Einführung in die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
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- Roland Ziegler
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1 Einführung in die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit Schwerpunkt: Psychische Störungen Michael Bräuning uning-edelmann Klaus Keller 2008 ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 1
2 Entwicklung und Einführung der ICF 1980: WHO legt mit der Internationale Klassifikation der Schädigung, Fähigkeitsstörungen und Beeinträchtigungen (ICIDH) eine erste Klassifikation zur Erfassung von Erkrankungsfolgen vor. 2001: Die ICIDH wird durch die ICF abgelöst. Die neue Klassifikation legt ein bio-psycho-soziales Verständnis der funktionalen Gesundheit zugrunde und berücksichtigt den gesamten Lebenshintergrund von Betroffenen. Das zugrunde gelegte Modell findet große Akzeptanz. Das neunte Sozialgesetzbuch (SGB IX) Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen und im Gesetz zu Gleichstellung behinderter Menschen werden wesentliche Aspekte des ICF aufgenommen. ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 2
3 Entwicklung und Einführung der ICF Beauftragung von nationalen Collaboration-Center der WHO mit der nationalen Adaptation und Einführung der ICF. In Deutschland wird diese Aufgabe vom Deutschen Institut für medizinische Daten und Informationssysteme (DIMDI) übernommen. Die Übersetzung der ICF wird durch Dr. M. Schuntermann vom Verband der Rentenversicherungsträger (DRV-Bund) koordiniert. Der Spitzenverband der Krankenkassen legt fest, die sozialmedizinische Begutachtung für Rehabilitationsverfahren auf Basis der ICF durchzuführen und entwickelt dazu 16-stündiges Curriculum. ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 3
4 Familie der internationalen Klassifikationen ICD-10 Internationale Klassifikation der Krankheiten ICD-O-3 Internationale Klassifikation der Krankheiten für die Onkologie ICF Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (Download: Klassifikationen ICF) ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 4
5 Kausales Modell der ICD 10 Krankheitsursache Krankheitsmanifestation Therapie Heilung ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 5
6 Labor Familienanamnese Symptom 2 Symptom 1 EEG Symptom 3 Ansprechen auf Medikation Klinischer Eindruck Diagnose Klassifikation: ICD 10 ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 6
7 Bio-psycho-soziales Modell der ICF Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD) Funktionale Gesundheit Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten (Funktionsfähigkeit) Teilhabe Umweltfaktoren personbezogene Faktoren ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 7
8 Diagnose Klassifikation: ICD 10 Funktionen Teilhabe Aktivitäten Strukturen Umweltfaktoren Personbezogene Faktoren Funktionsfähigkeit / funktionale Gesundheit Klassifikation: ICF ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 8
9 Sechs Monate später Gesundheitsproblem Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD) Schädigung der Gelenkstabilität Schädigung der und der Gelenkstabilität Gelenkstruktur, und der Muskelatrophie, Gelenkstruktur Depressive Stimmung Körperfunktionen und -strukturen Beeinträchtigung beim Beeinträchtigung Gehen und Laufen, beim Aktivitäten Gehen und geht nicht mehr aus Laufen der Wohnung Vollständige Beeinträchtigung der Teilhabe Teilhabe am Gemeinschaftsleben (Seniorenclub) Funktionale Gesundheit / Funktionsfähigkeit Umweltfaktoren (-) Dritter Wohnt Stock im dritten Stock (+) Versorgung Wenig soziale durch Unterstützung Essen auf Rädern (-) Seniorenclub Benachteiligende hat keine Behandlungsgrundlagen Geh-Struktur (+) Seniorenclub Kontextfaktoren Externe (-) Externe Kontrollüberzeugung (-) Geringe Motivation zu zu konsequentem Training personbezogene Faktoren ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 9
10 Erfordernisse eines Rehabilitationsmanagements in funktionsteiligen Rehabilitationseinrichtungen Leistungsträger Gemeinsame rehabilitationsdiagnostische Grundlage Rehabilitand Funktionsträger Arzt Funktionsträger Ergotherapeut Funktionsträger Psychologe Funktionsträger Sozialpädagoge Funktionsträger N.N. Gemeinsame Ziel- und Maßnahmeplanung Maßnahme- Gestaltung Arzt Maßnahme- Gestaltung Ergotherapeut Maßnahme- Gestaltung Psychologe Maßnahme- Gestaltung Sozialpädagoge Maßnahme- Gestaltung N.N. Evaluation auf rehabilitationsdiagnostischer Grundlage ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 10
11 Hauptziele der ICF und Ziel des Seminars Sie stellt eine disziplinenübergreifende Sprache für die Erscheinungsformen der funktionalen Gesundheit und ihren Beeinträchtigungen zur Verfügung Verständigung über die Sprachkonventionen Sie liefert eine wissenschaftliche und praktische Hilfe für die Beschreibung und das Verständnis, die Feststellung und Begutachtung von Zuständen der Funktionsfähigkeit Ermittlung des Rehabilitationsbedarf Rehabilitationsmanagement und Planung Evaluation von Rehabilitationsleistungen ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 11
