhöhen. Von dieser Summe kann gerade 1 Mrd. für neue Energieausgaben entnommen werden. So gehört Gas bei heutigen Tarifen nicht zur wichtigsten geowirtschaftlichen Waffe Russlands, die später in einer komplizierteren Form angewandt werden kann. Das würde einen nicht tragbaren wirtschaftlichen Schaden verursachen. Und was ist mit Erdölströmen? Bei der Einführung der Kontingentierung im Umfang vom im Inland verbrauchten Erdöl wird Belarus bis 40 % seines Exports oder 6 Mrd. Dollar der zufließenden Devisenmittel verlieren. Der Multiplikationseffekt solcher Maßnahmen wird spürbar sein. Eigentlich wird die aktive Politik im Bereich der Einnahmen nicht möglich sein und der Faktor hoher Inlandsinvestitionen 78

8 Leonid Saiko: Geowirtschaftliche Waffe und Folgen ihrer Anwendung wird verschwinden. Das Land wird bei der Bilanzierung von 3-5 % des Zuwachses der wichtigsten makrowirtschaftlichen Aggregatwerte bleiben ( 0 Situation). Russland hat nicht zu dieser geowirtschaftlichen Waffe gegriffen. Die Folgen würden zerstörend für das kleine slawische Land sein. Auch die Interessen des russischen Business verlangten das nicht, wenn man sich bildlich ausdrückt Realien der Desubventionierung von Belarus seitens Russland In den Handlungen des Kremls ist auch die äußerste Hypothese der Situationsentwicklung möglich. Die gleichzeitige Umsetzung von zwei Szenarios: Gas für 100 Dollar und die Einschränkung von Erdöllieferungen für die Verarbeitung und den Verkauf in die EU. Das ist der schwerste Effekt. Gerade so ein Effekt ist für die Macht unannehmbar und wird für das politische Regime in Minsk eine Katastrophe bedeuten. Eine größere Katastrophe als die Sanktionen der EU. Die Bilanz lautet: Eine Null-Bilanzierung und ein möglicher Rückgang des BIP. Dabei wird sich der Anteil unrentabler Betriebe steigern. Er kann über 50 % aller Subjekte der Wirtschaftsführung ausmachen. Reale Einkommen und Investitionen werden um % sinken. Die Eskalation von Zahlungsrückständen und Finanzbankrotten wird wachsen. Als Folge muss man sich auf die Einführung einer Mobilisationspolitik in der Wirtschaft vorbereiten. Aber lange könnte so eine Politik aus den Gründen des inneren und äußeren Charakters nicht betrieben werden. Deshalb wird das Jahr 2007 schon am Anfang interessant sein. Die Belarussen haben immer die Stabilität und ein sattes Leben gewählt. Die Russen haben es bislang auf Kosten ihrer Ressourcen erlaubt. Aber so kann es nicht weiter gehen. Unsere Zahlungen an Russland wachsen. Sie werden aus folgenden Werten zusammengesetzt. Gas wird für 100 Dollar pro m 3 gekauft und wird dem Land 2,2 Mrd. Dollar kosten. Erdöl wird nach dem neuen Abkommen in zwei Ströme diversifiziert: einen inneren, für die Preise des Marktes in Russland, plus 53 Dollar der Exportgebühren. Unter Berücksichtigung des möglichen Konsums von 6 Mrd. Tonnen Erdöl im Inland wird der gesamte Ölpreis für die belarussischen Verbraucher um 318 Mio. Dollar steigen. Wahrscheinlich werden 14 Mio. Tonnen Öl in Form von Erdölprodukten auf den Märkten im Ausland mit einer Exportgebühr von 180 Dollar verkauft. Das wird Zahlungen an Russland um Mio. Dollar (70 % der gesamten Exportgebühren) erhöhen. Als Trostpreis bleiben 79

