VDI 7001: Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Bau- und Infrastrukturprojekten
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- Stephan Boer
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1 VDI 7001: Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Bau- und Infrastrukturprojekten VDI Arbeitskreis TGA Stuttgart 9. Februar
2 Die Dagegen-Republik? Wut-Bürger? Strom-Überlandleitungen Gas- und Kohlekraftwerke CO 2 - Endlager Ausbau von Autobahnen Fehmarnbelt-Querung Flughafenausbau Stuttgart 21
3 Einstellungen der Bürger zu großen Infrastrukturprojekten Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach Prof. Dr. Renate Köcher Ergebnispräsentation am auf der Gemeinschaftsveranstaltung von BDI, HDB, BBS/BDZ in Berlin 76 Prozent haben generell Verständnis, wenn Bürger gegen große Bauprojekte protestieren. Schon auf den bloßen Begriff große Bauprojekte reagiert die Mehrheit spontan negativ trotz der Assoziationen mit Arbeitsplätzen, Fortschritt und Wachstum
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7 Die Akzeptanz von Anlagen zur Stromerzeugung Die Stromerzeugung in der Nachbarschaft fänden sehr gut oder gut... in Prozent aller Befragten Solarpark mit Vorerfahrung Windenergieanlage mit Vorerfahrung Biomasseanlage mit Vorerfahrung Gaskraftwerk mit Vorerfahrung Kohlekraftwerk mit Vorerfahrung Atomkraftwerk mit Vorerfahrung Quelle: Umfrage von TNS Infratest 2011; 1002 Befragte; im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien
8 Vielfältige Gründe für Protest NIMBY verborgene Gründe Vertrauensverlust Umwelt / Natur Kosten unklarer Nutzen Risiken Ideologie Wahlen Von oben herab zu wenig Diskussion von Alternativen mangelnde Transparenz
9 Merkmale der Protest-Kommunikation Event-Charakter Emotionalisierung Moralisierung Visualisierung Prominenz Social Media / Social Networks Kriminalisierung
10 Konsequenzen für Vorhabenträger und Verwaltung Verwaltung und Vorhabenträger müssen sich auf die veränderte Ausgangslage für Bau- und Infrastrukturprojekte einstellen. Die Kommunikation zwischen Vorhabenträgern, Politik, Verwaltung und Bürgern ist von entscheidender Bedeutung. Vorhabenträger müssen ihre interne und externe Kommunikation mit den relevanten Anspruchsgruppen systematisch planen und umsetzen. Das Kommunikations-Management muss permanenter Bestandteil des Projektmanagements sein von der Grundlagenermittlung bis zur Dokumentation.
11 VDI-Richtlinien 7001 Vorgeschichte: Stuttgart 21, Arbeitskreise, Veranstaltung in Frankfurt, DIT 2013, Richtlinien, Stuttgart VDI 7001 seit veröffentlicht. VDI 7000 seit Anfang 2015 veröffentlicht. Für wen? Vorhabenträger Generalplaner Ingenieur-/Planungsbüros Projektsteuerer Ausführende Unternehmen Behörden und Bauämter Verbände und Bürgerinitiativen
12 VDI-Richtlinien 7001 und 7000 VDI 7000 Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung für Industrie- und Infrastrukturprojekte VDI 7001 Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Planung und Bau von Infrastrukturprojekten Management-Leitfaden auch Industrieprojekte Praxis-Richtlinie v.a. Bauprojekte Inhalt Anforderungen an ein Stakeholder- Management-System Umsetzung (4 Phasen) - Management-System aufbauen - Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung managen - Formales Genehmigungsverfahren durchführen - Bauphase begleiten Inhalt Allgemeine Anforderungen an gute Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung Gute Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung in den Leistungsphasen der Ingenieurplanung (HOAI) VDI-Prüfliste Kommunikation VDI-Prüfliste Verständlichkeit
13 Acht Grundregeln für gute Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung 1. Frühzeitige Einbeziehung der Bürger/innen 2. Aufgeschlossene und wertschätzende Grundhaltung 3. Einbeziehung von unterschiedlichen Interessen 4. Klare Rahmenbedingungen: Prozessstruktur mit definiertem Mandat und konkretem Erwartungsmanagement 5. Professionelle Prozessgestaltung für Fairness und Transparenz 6. Umfassende Faktenklärung 7. Verständlich kommunizieren 8. Vielfalt der genutzten Beteiligungs- und Kommunikationsinstrumente
14 VDI 7001: Kommunikations-Management in allen Leistungsphasen der Ingenieurplanung Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung Grundlagenermittlung
15 Hand in Hand: Projekt- und Kommunikations-Management Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung Grundlagenermittlung - Aufbauorganisation: Wer ist für interne und externe Kommunikation verantwortlich? - Gesicht des Projekts - Ablauforganisation: Wer berichtet wem? Wie laufen die Kommunikationswege? - Krisenkommunikation: Handbuch
16 Hand in Hand: Projekt- und Kommunikations-Management Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung Grundlagenermittlung - Analyse: Wer sind die relevanten Anspruchsgruppen? Welche Positionen vertreten sie? Welche Chance- und Risiko-Themen gibt es? - Planung: Welche Kommunikationsziele werden verfolgt? Welche Themen müssen in den Mittelpunkt gerückt werden? Wie lauten die Kernbotschaften? - Auf welche Ereignisse muss man Rücksicht nehmen?
