Extremwerttheorie. Skript Dr. Jürgen Kampf. Universität Ulm Institut für Stochastik

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Extremwerttheorie. Skript Dr. Jürgen Kampf. Universität Ulm Institut für Stochastik"

Transkript

1 Extremwerttheorie Skript Dr. Jürgen Kampf Universität Ulm Institut für Stochastik

2 Vorwort Dies ist ein Skript zur Vorlesung Extremwerttheorie im Sommersemester 2017 an der Universität Ulm. Bedanken möchte ich mich bei Zakhar Kabluchko, für die Erlaubnis, ein Skript zu erstellen, das in wesentlichen Teilen auf seinem Skript basiert. Sein Skript ist unter zu finden. Zakhar Kabluchko wiederum bedankt sich bei zahlreichen weiteren Personen. Aus seinem Vorwort: Dies ist ein Skript zur Vorlesung Extremwerttheorie, die an der Universität Ulm (im Wintersemester 2011/12 und Sommersemester 2014) und an der Universität Münster (im Sommersemester 2015) gehalten wurde. Die erste L A TEX-Version des Skripts wurde von Herrn Benjamin Tempel erstellt. Danach wurde das Skript von mir mehrmals korrigiert, überarbeitet und ergänzt. Ich bedanke mich bei Frau Judith Olszewski, die eine frühere Version des Skripts kritisch durchgelesen und zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht hat. Ich bedanke mich außerdem bei Wolfgang König, Michael Stolz und zahlreichen weiteren Kollegen für nützliche Hinweise zu einzelnen Kapiteln des Skripts. Diese Version ist vorläufig. In Zukunft soll das Skript weiter überarbeitet und ergänzt werden. i

3 Literatur Es gibt sehr viele Bücher über Extremwerttheorie. Hier ist eine Auswahl: 1. P. Embrechts, C. Klüppelberg, T. Mikosch. Modelling Extremal Events for Insurance and Finance. 2. S. Resnick. Extreme Values, Regular Variation and Point Processes. 3. L. de Haan, A. Ferreira. Extreme Value Theory: An Introduction. 4. S. Resnick. Heavy-Tail Phenomena: Probabilistic and Statistical Modeling 5. M. Falk, J. Hüsler, R. D. Reiss. Laws of Small Numbers: Extremes and Rare Events. 6. M. R. Leadbetter, G. Lindgren, H. Rootzén. Extremes and Related Properties of Random Sequences and Processes. 7. S. Coles. An Introduction to Statistical Modeling of Extreme Values. 8. J. Beirlant, Y. Goegebeur, J. Segers, J. Teugels. Statistics of Extremes: Theory and Applications. 9. E. J. Gumbel. Statistics of Extremes. 10. J. Galambos. The Asymptotic Theory of Extreme Order Statistics. 11. V. Nevzorov. Records: Mathematical Theory. 12. L. de Haan. On regular variation and its application to the weak convergence of sample extremes. 13. N. H. Bingham, C. M. Goldie, J. L. Teugels. Regular Variation. 14. D. Pfeifer. Einführung in die Extremwertstatistik. ii

4 Vorwort Literatur Inhaltsverzeichnis Kapitel 1. Extremwertverteilungen Verteilung des Maximums Definition der Extremwertverteilungen und deren Max Anziehungsbereiche Drei Beispiele von Extremwertverteilungen: Gumbel, Fréchet, Weibull Satz von Fisher Tippett Gnedenko Jenkinson von Mises Darstellung 10 Kapitel 2. Satz von Fisher Tippett Gnedenko Eindeutigkeit der Normierungskonstanten Max-stabile Verteilungen Charakterisierung der max-stabilen Verteilungen 14 Kapitel 3. Regulär variierende Funktionen 17 Kapitel 4. Max Anziehungsbereiche Tailfunktion und Quantilfunktion Max Anziehungsbereich der Fréchet Verteilung Φ α Max Anziehungsbereich der Weibull Verteilung Ψ α Max Anziehungsbereich der Gumbel Verteilung Λ 27 Kapitel 5. Statistik der Extremwertverteilungen Statistik der Blockmaxima: GEV Verteilungen Modell-Verifikation Peaks over Threshold: Statistik der GP Verteilungen 33 i ii iii

5

6 KAPITEL 1 Extremwertverteilungen 1.1. Verteilung des Maximums Seien X 1, X 2,... unabhängige und identisch verteilte (u.i.v.) Zufallsvariablen. Mit M n bezeichnen wir das Maximum von X 1,..., X n : M n = max{x 1,..., X n }, n N. Satz Die Verteilungsfunktion von M n ist gegeben durch P[M n t] = F n (t) für alle t R. Hierbei ist F n (t) die punktweise n-te Potenz von F (t). Beweis. Aus der Definition des Maximums M n folgt, dass P[M n t] = P[max{X 1,..., X n } t] = P[X 1 t,..., X n t]. Da X 1,..., X n unabhängig und identisch verteilt sind, gilt P[X 1 t,..., X n t] = P[X 1 t]... P[X n t] = F n (t). Zusammen ergibt sich P[M n t] = F n (t). Aufgabe Seien X 1,..., X n u.i.v. Zufallsvariablen mit Verteilungsfunktion F. Bestimmen Sie die Verteilungsfunktion des Minimums m n := min{x 1,..., X n }. Aufgabe Seien X 1,..., X n u.i.v. Zufallsvariablen mit Verteilungsfunktion F. Bestimmen Sie die gemeinsame Verteilungsfunktion von m n und M n, d.h. berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit P[m n x, M n y]. Wir werden uns für die Eigenschaften von M n für große Werte von n interessieren. Im folgenden Satz berechnen wir den Wert, gegen den die Zufallsvariable M n für n in Wahrscheinlichkeit konvergiert. Definition Der rechte Endpunkt der Verteilungsfunktion F ist definiert durch x = sup{t R F (t) < 1} = inf{t R F (t) = 1} R {+ }. Erreicht die Verteilungefunktion F nie den Wert 1, so ist x = +. 1

7 Der rechte Endpunkt kann endlich oder + sein: Abbildung 1. Veranschaulichung von x Der rechte Endpunkt x ist das Supremum aller Werte, die die Zufallsvariable X 1 annehmen kann, wobei aber Nullmengen ignoriert werden. Es ist das wesentliche Supremum von X 1. x = sup{t R P(X 1 t) > 0} =: esssup X 1 Satz Für n konvergiert die Zufallsvariable M n in Wahrscheinlichkeit gegen den Wert x. Beweis. Wir betrachten zwei Fälle. Fall 1. Sei zuerst x endlich. Für jedes ε > 0 gilt F (x ε) < 1, wobei die Ungleichung strikt ist. Aus Satz folgt, dass Außerdem gilt P[M n x + ε] = 0. Es folgt Somit gilt M n P x. lim P[M n x ε] = lim F n (x ε) = 0. lim P[ M n x ε] = lim (P[M n x ε] + P[M n x + ε]) = 0. Fall 2. Sei nun x = +. Wir zeigen, dass für jedes noch so großes A R lim P[M n < A] = 0. Aus x = folgt, dass F (A) < 1, wobei die Ungleichung strikt ist. Mit Satz folgt lim P[M n < A] = lim F n (A) = 0. Somit gilt M n P +. Bemerkung Da die Folge M n (ω) für jedes feste ω Ω monoton wachsend ist, konvergiert sie entweder gegen eine endliche Zahl oder sie konvergiert gegen unendlich. Der fast 2

8 sichere Limes von (M n ) n N muss aber mit dem Limes in Wahrscheinlichkeit übereinstimmen. Also konvergiert (M n ) n N sogar fast sicher gegen x Definition der Extremwertverteilungen und deren Max Anziehungsbereiche Wir werden uns für die Verteilungsfunktion des Maximums M n = max{x 1,..., X n } für große Werte von n interessieren. Zunächst erinnern wir uns an einen Sätze über die Verteilung des arithmetischen Mittelwerts X einer Stichprobe. Der zentrale Grenzwertsatz besagt, dass für u.i.v. Zufallsvariablen X 1, X 2,... mit endlichem Erwartungswert µ und endlicher Varianz σ 2 > 0 die Verteilungskonvergenz 1 (X n X n ) µ σ/ n d N(0, 1) gilt, wobei N(0, 1) eine Standardnormalverteilung bezeichnet. Wir wollen nun ein Analogon des zentralen Grenzwertsatzes für das Maximum M n herleiten. Seien also X 1, X 2,... u.i.v. Zufallsvariablen mit Verteilungsfunktion F. Wir fragen uns, ob es Folgen von Konstanten a n > 0, b n R und eine Verteilungsfunktion G gibt, so dass für n die folgende Verteilungskonvergenz gilt: (1.2.1) M n b n a n d G. Es sei bemerkt, dass wir in (1.2.1) eine Normierung von M n mit beliebigen Folgen a n und b n (und nicht nur mit dem Erwartungswert und der Standardabweichung) zulassen, da in vielen interessanten Fällen der Erwartungswert und die Varianz gar nicht existieren. Die Verteilungskonvergenz in (1.2.1) bedeutet, dass [ ] lim P Mn b n t = G(t) für alle Stetigkeitspunkte t von G. Eine äquivalente Formulierung ist diese: (1.2.2) lim F n (a n t + b n ) = G(t) für alle Stetigkeitspunkte t von G. a n Wenn (1.2.1) bzw. (1.2.2) gilt, so sagen wir, dass G eine Extremwertverteilung ist und dass die Verteilungsfunktion F (bzw. die Zufallsvariablen X i ) im Max-Anziehungsbereich von G liegt. Bemerkung Es gibt einen Spezialfall von (1.2.1) und (1.2.2), der nicht interessant ist und den wir deshalb ausschließen. Eine Zufallsvariable Z bzw. deren Verteilungsfunktion G(t) = P[Z t] heißt degeneriert, wenn es einen Wert c mit P[Z = c] = 1, bzw. { 0, t < c, (1.2.3) G(t) = 1, t c gibt. Für jede Verteilungsfunktion F kann man durch die falsche Wahl der Konstanten a n, b n erreichen, dass (1.2.1) bzw. (1.2.2) mit einer degenerierten Verteilungsfunktion G gilt. 3

9 Man kann zum Beispiel b n = 0 und a n derart schnell steigend wählen, dass M n /a n gegen 0 in Verteilung konvergiert (Übungsaufgabe). Deshalb werden wir im Folgenden die degenerierten Verteilungsfunktionen G der Form (1.2.3) aus unseren Definitionen ausschließen. Definition Der Max-Anziehungsbereich einer nichtdegenerierten Verteilungsfunktion G besteht aus allen Verteilungsfunktionen F, für die es zwei Folgen a n > 0 und b n R gibt, so dass (1.2.4) M n b n a n d G für M n := max{x 1,..., X n }, wobei X 1,..., X n F u.i.v. sind. Den Max-Anziehungsbereich von G werden wir mit MDA(G) (maximum domain of attraction) bezeichnen. Wir werden im Folgenden sehen, dass es nur sehr wenige Verteilungsfunktionen G mit einem nicht-leeren Max-Anziehungsbereich gibt. Bemerkung Wir machen in diesem Skript keinen Unterschied zwischen einer Verteilung (die ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf R ist) und der dazugehörigen Verteilungsfunktion. Zum Beispiel bezeichnen wir oft eine Verteilungsfunktion als Extremwertverteilung. Definition Eine nichtdegenerierte Verteilung(-sfunktion) G heißt eine Extremwertverteilung, wenn der Max Anziehungsbereich von G nicht leer ist. Somit ist G eine Extremwertverteilung, wenn es eine Verteilungsfunktion F und zwei Folgen a n > 0 und b n R gibt, so dass (1.2.4) gilt Drei Beispiele von Extremwertverteilungen: Gumbel, Fréchet, Weibull Mit der obigen Definition ist es nicht klar, ob Extremwertverteilungen überhaupt existieren. Im Folgenden werden wir drei Beispiele von Extremwertverteilungen (oder sogar Familien von Extremwertverteilungen) konstruieren. Später werden wir zeigen, dass es bis auf lineare Transformationen keine weiteren Extremwertverteilungen gibt. Wir erinnern daran, dass wir mit X 1, X 2,... u.i.v. Zufallsvariablen mit Verteilungsfunktion F bezeichnen. Weiterhin, sei M n = max{x 1,..., X n }. Gumbel Verteilung Λ(t) = e e t Definition Eine Zufallsvariable hat Gumbel Verteilung, wenn Ihre Verteilungsfunktion die folgende Gestalt hat: Λ(t) = e e t, t R. 4

10 Abbildung 2. Verteilungsfunktion der Gumbel Verteilung. Das nächste Beispiel zeigt, dass die Gumbel Verteilung eine Grenzwertverteilung für Maxima von u.i.v. exponentialverteilten Zufallsvariablen ist. Beispiel Die Zufallsvariablen X 1, X 2,... seien unabhängig und exponentialverteilt mit Parameter 1, d.h. F (t) = 1 e t, t 0. Dann konvergieren für n die Zufallsvariablen M n log n in Verteilung gegen Λ, d.h. Beweis: Sei t R beliebig. Mit Satz gilt lim P[M n log n t] = e e t, t R. P[M n log n t] = P[M n t + log n] = F n (t + log n). Die Zufallsvariablen X i sind exponentialverteilt und t + log n > 0 für n hinreichend groß. Es folgt, dass bei einem hinreichend großen n, ) n P[M n log n t] = (1 e (t+log n) ) n = (1 e t n e e t. Somit gilt M n log n d Λ. Dies ist das erste von vielen Malen, dass wir folgendes Lemma der Analysis benutzt haben. Lemma Sei (u n ) n N eine konvergente Folge mit u := lim u n. Dann ist ( u n ) n lim 1 + = e u. n Bemerkung Laut Beispiel list die Exponentialverteilung im Max Anziehungsbereich der Gumbel Verteilung: Exp(1) MDA(Λ). 5