12 Hauptziele der ICF und Ziel des Seminars sie ermöglicht Datenvergleiche zwischen Ländern, Disziplinen im Gesundheitswesen, Gesundheitsdiensten sowie im Zeitverlauf Forschungsmöglichkeiten Benchmarking ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 12
13 Grenzen der ICF Die ICF ist keine Klassifikation funktionaler Diagnosen. Mit ihr können jedoch funktionale Befunde und Symptome auf den drei Ebenen angegeben werden: Schädigungen bestimmter Funktionen oder Strukturen, Beeinträchtigungen bestimmter Aktivitäten, Beeinträchtigung der Teilhabe in bestimmten Lebensbereichen. Sie ist kein Assessmentinstrument. Auf ihrer Grundlage können jedoch solche Instrumente entwickelt bzw. weiterentwickelt werden ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 13
14 Schwerpunkt: Akutbehandlung Rehabilitation Ziel der Rehabilitation Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD) Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Teilhabe Umweltfaktoren personbezogene Faktoren ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 14
15 Konzept der funktionalen Gesundheit ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 15
16 Definition: Funktionsfähigkeit bzw. Funktionale Gesundheit der ICF Eine Person gilt als funktional gesund, wenn vor ihrem gesamten Lebenshintergrund (Konzept der Kontextfaktoren) ihre körperlichen Funktionen (einschließlich des mentalen Bereiches) und Körperstrukturen den des gesunden Menschen entsprechen (Konzept der Körperfunktionen und Strukturen) wenn sie all das tut oder tun kann, was von einem Menschen ohne Gesundheitsprobleme (ICD) erwartet wird. (Konzept der Aktivitäten) wenn sie ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne gesundheitsbedingte Beeinträchtigungen der Körperfunktionen oder Körperstrukturen oder der Aktivitäten erwartet wird. (Konzept der Teilhabe) ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 16
17 Definition: Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit bzw. Funktionalen Gesundheit in der ICF Führt ein Gesundheitsproblem zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der Person auf einer Ebene ihrer Körperfunktionen und Strukturen Aktivitäten Teilhabemöglichkeiten liegt im Sinne der ICF eine Beeinträchtigung der Funktionalen Gesundheit vor. ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 17
18 Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit Eine Behinderung (disability) liegt vor, wenn ein Gesundheitsproblem in einem Bereich zu einer Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit führt. Beeinträchtigt sein können Körperfunktionen und Körperstrukturen Aktivitäten Teilhabe Will man den Behinderungsbegriff der ICF verwenden, sollte man besser von Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit sprechen. ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 18
19 Behinderungsbegriff der ICF Behinderung (allgemein) Negative Wechselwirkung zwischen einer Person (mit einem Gesundheitsproblem, ICD) und ihren Kontextfaktoren auf die Funktionsfähigkeit Behinderung (speziell) Negative Wechselwirkung zwischen einer Person (mit einem Gesundheitsproblem, ICD) und ihren Kontextfaktoren auf die Partizipation an einem Lebensbereich ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 19
20 Behinderungsbegriff SGB IX Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit ( = Störung auf Funktionsebene, ICF-Klassifikation der Funktionen) mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand wesentlich abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ( = Partizipationskonzept der ICF) beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist. ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 20
21 Drohende Beeinträchtigung der Partizipation Drohende oder bestehende Beeinträchtigung der Partizipation infolge eines Gesundheitsproblems (Personenkreis nach 4 SGB IX) Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit (allgemeiner Behinderungsbegriff, ICF) Beeinträchtigung der Partizipation an einem Lebensbereich (spezieller Behinderungsbegriff, ICF) z. B. Strukturschaden ohne Funktionsstörungen und ohne bestehende oder zu erwartende Beeinträchtigung der Partizipation Behinderung ( 2 Abs. 1 SGB IX) Beeinträchtigung der Partizipation bei nicht alterstypisch beeinträchtigtem Funktionszustand Schwerbehinderung ( 2, Abs. 2 SGB IX) ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 21
22 ICF-Core Core-set-Entwicklung 1. Schritt: Definition von Indikationsbereichen Indikationsbereiche, die bei einer Aufnahme von psychisch erkrankten in die RPK vorliegen: Psychische Funktionsvermögen Körperliche Funktionsvermögen Umgang mit Gesundheit und Bewältigungskompetenz Tagesstruktur und Selbstversorgung (Wohnen) Gestaltung sozialer Beziehungen und soziale Kompetenz Lernen und Anpassungsfähigkeit (Arbeiten) Erwerbs-, Ausbildungs- und allgemeine Biographie (personbezogene Ressourcen und Barrieren) Rehabilitationsmotivation Fördernde und hemmende Umweltfaktoren ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 22
23 Problemfelder bay. Gesamtplan Umgang mit der Erkrankung Gestaltung sozialer Beziehungen häusliche- und Selbstversorgung Arbeit und arbeitsähnliche Struktur Tagesstruktur und Freizeit ICF 2008 Keller, Bräuning-Edelmann 23
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