MINISTERIUM FÜR VERKEHR. LärmKongress Mehr Schwung für den Lärmschutz! Auf leisen Sohlen durch Baden-Württemberg

Transkript

1 Mehr Schwung für den Lärmschutz! Auf leisen Sohlen durch Baden-Württemberg Dipl.-Ing. Robert Zimmermann Referent für Straßenbautechnik und Straßenerhaltung sowie Vergabe- und Vertragsrecht beim Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg am 07. Juni 2018 im Hospitalhof in Stuttgart

2 Was erwartet Sie heute? Lärm Was ist das? Lärmvorsorge Lärmsanierung Grundsätze bei der Auswahl eines Fahrbahnbelages lärmmindernde Fahrbahnbeläge lärmmindernde Fahrbahnbeläge Umsetzung in Baden- Württemberg Zusammenfassung und Ausblick Folie 2

3 Lärm Was ist das? Definitionen BMU: Lärm ist jedes unerwünschte laute Geräusch. Duden: als störend unangenehm empfundene laute, durchdringende Geräusche Arbeitsschutzverordnung 2: Lärm im Sinne dieser Verordnung ist jeder Schall, der zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens oder der zu einer sonstigen mittelbaren oder unmittelbaren Gefährdung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten führt. Aber: Lärm wird sehr subjektiv wahrgenommen, das heißt, jeder Mensch empfindet Geräusche unterschiedlich. Folie 3

4 Lärmvorsorge Gesetze, Regelwerke, Vorschriften Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG): 41 BImSchG: Beim Neubau und der wesentlichen Änderung öffentlicher Straßen ist sicherzustellen, dass keine schädlichen Verkehrsgeräusche entstehen. Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV): Die in Verbindung mit 43 BImSchG erlassene Verordnung definiert in Abhängigkeit von der Gebietsart für den Tag (6 bis 22 Uhr) bzw. die Nacht (22 bis 6 Uhr) Immissionsgrenzwerte. Diese dürfen nicht überschritten werden. Folie 4

5 Lärmvorsorge Grenzwerte Auf deren Einhaltung besteht ein Rechtsanspruch! Folie 5

6 Lärmvorsorge Gesetze, Regelwerke, Vorschriften Richtlinien für Lärmschutz an Straßen (RLS-90): Um die Lärmpegel zu ermitteln, die man später mit den Grenzwerten vergleicht, werden diese auf Grundlage der RLS-90 berechnet. Dies ist durch die 16. BImSchV für die Lärmvorsorge rechtlich vorgegeben. Baulicher Lärmschutz unterscheidet aktive und passive Maßnahmen wobei der Grundsatz aktiv vor passiv gilt Aktive Maßnahmen wie lärmmindernde Straßenbeläge reduzieren die Geräuschemissionen bereits am Entstehungsort Aktive Maßnahmen in Form von Lärmschutzwällen und wänden oder Einhausungen reduzieren den Lärm, indem die Schallausbreitung unterbrochen wird Folie 6

7 Lärmvorsorge Gesetze, Regelwerke, Vorschriften Passive Maßnahmen, vor allem Lärmschutzfenster, reduzieren die Geräusche hingegen erst am Zielort. Sie schützen lediglich das Innere von Gebäuden. die RLS 90 enthält sogenannte Korrekturwerte D Stro - Wert für lärmmindernde Straßenoberflächen nur diese D Stro - Werte dürfen bei der Berechnung bei der Lärmvorsorge berücksichtigt werden diese D Stro - Werte sind Voraussetzung für die Anerkennung in Planfeststellungsverfahren Folie 7

8 Lärmsanierung Gesetze, Regelwerke, Vorschriften, Grenzwerte Lärmschutz an bestehenden Straßen ist eine freiwillige Leistung des Baulastträgers Überprüfung bei jeder Erhaltungsmaßnahme, ob die Auslösewerte Lärmsanierung durch den Lärmpegel überschritten sind Straßenabschnitte lärmmindernd sanieren Auf deren Einhaltung besteht kein Rechtsanspruch! Folie 8

