Anbau von Soja? Ergebnisse der Landessortenversuche mit Sojabohnen aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern

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1 Anbau von Soja? Ergebnisse der Landessortenversuche mit Sojabohnen aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern Heiko Thomaschewski, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Sabine Wölfel, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und Dr. Wolfgang Karalus, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Einleitung Sojabohnen werden in Deutschland nur auf 3000 ha angebaut, das Interesse an dieser öl- und proteinreichen Fruchtart nimmt jedoch zu. Der Anbauumfang in Ostdeutschland wird aber begrenzt bleiben, da sich Soja nur dort sicher anbauen lässt, wo mittelfrüher Körnermais reif wird. Dies gewährleisten nur sehr frühe Sorten (000) und mit Einschränkung auch frühe Sorten (00). Bei Sojabohnen bestehen neben den üblichen Zuchtzielen wie Ertrag, Qualität und Standfestigkeit noch weitere Herausforderungen, wie die Höhe des Hülsenansatzes. Tief ansitzende Hülsen erhöhen beim Mähdrusch die Ernteverluste. Kritisch sind weiterhin der Abwurf von Blüten bei Nachttemperaturen unter 8 C, Ertragseinbußen infolge Wassermangels während der Blüte bzw. Kornfüllung sowie das Aufplatzen von Hülsen. Anbauhinweise Ideal sind leichtere, gut erwärmbare Böden mit guter Wasserführung. Bei Sandböden empfiehlt sich Zusatzberegnung. Die Flächen müssen sehr eben sein, um die Verluste bei der Ernte gering zu halten. Die Aussaat sollte von Ende April bis Anfang/Mitte Mai erfolgen. Zu frühe Saat mit nachfolgend ungünstiger Witterung kann zu erheblichen Problemen beim Auflaufen führen! Die Knöllchenbakterien von Soja kommen in unseren Böden nicht vor und müssen deshalb mit dem Saatgut bei der Aussaat ausgebracht werden. Beim Erstanbau sollte die Impfung direkt vor der Saat durchgeführt werden. Sobald sich die Rhizobien etabliert haben, kann fertig geimpftes Saatgut zum Einsatz kommen. Da die Sojabohne begrenzt selbstverträglich ist, kann sie, nachgebaut werden, sofern keine Fruchtfolgekrankheiten (Sclerotinia) auftreten. Stellt man bei der Kontrolle des Knöllchenansatzes (Mitte Juni) fest, dass keine Knöllchen gebildet wurden, ist eine N-Gabe von 50 kg/ha zur Blüte zu vertreten. Die Vegetationsdauer liegt bei etwa 150 Tagen.

