Pragmatik. Einführung in die Theoretische Philosophie

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1 Pragmatik 471

2 Ein Hörer H versteht einen Satz S genau dann, wenn H die Gedanken rekonstruieren kann, die der Sprecher von S kodiert hat. H die Proposition erfasst, die durch S ausgedrückt wird. H weiß, wie auf eine Äußerung von S reagiert werden muss. H weiß, unter welchen Umständen S verifiziert werden kann. H weiß, unter welchen Umständen S wahr wäre. 472

3 ABER Hast du verstanden, was er da gesagt g hat? Ja klar, aber mir ist noch unklar wie er es gemeint hat! Ja klar, aber mir ist noch unklar was er damit andeuten wollte! Ja klar, aber mir ist noch unklar was er eigentlich von mir wollte! 473

4 Was ist Pragmatik? 474

5 If in an investigation explicit reference is made to the speaker, or to put in in more general terms, the user of language, then we assign it to the field of pragmatics. If we abstract from the user of language and analyze only the expression and their designata, we are in the field of semantics. And, finally, if we abstract from the designata also and analyze only the relations between the expressions, we are in syntax. Rudolf Carnap, Foundations of Logic and Mathematics 475

6 Neuere Ansichten Pragmatik = Studium der kontextabhängigen Bedeutung. (Jerry Katz: Propositional Structure and Illocutionary Force, 1977) Pragmatik = Studium der nicht-wahrheitskonditionalen Bedeutung. (Gerald Gazdar: Pragmatics. Implicature, Presupposition and Logical Form, 1979) Pragmatik = Umfassende Theorie des Sprachgebrauchs. (Herbert Clark: Using Language, 1996) 476

7 Gegenstandsbereiche der Pragmatik 477

8 Als am 10. Juli 1997 der damals amtierende Bundespräsident Roman Herzog von Jugendlichen in Kronach gefragt wurde, ob die Rechtschreibreform zurückgenommen werden sollte, antwortete er: Ich habe mich nie mit der Rechtschreibreform befasst. Ich befasse mich nur mit wichtigen Dingen. Schwäbisches Tageblatt,

9 Deixis: Um zu wissen, dass sich ich ich auf Roman Herzog bezieht, muss man wissen, dass die Äußerung von ihm stammt. Implikatur: Herzog deutet an, dass er die Rechtschreibreform eib efo für unwichtig hält. Präsupposition: Herzog unterstellt, dass es eine Rechtschreibreform gegeben hat. Sprechakt: Herzog stellt eine Behauptung auf. 479

10 Theorien zur natürlichen Sprache Syntax... Semantik... Pragmatik Theorien der Sprechakt- Implikaturen- Präsuppositions- Deixis theorie theorie theorie 480

11 Deixis Kontextabhängige Ausdrücke 481

12 Es gibt Sätze, die als solche einen Wahrheitswert erhalten können, ohne dass man weiß, wer sie wann wo usw. geäußert hat. Um jedoch die meisten unserer Sätze zu interpretieren, benötigen wir zusätzliche, kontextuelle Informationen. Diese Informationen bestehen aus einer klar begrenzten Menge von Werten. 482

13 Hier ist es jetzt warm. + Kontext (Sprecher, Ort, Zeit,...) Hier [ASB 3] ist es jetzt t [ , :40] warm. 483

14 Personaldeixis betrifft die involvierten Partizipanten Ich hoffe, du hast den Herd ausgeschalten! 484

15 Temporaldeixis betrifft Zeitpunke oder Zeitspannen Wir treffen uns in 10 Minuten. Wir treffen uns jetzt. Wir treffen uns um 11:1010 am Montag. Wir treffen uns nächsten Dienstag. Wir treffen uns übermorgen. 485

16 Tempus betrifft Zeitverhältnisse Es schneite, als wir ankamen. Maria ist gekommen und Hans wird noch kommen. 486

17 Lokaldeixis betrifft Ortsangaben Der Bahnhof ist 1 km von hier entfernt. Das Buch liegt dort. Ich bin jetzt hier. 487

18 Textdeixis kommt mit Anaphern ins Spiel Ein Hund kam um die Ecke. Er fing an zu bellen. 488

19 Parametertheorie 489

20 Richard Montague ( ) 1971) war ein amerikanischer Mathematiker, Logiker, Philosoph und Linguist und Klassiker der formalen Semantik natürlicher Sprachen. Montague hat neuere Entwicklungen der intensionalen Logik genutzt, um die logische Struktur natürlicher Sprachen offen zu legen. English as a Formal Language (1970); Universal grammar (1970), The proper treatment of quantification in ordinary English (1974) 490

