Die jugendliche Lebenswelt: Implikationen für ADHS
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- Henriette Kohler
- vor 5 Jahren
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1 Die jugendliche Lebenswelt: Implikationen für Dr. Dipl.-Psych. Nina Spröber Vortrag beim -Gipfel am
2 Gliederung 1. Weshalb beschäftigen wir uns mit bei n? 2. sind irgendwie 3. Warum sind? 4. Die Chance des Jugendalters die Chance bei der Behandlung von
3 Jugend & sind Warum beschäftigen wir uns mit und n? wächst sich aus; exponentielle Abnahme der Prävalenz von mit dem Alter (Hill & Schoener, 1996)
4 Jugend & sind Warum beschäftigen wir uns mit und n? Mit 19 Jahren: 38% Diagnose 72% 1/3 der Symptome sind noch erfüllt 90% relevante klinische Beeinträchtigung (Biederman et al., 2000) Aber: Vorkommen : 8 % Kindheit, Es gibt bisher nur eine Studie, die Patienten bis in ihr 30. Lebensjahr hinein untersucht (Farone, Biederman & Mick, 2006) ca. 1-2 % Erwachsenenalter (Farone, et al., 2003)
5 Jugend & sind Warum beschäftigen wir uns mit und n? Finnische Studie (Smalley et al., 2007) Prävalenz von und Komorbiditäten in Geburtenkohorte von 1986 (N = 6622) Alter zwischen 16 bis 18 Jahren (zuvor mit 7/ 8 Jahren) Prävalenz: 8,5% Jungen: Mädchen = 5.7: 1 Subtypen: 28% kombiniert; 64% unaufmerksam; 8 % hyperaktivimpulsiv; Lebenszeitprävalenz: 18,2% Komorbiditäten: Angst, affektive Störungen, störendes Verhalten
6 sind Was fällt auf? Sprache: Bewunderung vor 1900: famos, delicat, splendid : fabelhaft, knorke, fein : dufte, wonnig, flott : bombastisch, hip, toff : astrein, galaktisch, oberaffengeil : ultrakrass, verschärft, elefantös nach 2000: fett, endgeil, verludert (Janetzko et al)
7 sind Was zeichnet die heutige Jugend aus? Shell-Studie 2006 Werte: Leistungsorientierung, Engagement, Orientierung an konkreten und nahe liegenden Problemen, Wunsch nach befriedigenden Beziehungen Aber: die pragmatische, optimistische Jugend von 2002 steht zunehmend unter Druck geringe Berufsaussichten/ Ausbildung; sehen etwas unsicherer in die Zukunft, weniger politisch (1984: 57%; 2006: 39%), Solidarität mit älterer Generation, Glaube an die Demokratie, wenige sind religiös, Angst vor Zuwanderern
8 sind Definition und Klassifikation Ach, die Jugendzeit! ach, das waren noch Zeiten! den wilden Herzschlag spüren! Sturm und Drang! Krise!
9 sind Erleben der Jugendzeit Eltern: niedrige Lebenszufriedenheit, wie soll Fahrplan sein, sollen versus dürfen (Fend et al., 1990) Lehrer: negativ, Mädchen sind emotional verletzlich, Jungen eher aggressiv, haben Konzentrationsprobleme (Bischof et al., 1993)
10 sind Ach, die Jugendzeit!
11 sind Chacen
12 & sind Schauen wir uns genau an, was da passiert!