17 Analyse-Instrument 1: Relevante Anspruchsgruppen Vorhabenträger Landes-/Bundes- Politiker NGOs Verwaltung (EBA...) Lokalzeitungen Kommunal- Politiker überregionale Medien Social Networks / Social Media betroffene Bürger/ Anwohner lokale Bürgerinitiativen allgemeine Öffentlichkeit
18 Analyse-Instrument 2: Themen-Landkarte Lärm, Abgase, Staub während Bauphase Verlagerung von der Straße Schnellere Verbindungen Fahrplan Gefährdung des Grundwassers Zerstörung des Schlossgartens Bau zu teuer Ausstieg zu teuer Finanzierung anderer Vorhaben FERNVERKEHR FOLGEN FÜR DIE UMWELT FINANZIERUNG Verlagerung von der Straße Flughafen-Anschluss Umstiegszeiten REGIONAL- / NAHVERKEHR Gesamtbewertung Stuttgart 21 NEUE STADTTEILE Stadtentwicklung Parkerweiterung Soziales / ökologisches Wohnen UMGANG / STIL DER KOMMUNIKATION FOLGEN FÜR DEN WIRTSCHAFTSSTANDORT Transparenz Glaubwürdigkeit Bürgerbeteiligung Respekt / Auf Augenhöhe Schaffung von Arbeitsplätzen Stärkung der Wirtschaft Steuereinnahmen
19 Weitere untersuchte Projekte Pumpspeicherkraftwerk Atdorf Naturstromspeicher Gaildorf Windpark Schurwald Windkraftdebatte in Malsch Nationalpark Nordschwarzwald Bundesgartenschau in Mannheim Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen Zweite S-Bahn-Stammstrecke München Karlsruher Kombilösung Hochmoselübergang Flüchtlingsunterkunft Feuerbach Bodan-Werft in Kressbronn Flüchtlingsunterkunft Sindelfingen Sedelhöfe Ulm Stadionneubau Freiburg Krankenhaus Flugfeld Böblingen
20 Hand in Hand: Projekt- und Kommunikations-Management Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung - Alternativen: Vor- und Nachteile kommunizieren; nicht: alternativlos - Pläne und Technikunterlagen vereinfacht darstellen; visualisieren - Verständlich kommunizieren, Fachbegriffe übersetzen Grundlagenermittlung
21 Kritik an Visualisierungen Vorwurf, die präsentierten Bilder und/oder Modelle seien geschönt. Stimmungsvolle Lichtszenarien lenken vom Wesentlichen ab. Durch unnatürliche Wahl der Brennweite werden Eindrücke von Weite oder Enge überhöht dargestellt. Digitale Modelle und Animationen, wie sie bislang in Bürgerbeteiligungsverfahren eingesetzt werden, bieten keine Möglichkeit beliebige Betrachtungsstandpunkte live einzunehmen und die Planungsvarianten direkt in der Diskussion anzupassen um die Auswirkungen sofort erlebbar zu machen. Oft werden Hochglanz-Pläne zu Beginn der Bürgerbeteiligung präsentiert. Dies bietet den Nährboden für Mutmaßungen, die Planung sei bereits fertig, die Bürgerbeteiligung mithin nur eine Alibi-Veranstaltung. Die Visualisierungen sind meist nicht an die verschiedenen Erwartungen der Bürger in unterschiedlichen Planungsphasen angepasst. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer
22 Anforderungen an Visualisierungen Visualisierungen müssen verständlich, d.h. für die relevanten Anspruchsgruppen geeignet sein. Sie müssen informativ und an die jeweilige Planungsphase angepasst sein. Sie müssen transparent sein, d.h. es muss nachvollziehbar sein, auf welcher Basis sie zustande kommen. Sie müssen dynamisch / interaktiv sein, d.h. es müssen Varianten prüfbar und nachvollziehbar sein. Dazu müssen sich die relevanten Parameter interaktiv ändern lassen. Sie müssen nicht nur die Baumaßnahme, sondern auch deren Funktionsweise darstellen. Sie müssen echt sein, d.h. sie müssen auf maßhaltigen, aktuellen und realen Planungsdaten basieren und die gesamte Planung beinhalten. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer
23 Hand in Hand: Projekt- und Kommunikations-Management Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung Grundlagenermittlung - Erneut: verständlich kommunizieren - Pläne verdichtet darstellen; mit Bildern arbeiten - Verfahren erläutern - Botschaften wiederholen - Mitarbeiter für Anhörungen schulen - den Dialog suchen
24 Hand in Hand: Projekt- und Kommunikations-Management Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung - Anwohner über Stand der Arbeiten aus dem Laufenden halten; Ombudsmann aktivieren - Von der Baustelle zur Schaustelle : Bau begreifbar machen - Baustellenmarketing: Schulführungen, Baustellen-Besichtigungen, Tage der offenen Tür... Grundlagenermittlung
25 Hand in Hand: Projekt- und Kommunikations-Management Vergabe Bauausführung Objektbetreuung und Dokumentation Ausführungsplanung Genehmigungsplanung Entwurfsplanung Vorplanung - Eröffnungsfeier - Planungs- und Bauphasen als Erfolgsgeschichte - Zusammenhang zwischen Ingenieurleistungen und gesellschaftlichem Wohlstand - Guten Ruf ausbauen Grundlagenermittlung
26 Akzeptanz durch Kommunikation: der Beitrag der Vorhabenträger Frühzeitig und dauerhaft kommunizieren Bilder verständlich proaktiv Kommunikationsinstrumente nutzen und koordinieren Das Gespräch suchen: zuhören und erklären sorgfältig planen
27 Ansprechpartner Kommunikations-Management Universität Hohenheim Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft Fruwirthstraße Stuttgart Tel
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