21 Kontextuelle Informationen lassen sich in eine semantische Theorie einbauen, wenn man annimmt, dass ein Satz nicht ohne weiteres wahr oder falsch ist, sondern wahr oder falsch in Bezug zu einem sog. Index. 491

22 Ein Index ist eine Folge von Parametern: 1. eine mögliche Welt 2. eine Zeit 3. ein Ort 4. ein Sprecher 5. ein (oder mehrere) Hörer 6. eine Sequenz demonstrierter Objekte 7. ein Diskurssegment 8. eine Folge von Bewertungen für freie Variablen. 492

23 In diesem System sehen die Wahrheitsbedingungen folgendermaßen aus: Ich bin jetzt wach ist wahr am Index <t, l, s, h, i, d, f>, gdw. s zu t wach ist. 493

24 Probleme 494

25 Viele Sätze sind auf eine unvorhersehbare unvorhersehbare Weise kontextabhängig. 495

26 Es ist Herbst. Dieser Satz ist jetzt wahr in der nördlichen Hemisphäre und falsch in der südlichen. Wir müssen die Interpretation dieses Satzes zusätzlich auf Hemisphären relativieren! 496

27 Es ist 12:30 Uhr. Die Wahrheit dieses Satz hängt von einer Zeitzone ab. Wir müssen die Interpretation dieses Satzes zusätzlich auf Zeitzonen relativieren! 497

28 John kam zur Mensa. John ging zur Mensa. Diese beiden Sätze enthalten einen Gesichtspunkt Gesichtspunkt. Sie sind zwar unter denselben Bedingungen wahr, aber im ersten befindet sich der Sprecher in der Mensa, im zweiten außerhalb dieser. 498

29 Kaplans Charakter-Theorie 499

30 David Kaplan (*1933) Kaplan ist ein einflussreicher amerikanischer Philosoph, der derzeit in Los Angeles lehrt. Er war der letzte Doktorand von Carnap und war Schüler von Montague und Alonzo Church. Seine wichtigsten Beiträge zur Philosophie liegen auf dem Gebiet der Semantik, insbesondere der Semantik von Glaubenssätzen sowie der Semantik von deiktischen Ausdrücken. Quantifying In (1968); Dthat (1978); Opacity (1986); Demonstratives (1989) 500

31 Wir können für das Problem mit deiktischen Ausdrücken die folgende allgemeine Beschreibung geben: Wenn wir einen kontextabhängigen Ausdruck x haben, dann müssen wir, um ihn interpretieren zu können, eine Regel α kennen, welche diesem Ausdruck je nach Kontext C einen entsprechenden Bezugsgegenstand zuordnet. α (x, C) 501

32 Beispiel Ich bin jetzt wach ist wahr, gdw. α(ich, C) α(jetzt, C) wach ist. 502

33 David Kaplan konzipiert solche Regeln als Funktionen, welche (mögliche) Kontexte als Argumente und Bedeutungen als Werte besitzen. Er nennt sie den Charakter eines Ausdrucks. Der Charakter eines Ausdrucks legt mit Bezug auf die relevanten kontextuellen Merkmale der Äußerungssituation die Bedeutung des Ausdrucks fest. 503

34 Doppelte Bewertung Kontext C 1 Kontext C 2 Welt w 1 Welt w 2 Fred äußert Ich bin ein Philosoph. Hans äußert Ich bin ein Philosoph. Fred ist Philosoph. Hans ist Philosoph. Charakter Ich bin ein Philosoph. +C 1 +C 2 Intension Fred ist ein Philosoph. Hans ist ein Philosoph. +w 1 +w 2 +w 1 +w 2 Extension wahr falsch falsch wahr 504

