Die Farbe des Wissens
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- Maike Rosenberg
- vor 7 Jahren
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1 Die Farbe des Wissens Rassistische Exklusion und Weißsein in universitären Strukturen Dr. Kien Nghi Ha (Berlin)
2 Einwanderung als grundlegender Faktor gesellschaftlicher Veränderungen
3 PISA-Schock Keine Chancengleichheit im Bildungssystem
4 Exzellente Universitäten? Transnationale Kooperation Internationalisierung Gender-Mainstreaming Diversität und Anti-Diskriminierung Kosmopolitismus, Toleranz und Multikulturalismus
5 Gesellschaftliche Kolonialität Koloniale Geschichte und fortlaufende Auswirkungen Moderne / Modernität Kapitalismus und soziale Ungleichheit Rassifizierung und Rassismus Geschlecht und Sexualität Eurozentristische Kultur- und Wissensproduktion Identifikation und Identität Nation und Staatsbürgerschaft Kolonialität der Macht (Aníbal Quijano): Koloniale Machtmatrix in transnationalen Strukturen wie subjektivierenden Prozesse der Vergesellschaftung
6 Was ist institutionelle Diskriminierung? Die Macpherson-Kommission (1999) der britischen Regierung definiert institutionellen Rassismus als das kollektive Versagen einer Organisation, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Kultur oder ethnischen Herkunft eine angemessene und professionelle Dienstleistung zu bieten. Er [der institutionelle Rassismus] kann in Prozessen, Einstellungen und Verhaltensweisen gesehen und aufgedeckt werden, die durch unwissentliche Vorurteile, Ignoranz und Gedankenlosigkeit zu Diskriminierung führen und durch rassistische Stereotypisierungen, die Angehörige ethnischer Minderheiten benachteiligen. Er überdauert aufgrund des Versagens der Organisation, seine Existenz und seine Ursachen offen und in angemessener Weise zur Kenntnis zu nehmen und durch Programme, vorbildliches Handeln und Führungsverhalten anzugehen. Ohne Anerkennung und ein Handeln, um solchen Rassismus zu beseitigen, kann er als Teil des Ethos oder der Kultur der Organisation weit verbreitet sein. (Macpherson 1999: 6.34 zit nach der Übersetzung von Mechtild Gomolla 2008)
7 Diskriminierung und Ungleichheit Gesetzliche Benachteiligungen: Aufenthaltsgesetz, Arbeitserlaubnis, Verfahren für Familienzusammenführung, hohe Hürden zu Staatsbürgerschaft, Institutioneller Rassismus: Exklusion und unfaire Behandlung wie z.b. Racial Profiling Struktureller Rassismus bspw. Arbeitsmarkt: Ausschließung, benachteiligter Zugang und beschränkt auf niedrige Statuspositionen Bildungssystem: Chancenungleichheit und soziale Auslese Alltagsrassismus (Vorurteile, Diskriminierung, Gewalt) Genderspezifische Aspekte: Sexismus und Bedrohung von Frauen, Lesben, Schwule, Inter- und Transsexuelle of Color
8 Tradierte Logiken in der deutschen Arbeitsmigrationspolitik Ist es unvermeidlich, ausländische Arbeiter heranzuziehen, so erscheint es auch sozialpolitisch angezeigt, sie gerade mit den niedrigsten, keine Vorbildung erfordernden und am geringsten entlohnten Arbeiten zu beschäftigen, denn dadurch besteht für die einheimische Arbeiterschaft gleichzeitig der beachtenswerte Vorteil, daß ihr der Aufstieg von der gewöhnlich niedrig entlohnten Tagelöhnerarbeit zu der qualifizierten und gut entlohnten Facharbeit wesentlich erleichtert wird (Dr. Friedrich Syrup (1918); später Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung ) rotierender Ex- und Import jeweils junger frischer Gastarbeiter (Dr. Hans Filbinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg)
