Kommunikations- und Medienwissenschaften
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- Anneliese Raske
- vor 8 Jahren
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1 Kommunikations- und Die Hauptbeschäftigungsdomäne der Medienwissenschaftlerinnen und Medienwissenschaftler nach dem Studienabschluss ist nicht, wie das vielleicht erwartet werden könnte, der Bereich Kultur und Information, sondern der Private Dienstleistungssektor. Zum Teil hat dies mit der aktuellen Krise des Verlagsgeschäfts zu tun. Die Medienarbeit verlagert sich aufgrund der zunehmenden Onlinekommunikation immer mehr vom Verlagswesen in die Unternehmenskommunikationsabteilungen der Firmen des Privaten Dienstleistungssektors. Viel häufiger als bei der Gesamtheit der Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen, die mehrheitlich beim Staat bzw. im Non-Profit-Bereich arbeiten, sind die Medienwissenschaftler/innen im gewinnorientierten Beschäftigungssektor tätig. Ihre direkten Konkurrent/innen haben eher eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung absolviert als eine sozialwissenschaftliche. Gewisse Kritiker bezeichnen die oft als Boomfach ohne grosse Zukunftsperspektiven. Solchen Voten kann aufgrund unserer Statistik widersprochen werden. Von den Beschäftigungszahlen her gesehen hat sich die Situation nach anfänglichen Schwierigkeiten vor acht bis zehn Jahren stabilisiert. Aktuell haben es die Medienwissenschaftler/innen auf dem Arbeitsmarkt zwar etwas schwerer als die Gesamtheit der Neuabgänger/innen UH, aber keineswegs präsentiert sich die Situation für sie ungünstiger als für das Total der Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen. Sie fühlen sich allenfalls etwas weniger adäquat beschäftigt als andere. Bezogen auf ihr Einkommen liegen sie nur wenig unter dem Durchschnitt der Neuabsolvent/innen UH insgesamt. Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverhältnisse sind selten anzutreffen. Eher negativ äussern sich die Medienwissenschaftler/innen in Bezug auf ihre Studienwahl. Nicht einmal die Hälfte würde erneut dieses Studienfach wählen. Ohne genau die Gründe dafür analysieren zu können, muss festgestellt werden, dass etwas mit der Passung zwischen der Erwartung der Studierenden an das Studium, dem effektiven Studium und der nach dem Studium angetroffenen Berufsrealität nicht stimmt. Tabelle 1: Kennzahlen der Stichprobe (n=233) (in Prozent) Geschlecht Männer 35 Frauen 65 Universität Freiburg 16 Neuenburg 5 Università della Svizzera italiana 42 Zürich 37 Nur 70 Prozent treten in ein Masterstudium über Tabelle 2: Kennzahlen Bachelorabsolvent/innen (n=218) (in Prozent) Medienwissen schaften Übertritt ins Masterstudium Bei der Übertrittsquote vom Bachelor ins Masterstudium zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen den Medienwissenschaftler/innen und den Bachelorabsolvent/innen UH generell. Im Durchschnitt nehmen knapp 90 Prozent der Bachelorabsolvent/innen UH innerhalb eines Jahres ein Masterstudium in Angriff. Bei den Medienwissenschaft - ler/innen sind dies nur 65 Prozent. Zwar ist die Übertrittsquote bei den Geisteswissenschaftler/innen generell etwas niedriger, aber mit 82 Prozent trotzdem noch wesentlich höher als bei den Medienwissenschaftler/innen. Als Grund für ein Masterstudium geben Die erste Stelle nach dem Studium SDBB, Bern, 2013 Die hier publizierte Auswertung stützt sich auf die Erhebung der Gesamtstudie: Bundesamt für Statistik BFS, Befragung der Hochschulabsolvent/innen, Abschlussjahrgang Mehr zur Befragung:
2 87 Prozent an, dass sie damit ihre Berufschancen verbessern wollten. Nur 54 Prozent gaben als Grund an, dass der Bachelorabschluss nur ein Zwischenschritt sei, bei den Neuabsolvent/innen UH insgesamt beträgt dieser Anteil 81 Prozent. Von denjenigen Bachelorabsolvent/innen der, die nach einer Stelle gesucht haben, geben 59 Prozent an, sie hätten Schwierigkeiten gehabt, eine Stelle zu finden, die ihren Erwartungen entspricht. Von diesen sind im Jahr nach dem Bachelorabschluss zum Befragungszeitpunkt sechs Prozent ohne Stelle und auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit, das sind jedoch weniger als zehn Personen. Die Tätigkeiten, die ausgeübt werden, haben nicht immer einen direkten Zusammenhang zum Studium: 29 Prozent sind an Stellen beschäftigt, die keinen Zusammenhang zum Studienfach aufweisen, und bei rund 60 Prozent wurde