35 Kaplans Theorie enthält eine Logik deiktischer Ausdrücke mit interessanten philosophischen Konsequenzen. Der Sprecher eines Satzes existiert in jeder Welt, in der der Satz geäußert wird, daher sind die Sätze: Ich existiere. Ich bin jetzt hier. wahr in jeder Welt, d.h. sie sind notwendig wahr. Andererseits ist der Bedeutung dieser Sätze verschieden von Kontext zu Kontext. Die Bedeutung des Satzes ist demnach kontingent. Es gibt notwendig wahre Sätze, deren Bedeutung kontingent ist! 505

36 Die Implikaturentheorie von Grice 506

37 [Herbert] Paul Grice ( ) Grice ist bekannt geworden durch seine Arbeiten zur Sprachphilosophie. Er führte den Begriff der Sprecherbedeutung ein, erfand die konversationalen Implikaturen (Pragmatik) und entwickelte eine intentionale Semantik. Logic and Conversation (1975) ; Further Notes on Logic and Coversation (1978); Studies in the Way of Words (1989) 507

38 Was (literal) gesagt wird. Einige Sportler rauchen. Hans ist eine Intelligenzbestie. (A: Kommst du zur Party?) B: Ich muss arbeiten. Sie gab ihm den Schlüssel und er öffnete die Tür. (A: Ich möchte nächste Woche das Matterhorn besteigen.) B: Ihr Knie braucht Zeit zur Heilung. Ich sah John um Mitternacht mit einer Frau. (A: Hat Hans eine Freundin?) B: Er ist oft in Berlin gewesen die letzten Tage. Er war nicht gerade ein Held. Was mitgemeint (implikiert) ist. Nicht alle Sportler rauchen. Hans ist ein Idiot. (Ironie) (A: Kommst du zur Party?) B: Nein, ich komme nicht zur Party. Sie gab ihm den Schlüssel und danach öffnete er die Tür mit diesem Schlüssel. A: Ich möchte nächste Woche das Matterhorn besteigen. B: Sie sollten damit noch warten. Ich sah John um Mitternacht mit einer Frau, die mir nicht bekannt ist. (A: Hat Hans eine Freundin?) B: Er hat (möglicherweise) eine Freundin in Berlin. Er war feige. (Litotes) Hannah beleidigte John und John verzweifelte. Hannahs Beleidigung brachte John zur Verzweiflung. 508

39 Implikaturtypen Konventionelle Implikaturen sind kontextunabhängig ggund Bestandteile der konventionellen Bedeutung von bestimmten Ausdrücken. Konversationale Implikaturen sind kontextabhängig und entstehen, weil die Konversationsteilnehmer bestimmten Konversationsmaximen folgen. 509

40 Bill ist ein Engländer, d.h. er ist mutig. Bill ist ein Engländer aber mutig. Bill ist ein Engländer und er ist mutig. literal gesagt Bill ist ein Engländer... Bill ist ein Engländer aufgrund dessen ist er mutig.... trotz dessen ist er mutig. implikiert implikiert 510

41 Konversationale Implikaturen [Beispiel: Ironie] [Es regnet in Stömen] A: Schönes Wetter heute! Der Hörer weiß, dass das Wetter scheußlich ist und dass A das bemerkt haben muss. Es ist also offensichtlich, dass A etwas gesagt hat, was A für falsch hält. (Ironie) Der Hörer nimmt an, dass sich A kooperativ verhält, d.h. etwas informatives sagen will. Der Hörer versucht demnach, die Aussage von A anders zu deuten. Der Hörer schließt (implikiert), dass A ihm nahe legen wollte, dass heute Mistwetter herrscht. 511

42 Kooperationsprinzip Mache deinen Gesprächsbeitrag jeweils so, wie es von dem akzeptierten Zweck oder der akzeptierten Richtung des Gesprächs, an dem du teilnimmst, gerade verlangt wird. Paul Grice,, Logik und Konversation 512

43 Maximen der Quantität Maximen der Qualität Sei so informativ wie nötig! Sei nicht informativer als nötig! Sage nichts, was du für falsch hältst! Sage nichts, wofür dir angemessene Gründe fehlen! Maximen der Modalität Maxime der Relevanz Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks! Vermeide Mehrdeutigkeit! Fasse dich kurz! Der Reihe nach! Sei relevant! 513

