Lizentiat I. Wirtschaftswissenschaften für Studierende der Rechtswissenschaft
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- Katharina Ursler
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1 Lizentiat I Wirtschaftswissenschaften für Studierende der Rechtswissenschaft 4. Juli 2008 Sie erhalten in der Beilage sechs Aufgaben. Sämtliche Aufgaben sind in den vorgegebenen 3 Stunden zu lösen, nämlich: 4 Aufgaben zur Betriebswirtschaftslehre und 2 Aufgaben zur Volkswirtschaftslehre. Beginnen Sie eine neue Aufgabe stets auf einer neuen Seite und notieren Sie die entsprechende Aufgabennummer deutlich. Geben Sie auf jeder Seite in der Kopfzeile Ihre Prüfungslaufnummer sowie die Seitenzahl an. Pro Aufgabe können maximal 20 Punkte erzielt werden. Viel Erfolg! Prof. Dr. R. Volkart
2 Aufgabe 1: Marketing (20 Punkte) Sie sind TeilhaberIn einer Anwaltskanzlei und als solche(r) auch für das Marketing verantwortlich. Während einer Strategiesitzung kommt ein neues Dienstleistungspaket zur Sprache, welches ihre Anwaltskanzlei aufgrund der Gesetzänderung im Gesellschaftsrecht den Kunden gerne anbieten möchte. Als Marketingverantwortliche(r) möchten Sie einige Abklärungen vornehmen: a) Sie wissen, dass andere Kanzleien ein ähnliches Dienstleistungspaket anbieten wollen. Erste Abklärungen haben ergeben, dass das Marktpotential bei CHF 30 Mio. liegt und das Marktvolumen im ersten Jahr bei zirka CHF 3 Mio. Aufgrund Ihrer Marketingstrategie rechnen Sie damit, dass Ihre Kanzlei mit diesem neuen Produkt im ersten Jahr einen Umsatz von CHF 0.6 Mio. erzielen wird. Berechnen Sie den erwarteten Marktanteil, den Ihre Kanzlei mit der neuen Dienstleistung nach dem ersten Jahr haben wird. Berechnen Sie zudem den erwarteten Sättigungsgrad des Marktes für dieses Produkt nach dem ersten Jahr und erklären Sie den Begriff Marktpotential. (6 Punkte) b) Sie sind der Meinung, dass man vor Beginn der Produkteinführung den möglichen Erfolg der Dienstleistung zuerst mittels einer Marktforschung abschätzen sollte. Hierzu stehen Ihnen die Methoden der Primärmarktforschung und der Sekundärmarktforschung zur Verfügung. Erklären Sie den Unterschied zwischen diesen beiden Methoden. Zeigen Sie zusätzlich mittels Beispielen, wie man die drei unterschiedlichen Erhebungstechniken der Primärmarktforschung in dieser Unternehmung für das neue Produkt umsetzen könnte. (8 Punkte) c) Eine Partnerin möchte sich über die Kommunikationspolitik unterhalten, welche bei der Vermarktung dieses neuen Produktes zur Anwendung kommt. Dabei ist ihr aber nicht ganz klar, was der Unterschied zwischen Public Relation und Werbung ist. Erklären Sie Ihr diese beiden Begriffe, nennen Sie je zwei allgemeine oder spezifische Beispiele und zeigen Sie die Unterschiede auf. (6 Punkte)
3 Aufgabe 2: Unternehmung und Umwelt (20 Punkte) Während der nächsten Strategiesitzung Ihrer Kanzlei wird heftig diskutiert, ob man sich mit einer anderen Kanzlei zusammenschliessen soll. a) Was könnte der Grund für einen solchen Zusammenschluss sein? Erläutern Sie vier Möglichkeiten. (4 Punkte) b) Nebst der Begründung, weshalb ein Zusammenschluss erfolgen soll, stellt sich auch die Frage nach der Form einer solchen Verbindung. Nennen und erklären Sie drei Formen von Unternehmensverbindungen. (6 Punkte) c) Unter den möglichen Kandidaten für einen Zusammenschluss befindet sich auch eine ausländische Kanzlei. Nennen Sie zwei Vorteile und zwei Nachteile, die aus einem solchen internationalen Zusammenschluss spezifisch oder allgemein hervorgehen können. (4 Punkte) d) Bei der Evaluation eines Zusammenschlusses wird auch eine Nutzwertanalyse erstellt. Beschreiben Sie was eine Nutzwertanalyse ist und nennen Sie mindestens 4 Faktoren, welche Sie in die Anforderungen nehmen würden. (6 Punkte) 3/7