kein Hochschulabschluss vorausgesetzt. Als Grund, weshalb sie kein Masterstudium begonnen haben, gab je rund die Hälfte an, dass sie zuerst berufliche Erfahrungen sammeln wollten und/oder bereits eine ihren Erwartungen entsprechende Stelle gefunden hatten. Praxiserfahrung steht nach dem Masterabschluss im Vordergrund Tabelle 3: Kennzahlen Beschäftigungslage (in Prozent) Schwierigkeiten bei der Stellensuche Studium als gute Grundlage für den Berufseinstieg betrachtet Weiterbildung nach Studienabschluss begonnen Nach dem Masterabschluss geben 42 Prozent der Medienwissenschaftler/innen an, Probleme gehabt zu haben, eine Stelle zu finden, die ihren Erwartungen entspricht. Dies sind gemessen am Total der Neuabgänger/innen UH eher mehr, verglichen mit den anderen Absolvent/innen der Geistes- und Sozialwissenschaften jedoch deutlich weniger (Anteil an Geisteswissenschaftler/innen mit Schwierigkeiten: 51 Prozent). Wie in allen Geistes- und Sozialwissenschaften erleichtern berufliche Erfahrungen den Berufseinstieg: So berichten von jenen, die über keine solche Erfahrungen verfügen, 63 Prozent über Schwierigkeiten bei der Stellensuche, während dieser Anteil bei denen mit Berufserfahrung lediglich 41 Prozent beträgt. Abbildung 1: Schwierigkeiten bei der Stellensuche (in Prozent) Die Medienwissenschaftler/innen zeigen sich bei der Aufnahme eines Masterstudiums nach dem Bachelorstudium eher zurückhaltend. Das gleiche Bild zeigt sich auch nach Abschluss des Masterstudiums. Nur 20 Prozent der Medienwissenschaftler/innen nehmen nach dem Masterabschluss eine Weiterbildung in Angriff. Sie konzentrieren sich offenbar zunächst einmal darauf, sich über praktische Erfahrungen in den Beruf einzuarbeiten. In diesem Zusammenhang darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass in diesem Fach an den Universitäten eine kleine Zahl an akademischen Mitarbeiter/innen einer sehr grossen Zahl an Studierenden gegenüber steht. Die Medienwissenschaftler/innen haben pro zentual gesehen viel weniger Möglichkeiten, eine universitäre Laufbahn anzustreben. Mit lediglich sieben Prozent ist die Quote an Doktorand/innen unter den Masterabsolvent/innen denn auch relativ klein.
3 Die Beschäftigungszahlen haben sich in den letzten Jahren verbessert Tabelle 4: Kennzahlen Erwerbssituation (in Prozent) erwerbstätig stellensuchend Stelle zugesichert Erwerbsverzicht ** * 2** Die stehen zum Teil im Ruf, ein Modefach zu sein, welches wenig Zukunftsaussichten verspricht. Solche Aussagen schienen sich vor acht bis zehn Jahren aus der Sicht der Arbeitsmarktzahlen noch zu bestätigen. Die Statistik zeigt mittlerweile aber ein anderes Bild sind weniger als zehn Personen auf Stellensuche. Damit ist der Anteil sogar kleiner als beim Durchschnitt der Neuabsolvent/innen UH. Bis sie zu einer Anstellung kommen, bewerben sie sich aber viel häufiger als die Gesamtheit der Neuabgänger/innen UH: Sie unternehmen im häufigsten Fall zehn Bewerbungen, um eine Stelle zu finden, bei der Gesamtheit der Neuabgänger/innen UH sind es fünf und beim Total der Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen deren acht. Dies hat natürlich damit zu tun, dass es für Medienwissenschaftler/innen keine für sie vorgefertigten Einstiegsstellen gibt wie beispielsweise bei den Jurist/innen, den Lehramtskandidat/innen oder den Mediziner/innen. Sie müssen sich auf dem freien Markt bewerben, wo die Stellen nicht über Beziehungen oder Wartelisten vergeben werden. Mehr als ein Drittel hat die aktuelle Stelle über Stelleninserate im Internet gefunden. Ein Viertel hat bereits vor Studienabschluss die jetzige Tätigkeit ausgeübt. Abbildung 2: Anteil Stellensuchende (in Prozent) 3* Der private Dienstleistungsbereich ist die Hauptbeschäftigungsdomäne der Medienwissenschaftler/innen 60 Prozent der Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen arbeiten nach dem Masterabschluss im öffentlichen Dienst. Anders sieht es bei den Medienwissenschaftler/innen aus. Von ihnen sind nur 25 Prozent bei einem öffentlichen Arbeitgeber angestellt. Ihre wichtigste Beschäftigungsdomäne ist der private Dienstleistungssektor mehr als die Hälfte ist dort beschäftigt, zum Beispiel im Handel, in der Werbung oder in Unternehmens- und Personalberatungsfirmen. Der Informations- und Kulturbereich sowie die Hochschule spielen demgegenüber anders als vielleicht vermutet wird, eine eher untergeordnete Rolle.
