Herausforderung Ernährungssicherung
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- Elvira Holtzer
- vor 7 Jahren
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1 Herausforderung Ernährungssicherung Gerechte und nachhaltige Landnutzungskonzepte für eine sich ändernde Welt Olaf Tschimpke, NABU Bundesverband DNR Kongress
2 Warum brauchen wir eine Transformation? Unsere Agrarsysteme haben die großen sozialen, ökologischen und ökonomischen Probleme nicht gelöst. Hunger und Armut Situation der Kleinbauern und Ungerechtigkeit Mangelnde Ernährung und Gesundheit Umweltprobleme (Wasser, Land, Biodiversität) 2
3 Nutzungskonkurrenzen Verteilung der Landnutzungsfläche für Ernährung, Futtermittel, Treibstoffe und stoffliche Nutzung (Food, Feed, Fuel, Fibre) Erhalt der Hot-Spots der Biodiversität Degradierte Fläche Lösung Energiepflanzen? Flächenversiegelung (D: 85 ha am Tag) Wasserknappheit & Eutrophierung durch Phosphat + Nitrateintrag Olaf Tschimpke, NABU Bundesverband DNR Kongress
4 Grenzen überschritten? Fleischkonsum: Sojaflächenfußabdruck der EU fast 15 Mio. ha 88 % des Nettoimportes stammt aus Südamerika, hauptsächlich Brasilien und Argentinien Flächenabdruck Fleischkonsum etwa 60 kg pro Person und Jahr : Flächenabdruck von 1.030m² Im Vergleich: Kartoffelkonsum 61 kg pro Person und Jahr Flächenabdruck bei 15 m² Sojaimporte: 17 Mio. Tonnen CO 2 = 25 Prozent der Gesamtemission der Landwirtschaft in D 4
5 Grenzen überschritten? Mehrerträge: Problem Nitrat (Erdölbasiert, energieaufwändig) Virtuelle Landnahme: Deutschland verfügt über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 17 Mio. Ha Bei einer virtuellen Landnahme von fast 7 Mio. Hektar werden über 40 % dieser eigenen Flächenressource außerhalb der EU in Anspruch genommen. 40 % der virtuellen Landnahme Deutschlands sind auf Soja zurückzuführen (EU 50 %) Profiteure sind Monsanto, Cargill, Bungee und die Agrarfonds der Deutschen Bank 5
6 Virtueller Flächenhandel Herausforderungen des Naturschutzes Ort Tag. Monat Jahr 6
7 Weltagrarrat (IAASTD): Wie sichern wir die Welternährung? Die übliche Debatte: Kann der nachhaltige, ökologische, low input Landbau die Welt ernähren? Gegenfrage: Ernährt das populäre industrielle, konventionelle Modell Grüne Revolution die Welt angemessen? 7
8 Unsere Lösung: Forschung und Innovation für eine ökologisch und sozial gerechte Landnutzung Welche Ansätze gibt es? Politik der Bundesregierung: Hightechstrategie, Bioökonomie 2030, Biotechnologie Alternativen: SCAR Bericht, Demokratisierung der Forschung, Lebenstilwandel 8
9 Politik der Bundesregierung Hightech-Strategie 2006 begleitet von der Forschungsunion (Wirtschaft und Großforschungseinrichtungen) Bioökonomierat seit 2008 (Acatech, Wirtschaft und Wissenschaft) Berät die Bundesregierung und entwirft die: Neue Forschungsstrategie zur Bioökonomie 2030 mit 2,4 Mrd. Euro 9
10 Strategie Bioökonomie ,4 Mrd. Euro in den nächsten sechs Jahren gemeinsam von vier Ministerien (BMBF, BMELV, BMZ, BMU), davon 67 % BMBF-Mittel (1,6 Mrd. ) und 28 % BMELV-Mittel (670 Mio. ) Das Programm soll: 1. die weltweite Ernährung sichern 2. gesunde und sichere Lebensmittel produzieren 3. die Agrarproduktion nachhaltig gestalten 4. Energieträger auf Basis von Biomasse ausbauen (511 Mio. ) 5. nachwachsende Rohstoffe industriell nutzen (800 Mio. ) 10
11 Bioökonomie stellt sich grundlegenden Herausforderungen: Welthunger, Klimawandel, Ressourcenknappheit Geht zurück auf die Lissabon Strategie: Knowledge Based Bioeconomy (KBBE) Wird verstanden von der Bundesregierung als: der Weg zu einer nachhaltigen, bio-basierten Wirtschaft, die sich am natürlichen Stoffkreislauf orientiert Doch wer gestaltet die Strategie zu einer grundlegenden Veränderung der Gesellschaft von einer fossilen Wirtschaft in eine biobasierte Wirtschaft? 11