11 Die Gumbel Verteilung ist somit eine Extremwertverteilung. Man kann Beispiel wie folgt interpretieren: Für großes n nimmt das Maximum M n Werte an, die sich von dem Wert log n um eine approximativ Gumbel verteilte Fluktuation unterscheiden. Fréchet Verteilung Φ α (t) = e t α, t > 0 Definition Eine Zufallsvariable heißt Fréchet verteilt mit Parameter α > 0, wenn ihre Verteilungsfunktion die folgende Gestalt hat: { e t α, t > 0, Φ α (t) = 0, t 0. Abbildung 3. Verteilungsfunktionen der Fréchet Verteilungen mit α = 0.5, 1.0, 2.0, 3.0, 5.0. Das nächste Bespiel zeigt, dass die Fréchet Verteilung eine Extremwertverteilung ist. Beispiel Die Zufallsvariablen X 1, X 2,... seien Pareto verteilt mit Parameter α > 0, d.h. { 1 t α, t 1, F (t) = 0, t 1. Dann konvergieren für n die Zufallsvariablen n 1 α M n in Verteilung gegen Φ α, d.h. es gilt [ ] { lim P Mn n t e t α, t > 0, = 1/α 0, t 0. Beweis: Sei t > 0 beliebig. Mit Satz erhalten wir, dass [ ] Mn P n t = P[M 1/α n tn 1/α ] = F n (tn 1/α ). 6

12 Da die Zufallsvariablen X i Pareto verteilt sind und tn 1/α > 1 für hinreichend großes n, ergibt sich, dass [ ] ( ) n ( Mn P n t 1 = 1 = 1 1 ) n 1/α (tn 1/α ) α t α n e t α. Für t 0 gilt P[n 1 α M n t] = 0. Daraus folgt die Behauptung. Bemerkung Man kann Beispiel wie folgt interpretieren: Für großes n nimmt das Maximum M n sehr große Werte auf der Skala n 1/α an. Reskaliert man M n mit dem Faktor n 1/α, so erhält man approximativ Fréchet verteilte Werte. Weibull Verteilung Ψ α (t) = e ( t)α, t < 0 Definition Eine Zufallsvariable heißt Weibull verteilt mit Parameter α > 0, wenn ihre Verteilungsfunktion die folgende Form hat: { e ( t)α, t 0, Ψ α (t) = 1, t 0. Abbildung 4. Verteilungsfunktionen der Weibull Verteilungen mit α = 0.5, 1.0, 2.0, 3.0, 5.0. Das nächste Beispiel zeigt, dass die Weibull Verteilung eine Extremwertverteilung ist. Beispiel Seien die Zufallsvariablen X 1, X 2,... unabhängig mit der Verteilungsfunktion 0, t 1, F (t) = 1 ( t) α, t [ 1, 0], 1, t 0, 7

13 wobei α > 0 ein Parameter ist. Dann konvergieren für n die Zufallsvariablen n 1/α M n in Verteilung gegen Ψ α, d.h. es gilt { (1.3.1) lim P[n 1/α e ( t)α, t 0, M n t] = 1, t 0. Sei t 0 beliebig. Mit Satz erhalten wir, dass P[n 1/α M n t] = P[M n tn 1/α ] = F n (tn 1/α ). Für n hinreichend groß ist tn 1/α [ 1, 0]. Aus der Formel für die Verteilungsfunktion F folgt, dass ) n P[n 1/α M n t] = (1 ( tn 1/α ) α ) n = (1 ( t)α n e ( t)α. Für t 0 gilt P[n 1/α M n t] = 1, denn M n 0 f.s. Daraus folgt die Behauptung. Bemerkung Man kann Beispiel wie folgt interpretieren: Für großes n nähert sich das Maximum M n dem Wert 0 von unten an. Dabei nimmt M n sehr kleine negative Werte auf der Skala n 1/α an. Reskaliert man M n mit dem Faktor n 1/α, so erhält man approximativ Weibull verteilte Fluktuationen Satz von Fisher Tippett Gnedenko Wir haben folgende Extremwertverteilungen konstruiert: Die Gumbel Verteilung Λ, die Fréchet Verteilung Φ α (wobei α > 0) und die Weibull Verteilung Ψ α (wobei α > 0). Weitere Beispiele von Extremwertverteilungen können konstruiert werden, indem wir auf die oben genannten Verteilungen lineare Transformationen anwenden. Definition Zwei Zufallsvariablen Z 1 und Z 2 sind vom gleichen Typ, wenn es c > 0 und d R gibt mit Z 1 d = cz 2 + d. Notation: Z 1 Z 2. Bezeichnen wir mit F 1 und F 2 die Verteilungsfunktionen von Z 1 und Z 2, so kann man die obige Bedingung wie folgt formulieren: [ F 1 (t) = P[Z 1 t] = P[cZ 2 + d t] = P Z 2 t d ] ( ) t d = F 2. c c Definition Zwei Verteilungsfunktionen F 1 und F 2 sind vom gleichen Typ, wenn es c > 0 und d R gibt, so dass für alle t R ( ) t d F 1 (t) = F 2. c Notation: F 1 F 2. 8

14 Beispiel Die Gleichverteilung auf dem Intervall [0, 1] ist vom gleichen Typ wie die Gleichverteilung auf einem beliebigen Intervall [a, b]. Die Normalverteilung mit beliebigen Parametern ist vom gleichen Typ wie die Standardnormalverteilung. Aufgabe Zeigen Sie, dass eine Äquivalenzrelation ist, d.h. (1) F F. (2) F G G F. (3) F G, G H F H. Proposition Hat eine Zufallsvariable Z (mit Verteilungsfunktion G(t)) eine Extremwertverteilung, so hat für beliebige c > 0 und d R auch die Zufallsvariable cz + d (mit Verteilungsfunktion G ( ) t d c ) eine Extremwertverteilung. Beweis. Die Voraussetzung, dass die Zufallsvariable Z einer Extremwertverteilung gehorcht, bedeutet, dass es unabhängige identisch verteilte Zufallsvariablen X 1, X 2,... und Folgen a n > 0, b n R gibt, so dass max{x 1,..., X n } b n a n d Z. Daraus folgt, dass max{x 1,..., X n } (b n da n /c) d cz + d. a n /c Somit hat die Zufallsvariable cz + d ebenfalls eine Extremwertverteilung. Bemerkung Aus dem Beweis der vorstehenden Proposition folgt auch, dass die Max-Anziehungsbereiche der Verteilungsfunktionen G(t) und G ( ) t d c gleich sind. Aus Proposition folgt, dass für beliebige µ R und σ > 0, die folgenden Verteilungen Extremwertverteilungen sind: Verteilungen vom Gumbel Typ: ( ) t µ } (1.4.1) Λ = exp { e t µ σ, t R. σ Verteilungen vom Fréchet Typ (mit Parameter α > 0): ( ) { { t µ exp ( ) } t µ α, falls t > µ, σ (1.4.2) Φ α = σ 0, sonst. Verteilungen vom Weibull Typ (mit Parameter α > 0): ( ) { t µ exp { ( ) t µ α } (1.4.3) Ψ α = σ, falls t < µ, σ 1, sonst. Ein zentraler Satz der Extremwerttheorie besagt, dass es keine weiteren Extremwertverteilungen gibt: 9

15 Satz (Fisher Tippett (1928), Gnedenko (1943)). Jede Extremwertverteilung gehört zu einer der drei Familien (1.4.1), (1.4.2), (1.4.3) Jenkinson von Mises Darstellung Es gibt eine Darstellung (Jenkinson von Mises Darstellung), die alle drei Familien (1.4.1), (1.4.2), (1.4.3) als Spezialfälle beinhaltet. Betrachte nämlich die folgende Familie von Verteilungsfunktionen (parametrisiert durch γ R) exp { (1 + γt) 1/γ}, falls 1 + γt > 0, G γ (t) = 0, falls γ > 0 und t 1/γ, 1, falls γ < 0 und t 1/γ. Folgendes lässt sich nun leicht überprüfen: (1) Für γ > 0 ist G γ vom gleichen Typ wie die Fréchet Verteilung Φ 1/γ (t) = e t 1/γ, t > 0. (2) Für γ < 0 ist G γ vom gleichen Typ wie die Weibull Verteilung Ψ 1/γ (t) = e ( t) 1/γ, t < 0. (3) Für γ = 0 ist (1 + γt) 1/γ nicht wohldefiniert. Wir interpretieren diesen Term dann als Grenzwert für γ 0: lim (1 + γ 0 γt) 1/γ = e t. Somit ist G 0 (t) = e e t, t R, die Gumbel Verteilung. Jede Extremwertverteilung hat also die Form G γ (ct + d) mit passenden Parametern γ R, c > 0, d R. Eine in der Form G γ (ct + d) dargestellte Extremwertverteilung wird in der Statistik auch GEV Verteilung genannt (General Extreme Value Distribution). 10

16 KAPITEL 2 Satz von Fisher Tippett Gnedenko In diesem Kapitel beweisen wir den Satz von Fisher Tippett Gnedenko, der die Extremwertverteilungen beschreibt. Satz (Satz von Fisher Tippett (1928), Gnedenko (1943)). Eine Verteilungsfunktion G ist eine Extremwertverteilung genau dann, wenn einer der drei folgenden Fälle vorliegt: (1) G ist vom Gumbel Typ, d.h. G(t) = Λ ( t µ σ (2) G ist vom Fréchet Typ, d.h. G(t) = Φ α ( t µ σ (3) G ist vom Weibull Typ, d.h. G(t) = Ψ α ( t µ σ Für den Beweis benötigen wir einige Hilfsmittel. ) ) für µ R, σ > 0. ) für α > 0, µ R, σ > 0. für α > 0, µ R, σ > Eindeutigkeit der Normierungskonstanten Seien Z 1, Z 2,... Zufallsvariablen und a n > 0 und b n R Folgen von Normierungskonstanten mit Z n b n d (2.1.1) Z. a n Wir stellen uns die Frage, wie stark wir die Konstanten a n, b n verändern können, ohne dass die Konvergenz in (2.1.1) zerstört wird. Proposition Es gelte (2.1.1). Seien ã n > 0 und b n R zwei weitere Folgen. (i) Falls ã n bn b n lim = 1, lim = 0, a n a n dann gilt (ii) Falls Z n b n ã n ã n lim = a (0, ), a n d Z. bn b n lim = b R. a n 11

17 Dann gilt auch Z n b n ã n d Z b. a Beweis. Es gilt (2.1.2) Z n b n ã n = a n ã n Zn b n a n = a n ã n ( Z n b n b ) n b n. a n a n Nach dem Lemma von Slutsky konvergiert die rechte Seite in Verteilung unter den Voraussetzungen von Teil (i) gegen Z, unter den Voraussetzungen von Teil (ii) gegen Z b a. Satz ( Convergence of types theorem, Chintschin). Seien Z 1, Z 2,... Zufallsvariablen und a n > 0, b n R sowie ã n > 0, b n R Normierungsfolgen mit Z n b n a n d Z, Z n b n ã n d wobei die Zufallsvariablen Z, Z nicht degeneriert seien. Dann existieren die Grenzwerte Z, ã n (2.1.3) a := lim (0, ), a n b := lim bn b n a n R und es gilt Z d = (Z b)/a. Beweis. Weggelassen. Referenz: P. Billingsley, Probability and measure (Seite 193, Thm. 4.2 in der Ausgabe von 1986; Seite 204 in der Ausgabe von 2012). Lemma Sei Z eine nicht degenerierte Zufallsvariable und c > 0, d R Konstanten mit cz + d d = Z. Dann ist c = 1, d = 0. Beweis. Weggelassen. Referenz: P. Billingsley, ab Seite 193/ Max-stabile Verteilungen 12