44 Konversationale Implikaturen sind nicht an Worte oder besondere sprachliche Konstruktionen gebunden; ergeben sich aus dem Zusammenspiel a) des Inhaltes des geäußerten Satzes, b) dem Kontext der Äußerung sowie c) aus den Prinzipien der rationalen kooperativen Konversation; beruhen darauf, dass die Kommunikation eine regelgeleitete Aktivität ist, bei der bestimmte Prinzipien (Maximen) beachtet werden. 514

45 Wie kann man Implikaturen unter Ausnutzung der Konversationsmaximen berechnen? Verletzung der Maximen Ein Sprecher A verstößt offen gegen g eine der Maximen, aber B bezweifelt nicht, dass A dem allgemeinen Kooperationsprinzip Folge leistet. In diesem Fall hat B die Möglichkeit, die Maximen so auszubeuten, dass er einen Grund für das Verhalten von A findet (konstruiert). 515

46 Gutachten: Sehr geehrte Damen und Herren, der Student X beherrscht die deutsche Sprache ausgezeichnet und nimmt an allen Veranstaltungen regelmäßig teil. Der Leser bemerkt, dass das Gutachten nicht informativ ist. (Verletzung der Maxime der Quantität) Der Leser nimmt an, dass sich der Gutachter kooperativ verhält. (Unterstellung, dass das Kooperationsprinzip in Geltung bleibt) Der Leser versucht, die Aussage des Gutachters anders zu deuten. (Er nimmt an, dass der Gutachter etwas anderes mitteilen wollte, und zwar so, dass auch die Maxime der Quantität in Geltung bleibt!) Ein plausibler Grund dafür, dass der Gutachter nicht informativ war, bestünde darin, dass (a) alles, was man sonst über den Kandidaten sagen könnte, etwas Schlechtes wäre und (b) der Gutachter nichts Schlechtes über den Kandidaten sagen wollte. Der Leser kann demnach schließen (implikieren), dass ihm der Gutachter nahe legen wollte, dass der Student für den Job ungeeignet ist. 516

47 Partikulare vs. generalisierte konversationale Implikaturen Für bestimmte Implikaturen muss man die Eigenschaften der Äußerungssituation kennen, für andere nicht. Partikulare Implikaturen entstehen, weil der Kontext ein bestimmtes Merkmal besitzt. Schönes Wetter heute!, Gutachten Generalisierte Implikaturen beruhen nicht auf spezifischen Kontextmerkmalen. Maria hat drei Katzen. (nämlich genau drei und nicht vier oder fünfzehn) Hans trifft sich heute Abend mit einer Frau. (nicht mit seiner Frau, seiner Mutter oder Schwester) 517

48 Ablösbarkeit Konversationale Implikaturen sind nicht an bestimmte Worte gebunden. Sie hängen vom Kontext t und den Konversationsmaximen ab, nicht aber vom Gebrauch eines bestimmten Wortes. Hans ist eine Intelligenzbestie! Hans ist ein Genie! Hans ist die Intelligenz in Person! 518

49 Aufhebbarkeit Konversationale Implikaturen lassen sich umgehen (löschen). Wenn eine Äußerung eine konversationale Implikatur besitzt, t dann ergibt die Hinzufügung der Negation der Implikatur keinen Widerspruch. Er war nicht gerade ein Held! Er war nicht gerade ein Held! Er war feige. (Litotes) Aber feige war er nicht. 519

50 Präsuppositionen 520

51 Wenn man also behauptet, so ist immer die Voraussetzung selbstverständlich, dass die gebrauchten einfachen oder zusammengesetzten Eigennamen eine Bedeutung haben. Wenn man also behauptet, Kepler starb im Elend, so ist dabei vorausgesetzt, dass der Name Kepler etwas bezeichne; aber darum ist doch im Sinne des Satzes Kepler starb im Elend der Gedanke, dass Kepler etwas bezeichne nicht enthalten. Gottlob Frege: Über Sinn und Bedeutung 521

52 Satz: Negierter Satz: Präsupposition: Negation: Kepler starb im Elend. Kepler starb nicht im Elend. Der Name Kepler bezeichnet etwas. # Kepler gibt es nicht, und dieser starb im Elend. Präsuppositionen werden nicht mitbehauptet und können daher nicht negiert werden; sie sind statt dessen: Bedingungen für die erfolgreiche Äußerung eines Satzes. 522