9 Energiezukunft von Belarus für Belarus 756 Mio. Dollar (30 % der gesamten Exportgebühren). Das sind nicht Mio. Dollar, wie es früher war, aber man kann vier neue Nationale Bibliotheken für dieses Geld bauen lassen. Nur wenn man das noch will muss man an Russland folgende Summen zusätzlich zahlen: Gas Mio. Dollar Öl Mio. Dollar, Gebühr für den Innenverbrauch Öl Mio. Dollar, Exportgebühr für die Erdölprodukte, die Belarus exportiert Insgesamt Mio. Dollar zusätzlicher Zahlungen an Russland im Jahr 2007 oder die Senkung der Subventionen des Landes seitens Russlands um 3,2 Mrd. Unsere Öleinnahmen werden im Jahr Mio. und in zwei Jahren 378 Mio. betragen. Also zehnmal weniger, als es im Jahr 2006 war. Theoretisch (in Wirklichkeit weniger) behalten wir Mio. Dollar der russischen Exportgebühren. Allein 2007 wird Belarus folgende Verluste haben: Mio. 756 Mio. (Einnahmen von Exportgebühren in Höhe von 30 %) = Mio. Dollar (2,5 Mrd.) das, was wir für den Verkauf von Beltransgas bekommen. Ein merkwürdiger Zufall, nicht wahr? Die gesamten Verluste durch fehlende Subventionen seitens Russlands werden sich auf etwa 2,5 Mrd. Dollar belaufen. 256 Dollar pro Bürger des Landes Dollar für jede vierköpfige Familie. 7 Fernseher oder die Haushaltsgeräte wie eine Wasch- oder Küchenmaschine kann man schon nicht mehr kaufen. Man wird das Studium seines Sohnes oder seiner Tochter an der Universität nicht finanzieren können. Man muss endlich zu sich kommen und seine Rechnungen für Gas und Öl aus Russland bezahlen. Man muss auch die innere Wirtschaftspolitik neu gestalten, mit Rücksicht darauf, was im äußeren wirtschaftlichen Raum passiert und wie sich das neue Niveau von Preisen und Tarifen für Gas und Öl auf den Energiemarkt auswirken wird. Lösungsformeln Die Reaktion von Unternehmen auf die Veränderung des äußeren (im Bezug darauf und im Bezug auf Belarus) Raumes ist eine Sache nicht nur der Zukunft, sondern auch der Gegenwart. Welche Lösungen gibt es überhaupt? Was muss überlegt und durchdacht werden? Beginnen wir damit, dass sich diese Situation unterschiedlich auf unsere Firmen und Gesellschaften auswirkt. Warum? Es liegt an Kosten und dem Niveau von Ausgaben für Energie in der Produktion. Das betrifft sowohl Waren, als auch Dienstleistungen. 80

10 Leonid Saiko: Geowirtschaftliche Waffe und Folgen ihrer Anwendung Es ist klar, dass schon heute jedes Segment der belarussischen Wirtschaft sein eigenes Energiedossier hat. Die gesamtnationale Statistik zeigt, dass die Energiekosten sich folgenderweise differenzieren lassen. Der Anteil des Brennstoffs und der Energie am Wert der im Land produzierten Waren und Dienstleistungen machte 2005 jeweils 6,4 und 4,4 % aus. Das ist nicht viel. Zum Vergleich betrug dieser Anteil 1995 jeweils 9,3 und 8,5 %. Eine progressive Tendenz liegt auf der Hand. Jetzt zum Wesentlichen. Welche Segmente der Wirtschaft und welche Unternehmen sind am unselbständigsten? Das wird aus dem entsprechenden graphischen Diagramm ersichtlich. Wenn die Preise und Tarife für 2007 konservativ sind, sind diese Werte für die Wirtschaft des Landes im Jahr 2006 relevant. So sieht die Reihenfolge der Branchen aus. Was bekommt man? Wie sind die Schläge für Branchen und Segmente der Wirtschaft. Die Erhöhung von Tarifen für Gas und die entsprechende Steigerung der Preise für Brennstoff und Energie werden keinen irreparablen Schaden für die belarussischen Wirtschaftszweige