Flavour Hops - Neue Hopfensorten für den Braumarkt

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1 Flavour Hops - Neue Hopfensorten für den Braumarkt Dezember 2011 A. Lutz, J. Kneidl, E. Seigner K. Kammhuber Hopfenzüchtung Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Hopfenforschungszentrum Hüll Gesellschaft für Hopfenforschung

2 Ziele in der Hüller Aromazüchtung Klassische Sorten: traditionelle feine Aromasorten vom Hallertauer Mittelfrüherund Tettnanger-Typ Aromasorten mit etwas stärkerer Betonung der blumigen, krautig würzigen oder fruchtigen Aromanoten (z. B. Saphir, Opal und Smaragd) Neue Zuchtrichtung Flavour Hops bzw. Craft Hops : Trend begann bei den US Craft Brewern Kreuzungen in Hüll seit 2006 Suche nach weniger hopfentypischen, sondern fruchtigen, und exotischen Aromanoten beschleunigte Züchtung und Zulassung von Hopfen mit diesen neuen Aromen

3 Entwicklung der Craft Brewer-Szene der amerikanische Biermarkt wurde und wird immer noch von drei Großkonzernen dominiert vorherrschend sind leichte Lagerbiere mit geringer Bittere einige Individualisten, die nicht aus der Braubranche stammten, starteten als sogenannte Craft Brewer eine Gegenbewegung Charles N. Charlie Papazien gründete 1979 den ersten Verband für Kleinbrauer und ist bis heute der wichtigste Vertreter der Craft Brewer Szene 1984 schrieb er sein Buch für Hobbybrauer mit dem Titel The Complete Joy of Home Brewing. Es wurde bereits mehr als 1 Mio. mal verkauft und genießt als Bibel des Bierbrauens immer noch Kultstatus ab Mitte der 90er Jahre wuchs das Interesse deutlich an

4 Craft Brewer Marktbedeutung Aus einer kleinen verschworenen Insiderszene entstand in nur zwei Jahrzehnten ein Megatrend : die Zahl der Brauereien stieg in den USA von unter 100 im Jahr 1980 auf mittlerweile wieder Brauereien an im 1. Halbjahr 2011 waren 725 Brauereien in Planung die Zuwachsraten sind in den meisten Jahren zweistellig der Absatz lag 2010 bei 11,7 Mio. hl der Marktanteil lag 2010 bei 4,9 % der Bierausstoß stieg im ersten Halbjahr 2011 um 14 % an der Umsatz betrug ,6 Mrd. USD der Umsatzanteil lag 2010 bei 7,6 % der Umsatz stieg in ersten Halbjahr 2011 um 15 % an mittlerweile sind mehr als Personen beschäftigt

5 Flavour Hops für deutsche Biere? Der Bayerische Rundfunk berichtete im August 2011 unter dem Titel Kellnerin, a Orangenbier! Oder lieber ned? in einem Radiobeitrag über Flavour Hops. Dabei gab es auch eine Internetabstimmung mit folgender Frage: Was halten Sie von Bier mit Fruchtgeschmack? 15,1 % finden die Idee spannend. Endlich ein neuer Geschmack fürs alte Getränk. 79,2 % finden es ziemlich ekelig. Bier soll einfach Bier bleiben dürfen. 5,7 % meinten, was soll daran Besonderes sein? Beim Radler ist ja auch Zitrone mit drin.

6 Flavour Hops für deutsche Biere? Aus der Warte der deutschen Brauer ist die rasante Entwicklung der US Craft Brewer-Industrie kaum verständlich, da sie momentan noch das totale Gegenteil des deutschen Trends darstellt während die deutschen Brauer die Jugend als Verbrauchergruppe verlieren, haben die Craft Brewer auch bei der Jugend großen Erfolg. Bier ist in den USA wieder trendy Welche Altersgruppe kauft die US Craft-Biere? 25 % die Baby Boomer (Geburtsjahrgänge ) 45% die Gen-Xers (Geburtsjahrgänge ) 30 % die Millenials (Geburtsjahrgänge )