13 & sind Was ist das überhaupt? Jugend Soziologen = historische Bedingtheit einer nach Alter sortierten Gruppe von Menschen; soziales Gruppenphänomen Adoleszenz Psychologen; Besonderheiten der psychischen Gestalt und des psychischen Erlebens im Rahmen eines Entwicklungsmodells Pubertät Biologische Veränderungen
14 sind Abschied und Anfang Frühe Stufe der Welterklärung: rites de passage Bemalung, Beschneidung, Tanz, Isolation, magische Beschwörungen Der alte Mensch stirbt (das Kind) der neue Mensch (der Erwachsene) wird geboren Übergang ins Erwachsenenalter ist damit kein rational erklärbarer Lern- und Entwicklungsprozess, sondern ein diskontinuierlicher Verwandlungsvorgang. Zweite Stufe der Welterklärung: Welt wird regiert von nachvollziehbarem handelnden Gott, der sein Handeln an den guten/ bösen Willen des Menschen bindet. Kind = unschuldig, in Jugend dann steigende moralische Verantwortungsfähigkeit (Zucht, Unterweisung, religiöse Übung) Sittliches Schicksal des Menschen spitzt sich zu, sexuelle Triebe versus moralische Bändigung = Kernpunkt sittliche Verwandlung
15 sind Modernes Weltbild baut auf Rationalität auf Entwicklung des Menschen wird rational erklärt Entwicklung als kontinuierliche Funktionsreifung biologische Entwicklung und kognitive Entwicklung
16 sind Wachstumsprozesse Metamorphose zwischen 11 und 16 Jahren
17 sind Wachstumsprozesse (Mädchen) Haarwuchs: Mit Schamhaaren beginnen auch Achselhaare, Schweißaufnahme, bessere Verteilung Sexuallockstoffe Brust: ab ca. 11 Jahren lagert sich Fett im Brustgewebe ab, Brustdrüse wölbt sich, meist abgeschlossen mit 14 oder 15 Jahren Wachstum/ Proportionen: zwischen 10 und 14 Jahren steigt die Wachstumsgeschwindigkeit von ca. 6 auf rund 9 cm pro Jahr, an Hüfte, Oberschenkeln, Bauch lagert sich Fett an, Becken wirkt breiter, Verhältnis Muskeln zu Fettgewebe beträgt 5:4 am Ende Pubertät, Längenwachstum meist mit 16/ 17 Jahren beendet Geschlechtsorgane: mit 12 bis 13 Jahren vergrößern sich Vagina/ Uterus, Gebärmutterschleimhaut wird ausgebildet, zwischen dem 11. und 14. Lj Schamhaare, erste Menstruation meist mit 12 Jahren, wenn Körperfettanteil ca. 17% erreicht Insgesamt sind Mädchen früher in der Pubertät
18 sind Wachstumsprozesse (Jungen) Stimme: Stimmbruch meist mit 15 Jahren, Testosteron lässt Kehlkopf wachsen, Adamsapfel tritt hervor, Stimme sinkt um eine Oktave, oft heiser Bartwuchs: beginnt zwischen dem 14. und 15. Lj. Achselhaare: beginnen etwa zwei Jahre nach der Schamhaarung (13. bis 16. Lj. ) zu wachsen Geschlechtsorgane: zwischen 11,5 und 15 Jahren wachsen Hoden, dann Penis, Schambehaarung entwickelt sich, zwischen dem 9. und 15. Lj kommt es zur ersten Ejakulation Wachstum und Proportionen: zwischen 12 und 16 Jahren verdoppelt sich die Wachstumsgeschwindigkeit bis auf ca. 10 cm pro Jahr, Brustumfang nimmt zu, Zahl der Muskelzellen verdoppeln sich (zw. 11. und 16. Lj), am Ende der Pubertät Muskeln: Fettgewebe 3:1, Körperkraft hat zugenommen, Längenwachstum ist mit 17 bis 19 Jahren abgeschlossen.
19 sind Wachstumsprozesse (allgemein) Atmung: Lungengröße, Effizienz Sauerstoffaustausch nehmen zu erhöhte Leistungsfähigkeit der Atmung Herz-Kreislauf-System: Leistung des Herz-Kreislauf-Systems steigt Veränderungen im Gehirn
20 sind Das Gehirn wird umgebaut wirken oft trotzig, kommen morgens spät raus auch eine Frage des Gehirns?
21 sind Das Gehirn wird umgebaut Volumenzunahme der grauen Substanz des Gehirns/ Großhirnrinde hat Wachstumsschub frische Verzweigungen an Nervenzellen, neue Verschaltungen, mit denen Informationen verarbeitet und gespeichert werden Neuronaler Darwinismus (Edelmann) = beanspruchte Verknüpfungen bleiben, andere verkümmern wieder in Adoleszenz werden die Wege, auf denen ein Mensch Informationen und Emotionen transportiert neu justiert, Das Hirn reift zu effizienter Denk- und Kontrollmaschine, weniger, aber schnellere Verbindungen