53 Präsuppositionen und Russells Kennzeichnungstheorie Der gegenwärtige König von Frankreich ist reich. Es gibt einen und nur einen König von Frankreich und dieser ist reich. Die Russell-Paraphrase enthält keine singulären Terme, weshalb die Probleme mit nicht-denotierenden Ausdrücken nicht mehr auftauchen. Das, was bei Frege eine Präsupposition genannt wird, erscheint bei Russell als eine logische Folgerung des Satzes. Der präsuppositionale Gehalt wird mitbehauptet. 523

54 Die Beobachtung Freges, dass die Negation eines Satzes seine Präsuppositionen teilt, ersetzt Russell durch eine Ambiguität, die aus der unterschiedlichen Reichweite (=Skopus) der Partikel nicht resultiert. Der gegenwärtige König von Frankreich ist nicht reich. Fall 1: Es ist nicht der Fall, dass es einen und nur einen gegenwärtigen König von Frankreich gibt, der reich ist. (Präsupposition wird getilgt) Fall 2: Es gibt einen und nur einen gegenwärtigen König von Frankreich und dieser ist nicht reich. (Präsupposition bleibt erhalten) 524

55 Peter F. Strawson ( ) Strawson ist ein britischer Philosoph, der die Methoden der analytischen Philosophie auf klassische philoso-phische h Probleme anwendet. Er kritisierte Russells Kennzeichnungs-theorie, entwickelte ein Konzept der deskriptiven Metaphysik und gilt als ein einflussreicher Kantinterpret. On Referring (1950); Introduction to Logical Theory (1952); The Bounds of Sense (1966); Scepticism and Naturalism (1985) 525

56 Kritik an Russell Wenn eine Präsupposition nicht erfüllt ist, dann kann man mit dem Satz keine Behauptung machen. Russell kann die folgende Unterscheidung nicht mehr vornehmen: Ich benutze einen Ausdruck, um auf einen Gegenstand Bezug zu nehmen. Ich behaupte, dass es ein Individuum gibt, welches gewisse Eigenschaften besitzt. 526

57 Die klassische (semantische) Definition einer Präsupposition Eine Aussage A präsupponiert eine Aussage B genau dann, wenn die Wahrheit von B eine notwendige Bedingung für die Wahrheit oder Falschheit von A ist. 527

58 Was sind eigentlich Präsuppositionen? Die Beantwortung dieser Frage hat insbesondere in den 60ern bis zum Ende der 70er Jahre zu einer umfangreichen Debatte geführt, in der hauptsächlich zwei Positionen vertreten t wurden. 528

59 Die semantische Konzeption Präsuppositionen sind wie die logischen Folgerungen ein Spezialfall der semantischen Implikationen eines Satzes. 529

60 A>>B(Apräsupponiert B), gdw. A B (in jeder Interpretation, in der A wahr ist, ist B wahr) und A B (in jeder Interpretation, in der A falsch ist, ist B wahr) Wenn wir uns an die Auffassung halten, dass es nur zwei Wahrheitswerte gibt, dann impliziert diese Definition die Ansicht von Frege und Strawson, dass ein Satz keinen Wahrheitswert besitzt, wenn seine Präsuppositionen nicht erfüllt sind. Mit dieser Definition lässt sich die klassische zweiwertige Logik nicht halten! 530

61 Die pragmatischen Konzeption Präsuppositionen sind Unterstellungen, die ein Sprecher mit einer Äußerung in einem speziellen Kontext macht. 531

62 Sprechakttheoretische Ansätze Präsuppositionen werden als Bedingungen für den akzeptablen Gebrauch eines Satzes thematisiert. Fillmore, Langendoen & Savin 532

63 Sprecherbasierte Ansätze Präsuppositionen werden als diejenigen Annahmen gekennzeichnet, die ein Sprecher in einem Diskurs als geteilte Hintergrundannahmen voraussetzen kann. Stalnaker, Soames 533

