Symposium Patientensicherheit 01. Dezember Sicherheitskultur in Praxis und Klinik Eine selbstverständliche ärztliche Verpflichtung
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- Johanna Schneider
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1 Symposium Patientensicherheit 01. Dezember 2008 Sicherheitskultur in Praxis und Klinik Eine selbstverständliche ärztliche Verpflichtung 1
2 Fehler im Gesundheitswesen Pressespiegel Stern: Wenn unsere Ärzte versagen FAZ: Versäumnisse, Versagen, Vorwürfe Medizin im Zwielicht Tagesspiegel: Wenn der Chefarzt droht, wird der Pfusch nur vertuscht AZ: Klinikprofessor: Ärzte machen zu viele Fehler SZ: Tödliche Komplikationen 2
3 Fehler im Gesundheitswesen Pressespiegel BamS Wehren Sie sich gegen Ärztepfusch Millionen Male machen Ärzte alles richtig doch auch Ihnen unterlaufen Fehler: Rund Mal jedes Jahr vermuten Patienten, daß sie falsch behandelt wurden Klärendes Gespräch mit dem Arzt Service-Teams der Krankenkassen Schlichtungsstellen und Gutachterkommissionen Patientenanwälte Selbsthilfegruppen 3
4 Dimension medizinischer Behandlungsfehler US-Studie aus dem Jahr 2000: To Err is human : Jährlich bis Todesfälle durch unerwünschte Ereignisse in US-Kliniken 05/05 BMGS-Studie Behandlungsfehler: 4450 Vorwürfe von Behandlungsfehlern mit tödlichem Ausgang in 5,7% Behandlungsfehler Ursache für Todesfall in 34,1% berechtigter Vorwurf eines Behandlungsfehlers mit nichttödlichem Ausgang 4
5 Aktionsbündnis Patientensicherheit Gutachten April 2007 basierend auf 50 internationalen Studien Todesfälle = 0,1% bei 17 Mio stationären Behandlungsfällen pro Jahr in deutschen Kliniken durch vermeidbare unerwünschte Ereignisse Hauptsächlich betroffene Diagnosen Hüft-Knie-TEP Unterschenkel-Sprunggelenksfrakturen Mamma-Ca Appendizitis Infektionen Arzneimittelnebenwirkungen 5
6 Statistik BÄK April 2007 In Deutschland jährlich 400 Mio Arzt- Patientenkontakte, davon 36 Mio Operationen und Behandlungen Behandlungsfehlervorwürfe jährlich, davon bei Gerichten, Krankenkassen, Haftpflichtversicherungen In , in bei Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern 6
7 Seit 2004 AG Patientensicherheit Ärztekammer Niedersachsen & Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern Vertrauliches Aufgreifen des sensiblen Themas ärztlicher Behandlungsfehler im Sinne einer positiven Fehlerkultur Entwicklung eines Bewusstseins für Fehler als Chance, aus Fehlern lernen Nutzung des umfangreichen, bereits existierenden Behandlungsfehlerpools der Schlichtungsstelle 7
8 Begriffsdefinition Behandlungsfehler und Komplikation Komplikation = nicht geplanter und /oder unerwarteter Verlauf, der die Heilung erschwert, beeinträchtigt oder vereitelt Ein Behandlungsfehler liegt vor bei einem diagnostischen oder medizinischen Eingriff, der medizinisch nicht indiziert war bei dem die unter den jeweiligen Umständen erforderliche Sorgfalt objektiv außer acht gelassen wurde ( Sorgfaltpflichtverletzung ) sowie beim Unterlassen eines nach diesem Maßstab medizinisch gebotenen Eingriff 8
9 Ursache von Fehlern Traditionelle Sichtweise Individuelle Ursache Trainings- und Motivationsdefizit der Mitarbeiter Moderne Fehlerforschung Kommunikationsversagen Teamversagen Organisatorische Mängel Defizite im Selbstverständnis der Organisation 9
10 Begriffsdefinition Fehlerkultur Wandel im Umgang mit Fehlern von Culture of Blame = oberflächlich reaktive Kultur der Schuldzuweisung zu Safety Culture = systemanalytische proaktive Sicherheitskultur mit vorurteilsfreiem Umgang mit Fehlern Nicht wer ist schuld sondern was ist schuld 10
