Sozialamt Tagesbetreuung für Kinder
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- Hermann Krause
- vor 5 Jahren
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1 STADT REUTLINGEN Sozialamt Tagesbetreuung für Kinder Gestaltung der individuellen Eingewöhnungsphase in städtische Tageseinrichtungen für Kinder eine Information für Eltern Liebe Eltern, in einigen Wochen ist es so weit. Ihr Kind wird eine unserer Tageseinrichtungen für Kinder besuchen. Es wird dort neue Wege gehen, sich neue Räume aneignen, sich mit unbekannten Tagesabläufen und Gewohnheiten vertraut machen, viele neue Kinder kennen lernen und zunächst noch fremden Erwachsenen begegnen. Für Ihr Kind sind diese vielen Schritte gleichzeitig bedeutsame Ereignisse. Es wird neugierig, aufgeregt, unsicher und vielleicht auch etwas ängstlich sein. Damit Ihr Kind diesen Anfang erfolgreich gestalten und sich in unserer Tageseinrichtung wohl fühlen kann, braucht es Begleitung, Orientierung und einfühlsamen Schutz durch uns Erwachsene. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen Ihrem Kind diesen Anfang erleichtern. Daher beginnt für alle Kinder die Zeit in der Tageseinrichtung mit einer sogenannten Eingewöhnungszeit, um gezielt den Kindern den Übergang von der vertrauten Familienwelt in die noch unbekannte Welt oder/und der bisherigen Betriebsart der Tageseinrichtung zu erleichtern. Bis Ihr Kind sich mit der neuen Umgebung vertraut gemacht und eine vertrauensvolle Beziehung zu seiner Erzieherin oder seinem Erzieher aufgebaut hat, ist es notwendig, dass Sie Ihr Kind in dieser ersten Zeit begleiten und unterstützen. Sie als Mutter oder Vater geben Ihrem Kind die Sicherheit, die es braucht, um sich auf das Neue erfolgreich einlassen zu können. Außerdem haben Sie dadurch als Eltern die Möglichkeit, uns und den Tagesablauf der Tageseinrichtung kennen zu lernen. Gerne sprechen wir mit Ihnen über die Entwicklung Ihres Kindes, seine Gewohnheiten und Vorlieben. Dieser gemeinsame Austausch ist wichtig für die pädagogische Arbeit mit Ihrem Kind. 52
2 Was Sie noch wissen sollten: Dauer der Eingewöhnungszeit: Die Dauer der Eingewöhnungszeit hängt vom Alter des Kindes und seinen Erfahrungen ab, die es mit anderen Menschen und mit bisherigen Trennungssituationen gemacht hat. Im Alter von 0 bis 3 Jahren beträgt sie erfahrungsgemäß mindestens drei, im Kindergartenbereich mindestens zwei Wochen. Manchmal können jedoch unvorhersehbare Situationen eintreten, die eine Verlängerung der Eingewöhnungszeit erfordern. Auch im Schulkindbereich ist die Kennenlernphase sehr wichtig. Den genauen individuellen Ablauf der Eingewöhnung Ihres Kindes werden wir mit Ihnen ausführlich besprechen. Wichtig für Ihre Planung: Für die Dauer der Eingewöhnung Ihres Kindes in unsere Tageseinrichtung empfehlen wir, dass Sie sich zwei bis drei Wochen Zeit nehmen. Ihr Kind braucht während dieser Zeit Ihre Begleitung und Unterstützung. Sie geben Ihrem Kind die Sicherheit und den Schutz, den es braucht, um sich auf das Neue einlassen zu können. Können Sie aus wichtigen Gründen die Eingewöhnung nicht selber übernehmen, kann auch eine andere vertraute Person Ihrem Kind während dieser Zeit zur Seite stehen. Allerdings empfehlen wir möglichst keinen weiteren Wechsel der Begleitpersonen. Weiterhin bitten wir Sie, auch in den darauffolgenden zwei bis drei Wochen Ihren Alltag darauf auszurichten, dass Sie kurzfristig erreichbar sind. Achten Sie nach Möglichkeit darauf, dass die Eingewöhnung Ihres Kindes in die Tageseinrichtung nicht mit anderen Veränderungen in Ihrer Familie zusammenfällt. Auch bitten wir Sie, Ihren Urlaub so zu planen, dass Ihr Kind nicht während oder kurz nach der Eingewöhnungsphase eine längere Abwesenheitszeit von der Einrichtung hat. Vertraute Dinge von zu Hause wie Schmusetuch, Kuscheltier, Bücher, Bilder oder ein Lieblingsspielzeug können für Ihr Kind während der ersten Zeit in der noch unvertrauten Umgebung sehr hilfreich sein. Bringen Sie diese also ruhig mit. Informieren Sie uns bitte auch über Gewohnheiten und Rituale Ihres Kindes und Ihrer Familie. Organisatorische Gestaltung: Eine erfolgreiche Eingewöhnungszeit braucht einen Rahmen, den wir wie folgt ausgestalten: Wir nehmen