64 Konversationale Ansätze Präsuppositionen werden als eine spezifische Form konventioneller oder konversationaler Implikaturen angesehen. Sadock, Karttunen & Peters, Kempson 534

65 Präsuppositionsträger 535

66 Eigennamen Kepler starb (nicht) im Elend. >> Es gibt jemanden namens Kepler. 536

67 Quantoren (Nicht) Jedes der Kindes von John schläft. >> John hat Kinder. 537

68 Aspektverben John hat (nicht) aufgehört seine Großmutter zu schlagen. >> John hat seine Großmutter geschlagen. 538

69 Betonung Der FLEISCHER tötete die Gans (nicht). >> Jemand tötete die Gans. 539

70 Spaltsätze Es war (nicht) Barney, der den Honig stahl. >> Jemand stahl den Honig. 540

71 Präsuppositionstests 541

72 Negationstest Peter bedauert, dass Hans gegangen ist. Jemand bedauert, dass Hans gegangen ist. >> Hans ist gegangen. Peter bedauert nicht, dass Hans gegangen ist. =/ Jemand bedauert, dass Hans gegangen ist. >> Hans ist gegangen. Präsuppositionen sind diejenigen Folgerungen g von Sätzen, welche unter Negation erhalten bleiben. 542

73 Modalitätstest Peter bedauert, dass Hans gegangen ist. Jemand bedauert, dass Hans gegangen ist. >> Hans ist gegangen. Vielleicht bedauert es Peter, dass Hans gegangen ist. =/ Jemand bedauert, dass Hans gegangen ist. >> Hans ist gegangen. Bei der Einbettung unter einen Modalitätsoperator bleibt die Präsupposition erhalten, die Folgerung nicht. 543

74 Das Projektionsproblem 544

75 Was geschieht mit den Präsuppositionen eines Satzes, wenn dieser in einem komplexeren Satz eingebettet ist? Langendoen und Savin (1972) 545

76 Was sind die Präsuppositionen von (A 1, A 2,..., A n )? Die kumulative Hypothese (A 1, A 2,..., A n ) >> P(A 1 ) & P(A 2 ) & & P(A n ) A 1, A 2,..., A n sind elementare Sätze P(A 1 ), P(A 2 ),..., P(A n ) sind die die Präsuppositionen von A 1 bis A n (A 1, A 2,..., A n ) ist ein komplexer Satz, der aus der Kombination von A 1, A 2,..., A n gebildet worden ist. 546

77 Probleme 547

78 Direkte Rede Hans sagte: Paul hat aufgehört seine Großmutter zu schlagen. >/> Paul hat seine Großmutter geschlagen. 548

79 Propositionale Einstellungen Hans glaubt, dass Paul aufgehört hat, seine Großmutter zu schlagen. >/> Paul hat seine Großmutter geschlagen. 549

80 Aufhebung mittels direkter Verneinung der Präsupposition eines negierten Satzes Paul hat nicht aufgehört seine Großmutter zu schlagen, weil er sie nie geschlagen hat. >/> Paul hat seine Großmutter geschlagen. 550

81 Disjunktion Entweder hat Hans seine Großmutter nie geschlagen, oder er hat aufgehört, sie zu schlagen. >/> Paul hat seine Großmutter geschlagen. 551

82 Sprechakttheorie 552

83 John Langshaw Austin ( ) Austin gilt als einer der Begründer der sog. Ordinary Language Philosophy. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Handlungsaspekt der Sprache (Sprechakte), sowie mit der Struktur von Äußerungen über Sinneseindrücke. Seine beiden Hauptwerke basieren auf Skripten und Vorlesungen, die von seinen Schülern posthum veröffentlicht wurden. How To Do Things With Words (1962); Sense and Sensibilia (1962) 553

84 Der Handlungsaspekt der Sprache [Beim Pokern] Ich verdopple. [Im Standesamt] Hiermit ernenne ich sie zu Mann und Frau. [Bei einer Taufe] Hiermit nenne ich dieses Schiff Queen Victoria. Diese Sätze liefern keine Beschreibung meines Tuns, sondern sind Handlungen, die in einem Verdoppeln des Einsatzes beim Pokern, in einer Heirat oder einer Schiffstaufe bestehen. Niemand könnte im Anschluss an die jeweiligen Äußerungen Das ist falsch! sagen. 554