18 Definition Eine nicht degenerierte Verteilungsfunktion G heißt max-stabil, falls es für alle n N Konstanten c n > 0 und d n R gibt mit G n (c n t + d n ) = G(t). Mit anderen Worten, für jedes n N ist G n vom gleichen Typ wie G. Sind X 1, X 2,... u.i.v. Zufallsvariablen mit einer max-stabilen Verteilung, dann gilt für alle n N max{x 1,..., X n } d n c n d = X 1. Das heißt, das Maximum von n u.i.v. Zufallsvariablen mit einer max-stabilen Verteilung hat bis auf eine affine Transformation die gleiche Verteilung wie eine einzige Zufallsvariable. Beispiel Die Gumbel Verteilungsfunktion Λ(t) = e e t ist max-stabil, denn Λ n (t + log n) = e ne (t+log n) = e e t = Λ(t). Analog lässt sich zeigen, dass Fréchet Verteilung Φ α und Weibull Verteilung Ψ α max-stabil sind. Die Klasse der max-stabilen Verteilungen stimmt mit der Klasse der Extremwertverteilungen überein: Satz Eine Verteilungsfunktion G ist max-stabil genau dann, wenn G eine Extremwertverteilung ist. Beweis. Schritt 1. Sei G max-stabil. Dann gibt es c n > 0, d n R, so dass G n (c n t + d n ) = G(t). Es gilt also für alle t R weshalb G eine Extremwertverteilung ist. lim Gn (c n t + d n ) = G(t), Schritt 2. Sei G eine Extremwertverteilung. Dann gibt es eine Verteilungsfunktion F und a n > 0, b n R, so dass (2.2.1) lim F n (a n t + b n ) = G(t) für alle Stetigkeitspunkte von G. Damit gilt für alle k N lim F nk (a nk t + b nk ) = G(t). Indem wir die k-te Wurzel ziehen, erhalten wir (2.2.2) lim F n (a nk t + b nk ) = G 1/k (t). Wir wenden nun den Satz von Chintschin (Satz 2.1.2) auf (2.2.1) und (2.2.2) an. Es folgt, dass G und G 1/k vom gleichen Typ sind, d.h. es gibt c k > 0 und d k R mit G 1/k (t) = G(c k t + d k ) bzw. G(t) = G k (c k t + d k ). 13

19 Das bedeutet aber, dass G max-stabil ist. Bemerkung Schritt 1 des vorstehenden Beweises zeigt auch, dass jede Extremwertverteilung in ihrem eigenen Max Anziehungsbereich liegt. Von nun an besteht unser Ziel darin, die max-stabilen Verteilungen zu beschreiben. Die nächste Proposition zeigt, dass die Eigenschaft G n (c n t + d n ) = G(t) auf nicht-ganzzahlige Werte von n erweitert werden kann. Proposition Sei G eine max-stabile Verteilungsfunktion. Dann gibt es messbare Funktionen c : (0, ) (0, ) und d : (0, ) R, so dass für alle s > 0 (nicht notwendigerweise ganzzahlig) gilt: (2.2.3) G s (c(s)t + d(s)) = G(t). Beweis. Wir bezeichnen mit [t] die Gaußklammer einer reellen Zahl t: [t] = max{n Z n t}. Sei G eine max-stabile Verteilungsfunktion. Dann gibt es c n > 0, d n R, so dass für alle n N (2.2.4) G n (c n t + d n ) = G(t). Für beliebiges s > 0 folgt daraus, dass Daraus ergibt sich, dass für alle t R G [ns] (c [ns] t + d [ns] ) = G(t). (2.2.5) G n (c [ns] t + d [ns] ) = (G [ns] (c [ns] t + d [ns] )) n [ns] Gleichzeitig gilt aber wegen (2.2.4) auch = G n [ns] (t) G 1/s (t). (2.2.6) G n (c n t + d n ) G(t). Mit dem Satz von Chintschin (Satz 2.1.2) folgt aus (2.2.5) und (2.2.6), dass die folgenden Grenzwerte existieren: c [ns] d [ns] d n (2.2.7) c(s) := lim (0, ), d(s) := lim R, c n c n und dass G 1/s (t) = G(c(s)t + d(s)). Insgesamt folgt also G(t) = G s (c(s)t + d(s)). Außerdem folgt aus der Darstellung (2.2.7), dass die Funktionen c und d als punktweise Grenzwerte von Folgen messbarer Funktionen, selber messbar sind Charakterisierung der max-stabilen Verteilungen Wegen Satz können wir den Satz von Fisher Tippett Gnedenko nun wie folgt formulieren: 14

20 Satz Jede max-stabile Verteilungsfunktion G ist vom gleichen Typ wie eine der folgenden Verteilungen: Gumbel Λ, Fréchet Φ α mit α > 0 oder Weibull Ψ α mit α > 0. Bevor wir zum Beweis des Satzes kommen, müssen wir ein tiefliegendes analytisches Lemma bereitlegen. Lemma (Satz von Ostrowski, 1929). Sei f : R R eine messbare Funktion mit f(x + y) = f(x) + f(y), x, y R. Dann hat f die Form f(x) = cx für ein c R. Korollar Sei g : (0, ) (0, ) eine messbare Funktion mit g(x y) = g(x) g(y), x, y R. Dann hat g die Form g(x) = x c für ein c R. Beweis. Die Funktion f(x) = log g(e x ) ist messbar mit f(x + y) = f(x) + f(y). Nach dem Satz von Ostrowski hat sie die Form f(x) = cx, woraus sich g(x) = e f(log x) = x c ergibt. Beweis. Sei G eine max-stabile Verteilungsfunktion. Laut Proposition gibt es messbare Funktionen c(s) > 0, d(s) R mit (2.3.1) G s (c(s)t + d(s)) = G(t) für alle s > 0, t R. Im Folgenden werden wir diese Funktionalgleichung lösen. Zuerst werden wir die Funktionen c und d bestimmen. Schritt 1. Wir wenden (2.3.1) iterativ an und erhalten für s 1, s 2 > 0 G s 1s 2 (c(s 1 s 2 )t + d(s 1 s 2 )) = G(t) = G s 1 (c(s 1 )t + d(s 1 )) = G s 1s 2 ( c(s2 )[c(s 1 )t + d(s 1 )] + d(s 2 ) ) Aus Lemma folgt { c(s1 s 2 ) = c(s 1 )c(s 2 ), d(s 1 s 2 ) = c(s 2 )d(s 1 ) + d(s 2 ). Aus der ersten Gleichung folgt mit Korollar 2.3.3, dass es ein ρ R gibt mit c(s) = s ρ, s > 0. Schritt 2. Falls ρ = 0, also c(s) = 1, dann ist G Λ (Übung). Schritt 3. Nun betrachten wir den Fall ρ 0. Es gilt c(s) = s ρ und die Gleichung für d nimmt die folgende Form an: Für alle s 1, s 2 > 0 gilt d(s 1 s 2 ) = s ρ 2d(s 1 ) + d(s 2 ). Indem wir s 1 und s 2 vertauschen, erhalten wir d(s 2 s 1 ) = s ρ 1d(s 2 ) + d(s 1 ). 15

21 Somit ergibt sich für alle s 1, s 2 > 0 s ρ 2d(s 1 ) + d(s 2 ) = s ρ 1d(s 2 ) + d(s 1 ). Sei nun s 2 = 2. Aus ρ 0 folgt, dass 2 ρ 1 0 und wir erhalten, dass für alle s 1 > 0 d(s 1 ) = d(2) 2 ρ 1 (sρ 1 1) = (s ρ 1 1)µ, wobei µ = d(2) 2 ρ 1 R. Wir haben die Funktionen c und d bestimmt: c(s) = s ρ, d(s) = (s ρ 1)µ, wobei ρ R und µ R zwei Parameter sind. Die Gleichung (2.3.1) für die Verteilungsfunktion G nimmt somit die folgende Gestalt an: Für alle s > 0, t R, G s (s ρ t + (s ρ 1)µ) = G(t). Betrachte die Verteilungsfunktion H(u) = G(u µ), u R. Die Gleichung für H sieht wie folgt aus: Für alle s > 0, t R, H s (s ρ t) = H(t). Mit t = 0 erhalten wir H s (0) = H(0) für alle s > 0, somit ist H(0) = 0 oder H(0) = 1. Fall 1. Sei H(0) = 0. Da H eine Verteilungsfunktion ist, gilt H(y) = 0 für alle y 0. Sei nun y > 0. Mit t = 1 und s = y 1/ρ > 0 erhalten wir H(y) = H 1/s (1) = H y 1/ρ (1) = exp { (log H(1)) y 1/ρ}, y > 0. Es sei bemerkt, dass log H(1) < 0. Es folgt, dass H und somit auch G vom gleichen Typ wie die Fréchet Verteilung Φ 1/ρ ist. Fall 2. Sei H(0) = 1. Da H eine Verteilungsfunktion ist, gilt H(y) = 1 für alle y 0. Sei nun y < 0. Mit t = 1 und s = ( y) 1/ρ > 0 erhalten wir H(y) = H 1/s ( 1) = H ( y) 1/ρ ( 1) = exp { (log H( 1)) ( y) 1/ρ}, y < 0. Es sei bemerkt, dass log H( 1) < 0. Es folgt, dass H und somit auch G vom gleichen Typ wie die Weibull Verteilung Ψ 1/ρ ist. 16

22 KAPITEL 3 Regulär variierende Funktionen Unser nächstes Ziel ist es, die Max-Anziehungsbereiche der Extremwertverteilungen zu beschreiben. Dies wird im nächsten Kapitel geschehen. Ob eine Verteilungsfunktion F in einem Max-Anziehungsbereich liegt, wird von dem Verhalten von F nahe dem rechten Randpunkt x abhängen. Um diese Bedingung an F zu formulieren, brauchen wir den Begriff der regulären Variation, den wir in diesem Kapitel einführen. Wir werden hier nur auf einige Aspekte der regulären Variation eingehen, für eine umfassende Darstellung dieses Gebiets verweisen wir auf das Buch von N. H. Bingham, C. M. Goldie, J. L. Teugels Regular Variation. Definition (Karamata, 1930). Eine Funktion L : (A, ) (0, ) heißt langsam variierend in +, wenn L(λx) lim = 1 für jedes λ > 0. x + L(x) Beispiel Eine Funktion L, für die der Grenzwert c := lim x + L(x) in (0, ) existiert, ist langsam variierend, denn L(λx) lim x + L(x) = c c = 1. Ist aber der Grenzwert c gleich + oder 0, so muss die Funktion nicht langsam variierend sein. Zum Beispiel sind die Funktionen f 1 (x) = x und f 2 (x) = 1/x nicht langsam variierend. Beispiel Die Funktion L(x) = c(log x) β, mit c > 0, β R, ist langsam variierend, denn für jedes λ > 0 gilt ( ) β L(λx) L(x) = c(log(λx))β log x + log λ = 1 c(log x) β log x für x +. Beispiel Für α 0 ist die Funktion f(x) = x α nicht langsam variierend. Aufgabe Seien L 1 und L 2 langsam variierende Funktionen. Zeigen Sie, dass L 1 L 2 und L 1 + L 2 ebenfalls langsam variierend sind. 17

23 Abbildung 1. Zwei langsam variierende Funktionen: exp{ 3 log x} (blau) und log x (rot). Definition (Karamata, 1930). Eine messbare Funktion R : (A, ) (0, ) heißt regulär variierend in + mit Index α R, falls R(λx) lim x + R(x) = λα für jedes λ > 0. Bezeichnung: f RV α. Bemerkung Eine Funktion ist langsam variierend genau dann, wenn sie regulär variierend mit Index α = 0 ist. Beispiel Die Funktion R(x) = cx α, wobei c > 0, ist regulär variierend mit Index α, denn R(λx) R(x) = c(λx)α cx α = λ α für alle λ > 0. [log x] Beispiel Die Funktion f(x) = e (wobei [ ] die Gauß Klammer ist) ist nicht regulär variierend (Übung), obwohl die sehr ähnliche Funktion R(x) = e log x = x regulär variierend mit Index α = 1 ist. Aufgabe Seien f RV α und g RV β. Zeigen Sie, dass fg RV α+β. Beispiel Für eine langsam variierende Funktion L : (A, ) (0, ) und α R ist R(x) = x α L(x) regulär variierend mit Index α, denn R(λx) R(x) = (λx)α L(λx) x α L(x) x x α für alle λ > 0. Der folgende Satz zeigt, dass Beispiel bereits alle regulär variierenden Funktionen umfasst. 18

24 Satz Sei R eine regulär variierende Funktion mit Index α. Dann gibt es eine langsam variierende Funktion L, sodass R(x) = x α L(x). Beweis. Setze L(x) = R(x). Dann ist nur zeigen, dass L(x) langsam variierend ist: x α L(λx) L(x) = R(λx)/(λx)α R(x)/x α α R(λx) = λ R(x) λ α λ α = 1, x +, da R nach Voraussetzung regulär variierend ist. Deshalb ist L langsam variierend. Wir beschließen dieses Kapitel mit einem etwas tiefer liegenden Resultat. Satz (Potter, 1942). Sei L langsam variierend. Für alle C > 1, δ > 0 gibt es ein K = K(C, δ) mit { L(y) (x ) δ, ( y ) } δ L(x) C max, für alle x, y > K. y x Ohne Beweis. 19

25 KAPITEL 4 Max Anziehungsbereiche Wir wissen aus dem Satz von Fisher Tippett Gnedenko, dass die Verteilungen von Gumbel- Typ, vom Fréchet-Typ und vom Weibull-Typ die einzigen Verteilungen mit nicht-leerem Max-Anziehungsbereich sind. In diesem Kapitel wollen wir die Max-Anziehungsbereiche nun exakt beschrieben. Für mehr Einzelheiten verweisen wir auf die Bücher von S. Resnick Extreme Values, Regular Variation and Point Processes, L. de Haan, A. Ferreira Extreme Value Theory: An Introduction, N. H. Bingham, C. M. Goldie, J. L. Teugels Regular Variation Tailfunktion und Quantilfunktion Zwei Funktionen, die zu der Beschreibung der Max-Anziehungsbereiche hilfreich sind, sind die Tailfunktion und die Quantilfunktion einer Verteilung F. Definition Die Tailfunktion einer Verteilungsfunktion F ist die Funktion F (t) := 1 F (t), t R. Definition Die Quantilfunktion (oder die linksstetige Inverse) einer Verteilungsfunktion F ist die Funktion F (a) := inf{t R : F (t) a}, a (0, 1). Abbildung 1. Veranschaulichung von F (a). Ist die Funktion F streng monoton steigend und stetig, so ist F die inverse Funktion von F. Im Allgemeinen können aber zwei Arten von Problemen auftreten: 20

