Die Finanzmärkte: Rückblick 2012 Ausblick 2013
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- Klaus Hochberg
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1 Die Finanzmärkte: Rückblick 2012 Ausblick 2013 Das gab es auch noch nicht: Europa rutscht in die Rezession, Chinas Wirtschaft steuert auf eine harte Landung zu, der Supermacht Amerika droht ein böses Schuldenerwachen, aber der deutsche Aktienmarkt steigt um 29 Prozent. Das Börsenjahr 2012 wird uns also sicherlich noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Zu Beginn des Jahres überwog noch die Angst vor einer Ausweitung der Finanzkrise, dann schlug die Stimmung um und die durchschnittlichen Kurszielschätzungen der Analysten für den DAX lagen im Gro bei ca Punkten. Dass der deutsche Leitindex auf 7612 hochschiesst und damit sein bestes Resultat seit 2003 abliefern würde haben aber nicht einmal die optimistischsten Marktteilnehmer erwartet. Rückblickend betrachtet, hat also keiner der namhaften Analysten Recht behalten, was sicherlich auch daran liegt, dass 2012 von vielen politischen Ereignissen geprägt und somit alles andere als leicht prognostizierbar war. Rückblick: Politisch gesteuerte Börsen im Jahr 2012 Wie bereits im Jahr 2011 wurden die Kapitalmärkte auch 2012 durch politische Faktoren beeinflusst. So hat der DAX am Freitag den 13. Januar rund 200 Punkte verloren, nachdem die US-Ratingagentur Standard & Poors die Bonität von neun europäischen Staaten herabgestuft hat. Die Panik war aber nur von kurzer Dauer und der DAX konnte bis Ende Februar auf 6856 Punkte ansteigen. Dieser Zuwachs hat sämtliche Experten überrascht, denn die Stimmung unter den Anlegern war so schlecht, wie zu Zeiten der Lehmann Pleite inmitten der Finanzkrise. Offensichtlich trauten die "Retail-Investoren" dem Frieden nicht, wobei der DAX jedoch ungeachtet dessen weiter anstieg. Nach einem kleinen Rücksetzer auf 6612 Punkte, wird aber bereits am 16. März schon wieder ein neues Jahreshoch mit 7194 Punkten erreicht. In dieser Zeit flutet die EZB die europäischen Märkte weiter mit frischem Kapital. 800 Banken leihen sich bei der EZB 530 Milliarden, zum lächerlich niedrigen Zinssatz von 1% und auch die internationalen Kapitalmärkte werden mit Liquidität geflutet. Um den Zusammenbruch des Finanzsystems zu finanzieren, wird Geld gedruckt bis die Notenpressen qualmen. Dadurch fallen die Kurse von Staatsanleihen und die Aktienkurse steigen künstlich. Wo soll das nur hinführen? Erste Zweifel machen sind breit. Wieder einmal wird am Freitag den 13. April ein neues Monatstief markiert. Der DAX fällt bis auf 6552 Punkte und verliert somit in wenigen Tagen fast 7%. Die Anleger werden nervöser, da langsam auch der gefürchtete Börsenmonat Mai "Sell in May and go away" naht. Der Mai hat es 2012 in sich! Am ersten Handelstag erreicht der DAX sein Hoch bei 6875 und schliesst Ende Monat bei 6208 Punkten. Kurz danach machen Marktgerüchte über ein neues Geldlockerungsprogramm der amerikanischen FED die Runde. Denn wenn die Wirtschaft nicht brummt, muss mit frischem Geld nachgeholfen werden. Der Markt fällt jedoch ungeachtet dessen bis zum 5. Juni auf 5914 Punkte und markiert damit seinen Tiefstpunkt für Die sich verdichtenden Gerüchte über ein neues "QE" Programm (dritte Runde der FED soll bevorstehen), geben dem Markt jedoch neue Impulse und die alles entscheidende Wahl in Griechenland beeinflusst die Börse auch äusserst positiv, bevor die typische "Sommerflaute" einsetzt. Der DAX pendelt zwischen Punkten. Mitte Juli bricht der DAX binnen 2 Handelstagen um fast 400 Punkte ein, ohne dass dafür Gründe bekannt werden.