4 Abbildung 3: Beschäftigungsbereiche (in Prozent) Hochschule 14 Schule 2** Information und Kultur 12 Gesundheitswesen Pädagog., Psycholog., Soziale Dienste Industrie 1** 5* 3** Private Dienstleistungen 54 Öffentliche Dienste Verbände und Organisationen 7 3** Prozent haben einen Beruf der Werbung, des Marketings oder des Tourismus inne. Sie beschäftigen sich vornehmlich mit Kommunikationsfragen, im häufigsten Fall in gewinnorientierten Unternehmen und eher weniger im Non-Profit-Sektor. 13 Prozent bezeichnen sich als Medienschaffende. Tabelle 5: Kennzahlen Berufsbezeichnungen (in Prozent) Berufe der Werbung und des Marketings, des Tourismus 30 Unternehmer/innen, Direktor/innen, leitende Beamt/innen 21 Medienschaffende und verwandte Berufe 13 Berufe des Unterrichts und der Bildung 9 Nur selten wird ein spezifischer Abschluss in verlangt Die sind ein junges Studienfach. Die Neuabsolvent/innen werden noch auf absehbare Zeit hinaus keine Medienwissenschaftlerin oder Medienwissenschaftler ersetzen können, der/die gerade pensioniert wurde. Aus diesem Blickwinkel betrachtet erstaunt es nicht, dass nur bei 13 Prozent der Medienwissenschaftsabsolvent/innen vom Arbeitgeber ein Abschluss im studierten Fach vorausgesetzt wurde. Am ehesten wird ein entsprechender Abschluss für diejenigen vorausgesetzt, die eine akademische Karriere an einer Universität einschlagen. Im häufigsten Fall, d.h. bei gut 60 Prozent, wurde vom Arbeitgeber zwar ein Hochschulabschluss gefordert, nicht aber spezifisch im studierten Fach. Bei 26 Prozent war ein Hochschulabschluss keine Anstellungsbedingung. Etwas weniger glücklich als die Gesamtheit der Neuabgänger/innen UH sind die Medienwissenschaftler/innen mit den Einsatzmöglichkeiten der im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Nur 50 Prozent sind damit zufrieden, während dieser Anteil unter der Gesamtheit der Neuabgänger/innen UH bei knapp zwei Dritteln liegt. Auch bezüglich ihrer beruflichen Position sowie den ihnen übertragenen Aufgaben sind die Medienwissenschaftler/innen deutlich unzufriedener als die Neuabsolvent/innen UH insgesamt. Trotz der relativen Unzufriedenheit mit der beruflichen Position und den Anwendungsmöglichkeiten des im Studium erlernten Wissens geben die Medienwissenschaftler/innen nicht viel häufiger als das Total der Neuabgänger/innen UH an, dass ihre jetzige Tätigkeit keinen inhaltlichen Bezug zu ihrem Studium aufweist.
5 Abbildung 4: Kein inhaltlicher Bezug zwischen Studium und jetziger Tätigkeit (in Prozent) Auffallend wenig Teilzeitpensen Tabelle 6: Kennzahlen Anstellungsbedingungen (in Prozent) Jahresbruttoeinkommen 1 (in Franken) Zufriedenheit mit Einkommen: Anteil Zufriedene Anteil Teilzeitbeschäftigte (Pensum < 90 Prozent) Anteil befristet Angestellte Hochschulabschluss für jetzige Tätigkeit verlangt? Nein Ja, im entsprechenden Fach Ja, auch in verwandten Fächern Ja, aber ohne spezifische Fachrichtung Als statistisches Mittel wurde der Median verwendet. Die Einkommen der teilzeitlich beschäftigten Personen wurden auf 100 Prozent hochgerechnet. Das Einkommen der Medienwissenschaftler/innen liegt nur unwesentlich unter dem Durchschnittseinkommen der Neuabgänger/innen UH, entsprechend sind sie auch ziemlich zufrieden damit. Verglichen mit der Gesamtheit der Neuabsolvent/innen UH sind auffallend wenige Medienwissenschaftler/innen Teilzeit beschäftigt, ebenso sind befristete Arbeitsverhältnisse selten. Das mag damit zusammenhängen, dass die Mehrheit im privaten Dienstleistungssektor tätig ist, wo solche Anstellungsverhältnisse selten sind. Rückblickend viel Unzufriedenheit bezüglich der Studienwahl Wenn die Medienwissenschaftler/innen noch einmal vor der Studienwahl stehen würden, dann würden nur 60 Prozent nochmals dasselbe Studium am gleichen Studienort wählen. Dies ist vergleichsweise ein sehr tiefer Wert. Wie dieser genau zustande kommt, darüber kann im Moment nur spekuliert werden. An der Beschäftigungslage kann es eigentlich nicht liegen. Es gibt viele Studiengänge, die gleich oder gar wesentlich schlechter abschneiden, deren Absolvent/innen aber nicht in diesem Ausmass unzufrieden sind mit ihrer Studienwahl. Es kann vermutet werden, dass viele auf dem Arbeitsmarkt nicht das vorfinden, was sie sich mit dem Studium erhofft haben. Es scheint die Passung zwischen Erwartungen der Studierenden an das Fach, dem Inhalt des Studiums und dem, was auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist, noch nicht gefunden worden zu sein. Tabelle 7: Kennzahl Rückblick (in Prozent) Rückblickend betrachtet nochmals dasselbe Studium wählen 60 72
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