Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner Eröffnung der bayerischen Karpfensaison 1. September 2014, Wiefelsdorf Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax

2 Anrede! Knapp die Hälfte der Kinder (bis 6 Jahre) denken, Fischstäbchen seien eine eigene Fischart (aktuelle Studie von Sea Life Deutschland). Das zeigt, wie wichtig Veranstaltungen wie die heutige sind. Mit der Eröffnung der bayerischen Karpfensaison bringen Sie den Verbrauchern ein Lebensmittel aus der Region näher. Sie erinnern die Bürger daran, dass hier in ihrer Heimat ein Speisefisch allererster Güte erzeugt wird. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Ernährung. Denn: Nur was wir kennen, essen und schätzen wir! Mit etwa ha ist die Oberpfalz der Regierungsbezirk mit der größten Teichfläche. Ich freue mich, die Karpfensaison 2014 hier, in einem der Kerngebiete der bayerischen Karpfenerzeugung (neben Mittel- und Oberfranken), zu eröffnen! S e i t e 1

3 I. Karpfenteichwirtschaft in Bayern und in der Oberpfalz In Bayern liegen ha Karpfenteiche etwa die Hälfte der deutschen Karpfenteiche ( ha) produzierten die bayerischen Teichwirte t Speisekarpfen. In der Oberpfalz hat die Teichwirtschaft eine fast jährige Tradition. Die Hälfte der bayerischen Teiche liegen hier oberpfälzer Betriebe bewirtschaften Teiche und erzeugen rd. 1/3 der bayerischen Karpfen. Unsere Familienbetriebe pflegen ihre Teiche seit vielen Generationen. Sie, Herr Plank, blicken auf eine besonders lange Familientradition zurück: Seit 1477 befindet sich der landwirtschaftliche Betrieb ununterbrochen in den Händen Ihrer Familie! Wie extensiv und naturnah unserer bayerischen Teichwirte wirtschaften, konnten wir heute hautnah verfolgen. Die familiären Strukturen stehen für Tradition. Seit Jahrhunderten hat sich die Karpfenteichwirtschaft S e i t e 2

4 kaum verändert. Der Fisch ernährt sich vom den eiweißreichen Kleinlebewesen im Teich, dem Zooplankton, und erhält zur Ergänzung Getreide sonst nichts! Das garantiert den hervorragenden Geschmack! Der bayerische Karpfen war und ist ein Naturprodukt mit Spitzenqualität und das aus Tradition! II. Aktuelle Probleme der Teichwirtschaft Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Betriebe müssen viele Herausforderungen für eine gute Ernte meistern. Weil die Teiche Bestandteil der Natur sind, siedeln sich darin gefährdete Pflanzen- und Tierarten an. Oft werden daher größere Teichgebiete zu Naturschutz-, Vogelschutz- oder Natura 2000-Gebieten ernannt, wie das Charlottenhofer Weihergebiet oder die Waldnaabaue. Dadurch siedeln sich fischfressende Tiere, wie Kormoran, Graureiher, Gänsesäger und Silber- und Seidenreiher, an. Früher lag der Durchschnittsverlust von Spei- S e i t e 3

5 sekarpfen bei 5%; mit viel Glück liegt er heute bei 20%! In einem Fall konnte Herr Plank von eingesetzten K 1 (1-sömmrige) nur noch 500 K 2 (2-sömmrige) abfischen. In Bayern hat sich die Kormoranproblematik dank des Landtagsbeschlusses vom Mai 2009 etwas entspannt. Die Allgemeinverfügungen, die Arbeitsgruppen am Landesamt für Umwelt (LfU) und 2 Kormoranberater, die das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium gemeinsam finanzieren, haben sich bewährt! Naturschutz und Fischerei führten zum Abschuss des Kormorans ein gemeinsames Untersuchungsprojekt in EU-Vogelschutzgebieten des Aischgrundes durch. Das Ergebnis: Die geregelte Bejagung des Kormorans führt selbst in diesen Schutzgebieten nicht zur Vergrämung seltener und gefährdeter Vogelarten. Es wird Zeit, dass auch andere Teichregionen diese Erkenntnis umsetzen! Auch der Biber macht den Teichwirten zu schaffen. Seine Schäden sind vielfältig und reichen von verstopften Zu- oder Abläufen, untergrabenen Dämmen hin zu beunruhigten Fischen im Winterteich. Die Artenschutz- S e i t e 4

