Fichtenwälder aus der Sicht des Waldnaturschutzes
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- Thomas Huber
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1 Fichtenwälder aus der Sicht des Waldnaturschutzes Überlegungen zum Baum des Jahres 2017 Alois Zollner, Abteilung 6 Biodiversität, Naturschutz, Jagd Waldbesitzertag, , Freising Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
2 Übersicht über den Vortrag Fichtenwälder in Bayern wo gibt es sie, wie funktionieren sie? Biodiversität in Fichtenwäldern natürliche Fichtenwälder sekundäre Fichtenwälder Praxisempfehlungen zum Erhalt und Förderung der Biodiversität in Fichtenwäldern
3 Allgegenwärtige Fichte Quelle: Immitzer et al. (2015) in LWF aktuell 106 3
4 Natürliche Verbreitung der Fichte Fichtenverbreitung in Europa (EUFORGEN,2013) 4
5 montane bis subalpine Fichtenwälder in Bayern Erfassung des FFH-Lebensraumtyps 9410 im Rahmen der FFH-Kartierung in Bayern 5
6 Der Baum, der aus der Kälte kam Nordareal Baum der Taiga Gebirgsareal Mischbaumart im Bergmischwald: untergeordnet unter Bu, Ta Bestand bildend in der hochmontanen und subalpinen Höhenstufe als natürliche Fichtenwälder Ansonsten nur azonale Vorkommen Blockhalden mit Kaltluftregime Moore (v.a. Moorränder, Aufichtenwälder ) Schluchtbodenstandorte mit Dauerkellerklima Fichte und Naturschutz 6
7 Eigenschaften der Fichte als Bestandsbildner dünnhäutige Baumart Achillesferse Verjüngung (Schneeschub, Schneeschimmel) Schutzpanzer ist das Kälteregime ihrer natürlichen Vorkommen Rannenverjüngung, Moderholzverjüngung, Stockachselverjüngung, Rottenstruktur auf Gunststandorten 7
8 Verjüngung der Fichte Fichte verjüngt sich im natürlichen Lebensraum (!) v.a. auf Rannen und im Bestand (Korpel, 1995), d.h. Fichte ist nicht auf die Verjüngung in bestandsweisen Zusammenbruchsphasen angelegt Göppert 1868 in Sip (2006): Urwald Boubín Korpel 1995: Die Urwälder der Westkarpaten 8
9 NWR Wettersteinwald (2014) Müller-Kroehling 9
10 10 Reicholzrieder Moos (Lkr. Oberallgäu) M
11 Wie funktionieren natürliche Fichtenwälder bei uns? Natürliche Fichenwälder im Gebirge verjüngen sich in der Regel über Lücken kleinflächig (Kälteregime verhindert Bestandsauflösung), bestandsweiser Zusammenbruch z.b. nach Sturmereignissen ist in natürlichen Fichtenwäldern der Gebirge eher die Ausnahme Verjüngung unter Schirm, auf bemoosten, feuchten, stark zersetzten Rannen oder günstigen Kleinstandorten 11
12 Fichtenwälder und Biodiversität Was kennzeichnet die Biodiversität von natürlichen Fichtenwäldern? --> die besonderen Standortsbedingungen --> die besonderen Habitatstrukturen Woran hängt die Biodiversität von sekundären Fichtenwäldern? --> an der Vielfalt der vorhandenen Habitatstrukturen Was können wir daraus für unsere sekundären Fichtenwälder - insbesondere für den Waldumbau ableiten? --> Strukturvielfalt!!! 12
13 NWR Wettersteinwald (2014) Müller-Kroehling 13
14 NWR Wettersteinwald K. Fichte Weber und Naturschutz LWF NWR Wettersteinwald (2014) Müller-Kroehling 14
15 Fichten-Biodiversität am Beispiel der Gruppe der Vögel Fotos: C. Moning Vortragsthema, Gliederung o.ä. 15 K. Weber
16 Fichten-Biodiversität am Beispiel der Käferfauna Arten, die nur in natürlichen Fichtenwäldern vorkommen Kaltzeitreliktarten Urwaldreliktarten der Fichte Fichten-Moorwald-Arten Arten, die auch in Fichtenforsten vorkommen Säurepräferente Arten Moderbewohner Nadelbaumspezialisten z.t. auch gefährdete Arten Aphodius piceus (Lech Borowiec) Carabus linnei (F. Ruggiero/LWF) 16
17 Störungsökologie: Prozeßschutz Müller-Kroehling et al Kleiner Arber - Müller-Kroehling LWF
