Vorlesung Grundlagen der Sportpädagogik Text der PowerPoint-Präsentation vom
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- Herbert Schuster
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1 Kleindienst-Cachay WS 2005/06 Vorlesung Grundlagen der Sportpädagogik Text der PowerPoint-Präsentation vom Erster Themenbereich: Einführung in Gegenstand, Aufgaben und Methoden der Wissenschaft Sportpädagogik 1. Was versteht man unter der Wissenschaft Sportpädagogik? Was macht sie aus? Was ist ihr Gegenstand? Begriff Pädagogik, griech. pais = Kind, und vom Verb agogein = anleiten, führen, erziehen. D.h.: Sportpädagogik beschäftigt sich mit dem erzieherischen Handeln. Aber: Die einfache Gegenstandsbestimmung reicht für eine Definition der Wissenschaft Sportpädagogik nicht aus! Wieso forschen verschiedene Forscher Verschiedenes innerhalb der Wissenschaft Sportpädagogik? Weil sie den Gegenstand verschieden konstruieren! Wie kommt wissenschaftliche Erkenntnis zustande? Wissenschaftliche Erkenntnis kommt durch die Anlegung von Theorien an einen Gegenstand zustande. 2. Wie ist wissenschaftliche Erkenntnis überhaupt möglich? Kleiner wissenschaftstheoretischer Exkurs Die Sache Sportpädagogik ist an sich nicht erkennbar! Alle Erkenntnis ist illusionär und subjektiv! Daraus folgt: Die Sache Sportpädagogik muss theoretisch konstruiert werden. Es muss bestimmt werden, was unter erzieherischem Handeln und was unter Sport zu verstehen ist. Begründung: Alle Realität wird über Unterscheidungen konstruiert, In der Wissenschaft müssen diese Unterscheidungen kontrolliert eingeführt und in einen systematischen Zusammenhang gestellt werden. Denn: wissenschaftliche Erkenntnis muss für andere nachvollziehbar sein. Ein solches gedankliches Gebäude nennen wir Theorie. Wissenschaftlich beobachtete Realität ist immer eine Konstruktion. Sie ist ein Modell von Wirklichkeit, nicht aber Wirklichkeit selbst! Theorien sind nicht objektiv oder wahr, sondern nur: plausibel 1
2 D.h. während dieser Vorlesung werden alle Gegenstände der Wissenschaft Sportpädagogik unter der Perspektive bestimmter Theorien betrachtet, und d.h. konstruiert. Aber: Jede Theorie hat neben ihrem spezifischen Erkenntniswert auch blinde Flecken. Deshalb: Betrachtung eines Gegenstandes unter der Perspektive mehrerer Theorien 3. Wie konstituiert sich die Sportpädagogik als Wissenschaft? wissenschaftliche Disziplinen konstituieren sich 1. durch ihren Gegenstand und die mit diesem Gegenstand verbundenen Fragestellungen 2. durch ihre Aufgaben als Wissenschaft und durch ihre Methoden 3.1 Gegenstand und Fragestellungen der Sportpädagogik Gegenstand: der sporttreibende Mensch in den verschiedenen Lebensaltern Was ist unter Sport in der Sportpädagogik gemeint? Sport - Teil der Alltagskultur Fünf Bereiche des Sports, die durch die Sportpädagogik beforscht werden: 1. formell organisierter Sport der Vereine und Verbände 2. informell organisiertes Sporttreiben 3. Sport in pädagogischen und in gesundheitsorientierten Institutionen 4. Sport bei kommerziellen Anbietern - Überschneidungsbereiche - 5. Bewegung und Spiel der Kinder Weitere Einschränkungen: - Gegenstand der Sportpädagogik ist das großmotorische Bewegen - Abgrenzung von der Bewegung als Arbeitsmotorik bzw. der Bewegung als Fortbewegungsmittel Was unter Sport zu verstehen ist, eine Frage der individuellen Sinndimensionen des Sporttreibenden. Sport an sich gibt es nicht: - Leistung - Wettbewerb - Gesundheit, - Geselligkeit, - Eindruck - Spannung, Wagnis und Abenteuer 2
3 - Gestaltung und Ausdruck Ergebnis: Der Sportbegriff in der Sportpädagogik folgt einem offenen oder weiten Sportverständnis, er lässt sich gut fassen mit der Begriffstrias: Bewegung, Spiel und Sport 3.2 Hauptfragestellungen, unter denen der sporttreibende Mensch in der Sportpädagogik betrachtet wird: Erziehung, Sozialisation, Lernen, Trainieren. Hinweis: Ausklammerung des Bildungsbegriffs, weil es sich bei ihm um einen der ungenauesten und schillerndsten Begriff in der Pädagogik handelt alle Lebensalter als Forschungsgegenstand der Sportpädagogik Kindheit Jugendalter Erwachsenenalter Seniorenalter 3.3 Was verstehen wir unter Erziehung, Sozialisation, Lernen und Trainieren? 1. Erziehung, zielgerichtetes soziales Handeln, bezweckt eine Verbesserung im Verhalten und in den Verhaltensdispositionen des Lernenden (z. B. tüchtiger, leistungsfähiger, selbständiger, verantwortungsvoller) Ziele der Erziehung hängen von den Wertüberzeugungen der Gesellschaft ab. Erziehung findet innerhalb und außerhalb von speziellen Erziehungsinstitutionen statt. 