4 Aufgabe 3: Finanzbuchhaltung und Unternehmensbewertung (20 Punkte) Die Komix AG weist folgende externe Bilanz per aus: Externe Schlussbilanz der Komix AG per (in CHF 1'000) Kasse? Kreditoren 190 Debitoren 150 Langfristige Bankdarlehen 800 Vorräte 460 Aktienkapital Immobilien Reserven 210 Übriges Anlagevermögen Reingewinn? Zusätzliche Angaben für das Jahr 2007: - Der Verkaufserlös betrug 1' Der Aufwand für Verwaltung und Vertrieb betrug 10% vom Verkaufserlös. - Der Personal- und Sachaufwand belief sich total auf Vom übrigen Anlagevermögen wurden 120 abgeschrieben. - Das langfristige Bankdarlehen wird mit 5% pro Jahr verzinst. - Die Anfangs- und Endbestände der Konten Debitoren, Vorräte und Kreditoren sind identisch. a) Wie hoch sind der Kassenbestand und der Reingewinn in der Bilanz der Komix AG per ? (5 Punkte) b) Wie hoch wäre der Reingewinn der Komix AG im Jahr 2007 gewesen, wenn in diesem Jahr auf der Position Übriges Anlagevermögen stille Reserven im Umfang von 200 neu gebildet worden wären? (5 Punkte) Gehen Sie für die Teilaufgaben c) und d) vom Reingewinn der Aufgabe a) aus. Sollten Sie diesen nicht berechnet haben, verwenden Sie einen Reingewinn von 700 als Approximation. c) Die Generalversammlung der Komix AG beschliesst, eine Dividende von 5% des Aktienkapitals auszuzahlen. Wie lauten die entsprechenden Buchungssätze und wie viel Gewinn bleibt übrig? (Benützen Sie nur Konten, welche in der externen Schlussbilanz aufgeführt sind. Es wird vom Reingewinn der Aufgabe a) ausgegangen, sollten sie diesen nicht berechnet haben, gehen sie von einem Reingewinn von 700 aus). (5 Punkte) d) Gehen Sie davon aus, dass die Komix AG einen ewigen, konstanten Reingewinn von 300 erwirtschaftet. Was ist der Brutto Unternehmenswert der Komix AG gemäss Ertragswertmethode? (Basis: Reingewinn vor Zins, Kapitalisierungssatz 10%) (5 Punkte) 4/7
5 Aufgabe 4: Finanzierung, Kapitalmärkte und Banking (20 Punkte) Die TRANSIT AG ist ein im internationalen Speditionsgeschäft tätiges Transportunternehmen mit eigener Fahrzeugflotte. Die Bilanzsumme der TRANSIT AG beträgt CHF 200 Mio. Die Anlageintensität (Anteil Anlagevermögen am Gesamtvermögen) der Transit AG beträgt 70% und der Eigenfinanzierungsgrad ist 10%. a) Erstellen Sie die Bilanz der TRANSIT AG. (2 Punkte) b) Berechnen Sie den Verschuldungsgrad und den Anlagedeckungsgrad 1 der TRANSIT AG und kommentieren Sie die Ergebnisse der beiden Kennzahlen kurz. (4 Punkte) Für das vergangene Jahr hat die TRANSIT AG einen Reingewinn (Gewinn nach Zinsen) von CHF 10 Mio. ausgewiesen. Der Fremdkapitalkostensatz beträgt 10%. c) Berechnen Sie die Gesamtkapitalrendite der TRANSIT AG. (3 Punkte) d) Geben Sie die Leverage-Formel an und berechnen Sie Anhand dieser die Eigenkapitalrendite der TRANSIT AG. (3 Punkte) Um auf die steigende Nachfrage im europäischen Transportverkehr reagieren zu können, erwägt