die Kinder gestaffelt auf. Pro Woche und Bezugserzieherin/-erzieher wird ein Kind eingewöhnt. Während der Eingewöhnungszeit besucht Ihr Kind die Tageseinrichtung nur stundenweise. Die Eingewöhnung Ihres Kindes wird von einer sozialpädagogischen Fachkraft übernommen. Ihr Kind wird in kleinen Schritten die neue Umgebung kennen lernen. Mit Ihrer Begleitung erleichtern Sie Ihrem Kind den Übergang in die Tageseinrichtung. Dennoch kann es sein, dass die Vielfalt der neuen Eindrücke Ihr Kind während der ersten Wochen in der neuen Umgebung schneller als gewohnt ermüden lässt oder Ihr Kind ungewohnte Reaktionen zeigt. Machen Sie sich darüber keine Sorgen, denn sie werden durch Ihre aktive Teilnahme erkennen, welche vielfältigen Entwicklungsaufgaben Ihr Kind in dieser Zeit vollbringt. Wir wünschen Ihrem Kind, Ihnen und uns eine gelungene Eingewöhnungszeit. Weitere Fragen beantworten wir gerne. Sprechen Sie uns an. Schon heute freuen wir uns auf das gemeinsame Reflexionsgespräch zum Abschluss der Eingewöhnung. Auf eine gute Zusammenarbeit. Ihr/e 53
3 Eingewöhnung und Aufnahmeplanung ein inhaltliches Paar Um die Standards für die individuelle Eingewöhnung in städt. Tageseinrichtungen für Kinder in Reutlingen umsetzten zu können, ist die Einführung einer Aufnahmeplanung notwendig. Für diese Aufnahmeplanung werden neben organisatorischen Instrumenten, wie dem Formular, folgende Grundsätze eingeführt: - Für Kinder unter 3 Jahren besteht bisher kein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Diese Kinder erhalten entsprechend der gültigen Aufnahmekriterien einen Betreuungsplatz. Die Eltern koordinieren die Arbeitsaufnahme und die Eingewöhnung des Kindes entsprechend. Die Aufnahme in die Tageseinrichtung sollte mindestens 4 Wochen vor der Arbeitsaufnahme erfolgen. - Für Kinder ab dem 3 Lebensjahr besteht ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz mit dem Tag des 3. Geburtstags. Um Eltern, die entsprechend dem Ablauf der Elternzeit direkt die Arbeit wieder aufnehmen müssen entgegen zu kommen, können diese Kinder bereits einen Monat vorher, also mit 2 Jahren und 11 Monaten aufgenommen werden. - Für Kinder ab dem 3 Lebensjahr, die eine ganztägige Betreuung besuchen werden kombinieren sich beide Verfahren. D.h. die Kinder, die gemäß der Vergabekriterien einen Platz erhalten können, können 1 Monat vor dem 3. Geburtstag aufgenommen werden. - Für Kinder, die einen städt. Schülerhort besuchen gilt, dass die Eingewöhnungszeit direkt an das Ende der Sommerferien gelegt wird und mit der Einschulung abgeschlossen ist. Die Eltern berücksichtigen dies bei ihrer Ferienplanung. Die Zeit der Eingewöhnung ist für alle Beteiligten eine spannende und sehr arbeitsintensive Zeit. Da das Kind in diesem Zeitraum im Rahmen des Ganztagesbetreuung nicht alle Mahlzeiten einnimmt, werden die Mahlzeiten einzeln abgerechnet und die Monatspauschale erst nach Abschluss der Eingewöhnung erhoben. In der zukünftigen Benutzervereinbarung der Stadt Reutlingen wird die Eingewöhnungsphase als Bestandteil des Betreuungsverhältnisses ausgewiesen werden. 54
4 Unsere Eingewöhnungszeit in der Kita Gmindersdorf Ich fand es gut, dass vor der eigentl. Eingewöhnungszeit ein ausführliches Aufnahmegespräch mit der zuständigen Erzieherin stattfand. Bei diesem Gespräch ging es unter anderem um folgende Themen: - Entwicklungsstand meines Sohnes - Sprachfähigkeiten meines Sohnes - Evtl. Allergien - Vorlieben für Spiele bzw. Spielzeug - Ablauf des Eingewöhnungsplanes etc. Die E-Zeit dauerte bei uns 4 Wochen. Unter nomalen Bedingungen und Voraussetzungen dauert sie 3 Wochen. Unser Pech war, dass Weihnachtsferien und ein paar Krankheitsfälle uns zeitlich zurückwarfen. Aber die Erzieherin war flexibel und hat die E-Zeit um 1 Woche verlängert, weil sie sah, dass mein Sohn unter diesen Umständen länger brauchen würde. Am Anfang waren wir nur für 2 Stunden in der Kita, dann wurde unser Aufenthalt fast täglich verlängert. Ich unterhielt mich mit der Erzieherin, mein Sohn spielte immer in unserer Nähe, so dass er uns immer im Blickfeld hatte. Spielerisch lernte er die Räumlichkeiten, andere Kinder und Erzieherinnen kennen. Durch meine Beobachtungen und die Gespräche mit der Erzieherin