26 (1) Die Funktion F kann auf einem Intervall konstant bleiben. (2) Die Funktion F kann Sprünge haben. Abbildung 2. Problemfälle In beiden Fällen ist die inverse Funktion zu F nicht wohldefiniert. Die Quantilfunktion existiert aber trotzdem. Aufgabe Sei F eine Verteilungsfunktion. Zeigen Sie, dass F linksstetig und monoton nicht-fallend ist. Abbildung 2, rechts, zeigt, dass F (F (y)) nicht immer gleich y sein muss und Abbildung 2, linkss, zeigt, dass F (F (x)) nicht immer gleich x sein muss. Es gilt jeweils nur eine einseitige Abschätzung: Lemma Sei F eine Verteilungsfunktion. (i) Es gilt F (F (x)) x für alle x R mit F (x) (0, 1). (ii) Es gilt F (F (y)) y für alle y (0, 1). Beweis. (i) Es ist x {t R : F (t) F (x)} und somit x inf{t R : F (t) F (x)} = F (F (x)). (ii) Sei x = F (y). Nach Definition von F gibt es nun eine monoton fallende, gegen x konvergente Folge (x n ) n N mit F (x n ) y für alle n N. Weil F als Verteilungsfunktion rechtsstetig ist, ergibt sich, dass F (x) y Max Anziehungsbereich der Fréchet Verteilung Φ α Der nächste Satz beschreibt den Max Anziehungsbereich der Fréchet Verteilung Φ α, α > 0. Satz (Gnedenko, 1943). Eine Verteilungsfunktion F mit rechtem Endpunkt x liegt genau dann im Max Anziehungsbereich der Fréchet Verteilung Φ α mit Parameter α > 0, wenn folgende zwei Bedingungen erfüllt sind: (1) x = +. 21

27 (2) Die Tailfunktion F ist regulär variierend mit Index α, d.h. 1 F (λx) lim x + 1 F (x) = λ α für alle λ > 0. Beispiel Die Pareto Verteilung (mit Tailfunktion F (x) = x α, x > 1) liegt im Max Anziehungsbereich von Φ α, denn x = + und F RV α. Allgemeiner liegt eine beliebige Verteilungsfunktion, für die F (x) Kx α für x + gilt (wobei K > 0 und α > 0), im Max Anziehungsbereich von Φ α. Wir beweisen zuerst die Rückrichtung von Satz Dies geschieht im folgenden Satz. Satz Es seien X 1, X 2,... unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen mit Verteilungsfunktion F, für die x = + und F RV α gilt. Weiterhin sei a n eine beliebige Folge mit (4.2.1) lim n F (a n ) = 1. Dann gilt M n a n d Φ α. Beweis. Gegeben ist, dass x = + und F RV α. Wir zeigen, dass für alle t R, lim F n (a n t) = Φ α (t). Schritt 1. Zuerst zeigen wir durch Widerspruch, dass lim a n = +. Hätte a n eine nach oben beschränkte Teilfolge, so wäre entlang dieser Teilfolge F (a n ) wegbeschränkt von 0 (wegen x = + ) und wir hätten dann lim n F (a n ) = +. Widerspruch zu (4.2.1). Also gilt lim a n = +. Schritt 2. Sei t > 0. Da F regulär variierend mit Index α ist, ergibt sich unter Berücksichtigung von (4.2.1), dass Dadurch folgt: n F (a n t) = n F (a n ) F (a n t) F (a n ) 1 t α = t α. F n (a n t) = (1 F (a n t)) n e t α = Φ α (t). Schritt 3. Sei t 0. Es gilt für hinreichend großes n, dass a n > 0 (Schritt 1) und folglich F n (a n t) F n (0) 0 = Φ α (t), wobei wir benutzt haben, dass F (0) < 1 wegen x = +. 22

28 Nun geben wir eine Normierungsfolge a n an, die der Bedingung aus Satz genügt: ( a n := F 1 1 ). n Lemma Sei x = + und F RV α. Mit der obigen Wahl von a n gilt lim n F (a n ) = 1. Beweis. Ist F streng monoton steigend und stetig, so gilt F (a n ) = 1 1 n, denn F ist dann die inverse Funktion von F. In diesem Fall ist die Aussage des Lemmas gültig, denn es ist sogar n F (a n ) = 1 für alle n N. Im Fall eines beliebigen F müssen wir anders argumentieren. Schritt 1. Aus Lemma folgt, dass F (a n ) 1, woraus sich direkt ergibt, dass n (4.2.2) lim sup n F (a n ) 1. Schritt 2. Es bleibt also noch zu zeigen, dass (4.2.3) lim inf n F (a n ) 1. Sei dazu x (0, 1). Für n groß genug gilt xa n > 0, denn a n. Es gilt außerdem F (xa n ) < 1 1 n nach Definition von a n. Somit gilt: Damit folgt unmittelbar: n F (a n ) = n F (xa n ) n F (xa n ) = n(1 F (xa n )) > n 1 n = 1 F (a n ) F (xa n ) > F (a n ) F (xa n ) xα, n, da F regulär variierend mit Index α ist. Es ergibt sich also, dass lim inf n F (a n ) x α für alle x (0, 1). Wenn man nun x gegen 1 gehen lässt, ergibt sich (4.2.3). Damit ist insgesamt lim n F (a n ) = 1 und das Lemma ist bewiesen. Nun beweisen wir die Hinrichtung von Satz Beweis von Satz 4.2.1:. Es sei F eine Verteilungsfunktion und a n > 0, b n R Folgen, so dass für alle t R, (4.2.4) lim F n (a n t + b n ) = Φ α (t). Wir zeigen, dass x = + und F RV α. Schritt 1. Zuerst müssen wir (4.2.4) auf nichtganzzahlige Werte von n erweitern. Für ein nicht notwendigerweise ganzzahliges s 0 definiere a s = a s und b s = b s. Nun gilt a λs (4.2.5) lim = λ 1/α b λs b s, lim = 0 s a s s a s 23

29 (Übung). Somit ist die Funktion s a s regulär variierend mit Index 1/α. Schritt 2. Wir werden nun (4.2.5) benutzen, um zu zeigen, dass b s (4.2.6) lim = 0. s a s Sei ε > 0 fest. Es gibt eine Konstante A so, dass a x/λ (4.2.7) < 2λ 1/(2α) für alle x A, λ > 1 a x (das folgt aus der Potter Schranke für die regulär variierende Funktion x a x ) und (4.2.8) b 2x b x a x < ε für alle x A (das folgt aus der zweiten Relation in (4.2.5)). Für ein s > A können wir ein n = n(s) N 0 finden mit s/2 n+1 A < s/2 n. Wir erhalten die Abschätzung b s n a s b s/2 k 1 b s/2 k a s/2 k a + b n s/2n ε 2 2 k/(2α) + C 1, s/2 k a s a s a s k=1 wobei wir im zweiten Schritt (4.2.7) und (4.2.8) benutzt haben, sowie die Tatsache, dass s/2 n [A, 2A] und somit b s/2 n < C 1 für eine Konstante C 1. Da a s für s (denn a s ist regulär variierend mit positivem Index), ergibt sich lim sup s b s a s k=1 2ε 2 αk/2. Da ε > 0 beliebig und die Summe auf der rechten Seite endlich ist, erhalten wir (4.2.6). Wegen (4.2.6) und des Satzes von Chintschin können wir nun (4.2.4) wie folgt vereinfachen: Für alle t R gilt k=1 (4.2.9) lim F n (a n t) = Φ α (t). Schritt 3. Wir zeigen, dass x = +. Wäre x endlich, so wäre a n > x für n groß genug und wir hätten F n (a n ) = 1 für n groß genug, was in einem Widerspruch zu (4.2.9) steht. Also ist x = +. Schritt 4. Durch Logarithmieren ergibt sich aus (4.2.9), dass für alle t > 0, lim n log F (a nt) = t α. Dies kann man auch wie folgt umschreiben: Für alle t > 0 gilt lim n log(1 F (a n t)) = t α. Da a n (wegen der regulären Variation) und somit F (a n t) 0, können wir die Formel lim x 0 log(1 x)/x = 1 verwenden. Es ergibt sich, dass für alle t > 0 (4.2.10) lim n F (a n t) = t α. 24

30 Schritt 5. Schließlich zeigen wir unter Benutzung von (4.2.10), dass F regulär variierend mit Index α ist. Sei dazu λ > 0. Für x > 0 definiere n(x) := inf{m N: a m+1 > x}. Wegen a n + ist n(x) wohldefiniert. Es gilt a n(x) x < a n(x)+1 und lim x n(x) =. Da F außerdem monoton nichtsteigend ist, folgt daraus die Abschätzung F (λx) F (x) F (λa n(x) ) F (a n(x)+1 ) = F (λan(x) )n(x) F (a n(x)+1 )(n(x) + 1) n(x) + 1 λ α n(x) 1 1 = λ α, wobei wir im letzten Schritt (4.2.10) zweimal benutzt haben. Daraus ergibt sich lim sup x Der Beweis der unteren Abschätzung ist analog. F (λx) F (x) λ α. Lemma Sei f RV α, α > 0. Dann gilt lim f(x) =. x Beweis. Es ist f(x) = x α L(x) für eine langsam variierende Funktion L. Aus der Potter- Schranke folgt L(x) L(x 0 ) 1 2 xα/2 0 x α/2, x > x 0, für ein geeignetes x 0. Also lim x f(x) = Max Anziehungsbereich der Weibull Verteilung Ψ α Der Max Anziehungsbereich der Weibull Verteilung Ψ α hat eine ähnliche Charakterisierung wie der Max Anziehungsbereich der Fréchet Verteilung. Der Unterschied ist, dass im Fall der Weibull Verteilung der rechte Endpunkt x endlich sein muss. Damit eine Verteilungsfunktion F im Max Anziehungsbereich von Ψ α liegt, muss F an der Stelle x regulär variierend sein. Wir geben nun eine präzise Definition. Definition Eine messbare Funktion f : (0, A) (0, ) heißt regulär variierend in 0 mit Index α R, falls f(λx) lim x 0 f(x) = λα für alle λ > 0. Bezeichnung: f RV α (0). Aufgabe Zeigen Sie: f(x) ist regulär variierend mit Index α an der Stelle 0 genau dann, wenn f(1/x) regulär variierend mit Index α (an der Stelle + ) ist. 25

31 Der nächste Satz charakterisiert den Max Anziehungsbereich der Weibull Verteilung. Satz (Gnedenko, 1943). Eine Verteilungsfunktion F mit rechtem Endpunkt x liegt im Max Anziehungsbereich der Weibull Verteilung Ψ α mit Parameter α > 0 genau dann, wenn folgende zwei Bedingungen erfüllt sind: (1) x <. (2) Die Funktion x F (x x), x > 0, ist regulär variierend in 0 mit Index α, d.h. 1 F (x λx) lim x 0 1 F (x x) = λα für alle λ > 0. Bemerkung Sind die beiden Bedingungen von Theorem erfüllt, so gilt genauer, dass M n x d Ψ α, wobei a n eine beliebige Folge mit (4.3.1) lim n F (x a n ) = 1 a n ist. Der Nachweis der Existenz erfolgt ähnlich wie im Fréchet-Fall; die Details werden übergangen. Beispiel Betrachte die Verteilungsfunktion F (x) = 1 (x x) α mit x (x 1, x ), wobei α > 0. Dann ist 1 F (x x) = x α RV α (0). Somit liegt F im MDA(Ψ α ). Allgemeiner liegt eine Verteilungsfunktion F mit endlichem rechten Endpunkt x, für die F (x x) Kx α für x 0 gilt (wobei K > 0, α > 0), im Max Anziehungsbereich von Ψ α. Wir beweisen nur die Rückrichtung von Satz Der Beweis der Hinrichtung benutzt ähnliche Ideen wie im Fréchet Fall. Beweis von Satz 4.3.3:. Sei x < 0. Es gilt [ ] Mn x P x = F n (a n x + x ) = (1 F (a n x + x )) n e ( x)α = Ψ α (x), denn a n lim n F (a n x + x ) = lim n F (x a n ) F (x a n ( x)) F (x a n ) = ( x) α. Dabei haben wir die reguläre Variation von F (x x) an der Stelle x = 0 und (4.3.1) benutzt. Sei x 0. Dann gilt denn M n x f.s. [ Mn x P a n ] x = 1 1 = Ψ α (x), 26