die TRANSIT AG ihre Fahrzeugflotte zu vergrössern und weitere Standorte in Osteuropa zu erschliessen. Dazu benötigt sie zusätzliches Kapital. e) Nennen Sie drei Möglichkeiten, die der TRANSIT AG zur Finanzierung ihrer Expansionspläne grundsätzlich zur Verfügung stehen. (3 Punkte) f) Welche Form der Kapitalerhöhung ist für die TRANSIT AG sinnvoll? Nennen Sie je einen Vor- und einen Nachteil der von Ihnen vorgeschlagenen Variante der Kapitalbeschaffung. (3 Punkte) g) Erläutern sie den Unterschied zwischen Geldmarkt und Kapitalmarkt. An welchem Markt wird die TRANSIT AG das zusätzliche Kapital für die Expansion beschaffen? (2 Punkte) 5/7
6 Aufgabe 5: Preisbildung (20 Punkte) a) Erläutern Sie das Konzept des Homo Oeconomicus. (3 Punkte) b) Worin liegt der Unterschied zwischen einer Bewegung auf der Angebotskurve und einer Verschiebung der Angebotskurve? (2 Punkte) c) Nennen Sie drei Gründe für eine Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts. Wie verändert sich bei einer normalen Marktsituation in diesem Fall die Gleichgewichtsmenge q* und der Gleichgewichtspreis p*? (4 Punkte) d) Zeichnen Sie für das Gut A in einem Preis-Mengen-Diagramm eine normale Nachfragekurve und eine vollkommen elastische Angebotskurve ein. Nun steigt der Preis des komplementären Gutes B. Wie verschiebt sich die Nachfragekurve des Gutes A? Wie verändern sich die Gleichgewichtsmenge q* und der Gleichgewichtspreis p*? (5 Punkte) e) Der Staat erhebt eine Steuer bei den Anbietern. Wie unter d) ist die Nachfragekurve normal und die Angebotskurve vollkommen elastisch. Zeichnen Sie in einem neuen Preis-Mengen-Diagramm den Effekt der Steuer ein und schraffieren Sie den Steuerertrag des Staates. Wie verteilt sich die Steuerlast auf die beiden Marktseiten (Steuerinzidenz)? Wie verändert sich die Konsumenten- und Produzentenrente? (6 Punkte) 6/7
7 Aufgabe 6: Kostenrechnung (20 Punkte) a) Was versteht man unter (totalen) Durchschnittskosten, variablen Durchschnittskosten und Grenzkosten? Geben Sie eine kurze Definition und beschreiben Sie, wie die Kostenarten berechnet werden. (3 Punkte) b) Charakterisieren Sie das Betriebsminimum und die Gewinnschwelle. (2 Punkte) c) Die lautet das Optimalitätskriterium für die Gewinnmaximierung in einem Markt mit vollständiger Konkurrenz? (1 Punkt) d) Welche Menge wird ein Anbieter in einem Markt mit vollständiger Konkurrenz absetzen, wenn er für seine Güter einen Preis wählt, der über dem Gleichgewichtspreis liegt? (2 Punkte) 2 e) Ein Unternehmen hat die Totalkostenfunktion TC = ,5q + 0,05q. Bei welcher Absatzmenge q betragen die durchschnittlichen Fixkosten AFC 0,25? Wie hoch sind die Gesamtkosten TC, die (totalen) Durchschnittskosten ATC, die variablen Durchschnittskosten AVC und die Grenzkosten MC bei einer Absatzmenge von 100? Welche Menge q* wird das Unternehmen verkaufen, wenn auf dem Markt mit vollständiger Konkurrenz der Gleichgewichtspreis p* 12,5 beträgt? (6 Punkte) f) Das Unternehmen kann in einen neuen Markt expandieren, auf welchem es momentan der einzige Anbieter ist. Die Nachfragefunktion in diesem Markt ist gegeben durch p = 21,5 0, 1q. Wie lautet das Optimalitätskriterium für die Gewinnmaximierung in diesem Markt? Welche Menge wird das Unternehmen verkaufen? (6 Punkte) 7/7
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