bekam ich immer mehr das Gefühl, dass mein Sohn dort gut aufgehoben war. Durch diese Taktik baute mein Sohn Vertrauen zu der Erzieherin auf. Natürlich war die E-Zeit das Thema Nr. 1 bei uns zu Hause. Leider konnte mein Mann berufsbedingt nur einen Tag unseren Sohn bei der Eingewöhnung begleiten. Auch ihm fiel das Loslassen sehr schwer. Wir unterhielten uns jeden Abend darüber: einerseits konnten wir feststellen, dass es jeden Tag ein bisschen besser ging und wir Fortschritte machten, andererseits war es für uns alle eine sehr spannende und stressige Zeit. Irgendwann war es soweit, mich offiziell von meinem Sohn zu verabschieden. Es fiel uns beiden sehr schwer, mein Sohn weinte herzzerreißend, mir wurde schwer ums Herz, der Hals trocken, die Augen feucht. In Gedanken höre ich sein Weinen jetzt noch. Die Erzieherin rief mich später an und versicherte mir, dass mein Sohn sich beruhigt hätte. Ich versuchte, die neue Situation zu akzeptieren, was mir nicht leicht fiel. Ich war einfach noch nicht bereit dazu. Darüber unterhielt ich mich mit meinem Mann, aber das half mir noch nicht. Ich habe lange gebraucht, das zu verarbeiten. Zurückblickend denke ich, ich hätte mich jemanden anvertrauen und ausführlich über meine Gefühle reden sollen. Ich habe den Fehler gemacht, allein damit fertig zu werden, anderen Müttern rate ich, redet mit euren Männern, Erzieherinnen oder Freundinnen ausführlich über eure Gefühle. Sicherlich ist jemand darunter, der/die die richtigen Worte für euch findet und ihr braucht nicht zu leiden. Jetzt ist es nicht mehr so schlimm, wenn ich morgens meinen Sohn abgebe, können wir uns meistens tränenlos verabschieden und ich gehe relativ beruhigt zur Arbeit. 55
5 Erfahrungsbericht einer Mutter Schon viele Wochen zuvor habe ich mich mit dem Gedanken auseinander gesetzt, wie es wohl sein wird, wenn ich mein Kind in fremde Obhut geben werde. Die wichtigste Frage, die ich mir dabei stellte, war, ob ich in der Lage sein würde, mein Kind loszulassen, ohne es dabei mit meinen Emotionen zu belasten. Nun war er also da, dieser Tag. Ein strahlender Morgen, es war der 4. Oktober Tim schwieg während der ganzen Fahrt. In der Garderobe blickte er sich um, betrachtete die Jacken der anderen Kinder, lächelte dabei. Mir war nicht nach lächeln zumute, am liebsten wäre ich gegangen. Aber ich wusste, dass ich an einem anderen Tag auch nicht anders fühlen würde und bin geblieben. Während der Eingewöhnungszeit durfte ich dabei sein und meinem Kind zusehen. Ab und zu suchten seine Augen die meinen, sonst hingen sie an den Lippen der Erzieherin. T. verfolgte das Geschehen vom Rand aus, nach einer Weile beteiligte er sich, ging zur Rutsche und fing an zu rutschen. Ich beobachtete mein Kind und merkte, dass ich manchmal den Wunsch verspürte, zu ihm zu gehen. Meine guten Vorsätze waren: loszulassen, beim Abschied nicht trauriger als mein Kind selber zu sein. Als die Erzieherin mir erzählte, sie hätte selbst keine Kinder, war ich umso mehr erstaunt darüber, dass sie von Anfang an so einen tollen Bezug zu meinem Sohn hatte. Ich fühlte Erleichterung. Vielleicht spukte doch in meinem Kopf das Vorurteil, dass nur diejenigen gut mit Kindern umgehen können, die auch welche haben. Ich wurde sehr positiv vom Gegenteil überrascht. Die folgenden Tage verliefen für uns beide wesentlich unkomplizierter. T. freute sich, sobald er die Tagesstätte erblickte und ich spürte ein beruhigendes Gefühl, sobald ich ihn seiner Bezugserzieherin übergab. Einige Tage wartete ich noch im Aufenthaltsraum, nur für den Fall, dass er nach mir verlangen sollte. Das kam aber nicht vor, so dass ich ihn einige Tage später ganz allein lassen konnte. Wenn T. nach Hause kam, war er ausgepowert, aber glücklich. Dadurch, dass alles so reibungslos verlaufen ist, bin ich mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als ich meinen Sohn in die Obhut dieser Kita abgegeben habe und fühle mich erleichtert. Es ist ein schönes Gefühl, ihn morgens abzugeben und ein noch schöneres, ihn später wieder abzuholen. Ich möchte mich bei allen Erzieherinnen ganz herzlich dafür bedanken, dass sie uns beiden dieses schöne Gefühl geben. 56
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