32 4.4. Max Anziehungsbereich der Gumbel Verteilung Λ Für die Frage, ob eine Verteilung im Max-Anziehungsbereich der Gumbel-Verteilung liegt, gibt es kein so einfach handhabbares Kriterium wie bei der Fréchet- und Weibull-Verteilung. Wir erwähnen aus der Vielzahl umständlicherer Kriterien eines und verweisen für andere Charakterisierungen auf die Bücher von L. de Haan On Regular Variation and its Application to the Weak Convergence of Sample Extremes, N. H. Bingham, C. M. Goldie, J. L. Teugels Regular Variation und S. Resnick Extreme Values, Regular Variation and Point Processes. Satz (Gnedenko, 1943). Eine Verteilungsfunktion F mit rechtem Endpunkt x liegt genau dann im Max Anziehungsbereich der Gumbel Verteilung Λ, wenn es eine positive und messbare Funktion g(x) gibt mit (4.4.1) lim x x F (x + ug(x)) F (x) = e u für alle u R. Bemerkung x kann im Gumbel Fall endlich oder unendlich sein. Bemerkung Genauer gilt: Ist die Bedingung (4.4.1) erfüllt, so gilt M n b n a n d Λ, wobei a n und b n Folgen sind, die die folgenden Bedingungen erfüllen: (4.4.2) lim n F (b n ) = 1, a n = g(b n ). Beweis von Satz Es wird hier wiederum nur ein Beweis für die Rückrichtung gegeben. Es seien also (4.4.1) und (4.4.2) erfüllt. Es gilt lim b n = x, denn hätte b n eine von x wegbeschränkte Teilfolge, so würde entlang dieser Teilfolge (4.4.2) verletzt sein. Man betrachte nun lim n F F (bn + g(b n )u) (a n u + b n ) = lim n F (b n ) F (b n ) = e u, wobei wir (4.4.1) und (4.4.2) benutzt haben. Es folgt [ ] Mn b n P u = F n (a n u + b n ) = (1 F (a n u + b n )) n e e u. a n Und dadurch ergibt sich Mn bn a n d Λ. Beispiel Die Exponentialverteilung Exp(λ) mit Tailfunktion F (x) = e λx, x > 0, liegt im Max Anziehungsbereich von Λ. Man kann nachrechnen, dass Bedingung (4.4.1) mit g(x) = 1 erfüllt ist: λ F (x + ug(x)) = e F λug(x) = e u. (x) 27

33 Aus (4.4.2) ergibt sich (als eine mögliche Wahl) b n = log n λ und a n = 1, so dass λ λm n log n d Λ. Beispiel Auch die Normalverteilung liegt im Max-Anziehungsbereich der Gumbel- Verteilung 28

34 KAPITEL 5 Statistik der Extremwertverteilungen In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit statistischen Anwendungen der Extremwertverteilungen. Wir werden zwei verschiedene Zugänge zur Modellierung von Extremwerten betrachten. Der erste Zugang basiert auf der Modellierung von Blockmaxima durch die bereits bekannten Extremwertverteilungen, die hier GEV Verteilungen (Generalized Extreme Value Distributions) genannt werden. Der zweite Zugang (Peaks Over Threshold Method) benutzt die verallgemeinerten Pareto Verteilungen (GPD, Generalized Pareto Distributions). Wir werden hier nur auf einige grundlegende Ideen der statistischen Modellierung von Extremwerten eingehen. Für mehr Einzelheiten verweisen wir auf die Bücher von S. Coles An introduction to statistical modeling of extreme values, E. Gumbel Statistics of extremes, J. Beirlant, Y. Goegebeur, J. Teugels, J. Segers Statistics of extremes Statistik der Blockmaxima: GEV Verteilungen Wir haben in Abschnitt 1.5 gesehen, dass Extremwertverteilungen folgende Form haben: { ( G γ,µ,σ (z) = exp 1 + γ z µ ) } 1 γ für 1 + γ z µ > 0. σ σ Extremwertverteilungen bilden also eine dreiparametrige Familie: γ R ist der formgebende Parameter, µ R ist der Lageparameter und σ > 0 ist der Skalenparameter. Für γ gilt: γ > 0: G ist eine Fréchet Verteilung (definiert für z µ > 1 wie oben, sonst 0). σ γ γ < 0: G ist eine Weibull Verteilung (definiert für z µ < 1 wie oben, sonst 1). σ γ γ = 0: G ist eine Gumbel Verteilung (definiert für z R wie oben). Beispiel (Wasserstände an einem Deich). Nach der Nordsee-Flut 1953 mit 1836 Toten allein in den Niederlanden wurde beschloßen die Deiche so hoch zu bauen, dass sie nur noch alle Jahre überflutet wurden. Aber wie hoch mussten sie sein? 29

35 Abbildung 1. Höhen des höchsten Wasserstände in Dover Wir nutzen an Stelle dieser Daten die Wasserstands-Daten von Dover aus den Jahren 1912 bis 1992, weil diese einfacher verfügbar sind (z.b. als Teil des Datensatzes sealevel des R- Pakets evd). Diese sind in Abbildung 1 zu sehen. Wir wollen aus diesen Daten die Deichhöhe Z p bestimmen, bei der eine Überflutung mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit p in einem Jahr stattfindet. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit p sehr klein (viel kleiner als 1/n, zum Beispiel), so dass alle gemessenen Wasserstände sicherlich kleiner als die gesuchte Höhe Z p sind. Um die Deichhöhe zu bestimmen, betrachten wir folgendes Modell: x 1,..., x n sind Realisierungen von X 1,..., X n, die u.i.v. Zuvallsvariablen mit einer GEV Verteilung G γ,µ,σ mit Parametervektor θ = (γ, µ, σ) R 2 R + sind. Bemerkung Den jährlichen Maxima eine GEV Verteilung zu unterstellen, ist eine natürliche Wahl, da jedes X i ein Maximum von vielen Zufallsvariablen ist, die zumindest annähernd u.i.v. sind. Wir haben in früheren Kapiteln gezeigt, dass solche Maxima unter sehr allgemeinen Bedingungen gegen Extremwertverteilungen konvergieren. Natürlich braucht man für die Konvergenz Normierungskonstanten, für Zwecke des Statistik kann man aber annehmen, dass die Normierungskonstanten bereits in den Parametern µ und σ enthalten sind. (Wenn M log n einer GEV-Verteilung mit Parameter γ = 0, µ = 0 und σ = 1 folgt, dann hat M eine GEV-Verteilung mit γ = 0, µ = log n und σ = 1.) Unser Problem besteht nun darin, den Parametervektor θ zu schätzen. Wir werden die Maximum Likelihood Methode (ML Methode) benutzen. Dazu benötigt man die Dichte f γ,µ,σ (z) der GEV Verteilung. Durch Ableiten der Verteilungsfunktion G γ,µ,σ erhält man, dass für γ 0 { ( ) 1 f θ (z) = f γ,µ,σ (z) = σ 1 + γ z µ 1 γ 1 exp{ ( ) 1 + γ z µ 1 γ }, 1 + γ z µ > 0, σ σ σ 0, sonst 30

36 während für γ = 0 f θ (z) = f 0,µ,σ = 1 } z µ e σ exp { e z µ σ, für z R. σ Mit Hilfe der Dichten kann man die Log Likelihoodfunktion aufstellen: n l(θ) := l(θ x 1,..., x n ) := log f θ (x i ). Für γ 0 gilt: falls 1 + γ x i µ σ l(θ) = n log σ i=1 ( ) n ( 1 γ + 1 log 1 + γ x ) i µ σ i=1 n i=1 ( 1 + γ x ) 1 i µ γ, σ > 0 für alle i = 1,..., n, und l(θ) = sonst. Für γ = 0 gilt: l(θ) = n log σ n i=1 x i µ σ n i=1 e x i µ σ. Bei der Bestimmung des Maximum Likelihood Schätzers ergeben sich zwei Probleme: Für γ < 1 und (max{x 1,..., x n } µ)/σ 1/γ gilt l(θ). Deshalb bezeichnen wir bereits ein lokales Maximum der Log Likelihoodfunktion l(γ, µ, σ) als Maximum-Likelihood-Schätzer für ˆθ = (ˆγ, ˆµ, ˆσ). Aber auch diese lokalen Maxima können nicht analytisch bestimmt werden, sondern müssen numerisch ermittelt werden. Nachdem der Parameter θ geschätzt wurde, können wir die Deichhöhe Z p schätzen. Wir erinnern, dass Z p die Deichhöhe ist, bei der eine Überflutung mit Wahrscheinlichkeit p in einem Jahr stattfindet. Das Problem besteht also darin, dass (1 p) Quantil des jährlichen Maximums zu schätzen. Wir schätzen Z p indem wir die Gleichung Gˆγ,ˆµ,ˆσ (Ẑp) = 1 p lösen (falls p (0, 1), dann ist die Lösung eindeutig bestimmt): { ˆµ ˆσˆγ Ẑ p = {1 ( log(1 p)) ˆγ }, ˆγ 0, ˆµ ˆσ log( log(1 p)), ˆγ = 0. Für ˆγ < 0 (im Fall der Weibull Verteilung) besitzt die Verteilung Gˆγ,ˆµ,ˆσ einen endlichen rechten Endpunkt, den wir als Z 0 bezeichnen. In diesem Fall gehen wir davon aus, dass es einen absolut höchsten Wasserstand gibt, der niemals überschritten wird. Der Schätzer für Z 0 ist dann gegeben durch: Ẑ 0 = ˆµ ˆσˆγ. Beispiel (Fortsetzung von Beispiel 5.1.1). Für die Daten von Dover ergibt sich ˆγ = 0, 021, ˆµ = 3, 6 und ˆσ = 0, 20. Wir befinden uns also im Bereich der Weibull-Verteilung. Es ergeben sich Höhen Z 0,001 = 4, 9 für einen Deich, der nur alle Jahre überflutet wird, und Z 0 = 13, 2 für einen Deich, der nie überflutet wird. 31

37 5.2. Modell-Verifikation Ein grundsätzliches Dilemma der Statistik ist folgendes: Die Theorie verlangt, dass man sich vor Ansehen der Daten auf Grund theoretischer Überlegungen sicher ist, dass das Modell richtig ist. Aber ein Modell ist nie richtig daran, dass man sich a priori sicher ist, ist überhaupt nicht zu denken. Deshalb führt man in der Praxis Modell-Verifikationen durch, d.h. man überprüft ob das Modell die Daten adäquat beschreibt. Hierfür sind graphische Verfahren sehr beliebt. Im Falle der Schätzer aus Abschnitt 5.1 ist also zu überprüfen, ob die Daten x 1,..., x n gut durch Zufallsvariablen X 1,..., X n beschrieben werden, die unabhängig sind, die identisch verteilt sind und deren Verteilung eine Extremwertverteilung G γ,µ,σ ist. Ein geeignetes Instrument, um die dritte Annahme zu überprüfen, ist der QQ-Plot. Das q Quantil G (q), wobei q (0, 1), einer Verteilungsfunktion G ist definiert als (die kleinste) Lösung z der Gleichung G(z) = q. Die Ordnungsstatistiken von x = (x 1,..., x n ) sind eine neue Stichprobe (x (1),..., x (n) ), die die gleichen Elemente (mit ggf. gleichen Vielfachheiten) wie die ursprüngliche Stichprobe enthält, aber aufsteigend sortiert ist: x (1) x (2) x (n). Um zu überprüfen, ob eine Verteilung G eine Stichprobe x = (x 1,..., x n ) gut beschreibt, werden beim QQ Plot auf der horizontalen Achse die, 2,..., n 1 -Quantile der Verteilung n+1 n+1 n+1 G abgetragen und auf der vertikalen Achse die Ordnungsstatistiken x (1),..., x (n). Definition (Quantil Plot). Der QQ Plot ist die Menge {( ( ) ) } i G, x (i) : i = 1,..., n R 2. n + 1 Wenn G die Daten gut beschreibt, sollte ( ) i G x (i) n + 1 gelten bzw. sollten die Punkte im QQ Plot auf der Winkelhalbierenden liegen. Bei der Modell-Verifikation dürfen die Ergebnisse der Schätzung verwendet werden, d.h. als Verteilung G nehmen wir im QQ-Plot die Verteilung mit den geschätzten Parametern. Ein QQ-Plot für Beispiel findet sich in Abbildung 2. Wenden wir uns nun noch einer weiteren zu überprüfenden Annahme zu, nämlich der, dass die Zufallsvariablen X 1,..., X n identisch verteilt sind. Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass dies in Beispiel nicht der Fall ist. Man sagt, die Daten seien nicht stationär. Wir betrachten nun ein Modell, das dieser Nichtstationarität der Daten Rechnung trägt. Die beobachteten Blockmaxima x 1,..., x n seien Realisierungen von Zufallsvariablen X 1,..., X n, die unabhängig aber nicht identisch verteilt seien mit X i G γ(i),σ(i),µ(i), i = 1,..., n. 32

bn b n a n Z b a b := lim

bn b n a n Z b a b := lim KAPITEL 3 Satz von Fisher Tippett Gnedenko In diesem Kapitel beweisen wir den Satz von Fisher Tippett Gnedenko, der die Extremwertverteilungen beschreibt. Satz 3.0.1 (Satz von Fisher Tippett (1928), Gnedenko

Mehr

4 Statistik der Extremwertverteilungen

4 Statistik der Extremwertverteilungen In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit statistischen Anwendungen der Extremwerttheorie. Wir werden zwei verschiedene Zugänge zur Modellierung von Extremwerten betrachten. Der erste Zugang basiert auf

Mehr

Regulär variierende Funktionen

Regulär variierende Funktionen KAPITEL 4 Regulär variierende Funktionen Unser nächstes Ziel ist es, die Max-Anziehungsbereiche der Extremwertverteilungen zu beschreiben. Dies wird im nächsten Kapitel geschehen. Wir haben bereits gesehen,

