Angststörungen im Kindes und Jugendalter
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- Nicole Färber
- vor 8 Jahren
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1 Angststörungen im Kindes und Jugendalter ICD Klassifizierung F 93.0 bis F 93.9 Gleich vorweg: Ängste wachsen sich nicht einfach so in der Entwicklung aus, wenn sie länger bestehen. Das Gehirn lernt vielmehr, dieses Verhaltensmuster auch auf andere Bereiche umzulegen und meist werden die Ängste immer mehr und vielfältiger im Laufe der Zeit. Ängste gehören zur gesunden Entwicklung jedes Kindes. Jede Lebensphase hat auch typische Ängste (z.b: Angst im Dunkeln, Angst vor Neuem, Fremden etc ). Im Normalfall verschwinden sie, wenn die Phase überstanden ist und Kompetenz und ein Umgang mit der Angst gefunden werden kann. Tun sie das nicht, innerhalb einer bestimmten Zeit, sollten Sie unbedingt einen Spezialisten aufsuchen. Aber keinen, der ihrem Kind Medikamente verschreibt. Angst ist also primär ein wichtiger Schutzmechanismus im Menschen, der unserer Sicherheit dient. Wird sie aber zu groß behindert sie uns massiv in unserer Entwicklung und unserer Freiheit und da Leben wird immer enger und zwanghafter, um vermeintliche Sicherheit zu erreichen. In unserer Praxis verzeichnen wir in den letzten beiden Jahren einen auffallend starken Zuwachs dieser, ernstzunehmenden, weil entwicklungshemmenden Störung. Das Robert Koch Institut berichtet in einer Studie zur Kindergesundheit von einem Anteil von 10 % aller Kinder, die unter Angststörungen leiden. Unterschiedliche Formen der Angst: Angst ist nicht gleich Angst, sie hat viele unterschiedliche Inhalte und Auftretensformen. Manchmal ist sie deswegen auch schlecht diagnostizierbar. Wer würde zum Beispiel vermuten, dass das wild herumhüpfende Kind, das alle tyrannisiert und leicht aggressiv wird, in Wahrheit unter Angst und Kontrollverlust leidet und so versucht, sein Umfeld sicherer zu gestalten? Wer würde bei einem sehr ruhigen Mädchen, das kaum spricht, aber immer brav ist und alles erwartungsgemäß erledigt, gleich daran denken, dass es vielleicht Angst hat und wenn diese Angst nicht bestünde, ausgelassener und frech wäre?
2 Die Kinder, die in unserer Praxis vorstellig wurden fielen meist schon im Kindergartenalter auf. Es vergehen jedoch weitere Jahre, bis das Kind in unserer Praxis vorstellig wird und ihm geholfen werden kann. Oft leidet schon das ganze Familiensystem unter den Symptomen. Solange sie zu Hause waren, hat sich die Familie meist mit dem Verhalten des Kindes irgendwie arrangiert. Also klar, wenn Maxi nie bei der Oma oder sonst wo schlafen will, dann gehen die Eltern halt nie alleine mal weg. Hört sich ja nicht so schlimm an Spätestens in der Schule wird es dann aber ein Problem, wenn Fabian nicht auf Schikurs mitfahren will, weil er es nicht aushält, von den Eltern getrennt zu sein, obwohl er ein leidenschaftlicher Schifahrer ist. Auch auf jede Einladung von seinen Freunden erklärt er, er wolle halt nicht. Die Eltern akzeptieren dies was leider falsch ist, wenngleich verständlich. So wird Fabian an seiner Entwicklung hin zur Kompetenz und Autonomie gehindert und je länger dieser Zustand anhält, umso stärker wird dieses Verhalten gefestigt und im Gehirn konditioniert. Das bedeutet, es wird immer schwieriger, dieses Verhalten durch besseres zu ersetzen. Formen der Angst: (nach Horst Dilling, Werner Mombour, Martin H. Schmidt (2002): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien (Auflage: 5), Huber, Bern. ) Hier finden Sie die häufigsten Formen der kindlichen Ängste. Trennungsangst Unrealistische Ängste, das den Eltern oder Bezugsperson etwas zustoßen könnte Andauernder Widerwille oder Weigerung, zur Schule/zum Kindergarten zu gehen, um bei der Bezugsperson oder zu Hause bleiben zu können Anhaltende Abneigung oder Weigerung, ohne Beisein einer engen Bezugsperson oder anderswo als zu Hause zu schlafen Anhaltende, unangemessene Angst davor, allein oder ohne eine Hauptbezugsperson zu Hause zu sein oder alleine in einem Zimmer zu bleiben (ab Schulalter) Wiederholte Albträume, die Trennung betreffend Wiederholtes Auftreten somatischer Symptome (Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Kopfschmerzen) vor, nach oder während der Trennung Extremes und wiederholtes Leiden in Erwartung, während oder unmittelbar nach der Trennung von einer Hauptbezugsperson (z. B. Unglücklich-sein, Schreien, Wutausbrüche, Anklammern).