22 sugendliche Sind Umbauarbeiten Wahrnehmung und Bewegungssteuerung sind bald wieder geschlossen, aber Sprache, räumliche Orientierung dauert länger Zirbeldrüse produziert Malatonin mit 1 bis 2 Stunden Verspätung (macht müde), folglich: Phasenverzögerung Letzte Umbauarbeiten im Präfrontalkortex (Entscheidungen fällen!), Welt und Signale werden bewertet Zwischen dem 12. und 18. Lj: Geschwindigkeit der Gefühlserkennung anderer geht um 20% zurück, vor allem Amygdala aktiviert bei n (Bauchentscheidungen, impulsiver, weniger auf Konsequenzen bedacht) unreifer nucleus accumbens (an Steuerung Streben nach Belohnung beteiligt) ist träger als bei Erwachsenen, deshalb mehr Kick notwendig für Belohnungsschub (Risiko!), aber das Einschätzen der Risiken fällt schwer
23 sugendliche Sind Wann geht das los? Hypothalamus sendet chemische Signale an Hypophyse Drüse schüttet Botenstoffe aus (luteinisierendes Hormon, follikelstimulierendes Hormon), Eierstöcke/ Hoden produzieren Sexualhormone (Östrogen/ Testosteron) Bei Mädchen beginnen diese Vorarbeiten mit 8 Jahren, bei Jungen mit 10 Jahren Andere Hormonspiegel steigen auch, z.b. aus Nebennierenrinde, Pickel sprießen
24 sugendliche Sind Körper ist! Sexualität wird wichtig Das Denken verändert sich! Hypothetisches Denken Perspektivenübernahme unterscheiden zwischen dem, was man ist und was man sein könnte Noch nicht ganz ausgereift, in abstrakten Begriffen zu denken, es kann deshalb zu Übergeneralisierungen kommen
25 sugendliche Sind Entwicklungsaufgaben Den Körper bewohnen lernen Umgang mit Sexualität lernen Umbau der sozialen Beziehungen Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern Umbau der Leistungsbereitschaft Berufswahl, Bildung, Identitätsarbeit, sozial verantwortlich Wie reagieren andere darauf, dass ich kein Kind mehr bin? Wie finde ich das? Mädchen finden das doof (keine Fotomodell-Maße), Jungs nähern sich durch die Pubertät dem männlichen Schönheitsideal
26 sugendliche Sind Und dann? Seiffge-Krenke (1995): was kam vor in den letzten zwei Wochen? 1. Schlechte Noten 2. Sich verliebt haben 3. Sich einsam fühlen 4. Streit mit Lehrern haben 5. Politische Ereignisse, die die eigene Zukunft berühren 6. Erniedrigung ertragen 7. Mit dem Aussehen unzufrieden sein 8. Streit mit Eltern haben 9. Streit mit Freunden/ Freundin 10. Anderes dramatisches singuläres Ereignis Was fanden sie am schwierigsten? Vor allem Erniedrigungen, alles gekoppelt mit negative Gefühlen bis auf sich verlieben ; Stressoren im Zusammenhang mit Schule, Probleme, Gefühle zu kontrollieren, Probleme mit Gleichaltrigen.
27 sugendliche Sind Jugendalter: Risiko und Chance
28 sugendliche Sind Coping! (nach Fend, 2005) Persönliche Ressourcen (soziokogn. Kompetenzen; Ich-Stärke) Bewältigung entwicklungsspezif. Aufgaben Soziale Ressourcen (Fam. Stützsystem, Soz. Einbettung außerfamiliär) Leistungserfolge Soziale Erfolge
29 sugendliche Sind Was passiert? Was ist hilfreich? Soziokognitive Kompetenzen im Sinne von Analyse- und Urteilsfähigkeit Positives Verhältnis der Person zu sich selbst Geeignete Problemlösestrategien (aktives coping, internales coping, Vermeiden) Soziale Stützsysteme
30 sugendliche Sind Wissen: Verhalten und Gefühle klaffen oft auseinander! Gehirn hat hohe Plastizität Erfahrungen prägen! gelassen, aber konsequent! Psychoedukation Gesunde Ernährung und Bewegung Verstärken Kurzfristige Belohnungen/ Konsequenzen Klare Rollen Auf das Wesentliche beschränken Frühes Erkennen von Schwierigkeiten, geeignete Hilfen
31 sugendliche Sind Medikation hilft bei vielen!
32 sugendliche Sind Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation Basiert auf dem kognitive-behavioralen Programm von Safren, Sprich, Perlman & Otto (2005) Pilotstudie bei Erwachsenen (Spröber & Helmes, 2007) Veränderung zu einem Gruppenprogramm Wichtig: Resilienz (z.b. Modell, soziale Unterstützung, moralische Wertvorstellungen, Humor, Optimismus, Training vgl. Charney, 2006)
33 Was passiert? sugendliche Sind Hilfen? Hindernisse? Das bringe ich mit (Stärken) Wissen über Problemlösestrategien Steigerung Aufmerksamkeit Chaosorganisation Ausgeglichenheit Selbstmanagment
34 sugendliche Sind Und? Großes Interesse! Gründe: Ich will nicht nur Medikamente nehmen Ich kann mich schon inzwischen konzentrieren, aber habe totales Chaos Ich arbeite zu langsam Ich lasse mich ständig ablenken
35 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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