Mehr

3 Satz von Fisher Tippett

3 Satz von Fisher Tippett Theorem 3.1 (Satz von Fisher Tippett; extremal types theorem). Eine Verteilung G ist eine Extremwertverteilung genau dann, wenn es c > 0, d R und γ R gibt mit G(t) = G γ (ct + d). { } Dabei ist G γ eine

Mehr

Klassische Extremwerttheorie Seien (X k ), k IN, nicht degenerierte i.i.d. ZV mit Verteilungsfunktion. Für n 1 definiere S n := n

Klassische Extremwerttheorie Seien (X k ), k IN, nicht degenerierte i.i.d. ZV mit Verteilungsfunktion. Für n 1 definiere S n := n Klassische Extremwerttheorie Seien (X k ), k IN, nicht degenerierte i.i.d. ZV mit Verteilungsfunktion F. Für n 1 definiere S n := n i=1 X i, M n := max{x i :1 i n} Frage: Welche sind die möglichen (nicht

Mehr

(alternierendes Vorzeichen) a n := ( 1)n n + 1 a n := 3n 2 7n a n := n(n 1)(n 2), n 3

(alternierendes Vorzeichen) a n := ( 1)n n + 1 a n := 3n 2 7n a n := n(n 1)(n 2), n 3 ANALYSIS FÜR PHYSIK UND VERWANDTE FÄCHER I 43 2. Folgen und Reihen Folgen und Reihen werden in jedem Analysislehrbuch besprochen, siehe etwa [H, Kapitel III], [K, Kapitel 5], [J2, Kapitel 23] oder [M,

Mehr

eine reelle oder komplexe Folge ist, kann man daraus eine neue Folge {s n } n=0 konstruieren durch s n = a 0 + a a n, a k.

eine reelle oder komplexe Folge ist, kann man daraus eine neue Folge {s n } n=0 konstruieren durch s n = a 0 + a a n, a k. Analysis, Woche 7 Reihen I 7. Folgen aus Folgen Wenn a n eine reelle oder komplexe Folge ist, kann man daraus eine neue Folge s n konstruieren durch s n = a 0 + a + + a n, oder netter geschrieben s n =

Mehr

13 Grenzwertsätze Das Gesetz der großen Zahlen

13 Grenzwertsätze Das Gesetz der großen Zahlen 13 Grenzwertsätze 13.1 Das Gesetz der großen Zahlen Der Erwartungswert einer zufälligen Variablen X ist in der Praxis meist nicht bekannt. Um ihn zu bestimmen, sammelt man Beobachtungen X 1,X 2,...,X n

Mehr

Vollständigkeit. 1 Konstruktion der reellen Zahlen

Vollständigkeit. 1 Konstruktion der reellen Zahlen Vortrag im Rahmen des Proseminars zur Analysis, 17.03.2006 Albert Zeyer Ziel des Vortrags ist es, die Vollständigkeit auf Basis der Konstruktion von R über die CAUCHY-Folgen zu beweisen und äquivalente

Mehr

Universität Ulm Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Extremwerttheorie. Skript Jun.-Prof. Dr. Zakhar Kabluchko

Universität Ulm Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Extremwerttheorie. Skript Jun.-Prof. Dr. Zakhar Kabluchko Universität Ulm Fakultät für Mathematik un Wirtschaftswissenschaften Extremwerttheorie Skript Jun.-Prof. Dr. Zakhar Kabluchko Wintersemester 20/2 L A TEX-Version von Benjamin Tempel Inhaltsverzeichnis

Mehr

sign: R R, sign(x) := 0 falls x = 0 1 falls x < 0 Diese ist im Punkt x 0 = 0 nicht stetig, denn etwa zu ε = 1 finden wir kein δ > 0

sign: R R, sign(x) := 0 falls x = 0 1 falls x < 0 Diese ist im Punkt x 0 = 0 nicht stetig, denn etwa zu ε = 1 finden wir kein δ > 0 ANALYSIS FÜR PHYSIK UND VERWANDTE FÄCHER I 81 3. Stetigkeit 3.1. Stetigkeit. Im Folgenden sei D R eine beliebige nichtleere Teilmenge. Typischerweise wird D ein allgemeines Intervall sein, siehe Abschnitt

Mehr

Extremwertverteilungen

Extremwertverteilungen Seminar Statistik Institut für Stochastik 12. Februar 2009 Gliederung 1 Grenzwertwahrscheinlichkeiten 2 3 MDA Fréchet MDA Weibull MDA Gumbel 4 5 6 Darstellung von multivariaten, max-stabilen Verteilungsfunktionen

Mehr

piiq oder p 8, aq, p 8, as, pa, `8q, ra, `8q mit einer reellen Zahl a; piiiq oder p 8, `8q R. [6 Punkte] Achtung: Denken Sie auch an den Fall I!

piiq oder p 8, aq, p 8, as, pa, `8q, ra, `8q mit einer reellen Zahl a; piiiq oder p 8, `8q R. [6 Punkte] Achtung: Denken Sie auch an den Fall I! Analysis I Wintersemester 2015/16 9. Übungsblatt, Lösungsbeispiele Jun. Prof. Dr. Christian Reiher, Pascal Gollin Alexander Block, Hendrik Niehaus, Jakob Kneip, Jakob Schnitzer Aufgabe 5 Es sei I Ď R eine

Mehr

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 3

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 3 Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 3 Dr. Andreas Wünsche TU Bergakademie Freiberg Institut für Stochastik 15. April 2019 Dr. Andreas Wünsche Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 3 Version: 1. April

Mehr

3. Übungsblatt - Lösungsskizzen. so, dass f tatsächlich eine Wahrscheinlichkeitsdichte

3. Übungsblatt - Lösungsskizzen. so, dass f tatsächlich eine Wahrscheinlichkeitsdichte Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Prof. Dr. Jan Johannes Sandra Schluttenhofer Wintersemester 208/9 3. Übungsblatt - Lösungsskizzen Aufgabe 9 Stetige Verteilungen, 4 =.5 +.5 +

Mehr

eine reelle oder komplexe Folge ist, kann man daraus eine neue Folge {s n } n=0 konstruieren durch s n = a 0 + a a n, s n = a k.

eine reelle oder komplexe Folge ist, kann man daraus eine neue Folge {s n } n=0 konstruieren durch s n = a 0 + a a n, s n = a k. Analysis, Woche 7 Reihen I A 7. Folgen aus Folgen Wenn a n eine reelle oder komplexe Folge ist, kann man daraus eine neue Folge s n konstruieren durch s n = a 0 + a + + a n, oder netter geschrieben s n

Mehr

Scheinklausur zur Vorlesung Stochastik II

Scheinklausur zur Vorlesung Stochastik II Institut für Mathematische Stochastik WS 2007/2008 Universität Karlsruhe 25. 02. 2008 Dr. B. Klar Scheinklausur zur Vorlesung Stochastik II Muster-Lösung Dauer: 90 Minuten Name: Vorname: Matrikelnummer:

Mehr

Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik

Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Definitionen und Sätze Prof. Dr. Christoph Karg Studiengang Informatik Hochschule Aalen Sommersemester 2018 2.5.2018 Diskrete Wahrscheinlichkeitsräume Diskreter

Mehr

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 4

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 4 Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 4 Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff TU Bergakademie Freiberg Institut für Stochastik 25. April 2016 Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung

Mehr

Konstruktion der reellen Zahlen

Konstruktion der reellen Zahlen Konstruktion der reellen Zahlen Zur Wiederholung: Eine Menge K (mit mindestens zwei Elementen) heißt Körper, wenn für beliebige Elemente x, y K eindeutig eine Summe x+y K und ein Produkt x y K definiert

Mehr

Übungsaufgaben zu Analysis 1 Lösungen von Blatt VI vom

Übungsaufgaben zu Analysis 1 Lösungen von Blatt VI vom Prof. Dr. Moritz Kaßmann Fakultät für Mathematik Wintersemester 04/05 Universität Bielefeld Übungsaufgaben zu Analysis Lösungen von Blatt VI vom 0..4 Aufgabe VI. (6 Punkte) Gegeben sind die Folgen (a n)

Mehr

Misterlösung zur Klausur zur Vorlesung Analysis I, WS08/09, Samstag, (Version C)

Misterlösung zur Klausur zur Vorlesung Analysis I, WS08/09, Samstag, (Version C) Misterlösung zur Klausur zur Vorlesung Analysis I, WS08/09, Samstag, 14..009 (Version C Vokabelbuch In diesem Teil soll getestet werden, inwieweit Sie in der Lage sind, wichtige Definitionen aus der Vorlesung

Mehr

1.3 Wiederholung der Konvergenzkonzepte

1.3 Wiederholung der Konvergenzkonzepte 1.3 Wiederholung der Konvergenzkonzepte Wir erlauben nun, dass der Stichprobenumfang n unendlich groß wird und untersuchen das Verhalten von Stichprobengrößen für diesen Fall. Dies liefert uns nützliche

Mehr

Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure

Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure Folien zu Kapitel IV SS 2010 G. Dirr INSTITUT FÜR MATHEMATIK UNIVERSITÄT WÜRZBURG dirr@mathematik.uni-wuerzburg.de http://www2.mathematik.uni-wuerzburg.de

Mehr

Das O-Tutorial. 1 Definition von O, Ω, Θ, o und ω

Das O-Tutorial. 1 Definition von O, Ω, Θ, o und ω Definition von O, Ω, Θ, o und ω Das O-Tutorial Seien f und g zwei Funktionen von N nach R 0. Hierbei bezeichne R 0 die nicht-negativen reellen Zahlen. Die Funktionsmengen O, Ω, Θ, o und ω sind wie folgt

Mehr

Schwache Konvergenz. Ivan Lecei. 18. Juni Institut für Stochastik

Schwache Konvergenz. Ivan Lecei. 18. Juni Institut für Stochastik Institut für Stochastik 18. Juni 2013 Inhalt 1 2 3 4 5 Nach ZGWS konvergiert für n F n (x) = P{ X 1+...+X n np npq x} gegen F(x) = 1 2π x e 1 2 u2 du, wenn die X i unabhängig und bernoulliverteilt sind

Mehr

Definition Sei X eine stetige Z.V. mit Verteilungsfunktion F und Dichte f. Dann heißt E(X) :=

Definition Sei X eine stetige Z.V. mit Verteilungsfunktion F und Dichte f. Dann heißt E(X) := Definition 2.34. Sei X eine stetige Z.V. mit Verteilungsfunktion F und Dichte f. Dann heißt E(X) := x f(x)dx der Erwartungswert von X, sofern dieses Integral existiert. Entsprechend wird die Varianz V(X)

Mehr

20.4 Gleichmäßige Konvergenz von Folgen und Reihen von Funktionen

20.4 Gleichmäßige Konvergenz von Folgen und Reihen von Funktionen 20 Gleichmäßige Konvergenz für Folgen und Reihen von Funktionen 20.1 Folgen und Reihen von Funktionen 20.3 Die Supremumsnorm 20.4 Gleichmäßige Konvergenz von Folgen und Reihen von Funktionen 20.7 Das Cauchy-Kriterium

Mehr

Mathematische Statistik Aufgaben zum Üben. Schätzer

Mathematische Statistik Aufgaben zum Üben. Schätzer Prof. Dr. Z. Kabluchko Wintersemester 2016/17 Philipp Godland 14. November 2016 Mathematische Statistik Aufgaben zum Üben Keine Abgabe Aufgabe 1 Schätzer Es seien X 1,..., X n unabhängige und identisch

Mehr

a 0, a 1, a 2, a 3,... Dabei stehen die drei Pünktchen für unendlich oft so weiter.

a 0, a 1, a 2, a 3,... Dabei stehen die drei Pünktchen für unendlich oft so weiter. 7 Folgen 30 7 Folgen Wir betrachten nun (unendliche) Folgen von Zahlen a 0, a, a 2, a 3,.... Dabei stehen die drei Pünktchen für unendlich oft so weiter. Bezeichnung Wir bezeichnen mit N die Menge der

Mehr

Meßbare Funktionen. bilden die Grundlage der Integrationstheorie. Definition 24.1 :

Meßbare Funktionen. bilden die Grundlage der Integrationstheorie. Definition 24.1 : 24 Meßbare Funktionen bilden die Grundlage der Integrationstheorie. Definition 24. : Sei X eine beliebige Menge, Y ein topologischer Raum, λ ein Maß auf X. f : X Y heißt λ-messbar, falls f (Ω) λ-messbar

Mehr

DWT 1.4 Rechnen mit kontinuierlichen Zufallsvariablen 234/467 Ernst W. Mayr

DWT 1.4 Rechnen mit kontinuierlichen Zufallsvariablen 234/467 Ernst W. Mayr 1.4.2 Kontinuierliche Zufallsvariablen als Grenzwerte diskreter Zufallsvariablen Sei X eine kontinuierliche Zufallsvariable. Wir können aus X leicht eine diskrete Zufallsvariable konstruieren, indem wir

Mehr

Statistik für Informatiker, SS Verteilungen mit Dichte

Statistik für Informatiker, SS Verteilungen mit Dichte 1/39 Statistik für Informatiker, SS 2017 1.1.6 Verteilungen mit Dichte Matthias Birkner http://www.staff.uni-mainz.de/birkner/statinfo17/ 17.5.2017 Zufallsvariablen mit Dichten sind ein kontinuierliches