11 AG Patientensicherheit Ärztekammer Niedersachsen & Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern Maßnahmenbündel Kompaktseminar Risikomanagement Regionale Paten Fehler- Veranstaltungen in Bezirken Meldesysteme, z.b.mers Zentrale Auftaktveranstaltung CIRS medical online Chefarzt-Seminar online-fortbildung Materialien Fehler melden Sicherheitskultur entwickeln Take-home-message Appendizitis Jährliches Schwerpunktthema 2006 Coxarthrose 2007 Medikationsfehler/Arzneimitteltherapiesicherheit 2008 Händehygiene 2009
12 AG Patientensicherheit Zentrale Auftaktveranstaltung Appendizitis eine scheinbar banale Diagnose Gesamtzahl Behandlungsfälle jährlich in Niedersachsen (Alle Diagnosen und Therapien): 50 Mio im ambulanten Bereich 1,6 Mio im stationären Bereich Von 2000 bis 2005 insgesamt 280 Appendizitis- Verfahren (Norddeutschland) In 147 Fällen (52%) Behandlungsfehler bejaht Fehlerquote Praxis 69% (46 von 66 Verfahren) Fehlerquote Klinik 45% (101 von 224 Verfahren) 12
13 Intersektoraler Behandlungsprozess: (V.a.) Appendicitis Symptome? Arztkontakt aufnehmen Hausarzt Kontaktieren? Nein Ja Hausbesuch vereinbaren? Nein Ja klin. Diagnostik Zu Haus durchführen Schmerz+Erbrechen+Übelkeit+Temperaturdifferenzen) Überwachung Abwarten/ und körperliche Kontrolle Untersuchung (Palpation und Auskulation des Abdomens, Klopf- Ja Druckschmerz, Abwehrspannung ) Nein Stationäre Behandlung? Ambulant eingehende Anamnese (Schulalter!; Patient In die Praxis einbestellen klinische Diagnostik durchführen Differentialdiagnostik, Überwachung wenn möglich Abwarten/ amb. Bereich Sonographie, Kontrolle Laboruntersuchungen (Leukozyten, CRP) andere abdominale Ja Akuterkrankungen ausschließen Nein Stationäre Behandlung? TEP Ja Krankenhaus durchführen Stationäre(Verlauf der Diagnostik; durchführen Behandlung? Diagnostik I Aufnahme Schussfolgerungen; Interpretationen!) stationäre Pflege Durchfall schließt Appendizitis nicht aus! kurzfristige Kontrolluntersuchung Nein (innerhalb 24 h, besser nach 12h) stationärer Bereich Genaue klinische Dokumentation; Dokumentation der Anweisungen) Anästhesie Team Klinikeinweisung bei V.a. Appendizitis! (Schnittstellen-Kommunikation) Reha. 13
14 Intersektoraler Behandlungsprozess: (V.a.) Appendicitis Diagnostik I Nein OP sofort? nicht-chirurgische Klinik eingehende Anamnese und körperliche Untersuchung (Palpation und Auskulation des Abdomens, Klopf-Druckschmerz, Abwehrspannung ; Temperaturdifferenzen über Rektalmessung) Diagnostik: Sonographie, evt. Radiologie, gezielte Labordiagnostik (komplettes Blutbild, Blutzucker; Leukozyten, CRP Überwachung Urinbefund) Beobachtung (Station) sehr kurzfristige Befundkontrolle! Ja (Achtung! Perforationsgefahr) weitere/ Fachgebietübergreifendes OP Pat. auf OP- Denken (an gezielte planen Plan setzen Appendizitis denken!) Diagnostik II Ja Engmaschige Verlaufskontrolle OP-Vorbereitung TEP Präoperative durchführen Aufklärung (chir.) Präoperative Aufklärung (anästh..) Achtung: Operationsindikation auch bei unauffälligen Laborwerten Transport veranlassen Einschleusen/ Anästhesie einleiten Patient amb. Bereich stationäre Pflege Stat. Bereich/ Chirurgie Anästhesie Team Reha. 14
15 AG Patientensicherheit Ärztekammer Niedersachsen & Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern Oberstes Ziel Fehlerprävention und Fehlervermeidung durch gezielte ärztliche Fortbildung unter Nutzbarmachung der Statistiken der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen mit strikter Berücksichtigung des streng vertraulichen Schlichtungsverfahrens 15
16 Bertold Brecht Buch der Erfahrung Das Schlimmste ist nicht: Fehler haben. Nicht einmal sie nicht bekämpfen, ist schlimm. Schlimm ist, sie zu verstecken. 16
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