1. Lernen: Veränderungen der Verhaltensweisen und der ihnen zugrundeliegenden Dispositionen eines Menschen, d.h. z. B. seiner kognitiven und motorischen Fähigkeiten, aber auch seiner emotionalen und sozialen Verhaltensbereitschaften 2. Sozialisation: Erwerb von Werten und Normen der jeweiligen Gesellschaft bzw. gesellschaftlichen Teilgruppe; Sozialisation: nicht zielgerichtet, z. T. nicht beabsichtigt; 3. Persönlichkeit : Durch Erziehung, Sozialisation, Lernen auch in den jeweiligen Bereichen des Sports entwickelt sich die spezifische Persönlichkeit des Menschen 4. Trainieren von motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Trainieren ist Forschungsgebiet der Sportpädagogik, insofern als beim Trainieren sowohl Sozialisations- Erziehungs- und Lernprozesse ablaufen und der Prozess der Persönlichkeitsbildung vorangetrieben wird. Erziehung kann nie wertneutral sein! Dies ist eine Besonderheit der Wissenschaft Pädagogik, weil die Erziehungspraxis immer intentional ausgerichtet ist und damit wertend-normativer Entscheidungen bedarf. Diese Entscheidungen werden von der jeweiligen Gesellschaft beeinflusst. 3
4 Vorschlag für einen wertend-normativen Erziehungsbegriff: Ziel der Erziehung ist der mündige, verantwortungsbewusste und nach moralischen Kategorien (der abendländischeuropäischen Tradition) handelnde Mensch Aber: Erziehung nicht erfolgsgewiss (Kontingenzproblem der Erziehung) Zukunftsorientierung der Erziehung Welche Bedeutung kommt der Sache Sport für Erziehung, Sozialisation und Lernen zu? 4. Theoretische Begründung der Lern- Erziehungs- und Sozialisationsbedürftigkeit des Menschen 3 Begründungen der anthropologischen bzw. evolutionstheoretisch orientierten Pädagogik: 1) der Mensch, eine normalisierte Frühgeburt 2) der Mensch ist instinktreduziert 3) der Mensch, ein weltoffenes Wesen ad 1: normalisierte Frühgeburt unfertiger, durch natürliche Reifungsprozesse nicht ausdifferenzierter, also unspezialisierter Zustand, d.h. der Mensch ist von Natur aus noch nicht festgelegt, und muss die menschliche Lebensweise zunächst im Schutze der Familie erlernen; Gehirnreife abhängig von Sinneseindrücken und damit von den Außenbedingungen, daher höchst störanfällig; höchste Schutz- und Förderbedürftigkeit des jungen Menschen. ad 2: instinktreduziertes Wesen keine Regulierung der Lebensweise durch genetisch vorprogrammierte Steuerungsmechanismen, sondern durch kulturelle Verhaltensmuster, die vom Menschen schöpferisch hervorgebracht, überliefert und erlernt werden müssen; (Bsp.: aufrechter Gang ) ad 3: weltoffenes Wesen Das Tier lebt umweltgebunden, der Mensch lebt in einer offenen Sphäre Distanzierungsfähigkeit exzentrischen Positionalität Selbstreflexion Handlungsfreiheit D.h., dem Menschen ist seine Lebensführung nicht umweltgebunden vorgegeben, sondern er muss sie weltoffen als Aufgabe gestalten. Daraus folgt die Notwendigkeit zum Lernen und der erzieherischen Unterstützung 5. Aufgaben und Methoden der Sportpädagogik als Wissenschaft erste Aufgabe: Deskription und Analyse der Erziehungs-, der Sozialisations-, und Lernprozesse in den 5 Bereichen des Sports Methoden: empirisch-analytisch und /oder hermeneutisch = die empirisch-analytische und/oder hermeneutisch-phänomenologische Aufgabe der Beschreibung des pädagogischen Seins 4
5 Beschäftigung mit dem Wirklichkeitsbereich Bsp. aus der quantitativen Unterrichtsforschung: Messung der realen Bewegungszeit von Schülern im Sportunterricht. Oder: Bsp. Aus der qualitativen Unterrichtsforschung: Beschreibung und Analyse der am häufigsten gewählten Inhalte und Themen im Sportunterricht Oder: Fallstudien zweite Aufgabe: Entwurf von Modellen des Erziehungshandelns aufgrund komplexer Theorien Absicht: Innovationen im pädagogischen Feld herbeizuführen bei diesem zweiten Aufgabenfeld sprechen wir von einer konstruktiv-theoretischen Aufgabe im Bereich des pädagogischen Sollens Beschäftigung mit dem Möglichkeitsbereich, Probleme der Präskription, um normative Entscheidungen, die so oder auch anders ausfallen können Bsp.: Curriculumbausteine als Modelle eines guten Sportunterrichts entwerfen. Oder: Modelle für Ziel- und Inhaltsentscheidungen für die Entwicklung eines neuen Lehrplan dritte Aufgabe: Selbstreflexion darüber, mit welchen Gegenständen und mit welchen Theorien sich die Sportpädagogik beschäftigt. Wo liegen ihre blinde Flecken? vierte Aufgabe: Reflexion der Steuerung von gesellschaftlichen Innovationen und des Transfers von sportpädagogischem Wissen Wie können die Erkenntnisse der Sportpädagogik in verschiedene andere soziale Systeme eingebracht werden? Wechselbeziehung zwischen den 4 Aufgaben 5
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