Mehr

Kapitel 16 : Differentialrechnung

Kapitel 16 : Differentialrechnung Kapitel 16 : Differentialrechnung 16.1 Die Ableitung einer Funktion 16.2 Ableitungsregeln 16.3 Mittelwertsätze und Extrema 16.4 Approximation durch Taylor-Polynome 16.5 Zur iterativen Lösung von Gleichungen

Mehr

Klausur zur Vorlesung Stochastik II

Klausur zur Vorlesung Stochastik II Institut für Mathematische Stochastik WS 003/004 Universität Karlsruhe 05. 04. 004 Prof. Dr. G. Last Klausur zur Vorlesung Stochastik II Dauer: 90 Minuten Name: Vorname: Matrikelnummer: Diese Klausur hat

Mehr

Theorie Parameterschätzung Ausblick. Schätzung. Raimar Sandner. Studentenseminar "Statistische Methoden in der Physik"

Theorie Parameterschätzung Ausblick. Schätzung. Raimar Sandner. Studentenseminar Statistische Methoden in der Physik Studentenseminar "Statistische Methoden in der Physik" Gliederung 1 2 3 Worum geht es hier? Gliederung 1 2 3 Stichproben Gegeben eine Beobachtungsreihe x = (x 1, x 2,..., x n ): Realisierung der n-dimensionalen

Mehr

11 Logarithmus und allgemeine Potenzen

11 Logarithmus und allgemeine Potenzen Logarithmus und allgemeine Potenzen Bevor wir uns mit den Eigenschaften von Umkehrfunktionen, und insbesondere mit der Umkehrfunktion der Eponentialfunktion ep : R R + beschäftigen, erinnern wir an den

Mehr

Das empirische VaR bzw. CVaR

Das empirische VaR bzw. CVaR Das empirische VaR bzw. CVaR Sei x 1, x 2,..., x n eine Stichprobe der unabhängigen identischverteilten ZV X 1, X 2,..., X n mit Verteilungsfunktion F (Notation: Die ZV X 1, X 2,..., X n sind i.i.d. Empirische

Mehr

Seminar stabile Zufallsprozesse

Seminar stabile Zufallsprozesse Definitionen und Eigenschaften stabiler Verteilungen 2. November 2011 Inhalt 1 Definitionen Definitionen Beweis der Äquivalenz Beispiele 2 Eigenschaften 3 Charakteristische Funktion 4 Laplace Transformation

Mehr

7. Die Brownsche Bewegung

7. Die Brownsche Bewegung 7. DIE BROWNSCHE BEWEGUNG 7 5 5 50 00 50 200 250 0 5 20 Abbildung 7.: Pfad einer Brownschen Bewegung 7. Die Brownsche Bewegung Definition 7.. Ein cadlag stochastischer Prozess {W t } mit W 0 = 0, unabhängigen

Mehr

L 2 -Theorie und Plancherel-Theorem

L 2 -Theorie und Plancherel-Theorem L -Theorie und Plancherel-Theorem Seminar Grundideen der Harmonischen Analysis bei Porf Dr Michael Struwe HS 007 Vortrag von Manuela Dübendorfer 1 Wiederholung aus der L 1 -Theorie Um die Fourier-Transformation

Mehr

Lösungen zur Übungsserie 9

Lösungen zur Übungsserie 9 Analysis 1 Herbstsemester 2018 Prof. Peter Jossen Montag,? November Lösungen zur Übungsserie 9 Aufgaben 1,2,3,5,6,8,9,11 Aufgabe 1. Sei a R. Berechnen Sie die folgenden Grenzwerte, falls sie existieren.

Mehr

4 Absolutstetige Verteilungen und Zufallsvariablen 215/1

4 Absolutstetige Verteilungen und Zufallsvariablen 215/1 4 Absolutstetige Verteilungen und Zufallsvariablen 215/1 23. Bemerkung Integralbegriffe für Funktionen f : R d R (i) Lebesgue-Integral (Vorlesung Analysis IV). Spezialfall: (ii) Uneigentliches Riemann-Integral

Mehr

18 Höhere Ableitungen und Taylorformel

18 Höhere Ableitungen und Taylorformel 8 HÖHERE ABLEITUNGEN UND TAYLORFORMEL 98 8 Höhere Ableitungen und Taylorformel Definition. Sei f : D R eine Funktion, a D. Falls f in einer Umgebung von a (geschnitten mit D) differenzierbar und f in a

Mehr

Definition 18 (Die verallgemeinerte Pareto Verteilung (GPD)) Die standard GPD G γ : ) 1/γ. G γ,ν,β = 1 (1 + γ x ν β

Definition 18 (Die verallgemeinerte Pareto Verteilung (GPD)) Die standard GPD G γ : ) 1/γ. G γ,ν,β = 1 (1 + γ x ν β Die POT Methode (Peaks over Threshold) Definition 18 (Die verallgemeinerte Pareto Verteilung (GPD)) Die standard GPD G γ : G γ (x) = { 1 (1 + γx) 1/γ für γ 0 1 exp{ x} für γ = 0 wobei x D(γ) D(γ) = { 0

Mehr

Wahrscheinlichkeitstheorie Kapitel V - Stetige Verteilungen

Wahrscheinlichkeitstheorie Kapitel V - Stetige Verteilungen Wahrscheinlichkeitstheorie Kapitel V - Stetige Verteilungen Georg Bol georg.bol@statistik.uni-karlsruhe.de Markus Höchstötter hoechstoetter@statistik.uni-karlsruhe.de Stetige Verteilungen Definition: Sei

Mehr

Stochastik I. Vorlesungsmitschrift

Stochastik I. Vorlesungsmitschrift Stochastik I Vorlesungsmitschrift Ulrich Horst Institut für Mathematik Humboldt-Universität zu Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe 1 1.1 Wahrscheinlichkeitsräume..................................

Mehr

Lösungen zur Probeklausur zur Vorlesung Analysis I, WS08/09, Samstag, (Version A)

Lösungen zur Probeklausur zur Vorlesung Analysis I, WS08/09, Samstag, (Version A) Lösungen zur Probeklausur zur Vorlesung Analysis I, WS08/09, Samstag, 10.1.009 (Version A) Kennwort: Übungsgruppe: (Sie können ein beliebiges Kennwort wählen, um Ihre Anonymität zu wahren! Da die Probeklausur

Mehr

Stochastik Approximationen der Binomialverteilung

Stochastik Approximationen der Binomialverteilung Stochastik Approximationen der Binomialverteilung Stefan Englert stefan.englert@gmx.net 21. April 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Approximation von n! und b n,p (k) 2 2 Der Satz von de Moivre-Laplace 6 3 Die

Mehr

2 Zufallsvariable, Verteilungen, Erwartungswert

2 Zufallsvariable, Verteilungen, Erwartungswert 2 Zufallsvariable, Verteilungen, Erwartungswert Bisher: Zufallsexperimente beschrieben durch W-Räume (Ω, A, P) Häufig interessiert nur eine zufällige Größe X = X(ω), die vom Ergebnis ω des Zufallsexperiments

Mehr

Fakultät Verkehrswissenschaften Friedrich List Professur für Ökonometrie und Statistik, insb. im Verkehrswesen. Statistik II. Prof. Dr.

Fakultät Verkehrswissenschaften Friedrich List Professur für Ökonometrie und Statistik, insb. im Verkehrswesen. Statistik II. Prof. Dr. Statistik II Fakultät Verkehrswissenschaften Friedrich List Professur für Ökonometrie und Statistik, insb. im Verkehrswesen Statistik II 2. Parameterschätzung: 2.1 Grundbegriffe; 2.2 Maximum-Likelihood-Methode;

Mehr

Erwartungswert als Integral

Erwartungswert als Integral Erwartungswert als Integral Anton Klimovsky Gemischte ZVen, allgemeine ZVen, Erwartungswert für allgemeine ZVen, Lebesgue-Integral bzgl. WMaß, Eigenschaften des Integrals, Lebesgue-Maß, Lebesgue-Integral

Mehr

Wie in der reellen Analysis üblich notiert man Folgen f in der Form

Wie in der reellen Analysis üblich notiert man Folgen f in der Form 2.1.3 Folgen und Konvergenz Viele aus der Analysisvorlesung bekannte Begriffe lassen sich in den Bereich der metrischen Räume verallgemeinern. Diese Verallgemeinerung hat sich als sehr nützliches mathematisches

Mehr

Proseminar Analysis Vollständigkeit der reellen Zahlen

Proseminar Analysis Vollständigkeit der reellen Zahlen Proseminar Analysis Vollständigkeit der reellen Zahlen Axel Wagner 18. Juli 2009 1 Voraussetzungen Zunächst wollen wir festhalten, was wir als bekannt voraussetzen: Es sei (Q, +, ) der Körper der rationalen

Mehr

Thema 4 Limiten und Stetigkeit von Funktionen

Thema 4 Limiten und Stetigkeit von Funktionen Thema 4 Limiten und Stetigkeit von Funktionen Wir betrachten jetzt Funktionen zwischen geeigneten Punktmengen. Dazu wiederholen wir einige grundlegende Begriffe und Schreibweisen aus der Mengentheorie.

Mehr

Analysis I. Vorlesung 13. Gleichmäßige Stetigkeit

Analysis I. Vorlesung 13. Gleichmäßige Stetigkeit Prof. Dr. H. Brenner Osnabrück WS 2013/2014 Analysis I Vorlesung 13 Gleichmäßige Stetigkeit Die Funktion f: R + R +, x 1/x, ist stetig. In jedem Punkt x R + gibt es zu jedem ǫ > 0 ein δ > 0 mit f(u (x,δ))

Mehr

Statistik für Ingenieure Vorlesung 3

Statistik für Ingenieure Vorlesung 3 Statistik für Ingenieure Vorlesung 3 Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff TU Bergakademie Freiberg Institut für Stochastik 14. November 2017 3. Zufallsgrößen 3.1 Zufallsgrößen und ihre Verteilung Häufig sind

Mehr

Theorem 9 Sei G eine Verteilungsfunktion in IR. 1. Quantil-Transformation: Wenn U U(0, 1) (standard Gleichverteilung), dann gilt P(G (U) x) = G(x).

Theorem 9 Sei G eine Verteilungsfunktion in IR. 1. Quantil-Transformation: Wenn U U(0, 1) (standard Gleichverteilung), dann gilt P(G (U) x) = G(x). Theorem 9 Sei G eine Verteilungsfunktion in IR. 1. Quantil-Transformation: Wenn U U(0, 1) (standard Gleichverteilung), dann gilt P(G (U) x) = G(x). 2. Wahrscheinlichkeit-Transformation: Sei Y eine Zufallsvariable

Mehr

Zufallsvariable, Verteilung, Verteilungsfunktion

Zufallsvariable, Verteilung, Verteilungsfunktion Kapitel 5 Zufallsvariable, Verteilung, Verteilungsfunktion 5.1 Zufallsvariable Sei (Ω, A, P ) ein beliebiger Wahrscheinlichkeitsraum. Häufig interessiert nicht ω selbst, sondern eine Kennzahl X(ω), d.h.

Mehr

Darstellungssatz von Riesz in vollständig regulären Räumen. Carina Pöll Wintersemester 2012

Darstellungssatz von Riesz in vollständig regulären Räumen. Carina Pöll Wintersemester 2012 Darstellungssatz von Riesz in vollständig regulären Räumen Carina Pöll 0726726 Wintersemester 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Definitionen und Resultate aus der Topologie 1 3 Der Darstellungssatz

Mehr

3 Bedingte Erwartungswerte

3 Bedingte Erwartungswerte 3 Bedingte Erwartungswerte 3.3 Existenz und Eindeutigkeit des bedingten Erwartungswertes E A 0(X) 3.6 Konvexitätsungleichung für bedingte Erwartungswerte 3.9 Konvergenzsätze von Levi, Fatou und Lebesgue

Mehr

Der Poissonprozess. Kapitel 5

Der Poissonprozess. Kapitel 5 spielt in der stochastischen Modellierung eine fundamentale Rolle Grund ist seine verteilungsfreie Charakterisierung durch wenige qualitative Eigenschaften, die in zahlreichen Anwendungsbeispielen plausibel

Mehr

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg Universität Freiburg 8.11.2016 Kapital 2. Konvergenz 1. Grenzwerte von Folgen Definition 1.1 (Folge) Eine Folge reeller Zahlen ist eine Abbildung N R, n a n. a n heißt das n-te Glied der Folge, die Folge

Mehr

Musterlösung zum Weihnahchtsübungsblatt. Teil 1 von Martin Fabricius. Aufgabe 1

Musterlösung zum Weihnahchtsübungsblatt. Teil 1 von Martin Fabricius. Aufgabe 1 Musterlösung zum Weihnahchtsübungsblatt Teil von Martin Fabricius Aufgabe a) Diese Aufgabe kann z. B. durch ausmultiplizieren gelöst werden: (433) 7 = 4 7 3 +3 7 + 7 +3 7 0 = 4 343+3 49+ 7+3 = 37+47+4+3

Mehr

Konstruktion der reellen Zahlen. 1 Der Körper der reellen Zahlen

Konstruktion der reellen Zahlen. 1 Der Körper der reellen Zahlen Vortrag zum Proseminar zur Analysis, 24.10.2012 Adrian Hauffe-Waschbüsch In diesem Vortrag werden die reellen Zahlen aus rationalen Cauchy-Folgen konstruiert. Dies dient zur Vorbereitung der späteren Vorträge,