9 Lärmsanierung Gesetze, Regelwerke, Vorschriften Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlaments auch als EU-Umgebungslärmrichtlinie bekannt Umgebungslärmrichtlinie wurde 2005 in den 47 a bis 47 f BImSchG sowie der Verordnung über die Lärmkartierung (34. BImSchV) in nationales Recht überführt Ergebnisse der Lärmkartierung werden in Form strategischer Lärmkarten dargestellt, welche alle 5 Jahre überprüft werden zuletzt 2017 auf den Lärmkarten aufbauend sind Lärmaktionspläne mit Maßnahmen zur Lärmminderung zu erarbeiten Folie 9

10 Folie 10 Lärmsanierung Gesetze, Regelwerke, Vorschriften zuständig für die Lärmkartierung außerhalb der Ballungsräume ist die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg (LUBW), für die Lärmkartierung innerhalb der Ballungsräume die jeweiligen Städte Gemeinden haben nach 47d BImSchG den gesetzlichen Auftrag, Lärmaktionspläne aufzustellen die letzte Runde der Lärmkartierung erfolgte 2017 Lärmkartierung 2012 führte zu Lärmsanierungsprogramm wird die vollständige Umsetzung erreicht werden inkl. weiteren Maßnahmen aktuell wird das Lärmsanierungsprogramm fortgeschrieben

11 Grundsätze bei der Auswahl eines Fahrbahnbelages Bemessung erfolgt nach der Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen (RStO 12) Sicherstellung der Tragfähigkeit und Frostsicherheit durch Festlegung erforderlichen Fahrbahnaufbaus des Folie 11

12 lärmmindernde Fahrbahnbeläge Es sind drei verschiedene Kategorien zu betrachten standardisierte Regelbauweise mit D Stro - Wert standardisierte Regelbauweise ohne D Stro - Wert keine standardisierte Regelbauweise ohne D Stro - Wert Folie 12

13 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmvorsorge Es sind drei verschiedene Kategorien zu betrachten standardisierte Regelbauweise mit D Stro - Wert > 60 km/h Asphaltbeton (AC) Splittmastixasphalt (SMA) Offenporiger Asphalt (PA) OPA Lärmarmer Gussasphalt (MA Verfahren B) Beton mit Waschbetonoberfläche (WB) Folie 13

14 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmvorsorge Es sind drei verschiedene Kategorien zu betrachten standardisierte Regelbauweise mit D Stro - Wert > 60 km/h Asphaltbeton (AC) ohne Absplittung Splittmastixasphalt (SMA) Offenporiger Asphalt (PA) OPA 11 oder 8 Lärmarmer Gussasphalt (MA Verfahren B) Beton mit Waschbetonoberfläche (WB) 2 db(a) 2 db(a) 4 db(a) oder 5 db(a) 2 db(a) 2 db(a) Folie 14

15 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmvorsorge offenporigen Asphaltbeläge (OPA) werden bei der Planung von neuen Straßen Korrekturwerte D Stro - Wert von - 4 bzw. - 5 db(a) erforderlich, kann derzeit nur der Offenporige Asphalt verwendet werden, da nur er rechtlich anerkannte D Stro - Wert in dieser Größenordnung aufweist diese D Stro - Werte sind Voraussetzung für die Anerkennung in Planfeststellungsverfahren der OPA ist jedoch nur außerorts ab Geschwindigkeiten über 60 km/h geeignet, und außerdem teuer, einbautechnisch problematisch und hat eine geringe Nutzungsdauer Folie 15

16 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmsanierung Festlegung nach den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächenbefestigungen - Asphaltbauweisen (ZTV BEA-StB 09/13) standardisierte Regelbauweise ohne D Stro - Wert Dünne Schicht im Heißeinbau auf Versiegelung (DSH-V) Folie 16

17 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmsanierung Empfehlungen für die Planung und Ausführung von lärmtechnisch optimierten Asphaltdeckschichten aus AC LOA und SMA LA (E LA D Ausgabe 2014) keine standardisierte Regelbauweise ohne D Stro - Wert lärmoptimierte Asphaltbeton (AC LOA) Splittmastixasphalt lärmarm (SMA LA) Folie 17