2 Sojabohnen reagieren empfindlich auf Wassermangel. Dabei hat die Sojabohne ihren größten Wasserbedarf während der Blüte und der Kornfüllungsphase, also Ende Juli bis August. Durch möglichst frühen Drusch, schon Mitte - Ende September, kann die Verschmutzung der Kornoberfläche verringert werden. Bei später Reife und verspäteter Ernte kann auch schon bei % gedroschen und gleich schonend auf % Wassergehalt heruntergetrocknet werden. Sortenversuche In diesem Jahr wurde die Sojabohnenprüfung in Ostdeutschland um einen Standort in Mecklenburg-Vorpommern (Vipperow) für die sehr frühen Sorten erweitert. Die Ertragsergebnisse der Sorten aus den Landessortenversuchen sind in der Tabelle dargestellt. Das Saatgut wurde unmittelbar vor der Aussaat mit Knöllchenbakterien geimpft. Die Aussaat erfolgte auf allen Standorten Ende April. Der Aufgang wurde relativ spät, bis Mitte der dritten Maidekade, festgestellt. Ein kühler und niederschlagsreicher Mai sorgte dafür, dass sich fast überall gleichmäßige, aber kurz gebliebene Bestände präsentierten. Darauf folgten ab Anfang Juni Hitze und Trockenheit bis Mitte Juli, verbunden mit Temperaturen an bis zu 15 Tagen über 30 C. Blüte und Kornfüllung der Sojabohnen waren jedoch nicht kürzer als üblich. Nach den ergiebigen Niederschlägen im August begannen die Pflanzen noch mal bis in den September hinein zu wachsen, wovon auch die Kornausbildung profitierte. Das kräftige Pflanzenwachstum führte aber auch bei einigen Sorten auf den beiden Lö- Standorten zu Lager und verzögerte auf allen Standorten die Abreife. Die Pflanzen blieben jedoch deutlich kürzer als in anderen Jahren. Insbesondere in Gadegast führte dies, verbunden mit einem sehr geringen ersten Hülsenansatz von nur 9 cm im Mittel, zu Verlusten beim Drusch. Obwohl die Ernte erst ab Mitte Oktober erfolgte, erreichte die Sorte Felix das Stadium der Gelbreife nicht vollständig, so dass bei dieser Sorte in Salbitz eine Ernte nicht durchgeführt werden konnte, in Dornburg grün geschnitten und in Gadegast sich viele grüne Körner im Erntegut befanden. Krankheiten traten bis auf etwas Sclerotinia in Dornburg nicht auf. Die Tausendkornmasse fiel 2010 mit durchschnittlich 200 g höher als in den Vorjahren aus. Die Kornerträge lagen mit 27,3 dt/ha in Dornburg und in Salbitz mit 31,5 dt/ha auf gutem Niveau. Lediglich im Jahre 2007 wurden auf den beiden Lö- Standorten noch etwas höhere Erträge realisiert. In Gadegast und Vipperow blieben die Erträge mit 17,6 und 20,0 dt/ha deutlich hinter denen der besseren Standorte. Die durchschnittlichen Ölgehalte lagen bei 18,5 % und unterschieden sich damit nicht

3 zu anderen Jahren. Die Rohproteingehalte waren mit 36 % in Salbitz niedriger und mit 37 % in Dornburg höher als im Vorjahr. Die Sorten differierten im Rohproteingehalt um 3 %-Punkte. Lediglich die Hochproteinsorte Nova übertraf in diesem Jahr in Salbitz den Wert von 40 % beim RP-Gehalt. Sortenbeschreibung Cordoba erzielte von den dreijährig geprüften Sorten den höchsten Kornertrag. Wegen ihres unterdurchschnittlichen Proteingehaltes liegt sie im Proteinertrag im mittleren Bereich. Aufgrund des hellen Nabels ist sie für Speisezwecke geeignet. Cordoba hat eine hohe TKM, eine schnelle Jugendentwicklung und eine gute Standfestigkeit. Gallec, in diesem Jahr nicht mehr in den Prüfungen, reift früh und ist sehr standfest. Die Sorte besitzt einen hohen kompakten Hülsenansatz und lässt sich dadurch gut dreschen. Durch den hohen Wuchs und die gute Unkrautunterdrückung ist Gallec auch für den ökologischen Anbau gut geeignet. Merlin zeichnete sich durch eine besonders frühe Reife und langjährig stabile Erträge aus. Die Pflanzen im kurzen, kompakten Wuchstyp sind standfest und relativ kleinkörnig. Opaline hat auffallend längliche lanzettförmige Blätter, welche im Falle von lagernden Beständen eine bessere Durchlüftung und Abtrocknung ermöglichen und erzielte überdurchschnittliche Kornerträge und unter dem Mittel liegende Rohproteingehalte. Proteix brachte die besten Leistungen beim RP-Gehalt und ist mit der Kombination von heller Nabelfarbe, größerem Korn und hohem bis sehr hohem Proteingehalt auch für die Speisesojaproduktion interessant. Sigalia erzielte die höchsten Kornerträge und reift in der 00 - Reifegruppe früh ab. Zudem ist ihr Rohproteingehalt sehr hoch. Sie besitzt zudem eine gute Krankheitstoleranz, ist aber sehr großkörnig. Josefine erreicht vom Ertrag her deutlich unter dem Durchschnitt liegende Ergebnisse auf allen Standorten. Sie zeigt jedoch erste Erfolge in Richtung einer niedrigeren Trypsin-Inhibitor Aktivität. Bei der Direktfütterung wäre Freiheit von Trypsin- Inhibitoren im Hinblick auf die bessere Proteinverdaulichkeit wünschenswert. Damit könnte der Toastungsprozess umgangen werden. Die drei zweijährig geprüften Sorten Lissabon, Petrina und Sultana kamen auf hohe Kornerträge, Sultana zudem auf höhere Rohproteingehalte. Von den einjährig geprüften Sorten brachte Aligator auf den Lö-Standorten sehr hohe Kornerträge. Mit Nova stand wieder eine vom Leistungsprofil her Hochproteinsor-