9 Arbeitsmigration als gesellschaftlicher Verwertungsprozess Körperliche, schlecht bezahlte und sozial stigmatisierte Arbeit für marginalisierte Gastarbeiter : Schwer- und Konsumindustrie Bergwerke Baugewerbe Gesundheits- und Pflegebereich Hotel, Gastronomie und Reinigung Ausnahme: Geschäftsleute, Diplomaten und Studierende Ökonomischer Bedarf für neue Migrant*innen (seit 1998) Saisonarbeitskräfte (Agrarkultur und Bausektor) Hochqualifizierte in vielen Wirtschaftssegmenten
10 Empirische Studien: Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt OECD-Studie (2007): Migrantische Akademiker *innen fast dreimal so häufig arbeitslos wie (weiße) deutsche Akademiker*innen (12,5 zu 4,4 Prozent) Studie der Uni Konstanz (2010): Bewerber*innen mit deutschen Namen erhielten bei gleicher Qualifikation insgesamt 14 Prozent mehr positive Antworten als Bewerber*innen mit türkischen Namen. Kleine Unternehmen sogar 24 Prozent. Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen (2014): Anzahl der Bewerbung bis zum Vorstellungsgespräch: Türkisch klingende Namen : sieben Bewerbungen Deutsche klingende Namen: fünf Bewerbungen ADS-Pilotstudie (2010): Anonyme Bewerbungen können Chancengleichheit für Frauen und Migrierte bis zum Vorstellungsgespräch erhöhen
11 Universitäre Formen rassistischer Diskriminierung und Exklusion Institutionell: Starke Unterrepräsentation von Deutschen of Color, Muslimen, postkolonialen Migranten und sichtbaren Minderheiten auf allen Ebenen (Lehrende, Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter, Studierende) Epistemisch: Marginalisierung und Nicht-Anerkennung in der akademischem Wissensproduktion (Problem: whitewashing knowledge / rassistisches Wissen) Diskriminierende Alltagskultur (verbale und non-verbale Attacken, rassistische Bemerkungen, Witze etc.)
12 Starke Forschungsdefizite: Exklusion, Diskriminierung, Whiteness
13 The White Male Middle-Class Club
14 Notwendigkeit und Dilemma des Ethnic Monitoring Kategorien wie Ethnizität, Race und Religionszugehörigkeit werden im Unterschied zu den USA oder UK statistisch nicht erfasst Problem der Definition und Zuordnung Reproduzieren solche Kategorien Diskriminierungsprozesse oder machen sie diese lediglich sichtbar und damit politisch verhandelbar? Ermöglichen Monitoringprozesse und zielgruppenorientierte Förderungen sowie Quotenregelungen (affirmative bzw. positive action)
15 Vergleichsstudie 1 Quelle: Vielfalt entscheidet, 2014
16 Vergleichsstudie 2 Quelle: Vielfalt entscheidet, 2014
17 Überlegenes Wissen Gängige Selbstbilder und Ansprüche an wissenschaftliches Wissen gesellschaftlich anerkanntes Wissen rational, logisch, argumentativ überzeugend allgemeingültig (Fakten und Tatsachen) objektiv, aber zumindest intersubjektiv universell (temporal beschränkt, kein kultureller Bias) neutral (unparteiisch, unideologisch, frei und nur der reinen Wissenschaft verpflichtet) methodisch und empirisch verifizierbar wahrheits- und realititätsbasiert
18 Situiertes Wissen Kontextgebundenheit jeglicher Wissensproduktion (zeitlich, kulturell, politisch, sozio-ökonomisch, Geschlecht, sozialer Hintergrund, Ethnizität etc. Histori e Subje ktivität Positi onalit ät Resso urcen Wissen Persp ektivit ät Macht verhäl tnisse Intere sse
19 Wissenschaftliche Begriffe als epistemologische/kulturpolitische Setzungen: Evolutionen und Widerstände Fremd- und Gastarbeiter Ausländer MmM vs. Zuwanderer vs. (postkoloniale) Einwanderer vs. Postmigranten Ethnische Minderheit > sichtbare Minoritäten > People of Color Türkisch-deutsch, Schwarze Deutsche, Asiatische Deutsche, Andere Deutsche, Neue Deutsche, Postmigrant*innen etc.
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