Die Bedeutung von Insolvenzplanverfahren für die Insolvenzkultur in Deutschland
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- Caroline Hausler
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1 G.I.B. - Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbh Die Bedeutung von Insolvenzplanverfahren für die Insolvenzkultur in Deutschland Erfahrungen aus Forschung und Praxis Christiane Siegel / G.I.B. NRW
2 2 Insolvenzkultur in Deutschland?! Einige Fragen Die Insolvenzrechtsreform von 1999 sollte die Sanierungschancen insolventer Unternehmen erhöhen. Haben sich die Erwartungen des Gesetzgebers - insbesondere in Bezug auf den Insolvenzplan - erfüllt? In Europa ist die Insolvenzkultur geringer ausgeprägt als z. B. in den USA. Die EU plant daher eine Kampagne 2. Chance. Gibt es inzwischen in Deutschland Anzeichen für eine Kultur der 2. Chance?
3 3 und erste Einschätzungen: InsO Gesetzgeber verfolgte mit der InsO u. a. das Ziel, die Sanierungschancen insolventer Unternehmen zu erhöhen. Drohende Zahlungsunfähigkeit (ZU) als Eröffnungsgrund Insolvenzplanverfahren Eigenverwaltung 2007: nur rudimentäre Erkenntnisse, wenig Informationen bzgl. der Zielerreichung Keine belastbaren Angaben, ob bzw. wie und in welchem Umfang die Sanierungschancen insolventer Unternehmen tatsächlich erhöht wurden Erstmalige Ergebnisse: Studie des IfM Bonn Insolvenzplanverfahren
4 4 und erste Einschätzungen: InsO (2) Erwartung des Gesetzgebers: 5 % der insolventen Unternehmen sind sanierungsfähig Haben Unternehmen 2007 bessere Sanierungschancen als vor 1999? Keine verlässlichen Angaben möglich Schätzung: 90% aller Unternehmen werden liquidiert Allgemeine Einschätzung: Übertragende Sanierung ist häufigst gewählte Form der Sanierung Für weniger als 1% aller insolventen Unternehmen wird ein Insolvenzplan vorgelegt
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7 7 Das Prinzip Hoffnung - Erfahrungen aus der Praxis Unternehmen nutzen vorhandene Möglichkeiten zur Sanierung nicht oder zu spät Überwiegend keine Sanierungsfähigkeit mehr gegeben bei Beratungsanfragen an Kammern und Wirtschaftsförderungen Insolvenzantrag ist nach wie vor das allerletzte Mittel Unternehmen stellen zu spät Insolvenzantrag (drohende ZU als Eröffnungsgrund: bisher keine Relevanz, < 1 %) Motive für verspäteten Insolvenzantrag* Psychologische Aspekte (wie Angst vor dem Stigma) Fehleinschätzung der eigenen Lage Rationale Gründe spielen untergeordnete Rolle * Studie von ZIS/Euler-Hermes (2006)
8 8 Sanierungsinstrument Insolvenzplan: (Wie) Wird das neue Instrument genutzt? Insolvenzplan als Sanierungsplan Übertragungsplan Liquidationsplan sonstiger Plan, etwa mit dem Ziel einer privatautonom herbeigeführten Restschuldbefreiung Erste Erhebung bzw. Analyse der vorhandenen Daten: Studie des IfM Bonn (2007) 1999 bis 2006: Pläne (< 1% der Insolvenzfälle) Anzahl der Insolvenzpläne und Qualität der eingereichten Pläne ist vor allem in den letzten Jahren gestiegen Erwartungen konnten bisher nicht erfüllt werden (aber es besteht Hoffnung...)
9 9 Sanierungsinstrument Insolvenzplan: Ergebnisse der Unternehmensbefragung des IfM Einsatz überwiegend zur Sanierung (87,3% der rd. 60 befragten Unternehmen) überwiegend Einzelunternehmen und Freiberufler überwiegend Unternehmen bis 50 Beschäftigte überwiegend Konzeptentwicklung des Insolvenzplans federführend durch Unternehmensleitung (58,0%) Positive Effekte der Insolvenzplanverfahren Höhere Befriedigungsquote für Gläubiger (Ø 20% bei Planannahme; Ø 6% bei Liquidation) Kurze Verfahrensdauer (48,7% bis zu einem Jahr) Durchschnittlich 62% Arbeitsplatzerhalt
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11 11 Sanierungsinstrument Insolvenzplan: Ergebnisse der Unternehmensbefragung des IfM Unterstützungsbedarf aus Sicht der Unternehmen Neustartfinanzierung (72,3%) Finanzierung der Planerstellungskosten (63,8%) Online- und Printinformationen (44,7%) Unternehmensfinanzierung im Insolvenzverfahren (40,4%) Expertenvermittlung (38,3%)
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13 13 Ursache für die geringe Verbreitung von Insolvenzplänen: Ergebnisse der IfM-Studie Unzureichender Bekanntheitsgrad bei Unternehmen, Gläubigern, Beratern, Insolvenzverwaltern, Gerichten Mangelnde Vertrautheit von Insolvenzrichtern und -verwaltern mit Insolvenzplanverfahren, zudem teils fehlende betriebwirtschaftliche Kenntnisse Befund gilt weniger für das Bundesland Sachsen: Vorreiterposition
14 14 Insolvenzplanverfahren nach ausgewählten* Bundesländern (1999 bis 2006) Bundesland Eingereichte Insolvenzpläne absolut absolut Geprüfte Insolvenzpläne Anteil in % Ø Anzahl pro Insolvenzgericht Sachsen ,2 40,0 Baden- Württemberg ,2 8,7 Thüringen ,4 8,3 NRW ,4 6,7 Insgesamt ,0 5,4 Quelle: Schultze & Braun (2007); Zusammenstellung des IfM Bonn * Das vollständige Länderranking steht unter zur Verfügung.
15 15 Insolvenzplan und Insolvenzkultur - Fazit und Empfehlungen Die Stigmatisierung der Insolvenz bzw. von gescheiterten Unternehmer/innen wirkt immer noch. Wir stehen am Beginn eines langwierigen Entwicklungsprozesses: Sanierungen im Insolvenzverfahren sind - nicht nur - für KMU ein neues und gewöhnungsbedürftiges Thema. Das Insolvenzplanverfahren ist ein konzeptionell überzeugendes Instrument, das sich grundsätzlich auch zur Sanierung kleinerer Unternehmen eignet bzw. große Vorteile für Freiberufler/innen hat. Zum Aufbau bzw. zur Festigung einer Insolvenzkultur ist eine grundlegende Umorientierung aller Beteiligten notwendig.
16 16 Insolvenzplan und Insolvenzkultur - Fazit und Empfehlungen (2) Es braucht eine Informations- und Aufklärungskampagne 2. Chance zur sachgerechten Nutzung der vorhandenen Instrumente zur Sanierung bzw. Schuldenregulierung. Sachsen ist - auch auf EU-Ebene - ein Beispiel Guter Praxis, dessen Erfahrungen ausgewertet und genutzt werden müssen. Der übergreifende Erfahrungsaustausch auf Bundesebene sollte intensiviert werden. In diesem Sinne wünsche ich eine anregende Fachdiskussion!
17 17 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Christiane Siegel / G.I.B. NRW Tel / c.siegel@gib.nrw.de Internetgestützter Service zur Krisenberatung: Peter Kranzusch / Institut für Mittelstandsforschung Bonn Tel / kranzusch@ifm-bonn.org Internet: (Suchwort: Insolvenzplan)
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