85 Performative Sätze werden verwendet, um eine Handlung zu vollziehen. Sie können nicht wahr oder falsch sein, sondern höchstens wie Handlungen gelingen oder misslingen. Deskriptive Sätze werden verwendet, um eine beschreibende Aussage machen, die wahr oder falsch sein kann. 555

86 Geglücktheitsbedingungen/ Gelingensbedingungen für Sprechakte Es muss eine konventionelle Regel geben, nach der der Sprechakt vollzogen wird. Die Umstände und Personen müssen angemessen sein. Die Regel muss korrekt und vollständig ausgeführt werden. Oft müssen die beteiligten Personen entsprechende Gedanken, Gefühle oder Absichten besitzen, und falls ein Anschlussverhalten gefordert wird, dann müssen die relevanten Personen dies ausführen. 556

87 Die Regeln, die unsere Sprechakte leiten, sind in den meisten Fällen nur implizit in unserer sozialen Praxis verankert. Nur selten gibt es explizite Niederschriften oder Anweisungen zum Vollzug bestimmter Sprechakte, wie etwa in institutionellen Praktiken wie einer Heirat oder einer Taufe oder in den Regelwerken von Kartenspielen etc. 557

88 Die Struktur eines Sprechaktes 558

89 Lokutionärer Akt: die Bedeutung oder der Inhalt einer Äußerung (Lokution entspricht in etwa dem Begriff der Proposition) Illokutionärer Akt: der Handlungsaspekt oder typ eines Sprechaktes (Befehl, Angebot, Bitte, Versprechen etc.) Perlokutionärer Akt: die Folgen eines Sprechaktes (die Tatsachen, die dadurch, dass ein Sprechakt eine Handlung ist, geschaffen oder verändert werden) 559

90 Die meisten Sprechakte können so vollzogen werden, dass sie nicht nur einen Sprechakt zum Ausdruck bringen, sondern diesen auch explizit beschreiben: Ich werde hier sein. Du musst dich setzen! Ich war dumm. Ich verspreche, dass ich hier sein werde. Ich befehle dir hiermit, dich zu setzen. Ich gebe zu, dass ich dumm war. 560

91 Explizite performative Äußerungen enthalten ein handlungsanzeigendes Verb wie versprechen oder zugeben (jeweils in der ersten Person Indikativ Präsens) sowie manchmal auch weitere Indikatoren wie das Adverb hiermit. Solche Ausdrücke nennt Austin illokutionäre Indikatoren: Ich gebe hiermit zu, dass ich es getan habe. Im Gegensatz dazu stehen Äußerungen, die indirekt oder implizit performativ sind. Ich hab s getan. 561

92 John R. Searle (*1932) John Searle wurde bekannt durch seine Arbeiten zur Sprechakttheorie, zur Philosophie des Geistes sowie zur Sozialphilosophie. Er arbeitet auf vielfältigen Gebieten und gilt heute als einer der wichtigsten philosophischen Autoren. Speech Acts (1969); Expression and Meaning (1979); Minds, Brains, and Programs (1980); Intentionality (1983); The Rediscovery of Mind (1992); The Construction of Social Reality (1997) 562

93 Klassifikation von Sprechakten 563

94 Sprechakt Zweck Anpassungsrichtung psychischer h Zustand Deklarative institutionelle Welt-an-Wort? Routinen Repräsentative Festlegung auf die Wahrheit Wort-an-Welt Glaube/Wissen Direktive Hörer soll etwas tun Welt-an-Wort Wunsch Kommissive Festlegung auf eine Handlung Welt-an-Wort Absicht Expressive Ausdrücken einer? variabel Einstellung 564

95 Deklarative (taufen, heiraten, kündigen,...) Deklarative Sprechakte sind sprachliche Routineformeln, die in der Regel an die Existenz von Institutionen tionen gebunden sind. Hiermit kündige ich zum Der Angeklagte ist schuldig. 565

96 Repräsentative (behaupten, feststellen, berichten,...) Repräsentative Sprechakte legen den Sprecher darauf fest, dass der ausgedrückte propositionale Inhalt der Äußerung wahr ist. Die Erde ist flach. Ein neuer Bürgermeister wurde gewählt. 566