Mehr

2 Martingale in stetiger Zeit

2 Martingale in stetiger Zeit 2 Martingale in stetiger Zeit Ziel dieses Abschnitts ist es die wichtigsten Resultate für Martingale aus diskreter Zeit in stetige Zeit zu übertragen. Wie zu erwarten ist treten in stetiger Zeit einige

Mehr

D-MATH, D-PHYS, D-CHAB Analysis I HS 2017 Prof. Manfred Einsiedler. Lösung 4

D-MATH, D-PHYS, D-CHAB Analysis I HS 2017 Prof. Manfred Einsiedler. Lösung 4 D-MATH, D-PHYS, D-CHAB Analysis I HS 017 Prof. Manfred Einsiedler Lösung 4 Hinweise 1. Zeigen Sie, dass inf X die kleinste obere Schranke von X ist.. Dass z 1, z Lösungen sind, kann man durch Einsetzen

Mehr

Kapitel 3. Konvergenz von Folgen und Reihen

Kapitel 3. Konvergenz von Folgen und Reihen Kapitel 3. Konvergenz von Folgen und Reihen 3.1. Normierte Vektorräume Definition: Sei V ein Vektorraum (oder linearer Raum) über (dem Körper) R. Eine Abbildung : V [0, ) heißt Norm auf V, falls die folgenden

Mehr

Dr. L. Meier Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung Sommer Musterlösung

Dr. L. Meier Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung Sommer Musterlösung Dr. L. Meier Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung Sommer 014 Musterlösung 1. 8 Punkte) a) 1 Pt)Für das Komplement gilt PR A) = 1 PR c A) = 0.968. b) 1 Pt)Nach Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit

Mehr

Charakteristische Funktionen

Charakteristische Funktionen Kapitel 9 Charakteristische Funktionen Jeder Wahrscheinlichkeitsverteilung auf (, B 1 ) (allgemeiner: (R n, B n )) ist eine komplexwertige Funktion, ihre charakteristische Funktion, zugeordnet, durch die

Mehr

7. Die Brownsche Bewegung

7. Die Brownsche Bewegung 7. DIE BROWNSCHE BEWEGUNG 2 5 5 50 00 50 200 250 0 5 20 Abbildung 7.: Pfad einer Brownschen Bewegung 7. Die Brownsche Bewegung Definition 7.. Ein cadlag stochastischer Prozess {W t } mit W 0 = 0, unabhängigen

Mehr

Randbereiche von Verteilungen: Fat Tails

Randbereiche von Verteilungen: Fat Tails Randbereiche von Verteilungen: Fat Tails Martin Severin Zusammenfassung Bei der Beurteilung von extremen Risiken in der Finanz- und Versicherungsmathematik bieten die Extremwerttheorie und ihre statistische

Mehr

30 Die Gammafunktion und die Stirlingsche Formel

30 Die Gammafunktion und die Stirlingsche Formel 3 Die Gammafunktion und die Stirlingsche Formel 35 Charakterisierung der Gammafunktion 36 Darstellung der Gammafunktion 38 Beziehung zwischen der Gammafunktion und der Zetafunktion 3 Stirlingsche Formel

Mehr

7 Poisson-Punktprozesse

7 Poisson-Punktprozesse Poisson-Punktprozesse sind natürliche Modelle für zufällige Konfigurationen von Punkten im Raum Wie der Name sagt, spielt die Poisson-Verteilung eine entscheidende Rolle Wir werden also mit der Definition

Mehr

Übungen zu Einführung in die Analysis

Übungen zu Einführung in die Analysis Übungen zu Einführung in die Analysis (Nach einer Zusammengestellung von Günther Hörmann) Sommersemester 2011 Vor den folgenden Aufgaben werden in den ersten Wochen der Übungen noch jene zur Einführung

Mehr

GRUNDLAGEN MATHEMATIK

GRUNDLAGEN MATHEMATIK Mathematik und Naturwissenschaften Fachrichtung Mathematik, Institut für Numerische Mathematik GRUNDLAGEN MATHEMATIK 2. Folgen Prof. Dr. Gunar Matthies Wintersemester 2015/16 G. Matthies Grundlagen Mathematik

Mehr

Analysis I. 7. Übungsstunde. Steven Battilana. battilana.uk/teaching

Analysis I. 7. Übungsstunde. Steven Battilana. battilana.uk/teaching Analysis I 7. Übungsstunde Steven Battilana stevenb@student.ethz.ch battilana.uk/teaching April 26, 207 Erinnerung Satz. (Zwischenwertsatz) Sei f : [a, b] R stetig mit f(a) f(b). Dann gibt es zu jedem

Mehr

Kapitel V. Folgen und Konvergenz. V.1 Konvergenz von Zahlenfolgen

Kapitel V. Folgen und Konvergenz. V.1 Konvergenz von Zahlenfolgen Kapitel V Folgen und Konvergenz V.1 Konvergenz von Zahlenfolgen Wir erinnern an den Begriff der Folge, den wir schon im Kapitel III verwenden. Eine Folge (a n ) n=1 AN in A ist eine Abbildung a ( ) : N

Mehr

eine reelle (oder komplexe) Folge. Dann heißt l der Limes oder der Grenzwert dieser Folge, notiert als

eine reelle (oder komplexe) Folge. Dann heißt l der Limes oder der Grenzwert dieser Folge, notiert als Analysis, Woche 9 Stetigkeit I A 9. Grenzwerte bei Funktionen 9.. Der einfachste Fall Wir erinnern noch mal an den Grenzwert bei einer Folge. Sei {a n } n=0 eine reelle (oder komplexe) Folge. Dann heißt

Mehr

Zulassungsprüfung Stochastik,

Zulassungsprüfung Stochastik, Zulassungsprüfung Stochastik, 10.10.14 Wir gehen stets von einem Maßraum (Ω, A, µ) bzw. einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω,A,P) aus. Die Borel σ-algebra auf R n wird mit B n bezeichnet, das Lebesgue Maß

Mehr

Wir gehen wieder von einem allgemeinen (parametrischen) statistischen Modell aus, (

Wir gehen wieder von einem allgemeinen (parametrischen) statistischen Modell aus, ( Kapitel 4 Konfidenzbereiche Wir gehen wieder von einem allgemeinen parametrischen statistischen Modell aus, M, A, P ϑ ; sei eine Funktion des Parameters gegeben, die einen interessierenden Teil-Parameter

Mehr

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg Universität Freiburg 30.11.2016 5. Teilmengen von R und von R n Der R n ist eine mathematische Verallgemeinerung: R n = {x = (x 1,..., x n ) : x i R} = } R. {{.. R }. n mal Für x R ist x der Abstand zum

Mehr

,...) ist eine Folge, deren Glieder der Null beliebig nahe kommen. (iii) Die Folge a n = ( 1) n + 1 n oder (a n) = (0, 3 2, 2 3, 5 4, 4 5

,...) ist eine Folge, deren Glieder der Null beliebig nahe kommen. (iii) Die Folge a n = ( 1) n + 1 n oder (a n) = (0, 3 2, 2 3, 5 4, 4 5 3 Folgen 3.1 Definition und Beispiele Eine Abbildung a : Æ Ê heißt (reelle) Zahlenfolge. Statt a(n) schreiben wir kürzer a n und bezeichnen die ganze Folge mit (a n ) n Æ oder einfach (a n ), was aber

Mehr

4 Messbare Funktionen

4 Messbare Funktionen 4 Messbare Funktionen 4.1 Definitionen und Eigenschaften Definition 4.1. Seien X eine beliebige nichtleere Menge, M P(X) eine σ-algebra in X und µ ein Maß auf M. Das Paar (X, M) heißt messbarer Raum und

Mehr

Nachklausur Wahrscheinlichkeitstheorie und Inferenz II Sommersemester Oktober 2011

Nachklausur Wahrscheinlichkeitstheorie und Inferenz II Sommersemester Oktober 2011 Nachklausur Wahrscheinlichkeitstheorie und Inferenz II Sommersemester 2011 28. Oktober 2011 Prof. Dr. Torsten Hothorn Institut für Statistik Nachname: Vorname: Matrikelnummer: Anmerkungen: ˆ Schreiben

Mehr

Wichtige Begriffe und Sätze aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung

Wichtige Begriffe und Sätze aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung Wichtige Begriffe und Sätze aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung Version: 22. September 2015 Evelina Erlacher 1 Mengen Es sei Ω eine Menge (die Universalmenge ) und A, B seien Teilmengen von Ω. Dann schreiben

Mehr

Aufgaben zu Kapitel 0

Aufgaben zu Kapitel 0 Aufgaben zu Kapitel 0 0.1. Seien A und B zwei Mengen. Wie kann man paarweise disjunkte Mengen A 1, A 2 und A 3 so wählen, dass A 1 A 2 A 3 = A B gilt? 0.2. Seien E ein Menge und A eine Teilmengen von E.

Mehr

Folie zur Vorlesung Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stoch. Prozesse

Folie zur Vorlesung Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stoch. Prozesse Folie zur Vorlesung Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stoch. Prozesse Die Gamma-Verteilung 13.12.212 Diese Verteilung dient häufig zur Modellierung der Lebensdauer von langlebigen Industriegüstern. Die Dichte

Mehr

6 Die Bedeutung der Ableitung

6 Die Bedeutung der Ableitung 6 Die Bedeutung der Ableitung 24 6 Die Bedeutung der Ableitung Wir wollen in diesem Kapitel diskutieren, inwieweit man aus der Kenntnis der Ableitung Rückschlüsse über die Funktion f ziehen kann Zunächst

Mehr

Rechenoperationen mit Folgen. Rekursion und Iteration.

Rechenoperationen mit Folgen. Rekursion und Iteration. Rechenoperationen mit Folgen. Die Menge aller Folgen in V bildet einen Vektorraum, V N, für den die Addition und skalare Multiplikation wie folgt definiert sind. (a n ) n N + (b n ) n N := (a n + b n )

Mehr

Kapitel II Kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsräume

Kapitel II Kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsräume Kapitel II Kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsräume 1. Einführung 1.1 Motivation Interpretation der Poisson-Verteilung als Grenzwert der Binomialverteilung. DWT 1.1 Motivation 211/476 Beispiel 85 Wir betrachten

Mehr

MIA Analysis einer reellen Veränderlichen WS 06/07. Kapitel VI. Differenzierbare Funktionen in einer Veränderlichen

MIA Analysis einer reellen Veränderlichen WS 06/07. Kapitel VI. Differenzierbare Funktionen in einer Veränderlichen Version 01.02. Januar 2007 MIA Analysis einer reellen Veränderlichen WS 06/07 Kurzfassung Martin Schottenloher Kapitel VI. Differenzierbare Funktionen in einer Veränderlichen In diesem Kapitel werden differenzierbare

Mehr

Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften

Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften Ingenuin Gasser Department Mathematik Universität Hamburg Technische Universität Hamburg Harburg Wintersemester 2008/2009 1 Definition: Sei M R, alsom

Mehr

Seminar Gewöhnliche Differentialgleichungen

Seminar Gewöhnliche Differentialgleichungen Seminar Gewöhnliche Differentialgleichungen Dynamische Systeme I 1 Einleitung 1.1 Nichtlineare Systeme In den vorigen Vorträgen haben wir uns mit linearen Differentialgleichungen beschäftigt. Nun werden

Mehr

Übungsaufgaben zu Partielle Differentialgleichungen Blatt III vom

Übungsaufgaben zu Partielle Differentialgleichungen Blatt III vom Prof. Dr. M. Kaßmann Fakultät für Mathematik Wintersemester 2011/2012 Universität Bielefeld Übungsaufgaben zu Partielle Differentialgleichungen Blatt III vom 27.10.2011 Aufgabe III.1 (4 Punkte) Sei Ω R

Mehr

2.3 Intervallschätzung

2.3 Intervallschätzung 2.3.1 Motivation und Hinführung Bsp. 2.11. [Wahlumfrage] Der wahre Anteil der rot-grün Wähler 2009 war genau 33.7%. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, in einer Zufallsstichprobe von 1000 Personen genau

Mehr

Wahrscheinlichkeit und Statistik: Zusammenfassung

Wahrscheinlichkeit und Statistik: Zusammenfassung HSR Hochschule für Technik Rapperswil Wahrscheinlichkeit und Statistik: Zusammenfassung beinhaltet Teile des Skripts von Herrn Hardy von Lukas Wilhelm lwilhelm.net 12. Januar 2007 Inhaltsverzeichnis 1

Mehr

Kapitel VII - Funktion und Transformation von Zufallsvariablen

Kapitel VII - Funktion und Transformation von Zufallsvariablen Universität Karlsruhe (TH) Institut für Statistik und Mathematische Wirtschaftstheorie Wahrscheinlichkeitstheorie Kapitel VII - Funktion und Transformation von Zufallsvariablen Markus Höchstötter Lehrstuhl

Mehr

Konvexe Optimierungsprobleme

Konvexe Optimierungsprobleme von: Veronika Kühl 1 Konvexe Optimierungsprobleme Betrachtet werden Probleme der Form (P) min x C f(x) wobei f : C R eine auf C konvexe, aber nicht notwendigerweise differenzierbare Funktion ist. Ziel

Mehr