3 Auch in guten Situationen oft extrem symbiotisches Verhalten. Ständiger Körperkontakt, der den Eltern auch schon zu viel wird. (z.b: die 12 jährige die im Wartezimmer immer am Schoß der Mutter sitzt, der 10 jährige, der der Mutter ständig Busserln gibt auch im Wartezimmer und wenn Fremde dabei sind, der 8 jährige, der nicht alleine in der Trainingsstunde bleiben will, obwohl er sichtlich Spaß daran hat ) Grundsätzlich ist bei Trennungsängsten immer die Familie miteinzubeziehen. Sehr häufig spüren die Kinder die Trennungsängste der Eltern oder eines Elternteils, meist der Mutter und dass diese Zweifel und Ängste haben, ihr Kind würde die Situation bewältigen können. Daher muss hier auch mit den Familienmitgliedern eine Strategie erarbeitet werden, wie dies geändert werden kann, so dass das Kind sich gesund und in Richtung Autonomie entwickeln kann. Phobien Übertrieben ausgeprägte Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, die in bestimmten Entwicklungsphasen von der Mehrheit der Kinder als beängstigend erlebt werden, z. B. laute Geräusche, imaginäre Gestalten (Gespenster), Tiere (Hunde), Dunkelheit oder Gewitter Körperlich sichtbare, typische vegetative Begleiterscheinungen sind Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Atembeschwerden sowie Beklemmungs- und Schwindelgefühle Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten gegenüber solchen Objekten oder Situationen Konfrontation mit dem angstbesetzten Objekt bzw. der angstbesetzten Situation löst ausgeprägte Angst aus und wird typischerweise mit Weinen, Schreien, Fortlaufen oder Anklammern an Bezugspersonen beantwortet. (z:b: Nadeln, Spinnen, Hunde, zum Arzt gehen, Zahnarzt, kurz alleine bleiben, U Bahn, Auto oder Bus fahren, Flugangst Soziale Ängste Anhaltende Ängstlichkeit in sozialen Situationen, in denen das Kind auf fremde Personen, auch Gleichaltrige trifft, mit vermeidendem Verhalten. (will nicht auf Feste mit den Eltern gehen, nur mit den Eltern alleine sein, nicht unter fremden Menschen sein ) Verlegenheit oder übertriebene Sorge über die Angemessenheit des Verhaltens Fremden gegenüber. Wird oft als Schüchternheit abgetan. (z.b: grüßt nicht, schaut Fremde nicht an, spricht nicht, wenn angesprochen, sagt nicht, was es wirklich braucht, wenn es gefragt wird in der Schule )
4 Deutliche Beeinträchtigung und Reduktion sozialer Beziehungen (einschließlich zu Gleichaltrigen), die infolgedessen vermindert sind; in neuen oder erzwungenen sozialen Situationen deutliches Leiden und Unglücklich-sein mit Weinen, Schweigen oder Rückzug aus der Situation. z.b: Geht nicht auf Kinderfeste, übernachtet nicht bei Freunden, Großeltern oder anderen bekannten Personen aus Angst es nicht zu schaffen und aus der Situation nicht zu entkommen, hat wenige Freunde Emotionale Störung mit Geschwisterrivalität Die emotionale Störung mit Geschwisterrivalität ist die Angst, die Zuneigung der Eltern zu verlieren und daher eine Form von Verlustangst Ausgeprägte Konkurrenz mit einem Geschwisterkind um Zuneigung und Aufmerksamkeit der Eltern Überwiegend negative Gefühle dem Geschwisterkind gegenüber, die in schweren Fällen zu offener Feindseligkeit und körperlichen Aggressionen führen können Deutlicher Mangel hinsichtlich positiver Beachtung des Geschwisterkindes und freundlicher Interaktion Regression, oft mit dem Verlust psychophysiologischer Fertigkeiten wie z. B. Blasen- und Darmkontrolle oder der Wunsch wieder gefüttert zu werden, Fläschchen zu bekommen, etc. Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, (z.b: Kind kommt ins Elternbett oder bringt einen Elternteil dazu im Kinderzimmer zu schlafen, braucht endlose Einschlafrituale.) Zunahme von oppositionellem und konfrontierendem Verhalten den Eltern gegenüber wie Wutausbrüche, Provokation, Verweigerung Verstimmungszustände mit Angst, Weinerlichkeit, Unglücklich-sein und sozialem Rückzug
5 Therapie Der wunder.kind Ansatz beachtet all diese Punkte. Wir führen ausführliche Gespräche mit den Eltern, um die Situation und den Grad der Einschränkung abschätzen zu können, instruieren die Eltern, wie sie ihr Kind unterstützen können und beginnen dann mit dem Training. Was ist dabei anders, als anderswo? Wir kombinieren die Behandlung schwerpunktmäßig mit Biofeedback. Biofeedback ermöglicht es den Kindern sehr schnell die erforderliche Sicherheit in sich zu finden und damit legen sich die Angstzustände. Dies führt meist automatisch zu einer Erweiterung des Handlungsspielraums. Zusätzlich erarbeiten wir wichtige Notfallswerkzeuge, die die Kinder schnell und unbemerkt überall anwenden können. So ausgerüstet, erwacht bei den Kindern wieder die natürliche Neugier und der Drang die Welt zu erforschen
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