97 Direktive (befehlen, auffordern, bitten,...) Direktive Sprechakte haben den Zweck, dass der Sprecher versucht, es den Hörer Höe dazu zu bringen bingen etwas zu tun. Einen Kaffe, schwarz mit etwas Zucker bitte! Nicht betreten! 567

98 Kommissive (versprechen, ankündigen, drohen,...) Kommissive Sprechakte haben die Funktion, den Sprecher auf eine zukünftige Handlung festzulegen. Ich bin gleich zurück. Ich verspreche, das nicht wieder zu tun. 568

99 Expressive (danken, gratulieren, sich entschuldigen,...) Expressive Sprechakte haben die Funktion, zu einem Sachverhalt eine Einstellung zum Ausdruck zu bringen. Es tut mir sehr leid. Danke für das Kompliment. 569

100 Gelingensbedingungen 570

101 Bitte tue A! Einleitungsbedingungen Der Sprecher glaubt, dass der Hörer A tun kann. Es ist nicht offensichtlich, dass der Hörer A tun würde, ohne darum gebeten zu werden. 571

102 Bitte tue A! Bedingung des propositionalen Gehalts Der Hörer wird A tun. 572

103 Bitte tue A! Aufrichtigkeitsbedingung Der Sprecher hat tatsächlich t h den Wunsch, dass der Hörer A tut. 573

104 Bitte tue A! Wesentliche Bedingung Die Äußerung der Bitte ist ein Versuch, den Hörer dazu zu bringen, A zu tun. 574

105 Beispiel Das geglückte Versprechen 575

106 Hiermit verspreche ich, A zu tun. Wenn ein Sprecher S einen Satz T im Beisein eines Hörers H äußert, dann verspricht er H, dass er A tun wird, gdw. die folgenden Bedingungen erfüllt sind: 576

107 Einleitungsbedingungen generell: S und H sprechen die gleiche Sprache, sind nicht taub oder betrunken und es handelt sich um Erwachsene. spezifisch: Die Ausführung von A durch S ist für H positiver als die Unterlassung. # Ich verspreche dir, morgen Pilzsuppe zu kochen, obgleich ich weiß, dass du Pilze hasst. spezifisch: Es ist nicht offensichtlich, dass S sowieso A ausführen würde. # Ich gehe jeden Tag zur Arbeit und verspreche, es morgen auch zu tun. 577

108 Bedingungen des propositionalen Gehalts Mit der Äußerung von T drückt S die Proposition, dass p, aus. # Ich verspreche dir einen Klurks. Indem S ausdrückt, dass p, sagt S eine zukünftige Handlung A von S voraus. # Ich verspreche, dass ich gestern in Theater war. 578

109 Aufrichtigkeitsbedingung S beabsichtigt tatsächlich, A zu tun. # Ich verspreche zu kommen, werde es aber nicht tun. 579

110 Wesentliche Bedingung Es liegt in der Absicht von S, sich mit der Äußerung von T zur Ausführung von A zu verpflichten. # Ich verspreche, den Kuchen zu backen, habe aber nicht die Absicht es zu tun. 580

111 Sonstiges S beabsichtigt, dass H erkennt, dass S mit der Äußerung von T die Verpflichtung zur Ausführung von A übernimmt. Ein Versprechen funktioniert nur, wenn der Sprecher denkt, dass der Hörer seine Äußerung überhaupt als ein Versprechen auffasst. 581

112 Indirekte Sprechakte 582

113 Ein indirekter Sprechakt liegt dann vor, wenn in einem nicht-neutralen Kontext auf das Vorliegen einer Illokution geschlossen wird, die von der im neutralen Kontext zu erwartenden Illokution abweicht. 583

114 Äußerung ausgedrückter Sprechakt gemeinter Sprechakt Der Kleine hat in die Windeln geschissen. Deklarativ Aufforderung Hier zieht es. Deklarativ Aufforderung Kannst du mir das Salz reichen? Frage Bitte Ist das denn realistisch? Frage Entgegnung g g Verschwinde jetzt bitte aus dem Zimmer. Bitte Warnung Ich verspreche dir, dass du keinen Versprechen Drohung Nachtisch bekommst. 584

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