verursachen. Für die Industrie betragt diese Frage 11,3 % der Kosten. Für ein Zehntel wird das spürbar sein. Dabei macht der energetische Bestandteil 5,1 % aus. Man kann diese Kosten bewerten und den Verbrauch von Wärmeenergie und Strom rationalisieren. Ziemlich einfach können auch die Bauwirtschaft und der Handel diese Probleme überwinden, wo eigentlich das private Business aktiv ist. Welche Reaktionen sind außerhalb der Ausgabenpraxis zu erwarten? Was müssen Geschäftsleute und Fachleute im Bereich der Finanzanalyse und Finanzpolitik berücksichtigen? Wenn man dem technischen Management und dem Produktionsmanagement die Ausgaben überlässt, was ist dann für Marktforscher und Finanzmanagement wichtig? 81

11 Energiezukunft von Belarus Die Antwort besteht in der Formel: Senkung der Leistung von Exportfinanzströmen. Verringerung der Einnahmen des Landes um 2,5 Mrd. Dollar. Wird es einen Einfluss auf den Kurs des belarussischen Rubels haben? Ja, eine weniger stabile Währungseinheit ist durchaus zu prognostizieren. Im Vergleich zu den letzten zwei Jahren. Es entsteht ein Effekt der Auflösung von Währungsströmen bei Import und Export. Dabei werden wir uns aus psychologischen Gründen nicht mehr so sicher beim Wechselkurs fühlen. Und was ist mit Unternehmen? Man muss einen Teil der Geldressourcen in gut liquide Waren überführen. Es lohnt sich nicht, die Lager voll zu füllen, die notwendigen Ankäufe müssen für die Zukunft gemacht werden, besonders wenn es um Zulieferteile und Materialien geht, die technologisch notwendig sind und deren Kauf unvermeidlich ist. Aber was wird mit der Nachfrage geschehen? Mit der Konsum- und Investitionsnachfrage. Die Investitionswaren werden in einer kurzen Zeit nach der oben beschriebenen Logik gekauft. Belarussische Rubel in Maschinen oder Ausrüstungen anzulegen ist keine schlechte Idee. Eine angestiegene Aktivität in diesem Segment des Binnenmarktes ist vollkommen möglich. Das ist positiv einzuschätzen. Es besteht die Befürchtung, dass auf dem Konsummarkt weniger verkauft wird. Erstens infolge unzureichender Haushaltseinnahmen. Das wird bereits in den ersten zwei Monaten unabhängig von den Ergebnissen der Verhandlungen mit Russland zum Vorschein kommen. Zweitens werden sich Privatgesellschaften ähnlich verhalten, wobei sie ihre Finanzmittel sparen und dem Personal die Löhne nicht erhöhen werden. Damit muss man vorsichtig sein. Allein im vorigen Jahr sind im Land die Reallöhne um 20 % gewachsen kann so eine Einnahmenpolitik zu schweren Finanzfolgen nicht nur für den Staat, sondern auch für jedes Unternehmen führen. In welchen Bereichen kann die Konsumnachfrage abgebaut werden? Vor allen Dingen im Bereich der Waren mit einer hohen Preiselastizität: Haushaltstechnik, Fernseher, Kühlschränke. Ein kleinerer Umfang der gekauften Kleidung und Schuhe kann auch prognostiziert werden. Die Haushalte werden ihren Konsum nach den Gesetzen des Consumerism verringern. Natürlich mit Rücksicht auf den transitiven Charakter unseres bescheidenen belarussischen Verbrauchers, der den Konsum von Kognak im vorigen Jahr um 59 % erhöht hat. Wird er diese Konsumrekorde 2007 wiederholen? Wenn nicht aus Freude, dann aus Kummer. Aber ganz pessimistisch braucht man doch nicht sein. Was kann uns Böses passieren, wenn wir entsprechend unseren Mitteln leben werden?