2 Im August geht die politische Schlammschlacht rund um die Euro-Krise weiter, aber die Aktienkurse steigen ungeachtet dessen weiter und der DAX überspringt erneut die Marke von 7000 Punkten. Am 21. September erreicht der DAX einen neuen Höchststand bei 7478 Punkten. Die Euro-Krise scheint zumindest in den Aktienkursen überstanden zu sein. Nicht ganz unschuldig daran ist Mario Draghi. "Der Euro ist unumkehrbar", ist die zentrale Botschaft der EZB. Was für ein Paukenschlag! Die EZB wird künftig unbegrenzt Staatsanleihen von Peripherieländern kaufen. Die Staatsfinanzierung per Notenpresse ist somit perfekt und die Märkte geraten in Feierlaune. Im Oktober aktivierte die FED das angekündigte QE3 Programm. Die amerikanische Notenbank kauft nun ohne Zeitbegrenzung jeden Monat hypothekenbesicherte Wertpapiere für 40 Mrd. Dollar, um den schwächelnden Häusermarkt zu stützen, die Kurse von Anleihen zu steigern, und die Zinsen zu senken. Der November war sehr stark vom Wahlkampf in Amerika geprägt, wobei auch Spekulationen über Ben Bernanke aufkamen. Ein Wahlsieg von Mitt Romney hätte das Aus für die lockere Geldpolitik und somit auch für "Helikopter Ben" bedeutet. Der DAX taumelte zwischen Punkten, wobei negative Divergenzen zu beobachten waren. Die weitere Erholung der Finanzmärkte geriet ins Stocken und als Wirbelsturm "Sandy" grosse Teile der US-Ostküste zerstörte, blieben die US- Börsen zeitweise geschlossen. Letztendlich setzt sich Obama vor Romney durch und wird erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Vor ihm liegen zahlreiche Hürden. Die Märkte gerieten Anfangs November nochmals unter Druck. Der DAX brach von 7375 Punkten zeitweise um 450 Punkte ein und auch der Dow Jones fiel von Punkten auf Punkte zurück. Doch dann drehte die Stimmung an den Aktienmärkten erneut und der DAX stieg wieder auf 7442 Punkte. Die Börse zeigte es wieder einmal allen. Angst und Zuversicht könnten nicht näher beieinander liegen. Denn urplötzlich sind sich die Marktteilnehmer einig: Die Fiskalklippe in den USA muss bis spätestens im Januar 2013 umschifft werden. Ohne eine Einigung wird die USA in eine Rezession fallen. Ab Januar würden Belastungen von 660 Mrd. Dollar auf die Bürgerinnen und Bürger der USA zukommen und genau dies wird die politische Elite nicht zulassen können! Performancevergleich (in % dargestellt) vom DAX DOW JONES EURO STOXX 50 S & P
3 Währungen: Unterschiedliche Entwicklungen im Jahr 2012 Nachdem sich 2011 mit Ausnahme des thailändischen Baht alle Währungen positiv entwickelten, waren im Jahr 2012 Verluste beim US-Dollar, dem japanischen Yen, sowie beim Hongkong Dollar zu verzeichnen. Abgesehen vom Absturz des YEN (-12.93%) haben sich die Währungsverluste beim US- und beim Hongkong Dollar mit -1.78% und -1.89% in Grenzen gehalten. Im Schweizer Franken konnten leichte Kursgewinne (+0.34%) realisiert werden und sowohl im thailändischen Baht, wie auch im britischen Pfund konnten mit +1.36% resp % Kursgewinne verbucht werden USD GBP SFR YEN Anleihen: Die Schere schliesst sich wieder Im Anleihenmarkt haben sich die Unterschiede zwischen den als sicher geltenden Staaten und hochverschuldeten Ländern wieder etwas normalisiert. In den sicheren Häfen näherten sich die Renditen sogar der Null-Linie an und markierten damit historische Tiefststände, während vor allem Südeuropa immer noch relativ hohe Zinsen anbieten musste. Da seitens der Investoren das Vertrauen in die EZB welche unbeschränkt Staatsanleihen aufkauft wieder etwas gestiegen ist, dürfte im Verlaufe des Jahres 2013 das aktuelle Niveau mit geringer Schwankungsbreite verteidigt werden. Zinsen europäischer Staatsanleihen (Stand )