6 rechtliche Ausnahmeverordnung (AAV) ermöglicht den Landratsämtern, Teichgebiete festzulegen, in denen die Teichwirte ohne Einzelgenehmigung Bibern nachstellen können. Ich meine, das sollte noch viel umfangreicher und einheitlich in ganz Bayern umgesetzt werden! Neben den tierischen Bedrohungen war auch das Wetter heuer für den Karpfen nicht leicht. Der Winter war zu warm, die schützende Eisdecke fehlte und die Fische kamen nicht zur Ruhe. Die notwendigen Niederschläge kamen nicht im Winter oder Frühjahr, sondern erst Ende Juni. III. Förderungen Kormorane, Biber und schlechte Witterung machen den Teichwirten zu schaffen. Wenn dann noch verwirrende Vorschriften hinzukommen, haben die Hofnachfolger kein großes Interesse, den Betrieb weiterzuführen. Ich möchte, dass unsere teichwirtschaftlichen Familienbetriebe eine Zukunft haben! Unsere schöne Teich- S e i t e 5

7 Kulturlandschaft kann nur durch Bewirtschaftung erhalten bleiben! Deswegen fördert meine Verwaltung die Teichwirtschaft. Im Rahmen des bayerischen Kulturlandschaftsprogramms unterstützen wir die traditionelle Form der Karpfenteichwirtschaft. Das Programm wird gut angenommen und umfasst mittlerweile ha. Familie Plank hat den Teich, an dem wir heute standen, mit staatlichen Mitteln frisch entlandet und seine Dämme saniert. Ein gelungenes Beispiel dafür, was die Fördergelder unseres Programmes Europäischer Fischereifonds (EFF, , zukünftig Europäischer Meeres- und Fischereifonds) bewirken. In der gesamten Förderperiode haben wir mit 15,7 Mio. EU- und Landesmitteln Investitionen von rd. 35 Mio. angestoßen. Allein in die Oberpfalz flossen 4,7 Mio. Fördermittel und bewirkten Gesamtinvestitionen von 9,5 Mio.. Die Teichregion um Schwandorf hat ein besonderes Angebot unseres Förderprogramms angenommen und das Fischwirtschaftsgebiet Karpfenland Mittlere S e i t e 6

8 Oberpfalz gegründet. Die Aktionsgruppe hat unter der Leitung des Regionalmanagers, Herrn Harald Meier, schon einige Projekte abgeschlossen: Das Grüne Klassenzimmer ist ein Raum zur Fortbildung von Schulklassen direkt am Teich. Die Dauerausstellung im Freilandmuseum Neusath- Perschen zeigt die Geschichte des Karpfens. Und Autobahnhinweisschilder zum Karpfenland Mittlere Oberpfalz führen Touristen in die Region. IV. Schluss All diese Aktionen für die Teichwirtschaft sind nur gelungen, weil die Organisationen gut zusammenarbeiten. Ich danke der Teichgenossenschaft mit ihrem Vorsitzenden, Herrn Graf zu Eltz, und ihrem Geschäftsführer, Herrn Bartmann dem Bezirk mit seinem Präsidenten, Herrn Franz Löffler, und seiner Fachberatung unter Herrn Dr. Ring S e i t e 7

9 dem Fischereiverband Oberpfalz, mit seinem Präsidenten, Herrn Edenhart dem Verband Bayerischer Berufsfischer, mit seinem 1. Vorsitzenden, Herrn Deß, und seinem 2. Vorsitzenden, Herrn Gabsteiger, die sich auf Landesebene erfolgreich in Sachen Fischseuchenverordnung eingesetzt haben sowie dem Vorsitzenden des Fischerzeugerrings Oberpfalz, Herrn Klupp. Mein Dank gilt auch der Familie Plank für die gelungene Abfischung heute Morgen und dem Brauereigasthof Plank für die Bewirtung. Das Wetter und die tierischen Bedrohungen waren für die Fische heuer nicht einfach. Wir erwarten daher eine leicht unterdurchschnittliche Erntemenge von höchstens t. Um die Qualität machen wir uns aber keine Sorgen: Der bayerische Karpfen schmeckt immer! Ich freue mich nun auf das Essen von Frau Brigitte Plank und ihren Kindern Sabrina und Thomas. Die bayerische Karpfensaison ist eröffnet! S e i t e 8