12 Unsere Lösung: Forschung und Innovation für eine ökologisch und sozial gerechte Landnutzung Welche Ansätze gibt es? Politik der Bundesregierung: Hightechstrategie, Bioökonomie 2030, Biotechnologie Alternativen: SCAR Bericht, Demokratisierung der Forschung, Lebenstilwandel 12
13 Alternativen: SCAR Bericht (Standing Committee on Agriculturale Research, EU) Wenn wir uns über Agrarforschung & Innovation unterhalten müssen wir uns entscheiden, welcher Erzählung wir folgen: Produktive Erzählung: setzt auf Steigerungslogik, Patente und Gentechnik, kurz: Bioökonomiestrategie. Suffiziente Erzählung: setzt auf Veränderungen der Nachfrageseite, durch Müllvermeidung, Ressourcenkreisläufe und Verhaltensänderung. 13
14 Alternative: Nachhaltige ökologische Landnutzung Pretty & Hine (2001) belegen für Afrika, Asien, Lateinamerika. Nachhaltige, ökologische Landnutzung: Steigert Erträge der Kleinbauern Schützt kollektive Güter wie Wasser, Gesundheit, Wissen Erfolg dieses Konzepts beruht auf: Landwirtschaftlicher Beratung Sozialem Lernen und Partizipation Netzwerke mit NGOs 14
15 Zwischenfazit: Es gibt keinen Mangel an Wissen: Wir kennen erprobte, erfolgreiche Konzepte zur Landnutzung, die die Gemeingüter erhält und die Ernährung sichert. Der ISTAAD Bericht weist den richtigen Weg. Aber: die Bundesregierung setzt das nicht um! Es gibt einen Mangel an politischem Willen, Demokratie und Transparenz und Agrarpolitik und Agrarforschung Politische Steuerung der notwendigen Transformation findet nicht statt. 15
16 Mangel an den richtigen Institutionen unabhängiges Beratungsgremium Experten aus Forschungseinrichtungen, Ressortforschung und privatwirtschaftliche Forschung: Chemie +Pflanzenzucht: BASF-AG, Dow Agro Science (USA), KWS Saat Ag Andere: RWE-Innogy (Fritz Vahrenholt), Brain Ag (weiße Biotechnologie) Forschung: MPI, FZ-Jülich, Frauenhofer-G., CeBiTech (Lifescience Forschung), Ressortforschung Verband: Bauernverband 16
17 17
18 Wo bleibt die Nachhaltigkeitsforschung? Forschung für eine resilientere Gesellschaft? Entlohnungssysteme wie Publikationen, Lehrstühle, Drittmittelaquise funktionieren nicht inter- oder gar transdiziplinär Biodiversität & Ökologie werden aus den Hochschulen und Lehre verdrängt Sozialökologische Forschung wird mit marginalen Forschungsgeldern unterstützt (nur ein Prozent im neuen Energieforschungsprogramm! 99 Prozent gehen in technische Lösungen!) findet in den Entscheidungsgremien wie Bioökonomierat, Forschungsunion und den politikberatenden Akademien nicht statt 18
19 Wo bleibt die Zivilgesellschaft? Der Umbau der fossilen Ökonomie auf eine pflanzenbasierte Ökonomie ist keine Marginalie, sondern betrifft jeden Bürger und jede Bürgerin Die Sicherung der Welternährung kann nur gelingen, wenn wir unsere Konsummuster ändern Partizipation und Transparenz in den Entscheidungsprozessen führen zu mehr Akzeptanz der Maßnahmen Weitreichende Entscheidungen für unser Zukunft sollten mit möglichst breitem Konsens und Interessensausgleich getroffen werden. Umwelt- und Naturschutzverbände, Entwicklungshilfeverbände Verbraucherschutzverbände, Kirchen etc. stehen für den Schutz der Allgemeingüter und müssen mit einbezogen werden. 19
20 Transformation der Agrarpolitik & Agrarforschung Internalisierung der ökologischen und sozialen Kosten, Drastischer Reduzierung der Futtermittelimporte/Eiweißstrategie Low Input Systeme optimieren Intelligente Biomasseverwertung (Reststoffe, Kaskaden etc.) Soziale und institutionelle Innovationen fördern wie Beratung, Bildung und Ausbildung Transdisziplinäre Forschungsprojekte insb. für Kleinbauern fördern 20
21 Fazit: Der ökologische Fußabdruck unserer Landwirtschaft muss drastisch reduziert werden Die Strategie muss auf Effizienz und Suffizienz ausgerichtet werden Mehr Partizipation und Transparenz Einrichtung eines transdisziplinären Forschungsrates 21
22 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Olaf Tschimpke Präsident des Naturschutzbund Deutschland Charitéstr Berlin Tel:
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