4 te im Sortiment. Sie erbringt unter dem Durchschnitt liegende Kornerträge, liegt im Proteingehalt über den anderen Sorten dieser Reifegruppe, überschritt jedoch nur am Standort Salbitz den Wert von 40 % im Rohproteingehalt. Nicht mehr in den Prüfungen stand Protina, vom Leistungsprofil her ebenfalls eine Hochproteinsorte. Sie liegt im Proteingehalt bei mittlerem Ertragsniveau bis zu 7 %- Punkte über den anderen Sorten dieser Reifegruppe. Protina hat einen dunklen Nabel und ein mittleres bis kleineres Korn. Fazit Sehr früh reife Sorten sind eine Grundvoraussetzung für den Sojaanbau in klimatisch weniger günstigen Lagen, während sich früh abreifende Sorten für klimatisch günstige Regionen eignen. Nach wie vor ist ein Anbau von Sojabohnen unter mitteldeutschen Bedingungen risikobehaftet und daher sorgfältig zu planen. In jedem Fall sollte die Verwertung des Erntegutes vor der Sortenwahl feststehen. Vom Anbau zu später Sorten in ungünstigen Lagen wird abgeraten. Für die Verfütterung sind frühreifende, ertragsstabile Sorten auszuwählen und die Toastungsmöglichkeiten in der näheren Umgebung abzuklären. Vom Standort her sind leicht erwärmbare Böden mit gutem Wasserhaltevermögen als günstig zu beurteilen. Steinige oder klutige Böden scheiden aus. Der hohe Wasserbedarf während der Blüte erfordert ausreichend Sommerniederschläge oder Beregnung. Wassermangel mindert den Hülsenansatz, die TKM und den Proteingehalt. Im Vergleich zu heimischen Leguminosen muss mit höheren Kosten kalkuliert werden, u. a. für Saatgutimpfung, Saatgut und Trocknung des Erntegutes sowie gegebenenfalls für das Toasten.

5 Tab. 1: LSV Sojabohnen in Ostdeutschland Samenertrag, Ölgehalt, RP-Gehalt und Pflanzenlänge Reife grup pe Gadegast Samenertrag bei 91% TS rel. Dorn- Sal- Vippeburg bitz row Mittel ) Ölgehalt in % RP- Gehalt in % Pfl.- länge in cm 2010 dreijährige Prüfergebnisse Anz. Orte Mittel (B) 23,7 18,7 36,2 80 Cordoba 000/ ,4 34,7 96 Josefine ,2 36,9 97 Merlin ,5 35,5 93 Opaline 000/ ,8 35,2 107 Proteix ,1 38,1 104 Sigalia ,2 37,0 102 zweijährige Prüfergebnisse Anz. Orte Mittel (B) 24,8 18,5 35,9 79 Lissabon ,9 35,0 90 Petrina ,8 35,4 91 Sultana ,5 37,4 89 einjährige Prüfergebnisse 2010 Anz. Orte Mittel (B) 25,5 18,4 35,8 69 Aligator ,5 35,6 86 Capnor ,9 35,8 99 Daccor ,8 37,9 85 Felix 0/ Malaga ,4 34,7 90 Nova ,2 38,9 93 Mittelwert 16,8 27,3 31,5 20,0 Reifegruppe: 000 = sehr früh; 000/00 = sehr früh bis früh; 00 = früh Mittel (B): Cordoba, Josefine, Merlin, Opaline, Proteix, Sigalia 1) Mittel der Standorte Gadegast, Dornburg, Salbitz