18 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmsanierung Empfehlungen für die Planung und Ausführung von lärmtechnisch optimierten Asphaltdeckschichten aus AC LOA und SMA LA (E LA D Ausgabe 2014) lärmtechnisch optimierte und lärmarme Asphaltbauweisen sind: Asphaltdeckschichten, die auf Grund ihrer Oberflächentextur zu einer Reduzierung des Reifen-Fahrbahn-Geräusches führen. Darüber hinaus kann eine Zugänglichkeit der Hohlräume zusätzlich zu einer Absorption des Schalls führen. lärmoptimierter Asphaltbeton (AC LOA 5 D) optimierte Korngrößenverteilung und Oberflächenstruktur Splittmastixasphalt lärmarm (SMA LA) Hohlraumgehalt Folie 18

19 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmsanierung Forschungsgesellschaft für Straßen- u. Verkehrswesen: Arbeitspapier für die Ausführung von Asphaltschichten aus Gussasphalt mit offenporiger Oberfläche (AP PMA 2014), Bearbeitergruppe aus dem AK Gussasphalt keine standardisierte Regelbauweise ohne D Stro - Wert Gussasphalt mit offenporiger Oberfläche (PMA) Folie 19

20 lärmmindernde Fahrbahnbeläge bei der Lärmsanierung Merkblatt für die Herstellung von Oberflächentexturen aus Verkehrsflächen aus Beton (M OB Ausgabe 2009) keine standardisierte Regelbauweise ohne D Stro - Wert Beton mit Grindingverfahren Folie 20

21 Lärmmindernde Fahrbahnbeläge Umsetzung in BW Erfahrungen und Entwicklungen Bisher wurden in Baden-Württemberg seit 2007 rund 160 km SMA LA und rund 14 km AC LOA eingebaut Seit August 2012 in BW Verwendung von lärmarmen Asphaltbelägen im Außerortsbereich als Standard Seit Juli 2015 in BW Handlungsempfehlungen für den Einsatz von lärmarmen Asphaltdeckschichten auf Bundes- und Landesstraßen im Innerortsbereich als Standard Baden-Württemberg hat als einziges deutsches Bundesland seit 2011 einen eigenen Lärmschutzbeauftragten berufen zur Zeit Herr Thomas Marwein beim Verkehrsministerium BW Folie 21

22 Lärmmindernde Fahrbahnbeläge Umsetzung in BW Erfahrungen und Entwicklungen 2017 Durchführung von CPX/SPB-Messungen und Ermittlung von Straßendeckschichtkorrekturwerten an Fahrbahnen die älter als sechs Jahre sind 2018 erfolgt die Auswertung und ein Bericht der Langzeitstudie Berücksichtigung der Technischen Prüfvorschrift zur Korrekturwertbestimmung der Geräuschemission von Straßendeckschichten (TP KoSD-16 im Entwurf) 2018 geplant rund 25 km SMA LA und 3 km AC D LOA. Folie 22

23 Lärmmindernde Fahrbahnbeläge Umsetzung in BW Handlungsempfehlung des VM in BW vom 15. Juli 2015 Seit Juli 2015 in BW Handlungsempfehlungen für den Einsatz von lärmarmen Asphaltdeckschichten auf Bundes- und Landesstraßen im Innerortsbereich Bei der Lärmsanierung können bei Geschwindigkeiten ab 30 km/h bis 50 Km/h für den SMA LA und den AC LOA als Lärmminderung bei der Brechung 3,0 db(a) angesetzt werden Berücksichtigung der Anwendungs- und Bautechnikgrundsätze erforderlich Alternative dichte Binder erforderlich Folie 23

24 Folie 24 Zusammenfassung und Ausblick Unterscheidung zwischen Lärmvorsorge und Lärmsanierung Berechnung und keine Messung von Lärmpegeln Baden-Württemberg ist Vorreiter in Sachen lärmmindernder Fahrbahnbeläge bei SMA LA und AC LOA Aufnahme anderer lärmmindernder Fahrbahnbeläge als Regelbauweise Korrekturfaktor für SMA LA und AC LOA in der neuen RLS Entwurf RLS-16 liegt vor Berechnungsverfahren werden die Korrekturwerte für Straßendeckschichten für IO (innerorts) und AO (außerorts) getrennt für Pkw und Lkw ermittelt Einführung? Technische Prüfvorschrift zur Korrekturwertbestimmung der Geräuschemission von Straßendeckschichten (TP KoSD-16) Einführung?

25 Danke für Ihre Aufmerksamkeit Vielen Dank und allzeit gute Fahrt! Folie 25