Achtsamer Umgang mit der Suche nach dem «Mehr» des Lebens.
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- Tomas Ackermann
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1 Achtsamer Umgang mit der Suche nach dem «Mehr» des Lebens. Spirituelle Bedürfnisse von Schwerstkranken und ihren Angehörigen wahrnehmen Dienstag, 12. September 2017 Zuger Palliativ Forum Spirituelle Bedürfnisse von Schwerstkranken wahrnehmen
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3 Mondnacht Es war, als hätt' der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müsst'. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. Josef von Eichendorff
4 Annäherung - Spiritualität? Spiritualität Der Begriff Spiritualität Die Bedeutsamkeit Spiritualität und Spiritual Care Spiritualität, Religion und Glaube Spiritualität und Sinnfindung Spiritualität und Spiritual Caregiver Spiritualität und Gesellschaft
5 Erste Annäherung Spiritualität hat Konjunktur. Der Begriff ist uneindeutig. Wer ist zuständig für «Spiritualität»? Wer hat spirituelle Kompetenz? Spiritualität und Weisheit? das «Prinzip Hoffnung»? «Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den anderen, jeder ist allein.» H. Hesse
6 Palliative Care: Der zweite Blick In der Palliative Care geht es oft um den zweiten Blick. Es geht darum, den einzelnen Menschen in seinem Besonderssein, in seiner eben einzigartigen Persönlichkeit wahrzunehmen. (Marlies Näf-Hofman, Autorin von «Palliative Care. Ethik und Recht. Eine Orientierung, Zürich 2011, in Interview am ) Die leibliche Befindlichkeit hängt eng zusammen mit den anderen Erlebnisdimensionen menschlichen Seins, nämlich der seelischen, der sozialen und der spirituellen. Sie sind miteinander verwoben und beeinflussen einander. einem
7 Es ist nötig, die Mehrdimensionalität des menschlichen Daseins wahrzunehmen. Dazu braucht es Zeit Anwesenheit mit allen Sinnen Offenheit für das, was mehr ist, als das «Sichtbare» Achtung vor der Lebenshaltung des Anderen Bewusstsein der eigenen Lebenshaltung
8 Spirituelle Bedürfnisse wahrnehmen und begleiten Was sehen Sie? Können Sie sich vorstellen, dass das Bild für einen Menschen eine zweite Ebene gewinnen könnte? Oder gar mehrere?
9 Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang. Und ich weiss noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein grosser Gesang. Reiner Maria Rilke
10 Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort. Joseph von Eichendorff
11 Gleichnamiger Film v. Andreas Struck, 2008 «Er (Der Hauptdarsteller, d.v.) muss weg, das alte Leben hinter sich lassen und dem Weg ins Ungewisse folgen.»
12 Dying is a spiritual event with medical implications. Gwen London in: Swinton J, Payne R (2009) Christian Practices and the Art of Dying Faithfully
13 Das Sterben ist keine primär medizinische Angelegenheit mehr. ( ) Gerade deshalb beginnen sich die traditionellen professionellen Standards zu verändern, was an der Palliativmedizin besonders gut zu beobachten ist Armin Nassehi in: Frick E., Roser T. (Hgg.), Spiritualität und Medizin
14 Spiritualität Was verstehen wir heute darunter? 3 Minuten Übung zur Selbstverortung: Was verstehe ich unter «Spiritualität»?
15 Spiritualität Wortwurzel: spiritus (lat. Geist) Geistige Dimension, die sich in der empirischen Alltagswelt zeigen kann, aber sich nicht jedem Menschen zeigen muss. -> Erfahrungs- und Bewusstseinsebene, «die sich nicht in der materiell verfassten Welt erschöpft, sondern ihr zugrunde liegt und über sie hinausweist. (vgl. B. Heller/A. Heller, 9.)
16 Cicely Saunders prägte den Begriff von Total Pain : Schmerz umfasst körperliches, seelisches, spirituelles und soziales Leid. Daher geht es in der palliativen Betreuung immer auch um die spirituellen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehörigen. Grundlage ist ein Menschenbild, das davon ausgeht, dass der Mensch eine unteilbare Einheit von körperlichem und geistigem Wesen ist. Vgl. Saunders, Sterben und Leben, Zürich 2009, 15
17 Das mehrdimensionale Menschenbild in der Palliative Care
18 Nationale Leitlinie Palliative Care Nationale Leitlinien Palliative Care Patientinnen und Patienten wird eine ihrer Situation angepasste optimale Lebensqualität bis zum Tode gewährleistet und die nahestehenden Bezugspersonen werden angemessen unterstützt. Die Palliative Care beugt Leiden und Komplikationen vor. Sie schliesst medizinische Behandlungen, pflegerische Interventionen sowie psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung mit ein. und begleiten
19 Mehrdimensionale Bedürfnisse des Menschen: Medizinische/pflegerische Bedürfnisse Soziale Bedürfnisse Seelische Bedürfnisse Spirituelle Bedürfnisse???