18 Natürliche Fichtenwälder im Klimawandel Jahresdurchschnittstemperaturen auf der 2008 kartierten FFH-LRT 9410 Fläche ( ) Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung aus LWF Wissen 63 18
19 Natürliche Fichtenwälder im Klimawandel Jahresdurchschnittstemperaturen auf der 2008 kartierten FFH-LRT 9410 Fläche ( ) Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung aus LWF Wissen 63 19
20 Natürliche Fichtenwälder im Klimawandel Modellierte Veränderung des LRT 9410 in der FFH-Kulisse des Bayerischen Waldes zwischen 2000 und 2100 Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung aus LWF Wissen 63 20
21 Auswirkungen auf die natürliche Fichtenwälder Auch natürliche Fichtenwälder und die an sie gebundene Biodiversität sind vom Klimawandel gravierend betroffen und nicht unverwundbar. Sie benötigen daher unsere besondere Aufmerksamkeit und Pflege Daher wird es besonders in den Hochlagen darauf ankommen, das kühlfeuchte Bestandesklima möglichst zu bewahren. 22
22 Biodiversität in den sekundären Fichtenwäldern Viele Arten der natürlichen Fichtenwälder sind dem Anbau der Fichten in die tieferen Lagen gefolgt. Dies betrifft insbesondere Arten, die vor allem an Strukturmerkmale und weniger an das typisch kühl-feuchte Klima mit kurzer Vegetationszeit angepasst sind Viele dieser Arten sind inzwischen in bestimmten Regionen auch ein Teil unserer Biodiversität in den tieferen Lagen geworden und verdienen ebenfalls unserer naturschutzfachlichen Aufmerksamkeit 23
23 Arten, die der Fichte in tiefere Lagen gefolgt sind Tieflagen Hochlagen Fotos von H.-J. Fünfstück/ und C. Moning Grafiken von M. Lauterbach LWF
24 Fichtenforste und ihre Biodiversität Viele Folgearten des Nadelholzanbaus (Wintergoldhähnchen, Fichtenkreuzschnabel, Tannenmeise, Raufußkauz) In Fichtenforsten fehlen aber viele Arten der natürlichen Fichtenwälder, die an kühl-feuchte Bedingungen und kurze Vegetationsperioden angepassten sind (z.b. Kaltzeitreliktarten) Regional profitieren durchaus auch Spezialisten, die in den Wäldern sonst fehlen (Schwarzstorch, Sperlingskauz) Störungsflächen in Fichtenforsten sind häufig sehr artenreich, insbesondere durch ausbreitungsstarke Pioniere Insgesamt: keine ökologischen Wüsten 25
25 Praxisempfehlungen (1/3) Zielarten und Leitbilder gut überlegen Schutzregime gezielt auswählen Maßnahmenkonzepte anpassen (in der Regel sind kleinflächige und langsame Verfahren günstiger -> abrupte Auflichtungen und Kahlflächen vermeiden) Sonderstandorte und ihre Lokalklimata schützen, erhalten, ggfs. wiederherstellen! - u.a. als klimawandelresistentere Refugialhabitate - das sind v.a. Quellmoore, Hoch- und Übergangsmoore, saure Niedermoore, Blockhalden (Kaltluftströme), Blockfichtenwälder usw. 26
26 Praxisempfehlungen (2/3) Fichtenforste: strukturreiche Fichten(mischwald)forste können wertvolle Lebensräume sein (Höhlenbäume, Stufigkeit) Beim Waldumbau Strukturelemente erhalten bzw. neu schaffen (z.b. Biotopbäume und Totholz - stehend und liegend) - Förderung von Misch- und v.a. Pionierbaumarten - Kleinere Bestandslücken sind auch wertvolle Strukturelemente Stärkere Nutzung unserer waldbaulichen Möglichkeiten zur Schaffung von Strukturvielfalt (versch. Verjüngungstechniken) 27
27 Resümee Struktur- und Nischenvielfalt in unseren Wäldern schafft Artenvielfalt in unserer Heimat und ist der Schlüssel zur Erhaltung unserer Biodiversität Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten! -
28 und was meinen Sie? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit C. Moning 29
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