7 Craft Brewer ein Interessanter Markt? Auch für Hopfenpflanzer und Hopfenhandel ist dieser Markt mittlerweile interessant: der Bierausstoß steigt rasant da die Biere hochpreisig gehandelt werden, können es sich die Brauer leisten, auch für die Rohstoffe gute Preise zu zahlen die Craft Brewer verstehen sich als handwerkliche Brauer. Deshalb halten sich viele an das Reinheitsgebot oder verwenden zumindest nur natürliche Rohstoffe die Craft Brewer setzen etwa das Fünffache an Hopfen je Hektoliter ein (bittere Biere bis 100 BE, Hopfenstopfen) momentan bereits Zentner Hopfen/Jahr. Dies sind 30 % des Hopfenbedarfs in den USA. bis 2020 voraussichtlich mehr Bedarf als die Großbrauer

8 Craft Brewer ein Interessanter Markt? Dieser Markt ist aber auch überaus schwierig: Es gilt die Devise: New is better than good. Dies bedeutet, dass die Brauer ständig auf der Suche nach Innovationen sind. Ein typischer Craft Brewer erzeugt mindestens verschiedene Biersorten Daraus ergibt sich: neue Sorten erlangen nur einen geringen Flächenanteil die Brauer wechseln rasch von einer Sorte zur nächsten sie wünschen stets Top-Qualität mit einer hervorragenden Aromaausprägung die Lebensdauer einer neuen Sorte wird meist auf wenige Jahre beschränkt sein

9 Craft Brewer ein Interessanter Markt? Wie kann dieser Markt mit deutschen Sorten bedient werden? diese Flavour Hops benötigen dauerhaft einen wesentlich höheren Preis, um wirtschaftlich zu sein in den USA werden die Sorten etwa zum doppelten Preis gehandelt eine strikte Flächen- und Mengenregulierung muss durch rigorose Lizenzvereinbarungen gewährleistet sein Freihopfen sind absolut tödlich Flächen ohne Vertragsbindung müssen gerodet werden Flavour Hops bedienen einen Nischenmarkt und sind keinesfalls eine Lösung für die derzeitige Überproduktion und können notwendige Flächenanpassungen nicht ersetzen!

10 Flavour Hops aktuell verwendete Sorten Anbauflächen von Flavour-Hops weltweit Sorte Land Kreuzung Zulassung Anbaufläche 2011 in ha % der Weltfläche Cascade USA ,9 Centennial USA ,7 Chinook USA ,5 Simcoe USA? ,3 Citra USA ,2 HBC 369 USA? 2012? < 5 0,0 Amarillo USA ,1 Delta USA? ,0 Nelson Sauvin NZ? ,1 Galaxy AUS 1997? 20 0,0 Stella AUS?? 20 0,0 Topaz AUS?? 83 0,2 rot = Schätzwert ,0 Gesamtfläche weltweit 2011: 49000

11 Neue Trends in der Hüller Aromazüchtung Schlüsselsubstanzen für spezielle Aromanoten: Ethyl-3-Methylbutanoat = zitrusartig Limonen = zitrusartig Linalool = zitrusartig + blumig Geraniol = blumig, rosenartig 4-Mercapto-4-Methyl-pentan 2-on = schw. Johannisbeere Isoamyl-acetat = Grüner Apfel, Banane 2-Methylbutyl-Isobutyrate = Aprikosen-artig Ätherische Öle von getrockneten Hopfendolden => schwierig Aroma- /Geschmacksnoten im Bier vorherzusagen

12 2007/018/013 Zuchtstamm Neuer Aroma-Zuchtstamm mit angenehm fruchtigem Aroma und einer besonders stark ausgeprägten Mandarinennote, etwas süßlich. Ursprung: Cascade x Hüller männl. Line (94/045/001 x mehltauresist. Wildhopfen) Aromasubstanzen: Gesamtöl 2,1 ml /100 g Dolden Myrcen 71 Beta-Caryophyllen 1,7 Humulen 5,1 Farnesen 1,0 Alpha-Selinen 1,4 Isobutylisobutyrat 0,6 2-Methylbutyl-isobutyrat 1,5 Linalool 0,3 Geraniol 0,6 Nerol 0,1 Citronellol <0,1 Limonen 0,2 Gesamtöl nach EBC 7.10; Einzelsubstanzen in % vom Gesamtöl (EBC 7.12) Ertrag: Reife: mittel - hoch spät Krankheitsresistenz: Falscher Mehltau tolerant Echter Mehltau resistent Welke tolerant Bittersubstanzen: Alphasäuren 9,6 % Betasäuren 5,7 % Cohumulon 33 %