20 Spirituelle Begleitung (Nationale Leitlinien) Beitrag zur Förderung der subjektiven Lebensqualität und zur Wahrung der Personenwürde angesichts von Krankheit, Leiden und Tod. Dazu begleitet sie die Menschen in ihren existenziellen, spirituellen und religiösen Bedürfnissen auf der Suche nach Lebenssinn, Lebensdeutung und Lebensvergewisserung sowie bei der Krisenbewältigung. Sie tut dies in einer Art, die auf die Biografie und das persönliche Werte- und Glaubenssystem Bezug nimmt. Dies setzt voraus, dass die existenziellen, spirituellen und religiösen Bedürfnisse der Beteiligten erfasst werden. Interventionen und der Zugang zu adäquaten Angeboten im Bereich der spirituellen Begleitung sind in regelmässigen Abständen im interprofessionellen Team zu thematisieren und die Kontinuität der Begleitung ist zu gewährleisten.
21 Andreas Heller: Spiritualität gehört keiner Religion allein und erwächst nicht nur aus konfessionellen Bindungen. In den modernen Gesellschaften ist nicht nur ein Wechsel zwischen verschiedenen religiösen Angeboten denkbar, sondern genauso eine nicht-organisierte Form von Spiritualität. (Heller, 15) Traugott Roser: Spiritualität ist genau und ausschliesslich das, was der Patient dafür hält. (Roser, 2008)
22 Spiritualität ist die dynamische Dimension menschlichen Lebens, die sich darauf bezieht, wie Personen (individuell und in Gemeinschaft) Sinn, Bedeutung und Transzendenz erfahren, ausdrücken und/oder suchen, und wie sie in Verbindung stehen mit dem Moment, dem eigenen Selbst, mit Anderen/m, mit der Natur, mit dem Signifikanten und/oder dem Heiligen. European Association Of Palliative Care Task Force, Utrecht Oct2010 Übersetzung: Traugott Roser
23 In postmodernen Gesellschaften besteht individuelle Spiritualität häufig aus einem Patchwork verschiedener kultureller, ethnischer und religiöser Einflüsse, die im Lauf einer Biographie an Bedeutung gewinnen und wieder verlieren. So entwickelt sich eine einzigartige Ausprägung von Spiritualität, die in Lebenskrisen herausgefordert wird.
24 Bedeutsam wird Spiritualität unabhängig vom Lebensalter, wenn «grosse Fragen» gestellt werden wenn Statusübergänge anstehen wenn existentiell betreffende Unsicherheit empfunden wird wenn das bisher als «Gleichgewicht des Seins» Erlebte erschüttert wird
25 Spirituelle Not - ist eine Krise im Sinne einer plötzlichen Veränderung, die unter anderem durch den Zusammenbruch der spirituellen Identität (Wer bin ich? Wer bin ich vor anderen, vor mir selbst, vor Gott?, KKE) charakterisiert ist. - Sie stellt die Werte und die Transzendenz, wie sie bis dahin erfahren wurden, in Frage und unterbricht jegliche Suche nach einem Lebenssinn. - Sie stellt auch den Wert in Frage, den der Patient seiner eigenen Würde zuschreibt.» Bigorio, Empfehlungen zu Palliative Care und Spiritualität, 2
26 Spiritual Care Räume öffnen für wesentliche Fragen kein Expertentum allein setzt die eigene Auseinandersetzung des/der Begleitenden mit der Herausforderung, die die Endlichkeit des Lebens darstellt, voraus «Care-Haltung» auch im spirituellen Bereich Der Patient ist spirituell mündig. Seine Fragen sind wesentlich. Seine Antworten sind wesentlich. Ihn auf diesem Weg zu begleiten, Zeit zu schenken und so Zeiträume zu eröffnen und dem zuzuhören, was ihn bewegt, sowie mit ihm auch Antwortlosigkeit auszuhalten, ist die vorrangige Aufgabe spiritueller Begleitung.
27 VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!
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