4 Ausblick: Politisch gesteuerte Börsen im Jahr 2013 Nach einem starken Börsenjahr besteht nach Einschätzung von Experten durchaus weiteres Potential für die Finanzmärkte. Niedrige Zinsen, die offenen Geldschleusen der Notenbanken, die Entspannung in der europäischen Schuldenkrise, eine globale Konjunkturerholung und günstige Bewertungen sollten die Kurse weiter stützen, ungeachtet der dringend notwendigen Erhöhung der US-Verschuldungsgrenze. So deutlich wie im vergangenen Jahr in dem der DAX die Aktienindizes sämtlicher grossen Industrienationen und auch diejenigen der meisten Schwellenländer hinter sich gelassen hat werden die Zuwächse aber wohl nicht mehr ausfallen. Der DAX hat 2012 die Konkurrenz-Indizes deutlich hinter sich gelassen. Die Konkurrenz konnte da nicht mithalten. Der Eurostoxx 50 legte nur etwa halb so stark zu. Der Dow Jones musste sich mit einem Plus von lediglich sieben Prozent zufrieden geben. Und auch der japanische Nikkei 225 blieb hinter dem Dax zurück. Ende 2013 sehen die meisten der befragten Experten den DAX im Schnitt bei 8100 Punkten, also knapp 6.50% Prozent über dem aktuellen Niveau. Die Schätzungen gehen dabei deutlich auseinander. Während die Optimisten der Branche von gleichmässig steigenden Finanzmärkten ausgehen, sieht das Gro der Branche den Verlauf etwas realistischer und erwartet, dass der DAX während des Jahres 2013 zwar neue Höchststände erreicht, dann aber bedingt durch zu erwartende Gewinnmitnahmen bis auf 7300 Punkte zurückfällt, bevor das avisierte Jahresziel erreicht wird. Als entscheidenden Faktor für weiter steigende Aktienkurse sehen die meisten Marktspezialisten die weltweit lockere Geldpolitik der Notenbanken. Die Experten sind überzeugt, dass die Währungshüter auch in Zukunft ihren Beitrag zur Stabilität der Märkte leisten werden und es vorerst keine ernsten politischen Kursrisiken gebe, wenn auch um den Preis, dass aus dem Stabilitätspackt eine Schuldenunion werden könnte. Die Politik der Notenbanken sorgt für niedrige Zinsen, was vor allem Aktien interessant macht. Experten sprechen von einem "Anlagenotstand". Ein Begriff, der laut M.M.Warburg "das Zeug zum Wort des Jahres 2013 hat". Da Anleihen oder Tagesgelder kaum Rendite bringen, bleibt den Investoren fast nichts anderes übrig, als in Aktien zu investieren. Die europäische Schuldenkrise 2012 dominierender Taktgeber für die Börsen weltweit ist derweil etwas aus dem Blickfeld gerückt. Aktienhändler sehen Anzeichen, dass sich die Krise im kommenden Jahr weiter abschwächen wird. Dies könnte für eine grössere Risikobereitschaft der Anleger sorgen und dem Dax auf die Sprünge helfen. Etwas Bedrohungspotenzial räumen Beobachter den italienischen Parlamentswahlen im Frühjahr ein. Eine erneute Kandidatur von Regierungschef Mario Monti scheint ebenso ungewiss, wie eine regierungsfähige Mehrheit für die Fortsetzung der notwendigen Strukturreformen. Im Extremfall könnte sogar Monti-Vorgänger Silvio Berlusconi wieder an die Macht kommen. Dies würde dann vermutlich das Ende der Reformpolitik bedeuten. Unterstützung winkt den Aktienmärkten durch eine Konjunkturerholung, insbesondere in den Schwellenländern. Dort sollte gemäss Experten der Tiefpunkt überschritten sein und auch in der Eurozone dürfte es wieder bergauf gehen. Den USA traut die Mehrheit der Analysten nur ein geringes Wachstum zu, was aber auch als Aktivposten für die deutschen Exporte gesehen werden kann, da die konjunkturfreundliche US-Finanzpolitik "keine Hemmungen zeigen wird, die Wirtschaft schuldenseitig zu stützen".
5 Welche Überraschungen könnten 2013 beeinflussen? Ausnahmesituationen können die beste Planung zunichtemachen. Unkalkulierbare Veränderungen könnten eintreten, wenn: Die Weltwirtschaft nicht wie erwartet langsam wieder Tritt fasst Das Wirtschaftwachstum in den USA durch die drohende Fiskalklippe einbricht und Amerika in eine erneute Rezession abgleitet Die Verschuldungsgrenze in den USA nicht erhöht werden kann und Amerika dadurch faktisch zahlungsunfähig wird Deutschland in eine Rezession zurückfällt Unerwartete Zinserhöhungen seitens der Notenbanken erfolgen Sich eine Verschärfung der Handels- und Währungskriege ergibt Geopolitische Instabilitäten auftreten (z.b. Iran, Nordkorea) Der EURO als Gemeinschaftswährung erneut unter Druck gerät Eine neuerliche Verschärfung der Schuldenkrise erfolgt und z.b.: - Griechenland doch noch die Insolvenz beantragt (Staatsbankrott) - Italien und/oder Spanien unter den europäischen Rettungsschirm flüchten - Weitere EU-Mitglieder (z.b. Frankreich) um Finanzhilfe ansuchen müssen
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